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DK Grüne Woche <934. Eröffnung am 27. Januar. Die Grüne Woche, die unter der Schirmherrschaft des Reichsbauernführers und Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft, Darr 6, stattfindet, wird am L7. Januar auf dem Mcssegelände am Kaiserdamm in Berlin eröffnet. Sie wird unter Mitwirkung des Reichsnährstandes vom Berliner Ausstellungs-, Messe- und Fremdenverkehrsamt veranstaltet. An dem Aufbau der Grünen Woche beteiligen sich außerdem das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft, das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, das preußische Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten und eine Reihe weiterer Behörden und Verbände. Die Ausstellung dauert bis zum Februar. Von den Polen vschastsLer Fähnrich sreigelassen. Wegen Mangels an „ausreichenden" Gründen. Der Reichswehr-Fähnrich Winkler war zum Weihnachtsnrlaub zu seinen Eltern nach Neubeck bei Tarnowitz gefahren und dort von den polnischen Behörden unter dem Verdacht der Spionage verhaftet worden. Auf Vorstellungen des Generalkonsulats in Kattowitz hat die polnische Staatsanwaltschaft die Untersuchung gegen Winkler beschleunigt. Das Ergebnis war, daß keine „ausreichenden" Gründe Vorlagen und Winkler daher freizulassen war. Er ist bereits nach Deutschland zurückgekehrt. Hi Die polnischen Grubenverwaltungcn in Ostober- fchlesien haben insgesamt vierundvierzig deut schen Grubenbeamten gekündigt. ^6 Hinnchiungen m Rahul. Bühne für die Ermordung des Königs Nadir. Wegen der Verschwörung, die zur Ermordung des Königs Nadir Schah in Kabul geführt hat, sind sechzehn Personen hingerichtct worden. Zwei der Verschwörer wurden zu lebenslänglichen Gefängnisstrafen verurteilt. Abdul Khalil, der Mörder des Königs, soll vor seiner Hinrichtung eingestanden haben, daß er zu dem Anschlag von seiner Geliebten, einer vornehmen jungen Frau, die früher zum Hofstaat des Königs Amanullah gehörte, angestiftet worden sei. Die Frau habe gehofft, daß nach der Ermordung Nadir Schahs im Lande eine Revolution ausbrechen werde, in deren Verlauf Ama n- nllah zurückkehren könnte. MMS MKMßM. Mit 46 600 Mark durchgegangen und gefaßt. Münster. Der Banklchrling Vastring, der bei einer Dank in Münster 46000 Mark unter schlagen hatte und flüchtig wurde, konnte in Aalten (Holland) festgenommen werden. In seinem Besitz befanden sich noch 45 000 Mart. Ein deutscher Kommunist in Schweden verurteilt. Stockholm. Der deutsche kommunistische Schriftsteller Richard Gueptner ist zu drei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Der Verurteilte war am 27. Dezember wegen un befugten Aufenthalts in Schweden verhaftet worden. Drei Deutsche in Spanien an Giftpilzen gestorben. Paris. Havas berichtet aus Madrid: Die Zeitung „Athiorc" meldet, daß unweit der Ortschaft Las Moscas bet Tarif« vier Wanderer, und zwar drei Deutsche und ein Tschechoslowake, auf der Landstraße tot aufgefu ir den worden sind. Es scheint, daß ihr Tod aus den Genuß giftiger Pilze zurückzuführen ist. Der neue rumänische Ministerpräsident ernannt. Bukarest. Die politischen Überraschungen jagen sich in Rumänien. An Stelle des bisherigen Ministerpräsidenten Augclescu ist der Handelsminister Tatarescu zum Ministerpräsidenten ernannt worden. Tatarescu ist der Führer der politischen liberalen Jugend. Das Kabinett ist im übrigen unverändert geblieben. Von T i t u le z^cu liegt immer noch keine Zusage vor. Ungeheure AMgemen des , russischen Hochstaplers. Der Finauzfkandal in Bayonne. Der riesige Bankskandal in Bayonne (Frank reich) wächst sich zu einer der größten Skandalaffären der letzten Jahre ans. Nach den netteren Feststellungen sind für über 40h Millionen Franc gefälschte Bonds in den Handel gebracht worden. Der Hauptschuldige an den Betrügereien ist ein russischer Hochstapler namens Staviski, der sich immer mehr als ein Jndustrieritter und Finanzabenteurer ent puppte, wie ihn Europa bisher kaum gekannt hat. In den Skandal sind hochangesehene politische Persönlichkeiten verwickelt, darunter auch Mitglieder der Regierung, die Namen werden jedoch noch nicht genannt. Eines der größten Pariser Revuetheater, das mit dem Kapital Staviskis arbeitete, ist geschlossen worden. Die französische Presse spricht von dem größten Betrugsskandal seit der Panama-Affäre. * Warum „panamaskaudal"? Der Panamaskandal ist die Bezeichnung für eine große parlamentarische Bestechungsaffäre der französischen Republik. Nachdem die von Lesseps geleitete Aktiengesellschaft zum Bau des Panamakanals Anfang 1889 mit einer riesigen Schuldenlast zusammengebrochen war, wurden viele Abgeordnete beschuldigt, daß sie sich von Lesseps mit Kanalaktien zur Genehmigung der letzten Panama-Anleihen hätten bestechen lassen. Nach Ver urteilung der, Leiter der Panamagesellschaft endete die Wiederaufnahme des Bestechungsprozesses 1897 mit dem formalen Freispruch der Angeklagten. Der Hauptbetrüger Staviski ist eine abenteuerliche Persönlichkeit. Als 14jähriger kam er aus Rußland nach Frankreich. Im Jahre 1909 geriet er zum ersten Male mit dem fran zösischen Gesetz in Konflikt. Er war an vielen zweifel haften Unternehmen beteiligt, so an einem Kinotrust, der- 1923 die breite Öffentlichkeit beschäftigte. Sein neuester Coup war der des Leihhauses von Bayonne, wo er seine ungedeckten Kassenbonds in großen Mengen und in hohen Beträgen ausgeben konnte, weil sie höhere Zinsen brachten, als sonst in Frankreich üblich. Der Betrüger finanzierte die Radikalsozia listische Partei in großem Umfange aus den erschwindelten Geldern. Daraus erklären sich auch seine freundschaftlichen Be ziehungen zu den führenden Männern der Regierung. Der Leiter des Lehrstuhls für Rassenhygiene in Berlin. Den neu errichteten Lehrstuhl für Rassenhygiene an der Ber liner Universität hat Professor Fritz Lenz, der bekannte Mün chener Rassenhygieniker, übernommen. Professor Lenz ist zugleM Abteilungsleiter für Rassenhygiene und Eugenik am Kaiser- Wilhelm-Institut für Anthropologie und Eugenik in Bertin- Dahlem. Lamarr von. lS1 Regina nickte bejahend. Koltau sprang davon wie ein Jüngling, feine Geige zu holen. Regina sah ihm nach. Ein beglückendes Gefühl wollte in ihr aufsteigen. Sie schüttelte den Kopf. Was für törichte Gedanken das waren! Schon stand Viktor Koltau neben ihr. Fast andächtig Uahm der die Geige aus dem Kasten, zupfte liebevoll an den Saiten. Er war ganz blaß vor innerer Erregung. Sie spielten Beethoven. Die Sonaten Nummer vier und fünf, für Klavier und Violine. Sie spielten, als ob sie jahrelang miteinander eingespielt waren. Mit heißen Gesichtern hörten sie endlich auf. Aufatmend sanken ihre Blicke ineinander. Sie sprachen kein Wort, spielten nur. Beethovens Rondo, Sonaten von Schubert, das Largo von Händel. Reginas wundervolle Altstimme sang den Text mit, in italienischer Sprache. „Wunderbar!" flüsterte Koltau, nachdem sie geendet hatte. „Ich war längere Zeit in Rom", berichtete Regina. Sie war beinah froh, sprechen zu können. Sie wollte die seltsame Stimmung unterbrechen, die ihr gefährlich erschien. „Ich habe viele Messen in der Peterskirche gehört." Leise, mit zarter Stimme sang sie das „Ave Maria". Danach blieb es eine Weile ganz still. Viktor Koltau hielt den Kops gesenkt, sah vor sich hin. Plötzlich sah er auf, ihre Blicke begegneten sich von neuem. Verlegen sprang Regina auf. „Mein Gott, wie spät es geworden ist! Zwölf Uhr vorbei." Auch Koltau war aufgesprungen. „Gute Nacht, Vetter!" „Gute Nacht, Regina Er hatte ihre Hand ergriffen, einen heißen Kuß darauf gedrückt. „Ich danke Ihnen! Sie wissen nicht, was Sie mir mit diesem Abend geschenkt haben!" Wie im Traum ging Regina die Treppen hinauf, in ihr Zimmer. Sie starrte auf ihren Handrücken. Hier ... hier hatten seine Lippen geruht. Seine Lippen! Mit einer jähen Bewegung senkte sie den Kopf, preßte sie ihren Mund auf die Stelle, die Viktor Koltau geküßt hatte. Es lag eine verzweifelte Sehnsucht in dieser spontanen Be wegung. Plötzlich kam Regina zu sich. Wie töricht sie war! Wie ein Backfisch, nicht wie eine reife Frau. Ohne Licht zu machen, zog sie sich schnell aus und legte sich zu Bett. Aber es dauerte lange, ehe sie einschlasen konnte. Schon früh am Morgen war sie wieder wach. Ne konnte nicht mehr einschlafen, stand auf, machte sich fertig. Es wehte eine köstliche Morgenluft, als sie durch den Park ging. Gerade schlug es von der Dorfuhr sieben her über. Das würde ein langer Tag werden heute. Wie würde es sein, wenn sie Viktor heute entgegen trat? Nach dem gestrigen Abend. Sie hatte Angst — Angst vor sich selber und ihrer törichten Liebe. Wenn er nur nichts merkte. Sie mutzte versuchen, sich mehr zu sammenzunehmen. Wie lange sollte sie überhaupt noch hierbleiben? Und wie wurde das mit Leonore? Die Ungewißheit über die Schwester peinigte sie oft bis zur Verzweiflung. Sie mutzte wieder nach Hause. Sie konnte nicht solange hier allein bleiben mit Viktor Koltau. Sie war auch gar nicht aus eine längere Abwesenheit eingerichtet. Hatte > nyr das Allernötigste mitgenommen. Neues Ms M« Welt. ^Lehrling mit 46 000 Mark geflohen. Der 17jährige Lehrling Heinrich Vastring, der bei einer Bank in Münster beschäftigt war, ist mit einem Betrag von 46 000 Mark geflüchtet. Man vermutet, datz sich der Defraudant nach Hamburg gewandt hat. Felssturz am Gardasee. Infolge der Eisschmelze ereignete sich am Ufer des Gardasees ein Felssturz. Aus einer unterhalb der Bruchstelle beschäftigten Arbeiter- kolonne wurden zwei Arbeiter getötet. Feuertod von fünf Elefanten. Im Zoologischen Garten von Vincennes bei Paris, der von der Firma Hagenbeck zu der Pariser Kolonialausstellung angelegt worden war, brach Feuer aus. Der Brand konnte rasch gelöscht werden. Jedoch gelang es nicht, einen Schuppen mit fünf Elefanten zu retten. Die Tiere verbrannten bei lebendigem Leibe. Vier Personen an Fleischvergiftung gestorben. In einer Kellerwohnung in Lemberg wurde eine aus vier Personen bestehende Familie tot aufgefunden. Es wird angenommen, daß sie infolge des Genusses von ver dorbenem Speck an Vergiftung gestorben sind. Todcssturz eines deutschen Artisten. In Warschau stürzte der Akrobat Gabdin Rex bei seinem berühmten Saltomortale aus der Zirkuskuppel vor den Augen der entsetzten Zuschauer ab und erlag wenige Minuten später seinen schweren Verletzungen. Gabdin Rex ist ein Deut scher; er stammt aus Dessau und heißt mit seinem bürger lichen Namen Max Gestrig. Fünf Tote bei Kcssclexplosion. In Liberty (Ken- . tucky) ereignete sich eine schwere Kesselexplosion, bei der fünf Personen getötet und zwölf schwer verletzt wurden. Der Zustand von vier Verletzten ist lebensgefährlich. ' Sterilisierung in Oklahoma. Die Leiter der Staats- gefängnisse und der Irrenhäuser des Staates Oklahoma sind angewiesen worden, entsprechend der kürzlich er folgten Ausdehnung des Sterilisierungsgesetzes dreimal rückfällige Verbrecher und unheilbar Irrsinnige zur Sterilisierung anzumelden. Elefant tötet Forscher. Am Fuße des Kilimand-. scharo, im früheren Deutschostafrika, versucht» der Leiter einer englischen Großtierfilmexpedition, Kapitän Crook- shank, einen Elefanten aus nächster Nähe zu filmen. Da bei wurde er von dem wütenden Tier angenommen und getötet. Em Topf für zwei ZÄMiü'en. In einigen bäuerlichen Gegenden unseres Vater landes bestand früher die schöne Sitte, den Mittagstisch für einen unbekannten Gast mitzudecken. Das Eintopfgericht, zu dem wir am ersten Sonntag jeden Monats aufgerufen werden, ist im Grunde ge nommen nichts anderes als die Erneuerung dieser alten Sitte. Die Forderung nach dem Eintopfgericht besagt nichts anderes als: „Jede deutsche Familie hat am Sonntag einen Gast." Es wird nicht verlangt, daß man sich nicht saltesse, es wird nur verlangt, daß man ein fach esse und die freiwillige Enthaltsamkeit dazu be nutzt, einen hungernden Volksgenossen sattzumachen. Das deutsche Volk hat mit einer prachtvollen Einmütigkeit diesen Vorschlag seines Führers aufgegriffen. Es spricht alles dafür, datz das Eintopfgericht eine dauernde Sitte aller Deutschen wird, so wie in vielen Gegenden das Fischessen am Freitag. Auch im Jahre 1934 muß diese Sitte sich noch aus- breiten. Noch sind es bei weitem nicht alle Deutschen, die sich am Eintopfgericht beteiligen, obwohl von Monat Zu Monat größere Sammelcrgebnisse erzielt worden sind. In Berlin sind im Dezember anläßlich des Eintopf sonntages mehr als 500 000 Mark gesammelt worden, das macht je Kops der Bedürftigen etwa 0,45 Mark. Man sieht daraus, wie klein dieser scheinbar so große Betrag gewesen ist, man sicht aber gleichzeitig, daß immerhin für jeden Bedürftigen ein reichliches Eintopfgericht aus dem Erlös beschafft werden konnte. Somit kann sich jede -Hausfrau sagen: „Unser Eintopfgericht macht zwei Familien satt!" Plötzlich klopfte Reginas Herz. Sie hatte Koltaus Schritt vernommen. Schon stand er vor ihr. „Hier finde ich Sie, Regina! So früh schon auf? Haben Sie nicht gut geschlafen? Hier — gerade ist dieses Telegramm gekommen!" Regina riß mit zitternden Fingern die Depesche auf. „O Gott, Lore hat sich verlobt. Gestern nachmittag ist das Telegramm aufgegeben. Lesen Sie selbst, Vetter!" „So ... so ...!" „Ich bin ja so glücklich, datz alles zu einem guten Ende gekommen ist. Aber — Rudolf Altenberg scheint noch nicht zu wissen, wer seine Braut ist." „Nein! Der meint noch immer, daß er sich mit Lore Siebenhühner verlobt hat. Ist doch ein tolles Stück! Wer hätte dem Altenberger solch eine Verrücktheit zugetraut. Da rede einer was! Ein Paar sündhaft schöne Augen — und alles Standesbewutztsein und alle Vorsätze fliegen über den Haufen! Ich bin bloß neugierig, was Rudolf sagen wird, wenn der Schwindel erst ans Tageslicht kommt." „Mein Gott! Wenn das nur erst in Ordnung wäre. Aber ich muß nun auch noch das Ende mitspielen. Lores Telegramm ruft mich nach Berlin. Ich muß sobald als möglich fahren." „Regina!" Erschreckt war Viktor Koltau aufgesprungen und starrte die Frau vor sich an. Daran hatte er gar nicht ge dacht. Ein Zittern war über sie gekommen. Aber sie nahm sich zusammen und sagte leise: „Ich danke Ihnen für Ihre Gastfreundschaft, Vetter! Hoffentlich haben Sie in diesen Tagen ein anderes Bild von der verhaßten und hochmütigen Regina Koltau be kommen." „Ich war ein Narr, Regina! Ich weiß es. Aber nun, Regina — müssen Sie unbedingt schon fort?" „Aber Vetter! Lore kehrt nicht nach Altenberg zurück. Was soll ich dann noch hier?" „Ja, ich weiß es. Es hält Sie nichts in Koltau." Bitter kam es von seinen Lippen. (Forts, sorgt^