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SäcbMcke Mnterabencle Der Sachse ist kein Einzelgänger. Der Sachse sucht Ge selligkeit, und — zu seiner Ehre sei es gesagt, vor allem eine edle, familiäre und gemütliche Geselligkeit. Das ist nicht nur auf dem Lande so, sondern zu einem guten Teil auch in den Städten. Freilich haben sich die Formen dieses Zusammen lebens und die damit verbundenen volkseigenen Bräuche bei uns nicht so unversehrt erhalten, wie in manchen anderen Gegenden des deutschen Reiches, vor allem in solchen, denen von Natur aus eine gewisse Abgeschlossenheit und damit eine reinere Erhaltung alten Brauchtums eigen ist. Denn Sachsen ist von jeher Durchgangsland gewesen, nicht nur für ganze Völker und Heerscharen, sondern auch für den internationalen Verkehr. Und nichts ists so geeignet, fremde Sitten zu ver breiten, wie gerade der letztere Rauhfrost im Erzgebirge Der noch immer anhaltende Rauhsrost im Erzgebirge hat nicht nur außerordentlichen Schaden durch Eisbruch an Bäumen und Ueberlandleitungen angerichtet, sondern auch herrliche Winterbilder in die waldige Bergnatur gezeichnet. Unser Bild zeigt eine wundervolle Winterlandschaft aus dem Wege zur Sprungschanze bei Geising. Das alles Hot aber nicht vermocht, den Charakter des säch sischen Volkes zu wandeln. Diese gutmütige Geselligkeit, die nur zu Unrecht als „Säcks'sche Gemiedlichkeed" bespöttelt wird. Und wer sich die Mühe nehmen würde, dieser Eigenart Les sächsischen Volkes näher auf den Grund zu gehen, der würde sein voreiliges Urteil sehr bald berichtigen und von feinem Spott nur zu gern Massen, da er eines Besseren be- lchrt worden wäre. Denn wie schön ist jenes Beisammensein, wenn im Erzgebirge die Leute „Hutzen gehen", wenn sie in der Lausitz beisammensitzen beim Federschleißen oder wenn sonst überall im Lande die kleinen, gemütlichen ländlichen Feste ge feiert werden, wie das Schützenfest, das mit dem Girlanden winden der Schützensrauen seinen unterhaltsamen Anfang nimmt, der Erntetanz, der Reihenschank im Erzgebirge, den Rosenow in seinem „Kater Lampe" so nett geschildert hat — um nur einiges zu nennen. Besonders aber zur Winterszeit, wenn der Schnee die Hütten vergräbt und es in der Stube „am wärmsten" ist, dann kommen jene gemütlichen Abende, an denen nicht nur die Haus bewohner, sondern auch Freunde und Nachbarn beisammen sitzen, um in stiller Beschaulichkeit oder mit lustigem Singen Mein Sachsenland! Du liebe Heimaterde, Noch hüllt in Schnee und Eis dich Winters Kleid, Doch bald ruft deutscher Lenz sein starkes „Werde"! Dann grün' auch du in alter Herrlichkeit! Epiphanias Nicht so wie in den vorwiegend katholischen Ländern wird der Drei-Königs-Tag in Sachsen gefeiert, immerhin aber ha ben sich in einigen Teilen des Landes alte Sitten noch erhalten. Kein anderer als der sächsische Maler Ludwig Richter, dessen fünfzigster Todestag wir im Juni dieses Jahres begehen werden, ist dazu berufen gewesen, den volkstümlichen Einschlag dieses Tages und die Art, wie man dieses Fest in naiv-frommer Ko stümierung feiert, lm Bild wiederzugeben. Seine schlichte Werse, den Griffel zu führen, wird ja nach all den Auswüchsen einer modern sein wollenden Kunst in neuerer Zeit wieder zu Ehren gebracht, und so wird das Gedenken seines Todestages sogleich ein Besinnen auf altes deutsches künstlerisches Volksgut werden. und Scherzen auch der unwirtlichen kalten Jahreszeit eine gute Seite abzugewinnen. Der dicke Kachelofen, der in der Lausitz oft mitten in der Stube steht, verbreitet seine wohlige Wärme, ein Nachbar nach dem anderen tritt draußen den Schnee von den Füßen und schlägt sich mit den Armen den Frost aus den Gliedern, um dann mit fröhlichem, je nach der Gegend des Landes gefärbtem „Guten Abend" die Freunde zu begrüßen und unter den anderen seinen Platz einzunehmen. Die Haus frau hält auch schon einen Topf warmen Kaffees bereit und der Hausvater weiß einen guten „Korn" in seinem Gewahr sam, den er spendiert, wenn alle beisammen und die Stimmung gehobener zu werden verspricht. Doch das soll nicht mißver standen werden. Man pflegt sich in Sachsen innerhalb der Häuslichkeit nicht zu betrinken. Flasche und Glas wandern em oder zweimal um den Tisch — damit begnügt man sich, und es Letzter Ausmarsch im alten Jai,,. Sturmbannführer Irmler vor seinem Sturmbann V/1V8 in Dresden aus überschneitem Platze. Auch dieses Bild läßt deut lich werden, daß die SA. völlig unbewaffnet ist. genügt auch vollauf, um dem genügsamen Völkchen einmal einen kleinen heiteren Auftrieb zu geben, der ihm die Not und die täglichen Sorgen für ein Weilchen vergessen läßt. Und dazu verhilft ihm weiter der Klang des geliebten Hausinstrumentes, der Ziehharmonika, zu Lem man dann gern alte liebe Volksweisen singt. Der moderne „Schlager" ist für den Tanzboden da, in der häuslichen Gemeinschaft singt man die alten lieben Weisen immer noch. Vor allem im Erzgebirge und im Vogtland hat sich eine Menge schöner mundartlicher Lieder erhalten, die zum Teil auch in das flache Land hinans gedrungen sind. Sie sind es, die von der Gemütlichkeit Ler Sachsen, die in Wahrheit eine Gemütstiefe ist, wahreres Zeug nis ablegen als alle Witzchen vom „Bliemchenkaffee", und so lange jene Lieder noch an langen Winterabenden gesungen werden, die von der Heimat, vom Leben des Bergmanns, von der Weihnachtskrippe oder von der heimischen Ofenbank er zählen, solange wird auch der sächsische Volkscharakter sich in seiner freundlichen Geselligkeit erhalten und festigen. Und ich glaube, das wird wohl immer so sein und Gott sei Dank nie mals anders werden. ldi. Flaggenhissung vor dem Landtagsgebäude Auf vier mächtigen, mit den Symbolen des neuen Reiches, des Landes, dem Hoheitszei chen der Partei und dem Hakenkreuz verzierten Fahnenstangen wurden am Neujahrs morgen vor dem Landtagsgebäude in Dresden die großen Flaggen in den Farben Schwarz-Weitz-Rot, Weih-Grün, mit dem Hakenkreuz und die Reichsflagge mit dem Reichsadler als der Flagge des Reichsstatthalters erstmalig gehißt. Im Zeichen der Arbeitsbeschaffung Der Neubau der Meißner Elbbrücke nach dem Stande am Jahreswechsel. Vorn steht man die fertigen neuen Pfeiler, zwischen denen ein Pfeiler der alten, abzubrechenden Brücke sichtbar wird. Im Hintergründe ragen die Türme der Albrechtsburg und des Domes auf. Dieser Brückenbau ist ein Beweis für den unbedingten Willen zu auf. bauender Arbeitsbeschaffung im neuen Reiche. «erlag Sachsen-Mater, Dresden-N. 3V, Overbeckstr. 21. — Nr. 1. — 4. Januar 1SL4