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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das „Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. !T! Haus, bei Postbcstellung 1,80 RW. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern Iv Stpsg. Alle Postanstalten und Post- Kd-rz'cU Bestellungen m't- Wochenblatt fÜk Wilsdruff U. UMgegLNd Falles od. sonstiger ' Betriebsstörungen besteht Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto deiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreis: die I spaltige Millimeterzeile (46mm breit) 7Rpfg., die 2spaltige Millimeterzeile der amtlichen Bekannt machungen bei direkter Auftragserteilung 11 Rpfg. ohne Nachlaß, die 1 spaltige Text-Millimeterzeile (9vmm breit) 2l)Rpsg. Nachweisungs . Gebühr : . 20 Rpfg. Vorgeschriebene. Erscheinungstage u.Plah- Fernsprecher : Ami Wllsdrufs Nr. 6 Vorschriften werden nach Möglichkeit berücksichtigt. - -- " - -- - — Anzeigen - Annahme bis vormittags 10 Uhr Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Gewahr. Jeder Rabattonspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muh oder dec Auftraggeber in Konkurs gerät.s Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Bossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 6— 93. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 8. Januar 1934 Die Welt in Wassen. Zahlen, die der Deutsche kennen mutz. ML. In immer heftigerem, nervösem Tempo rüstete in den letzten fünfzehn Jahren die Welt auf. Das gegen seitige Mißtrauen ließ die Staaten nicht ruhen, sie rüsteten und rüsteten — obwohl der Versailler Vertrag sie alle zur Abrüstung verpflichtet. Nichts ist für die Beurteilung der europäischen Lage interessanter und aufschlußreicher als die Betrachtung der nüchternen Zahlen der europä ischen Rüstungen. Während Deutschland mit seinen 65 Millionen Einwohnern nur eine Reichswehr von 100 000 Mann, nebst 288 leichten Geschützen und Flaks erlaubt wird, besitzt Frankreich bei 41 Millionen Einwohnern ein stehen des Heer von 6 5 6 0 0 0 Mann, 2150 leichte Geschütze und Flaks, 1050 schwere Geschütze, 3410 Tanks und Straßen panzerwagen, 4500 Krieqsflugzeuge. Polen bei 32 Millionen Einwohnern hat ein Friedensheer von 337 000 Mann, 1700 leichten Ge schützen und Flaks, 450 schweren Geschützen, 320 Tanks und Straßenpanzerwagen, 1000 Kriegsflugzeugen. Es folgt die Tschechoslowakei mit 14,7 Millionen Ein wohnern: Friedensheer l40 000 Mann, 890 leichte Ge schütze und Flaks, 412 schwere Geschütze, 70 Tanks und Straßenpanzerwagen, 950 Kriegsflugzeuge. Belgien mit 8,1 Millionen Einwohnern besitzt an Friedenstrupper 75 000 Mann, 383 leichte Geschütze und und Flaks, 19k schwere Geschütze, 50 Tanks und Straßenpanzerwagen 400 Kriegsflugzeuge. England, die größte Seemacht, besitzt im Frieder 276 000 Mann, 1934 leichte Geschütze und Flaks, 90k schwere Geschütze, 300 Tanks und Straßenpanzerwagen, 2450 Kriegsflugzeuge. Im Vergleich zu Frankreich ist Italiens Stärke gering. 434000 Mann im Frieden, 1240 leichte Geschütze und Flaks. 900 schwere Geschütze, 404 Tanks und Straßenpanzerwagen, 1501 Kriegsflugzeuge. Im Osten hält Sowjetrußland eine Friedensarmce von etwa 1 200 000 Mann, 675 schwere Geschütze, 606 Kampfwagen und eine geheimgehaltene Zahl von Militär flugzeugen, die im Kriegsfall die jedes anderen Staates übertrifft. Im Kriegsfall ergeben sich folgende Verhältnisse: 100 000 Mann Deutsche, 5 Millionen Franzosen und Schwarze, 700 000 Belgier, 3,5 Millionen Polen, 1,5 Millionen Tschechoslowaken. Im Osten stehen im Kriegsfall über sieben Mil li o n e n R u s s e n marschbereit! Zur See kommen hinzu die ungeheuren Rüstungen Englands und Frankreichs. Besonders Frankreich hat in einer Weise mit Kreuzern, Zerstörern und U-Booten ausgerüstet, daß Englands frühere Überlegenheit auf dem Meer schwer bedroht ist. Hinter diesen Heeren und Flotten stehen gewaltig gestei gerte, in Polen ganz neu geschaffene Kriegsindustrien. Und der Schutz der Grenzen und Küsten? An unserer Westgrenze ist nicht nur das ganze linke Rheinufer entmilitarisiert, sondern auch rechts vom Rhein läuft ein entmilitarisierter Streifen von 50 Kilometern, in dem sich keine deutschen Befestigungen befinden dürfen. Auch hinter dieser Zone besitzen wir in Deutschland kaum irgendeine wertvolle Befestigung. Dabei liegt unsere Hauplindustrie vollständig im Wirkungsbereich aus ländischer Kriegsflugzeuge, speziell an den Grenzen und bedürfte besonderen Schutzes. Im Gegensatz hierzu haben alle anderen Länder ihre Befestigungen stark, Frankreich sogar so un geheuer ausgebaut, daß letztere absolut als An griffsfestungen anzusprechen sind, denn ihre Ferngeschütze reichen fast bis München und über das Frankfurter Industriegebiet. Nördlich der Befestigungen, die südlich der Vogesen, auf diesen selbst und vor diesen bei Straßburg und dem Oberrhein entlanglaufen, zieht sich ein 220 Kilometer langes und etwa 30 Kilometer tiefes, 10 bis 15 Kilometer hinter der Grenze liegendes Befestigungssystem, das mit 8 Milliarden Franc errichtet, das ungeheuerlichste ist, was die Welt je gesehen hat. Ties in der Erde fahren die Schnellzüge mit Truppen und Mannschaftstransporten, riesige Vorräte an Muni tion und Lebensmitteln liegen 30 bis 70 Meter unter dem Boden, aus dem nur die verdeckten und versteckten Betonklötze und Panzerkuppeln mit ihren Ge schützen und M.-G. ragen, deren Feuer überall auf gegen seitige Unterstützung eingestellt ist. Zwischen allen Werken und vor ihnen ist eine ganze Landschaft durch Steilhänge, Graben, Betonmauern, Eisengitter, unendliche Drahtver haue verändert und schützt vor Angreifern. Und überall lauert der Tod der unterirdischen Minenfelder. Seit 1925 hat Frankreich seine offiziellen Ausgaben für den Heereshaushali um >00 Prozent auf 2,8 Milliarden Reichsmark jährlich erhöh,, ähnlich Lie anderen uns umgebenden Länder. Dazu kommen aber noch die sicher nicht unerheblichen verschleierten Ausgaben! Das ist das Bild der europäischen Rüstungen, das Bild her Lage, in der man Deutschland die Gleichberechti gung verweigert hat. Angesichts dieser Zahlen crmikt veutschlanll uncl üie Zckmir. Rudolf Heß vernichtet Heßlügen. Unterredung mit einem Schweizer Journalisten. Der Stellvertreter des Führers, Rudols Heß, gewährte dem Vertreter eines schweizerischen Blattes eine Unterredung, in der er zahlreiche in der Schweiz ver breitete Irrtümer, Vorurteile und ausländische Lügen nachrichten über die nationalsozialistische Bewegung in Deutschland mit überzeugender Klarheit und Eindeutig keit zurückwies oder richtigstellte. Auf die Frage, ob es richtig sei, daß das national sozialistische Deutschland unmöglich Sympathien für die demokratische Schweiz hegen könne, antwortete der Stell vertreter des Führers, daß Deutschland seine Sympathien zu anderen Völkern nicht von deren Staatsform abhängig mache. Eine Veränderung der deutschen Sympathie zur Schweiz sei durch den Wechsel im deutschen Regierungs system deshalb nicht eingetreten. Der Pressevertreter wies dann auf den großen Ein druck hin, den das Ergebnis der Reichstagswahlen in der Schweiz hervorgerufen habe, und fragte den Stellver treter des Führers, ob etwas Wahres daran sei, daß, Wie immer noch behauptet werde, „Terror und Angst" die Leute zur Wahlurne getrieben haben. Rudolf Heß wies diese Behauptungen energisch zurück und erklärte, daß die Wahl vom 12. November bekanntlich als freie und geheime Wahl durchgeführt worden sei. Im weiteren Verlauf der Unterredung bezeichnete Rudolf Hetz die in der Schweiz verbreiteten Gerüchte, ein Ziel der nationalsozialistischen Politik sei die „Einver leibung" der deutschen Schweiz in das Reich, als eine der vielen von antideutschen Propagandazentralen im Aus land verbreiteten Lügennachrichtcn. Kein ernsthafter Mensch in Deutschland denke daran, die Unabhängigkeit anderer Staaten auch nur anzulasten. Auch die in französischen Zeitungen verbreitete Behaup tung von einem „Durchmarschplan des deutschen General stabes" durch die Schweiz im Falle eines deutsch-fran zösischen Krieges beweise lediglich, wo die Stören friede der Absicht Hitlers, eine Befriedung Europas herbeizuführen, zu suchen sind. Der Pressevertreter gab dann der freudigen Über raschung Ausdruck, die die Friedensgedanken des Reichs kanzlers in der Schweiz ausgelöst haben, und sagte, man zweifle nicht, daß sie ehrlich gemeint seien, aber man be haupte, daß „maßgebende Unterführer" in der national sozialistischen Bewegung Anhänger einer starken Rüstungs- und Revanchepolitik seien. Auch diese Mei nung kennzeichnete Rudolf Heß als eine Auswirkung der Hetz- und Greuelpropaganda, die die erlogene Behauptung ausgestellt habe, es bestän den zwischen dem Führer und maßgebenden Unter führern Meinungsverschiedenheiten. „In Deutschland", erklärte Heß, „führt nach freiem Entschluß der Deutschen nur einer, und das ist Adolf Hitler." Zum Schluß erklärte Rudolf Heß auf die Frage, ob die geistige Freiheit in Deutschland nicht bedroht sei, ob auf kulturellem Gebiet nicht zu viel reglementiert werde: „Wir reglementieren nicht die Kunst und die Kultur, wir ziehen ihr vielmehr stützende Grenzwälle, die sie vor Zersplitterung und damit vor Unfruchtbarkeit bewahren." Simons Reisebericht in London. Frankreich wurde von ihm bereits von Rom aus unterrichtet. Es hat sich jetzt herausgestellt, warum der englische Außenminister Simon, entgegen allen lieben Gewohn heiten, bei der Rückreise von Rom in Paris trotz zwei stündigen Aufenthaltes in der Botschaft nicht wie sonst die geschätzten Freunde an der Seine sofort ins Bild fetzte. Er hat nämlich trotz der Eilfertigkeit seiner Abreise von Rom vorher noch Zeit gefunden, mit dem dortigen französischen Botschafter, de Chambrun, zu sammenzutreffen und ihm ausführlich zu berichten. Man weiß also in Paris inzwischen genau über alle Einzel heiten der römischen Verhandlungen Bescheid. Unterdessen ist Sir John Simon in London ein- getrosfen und hat dem Ministerpräsidenten Macdonald Vortrag gehalten. Im Laufe der Woche wird das ganze englische Kabinett das Ergebnis der Jtalienreise des man ste geschichtliche Bedeutung des Nein, das Adolf Hitler jedem neuen Diktat entgegenstellt, das die Un gerechtigkeit weiter aufrechterhalten soll, aber auch des Ja, das das deutsche Volk am 12. November zu der wirklichen Friedenspolitik des neuen Deutschland ausgesprochen hat. P. H. Kuntze. Außenministers eingehend beraten. Unterdessen sind auch die beiden englischen Botschafter aus Berlin und Paris in London eingetroffen; sie dürften zu den Beratungen hinzugezogen werden. Daß" man sich in England hinsichtlich der Haltung Frankreichs keinerlei Illusionen hingibt, geht u. a. aus einem sehr aufschlußreichen Bericht des Londoner „Daily Telegraph" über einen angeblich in der französischen Antwortnote enthaltenen „Abrüstungsvorschlag" Frankreichs in der Luft hervor. Es liest sich sehr entgegenkommend, wenn Frankreich angeblich seine Luststreftkräste um die Hälfte vermindern will. Aber die auf diese Weise aus dem aktiven Dienst gezogenen Kampfflugzeuge sollen, so be richtet das englische Blatt, nicht etwa zerstört, sondern nur — in die „Reserve" gestellt werden! Sie würden so also genau wie bisher jederzeit einsatzbereit bleiben. Und selbst die Durchführung dieses plumpen Bluffs macht Frankreich noch von der schon durch Macdonald und Simon wiederholt abgelehnten Inter nationalisierung der Luftmacht abhängig, ferner von einer Deutschland auferlegten „Probezeit" von mehreren Jahren, während der Deutschland nichts für seinen Schutz über das bisherige Maß hinaus tun darf. Mit anderen Worten: nach Frankreichs Willen soll noch auf mehrere Jahre alles beim alten bleiben und Deutschland eine neue diffamierende Probezeit auferlegt werden, ohne Rücksicht darauf, daß eine derartige Zu mutung von deutscher Seite schon wiederholt z u r ü ck g e w i e s e n ist. Man braucht nur noch hinzuzufügen, daß der Pariser „Ercelsior" auch heute noch die Frage aufwersen zu können glaubt, ob man Deutschland nicht noch in den „Völker bund" zurückbringen könne, „o hne ihm seinen Willen zu tun"! Dann hat man das ganze Bild der Unaufrichtigkeit, in der sich die französische Politik heute noch so bewegt, als schrieben wir nicht das Jahr 1934. Sie deutsch-polnischen Seziehungen. Die französische Zeitung „Excelsior" veröffentlicht eine Unterredung mit dem polnischen Außen minister Beck, die sich mit den Beziehungen Polens zu den anderen Ländern beschäfigtigt. Der polnische Außenminister brachte seine Befriedi gung über die Besserung der deutsch-polnischen Be ziehungen zum Ausdruck und sagte, er fürchte, daß diese politische Tat bei gewissen Kreisen Bedauern auslösen Werde, die die deutsch-polnischen Streitigkeiten als pflicht gemäßen Faktor jeder internationalen Zusammenkunft und als festen Bestandteil der als unlösbar geltenden politischen Probleme ansehen. Die freimütige Aussprache mit der Berliner Regierung bestätige, daß die Wirklich keit anders sei, als sie gewisse Zeitungen darzustellen ver sucht hätten. Französischer Schulzwang im Saarg ediet. Eine Beschwerde der „Deutschen Front" an den Völkerbund. Die alle nichtmarxistischen Kreise der Saarbevölke rung umfassende „Deutsche Front", die Franktion der Deutschen Front im Landesrat des Saargebictes, und die Deutsche Gewerkschaftssroni Saar haben erneut eine Denkschrift an den Völkerbundsrat gerichtet, in der sie die Aufmerksamkeit des Völkerbundsrates darauf lenken, daß durch die französische Saargrubenverwaltung und ihrer Angestellten ein unzulässiger und verwerf licher Druck aus die ihnen unterstellten deutschen Bergleute ausgeübi wird, um deren Kinder zum Besuche der französischen Domanialschulen zu zwingen. Die Denkschrift erwähnt, die Regierungskommission habe am 23. Februar I925 öffentlich erklärt, sie wolle die Freiheit der Eltern in der Wahl der Schule für ihre Kinder wie auch jeden, auf den ein unzulässiger Zwang wegen der Wahl der Schule ausgeübt wird, schützen. Die Denkschrift erinnert dann an den Strafprozeß vom 7. Dezember 1933 gegen Landesratsmitglied Dr. Röchling und vier andere Saarländer, wobei drei zehn Zeugen unter Eid aussagten, daß auf sie ein unzulässiger Zwang in der Schulfrage ausgeübt worden sei. Die Denkschrift führt diese Zeugenaussagen wörtlich an und bemerkt, daß es sich nur um eine kleine Auswahl handele. Daraus ergebe sich, daß die Negierungskommisfiott ihre Zusage vom 23. Februar 1925 nicht gehalten habe. In der Denkschrift wird daher der Bölkcrbundsrat gebeten, dafür zu sorgen, daß nötigenfalls durch Entfernung der schuldigen Personen derartige Maßregelungen in Zu kunft unterbleiben.