Volltext Seite (XML)
MsdrufferTageSlait s Nr. 9 —93. Jahrgang Donnerstag, den 11. Januar 1934 Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Postscheck: Dresden 2640 Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und schein, »n allen Werktagen nachmiNaga 4 Uhr. Bezugspreis inonallich 2,— RM. »aten unk' b« dostbestellung r,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern lv Rpsg. Alle Postanstaltcn und Post- Anspruch aus Lieierung der Zcimng oder Kürzung deo^Bezugrpreises. »Schsendung. cingesondier^Schriststüchr alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreis: die l spaltige Millimeterzeile (46mm breit) 7Rpfg., die 2spaltige Millimeterzeile der amtlichen Bekannt-» machungen bei direkter Auftragserteilung N Rpsg. ohneNachlast, die 1 spaltige Text-Millimelerzeile (90mm breit) 20Rpsg.l Nachweisungs-Gebühr: . 20 Rpfg. Vorgeschriebene-t Erscheinungstaye u.Play- Fernsprecher: Amt Wllsdruff Nr. 6 Vorschriften werden nach- Möglichkeit berücksichtigt. - Anzeigen - Annahme bis vormittags IO Uhr Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Gewähr. Jeder-- Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerate Jie kömende MerMMr TMg Der Kreier aus Paris. Frankreichs Propaganda an der Saar. Die Regierungskommission, die im Jahre 1919 unter Aufsicht des sogenannten Völkerbundes dem deutschen Saargebiet aufgezwungen wurde, soll bekanntlich neutral sein. Sie hat in nunmehr vierzehnjährigem Wirken den Beweis erbracht, daß sie sich in der Tat stets als ein ausführendes Organ eben dieses „Völkerbundes", das heißt, also Frankreichs, fühlt. Dementsprechend betreibt sie denn auch eine ihrer vornehmsten gegen wärtigen Ausgaben, die Vorbereitung der für den Januar 1935 vorgesehenen V o lksabstimmung über die Zu gehörigkeit des Saargebietes in der Weise, daß sie mit allen Mitteln die nationaldeutsche Bewegung an der Saar zu unterdrücken versucht und gleichzeitig nicht nur rein französisch gerichtete Tendenzen, sondern auch her gelaufenem marxistischem und separatistischem Gesindel und ähnlichen „deutschen Emigranten" Tür und Tor öffnet. Diese fremde Regierung, deren Auffassung von Neu tralität sich auch noch heute, im Jahre 1934, mit der be rüchtigten „Neutralität" fremdländischer Abstimmungs- kommissionen seinerzeit in Oberschlesien, in Ostpreußen und in Schleswig-Holstein haargenau deckt, hat jetzt das Tragen des deutschen Kriegsopferabzeichens für das Saar- Hebiet verboten mit der Begründung, daß die Organisation der deutschen Kriegsopferversorgung „politischen Charak ter" habe! Gerade diese tendenziöse Begründung gibt An laß, einmal hier kurz aufzuzeigen, wer sich eigentlich im deutschen Saargebiet der politischen Propaganda (um nicht Zu sagen der politischen Verhetzung) bemächtigt hat. Erst vor wenigen Tagen hat der französische Abgeordnete Fribourg vor dem außerordentlichen Ausschuß der Kammer zu behaupten gewagt, es gäbe im Saar gebiet keine französische Propaganda; lediglich die „maßlose" deutsche Propaganda gefährde die Sicherheit der Bevölkerung, während sich Frankreich alle, Beeinflussungsversuchc enthalte. Soviel Worte, soviel Lügen! Frankreich unterhält, seitdem es nach dem Rückzug der deutschen Truppen 1918 das deutsche Saargebiet be setzte, einen ungeheuren politischen Propa ganda-Apparat im Saargebiet. Dieser setzt sich aus einer ganzen Anzahl von Organisationen, Vereinen, Zeitungen und Zeilschriftenunternehmungen zusammen, und ist — natürlich nicht offiziell, Wohl aber unter dei Hand — direkt dem französischen Außen ministerium organisch unterstellt. Selbst verständlich arbeitet die mit außerordentlich großen Geld mitteln ausgestattete französische Propaganda in ständi ger Fühlungnahme und im engsten Einverständnis mit der „neutralen" Negierungskommission, die diese Organi sationen zur Verstärkung ihres eigenen Terrors ausgiebig benutzt. Ebenso selbstverständlich tragen diese französi schen Propagandaorganisationen alle einen mehr oder weniger privaten Charakter, erhalten aber ihre Anweisun gen auf zahlreichen direkten und indirekten Wegen aus dem zuständigen Ressort des Pariser Außenministeriums Schon der Name der Pariser Zentrale ist bezeichnend für die Bestrebungen Frankreichs im Saargebiet: sie heißt „Zentraldienst für nationale Ausdeh nung"! Diese Pariser Zentrale war schon vor zehti Jahren in der Lage, der französischen Propaganda ini Saargebiet alljährlich rund 75 Millionen Franc zur Verfügung zu stellen — man kann sich danach vor stellen, daß Frankreich heute, ein knappes Jahr vor der Saarabstimmung, mit noch viel größeren Geldmitteln dort arbeitet. Daß das heute so vergeblich wie vor zehn Jahren ist, wird der Januar 1935 erweisen. Die französische Propaganda an der Saar ist, vorn organisatorischen Standpunkt aus gesehen, für uns Deutsche sozusagen ein lieber alter Bekannter. Sie ist nämlich in kaum veränderter Form genau dasselbe Groß unternehmen, das in den Jahren 1919bis 1924 di« Rheinprovinz und das gesamte besetzte Gebiet fü, Frankreich von Deutschland loszureißen bemüht war. Nm bat sich die französische Propaganda, die höchst unfreiwillig vom Rhein nach der Saar übersiedeln mußte, heute inso fern um gestellt, als sie angesichts der völligen Aus sichtslosigkeit der Gewinnung dieses rein deutschen Ge bietes für Frankreich mit dem schwindelhaften Trick der aus der ganzen Nachkriegszeit berüchtigt gewordenen „A u - 1 o n o m i e" arbeitet. Man versucht also, diesen dick köpfigen Saardeutschen, die merkwürdigerweise nicht das geringste Verständnis für Frankreichs zweckvolle Liebe haben, einzureden, Frankreich sei ja gar nicht so, es denke nicht daran, sich das Saargebiet einzuverleiben, sondern es wolle den Saarländern, die so unter der Herrschaft Deutschland zu leiden gehabt hätten, überhaupt erst die ^rejhett in der Form eines autonomen Staatswesens bringen, und die große französische Ration werde sich bei läufig ein Vergnügen daraus machen, besagten Saarstaat unter ihre schützenden Fittiche zu nehmen. Die Saardeutschen aber — wie gesagt, es muß ein schrecklich dickköpfiges Volk sein — können sich trotz des ständigen französischen Zuredens in keiner Weise an irgendwelche „Leiden unter der deutschen Herrschaft" er- Der Vorsitzende der in der nächsten Woche beginnen den 7 8. Tagung des Völkerbundsrates wird der polnische Außenminister Beck sein. Es ist die erste Tagung des Rates seit dem Austritt Deutsch lands aus dem Völkerbund. Hauptgegenstand der Tagung wird die Volksabstimmung in Saargebiet sein, zu der jetzt der Rat die Vorbereitungen zu treffen hat. Vor allem soll der Rat den Zeitpunkt der Abstim mung festsetzen. Eine Verlautbarung des Völkerbundes erinnert daran, daß der Rat nach dem Versailler Vertrag „die Freiheit, das geheime Vorgehen und die Ehrlichkeit der Abstimmung zu sichern habe". Außerdem habe der Rat, wie es in der Verlautbarung weiter heißt, nach der Abstimmung durch Mehrheitsbeschluß die Staats zugehörigkeit des Saargebiets zu bestimmen, indem er dem durch die Abstimmung ausgedrückten Wunsch der Bevölkerung Rechnung tragen werde. Der Vorsitzende der Abrüstungskonferenz Hender son wird im Laufe der nächsten Woche in Genf ein treffen, um die Möglichkeiten einer Wiederaufnahme der Abrüstungsverhandlungen zu besprechen. Gaarregierung weiß nichts von Ungerechtigkeiten. Eine neue Auflagenachricht. Die Negierungskommission hat den Blät tern abermals eine Auslagenachricht zugehen lassen, in der sie u. a. erklärte, sie beharre auf dem Stand punkt, daß es jedem Angestellten der französischen Gruben nach den Bestimmungen der Gruben freigestellt sei, seine Kinder in die deutsche oder in die Dominialschule zu schicken, und daß ihm aus diesem freien Entschluß keine Schwierigkeiten von irgend jemand zugefügt werden dürften. Von den Zeugenaussagen, die der Eingabe der Deutschen Front beigegeben seien, sei der Regierungs kommission lein einziger Fall bekannt außer dem des Arbeiters Diesel. Man habe festgestellt, daß die Entlassung erst ein ganzes Jahr nach den Vor kommnissen mit der französischen Schule erfolgt fei. Von feiten der Deutschen Front des Saar gebietes wird hierzu erklärt, es sei begreiflich, daß die Negierungskommission keine Kenntnis von derartigen Fällen einer Ausübung eines Druckes erhalten habe, denn die Betreffenden hätten bald gemerkt, daß jede Beschwerde zwecklos sei. Die Saarbrücker „Landeszeitung" schreibt zu den Er klärungen der Regierungskommission zur Eingabe der Deutschen Front über die Politik der Regierungskom mission, man kenne Wohl kaum ein diplomatisches Akten stück, das in der Form so persönliche Angriffe aufweise wie die Antwort der Regierungskommission auf die Denkschrift. Aufrechte Worte Röchlings. Er stellt den französischen Grnbendireltor bloß. Die Saarbrücker Blätter veröffentlichen einen Brief wechsel, der sich nach dem Röchling-Prozeß wegen der Schulfrage zwischen Röchling und dem Generaldirektor der französischen Saargrutzenverwaltung Guilleaume entwickelt hatte. Röchling weist erneut darauf hin, daß laut Zeugen aussagen im Prozeß im Bereich der Bergwerksdirektion ein Druck auf die Eltern ausgeübt worden ist, die Kinder in französische Schulen zu geben. Er führt die Namen derjenigen Personen an, die sich eines derartigen Drucks schuldig gemacht haben. „Ich bedauere", so heißt es zum Schluß, „diese Haltung ganz außerordentlich; denn wer für so viele Menschen fremder Nationalität und für persönliche Schicksale die Verantwortung trägt, sollte doch dafür sorgen, daß nicht die Nachgeordneten Beamten nach Willkür die Möglichkeit haben, einen Teil der Beleg schaft mit Frau und Kindern vor die Wahl zu stellen, entweder zu hungern oder ihr Vaterland zu verraten. inner«. Wohl aber sehen sie tagaus tagein den mit der nahenden Abstimmung ständig wachsenden politischen Terror, den die Sendlinge Frankreichs, nämlich die Regierungskommission, die französische Gruben verwaltung, die französische Propaganda und politische Verbrecher vom Schlage des Separatisten Matz Braun im Saargebiet ausüben. Die innere Organisation dieses teils offenen, teils versteckten Terrors wollen wir uns ge legentlich noch etwas genauer ansehen. P. A. iL Nachdem Sie als oberster Vertreter Frankreichs in den Fagen des Schicksals und des persönlichen Schutzes der deutschen Bergleute mir als Deutscher die Tür ge wiesen haben, bleibt mir nur der Weg, unseren Brief wechsel der Öffentlichkeit zu übergeben. Diese mag dann das Urteil über Ihre Haltung und die meinige abgeben." Dit VtsMUMU der Aide mmire im sraiizöWtn MMtiW Ausschuß Paris, 10. Januar. In gut unterrichteten französischen Kreisen verlautet über die Mittwochsitzung des Auswärtigen Ausschusses Ler Kammer, daß die Ausschußmitglieder ein mütig den Standpunkt vertreten hätten, die französische Denk schrift setze die feste Stellung Frankreichs, die in der Linie der seit dem Frieden verfolgten allgemeinen Politik lege, klar aus einander. Die Denkschrift fei „kühl vorsichtig". Sie enlhatte, wie sich ein Ausschussmitglied ausgedrückt habe, Angebote, dis Deutschland nicht unbeachtet lassen könne; die aber von Be dingungen abhängig gemacht worden feien, die keineswegs dis Kennzeichnung „unvorsichtig" verdienten. In der Debatte feien verfchiedene Fragen hinsichtlich der Kontrolle der Effektivbe stände und eventueller Sanktionen angeschnitten worden. Der Vorsitzende, Abgeordneter Herriot, habe daraus an Hand von Dokumenten und unter Hinweis aus Tatsachen die englische Auflassung von der Kontrolle und die englische Abneigung gegen den Sanltionsweg auseinandergesetzt. Der Abgeordnete Fribourg habe dann über den Begriff der „Gleichberechti gung" gesprochen, der in Frankreich nicht den gleichen Sinn habe Wie in Deutschland. In Frankreich definiere man „Gleich berechtigung" als das Recht Deutschlands, ein ebenso großes Heer zu besitzen wie das französische und dasselbe Material. Die Deutschen verlangten, daß man ihnen rechtlich die Frei heit zuerkenne, bei ihrer Landesverteidigung analoge Rechte auszuüben, wie Frankreich sie sür seine Landesverteidigung ausube, also ein dem französischen Relrutierungsgesetz ähn liches zu haben. Die Zuerkennung einer solchen Gleichheit würde nach französischer Ansicht daraus hinauslaufen, daß man Deutschland infolge seiner größeren Bevölkerung also eine beträchtliche ziffernmäßige Ueberlegenheit einräumen würde. Abgeordneter Fribourg habe beeantragt, daß bei allen kommenden Verhandlungen aus diesen wesentlichen Meinungs unterschied Rücksicht genommen werde und daß man sich fran- zösischerjeits an die grundsätzliche Erklärung vom 11. Dezember 1932 in Genf halten möge. Abgeordneter Herriot habe ver sprochen, diese Anregung weiterzuleiten, und seinerseits erklärt, der Eindruck der sranzösischen Denkschrift sei, daß Frankreich keineswegs ablehne, mit Deutschland zu sprechen, dass aber selbstverständlch alle anderen an der Lösung des Abrüstungs- Problems interessierten Nationen ebenso an den Verhandlungen teilnehmen könnten und müßten. Nach seiner Ansicht würden den Sonderverhandlungen zwischen den Nationen sozusagen als zweite Phase allgemeine Verhandlungen folgen. Schließlich wird noch bekannt, daß der Abgeordnete Georges Weill sich gegen den Vorschlag ausgesprochen habe, die sranzösische Ge sandtschaft in München in ein Generalkonsulat umzuwandeln. Leitland laßt sich nicht aufhetzen. Außenminister Salnajs über das Ver hältnis zu Deutschland Der lettländische Außenminister Salnajs hielt ein« bedeutsame außenpolitische Rede, in der er u. a. ausführ lich auf die Beziehungen zwischen Lettland und Deutsch land einging und dabei in schärfster Form gegen di« deutschfeindlichen Quertreibereien der lettischen Marxisten Stellung nahm. Der Minister wies zunächst darauf hin, daß die zeit weiligen Schwierigkeiten, u. a. der „B u t 1 e r k r i e g" im Juli vorigen Jahres in einer beide Staaten befriedigen den Weife geregelt worden sei. Die Beziehungen zum Deutschen Reiche hätten sich seit dieser Zeit in korrekter Form entwickelt. Dies hätte jedoch gewissen politischen Kreisen, vor allem den Sozialisten in Lettland, nicht ge fallen. Ebenso wie allen anderen Staaten gegenüber müsse Lettland seine Verträge und Abkommen mit Deutschland einhalten, ja, es wolle diese auch erfüllen, weil das im Interesse des lettischen Staates und Volkes liege. Die außenpolitische Leitung Lettlands wolle in den Grenzen der Verträge alles tun, um die wirtschaftlichen Beziehungen zu Deutsch land zu erweitern. Demgegenüber sei das Ziel der lettischen Sozialisten, daß Lettland als Staar den Mar xisten zu Hilfe komme, um am Kamps für die sozia listische Internationale teilzunehmen, den diese