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MkdmfferÄlgebküt Nr. 78 — 93. Jahrgang Mittwoch, den 4. April 1934 Telegr.-Adr.: „Tageblatt' Wilsdruff-DreL eu Postscheck: Dresden 2640 alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreis: die 1 spaltige Millimeterzeile (46 mm breit) 7Rpfg., die 2spaltige Millimeterzeile der amtlichen Bekannt«» machungen bei direkter Auftragserteilung N Rpfg. ohneNachlaft, die IfpaltigeText-Millimeterzeile (90mm breit) 2ORpfgH Nachweifungs . Gebühr: 20Rpfg. Vorgeschriebeneä Erscheinungstage u.PIatz- Fernsprecheri Ami Wllsdruss Nr. 6 Vorschriften werden nach- Möglichkeit berücksichtigt. —- — —.- Anzeigen - Annahme bis» NatMole Tageszeitung für Landwirtschaft und «s—s« L rr *iein^Ai^yruch^auf .Lieferung „der. Zeitung oder'Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung^n^esandtn^S^ erfolgt nur, wenn Rückpono beiliegt. vormittags 10 Uhr Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Gewähr. Jeder? Rabattonspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oderder^Auftraggeber^in Konkurs^erär^ Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des<Städt-s rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt M ein besseres, MW ZesWM! dann entscheide, entscheide zwischen der im Zeichen ves Geldverdienens stehenden Betätigung und zwischen dem Voll und Vaterland dienenden Verus! Und wähle ihn! sucht. Der Führer antwortete: „Ich weiß ja, daß Sie diese Frage stellen, um mein Verhältnis zu meinen Mitarbeitern klarzu stellen und nicht etwa, weil Sie persönlich deren Loyalität in Frage stellen. Es wäre ja wirklich eine Verleumdung, irgendeinem der Männer, die Jahr um Jahr zu mir gestanden haben, zu unterstellen, daß sie etwa den Wunsch hätten, mich heraus zudrängen. Die Welt hat nie ein schöneres Beispiel von blinder Einfühlung erlebt als das, welches meine Mitarbeiter geben. Viel leicht liegt der Grund, warum Märchen dieser Art ent stehen» in der Tatsache, daß ich mich nicht etwa mit Nullen umgeben habe, sondern mit wirklichen Männern. Nullen sind rund. Die Männer um mich sind kantige, aufrechte Männer. Wenn nun eine solche Gruppe von machtvollen Persönlichkeiten zusammenkommt, so ist es unausbleiblich, daß einmal eine Reibung vorkommt. Aber noch niemals hat ein einziger der Männer, die mir Gefolgschaft leisten, versucht, seinen Willen mir aufzu zwängen. Ganz im Gegenteil, sie haben in bewunde rungswürdiger Weise sich meinen Wünschen unter geordnet." — Die letzte Frage Lochners lautete: „Wie bringen Sie es fertig, Ihre Hand am Puls der Nation zu behalten? Wie halten Sie den Kontakt mit dem einfachen Mann aufrecht?" Der Führer antwortete: Erstens einmal, Sie sollten meine Mitlagstischrunde oben in diesem Gebäude einmal sehen. Sie würden bemerken, wie dort jeden Tag neue Gesichter austauchen. Mein Haus ist wie ein Taubenschlag. Mein Haus ist stets offen für meine Mitkämpfer, einerlei wie schlicht und einfach ihre Ver hältnisse sind. Unsere Organisation reicht bis in die klein sten Dörfer hinunter und von überall her kommen Männer meiner Gefolgschaft nach Berlin, um mich aufzusuchen. Im Verlauf der Tischrunde erzählen sie mir dann ihre Sorgen und Nste. „Wir verfolgen große Ziele, Unsere Hauptaufgabe besteht darin, diese Methoden zu verfolgen. Ich brauche vier Jahre, um den ersten Abschnitt unseres Programms zu verwirklichen. Dann werde ich weitere vier Jähre für den nächsten Abschnitt benötigen, und so weiter. Wir er streben ein bedeutenderes, besseres, glücklicheres Deutsch land." Der Führer aniworiet einem ausländischen Journalisten. Unterredung Hitlers mit dem Vertreter der „Associated Preß". Reichskanzler Adolf Hitler gewährte dem Ber liner Korrespondenten der „Associated Preß", des großen amerikanischen Nachrichtenbüros, Louis P. Lochner, eine Unterredung. Der Führer äußerte u. a.: „Ein jeder Vertreter einer fremden Macht wird bei seiner Aussprache mit mir finden, daß ich mit absolutem Freimut sage, was Deutschland bereit ist, zu tun, und daß ich meine Forderungen nicht höher ansetze als nötig ist. Wenn ich z. B. sage, daß wir eine Wehrmacht von 300 000 Manu benötigen, so lasse ich mich nicht dazu herbei, nachher auf 250 000 herunterzugehen. Ich will Deutschlands Wort und Unterschrift wieder zur Geltung bringen. Unter keinen Umständen werde ich mich einem Diktat unterwerfen. Wenn ich einmal überzeugt bin, daß ein bestimmter Kurs der einzige und richtige für mein Volk ist, fo halte ich ihn, komme was möge. Und was ich tue, das tue ich offen. Ich werde mich z. B. niemals dazu verstehen, 150000 Mann als genügende Stärke nach außen hin für unsere Reichswehr zu akzeptieren und dann im Geheimen weitere 150 000 Mann auszurüstcn. Niemand würde sich mehr freuen, wenn die Welt abrüstete, als ich. Wir möchten unsere ganzen Kräfte produktiven Zwecken widmen. Als Staatsmann jedoch, der für das Wohl seines Landes verantwortlich ist, kann ich es nicht zulassen, daß Deutschland der Möglichkeit ausgesetzt wird, daß ein Nachbar es überfallen könnte oder Bomben auf unsere industriellen Anlagen herab würfe, oder einen sogenannten Präventivkrieg führte, nur um von den eigenen internen Schwierigkeiten abzu- lenken. Nur aus diesem Grunde — und aus keinem anderen — fordern wir eine Wehrmacht, die Verteidi gungsansprüchen genügt." Auf die Frage, ob die Arbeitsbeschaffung für jedermann bedeute, daß eine allgemeine Proletari sierung stattfinden werde, entgegnete der Reichs kanzler: „Ganz im Gegenteil! Sobald unser Volk wieder Arbeit hat, wird auch die Kaufkraft sich heben, und dann kommt als logischer nach st er Schritt die Hebung des Lebensstandards. Wir wollen nicht ein primitives Volk werden, sondern eines mit dem höchst möglichen Lebensstandard. Ich gebe dem Amerikaner recht, wenn er nicht alle gleichmachen will, sondern wenn er gleichsam dem Prinzip der Stufenleiter huldigt. Nur muß einem jeden die Möglichkeit gegeben werden, die Leiter zu erklimmen. Lochner stellte dann eine Anzahl Fragen, deren Zweck war, die Persönlichkeit Adolf Hitlers dem amerikanischen Volk besser verständlich zu machen. „Was ist Ihre Einstellung, Herr Reichskanzler, gegenüber der Kritik, der persönlichen wie auch der pressemäßigen?" Der Kanzler entgegnete: „Wissen Sie auch, daß ich einen gan zen Stab von Sachkennern des wirtschaftlichen, sozialen und politischen Lebens um mich versammelt habe, deren einzige Ausgabe es ist, Kritik zu üben?" Ebensowenig liegt es in meinen Wünschen, daß die Presse einfach nur das abdruckt, was ihr aus- , gehändigt wird. Eins kann ich Ihnen jedoch versichern, ich werde keine - Presse dulden, deren ausschließlicher Zweck es ist, das zu zerstören, was wir aufzubauen unternommen haben. Den Agenten fremder Mächte werde ich überhaupt keine Mög lichkeiten geben. Ich heiße herzlich einen ausländischen Korrespondenten willkommen, der objektiv und ohne Vor eingenommenheit berichtet, was er in Deutschland sieht und hört. Während ich einerseits Kritik wünsche, fuhr der Kanzler fort, so bestehe ich andererseits darauf, daß diejenigen, die für das Wohl des ganzen Volkes arbeiten, die Sicherheit haben müssen, daß sie in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen können. Louis P. Lochner fragte dann: Herr Reichs kanzler, es wird manchmal behauptet, daß es unter den Herren Ihrer nächsten Umgebung Männer gibt, die sich a» Ihre Stelle setzen möchten. Von einem Ihrer prominentesten Mitarbeiter wird z. N behauptet, daß er Ihre Maßnahmen zu durchkreuzen ver- Gaulus Severing? Als vor einigen Wochen der langjährige Präsident früherer Reichstage, Herr Paul Löbe, aus dem Konzen trationslager entlassen wurde, konnte man von ihm aller lei Freundliches und Nettes, um nicht zu sagen, Schmeichelhaftes für das junge Deutschland und für die Hitlerregierung hören. Wesentlich an diesen Mitteilun gen Löbes war nur seine Bekundung, daß er eine völlig einwandfreie Behandlung erfahren hatte. Im übrigen kannte und kennt man ihn als einen wortgewandten Mann. Nun hat sich eine weitere Größe des weimarischen Systems sozialdemokratischer Färbung zum Wort ge meldet. Der frühere Reichs- und preußische Innenminister Karl Severing läßt demnächst eine Broschüre er scheinen mit dem Titel „Mein Weg zu Hitler". Dieser Titel könnte zunächst stutzig machen in Ansehung der Persönlichkeit des Verfassers, mit dessen Namen eine langjährige Geschichte des sozialdemokratisch dirigierten Niederganges des Reiches und des preußischen Staates auf die mannigfachste Weise verflochten ist. Es war eben dieser Karl Severing, zweifellos der bedeutendste Kopf unter den Führern der Sozialdemokraten früherer Jahre, der seine Aufgabe als Minister darin sah, aus der weima rischen Republik einen Staat der Sozialdemokratie schlecht hin zu machen. Es war dieser Severing, der es in der ganzen Zeit seiner Ministertätigkeit stets vermieden hat, mit der gebotenen Rücksichtslosigkeit gegen die kommunisti schen Staatsunterhöhler vorzugehen, "die für ihn nichts anderes als „politische Kinder" waren. Es war Severing, der dafür sorgte, daß infolge des Schießverbotes an die Polizei eine Unsicherheit auf der Straße entstand, wie sie Deutschland nie zuvor erlebt hat, eine Unsicherheit, die schließlich in einen regulären Kleinkrieg der Kommunisten gegen die nationalen Organisationen ausartete. Aber man würde diesem Mann nicht gerecht werden, wenn man seine Schrift mit dem Hinweis aus diese Dinge von vornherein abtun wolle. Severing ist nicht mit dem Maß zu messen, wie unzählige andere Dutzendgrößen der früheren Sozialdemokratie. Das geht schon daraus hervor, daß er zu den ganz wenigen sozialdemokratischen Führern gehört, die nach der nationalsozialistischen Revolution nicht ins Ausland flohen und nun von dort her gegen ihr Vaterland hetzten. Severing versichert in seiner Broschüre, es könne zwar keine Rede davon sein, daß er, wie gelegentlich behauptet, Nationalsozialist geworden sei; aber er habeMüMmeraU Deutscher aefühlt und stehe Verantwortung der Servfswchl. Wieder sind zu Ostern Tausende und abei di» aus der Schule entlassen worden und sind vor dre Frage gestellt: „W a s n u n ?" tw Anverwandte kommen mit wohlgemeinten Rat- di°k^"' Vater will so, Mutter so, der Lehrer rät zu zener zu ienem. Und durchweg wird als Klagendstes Beweismittel für die Zweckmäßigkeit dessen, «as „er Junge nun absolut „werden" soll, angeführt: kannst du später einmal viel Geld verdienen, das Zukunft!" Wenn der also Beratene nun viel- dsis r ^^fnt, darauf allein käme es doch gar nicht an oder .g"nz unmaßgeblich, dann wird ihm sicher er- wwert, er sei ein unvernünftiger Bursche, der eben di-rch- °us mcht begreife, daß man „sein Bestes" wolle. ist aber das Beste, wenn eine Entscheidung zu aussen ist, die für das ganze Leben eines Menschen größte sl^Aung hat? Etwa das „Geldverdienen?" Etwa das wiachlrche oder angebliche „Gesichertsein" der Zukunft? — ^wen Bersts soll doch der Schulentlassene wählen, d. h. ^^^wozu er sich berufen fühlt, etwas, das feinem 7^ . Inhalt gibt, etwas, für das er sich einsetzen, in dem er-aufgehen kann. . Dr, Goebbels sagt in seinem „Michael": „Es gibt für jungen Deutschen heute nur einen Beruf: Für Vaterland einzustehen." Wenn das „für das Vater- tamrelnzustehen" aber der letzte Beruf und der letzte Zweck A"es stdm Berufs ist, dann mutz auch jeder, der sich einen wählen hat, zuerst die Frage stellen: „Kann ich diesem Beruf meinem Vaterland dienen?" Und diese Mage wird er nur bejahen können, wenn der Beruf ^lnen,Jnnern,seiner Neigung und seiner Wesenheit entspricht. , . Ganz gleichgültig sollte dabei eine andere Frage „Ermöglichen mir meine finanziellen Mittel, Zielen Beruf zu ergreifen?" Daß sie überhaupt gestellt werden muß, ist eine der bedauerlichsten Tatsachen unserer Zen, eine Zeit, eine Tatsache, die zu überwinden sich der nationalsozialistische Staat alle Mühe gibt. Jedenfalls wutz diese Frage gerade deshalb und gerade heute weitest gehend zurückgestellt werden. Gar nicht auftauchen aber darf die Überlegung: ,,Was kann ich später damit verdienen?" Wer von solchen Kalkulationen des „Soll und Haben" seine Wahl abhängig macht, zeigt, daß er von dem neuen Geist, von dem Geist des jungen Deutschland herzlich wenig in sich ausgenommen hat. Wer aber denen, die vor einer schweren, wenn nicht der schwersten Wahl ihres Lebens stehen, solche Berech nungen vorhält, beweist damit nicht nur, daß er einer ver gangenen Epoche angehört und eigentlich keine Lebens berechtigung mehr hat, sondern begeht gleichzeitig auch ein nicht wieder zu sühnendes Verbrechen an der Zukunft der Volksgesamtheit. Ist doch jeder einzelne, der sich einen Beruf hat auf drängen lassen und der — das wird in 99 von hundert Fällen so sein — fpäter mit seinem Beruf, d. h. mit seinem Zweiten Ich nicht zufrieden ist, eine Ursache von Reibe reien, von Haß, Neid und Unzufriedenheit, kurz einer, der dadurch, daß er mit sich selbst zerfallen ist, auch stets ver suchen wird, die andern um ihn herum zu zersetzen und zu zerstreuen, uneins und haltlos zu machen. So ist ein nicht aus der Sehnsucht nach dem „Das-eine-schaffen- wollen", wohl aber ans dem Gedanken an möglichst schnel len und- möglichst großen Profit ergriffener Beruf (der in diesem Moment freilich gar kein „Beruf" sondern allen falls noch eine „Beschäftigung" ist). Aufwärtsgehen soll es wieder. Wieder empor wollen wir aus den Tiefen der Not und der Verzweiflung. Da genügt es nicht, früher begangene Fehler richtigzustellen, da ist von viel größerer Bedeutung di-" Vorsorge, die Vorsorge dafür, daß nicht für die Zukunft schon wieder neue Zerfallskeime gelegt werden. So betrachtet, ist die Berufswahl gleichzeitig auch eine für den Staat, besonders für unseren Staar von morgen, wichtige Handlung. Dessen muß sich jeder bewußt sein, der in diesen Tagen vor die Entscheidung gestellt ist. Es ist eine Entscheidung, die er später einmal dem deutschen Volk gegenüber zu verantwor ten hat. Das deutsche Volk von morgen aber braucht Kerle, Kerle, die ihren Platz ausfüllen, die an ihrer Stelle Hervorragendes leisten. Daran gilt es zu denken und es gilt, sich aus den Ohren zu schlagen die Ratschläge all derer, die noch behaftet sind mit den Anschauungen der allen Generation, jener gestrigen Generation, deren A und O das „Geldverdienen" und das „Gesichertsein" ist, jener Generation, die in ihrer Halbheit und Flauheit Deutsch land um ein Haar in den Abgrund gestürzt hätte. „Beruf", das soll sein Ausfluß und Teil der Persön lichkeit, das ist das, was mindestens ein Drittel, wenn nicht die Hälfte oder noch mehr des zukünftigen Lebens ein- uimmt. „Beruf", das ist das, mit dessen Hilfe du dich cingliederst in das gewaltige Räderwerk der Volksarbeit. Denke daran, daß du dich an der rechten Stelle ein- rualiedern ball und denke vor allem daran, datz der letzte Zweck deines BerukZ^^e n üur^VL4^ r4a^ und