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MW gen aus. Er zog es zu namhaften geldlichen Leistungen für den Staat heran und stattete aus der anderen Seite die Postmeister und Posthalter mit einer Reihe von Vorrechten und Vergün stigungen aus, um den Postbetrieb zu verbessern und dessen Leistungen zu steigern. D«r größten Fortschritt auf dem Ent wicklungsgänge der sächsischen Post aber bedeutete es, daß August der Starke im Jahre 1712 das bis dahin an Privat unternehmer verpachtete Postwesen in den Staatsbetrieb über nahm. Aus fester gesetzlicher Grundlage ausgebaut und von fähigen Männern geleitet, entwickelte sich das sächsische Post wesen in der Folge zu einem immer wichtigeren Verkehrswerk zeug, das den kulturellen und industriellen Aufschwung Sach ¬ entwickelnde und steigernde Postverkehr eine Fülle von Arbeit sür diejenigen bedeutete, die in seinem Dienste standen. Die Personenbeförderung der Post, die heute fast unförmig große Autobusse bewältigen, ist uns im allgemeinen als die einzige Erinnerung vom Großvater überkommen. Und doch hat schon damals die Post gar viele Funktionen ansgeführt, an die wir Heutigen kaum glauben möchten. Wir kennen alle nur die Post des großen Organisators auf diesem Gebiete, Stephans, wer aber kennt die Post Angnsts des Starken? Tenn dieser sächsische Kurfürst, dem Sachsen so viele Kultur denkmäler verdankt, hat auch die Post in das Gebiet seiner Förderungsbcstrebungcn einbezogen und sie, die bis dahin nur von privaten Unternehmern betrieben wurde, staatlicher Auf sicht unterstellt. So waren denn der Ausgang des 17. und der Beginn des 18. Jahrhunderts sür die Entwicklung des säch sischen Postwesens von ausschlaggebender Bedeutung. Wenn sich auch die ersten Anfänge eines geregelten Postwesens in Sachsen noch weiter zurückvcrfolgcn lassen, so ist als die eigent liche Geburtsstunde der sächs. Staatspost doch der Zeitpunkt zu betrachten, zu dem der Landesfürst die Beförde rung von Personen, Gütern und Nachrichten als sein aus schließliches Vorrecht erklärte und in einer ausführlichen Postordnung von 1661 alles zusammcnfatzte, was an allgemeingültigen Vorschriften beim Betrieb nnd bei der Be nutzung der Posten beachtet werden mußte. August der Starke, der das ganze Kurfürstentum neu vermessen und die Land- und Poststratzcn mit künstlerisch ausgcfülMen Meilensän- len besetzen ließ, — eine kulturelle Großtat, die ihresgleichen sucht — baute das Staatspostmonopol weiter aus, erließ eine neue, ausführliche Postordnung und legte dem Privatuntcr- nehmcrtum, das sich allzu dreist über die zum Schutze der staat lichen Posten erlassenen Vorschriften hinwegsetzte und dadurch die Staatseinnahmen empfindlich schädigte, starke Beschränkun- Trara! Trara! die Voit ist da! Ein Blick in die Sächsische Poststube In unserer Zeit des motorisierten Postverkehrs blicken wir gern ein we nig herablassend auf jene Zeit der Anfänge des Postwcsens zurück, die wir mit dem summari schen Wort „Postkutschen romantik" ebenso an maßend wie unwissend zu bezeichnen Pflegen. Un wissend und anmaßend, weil auch jene Zeit, rela tiv bewertet, in der Post eine sortschrittliche und nioderne Einrichtung sah, und weil der von Jahr zehnt zu Jahrzehnt sich Ehrenmalsweihe in Hainsberg Auch Hainsberg im Plauenschen Grunde hat, nachdem die rote Herrschaft in der Gemeinde gebrochen ist, nun ein Ehrenmal für die Gefallenen erhalten. Ministerpräsident v. Kittinger ver weilte bei den Einzelkreuzen im Ehrenhain, aus dessen Mitte ein Riesenkreuz emporragt. sens jederzeit kräftig fördern half. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch die vorteilhafte Lage Sachsens als Durch gangsgebiet in der Mitte von Europa. Als daher nach 200jäh- rigem Bestehen die König!. Sächs. Post infolge des prcutz.- sächs. Friedensvertrages vom 31. Oktober 1866 ihre Selbstän digkeit verlor, hatte sie einen langen ehrenvollen Werdegang zurückgelegt und Leistungen aufzuweisen, die sich sehen lassen konnten. Als durchaus neuzeitlich eingerichtete und mit neu zeitlichem Geiste verwaltete Staatsanstalt nahm sie unter den deutschen Postverwaltnngen einen sehr geachteten Platz ein. Die alte sächsische Staatspost verdient es deshalb unbedingt, daß man ihr ein ehrendes Gedenken bewahrt. Dies ist nun durch die Einrichtung der „Sächsischen Poststube" be hoben. Alles, was an das Bestehen der früheren sächsischen Landpost erinnert, sinden wir dort planmäßig geordnet sowie in gefälliger und übersichtlicher Form zur Schau gestellt. Die schöne Zeit des „Schwager Postillon" wird wiedex lebendig in diesen Räumen, in denen die „Vereinigung der Freunde des sächsischen Postwescns" unter Führung von Oberpostrat Bött ger und Oberpostinspektor Höpfner mit unsagbarem Fleiß alles das zusammengetragen haben, was an alten Urkunden und Er innerungen aus dem srüheren Postwesen unseres Landes, also aus der Zeit vor der Errichtung des Norddeutschen Bundes und der späteren „Verreichlichung" in Privat- und Behörden besitz vorhanden war. Die beiden kleinen Bilder, die diesen Aufsatz schmücken, deuten ein weniges von dem an, was da zu sehen ist. Kleine Postwagenmodelle — unser Bild stellt einen „kursächsischen Postwagen auf Nebenstraßen" aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts dar —, Meilensteine, Reisebücher, zu- Der erste sächsische Thingplatz in Kamenz Rcichsstatthalter Mutschmann beim ersten Spatenstich zu dem herrlich gelegenen Thingplatz am Hutberge. gleich mit Gebeten für eine gute Fahrt versehen, Uniformbil der, Posthausschilder, selbst das Modell einer Extrapost aus reinem Zinn und eine Gruppe aus Meitzner Porzellan, den Hofnarren Fröhlich darstellend, wie er den Postmeister Friedel mit einer Maus schreckt, und sogar ein lebensgroßer Postillon aus der Zeit um 1800 (unser Bild zeigt ihn in seiner ganzen Würde unter einem Postwappcn) und noch vieles andere zeigt die Poststube bis herauf zu den „modernen" Erfindungen, der Motorisierung der Post und der Telegraphie. Das Trara-Trara der Postillone ist längst verklungen, ein doppeltöniger Hupenschrei hat es zeitgemäß abgelöst. Und bei dem Beschauen dieser Raritäten aus verschwundenen Zeiten ergeht es uns wie bei dem Beschauen malerischer, aber stein alter Bauwerke. Sie sehen recht schön aus, aber man möchte nicht darin wohnen. Und wer möchte Wohl heute in einer rumpelnden, von Pferden im lö-Kilometcr-Tempo gezogenen Postkutsche sitzen, so malerisch sic sich im Museum auch aus- nimmt. Da ist uns der große, bequeme Autobus doch lieber. Und wenn man gar daran denkt, wie lange die Reise eines Brieses früher dauerte und wie schnell er heute in die Hände auch des entferntesten Empfängers gelangt, so kann man nur mit Freuden feststellen, daß unsere Post die Neuerungen der Technik in den Dienst ihrer Kundschaft gestellt hat. Vie Riesenspencke äes säcksiscken Volkes für seine wachsens Ministerpräsident v. Kittinger beteiligte sich persönlich und mit Humor und größtem Ersolg am Sammelwerk in den Straßen Dresdens. Eine ungeheure Menschenmenge umlagerte den Prinzen August Wilhelm von Preußen der auf dem Dresdner Altmarkt für sächsische SA-Männer sammelte.