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Ein kommender Tag. rumpelt so? Will es auch Heller werden, Noch schwankt Laternenlicht im Speichenkranz. Welch schwere Fracht! Was fiebert in den Pferden Und zuckt aus ihrer Hufe Funkenglanz! Da dehnen sich im Traum des Schläfers Glieder. .. Noch schreckt das Achsenknarren nicht empor. Das Dämmergrau nur schüttelt sein Gefieder Wie ein verfchlaf'ner Schwan im feuchten Rohr. Gigantisch wächst das Schattenrund der Speichen Und tastet über stumpfer Fenster Front, F Indes der Morgenstern schon im Erbleichen Mit Wolken ringt, die Rosenlicht besonnt. Fritz Fleisch hauer. Wer darf Vertrauensmann sein? Eine Erklärung des Reichsarbeitsministeriums. Amtlich wird mitgeteilt: Wie aus Anfragen zu ent- kehmen ist, haben sich in Betrieben bei der Bildung der Vertrauensräte verschiedene Zweifel sowohl über den Kreis der Abstimmungsberechtigten wie über den Kreis der als Vertrauensmänner in Betracht kommenden Per sonen ergeben. Zur Klarstellung teilt das Reichsarbeits ministerium mit: Zum Kreis der Abstimmungsberechtigten gehören alle An gehörigen der Gefolgschaft vom Lehrling bis zum leitenden Angestellten. Nicht abstimmungsberechtigt sind lediglich die Unternehmer selbst, bei juristischen Personen diejenigen Persönlichkeiten, die das geschästssührende Organ der juristischen Personen bilden, also z. B. die Vorstandsmit glieder einer Aktiengesellschaft, die Geschäftsführer einer G. m. o. H. Nicht abstimmungsberechtigt sind ferner die zum Stell vertreter des Führers des Betriebes bestellten Persönlich keiten. Prokuristen werden hiernach in der Regel abstimmungs berechtigt sein, sofern sie nicht im Einzelfall Stellvertreter des Führers des Betlebes Md. Als Vertrauensmänner können diejenigen abstimmungsberechtigten Personen bestellt werden, die den besonderen Voraussetzungen des 8 8 des Gesetzes entsprechen. Das Gesetz schreibt vor: „Vertrauens mann soll nur sein, wer das 25. Lebensjahr vollendet hat, mindestens ein Jahr dem Betriebe oder dem Unternehmen angehört und mindestens zwei Jahre im gleichen oder ver wandten Berufs- oder Gewerbezwetge tätig gewesen ist. Er muß die bürgerlichen Ehrenrechte besitzen, der Deutschen Arbeitsfront angehören, durch vorbildliche menschliche Eigen schaften ausgezeichnet sein und die Gewähr bieten, daß er jederzeit rückhaltlos für den nationalen Staat eintritt. Von der Voraussetzung einer einjährigen Betricbsangehörigkeit kann bei der ersten Ernennung von Vertrauensmännern, die nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes erfolgt, abgesehen werden." Von den Voraussetzungen der Vollendung des 25. Lebens- jahres und einer zweijährigen Tätigkeit im gleichen oder ver- wandten Berufs- oder Gewerbezweig kann gleichfalls abgesehen werden, wenn in besonderen Ausnahmefällen Personen die neben den sonstigen Voraussetzungen auch den Erfordernissen des Alters und der zweijährigen Zugehörig keit zum Berufs- oder Gewerbezweige entsprechen, nicht vor handen sind. Die Zugehörigkeit zur Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei ist nach dem Gesetz nrcht Voraussetzung für L.e Bestellung als Vertrauensmann. Die Entscheidung, ob ein Vertrauensmann die Gewähr bietet, daß er ,edcrzeit rück haltlos für den nationalen Staat eintritt, ist nicht nach der Parteizugehörigkeit, sondern nach der Persönlichkeit des einzelnen Angestellten oder Arbeiters zu treffen. Bei der Auswahl der Vertrauensmänner ist neben der politischen Zu- vcrlässigkeit entscheidender Wert aus ihr Sachverständ nis zu legen, da sie andernfalls ihren Aufgaben nicht gerechl Werden können. Es ist selbstverständlich, daß auch leitende Persönlichkeiten eines Betriebs — mit Ausnahme des Führers des Betriebes, der kraft seiner Stellung auch der natürliche Führer des Vertraucnsrates ist, — als Vertrauensmänner bestellt werden können. Mitgliedersperre der Deutschen Arbeits front wird aufgehoben. Das Organisationsamt der Deutschen Arbeitsfront gibt bekannt: „Um den Volksgenossen, die noch nicht Mitglieder der Deutschen Arbeitsfront sind, die Möglichkeit zu geben, die Mitgliedschaft zu erwerben, wird mit Wirkung vom 3V. März dieses Jahres die Mitgliedersperre der Deutschen Arbeits front aufgehoben. Die Aushebung der Sperre soll es ermöglichen, daß Volksgenossen, die in der Wirtschaft tätig sind und die als Vertrauensräte usw. nach dem Gesetz zur Ord nung der nationalen Arbeit kandidieren wollen, die für die Kandidatur erforderliche Mitgliedschaft zur Deutschen Arbeitsfront erwerben. Die Aufnahme wird über die Zellenobleute der NSBO. in den Betrieben und die son stigen Dienststellen der NSBO. und NS.-Hago vollzogen." Deutsche Mufln'e über Arbeitsoffensive begeistert. Der Reichsverband der Deutschen In dustrie teilt mit: Mit freudiger Zustimmung hat die Industrie den Ruf der Reichsregierung, mit ihr und dem ganzen deutschen Volk zusammen den 21. März als Beginn der neuen Arbeitsschlacht zu feiern, aus genommen. Die Industrie wird diese Feierstunde ihrer Struktur entsprechend in den Betrieben selbst abhalten, um hierdurch auch gleichzeitig der Volksverbundenheit von Wcrksführung uud Gefolgschaft sichtbaren Ausdruck zu verleihen. Bei dieser Gelegenheit wird die Werksleitung die seit dem 1. Oktober v. I. neu eingestellten Arbeitskräfte feierlich in den Betrieb einführen und einen Ausblick auf die geschäftliche Entwicklung des Unternehmens in der nächsten Zeit geben. Die Berichte stimmen darin überein, daß der Aufruf der Reichsregierung überall in der Industrie einen begeisterten Widerhall findet. Polsterung in ber 3. Wagenllaffe! Um der notleidenden Industrie einen Arbeitsauftrag zukommen zu lassen und um damit gleichzeitig den viel fachen Wünschen der Reisenden nach Erhöhung der Be quemlichkeit nachzukommcn, hat sich die Deutsche Reichs bahngesellschaft entschlossen, die Sitze in der dritten Wagenklassepolsternzu lassen. Für die Polsterung sind zunächst die V-Zugwagen und die vierachsigen stäh lernen Eilzugwagen vorgesehen, ferner die Triebwagen, soweit sie nicht im Stadt- und Vorortverkehr in Berlin, Hamburg-Altona und Stuttgart verwendet werden. Noch im Jahre 1934 sollen die Sitze dritter Klaffe in den seit Beginn des Jahres 1919 gelieferten V-Zugwagen gepolstert werden. Keine Störungen bei Sesuchen -e- Mrers! Eine Anordnung des Adjutanten Brückner. Der Adjutant des Führers gibt bekannt: In der letzten Zeit haben sich bei Veranstaltungen, die der Führer besuchte, folgende Unzuträglichkeiten ergeben: Durch das sich am Tage öfter wiederholende Aufsagen von Gedichten haben sich derartige Verschiebungen in den Programmen ergeben, daß sie jede genaue Zeiteinhaltung hinfällig machten. Ebenso haben sich durch das sich dutzendmal am Tage wiederholende Ver langen nach Autogrammen des Führers die selben Unzuträglichkeiten ergeben. Allen in Betracht kommenden Partei- und SA.-Dienststellen wird es zur Pflicht gemacht, diese Vorgänge in Zukunft zu unter binden. Es besteht ferner Grund, darauf hiuzuweisen, daß während Theatervorführungen, die der Führer be sucht, laute Ovationen während der Pausen unter Berücksichtigung des Ortes und der Aufführung von Kunstwerken vom Führer nicht gewünscht werden. Go hetzt man M Paris! DaS große Pariser Blatt „Le Temps", daS sehr gute Beziehungen zum französischen Außenministerium unterhält, ist —- zweisellos nicht ohne Auftrag — erbost über den britischen Staatssekretär Eden, der im Unter haus bei dem Bericht über seine Europarundreise u. a. dem Sinne nach erklärt hatte, sür Deutschland gelte der Sicherheitsgrundsatz in der gleichen Weise wie sür Frank reich. Das Blatt hat die Unverschämtheit, seine Ablehnung dieser selbstverständlichen Tatsache mit folgenden Sätzen zu begründen: Deutschland habe Frankreich dreimal in einem Jahrhundert angegriffen. Für Deutschland sei der Krieg eine „nationale Industrie". Deutschland habe ost genug Verträge gebrochen und erstrebe die Herrschaft über Europa (!). Diese ordinäre Hetze wird in einem Augenblick los gelaffen, in dem verständigere Politiker als die Herren an der Seine alle Anstrengungen machen, den europäischen Frieden endlich an Stelle des durch das Versailler Diktat geschaffenen dauernden Unfriedens zu setzen. Davon ab gesehen, sei dem „Temps" hier einmal eine Zusammen stellung entgegengehalten, die zwei namhafte amerikanische Geschichtslehrer über die seit dem Jahre 933 in EuropageführtenKriege gemacht haben. Danach "'üben seit jenem Jahre Kriege geführt: Frankreich 185 England 176 Rußland K 155 Österreich -Z 131 Spanien H 75 Italien 32 Deutschland 24 Frankreich, der in der ganzen Geschichte bekannte Stören fried Europas, hat also rund acht mal so viel Kriege geführt wie Deutschland! Aber Frankreichs der Friedensengel in Person, wird natürlich immer über fallen — lügt das Pariser Regierungsblatt „Temps"! Der zweite oben zitierte Satz aus dem Pariser Blatt widerlegt sich allein durch die Tatsache, daß die gesamte französische Industrie, in erster Linie das bekannnte „Comits des Forges" der Schwerindustrie, zusammen mit dem französischen Generalstab unter stärkster Förde rung durch die französische Regierung selbst die größte Rttstungsorganisation der Welt " * ist, ganz zu schweigen von dem durch Tardieu geschaffe nen „Mobilmachungsgesetz der Nation", das bekanntlich sogar die Frauen, Greise und Kinder sür den Kriegs fall unter die kämpfenden Verbände mit einbezieht. Und der dritte Satz beruht auf dem albernen alten Trick des „Haltet den Dieb!". Frankreich erstrebt nicht die Vor herrschaft in Europa, sondern es hat sie! Friedrich der Große soll einmal von gewissen Hilfs völkern seiner Kriegsgegner gesagt haben: „Mit solchem Pack muß ich mich herumschlagen". Und mit diesen be rufsmäßigen Hetzern in Paris mutz sich die Friedens politik der Hitlerregierung herumschlagen! Keine Krauenuniform. In der Deutschen Arbeitsfront. Vom Organisationsamt der Deutschen Arbeitsfront wird mitgeteilt: Um alle Differenzen zu klären, die in der Frage der K l e i d u n g für alle weiblichen Mit glieder der Deutschen Arbeitsfront auf getreten sind, wird hiermit verfügt, daß für alle weib lichen Angehörigen der Deutschen Arbeitsfront und der Reichsbetriebsgruppen eine einheitliche Uniformierung nicht vorgesehen ist. Es bleibt den Mitglieder» selbst überlassen, sich dem deutschen Charakter entsprechend bei allen Anlässen zu kleiden. Serliner Sischof Dr. Karow M Mück. Kirchcnamtlich wird durch den Evangelischen Presse dienst mitgeteilt: Der Bischof von Berlin, Dr. Karow, hat gebeten, ihn mit Ablauf des Monats Juli in den Ruhestand zu versetzen. Der Reichsbischof hat dem Antrag entsprochen. Dr. Karow tritt einen längeren Urlaub an. s14 „Ich bin wirklich zu schwach dazu, einen einfachen Schlüssel umzudrehen!" sagte sie lächelnd. „Aber ich hielt es heute nicht in dem stillen Hause aus, wo es in allen Ecken lebendig zu sein scheint, wo es spukt. Sie lachen darüber, aber es ist doch so. Wenn Sie diese lebende Stille einmal selbst empfunden haben, dann würden Sie mich nicht so ungläubig anschauen. Ach Gott, und ich dachte, ich wäre so mutig und selbständig geworden." „Ich freue mich, datz Sie gekommen sind!" sagte Ger hard noch einmal leise. Er hatte das Tor geöffnet und hinter ihr wieder, so leise es ging, ins Schloß gezogen. Nun zog er ihre Hand an seine Lippen. „Wir wollen schnell gehen, damit Sie nicht zu naß werden. Wollen Sie nicht lieber noch meinen Regenmantel umhängxn?" Er machte Anstalten, seinen Mantel auszuziehen; aber sie wehrte ab. „Ich glaube, Sie wären tatsächlich imstande, mir ^hren Mantel zu geben, und würden sich selbst ganz naß regnen lassen. Aber ich habe mich schon ordentlich ein- gewlckett. Sehen Sie nur, wie unförmig ich in dem dicken Mantel ausschaue; der muß noch von meinem Großvater herstammen." Sie lachte dazu leise und melodisch, und Gerhard ging neben ihr wie im Traum. In der gemütlichen Wohnstube mit den alten Maha- gon'.mobeln und der tiefhängenden Petroleumlampe, die nur den runden Tisch und die umstehenden Stühle hell beleuchtete, isnst aber den Raum in ungewisses Dämmer licht tauchte, verstummte das eifrige Gespräch, als die Tür aufging und Gerhard den späten Gast eintreten ließ. „Da bringe ich deine Freundin, Fräulein von Hagen. Wir hatten doch versprochen, sie am Tor zu erwarten. Du hast es vergessen, Luise, und glaubtest wohl, bei dem Un wetter käme sie nicht." Luise war aufgesprungen und Veronika entgegengeeilt, sie herzlich begrüßend. „Wirklich, ich habe es ganz vergessen, Veronika. Auch glaubte ich, du würdest in dem Wetter nicht kommen." „Oh, ich hatte ja sicheren Schutz!" lachte Veronika, datz ihre weißen Zähne nur so blitzten. „Dein Bruder hat mich am Tor des Parkes erwartet. Hoffentlich störe ich Sie nicht, Frau Mathiessen, weil ich so spät bei Ihnen ein dringe, aber mich hielt es nicht in den hohen, stillen Zimmern des Schlosses. Ich fürchtete mich bald zu Tode bei dem Gewitter." Sie hatte sich über Frau Annas Hand geneigt, die nun mütterlich über die blonden Locken strich. „Sie wissen, daß wir Sie immer gern sehen, Fräulein von Hagen, schon weil Sie Luises beste Freundin sind. Und Sie wissen auch, daß Sie bei uns wie zu Hause sind. Sie waren doch früher als Kind fast jeden Tag bei Luise." «Ja, Frau Mathiessen, an jene Zeit werde ich immer zurückdenken, und Sie müssen es auch wissen, daß ich mich hier bei Ihnen viel wohler und heimischer fühle als drüben bei der har... bei der Großmutter!" vollendete sie schnell. Johannes Schubert war einen Augenblick betroffen, als Veronika wie ein lichter Sonnenschein ins Zimmer getreten war. Unverwandt hatte er sie bis jetzt angesehen. Er verneigte sich nun mit einer seltenen Unsicherheit. Das trieb ihm das Blut ins Gesicht. Dieses Mädchen war ja sein Jugendideal, von dem er geträumt hatte in manchen schlaflosen Son, lernächten, wenn die Sehnsucht nach etwas Unbeka' n ihn aus seinem engen Stübchen ins Freie trieb, > ' rastlos bis zum grauenden Morgen umherwandei . Zo nur hatte er dieses süße Gesichtchen schon gesehen, : >.s ihm so bekannt, so vertraut erschien. Luise hatte einen Blick von ihm.aufgefangen, der wie gebannt an Veronika hing, und ihr Herz hatte dabei ge zuckt, schmerzhaft und schwer. Wie ein kalter Reif fiel es auf ihre junge Liebe, die heute ihre ersten Blüten er schlossen hatte. Merkte Johannes Schubert das ängstliche Flimmern in den dunklen Augen seiner Braut, oder war es sein eigenes Gefühl, das ihn vor einer lockenden Versuchung zurückbeben ließ? Brüsk wandte er sich von Veronika ab und zog Luise in ein Gespräch über Musik, auf das sie leb haft einging. Und dabei kam es, daß er wieder ganz in den Bann ihrer sanften Persönlichkeit geriet und keinen Blick mehr für Veronika übrig hatte. Nur einmal schweifte sein Auge verstohlen zu ihr hin über, als sie den Kopf hob und ihn ansah. Da war es ihm, als leuchtete plötzlich eine Flamme am Tisch auf, die nach ihm hinzüngelte. Es war aber nur das rotblonde Lockengeringel, das durch den Lampenschein wie Gold und Feuer aufgeblitzt war. Da senkte Johannes schnell wieder seinen Blick, als hätte er in einen tiefen Abgrund geschaut, so dunkel waren ihm die Mädchenaugen erschienen. Auch Gerhard ließ keinen Blick von dem jungen Mäd chen. Leuchtend hingen seine Augen an ihr, wenn sie sprach. Ja, als sie von den beiden Jahren erzählte, die sie bei der Schwester in der Stadt verbracht hatte, von den vielen Festen und Bällen, die sie mitgemacht, und von den Verehrern, die sie umringt hatten, da stieg eine leise Eifer sucht in ihm auf, und er ballte unwillkürlich seine Hände zu Fäusten zusammen. Es war spät geworden, als Veronika aufsprang und ängstlich meinte, sie müsse nun endlich nach Hause gehen. Sofort erbot sich Gerhard, sie zu begleiten, und auch Johannes Schubert wollte sie sicher bis zum Tor bringen. Das war aber Gerhard gar nicht recht. „Vielleicht kommt Luise dann auch mit!" meinte er lachend und atmete auf, als sie sofort bereit war. * M- * ^LLMsLtzüva Mgtä