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MömsserTageblatt I Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des»Städt--r rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das .Wilsdruffer Tageblatt^/erschein»'an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— AM. ! frer Haus, der Postbestellung 1,80 NM. zuzüglich Best-ellgeld. Einzelnummern 1V Rpfg. Alle Postanstalten und Post- 1 Voten, unsere Austrägern. Gescdästsstelle nebmen zu !^"^Dektellungm tni.- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Im K°ii, h°h-«r G-w°I!,Kncg°L.,onstig,r ! ! - BrMebsstörungrn besteh! aetn Anspruch^auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. 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März 1934 Organischer Mrischastöaufbau. „Sorgen Sie dafür» daß nun nicht etwa betriebsame Kräfte meinen, es müsse jetzt alles in kürzester Frist auf den Kopf gestellt werden", hatte der Reichs Wirt schaftsminister mahnend und warnend in seiner großen Rede erklärt, in der er in allgemeinen Umrissen die Bestimmungen und Absichten des „Gesetzes zur Vorbereitung des organischen Ausbaues der Wirtschaft" erläuterte. Das mag vorausgeschickt werden, vielleicht auch noch die weitere Zusicherung des Ministers, daß jener Aufbau sich auf dem historisch Gewordenen und unter Nutzbarmachung der großen Fülle all der „Erfahrungen und Kenntnisse" vollziehen wird, „die sich in den Verbänden der Wirtschaft angesammelt haben". Diese Verbände selbst — und das ist der Hauptinhalt des Gesetzes über den organischen Wirtschaftsaufbau — werden nun aber vom Reichswirtschaftsminister einer gründlichen, wenn auch, seinen obigen Worten gemäß, Schritt sür Schritt erfolgenden Umgestaltung unterzogen werden, nach deren Beendigung „wir keine Jnteressenten- verbände mehr haben, sondern nur Fachgruppen". Das ist die materielle Seite des Gesetzes; seine ideelle ist die Verbindung dcsFührergedankens mit der S e l b st v e r w a l 1 u n g und Selbst kontrolle der Wirtschaft. Dr. Schmitt hat hierfür eine volle Er mächtigung erhalten, es aber doch vermieden, sogleich mit einem fertig aüsgearbeitetcn, die letzten Einzelheiten um fassenden Plan hervorzutreten, sondern nur das Schema dafür ausgezeichnet, die Grundgedanken erläutert und vor allem durch die Schaffung der zwölf Hauptgruppen sowie durch Ernennung der für sie bestimmten Führer den Aus gangspunkt der weiteren organisatorischen Arbeit sest- gelegt. Die beabsichtigte Umgestaltung der Wirtschafts- Verbände geht dahin, daß sie alle einschlägigen Betriebe umfassen werden — ausdrücklich bemerkt sei hier, daß auch Handwerk, Handel und Gewerbe dazu ge hören — und daß sie der Leitung ehrenamtlicher Führer unterstehen, die von einem „Führerrat" unterstützt werden und in bestimmten Zeitabständen sich einer Prüfung des Vertrauensverhältnisses zwischen ihnen selbst und ihrer Gefolgschaft unterziehen müssen. Dies sind in kurzen Umrissen Form und Idee des beabsichtigten organisatorischen Aufbaus der Wirtschaft. Doch der Reichswirtschaftsministcr hat außer den Er läuterungen zu dieser organisatorischen oder, wenn man so will, wirtschaftspolitischen Seite auch noch sehr bedeut same Ausführungen nach der Seite der „M arktord- nung" gemacht, die nun nicht etwa bloß die Betriebs führer großer und kleiner Art außerordentlich interessieren, sondern viel mehr noch die Massen der Verbraucher. Es handelt sich hier um die leidigen Fragen der Kartellie rung, Preisbindungen usw. zwecks „Marktregulierung", die zur Zeit eine rasch steigende und sich immer weiter ausbreitende Entwicklung aufweisen. Der Reichswirl- schaftsminister erklärte auch jetzt wieder, daß er von dieser Ausschaltung des freien Wettbewerbes durchaus kein Freund sei, daß vielmehr „auch in Zukunft ehrlich ge kämpft werden sollen denn ohne ehrlichen Konkurrenz kampf geht es nicht!" Die Daseinsberechtigung der priva ten Wirtschaft hänge vor allen Dingen davon ab, daß sie „in ihrem immer wieder jungen Ringen um die bessere Leistung alle Kräfte der Wirtschaft frisch erhält und zu Höch st lei st ungen anspornt". Allerdings macht der Minister — in ausdrücklichem Gegensatz zu dem in der liberalistisch-kapitalistischen Wirt- schaftsperiode gepredigten Grundsatz des durch keinerlei Schranken eingeengten Konkurrenzkampfes — sofort die Einschränkung, daß heute im nationalsozialisti- ichen Staat dieses Spiel der Kräfte zwar ein freies, aber °°ch ein geordnetes und gesundes sein, sich „den Grundsätzen einer loyalen und anständigen Koulur- ^vz" und selbstverständlich einer starken Führung unter- Arfen muß, die „wie von einem Magneten" auf das ^whl des Ganzen gerichtet ist. Im übrigen ist es ja auch ves weiteren selbstverständlich, daß aus staatspoli- > rschen Gründen, wie beim Reichsnährstand, die Markt- rcgulierung überhaupt auf eine andere Weise erfolgt als durch den freien Wettbewerb, weil hier Höhere als nur privat wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen. . Die Preisbindungen durch Kartelle oder ivnstige Awangskonvenkionen, erklärte der Neichswirt- schaftsminister für „unerwünsch t". Aber leider seien ne als Notmaßnahmen für die schwere Jetztzeit noch not- wendig, um der Wirtschaft Störungen zu ersparen. Emerhin dürfte, so erklärt der Minister, das neue Gesetz uver den Wirtschaftsaufbau nach seiner endgültigen Durch- suyrung eher Möglichkeiten bieten, auch ohne Prcis- erwünschte Ordnung auch in diesen Teil des Wirtschaftens zu schaffen. "s dem historisch Gewordenen soll das Neue ge- saMsen werden", — in diesen Schlußworten des Ministers Sinn, die Methode und das Ziel des Ge setzes, das ,a einen „organische n" Aufbau der organi sierten deutschen Wirtschaft herbeiführen wird. Dr. Pr. ,MWM ist nicht int Unrecht" Sie konnten zueinander nicht kommen... Eden über die Abrüstungsfrage: „besorgniserregend, aber nicht verzweifelt". Anläßlich einer Debatte über die A b - rüstungssrage im Unterhaus machte Groß siegelbewahrer Eden interessante Ausführungen. Er sagte u. a.: Die lange Verzögerung der Abrüstungs konferenz sei nicht darauf zurückzuführen, daß sich die Sachverständigen -nicht über die Zahl der Tanks, des Geschützkalibers usw. einigen könnten, sondern vielmehr darauf, daß die Staaten der Welt kein genügendes Vertrauen und nicht den genügenden Mut aufbrächten. Wenn man die Beweggründe hierfür verstehen wolle, so müsse man sich bemühen, die Gesichtspunkte der Einwohner von Paris ebenso wie die der Einwohner von Ber - lin zu verstehen. Er wolle aber versuchen, mit den Augen der Bewohner dieser beiden Städte zu sehen. Frankreich sei immer noch seit Ende des Krieges um seine Sicherheit besorgt. Man müsse aber auch in Rechnung ziehen, daß Deutschland dieselben Gefühle haben könne. Frankreich sei so überzeugt, keine Angrifssabsichten gegen irgendeinem anderen Staat zu haben, daß es auch nicht glauben könne, daß ein anderes Land, dem keine ent sprechenden Rüstmwen erlaubt sind, sich nicht vollkommen sicher in der Nachvarschaft Frankreichs fühle! Das Be völkerungsproblem ebenso wsi die „halbmilitä rische Ausbildung" in Deutschland erhöhten die Befürchtungen Frankreichs. Die Franzosen könnten nur schwer glauben, daß „eine große westeuropäische Macht sehr lange mit guten Absichten von Genf wegbleiben könne." Von Zeit zu Zeit kämen Ereignisse vor und würde« Reden gehalten, die diese Befürchtungen erhöhten. Eine solche Rede — so suhr Eden fort — wurde in den letzten Tagen gehalten, nämlich von General Gö ring (??). Er, Eden, sei offen bereit, den Unterschied anzuerkennen, der zwischen einer militärischen und einer militaristischen Nation herrsche. Man dürfe diesen Unterschied nicht vergessen, und er sei über zeugt, daß der Ton der erwähnten Rede im Urteil des englischen Volkes viel mehr der zweiten Gattung als der ersten angehöre. Eden fuhr fort: Wenn man versucht, durch die deutsche Brille zu sehen, dann ist es ohne Zweifel, daß Deutschlands eigene Sicherheit ebenso ein lebenswich tiges Jntcrcsic für die Deutschen sein kann wie die französische Sicherheit für Frankreich. Deutschland würde ohne Zweifel erklären, daß es lange auf die Gleichberechtigung gewartet hat und die Deutschen kaum glauben können, daß Frankreich immer noch mehr Sicher heit wünscht. Dann äußerte sich Eden über die möglichen Fol gen eines Fehlschlagens der Abrüstungs konferenz: Wenn die Konferenz fehlschlage, dann müßte ohne Zweifel jedes Land daran gehen, seine Rüstungen zu revidieren. Wettrüsten allein fei k ei n e Si ch e r h e it. Auf die Frage „Was denn getan werde, um das internationale Vertrauen wiederherzu stellen und die Lücke zwischen Frankreich und Deutsch land zu überbrücken?" könne man antworten, daß die Lage zwar besorgniserregend, aber nichtver zweis el t sei. * „Deutschland Ist nicht im llnrechi". Im weiteren Verlauf der Abrüstungsdebatte im eng lischen Unterhaus griff Churchill die Abrüstungspolitik der englischen Regierung hart an. Die Mission Edens, so er klärte er, sei erfolglos gewesen. Die Auffassung, daß Abrüstung Frieden bedeute, sei falsch. Die große Gefahr der gegenwärtigen englischen Außenpolitik sei die, daß England von den Franzosen verlange, sich selbst zu schwächen. Der arbeiterparteiliche Vertreter Wedgewood sagte, daß Edens Rede einen leicht veralteten Eindruck mache. Die englische Regierung solle ihre Blicke mehr auf die Wirklichkeit richten. Weiter setzte sich der konservative Abgeordnete Lamp son energisch für eine Reform des Völkerbundes ein, um dadurch einen Wiedcrbeitritt Deutschlands zu ermöglichen. Jedermann wisse, daß Frankreich und die Staaten der Kleinen Entente sich jeder Revision anfs bitterste wider setzten. Es sei daher nicht verwunderlich, daß Deutschland den Völkerbund verlassen habe. Ter frühere liberale Innenminister Sir Herbert Samuel sagte, er glaube nickt. daß man Deutschland einen Zustand her Abrüstung an gesichts einer gerüsteten Welt aufzwingen könne. Seiner Meinung nach müsse die Rüstungsgleichheit in Europa zugestanden .werden. Das konservative Mitglied Stel- Maitland sagte, die deutsche Regierung gebe Deutschland neue Hoffnung. „Können wir behaupten, daß Deutschland im Unrecht ist, das sich ohne Waffen inmitten einer vollgerüsteten Welt befindet?" * Der „Temps" gegen eine Konferenz»« Hauptmächte Paris, 14. März. Der „Temps" widmet der Abrüstungs- srage seinen Leitartikel und streicht hierbei die französische Be reitschaft zum Weiterverhandeln besonders heraus. Es sei rat sam, so schreibt er, daß man in ausländischen Kreisen den Glauben erwecken wolle, daß die französische Antwort aus die letzte englische Abrüstungsdenkschrist negativ sei und jede Hoff nung auf eine anständige Regelung ausgeschaitet werde. Ge wiß denke Frankreich ebenso wenig wie England, Italien und sogar Deutschland daran, die Brücke abzubrechen, so lange die Hossnung auf ein noch so bescheidenes Abkommen vorhanden sei. Man habe allen Grund zu der Annahme, daß die franzö sische Antwort an England mit jeder erforderlichen Genauig keit die Bedingungen aufsühren werde, unter denen vernünfti gerweise ein Abkommen abgeschlossen werden könne. Diese Be dingungen, deren Erfüllung selbstverständlich nicht von Frank reich abhänge, seien schon in dem Schreiben des französischen Außenministers Barthou an den Vorsitzenden der Abrüstungs konferenz Henderson vom 10. Februar angegeben worden. Dis Pariser Antwort werde gewiß die Möglichkeit zur gemeinsamen Beschreitung eines neuen Weges schaffen, falls das befreunde te England den Grundsätzen, die die ganze Friedenspolitik be herrschten, Verständnis entgegenbringe. Man würde keine Aus sichten aus einen Erfolg haben, wenn man aufs Neue zu Be helfsmitteln schreiten würde, wie es der von gewissen Kreisen gemachte Vorschlag zur Einberufung einer Konferenz der Hauptmächte wäre. Ein derartiger Plan, zu dem, soweit be kannt, bisher keine Regierung die Initiative ergriffen habe, wäre schon undurchführbar, da er die endgültige Verurteilung der Vvlkerbundspolitik bedeuten würde. * Na« Gaargebiet kein Pfand in der Abrüstungsfrage. Scharfe Zurückweisung der sranzösi scheu Pläne. Die Pariser Meldungen über die Verbindung der Ab rüstungsfrage mit der Saarabstimmung werden von der saarländischen Presse mit großer Entrüstung ausgenom men und die völlig irrige Auffassung französischer Regie rungskreise über die angeblichen Pfandrechte Kankreichs an der Saar energisch zurüügcwiesen. Die „Saarbrücker Zeitung" schreibt, es müsse sehr schlecht um Frankreich in der Abrüstungsfrage bestellt sein, ' wenn es heute mit einem Pfandrecht drohe» das ihm ebensowenig aus dem Versailler Vertrag wie aus dem Saarstatut zustehe, denn rechtlich sei es niemals in der Lage, die im Friedensvertrag und Saarstatut eindeutig verbriefte Abstimmung zn verhindern. Es fehle der französischen Regierung in der Abrüstungsfrage an stichhaltigen Beweisen, um sich den gemeinschaftlichen Forderungen Deutschlands, Großbritanniens und Italiens entziehen zu können. Das Saargebiet sei lediglich dem Völkerbund als Treuhänder des Deutschen Reiches übergeben worden. Zum Schluß wird die Hoffnung aus gesprochen, daß die bekannten Aussührungen des „Oeuvre" lediglich politische Wünsche darstellten und daß die französische Regierung von dieser Forderung alsbald ausdrücklich abrücken werde, denn ihre Verwirklichung würde einen ungeheuerlichen Vertragsbruch darstellen. Die „Deutsche Front" schreibt, man könne Wohl verstehen, daß gewisse Kreise, die die Aussichtslosigkeit einer Spekulation auf die Saar einsehen, nunmehr einen „Sonders all" konstruieren und die Abrüstungsfrage mit der Abstimmung im Saargebiet verquicken möchten. Auf Grund der Artikel 45 bis 50 des Saarstatuts könne man ohne weiteres zu dem Schluß kommen, daß die Be reinigung aller das Saargebiet angehenden Dinge eine Angelegenheit des Saarvolkes sei und das dasür ledig -1 lich die Volksabstimmung, au.sschlagge-1 bend sei.