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Hus Moll IMerr Sehlschiplan Gewaltiges Auslandsecho des 21. MW. Die ausländische Presse schenkt der Rede dcS Reichs kanzlers Adolf Hiller am 21. Marz große Beachtung und hebt in zum Teil sehr ausführlichen Berichten den Be ginn der neuen Arbeitsschlacht hervor. »Oie energische Arbeit Deutschlands.* Die italienischen Blätter geben ausführliche Beschreibungen der Veranstaltung in Unterhaching. Sie bringen lange Schilderungen des vom Führer dargeleg- 1en Arbeitsprogramms mit Ziffern und Daten unter teilweise wörtlicher Wiedergabe langer Stellen der Rede des Führers. Es müsse anerkannt werden, daß der 21. März eine wirkliche Idee von der energischen Arbeit Deutschlands auf dem Felde der Arbeit gegeben bat. Straßen, Brücken, große Depots, Schulen seien eingeweiht worden. Besonders unterstrichen werden auch die Ausführungen des Führers, in denen er sich gegen sedes Jnflationserperiment wendet. »Die großzügigen Llnternebmungen zur Arbeitsbeschaffung * Die englischen Blätter veröffentlichen ausführ liche Berichte über den Beginn der großen Arbeitsschlacht in Deutschland. Man spricht allgemein von der ein drucksvollen Rede, mit der Hitler die großzügi gen Unternehmungen zur Arbeitsbeschaffung eröffnet habe. Wie groß das Interesse allgemein ist, ersieht man auch daraus, daß mehrere Blätter sich eingehend über die Einweihung des großen Schiffshebewerkes in Niederfinow durch General Görina berichten lassen und Abbildungen des Hebewerkes veröffentlichen. »Der entschlossene, ungeschwächte Wille.* / Die Rede des Führers in Unterhaching wird in französischen Blättern bezeichnet als „Ausdruck eines ungeschwächten Willens, der entschlossen bleibe, alle -Schwierigkeiten zu besiegen". „Ein unerbittlicher Wille zur Beseitigung aller Hindernisse und ein unerschütterliches Vertrauen in den Endersolg, Verherrlichung der deutschen Tugenden", das seien die Leitgedanken dieser neuen Kampfansage an die Arbcitskrise. „Oeuvre" warnt davor des Kanzlers Ankündigung, die Arbeitsbeschaf fung ohne Inflation durchführen tu wollen, ohne weiteres als Bluff hinzustellen. Man habe den Zusammen bruch des russischen Svstems, des faschistischen Svstems, des Erperiments Roosevelts vorausgesagt und sei jedesmal gezwungen gewesen, sich dementieren zu müssen. Auch das „Erveriment Hitlers" verdiene Beach tung, da sein Erfolg für Frankreich nicht gefahrlos sein würde, aber auch da man aus ihm einige Lehren ziehen könnte. »Gegen Inflaiionsexperimenke.* Die polnische Presse schenkt der Rede des Neichs- ckanzlers große Beachtung und bebt in den ausführlichen Berichten über den Beginn der neuen Arbeitsschlacht her vor, daß ganz Deutschland im Zeichen dieser gewaltwen Kundgebung gestanden habe, deren Höhepunkt die An sprache Adolf Hitlers bildete. Man weiss besonders daran' bin. daß die Rsichsregieruna vor allen Dinaen bestrebt sei olle verfügbaren Mittel in erster Linie zur Überwindung der Wirtschaftskrise und nir B"wmus„ne her Arbeitslosigkeit einheitlich anzuwendcn In diesem Mnne lauten die Überschriften und Schlagteilen der Blätter. Einige Blätter unterstreichen schließlich noch be sonders die Stelle in der Rede des Kanzlers, wo er si igegen die Jnflationsexperimente ausspricht. * Weiiere GroßarHeiien. Von allen Seiten des Reiches kommen dis Meldungen über Arbeits- und Bauvorhaben aller Art. Der 21. März Hai unter der Führung Adolf Hitlers einen Ansturm aus der ganzen Linie gegen die schon erschütterte Front der Arbeitslosigkeit vorwärtsgelrieben. Das erste Hitlerjahr Hai für Deutschland einen Rückgang der Erwerbslosen- zahlen gebracht, wie sie draußen in der Welt niemand für möglich gehalten hätte. Das zweite Hitlerjahr wird seinen Vorgänger noch in den Schatten stellen. Wir nennen nachstehend aus der Zahl der großen Vorbaben einige weitere Beispiele: Aus einer gewaltigen Kundgebung am Abend des 21 März wurden von Oberpräsidcm von Ulrich und Regierungspräsidem von Jagow die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen im Regie rungsbezirk Magdeburg mugeieilt Noch in diesem Früh- lahr wird mit dem Bau der Snaße Magdeburg—Hannover begonnen. Dabei sind 2'/- Millionen Tagewerke im Gesamtwert, von 50 Millionen Mark zu leisten. Außer den bereits in Angriff genommenen Bauvor haben sind für das kommende Jahr die Bode-Talsperre mi einem Aufwand von 26 Millionen Marl. Bauten füi >6>/, Millionen Mark und die Umwandlung vor 200 OM Hektar bisher unbrauchbaren Landes in hochwertig, Ländereien vorgesehen Der Präsident der Magdeburger Industrie- und Handels kammer erklärte, daß von der Magdeburger Industrie neue Arbetrsvorhaben im Werte von rund sechs Millionen Mark, das sind mehr als eine Million Tagewerke, durchgeführt wer den Die Reichsbahndirektion will 1 65 000 Tagewerke neu schassen Die Reichspostdirektion beabsichtigt, rund ll.l Millionen Mark auszuwersen Im Regierungsbezirk Merseburg sind Flutzregulierungen an der Weißen Elster mii 700 000 Tagewerken und Regulie rungen am Elster-Saale-Kanal mit einer Arbeitsdauer von sechs Jahren vorgesehen Die Elbstrombauverwaltung hat für die Niedrigwasser- regulierung der Elbe 5'/« Millionen Mark aufgewandt. Für Noistandsarbenen im Regierungsbezirk Erfurt kommen u a. 210 MO Tagewerke in Frage. In Darmstadi nahmen Reichsstatihalicr Gauleiter Spren ger und der Reichsführer der Nationalsozialistischen Kriegs- opserversorgung Lberlindober den ersten Spatenstich zu einer Fromsoldatensiedlung vor. Retchsstatthaller Loeper führte in Anwesenheit von 10 000 Arbeitern den ersten Spatenstich zur Verwirklichung des großen Bauvrogrammes der Stadl Dessau aus. An derWestküste vollzog Gauleiter Lberpräsidem Lohse am Deiche des Sovhien-Sommerkogels in der Nähe von Eider- stedi den ersten Spaienstich für die Erhöhung des Deiches Dieser Aki war der sumbolische Anstak! für die umfangreichen Landacwinnungs- und Landsicherungsmaßnahmen an der deut schen Nordseeküste * Wie die ReichsauioSahnen Arbeit schaffen. bereits 1500 Kilometer für den Bau freigegeben. Zur Eröffnung der Arbeitsschlacht 1934 haben di« Baustellen der Rcichsautobahncn Tausende neuer Arbeiter ausgenommen. Die Gcsamtstrecke, die bis zu diesem Termin vom Gcneralinspektor für das deutsche Straßen- wesen Dr.-Jng Friy Todt zum Bau sreigcgeben wurde, hat die Länge von 1500 Kilometer ^gegenüber 1000 Kilo meter am Ende des Jahres >9331 erreicht. Vierzehn Bau leitungen machen die freigegebencn Strecken vergebungs reif und leiten die Bauausführung. Im Bau befinden sich ab 21. März teils im Ganzen, tritt in Teillosen folgende Strecken: 1076 Kilometer Bremen—Hamburg Lübeck 169 Kilometer Hannover— Magdeburg 135 Duisburg—Dorimund 66 Düsseldorf—Köln 24 Franksurl—Heidelberg—Manul,.um 100 Siuttgan—Ulm 85 München—Landesgrenze 100 Halle—Leipzig 20 Meerane—Dresden 105 Breslau -Llegmtz 70 Elbing—Königsberg 110 Stettin—Berlin 92 In Bauvorbereitung stehen neun Strecke« von insgesamt 417 Kilometer Länge. Als am 23. September 1933 die Dauarbeiten auf der ersten Baustelle der Neichsautobahnen in Franksurl am Main eröffnet wurden, waren dort 700 Mann an getreten. Heute ist die Baustelle Frankfurt—Mann heim—Heidelberg im Vollbetriebe und stellt zur Eröff nung des Arbeitsjahres >934 allein 600 0. Insgesamt haben die Baustellen der Neichsautobahnen die Arbeits schlacht 1934 mit 1 5 000 Mann begonnen. In den ein zelnen Bauabschnitten wurden in diesen Tagen für 33 Millionen Mark neue Aufträge vergeben. Damit kommen die jetzt in Angriff genomme nen Baustrecken voll zur Entfaltung, so daß die Zahl der beschäftigten Arbeiter von jetzt ab von Woche zu Woche wächst. Gegen Verfälschung von Knegserlebniffen Ein Verbot Hermann Görings. Der Reichsminister für Luftfahrt, Hermann Göring, hat die weitere Veröffentlichung der Artikelserie „Die Kriegserleb nisfe des Fl iegerleu tnants Hermann Göring" in der „Berliner Jllustrirten Zeitung" untersagt, weil einmal die Überschrift irre führend ist, weil zum anderen der Bericht in seinen wesentlichen Punkten auf freier Erfindung beruht, weil er ferner in der reportagehaften Darstellung dem schweren Ernst des Krieges nicht gerecht wird und weil schließlich der Reichsminister für Luftfahrt eine Veröffentlichung seiner eigenen Kriegserlebnisse in einem Blatte des Ver lages Ullstein, der bis zur Machtübernahme durch den Nationalsozialismus diesen aufs schmählichste bekämpft hat, grundsätzlich nicht wünscht. DeuWerWiMeger in Prag verhälfet. Freilassung nach Verhängung einer Polizeistrafe wegen „unbefugten Waffenbesitzes". Der Afrikaflieger Gotthold, der sich aus dem Rückflug nach Breslau, seinem Heimathafen, befand, mußte auf einem Militärflugplatz bei Prag eine Zwischenlandung vornehmen. Als man bei seinen Aus weispapieren auch einen SA. - Ausweis fand, wurde Gottvold in militärische Schutzhast ge nommen. Gotthold wurde dann später nach Verhängung einer Polizeistrafe wegen Mitführens einer Waffe mit Munition — er hatte seinen Revolver bei sich — wieder fretgelassen. Er lande:? abends wohlbehalten auf dem Flughafen BreSlau-Gandau mit seiner Begleiterin, der 19jährigen Imme Grundmann, die erst kurz vor Antritt des Afrikafluges ihre Pilotenprüfung bestanden hatte. Die Denunzianten rühren sich Nieder. Die Bekämpfung wird verschärft. Neuerdings mehren sich wieder die Fälle, in denen namentlich gegen Persönlichkeiten, die im öffentlichen Leben stehen, und die leitenden Beamten von Behörden und Verbänden erfundene und leichtfertig nach erzählte Verdächtigungen erhoben werden, die nicht selten niedrigsten Motiven entspringen. Der preu ßische Justizminister Kerrl hat deshalb an die ihm unterstellten Staatsanwaltschaften einen scharfen Erlaß gerichtet, der dis B e k ä m p f u n g des Denunzianten tums zum Gegenstand hat. In vem Erlaß wird darauf hingewiesen, daß sowohl die Neichsregierung als auch die preußische Regierung wiederholt die Niedrigkeit und Verächtlichkeit des Denunziantentums gegeißelt und den festen Willen bekundet hatten, gegen diese widerwärtige Erscheinung mit aller Schärse vorzugshsn. In Verfolg dieser Bestrebungen ersucht der Minister die Strafversolgungs- behörden, gegen Denunzianten mit allem Nachdruck ein zuschreiten. s26 Eine regelrechte Prügelei mußte zwischen den Jungen entstanden sein, und da kam Veronika an. Aus der Erde wälzten sich die Knaben in Heller Wut um einen Bries, den Horst, der Aeltere, noch immer in der Faust hielt. Aber mit Veronika kam auch Gertraude an und übersah mit scharfem Blick, was vorging. Auf einen zornigen Befehl von ihr hörten die Knaben sofort aus, sich zu raufen, und standen wie zwei ertappte kleine Sünder vor der strengen Mutter. „Ich habe ihn doch aber zuerst gefunden", weinte Günther, „und Horst Hai ihn mir einfach fortgerissen." „Zeig her, was du da hast!" - Zögernd wollte der Junge den zerknitterten Brief der Mutter reichen, als Veronika hastig oortrat uns auf geregt rief: „Ter Brief gehört mir. gib ihn her!" Aber Gertraude hatte ihn schon dem Knaben so» '» und fragte mit strengen Augen: „Wo habt ihr den Brief gefunden?" „Tori in einer Höhle in der Mauer", riefen beide zu gleich und deuteten nach dem Versteck hin, wo oer große Stein jetzt herausgenommen war und an der Erde lag. „Er gehört mir, bitte gib ihn mir, Gertraude!" bat Veronika mit zitternder Stimme. Gertraude maß die Schwester mit ironischem Lächeln „Sieh va, man hat Heimlichkeiten und wählt sich einen romantischen Briefkasten. Aber man weiß ja nicht, ob er wirklich für dich bestimmt ist, da keine Adresse aus dem Umschlag steht."ö „Toch, Gertraude, er gehört mir, und ich bitte dich um alles in der Welt, gib mir den Bries. Bitte, bitte!" „Nein, den Brief bekommt die Großmutter!" Hart und schneidend war die Frauenstimme geworden. „Du bist noch viel zu jung, um schon eine heimliche Lieb schaft zu unterhallen, denn was sollte es anders sein, wenn man sich auf diese Art und Weise Briefe zukommen läßt." „Gertraude, denk' doch daran, als du deinen Bert kennengelerm hast, wie wäre dir zu Mute gewesen, wenn jemand dein Geheimnis so offenbart hätte." „Hahahaha! Mit meiner Verlobung kannst du deine Angelegenheit doch wahrlich nicht vergleichen, bei mir ging alles reell zu; die Verwandten haben mich mit Ben zusammcngebracht, und ra er mir gefiel und ich ihm, so waren wir eben schnell verlobt Aber so, auf solche Weise sich Briefe zu senden, das ist denn doch sehr ver dächtig." „Gertraude", flehte Veronika in Heller Angst, „bitte gib mir meinen Brief!" „Von wem ist er denn?" fragte die Schwester neugierig und boshaft. „Tas jage ich dir nicht, das ist meine Angelegenheit." „So .., nun dann gebe ich den Brief der Großmutter. Aber du kannst mitkommen, denn sie wollte dich sowieso sprechen, und drum bin ich dir auch in den Park gefolgt." „Man schein, mich wirklich zu kontrollieren", sagte Veronika bitter. „Nicht eine Minute kann ich mehr allein sein. Was hab ich denn getan, daß man mich wie eine Verbrecherin behandelt? Auch du bist jetzt zu mir so ganz anvcrs geworden — was hast du denn gegen mich, Gertraude?" „Geht voraus, Jungen, zu Herrn Berg! Wieso seid ihr nicht bei ihm, ihr sollt doch ohne ihn nicht allein sein? Sicher seid ihr ihm wieder daoongelaufen. Zur Strafe werdet ihr heute nicht mehr aus dem Zimmer gehen und Strafarbeiten schreiben Marsch, ich komme gleich und sehe nach, ob ihr auch folgsam seid." Tie beiden Knaben zogen bedrückt und kleinlaut ab, und als sie außer Hörweite waren, sagte Gertraude: „Was ich gegen dich habe, Veronika? Ich wollte es dir schon die ganze Zeit sagen, es ist nicht schön, wenn ein junges Mädchen jeden Augenblick sucht, mit einem ver heirateten Manne allein zu sein, besonders wenn es ihr Schwager ist. LH, du brauchst gar nicht so aufzusahren, ich hab' es oft beobachtet." „Das ist schändlich von dir, so etwas von mir zu glauben, Gertraude — ich suche im Gegenteil immer aus der Gesellschaft deines Mannes zu kommen! Es würde mir doch nie einsallen, mit Bert ... Oh, nein, Gertraude, do bist da in einem schweren Irrtum! Und wenn ich dir sage, daß ich einem anderen von Herzen gut bin, dann kannst du mir doch glauben!" „Aha, wohl derjenige, von dem dieser Brief stammt?" „Ja, Gertraude, und nun gib ihn mir, bitte!" „Nein, Veronika, den Brief erhält die Großmutter! Ich sagte dir schon, daß du noch viel zu jung bist und vielleicht gar in die Neye irgendeines Mädchenjägers ge gangen bist. Du kennst doch auch die Wünsche unserer Großmutter wegen deiner Heirat, und ich kann dir nur raten, folge ihrem Wunsch!" „So eifrig im Gespräch, schöne Schwestern?" klang Edgar von Tröstens Stimme neben ihnen auf, ohne daß sie seine Schritte bemerkt hatten. „Sie können einen aber auch erschrecken, Vetter", sagte Gertraude kokett, „mit Ihrem leisen Schritt!" „Fräulein Veronika sieht ja so erhitzt und erregt aus. Hatten die schönen Schwestern Meinungsverschieden heiten?" „Das geht Sie gar nichts an!" lachte Gertraude. „Ich wollte Fräulein Veronika nämlich zu einer Bootsfahrt auffordern und have sie im ganzen Schloß wie eine Stecknadel gesucht", überging Herr von Trösten ge schickt das heikle Thema. „Wollen Sie mir gestatten, Fräu lein Veronika, Sie jetzt noch ein wenig spazieren zu rudern?" „Meine Schwester soll zur Großmutter kommen", mischte sich Gertraude ein. „Aber wenn sie nachher noch Lust dazu hat..." Dons.folgt.)..