Volltext Seite (XML)
MsdrufferTageblatt Nr. 62 — 93. Jahrgang Wilsdrnft-Dresnen Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 14. März 1934 W Das- Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauvtmannschatt Merken des.St'adt-s rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits W alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks , Aernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 - durch F.rnru, üb°^„°„-n Anzeigen übe-n-hmen'L:?n7L^^^ o°!la,ftpruch erlisch,, wenn der Belrag durch Klage eingezogcn werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs ger-Ä Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das^,WUsdniffer'TagebIatt^I«schein? an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. ffrer Haus, der Postbestellung 1.80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post- doten, unsere Austräger u. „ Geschäftsstelle, nehmen zu lederzett Bestellungen ent--Wochenblatt fÜT WllsVrUff U. UMfteaeNd gegen Im Falle höherer Dewalt.Kriegod.sonstiger 2-2 Betriebsstörungen besteht «elN.Anspruch2.auf Lieferung.der Zeitung oder'Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. SMislher Alisblill her MtsAst. Das Gesetz verkündet. Berlin, 14. März. Das Reichsgesetzblatt Teilt vom 13. März 1934 veröffentlicht das Gesetz zur Vorbereitung des organischen Aufbaues der deutschen Wirtschaft vom 27. Febr. 1934. Das Gesetz hat folgenden Wortlaut: Die Reichsregie rung hat das folgende Gesetz beschlossen, das hiermit verkün det wird. Z 1. Der Reichswirtschaftsminister wird zur Vorberei tung des organischen Aufbaues der deutschen Wirtschaft er mächtigt, 1. Wirtschaftsverbände als alleinige Vertretung ihres Wirtschaftszweiges anzuerkennen; 2. Wirtschaftsverbände zu errichten, aufzulösen oder mit einander zu vereinigen; 3. Satzungen und Gesellschaftsverträge von Wirtschafts verbänden zu ändern und zu ergänzen, insbesondere den Fühlergrundsatz einzuführen; 4. die Führer von Wirtschaftsverbänden zu bestellen und abzuberufen; 5. Unternehmer und Unternehmungen an Wirtschaftsver- bände anzuschlieszen. Wirtschaftsverbände sind solche Verbände und Vereini gungen von Verbänden, denen die Wahrnehmung wirtschaft- licher Belange von Unternehmern und Unternehmungen obliegt. 8 2. Der Reichswirtschastsminister kann im Einvernehmen mit dem Reichsminister des Innern zur Durchführung des Gesetzes Rechtsverordnungen und allgemeine Verwaltungsvor schriften erlassen; auch kann er im Einvernehmen mit dem Reichsminister des Innern Vorschriften ergänzenden Inhalts erlassen. 8 3. Wer vorsätzlich oder fahrlässig einer Anordnung zu- wideryandelt, die der Reichswirtschastsminister auf Grund die ses Gesetzes oder seiner Durchführungsvorschristen getroffen hat, wird mit Geldstrafe oder Gefängnis bis zu einem Jahr bestraft. Die Strafverfolgung tritt nur auf Antrag des Reichs wirtschaftsministers ein. Der Antrag kann zurückgenommen werden. tz 4. Wegen eines Schadens, der durch eine Maßnahme auf Grund dieses Gesetzes entsteht, findet eine Entschädigung nicht statt. 8 5. Verbände von Angehörigen des Reichsnährstandes mit Ausnahme der Angehörigen gemäß 8 1 Ziffer 1 bis 10 unter b der Dritten Verordnung über den vorläufigen Ausbau des Reichsnährstandes vom 16. Febr. 1934 (RGBl. I S. 100) und Verbände von Angehörigen der Reichskkulturkammer fal len nicht unter dieses Gesetz. Soweit es sich um Verbände von Angehörigen des Reichs nährstandes gemäß 8 1 Ziffer 1 bis 10 unter b der Dritten Verordnung über den vorläufigen Aufbau des Reichsnähr standes und um Verbände des Verkehrs handelt, übt der Reichswirtschastsminister die Befugnisse der 88 1 dis 3 im Einvernehmen mit dem zuständigen Fachminister aus; er kann die Befugnisse an den zuständigen Fachminister übertragen. Berlin, den 27. Februar 1934. Der Reichskanzler Adolf Hitler. Der Reichswirtschaftsminister, zugleich für den Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft Dr. Schmitt, der Reichs minister des Innern Dr. Frick, der Reichsverkehrsminister Frei herr von Elz. Dr. Schmitt über die Neugliederung der Volkswirtschaft Neichswirtschaftsminister Schmitt gab in Berlin einen überblick über den organischen Ausbau der deutschen Wirtschaft. Der bedeutsamen Tagung wohnten alle deut schen Wirtschaftsführer, sowie zahlreiche Vertreter Ler Reichs- und Staatsbehörden bei. Der Minister führte in seiner oft von Beifall unterbrochenen Rede u. a. aus: „Die uns gestellte Ausgabe beschränkt sich lediglich dar auf, das gewaltig große und in seinem Ausmaße für die Gestaltung der deutschen Zukunft ungeheuer wichtige Ge biet der deutschen Wirtschaftsführung organisatorisch mit der heutigen Staatsauffassung in Übereinstimmung zu bringen." Der Minister gab dann einen Überblick über die bis herige organisatorische Zusammenfassung der Wirtschaft, eink Gliederung, die teils lückenhaft war, teils sich in ihren Einzelorganisationen überschnitt. Er verwies dann auf den im letzten Jahre geschaffenen Reichsnähr stand, die Reichskulturkammer und die Deutsche Arbeitsfront. Danach sei eine Neuglie derung auch derWirtfchaft notwendig geworden. Der Minister fuhr dann fort: „Wenn wir uns nun die Frage stellen, was wollen wir mit dem geplanten Umbau erreichen, so ist dazu folgendes zu sagen: Auf keinen Fall wollen wir das tausend fältige Eigenleben unserer Wirtschaft zerstören. Wir brauchen auch in Zukunft den selbständigen Unternehmer, der mit seinem Unternehmen auf Gedeih und Verderb verbunden ist. Wer ein Unternehmen führt, muß die Ver antwortung tragen. Ohne ehrlichen Konkurrenzkampf geht es nicht. Wenn die Form der privaten Wirtschaft ihre Daseinsberechtigung h°t, so vor allen Dingen deshalb, weil sie in ihrem immer Wieder jungen Ringen nm die bessere Leistung alle Kräfte der Wirtschaft frisch erhält und zu Höchstleistungen an- spornt. Das entspricht dem nationalsozialistischen Lei stungsprinzip. Auf dieser Basis wollen wir auch in Zu kunft aufbauen. Wir wollen aber mit diesem Grundsatz den anderen verbinden, daß dieses freie Spiel der Kräfte ein gesundes und geordnetes sein muß, durch eine starke Führung, die wie von einem Magneten aus ein Ziel gerichtet ist, aus das Wohl des Ganzen, aus den Dienst an Volk und Vaterland. Hieraus ergibt sich die Forderung, daß alle Unter nehmungen in Zukunft notwendigerweise ihren Fach grupp e n a n g e h ö r e n m ü s s e n, um sich den Inter essen des Ganzen, allerdings nur den im Interesse des Ganzen erforderlichen Maßnahmen unterzuordnen und sich daneben den auszustellenden Grundsätzen loyaler und an ständiger Konkurrenz zu unterwerfen. Hierüber werden , Ehrengerichte zu entscheiden haben. 'Verantwortungsbewußte, tüchtige, das Reich Adolf Hitlers bejahende Männer müssen die Führung Übernehmen und damit in den Stand gesellt werden. die Entscheidungen zu treffen, die sie im Interesse des Ganzen für richtig halten, gestützt auf den ebenso denkenden Führcrrat. Männer, die sich nie von den Sonderinteressen ihres Eigenbetriebes, sondern von Erfordernissen des Ganzen leiten lassen. Der Führer verwaltet sein Amt ehrenamtlich und soll lebendig mit der Wirtschaft verbunden, d. h. er soll selbst Führer eines Unternehmens sein. Hat er im Einzelfalle die Macht, allerdings damit auch die Verantwortung für eine Entscheidung, so soll er auf der anderen Seite nicht losgelöst sein von der Auffassung der Unter- '.chmungen, die er zu führen hat. Einmal im Jahre mutz er, wie sein Führcrrat, sich das Vertrauens votum derer holen, die er zu führen hat. Es scheint mir besonders wichtig, daß schon bald die Frage der Heranbildung des zukünftigen Führerkorps angepackt wird. Wir haben heute brave alte Kämpfer mit fester nationalsozialistischer Weltanschauung, wir haben tüchtige Wirtschaftler, aber wir haben leider nicht oft genug beides vereint. Hier liegt eine der wichtigsten Auf gaben der nächsten Jahre. Wie soll nun der Ausbau tatsächlich vor sich gehen? Er soll aus dem historischGewordenen her auswachsen. Ich habe deshalb nicht ein Gesetz vorgelegt, in dem die fertige Zukunftsorganisation als Patentlösung niedergelegt ist, vielmehr, wie eingangs erwähnt, durch die erhaltene Ermächtigung den Weg freigemacht, um stetig und ruhig das Bisherige in das Neue überzuleiten, wobei durchaus die Möglichkeit besteht, die gemachten Erfahrungen auszuwerten. „ Erst wenn dann aus der Praxis heraus das Werk als ein geschlossenes Ganzes dastehen wird, soll es m emer gesetzlichen Form verankert werden. Ück rlckite deshalb RMswirtlÄaktsminister Dr. SchtttM. hiermit die dringende Bitte an die ganze Wirtschaft. Ruhe zu bewahren, die nötig ist, um Fehler und Mißerfolge zu vermeiden, vor allen Dingen aber auch um zu verhüten, daß das laufende Getriebe unserer Wirt« schäft die geringste Störung erleidet. Nehmen Sie bitte,! meine Herren, diesen meinen Wunsch an erster Steve mit) hinaus und seien Sie dafür besorgt, daß nun nicht betrieb same Kräfte meinen, cs mutz jetzt alles in kürzester Frist aus den Kopf gestellt werden. Am Ende der Umstellungsperiode haben wir keine Jnteressentenverbünde mehr, sondern nur Fachgrup pe n. Die Organisation der gewerblichen Wirtschaft, die unter einem von mir zu ernennenden Führer und Stell vertreter des Führers steht, wird in ihrer obersten Gliede rung in zwölf Hauptgruppen zusammengssaßt. Hiervon bilden die ersten sieben die^ Industrie. Hinzu kommen: Handwerk, Handel, ! BaNkenundKredite,Versicherungen,Ver» kehr.- Der Minister teilte dann die Namen der Führer der zwölf Hauptgruppen mit, äußerte sich noch kurz über Fach- und Untergruppen, betonte, daß die Industrie, und Handelskammern bestehen bleiben, ermahnte zu vertrauensvoller Zusammenarbeit und schloß: „Ich schließe mit dem Wunsch, daß es gelingen möge, den Hobe:. Gedanken unserer Weltansck>aui'-a. die aroße Linie unserer wirtschaftlichen Auffassung und die prak tischen Kenntnisse und Erfahrungen zusammenzufügen, damit ein Werl errichtet wird, vas dem deutschen Volke Segen bringt. In diesem Sinne schließe ich mit Heil Hitler." Nach der Rede des Reichswirtschastsministers stimm ten di? Wirtschaftsführer begeistert in die Heilruse auf den Führer ein. Dann nahm- der Präsident oes Reichs standes der deutschen Industrie Kruppvon Bohlen und Halbach, der gleichzeitig Führer der Haupt gruppe Bergbau, Eisen- und Metallgewinnung ist, das Wort.' Die Führer der Wirtschaft versprächen, jeder an seiner Stelle, mit allen Kräften mitzuarbei ten. Krupp begrüßte dann den Führer des Gesamtver bandes Keßler. Dieser dankte für das Vertrauen, das ihm die Reichsregierung durch die Berufung auf diesen verant wortungsvollen Posten bewiesen habe. Er bat dann noch nachdrücklich die älteren Wirtschaftsführer, ihre Erfahrun gen bei seinen Entscheidungen beratend zur Verfügung zu stellen. Über die Gestaltung seines Arbeitsprogramms machte der Führer der deutschen Gesamtwirtschaft u. a. folgende bedeutungsvolle Ausführungen: Die Gemein schaftsarbeit über die Industrie hinaus auf die übrigen großen Zweige der Wirtschaft auszudehnen und sie in gemeinsamer oberster Führung sicherzustellen, fei die wertvollste aus der Praxis geborene Seite der ver kündeten Neuordnung. Die mit dem Ungeist der Vergangenheit belastete Methode des Wettbewerbs, die Geschäftsmoral in Erzeu ger- und Vcrbraucherkreisen werde mit durchgreifender Energie geläutert werden müssen. Im Vordergrund der Aufgaben stünde das Problem der weiteren Verminderung des Arbeitslosenheeres. Mit der Hebung der Beschäftigungsziffer sei zwangs läufig eine Vergrößerung der Einfuhr verbunden. Die Devisenlage verlange eine wesentliche Vermeh rung der deutschen Ausfuhr, der durchgreifende finan zielle und handelsvertragliche Erleichterungen verschafft werden müßten. Zum Zweiten werde der natürliche Fluß ver Arbeitsbeschaffung sofort gehoben, wenn die Betriebe von Steuern und Abgaben entlastet würden. Drittens aber sei es wichtig, daß die Schaffung vem Ausland überlegener Qualitätserzeug- nifse, die Entwicklung neuer Konstruktionen, die tech nisch-wissenschaftliche Forschung mit erhöhter Kraft betrieben würde. Philipp Keßler. Der vom Reichswirtschaftsminister Dr. Schmitt zum Führer des Gesamtverbandes der Deutschen Wirtschaft -rnannte PhilippKeßler ist Rheinpfälzer und steht im 46. Lebensjahre. Er hat sich im In- und Ausland auf sem Gebiete-der Elektrotechnik mit großem Erfolg betätigt. Während des Krieges war er als Artillerieoffizier an der Westfront. Nach dem Kriege war er als leitender Inge nieur in den Siemens-Schuckert-Werkev. tätig * Das vom Reichswirlschaftsmiuister Dr. Schmitt vor ven Vertretern der Wirtschaft bekanntgegebene Gesetz zur Vorbereitung des organischen Aufbaues der deut schen Wirtschaft dient dem Zweck, die bisherige wett- aehende Überorganisation in dem verbandsmaßigen Aufbau der deutschen Wirtschaft und den dadurch be- vingten Leerlauf der Wirtschaft sowie deren Belastung und Beunruhigung infolge de-r Rivalität der einzelnen Verbände zu beseitigen und eine umfassende, straffe und einheitlich e Oraanisierung der Wirtschaftsverbände durchzufübren.