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ilsdrufferTageblalt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und LZLZLL Wochenblatt für Wilsdruff ».Umgegend UZZ5ZE "NN Anspruch °u, Lirlerung der Zeiwng oder Kürzung de- Bezug-Preises, «üchsendung eingesgndln Schriststüche ersolgr nur, wenn Nückporio beiliegl. I alle anderen Stande des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreis : die I spaltige Millimelerzeile (46mm breit) 7Rpfg., die 2spaliige Millimeterzeile der amtlichen Bekannt-- machungen bei direkter Auftragserteilung lIApfg. ohne Nachlaß, die 1 fpaltigeText-Millimeterzeile (90mm breit) 20Apfg., Nachweifungs . Gebühr: . . 20 Rpfg. Vorgeschriebene-j Erscheinungstage u.Platz- * AtNL 6 Vorschriften werden nach» Möglichkeit berücksichtigt. > - - ' ' Anzeigen - Annahme bis- vormitlags 10 Uhr Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Gewähr. Jeder Nabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder dec Auftraggeber in Konkurs gerate Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 17 — 93. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 29. Januar 1934 Wirre« und Wirtschaft. Wie lange noch Saarfrage? — Politisierende Wirtschaft. Wieder Weimar. Das Intrigenspiel nm die Zukunft des Saar- Gebiets hat ein Ausmaß angenommen, daß allerhand Überraschungen schon gar nicht mehr ausgeschlossen er scheinen. Das weiß man an der Saar ebenso genau wie in Deutschland, weiß hier wie dort aber auch, daß der Völkerbund, dem das „Mandat" über das Saargebiet zugesprochen ist, immer ein williges Werkzeug Frank reichs war und ist. Doch wenn man einmal von den Einzelheiten dieses Intrigenspiels absieht, — die ganzeExi st enzder „Saarfrage" überhaupt ist für uns Deutsche heute, mehr als 15 Jahre nach Ende des Weltkrieges, eine geradezu entsetzliche Vernunft Widrigkeit! Man hat das auf der Gegenseite auch schon einmal so etwas wie gespürt, als 1930 durch die Annahme des Aoung-Planes eine, wie damals gesagt wnrde, allgemeine „Bereinigung" der deutsch-französischen Beziehungen herbeigeführt wer dest sollte: erzielt wurde dabei auch zunächst die Ein- setzung einer Kommission deutscher und französischer Ver treter, die wirklich in Paris zusammenkamen, um eine „vorzeitige" und — vernünftigere Lösung der Saarfrage zu besprechen. Aber bald wurde es still und immer stiller um diese Kommission, und schließlich verlief die ganze Sache spurlos im Sande. An der Saar blieb alles beim alten und wurde dann zusehends schlimmer. Nicht ein neuer Geist friedlicher werdender Beziehungen konnte sich über dem Saargebiet ausbreiten, sondern nach wie vor wurde es beherrscht durch den Buchstaben des Diktats von 1919. Gerade das aber ist für uns Deutsche der Kern der Saarfrage überhaupt. Diese Herrschaft des Gestern und Vorgestern ohne Rücksicht auf das Heute und Morgen! Und selbst wenn die Saarfrage streng nach dem Buchstaben jenes Diktates im nächsten Jahre gelöst wird, so geht damit gerade das verloren, was der deutsche Reichskanzler Adolf Hitler in wiederholten Hinweisen und Appellen hat herbeiführen wollen: die baldige Lösung dieser Frage zwecks Herstellung besserer, Von einem neuen Geiste getragener Beziehungen zu Frankreich, — eine wirkliche „Lösung" also der heute be stehenden Starrheit dieser Beziehungen! Die aber nicht erzielt werden kann durch eine buchstabengemäße Aus- und Durchführung der vom Versailler Hatz und Ungeist diktierten Bestimmungen! Versteht man denn im Aus land einerseits nicht, was für uns Deutsche, wie gesagt, überhaupt das Dasein der Saarfrage bedeutet, und andererseits auch nicht das zum Frieden drängende Angebot des deutschen Reichskanzlers namens des ganzen deutschen Volkes? Oder will man beides im Ausland nicht verstehen? Angesichts des Intrigenspiels an der Saar selbst, in Genf und — Paris wäre man mehr als nur versucht, die zweite Frage zu bejahen. r * Die geradezu „liebevollen" Bemühungen der west- und osteuropäischen Diplomatie, bestehende Spannungen zu erhalten und, wenn irgend möglich, neue zu schaffen, ließ schon längst und läßt auch jetzt die Politik zum fort gesetzten Störenfried des Kampfes der Wirtschaft wohl aller Völker gegen die Krise werden. Es wimmelt ja geradezu von politisch beeinflußten und auch wieder Politisch weitergcführten Handelskonflikten zwischen den einzelnen Ländern, und das Wort „Welt wirtschaft" kann man nur noch mit einem leichten Achsel zucken aussprcchen. Auch Deutschland ist, wie wieder der jüngste Konflikt dieser Art mit Frankreich zeigt, von dieser Entwicklung durchaus nicht verschont geblieben. Oder ist es nicht grotesk, daß sich z. B. Litauen zwar im Memelgebiet eine Politik rücksichtslosesten Vorgehens gegen dort beschäftigte Reichsdeutsche leistet und sich dar über beklagt, man bereite in Deutschland dem Absatz litauischer Ägrarprodukte neuerdings größere Schwierig keiten! Anscheinend findet man in Kowno gar nichts dabei, daß wir unsere deutschen Mitbürger brutal be handeln lassen, dafür aber litauische Waren kaufen sollen! Im Handelskonflikt stehen wir auch mit Finnland, das sich handelspolitisch England völlig in die Arme ge worfen Hai, obwohl es Jahre hindurch gerade von Deutschland eine Vorzugsbehandlung erfuhr, die uns vor zwei Jahren sogar in scharfe Auseinandersetzungen mit Holland und Dänemark hineinstieß. Es hat viele Mühe und nicht geringe Zugeständnisse gekostet, jene beiden Länder zu. beruhigen. Aber all diese Konflikte sind nur ein Ausdruck für die Spannungen, die der grundsätzliche Umbau der handelsvertraglichen Beziehungen zwischen den Völkern gegenwärtig hat entstehen und zu unerfreu- licher Höhe hat anwachsen lassen. Das Trümmerfeld des internationalen Güteraustausches nimmt zusehends an Umfang zn. * Von dort her können also dem Werk des wirtschaft lichen Wiederaufbaus in Deutschland gegenwärtig nur Störungen kommen! Um so stärker wirkt es, wenn der für ein Volk und ganz besonders iür Deutschland wich- Jie deutsche AntMt m Frankreich. Der Reichsminister des Auswärtigen empfing den französischen Botschafter Francois-Poncet und übergab ihm diedeutscheAntwort auf das von dem französischen Botschafter am 1. Januar überreichte ^iä« memoirv in der Abrüstungsfrage. Der Reichsminister er läuterte dem Botschafter den Inhalt des Schriftstücks. — Ebenso empfing Freiherr von Neurath den englischen Botschafter Sir Eric Phipps und übergab ihm die Antwortaufdas Memorandum, das dieser im Auftrage der königlich englischen Regierung dem Herrn Reichskanzler am 20. Dezember vorigen Jahres überreicht hatte. Wie wir hören, handelt es sich bei der dem fran zösischen Botschafter übergebenen Antwort um ein um- fangreichesSchrift stück, das 14 Schreibmaschinen- feiten umfaßt. Es ist in entgegenkommendem Tone ge halten und kommt daher der Forderung der von beiden Seiten gewünschten Verständigung entgegen. Seine Ten denz ist die Fortsetzung und die Vertiefung der be gonnenen Aussprache. * Die Berliner Presse zur lleberreichnng Berlin, 20. Januar. Die Ueberreichung der deutschen Antwort auf das vom französischen Botschafter am 1. Januar überreichte aide mömvire gibt den Berliner Blättern erneut Gelegenheit, sich mit der ^age in der Abrüstungsfrage zu be schäftigen. Der „Völkische Beobachter" erklärt: Die Franzo sen sind aus den Standpunkt vom 14. Oktober stehen geblieben oder sie haben sich nur wenig von ihm entfernt. Sie haben uns eine entehrende Bewährungsfrist zugemutet. Verteidigungs waffen sind uns ebenso zugestanden wie der Erhöhung der Heeresstärke, darüber braucht also grundsätzlich nicht mehr ge stritten zu werden Es bleibt also strittige Kernfrage die übrig, zu welchem Zeitpunkt Deutschland seine Forderungen nach Sicherheit erfüllt sehen wird. Für Frankreich ist es sehr einfach, sein Heer von einer sowieso kurz dienenden Mannschaft in eine noch kürzer dienende umzuwandeln. Deutschland aber soll das Reichsheer, das sich aus Soldaten zusammensetzt, die 12 Jahre lang dienen, in ein Milizheer umwandeln, Erst in einer zweiten Etappe sollen nach den französischen Vorschlägen dann die er forderlichen Waffen für dieses neue Milizheer beschafft werden. Man mutet uns also eine nochmalige Abrüstung zu, denn es ist klar, daß durch eine derartige Umorganisativn unsere Wehr kraft noch weiter vermindert werden würde. Es ist wesentlich, daß Frankreich das deutsche Milizheer zuerst ohne die notwen digen Waffen umorganisiert sehen will und erst zu einem noch absolut nebelhaften Zeitpunkt uns die notwendigen Verteidi gungswaffen zugestehen will. Es ist absolut unmöglich, daß um solcher Forderungen willen die deutsche Sicherheit weiter in Frage gestellt werden soll. Die Welt muß und wird einsehen, daß der deutsche Standpunkt in der Abrüstungsfrage logisch, klar und unanfechtbar ist. Der Reichsregierung ist selbstver ständlich eine Abrüstung der anderen auf unseren Status am liebsten. Die Verantwortung liegt nicht bei uns, sondern bei den anderen. England und Frankreich sind unsere Schuldner in der Abrüstungspolitik geworden, wir sind die Gläubiger. Unsere Forderungen sind gut und gerecht. Die „Berliner Börsenzeitung" unterstreicht, daß das grundsätzliche Hauptziel der deutschen Politik nach wie vor die Abrüstung der hochgerüsteten Mächte ist und daß die deut sche Forderung nach einer Anpassung des deutschen Rüstungs standes an die primitivsten Verteidigungsnotwendigkeiten keine Aufrüstungsforderung, sondern eine Mindestforderung deutscher Gleichberechtigung ist. Das Blatt nimmt in diesem Zusammen hang auch zur letzten Chautempsrede Stellung und weist dar auf hin, daß bisher noch kein maßgebender französischer Staats mann den Nichtabrüstungswissen seines Landes in so unge schminkter Form kundgegeben habe. Die „Deutsche Zeitung" sagt: Sossen die Verhand lungen das nicht nur von Europa, sondern von der ganzen Welt gewünschte Ergebnis haben, nämlich freundliche Bezie- tigste Stand in völliger Geschlossenheit bei jenem Auf bau ein entscheidendes, zielklares Wollen einsetzt, wenn der deutsche Bauer jetzt in Weimar dieses Wollen, innerlich und nach außen hin geeint, zum Aus druck bringt, in engster Fühlung und Verbindung zwischen Führer und Gefolgschaft. Gewiß ist die Um formung des früheren Deutschland, dem ein anderes „Weimar" den Namen gab und das freilich mit dem dritten „Weimar", dem eines Goethe und Schiller nichts zu tun hatte, mit reißender Schnelligkeit erfolgt; aber mit noch größerer Kraft und Energie ist der deutsche Bauer zur Grundlage dieses neuen, des Dritten Reiches gemacht worden. Dr. Pr. Hungen zwischen Deutschland und den Nachbarländern herbei zuführen, dann muß man auch auf der anderen Seite mit Ernst und freundlichem Wollen an diese Verhandlungen Her angehen. Das Versöhnliche und Verständnisbereite der deut schen Antworten an England und Frankreich bietet die beste Grundlage hierfür. In der „Kreuz-Zeitung" wird festgestellt, daß die Argumente, mit denen Frankreich seine zweifelhafte Haltung verteidige, heute weniger durchschlagend denn je seien. Allmäh lich habe es sich in der Welt herumgesprochen, daß Deutsch land geade unter seiner neuen Staatsführung nur noch fried liche Absichten habe und daß im Vordergrund unseres Inter esses die Arbeiten für den inneren Aufbau stehen. Man muß endlich auch der Tatsache Rechnung tragen, daß das Sicher heitsbedürfnis des deutschen Volkes nicht mit anderen Maß stäben gemessen werden darf als das anderer gwßer Völker, Der „L o k a l a n z e i e r" stellt fest, daß nunmehr die Ent scheidung wieder vollständig an die Gegenseite übergegangen sei. Die entscheidende Frage, von der alles Weitere abhinge, sei die „Bewährungsfrist" vor der Durchführung der Gleichbe- berechtigung, die für uns selbstverständlich nicht nur praktisch, sondern auch moralisch unannehmbar sei. Das „Berliner Tageblatt" sagt, es wäre an der Zeit, daß die Gegenseite das hohe Maß deutscher Geduld durch ein greifbares Entgegenkommen anerkennen würde, anstatt es abermals aus eine schwere Probe zu stellen. Hava» über den Inhalt der dentfchen Antwort. Paris, 19. Januar. Der Berliner Vertreter der fran zösischen Nachrichtenagentur Havas erklärt im Zusammenhang mit der deutschen Antwort auf die französische Denkschrift, daß die deutsche Antwort in dem gleichen verträglichen Tone gehal ten sei wie die französische Denkschrift. Sie sei sehr gewissenhaft ausgearbeitet und enthalte sehr ausführliche Einzelheiten über die Haltung der Reichsregierung gegenüber den französischen Vorschlägen. Die deutsche Antwort halte sich im großen und ganzen im Rahmen der bisherigen deutsch-französischen Bespre chungen. Man habe deutscherseits außerdem Wert auf den Hin weis gelegt, daß die Fortsetzung dieser Besprechungen im bei- derseitigen Interesse nützlich sei. Ein Punkt der französischen Denkschrift habe jedoch deutscherseits grundsätzliche Einwände hervorgerufen. Wenn auch in dieser Denkschrift das Wort „Probezeit" nicht mehr vorhanden sei, so wisse man doch, daß Frankreich daran festhalte. Deutscherseits erklärt man dazu, daß alles, was einer solchen Probezeit ähnele, eine Diskrimin e- rung Deutschlands darstelle und eine Verletzung seiner Ehre sei. Man sei deutscherseits der Ansicht, daß die Abrüstung nicht in zwei Abschnitten durchgeführt werden könne. Ein anderer deutscher Einwand betreffe die Effektivstärke des künftigen deut schen Heeres. Man betone, daß 200 060 Mann nicht genügten, die Sicherheit Deutschlands zu verbürgen. Unter diesen Um ständen sei das augenblickliche Berufsheer mit seinem geringen Effektivbestand noch mehr wert, das neue deutsche Heer müßte außerdem über alle Waffen verfügen, die als Verteidigungs waffen anerkannt worden seien. Es scheine, als ob der Reichs kanzler der Kontrolle über die sog. militärähnlichen Organisa tionen zugestimmt habe, vorausgesetzt, daß sich diese Kontrolle ebenfalls auf alle ähnlichen Organisationen in den andren Ländern erstrecke. Mas schließlich die Frage der LuftstreilkräOe anlange, so halte man deutscherseits die Herabsetzung der fran zösischen Luftstreitkräfte um 50 v. H. ungenügend bezw. be deutungslos, wenn Deutschland über keinerlei Luftflotte ver fügen dürfe. Außerdem wünsche man deutscherseits Aufklärun gen darüber, was aus den anderen 50 v. H. Flugzeugen würde, die man abschafscn wolle. M-erstSn-e in Genf. Fünferausschuß soll gebildet werden. Der Völkerbundsrat hat abermals über eine Stunde in geheimer Sitzung über die Saarfrage verhandelt. Knox soll dabei die Lage im Saargebiet als außerordentlich un günstig und bedenklich geschildert haben. Wie man hört, haben sich im Verlaufe dieser Ratssitzung starke Gegen sätze gezeigt. Es ist nicht gelungen, zu einem abschließen den Ergebnis zu kommen. Grundsätzlich wurde allerdings beschlossen, dem Berichterstatter Aloisi noch vier weitere Ratsmitglieder zuzuteilen, um so einen Fünferausschuß zu bilden, der die vorbereitenden Maßnahmen für die Volksabstimmung treffen und dem Rat für seine Mai- tagung entsprechende Vorschläge unterbreiten soll. Die Namen der vier beigeordneten Ausschußmitglieder stehen noch nicht endgültig fest.