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Diese drei Originalbilder von den blutigen Ereignissen in der österreichischen Hauptstadt geben eine Vorstellung von dem Ernst der Lage: (von links) überall in der Stadt sind Stachel- Sie amtlichen Berichte lügen! Von einem Augenzeugen des Bürger krieges in Wien werden Dinge gemeldet, zu denen die gefärbten Berichte der Regierung in krassem Widerspruch stehen und die zeigen, daß die Negierung Dollfuß keineswegs Herr der Lage ist. Es heißt in dem Bericht u. a.: Der Haß gegen die Negierung Dollfuß-Feh ist ins Ungemcssene gestiegen, nicht nur unter den Aufständischen, sondern auch unter der großen Mehrheit der nichtmarxistischen Bevölkerung, seit dem bekanntgeworden ist, daß unter den Trümmern der von Regierungsartillerie zusammengeschossenen Wohn bauten Hunderte unschuldiger Frauen und Kinder zer schmettert liegen. Aus dieser Solidarität nahezu der ganzen Bevölkerung ohne Unterschied der Partei gegen die Regierung muß auch die unerhörte Widerstandskraft der Aufständischen erklärt werden, die während der Dunkelheit Mittel und Wege finden, den Eingeschlosscnen mit Lebensgefahr Lebensmittel und Munition zu bringen. Seit einigen Tagen kommt Militär nnd Polizei nicht mehr aus den Kleidern und kann sich fast keinen Schlaf gönnen. Dazu kommen die unerhörten BlutsopferderTruppen, die in ihrem unerhörten Ausmaß von der Negierung verschwiegen werden. Entgegen den amtlichen Meldungen ist die Lage im Bezirk Floridsdorf ungeklärt, in dem den Regierungstruppen und der Polizei nur Teilerfolge beschieden waren. Aus Bäumen haben die Aufständischen Puppen ausgehängt, die Aufschriften „F e y" und „Dollfuß" tragen. Der Bahnhof H e i li g en städ t, der mehrmals seinen Besitzer wechselte, ist vollständig zer schoss e n: Es ruht daher auch dtzr Vebkeht auf der Hauptlinie der Franz-Josefs-Bahn, die nach der Tschecho slowakei führt. Die in der Nähe liegende Großwohnanlage „Karl -- M g r x -- H o f" ist zum größten Teil ein Trümmerhaufen. Unter ihm befinden sich gleich falls Hunderte von Toten, darunter viele Frauen und Kinder. Flucht aus Wien. Die polnische Presse verfolgt mit allergrößter Auf merksamkeit die blutigen Vorgänge in Österreich. Einigen Vlättermeldungen zufolge waren die letzten Eisenbahn züge aus Wien überfüllt, was darauf zurückgesührt wird, daß die Inden in großen Scharen Wien ver lassen und zum Teil nach Polen flüchten. Im Zusammenhang mit den Vorgängen in Österreich wurde die tschechoslowakische Finanzwache an der österreichischen Grenze verstärkt. Wie es heißt, sollen zahl reiche Flüchtlinge die Grenze überschritten haben. In Preßburg wurden an der Grenze der Stadt Flugzettel verteilt, in denen die Arbeiterschaft aufgefordert wurde, sich dem Generalstreik in Österreich anzuschließen. Es herrscht jedoch in Preßburg vollkommene Ruhe. Oie Siandgerichie an -er Ar-eii. Zwei Hilfsscharfrichter bestellt. Der Senat des Standgerichtes in Wien trat zum ersten politischen Standgerichtsprozeß zusammen. Gegen zehn Mitglieder des sozialistischen Schutzbundes ist Anklage auf Aufruhr erhoben worden. Zwei der Ange klagten, die bei den letzten Kämpfen schwere Verletzungen erlitten hatten, mußten auf Tragbahren in den Sitzungssaal gebracht werden, sie wurden jedoch vom Gericht sür verhandlungsfähig erklärt. Bei den Ange klagten handelt es sich überwiegend um erwerbslose Arbeiter. Tod durch den Strang. DaS Standgericht fällte das erste Todes urteil. Der angeklagtc Karl Munichreiter, der in den letzten Kämpfen schwer verwundet worden war nnd aus dem Krankenhaus vor das Standgericht gebracht wurde, ist zu--? Tode durch den Strang verurteilt worden. * Es find zwei Hilfsscharfrichter bestellt worden, weL w>t dem bisher vorhandenen einen Scharfrich^-r, der außerdem geaenwärtig in der Provinz weilt, nicht «uslangeu dürste Vas zweite Todesurteil -es Wiener Standgerichtes. Der Standgerichtssenat in Wien hat sein zweites Todesurteil gegen den Kommandanten der Hauptfeuer wache Floridsdorf, Ingenieur Weißel, gefällt. Von dieser Feuerwache aus war die Polizei beschossen worden, wo- ver zehn Wachbeamte den Tod fanden. Oie erste Hinrichtung in Wien. Das vom Standgericht gegen-den Schutzbündler Karl Munichreiter verhängte Todesurteil ist durch den Strang vollzogen worden. Streiflichter vom Bürgerkrieg in Wien. . , drahtadsperrungen errichtet, und nur diejenigen, die sich ge- > lung, um die bekanntlich blutige Kämpfe tobten — ein Geschütz nügend ausweisen können, werden durchgelassen — Sturm der des Bundesheeres, das bei der Belagerung der Karl-Marx^ Bundessoldatcn auf einen Abschnitt der Karl-Marx-Wühnsied- j Wohnsiedlung verwendet wurde, wird in Stellung gebracht. Ser Mer Sei seinen Meilern. Berlin, 15. Februar. Der „Völkische Beobachter" mel det: In dem Umbau der Wohnung des Führers fand das Richt fest statt. In der großen Halle hatten sich etwa 13V Arbeiter und Angestellte der bei dem Bau tätigen Firmen verfammelt. Der Führer hatte sie zu einem einfachen Imbiß eingeladen. Der Saal war mit den Fahnen des Dritten Reiches und mit Grün und Blumenschmuck versehen. Jeder der Teilnehmer er hielt in Anerkennung der geleisteten Arbeit vom Führer ein Geldgeschenk. Adolf Hitler hatte es sich nicht nehmen lassen, inmitten der Arbeiter dieses Richtfest zu feiern. Er ergriff während der Feier selbst das Wort und gab seiner besonderen Freude dar über Ausdruck, unter den Arbeitern zu sein. In seinen weite ren Ausführungen streifte er auch die Lage und Entwickelung in Oesterreich. Er verwies darauf, daß fein Ziel nicht die För derung irgendeiner Klasse sei; für ihn gebe es nicht Bürgertum und Proletariat, sondern nur die gemeinsame Arbeit am Staat. Ein Land müsse sich mit den vorhandenen Faktoren, näm lich der Arbeitskraft und den Fähigkeiten der Bewohner, mit dem vorhandenen Boden und dessen Fruchtbarkeit abfinden. Deutsche hätten zu jeder Zeit bewiesen, daß sie in der Geschichte der Völker aus allen Gebieten Großes und Größtes geleistet hätten. — Das höchste Ziel der Regierung des Dritten Reiches sei, die Wirtschastsnot in Deutschland durch Schaffung neuer Produktionsmöglichkeiten, aber auch Absatzmöglichkeiten zu be heben. Sein häufiger Besuch auf dem Bau zeige seine Verbun denheit mit den Arbeitern und mit der Stätte an, wo er vor 25 Jahren selbst unter Arbeitern angefengen habe, zu arbeiten. Dem Arbeiter müsse wieder der Stolz auf seine Arbeit und das geschaffene Werk anerzogen werden. Arbeit in jeder Form sei Dienst am Volke. In engstem Zusammenhang wies -er Führer aus die Schaffung von Autostraßen hin, die ein drin gendes Bedürfnis seien. So wie er, der Kanzler, immer wieder in das Volk gehe, um die Verbindung mit dem Volk nicht zu verlieren, so sei es auch notwendig, daß die gesamte Regie rung immer wieder an das Volk appelliere, und sich immer wieder neue Kraft aus dem Volke hole. — Das erste Regie rungsjahr des Dritten Reiches habe gezeigt, daß im Gegensatz zu den früheren Regierungen große Erfolge erzielt worden seien. Wider Erwarten gut sei die Verringerung der Zahl der Arbeitslosen gelungen. Auch die Schaffung von Arbeit durch den Umbau seiner Wohnung wie die Schaffung von Neubauten überhaupt falle in den Rahmen der Arbeitsbeschaffung und diene damit der Verringerung der Arbeitslosigkeit. Am Schlusz betonte der Führer noch einmal seine Freude, inmitten der Ar beiter weilen zu können. Das Bauhandwerk sei im Gegensatz zu vielen anderen Berufen der schönste, weil der Bauhand werker und der Bauarbeiter den Erfolg seiner Arbeit in seinem Werk praktisch vor Augen habe, und dieses Werk überdauere ost Jahrzehnte, Jahrhunderte und sogar Jahrtausende. Die Rede des Führers wurde mit lebhaftem Beifall aus genommen. Der Bauführer dankte Adolf Hitler in kurzen Wor ten für seine Ausführungen und für die gütige Einladung. Dis Arbeiter blieben noch Stunden unter fröhlichen Gesängen zu sammen. Dieses Richtfest zeigte, wie auch das im Braunen, Haus' in München, wieder einmal die innere Verbundenheit des Führers mit seinen Volksgenossen. SoziaWscheKampfansageanSoumergue' Die sozialistische Kammerfraktion Hatz eine Entschließung angenommen, die eine äußerst scharfe Kampfansage an das Kabinett Doumergue bedeutet. Die Fraktion will geschlossen gegen die Negierung stimmen und die s o f o r t i g e A u f l ö s u n g der Kammer fordern. Die sozialistische Fraktion hat ferner beschlossen, in den nächsten Monaten in einer großen Anzahl von öffent lichen Versammlungen gegendie Regierung Pro paganda zu machen. Allein für die nächste Woche find 50 Versammlungen vorgesehen. > Aus unserer Heimat. Wilsdruff, am 15. Februar 1934. Merkblatt für den 16. Februar 1934. Sonnenaufgang 7"I Mondaufgang 7^ Sonnenuntergang 17"j Monduntergang M« 1620: Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, in Kölln an der Spree geboren. Jnvokavit, der Funkensonnlag. Der Sonntag, der jetzt kommt, heißt „Jnvokavit" nach dem Anfangsworte eines Psalms, mit dem der „Ein gang" (Introitus) der Liturgie beginnt. In Süddcutschland nennt man diesen ersten Fasten sonntag auch Funkensonniag oder Funkentag, und das erscheint uns zunächst unerklärlich. Aber es erklärt sich sofort, wenn man erfährt, daß am Sonntag Jnvokavit von der Jugend große Funken feuer angezündet werden, Feuer, die an die Johannis- oder Würzfcuer erinnern. Um die Feuer herum wird getanzt. Und dann werden glühend gemachte Scheiben in die Luft geschleudert, und man weissagt aus ihnen. Die Funken feuer sollen die bösen, Krankheit und Mißwachs bringen den Dämonen abwehren. Strohpuppen, die man in einigen Gegenden in das Feuer zu werfen pflegt, deuten auf altes Opfer hin, das mit dem Feuer verknüpft war. Überall hört man sagen, daß mit Jnvokavit das Ge spräch unbedingt auf Ostern komme, denn das Fest der Auferstehung ist ja nun nicht mehr fern. Es ist sozu sagen greifbar nahe gerückt. Ein Hauch von richtiger Osterstimmung liegt schon, über Jnvokavit gebreitet und in diesem Jahre vielleicht mehr als in manchem anderen zuvor; denn in diesem Jahre mit einem nur halben Winter liegt das Österliche geradezu in der Lust. Bei heftigem Schneetreiben und dauernden Minusgraden glaubt man nicht recht, daß es so schnell Ostern werden könnte, aber wenn die Februarlüfte leidlich lau und lind sind — im allgemeinen wenigstens —, wenn schon vor dem Frühlingsmonat März allerlei wunderbare Dinge von Bäumen, die ausschlagen, und von heimkehrenden Vögeln, die mit ihren Liedern beginnen, erzählt werden, dann hält der richtige Osterglaube seinen Einzug in die Herzen. Man soll nie voreilig prophezeien, und es kann immerhin noch einiger Winter kommen und einem vor zeitigen Osterfrühling ein plötzliches Ende bereiten, aber den Glauben, daß wir mit großen Schritten in die Ostcr- zeit Hineinschreiten, lassen wir uns nicht mcbr so leicht rauben. Mit Jnvokavit, dem Funkensonniag beginnt die große, die sichere Hoffnung! Die Vermessungsarbeiten an der Autobahn schreiten rüstig vorwärts. Gestern wurde die Mittellinie der Straße durch den Klipphausener Buch festgelegt. Zu diesem Zwecke mußte eine Schneise mitten durch den Wald geschlagen werden. Hausfammlung sür die Mutschmann-Spende. In diesen Tagen wird eine Haussammlung sür die Mutschmann-Spends durchgeführt. Bisher hat sie einen Ertrag von 244 NM. er bracht, doch ist noch nicht abgeschlossen, sondern wird weiter fortgesetzt. Die Mutschmann-Spende dient bekanntlich dazu, die bedürftigen über 65 Jahre alten Leute mit einer Sonder zuwendung zu erfreuen. Zweimal bereits wurde ein großer Teil der bedürftigen Alten unserer Stadt mit Spenden daraus bedacht. Es ergeht deshalb an alle, die noch in der Lage sind, etwas zu geben, der dringende Appell, die Mutschmann-Spende zu stärken, damit den Alten bald wieder eine Sonderfreude ge macht werden kann. Die Wärmestube der NS.-Volkswohlfahrt im SS.-Heim wird am 24. d. M. geschlossen. Sie hatte sich Zeit ihres Be stehens immer eines guten Besuches zu erfreuen, zumal die NS.-Frauenschaft im Geiste wahrer Volksgemeinschaft all abendlich dafür sorgte, daß den Besuchern etwas Warmes in Form von Tee, Kakao oder -Suppe unentgeltlich verabfolgt werden konnte. Dafür gebührt den Frauen und ihren Helfe rinnen ganz besonderer Dank, der auch an dieser Stelle zum Ausdruck kommen soll. Nachdem es nun mit Riesenschritten dem Frühling entgegengeht, erübrigt sich der Weiterbetrieb der Wärmestube und die dasür benötigten Mittel können zweck dienlicher angewandt werden. Die Weihe der Kyffhäuser-Bundesflaggen für die Krieger vereine im Bezirk Meißen findet kommenden Sonntag, in Mei ßen statt. Die Vereine stellen nachm. 3.30 Uhr auf dem Klein markt und ziehen von dort gemeinsam nach dem Dom, wo Sup- Böhme die Weiherede hält. Im Anschluß daran findet eins äSegrüßung im „Hamburger Hof" statt. Wie alle übrigen Krre- gewereine des Amtsgerichtsbezirks Wilsdruff nimmt auch der hiesige daran teil. Die Kameraden werden um rege Beteili gung gebeten. Einen Deutschen Abend unter dem Molto „Hitlerjugend" veranstaltet am kommenden Sonnabend im Gasthof Grumbach die Gef. 3/II/208 der Hitlerjugend Wilsdruff. Unter Mitwir kung des Musikzuges des Bannes 208, der für eine schneidige Musik sorgen wird, werden die Jungens das Leben der HI. wahrheitsgetreu auf der Bühne zu zeigen versuchen. Lieder, Gedichte, Einzelvorträge und als Mittelpunkt ein richtiger Heimabend, in dem, es soll schon jetzt verraten sein, eine große Fahrt vorbereitet wird, die dann mit Zeltlager und Fahnen weihe auf der Bühne dargestellt wird. Die Besucher werden et was erleben, von dem sie mit Befriedigung nach Hause geben. Der Abend soll dazu dienen, der Bevölkerung einmal die Hit lerjugend so zu zeigen, wie sie in Wirklichkeit ist: Eine dem Führer und Vaterland treu ergebene Schar. Der Vorverkauf der Karten hat bereits eingesetzt, und wir bitten, die Jungen» nicht abzuweisen. Kommen Sie zu uns, und wenn Sie kein« Zeit haben sollten, dann, bitte, opfern Sie auch einmal 30 Pfg- für die Jugend, die an dem Abend große Unkosten tragen nnch- Besonders aber, ihr Abseitsstehenden, kommt alle. Die HO. ruft Euch! JA