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MsdmfferTagMM Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das „Wilsdruffer Tageblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2.— RM. jrei Haus, bei Postbestellung 1.80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 1V Rpfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. -- Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- Wochenblatt fUk WlksdrUff U. UMgegeNd gegen Im Falle höherer Gewalt.Krieg od.sonstiger - -- - - " Betriebsstörungen besteht Lein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Äezirks Anzeigenpreis: die I spaltige Millimeterzeile (46mm breit) 7Rpfg., die 2spaltige Millimeterzeile der amtlichen Bekannt machungen bei direkter Auftragserteilung 11 Rpfg. ohneNachlah, die 1 spaltige Text-Millimeterzeile (90mm breit) 20Rpsg. Nachweisungs-Gebühr: . . - cr* 20 Rpfg. Dorgeschriebene Erscheinungslage u.PlgY- ÄMl 6 Vorschriften werden nach Möglichkeit berücksichtigt. „ Anzeigen - Annahme bis vormittags lO UHr Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Gewähr. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oder dec Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des ^Städl- rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 42 — 93. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt* Wilsdrufl-D-eSvan Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 19. Februar 1934 Wiener Bilanz. In Wien geht es äußerlich seinen alten Gang. Di« Trambahn klingelt gemächlich durch die engen Straßen der Altstadt. Der Wachmann regelt den Bekehr. Die Kaffee häuser sind wieder geöffnet, wenigstens bis acht Uhr abends. Man kann wieder Zeitungen lesen. Aber in den Außenbezirken gähnen an den riesigen, festungsartig angelegten Wohnblocks die Schußlöcher der Granaten, sind die Wände mit den Einschlägen der Maschinengewehrgeschofte übersprenkelt, hängen zer schossene Fenster und Tore aus den Angeln, über Schutt haufen steigen ärmliche Gestalten, sehen mit schreckens weiten Augen die Zerstörung ihrer Heime, finden nach fünftägigem Bürgerkrieg einen Trümmerhaufen da, von wo sie am Montag flüchteten. Hier und da beginnen Aufräumungsarbeiten. Nie mand weiß, wie viele Tote unter den Trümmern der Häuser liegen, Frauen und Kinder vor allem, auch un beteiligte Männer. Als die Roten ihre Maschinengewehre aus den Fenstern zwischen Kissen und Deckbetten heraus streckten, gingen die Angstschreie der Eingeschlossenen, die mit diesem wahnwitzigen Blutfasching nichts zu tun hatten, unter im rasenden Geknatter des Feuerkampfes, gab es keine Fluchtmöglichkeit mehr. Für ungezählte Hunderte wurde die eigene Häuslichkeit, von der marxisti schen Aufständischenleitung als militärischer Stützpunkt Mißbraucht, zum Grab. In den Krankenhäusern ringen noch weitere Hunderte mit dem Tode. Als wenn nichts gewesen wäre, richtet sich die Regierung Dollfuß weiter häuslich am Ballhausplatz ein, sie, die dieses sinnlose Blutbad letzten Endes ver schuldet hat. Die Regierung Dollfuß? Nicht die marxisti schen Führer, die nun nach bewährter Methode ihre Leute feige im Stich ließen und ins Ausland flüchteten? Neinl Das System Dollfuß, in dem das österreichische Zentrum, die sogenannten Christlich-Sozialen, die aus schlaggebende Rolle spielen, steht heute vor der Welt be laden mit einer Blutschuld da, wie sie in der Geschichte Europas seit der französischen Revolution nicht mehr ver zeichnet ist. Begreiflich, daß die österreichischen Zeitungen, die Verlustlisten dieses Bürgerkrieges micht veröffentlichen dürfen; begreiflich, daß diese Regierung Wider besseres Wissen von nur etwas mehr als 100 Toten und über 300 Verwundeten spricht, während neutrale Beobachter der Kämpfe schon nach dem dritten Tag von mehr als 1600 Toten ans Ausland be richteten. Wahrscheinlich wird die wahre Zahl niemals bekannt werden, wahrscheinlich wird man diese Zahl — für alle Fälle! — nicht einmal in die Geheimakten der Regierung aufnehmen, wahrscheinlich wird man die unter den Trümmern Begrabenen sehr still bei Seite schaffen — die Wahrheit muß unter allen Umständen verborgen bleiben... Die Wahrheit aber ist dies: die Regierung Doll fuß, die „christlichsoziale", hat feit einem Jahre immer wieder behauptet, daß die Roten keinerlei nennens werte Waffenbestände hätten; dabei kannte die nach modernen Befestigungsgrundsätzen ausgebauten „Wohn blocks" in Wien jedes Kind; dabei lagen auf dem Wiener Polizeipräsidium feit Jahr und Tag Dutzende von Mel dungen pflichtbewußter Beamter der Politischen Polizei über die Waffenlager der Marxisten vor. Weiter: die Regierung Dollfuß kannte nicht nur diese Tatsachen, sie kannte ebenso gut den schwunghaften Waffenschmuggel für die Roten aus der Tschechei her, sie wußte also ganz genau, daß im Ernstfall die Marxisten den erbittertsten Widerstand leisten würden; sie mußte zudem wissen, daß die Roten in einem solchen Ernstfälle gerade die in den „Wohnblocks" hausenden Tausende von politisch Un beteiligten als eine Art Schutzgeiseln, als Kugelfang an- srhen Würden. Die Regierung Dollfuß, die „christlich soziale", ließ diese Wohnblocks mit Artillerie und Minen werfern zusammenschießen? Herr Dollfuß besichtigte persönlich die Artilleriestellungen, in der Uniform eines Oberleutnants der Kaiserjäger! Man braucht sich nicht erst in Wien von den öster reichischen Offizieren und Soldaten, die mit zusammen gebissenen Zähnen dem Befehl der Dollfuß und Fey ge horchen mußten, sagen zu lassen, daß die Regierung das gleiche, aber unblutige Ergebnis der Unterwerfung des Aufstandes durch die Einschließung und Aus hungerung der marxistischen Kampfstützpunkte hätte erreichen können; das sagt sich der gesunde Menschen verstand selbst. Heute aber geht es nicht mehr um „wenn" und „hätte", heute liegt die blutige Ernte der anderthalb- tmsend Toten und 4000 bis 5000 Verwundeten vor der Regierung Dollfuß-Fey-Starhemberg. Ein solches — ver meidbar gewesenes — Blutbad kann man nicht dadurch liquidieren, daß man die formelle Vormundschaft über die neuen Waisen übernimmt, Orden verteilt, sich selbst einen (aus Ungarns ansteckt und im übrigen auf die Presscstimmcn aus solchen Ländern Pocht, die aus nahe liegenden Gründen an der Stützung des Systems Dollfuß interessiert sind. Die noch amtierende österreichische Regiernug scheint mit ihren blutbefleckten Händen die Geschicke dieses un- Zer belgische König tödlich vernngM Während einer Bergbesteigung bei Namur. Der König der Belgier, Albert I., ist bei einer Bergbesteigung in der Nähe von Namur tödlich verunglückt. König Albert, der ein leidenschaftlicher Bergsteiger war, hatte sich in einem von ihm selbst gesteuerten Kraft wagen, nur von seinem Kammerdiener begleitet, in die Nähe von Namur begeben. Der König verließ dann den Wagen nnd erklärte dem Diener, daß er den etwa 200 Meter hohen Felsen Marches-les-Dames besteigen wolle und in etwa einer Stunde wieder zurück sein werde. Als jedoch der König nach der angegebenen Zeit nicht zurück gekehrt war, wurde der Kammerdiener unruhig und tele phonierte von der nächstgelcgenen Ortschaft aus, nachdem Albert I., König der Belgier. er zunächst vergeblich nach dem Monarchen gesucht hatte, nach Brüssel, von wo sofort eine Hilfsexpedition abging. Gegen 2 Uhr früh fand dann die Expedition, die von Orts kundigen und Gendarmerie unterstützt wurde, König Albert am Fuße eines Felsens tot auf. Die Leiche wies am Nacken eine schwere Verletzung auf. Nach den ersten Feststellungen scheint der Tod auf der Stelle eingetreten zu sein. — Uber den Todessturz König Alberts werden noch folgende weitere Einzelheiten be kannt: Der Sturz scheint aus einer Höhe von zwölf Meter direkt auf die unter dem Felsen vorbeiführende Straße Namur—Marche-les-Dames erfolgt zu sein. An der Un glücksstelle ist die Straße sehr eng. Die Felsen erreichen teilweise eine Höhe bis zu 200 Meter. Der König suchte oft, wenn seine längere Abwesenheit von Brüssel nicht möglich war, die landschaftlich sehr reizvolle Gegend bei Namur auf, wo er, meist ganz allein, längere Fußwande rungen und kleinere Felsbesteigungen unternahm. Prinz Leopold, der augenblicklich in der Schweiz weilt, ist sofort telegraphisch verständigt worden. Bis zur Vereidigung des neuen Königs übernimmt der Minister rat die Regierungsgeschäfte. Das Beileid der Welt. Der Reichspräsident, der Reichskanzler und die Reichsregierung haben zum Tode des belgischen Königs ihr Beileid zum Ausdruck gebracht. — Besonders stark ist die Anteilnahme in Frankreich. Das bringen die Pressestimmen zum Ausdruck. „Frankreich vor allem wird dadurch betroffen", schreibt „Paris Midi". Der König und sein tapferes Volk standen in den tragischen Stunden, die wir durchlebt haben, an unserer Seite. Er genoß in Frankreich eine ungeheure Volkstümlichkeit. Im „Jntransigeant" heißt es: Frankreich wird den Tod des Königs wie eine nationaleTranerempfinden. Es vergißt nicht, welches Gewicht der Degen Albert I. in die Waagschale des Krieges geworfen hat. Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Präsident der Republik, Lebxmr, Frankreich bei der Beisetzung vertreten wird. Die Trauerfeier in Brüssel. Brüssel, 18. Februar. Nach einem Beschluß des Mini sterrats findet die Beisetzung des toten Königs am Donnerstag in der königlichen Gruft im Schlosse zu Lacken statt. Am Mon tag wird die sterbliche Hülle des Monarchen von Laeken nach dem königlichen Schloß in Brüssel überführt. Die Frvntlämv- fervereinigungen werden Spalier bilden, Aus dem Wege zum Schloß wird der Trauerzug vor dem E-rabe des unbekannten Soldaten halt machen und eine Minute in Schweigen verhar ren. Am Donnerstag findet in der Kirche St. Gudule die Trauermesse statt. Von dort geht der Leichenzug durch die Stadt noch Laeken zurück. Die feierliche Einfetzung des Kronprinzen Leopold zum König der Belgier erfolgt am Freitag, dem Tage nach der Bei- fetzung des verstorbenen Königs. M SestmeW,MWgWt". Gemeinsame Erklärung Frankreichs, Englands und Italiens. Der Quai d'Orsay veröffentlicht folgende, gleichzeitig auch in Rom und London ausgegebene amtliche Ver lautbarung: „Die österreichische Regierung hat sich an die Regie rungen Frankreichs, Englands und Italiens gewandt, um ihre Auffassung über die Akten einzuholen. die sie vor glücklichen Landes noch weiter für ihre parteipolitischen Zwecke mißbrauchen zu wollen. Sie weiß, daß die Mehr heit des Volkes nationalsozialistisch ist, wie sie das täglich in der europäischen Presse lesen kann; sie weiß, daß unter den verführten marxistischen Arbeitern ungeheure Wellen von tödlichem Haß gegen sie anbranden; sie weiß, daß die von ihr bewaffneten Starhembergschen Heimwehren offen die Beseitigung der Dollfuß-Diktatur durch eine radikale Diktatur unter Ausschluß der nationalen Bewegung fordern und eines Tages die von der Regierung Dollfuß gelieferten Waffen gegen eben diese Regierung kehren können und werden. Die gleiche Regierung aber bereitet die Verdauerung ihres Terror systems, die Fortsetzung des Versassungsbruchs vor, den diese „christlichsoziale" Regierung so leicht auf ihren feier lichen Amtseid nahm: ü-> schickt sich zur weiteren Unter drückung der nationalen Bevölkerung, zur immer weiter gehenden Auslieferung Österreichs an fremde Mächte an Wenn diese Regierung einmal von ihrer Ration zur Ber an t W o r t u n g gezogen wird kann das Urteil nur law UW.AULLLsÜV Uw.ZaKE L- A. R. bereitet hat, um die deutsche Einmischung in die inneren Angelegenheit Österreichs festzustellen und die sie ihnen übermittelte. Die Besprechungen, die zwischen den drei Regierungen hierüber stattsanden, haben zu einer über- ein st im menden Auffassung über die Notwen digkeit geführt, die Unabhängigkeit und Inte- grität Österreichs gemäß den geltenden Verträgen aufrechtzuerhalten." Was die Pariser Abeadpresse sagt. Paris, 18. Februar. Die Betrachtungen der Abendmesse über die gemeinsame Erklärung Frankreichs, Italiens und Eng lands zur österreichischen Frage sind insofern etwas spärlich, .als der Tod des Königs der Belgier in den Blättern einen breiten Naum einnimmt. Temps vertritt die Ansicht, baß die französische Antwort auf die deutsche Denkschrift so klar gehalten sei, daß in Zukunft keine Meinungsverschiedenheiten mehr über Frankreichs Ein stellung in Erscheinung treten könne. Der französische Stand punkt werde keinem Kompromiß geopfert werden. Zur Drei- mäckteerllärung schreibt das Blatt, Frankreich und nicht ein anderes Land habe die Initiative für diese Erklärung ergrissen. Journal des Debats schreibt, man brauche sich mit der gan zen Abrüstungsangelcgenheit nicht mehr näher zu beschästigen, denn es handele sich dabei doch nur um einen „Anachronis mus", um eine „Erbschaft einer absurden Vergangenheit". Die Erklärung der drei Mächte über die österreichische Frage könne als erstes schepsbares Ergebnis gellen; alles weitere muß man abwarten. Das .Blast glaubt dann jür die Anrusung des Völ-