Volltext Seite (XML)
MdrufferTageblatt alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreis: die I spaltige Millimeterzeile (46mm breit) 7Rpfg., die 2spaltige Millimeterzeile der amtlichen Bekannt-» machungen bei direkter Auftragserteilung II Rpsg. ohne Nachlaß, die 1 jpaltige Text-Millimkterzeile (90mm breit) 20Npig., Nachweifungs - Gebühr : . . , 20 Rpsg. Dorgeschrieben^ Erfcheinungsrage u.PIay- AlNl WllHdrUls Nk. 6 Vorschriften werden nach> Möglichkeit berücksichtigt. ————— -- Anzeigen - Annahme bis- vormitlags 10 Uhr Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir Kerne Gewähr. Jeder- Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend »ein Anspruch aus Lielerung der Zeimng oder Kürzung des Bezugspreises, «ürüsendung cingelandier^Schrillstückr erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 8 — 93. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 10. Januar 1934 Ein HaWmnt kl 6m-MicrWSdmmW AerRetlungsweg der Landwirtschaft Selbstverständlich hat jede Wirtschaftskrise nicht etwa eine einzige, sondern eine Unzahl von Ursachen, und diese Zahl der Gründe vervielfacht sich noch, wenn es sich dabei um die erste große Weltwirtschaftskrise handelt wie jetzt. Aber trotz der weitgehenden Jndustriealisierung dieser Welt ist es mehr als nur ein instinktives Gefühl, wenn sich der Kampf gegen die Krise nun auch in den „Industrie staaten" zunächst einmal gerade und vor allem auf eine Sanierung der Landwirtschaft richtet, weil man obendrein auch weiß, daß die Agrarproduktion und --Politik einer der entscheidensten Ausgangspunkte dieser Krise gewesen ist. Gewiß nur einer dieser Ausgangspunkte, aber doch ein solcher von besonderer Wichtigkeit! Am Ende des Jahres, in dem auch in Deutschland nach vorhergehenden langen, aber mit vielfach untaug lichen Mitteln geführten Kampf gegen die Agrarkrise die radikale und entscheidende Umstellung der ge samten Agrarpolitik erfolgte, darf als Ergebnis dieses Ringens die offiziöse Feststellung verzeichnet wer den: „Die Lage und die Produktionsbedingungen der deutschen Landwirtschaft haben sich im Laufe des Jahres 1933 entscheidend gebessert; die Aussichten sind an der Jahreswende d u r ch a u s g ü n st i g." Und dieses Urteil konnte ausgesprochen werden, obwohl erst an der Jahreswende 1932/33 die Preisverhältnisse der einzelnen Agrarprodukte zueinander derart verwirrt waren, daß die Selbstversorgungsmöglichkeiten mit diesen Erzeugnissen völlig erschöpft, z. T. sogar schon durch Übererzeugnng überschritten waren. Einer Rekordernte in Getreide stand die schwachgewordene Kaufkraft der Konsumentcnmassen gegenüber und ebenso hatten die Preise für Vieh, Fleisch und tierische Produkte einen katastrophalen Tiefstand erreicht, der kaum noch unterboten werden konnte. Die immer geringer werdenden Verkaufserlöse genügten nicht, um allein die steuerlichen und Ains- Verpflichtungen zu exfüllen, und die deutsche Landwirtschaft war praktisch zahlungsunfähig geworden; die Preis entwicklung nach unten rannte alle verzweifelt eingesetzten Gegenmaßnahmen über den Haufen. Wenn die Verkaufserlösefür Vieh und tierische Produkte aller Art in der Zeit von 1928/29 bis 1932/3Z schätzungsweise von 6,4 Milliarden auf 3,9 Milliarden Mark, die für Feldsrüchtc von 3,8 Milliarden auf 2,6 Mil liarden Mark zurückgingen — hier also nm rund 30, dort aber um über 40 Prozent —, so ist dabei vor allem nicht zu vergessen, daß die deutsche Landwirtschaft in der Zeil von 1924—1933 ihre Getreideerzeugung mengenmäßig n m 25 Prozent gesteigert hat; beim Weizen war dieses Mehr noch bedeutend größer, so daß es im letzten Wirtschaftsjahr gelang, den Wcizenbedarf des deutschen Volkes zum allerersten Male voll zn decken und damit den Bedarf an Brotgetreide überhaupt. Gewiß hat auch das Jahr 1932/33 eine Rekordernte ausgewiesen, — aber was wäre ans ihrer Verwertung, die der Bauer für den Schweiß und die Sorgen seiner Jahres arbeit erwarten könne, denn nun wirklich geworden, wenn nicht die nationalsozialistische Agrarpolitik energisch ein gegriffen und im Rcichsnährstandsgesetz dnrck die Einführung der Mindestpreise den Getreidcmarkt vo: neuen Erschütterungen bewahrt hätte! Aber — und da durch unterscheidet sich dieser Schritt vom 13. Scptembei 1933 wesentlich von all den agrarpolitischen Bemühungen der anderen Länder — die eigentlichen Gründe dafür waren solche staats-, bevölkcrungs- nnd rassenpolitischer Natur und die allmählich herbeizuführende Sanierung der Landwirtschaft ist nur Mittel zum Zweck, ist aller dings auch gleichzeitig in den Dienst der Aufgabe gestellt, den Ernährungsbedarf des deutschen Volkes aus ein heimischer Erzeugung zu decken. Nnd schon dnrck die Ernte 1932/33 konnten 90 Prozent aller Nahrungsmittel im Inlands erzeugt werden gegen 87 Prozent im Vorjahre. Wenn man freilich die der Nah rung dienenden nicht lebensnotwendigen Aa.arprodukte hinzurechnet, dann sinkt diese Verhültnis- zabl auf 80 Prozent; die Differenz wird durch den Lebens- unttelrmport hcreingebracht. Aber die durch Absatzausdehnung und Preiserhöhun gen erzrelw Steigerung der Verkaufserlöse, auch die Gesundung der Preisverhältniss, zwnckM den einzelnen Agrarprodukten hätte nicht genügt die Aroen des deutschen Bauern wieder rentabel zr machen oder ne doch wenigstens diesem Ziel entgegen- zuführen, wenn mcht die nationalsozialistische Agrarpoliti! energisch die K o st ensei 1 e der landwirtschaftlichen Er zeugung angepaat hätte. Die Ermäßigung der Steuer lastenfestsetzung der Umsatzsteuer einheitlich auf ein Pro zent, starke Senkung der Grundsteuer, Erleichterung dei preußischen Schlachtsleucr, Herausnahme der landwirt schaftlichen Arbeitnehmer ans der Arbeitslosenversicherung usw. — wurde ergänzt durch die Abbürdung der Zins last, die im Jahre 1930/31 auf rund eine Milliarde ge schätzt, bei sinkenden Gesamtverkaufserlösen immei schwerer werden mußte. Durch die Maßnahmen dm neuen Negierung gelang es, sie etwa zu halbieren Nun ist man aber auch daran aeaanaen. die etwa elk Mib Die Antwort auf die Beschwerde der Deutschen Front. Auf die Beschwerde der Deutschen Front über di< Politik der Regierungskommission des Saargebiets hm diese jetzt in eingehenden Ausführungen geantwortet. Jr dieser Antwort versucht die Saarregierung ihr Verhakter durch den Hinweis zu rechtfertigen, daß die Zahl der vor Nationalsozialisten begangenen „Terrorakte" im letzten Vierteljahr zugenommen habe, und daß der Saarregie rung täglich Klagen aus den verschiedensten Teilen dei Bevölkerung unterbreitet würden. Es gehe nicht an, di« Verantwortung für diese Ausschreitungen sogen, unver- antwortlichen Elementen zuzuschieben. Die Antwort drück! dann das außerordentliche Bedauern der Regierungs kommission aus, daß die. Herren Röchling und Lovacher die seit 14 Jahren eng mit dem politischen Leben des Saargebietes verbunden seien, die Eingabe der Deutschen Front mit unterzeichnet und ihre Parteien kürzlich naH langem Zögern der NSDAP, unterstellt hätten. Die Regierungskommission besaßt sich dann mit dei Frage der Persammlungsverbote und betont, daß geschlos sene Versammlungen grundsätzlich erlaubt seien. Wegen zahlreicher Zwischenfälle jedoch seien nicht nur die ge schlossenen nationalsozialistischen, sondern auch die kom munistischen Versammlungen, also für beide „extremer Parteien", verboten worden. Die NSDAP, aber, Heitz es in der Antwort weiter, versuche die Verbote zu um gehen, indem sie unter der Bezeichnung „Elternabende" „Heimatabende" usw. Versammlungen veranstalte, ir deren Verlauf einflußreiche Mitglieder der Partei das Wort ergriffen hätten, um über politische Ereignisse zu sprechen. Zum Schluß wird betont, datz die Regierung keine Bestimmungen der Notverordnungen zu bereuen oder abzuschwächen brauche, zu deren Erlaß sie vor einigen Wochen gezwungen worden sei. Schließlich wird in dei Denkschrift noch festgestellt, daß sie die Zustimmung sämt licher Mitglieder der Saarkommission gefunden habe; nur das saarländische Mitglied habe seinen abweichenden Standpunkt beibehalten. -k- Dieser Bericht der Regierungskommission an den Völkerbnndsrat ist getragen von ausgesprochenem Haß gegen die nationalsozialistische Bewegung, was nicht zu verwundern ist, wenn man weiß, daß der in der Negie rungskommission beschäftigte, in Deutschland seit einiger Zeit strafrechtlich verfolgte frühere Obcrregierungsrat Nitzlcr an der Abfassung des Berichts maßgeblich betei ligt ist. Das allein kennzeichnet die Tendenz und auch die Dokumente, auf die sich die Denkschrift stützt. Die Unter lagen, einseitig zusammengcstellt, sind kürzlich von einem anderen ebenfalls von der Regierungskommission angcstcll ten Emigranten namens Lehnert in seiner Eigenschaft als Polizcikommissar in Neunkirchen sichergestellt worden. Ob wohl diese Dokumente erst jetzt bekannt geworden sind, versucht die Ncgicrungslommission, mit ihnen nachträglich ihre seinerzeitigen Verordnungen zu rechtfertigen. Unver hohlen geht aus jedem Wort der Dculschrift die Verärge rung darüber hervor, daß das bewußte Deutschtum an der Saar sich gemäß der Neuordnung der Dinge in Deutschland ohne Unterschied der Partei mit dem Natio nalsozialismus in der Deutschen Front znsammcngcfun- dcn hat. Der Versuch der Denkschrift, trotz dieser Einigung die Führer der früheren Parteien gegen den National sozialismus auszuspielen, zeigt am besten, wie wenig Sinn die Regierungskommission für die geistige und vaterländische Einigung im Reiche und an der Saar auf- bringt. Allein der Umstand, datz die Regierungskommission bei ihren Matzrcgcln Nationalsozialismus und Kommu nismus als „extreme Parteien" einander gleichstem, ge nügt als Zeugnis für die subjektive Einstellung der Ne gierungslommission. Sir glaubt, die Förderung der Be ziehungen des Saardeutschtums zu dem Reich als ge setzwidrige Machenschaften einer politischen Partei brand marken zu können, die sich aus ihre „auswärtigen Bezie hungen" beruft. Auch das ist ein Zeichen für die mangelnde Objektivität der Saarregicrung, denn laut Saarstatut ist die Saarregicrung als Treuhänder einer Bevölkerung eingesetzt, die auch heute nicht ihre deutsche Staatsange hörigkeit verloren hat. Das deutsche Voll an der Saar wird trotz dieser Pro vozierung durch eine ihm aufgedrungene landfremde Re- gicrungskommission sich in seiner besonnenen Haltung nicht irre machen lassen. liarden Mark betragende Kreditverschuldung dei Landwirtschaft nm- und abzubauen, was zu einer weiterer Milderung des Schuld- und Zinsdruckes führen wird. Das Jahr 1933 bat die ersten Schritte auf das Ziel hin tun lassen, das deutsche Bauerntum wieder zur eigent liche» Grundlage des deutschen Polkes zu machen. Ietzl geht der Marsch beschleunigt weiter! „Sas Saargebiet deutsches Land." Eine französische Stimme der Vernunft. Während die „große" französische Presse sich vor interessierten Franzosen, mehr noch von Emigranten, zu einem Feldzug gegen die Rückgabe des Saargebietes be stimmen läßt, mehren sich täglich die Stimmen vernünftiger Franzosen, die sich der Gefahr dieses Treibens Wohl bewußt sind. Es handelt sich dabei keineswegs um Pazifisten oder um elsässische Autonomisten, sondern um 100prozentige Fran zosen und Frontkämpfer. Ein Leitartikel der Wochenzeit schrift „Le Eri de Lyon" behandelt mit bemerkenswerter Offenheit die wirkliche Lage an der Saar. Wir müssen es diesem ehrlichen Franzosen hoch anrechnen, wenn er z. B. wörtlich sagt: Das Saargcbiet ist unbestreitbar deutsches Land; seine Bewohner sind immer noch Deutsche; nachden unsere Literatur uns seit Jahrzehnten die Treue dei Elsässer für Frankreich gerühmt hat, müssen wir vor dei Vaterlandsliebe der Saarländer die gleiche Achtung haben. Fünfzehn Jahre Fremdherrschaft haben dies, Liebe nur immer stärker gemacht. Vielleicht wird mau uns darum für schlechte Franzosen halten, aber wu können nicht eine Sache fördern, die ein großer Fehlei zu werden droht. Wir alten Frontkämpfer dürfen Wohl noch den Mund aufmachen, damit hier nicht ein un über st e i g b a r es Hindernis für die deutsch französische Verständigung aufgerichtet wird, das nur dem englischen Geschäftspatriotismus dient." politische Srunnenvergister am Werl. Märchen über Deutschland und die Kleine Entente. Die Stockholmer Zeitung „Dagens Nyheter" ver öffentlichte kürzlich einen Artikeldes geschäftstüchtigen amerikanischen Journalisten Hubert Knickerbocker, in dem davon die Rede ist, daß Deutschland „sich verschiedenen Mitgliedern der Kleinen Entente, und zwar jedem für sich, mit verlockenden An geboten genähert habe, damit sie zum deutschen Block übergehen möchten". Hubert Knickerbocker bemerkt in dem betreffenden Aufsatz weiterhin, daß die Wiener Presse Mitteilungen veröffentlicht habe, „denen zufolge Hitler Südslawien das österreichische Kärnten angeboten hätte für den Fall, datz Südslawien bereit sei, die Forderung auf Vereinigung der beiden deutschen Staaten, also den Anschlußgedanken, zu unterstützen". Hierzu wird amtlich erklärt, daß die Behaup tung, Deutschland habe der Kleinen Entente, und zwar jedem der Mitglieder einzeln, irgendwelche Angebote gemacht, in das Reich der Fabel gehört. Die Be hauptung, ein ähnliches Angebot sei Südslawien seitens des Außenpolitischen Amtes der NSDAP, unterbreitet worden, wurde bereits von diesem in entschiedenster Weise dementiert. Bei den genannten Nachrichten handelt es sich nm typische Fälle politischer Brunnenvergiftung, die nur darauf abzielt, die augenblicklichen Gegensätze zwischen Deutschland und Österreich zu verschärfen. Man dars gespannt sein, wie lange sich noch die Öffentlichkeit des Auslandes eine derartige Gerüchtemacherei eines der größten Blätter widerspruchslos gefallen läßt. Keine Beschäftigung mit Neichsreformplänen! Der Stabsleiter der PO., Dr. Lev, gibt folgendes be kannt: In der letzten Zeit laufen Meldungen ein, daß Parteigenossen, auch in führender Stellung, sich öffentlich in Wort und Schrift mit der zukünftigen Reichs reform beschäftigen. Der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, hat mich gebeten, mitzuteilcn, daß jedem Parteigenossen in Zukunft bei strengster Strafe u n t e r s a g 1 i st, sich in Wort und Schrift öffentlich mit Fragen der Reichsreform zu befassen. Reichstagsbrandstifter van der Lubbe hingerichtet Leipzig. Die durch das Urteil des Slaatssenals des Reichsgerichts vom 23. Dezember 1933 gegen den Maurer Marinus van der Lubbe aus Leyden (Holland) erkannte Todes strafe ist, da der Herr Reichspräsident von seinem Begnadi gungsrecht keinen Gebrauch gemacht Hal, heule morgen 148 Uhr in einem Hofe de^ Landgerichtsgebäudes zu Leipzig mittels Fallbeils vollstreckt worden.