Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Wilsdruff für die Königliche Amishaupimannschast Meißen/ für das Königliche Amtsgericht und den Gtadtrat zu Wilsdruff sowie für das Königliche Forstrentamt zu Tharandt Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 28614. Nr. 5. 77. Jahrg. Sonntag den 6. Januar 1918. Der amtliche Teil befindet sich auf der 4. Seite Ein Zwischenfall in Brest-Litowsk * * anerkenne«. « Generalfeldmarschall befördere. Telegramm gerichtet, ir, dem es u. Lag, an dem Sie den Oberbefehl Disziplin, die so manchem unserer lieben Freunde besonders im Magen liegt, sich innere Konflikte abspieleu. Diesem oder jenem begabten Unterführer ist es sicherlich wieder und wieder vorgekommen, datz er Befehle als irrig oder umständlich erkannte, daß er einen kürzeren Weg zur Er reichung deS Zieles für gangbar hielt, für solche Bedenken ist aber im Augenblick des Tatens kein Raum. Hier heißt es: durch mit voller Kraft. Ein Zaudern, das dem Gegner den Plan verriete, wäre ebenso verhängnisvoll wie eine Kritik, die die Karten der Diplomatie vorzeitig aufdeckte. Die Vertrauensfrage wird niemand unterschätzen, sie ent bindet aber nach einmal getroffener Entscheidung von den Pflichten der Sicherung des Erfolges. Die Nachrichten über den Zwischenfall von Brest-Litowsk können diese Be trachtungen nur unterstützen. Inseriionsprels 2 Pfg. für die S-gespaNcne Korpuszelle oder deren Raum, Lokalpreis 4.-Pfg., Reklamen 45 Pfg., alles mik .0"/, Teuerungszuschlag. Zeitraub und tabellarischer Satz mit 50°/» Aufschlag. Lei Wiederholung und Jahresumsätzen entsprechender Rachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil (nur von Behörden! die Spaitzeile so Pfg. bez. 45 pfg. / Rachweisungs- und Nffertengebühr 20 bez. 30 Pfg. / Telephonische Inscraien-Aufgabe schließt jedes Reklamationsrecht aus. / Anzeigenannahme bis 14 ilhr vormittags. / Beitagengebühr das Tausend S Mk., für die Postauflage Zuschlag. / Für das Erscheinen der Anzeigen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Gewähr geleistet. / Strikte Plahvorschrist 25°/» Aufschlag ohne Rabatt. / Oie Rabattsätze und Nettopreise haben nur bei Bar zahlung binnen 30 Tagen Gültigkeit; längeres Ziel, gerichtliche Einziehung, ge meinsame Anzeigen verseh. Inserenten bedingen die Berechnung des Brutto-Zeilen- Preises. / Sofern nicht schon früher ausdrücklich oder stillschweigend als Erfüllungsort Wilsdruff vereinbart ist, gilt es als vereinbart durch Annahme der Rechnung, falls nicht der Empfänger innerh. S Tagen, vom Rechuungstage an, Widerspruch erhebt. . Rumänische Verschwörer. Der Petersburger Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten gibt bekannt, daß die Rumänen einen Revolutionsausschuß, der im Dorfe Leowo und anderen Orten Beßarabiens Ordnung geschaffen hatte nach Jassy einlud. Dort wurden jedoch alle Mitglieder des Aus schusses festgenommen und—mit Erschießen bedroht. Die Mit dem gestrigen Tage find 477 Mitglieder der Ver fassunggebenden Versammlung gewählt morden, darunter 236 Sozialrevolutionäre und 138 Maximalisten. Petersburg und die Ukraine. Wie die Petersburger^ Telegraphen-Agentur' meldet, gewinnt die Regierung der «Sowjets in der Ukraine dauernd Ansehen. In Jekaterinoslaw befindet sich die Macht voll- > ständig in den Händen der Sowjets. Die Vorbereitungen zur Absendung von Getreide nach dem Norden werden beschleunigt. umgeben von dem treuen Schlesiervolke, das in Ihnen den Schützer seiner engeren Heimat verehrt. Der neue Generalfeldmarschall, der neunte dieses Ranges in der preußischen Armee, kann bei seinem nunmehr erfolgten Rücktritt in den Ruhestand auf ein überaus erfolgreiches dreieinhalbjähriges Wirken als Heerführer zurückblicken. Als Führer des Landwehrkorps erwarb er sich in den schweren Kämpfen des Sommers und Herbstes 1914 in Polen und Galizien unvergänglichen Ruhm. Im folgenden Jahre, nunmehr bereits als Führer eurer Armceabteilung, hatte v. Woyrsch mit seinen Truppen hervorragenden Anteil an der Eroberung von Polen. Seit dem hat v. Woyrsch, seit 1916 als Oberbefehlshaber einer Heeresgruppe, in zahlreichen Kümpfen die Angriffe der Gegner auf die deutsche Stellung siegreich zurückgeschlagen, bis ihn jetzt die Waffenruhe im Osten von seiner Aufgabe enthoben hat. Oer Krieg. Die Folgen von Cambrai. Infolge der englischen Niederlage bei Cambrai sind, nachdem der erste englische Anfangserfolg ans dem dortigen Schlachtfelde voreilig in London unter Glockengeläut und in Reden Lloyd Georges als größter Sieg deS JahreS gefeiert wurde, nunmehr sechs englische Generale und eine große AnzE ngltscher Generalstabsoffiziere abgesetzt worden. Tas neue Estland. Nach einer Mitteilung des Estnischen Büros in Stock holm ist durch Verfügung der Petersburger Regierung Narva, die frühere Hauptstadt Ingermanlands, dem Gebiet Estlands angegliedert worden. Sofortige Maßnahmen zur Verwaltungs-Zentralisation der bisher nicht zusammen hängenden Ortschaften von Narva, Iwangorod, Joachims- thal und Kränholm nebst ihrer Teilnahme an den Wahlen zur estnischen Nationalversammlung sind angeordnet worden. — Damit hat die estnische Grenze den Navorafluß über schritten. Eine „schauderhafte Tatsache". Nach der amerikanischen Zeitung „Public Ledger' ist aus Angaben des Leiters deS englischen Schiffahrtsamts, Sir Maclay, zu ersehen, daß seit dem 25. Februar in siebenmonatiger Unterwassertätigkeit die Deutschen mehr als 5 Millionen Tonnen englischer Handelsschiffe versenkt haben und dazu nahezu 1 Million Tonnen sonstigen feind lichen und neutralen Handelsschiffsraums. Die Zeitung erklärt, diese Zahlen beweisen, daß die Deutschen ihrer Prahlerei in unangenehmer Weise nahe gekommen sind und fügt noch hinzu: „Die Bedeutung dieser schauderhaften Tatsache sollte sich das amerikanische Volk vor Augen halten." Die Angaben Maclays bestätigen erfreulicherweise die Angaben des deutschen Admiralstabes und zeigen uns, daß ein guter Teil des versenkten, bisher als neutral ober sonst feindlich angesehenen Schiffsraums, ebenfalls auf englische Rechnung zu schreiben ist. WaS sagen Lloyd George und Sir Geddes zu diesen Angaben ihres Ministerkollegenr und Ltmgegend. Erscheint seit dem Jahre 1841. Die Stellung der Parteien. Nach der Vertagung des Hauptausschusses traten die Parteien zusammen, um zu der Erklärung des Grafen Hertling Stellung zu nehmen. Wie von parlamentarischer Seite erklärt wird, steht die Mehrzahl der Abgeordneten auf dem Standpunkte der Negierung und Haitis mit der Würde der Mittelmächte für unvereinbar, auf die Forderung der russischen Regierung, die Verhandlungen nach Stockholm zu verlegen, einzugehen. An den leitenden Stellen wird der Zwischenfall in Brest-Litowsk mit jener Ruhe und Gelassenheit beurteilt, die sich bei unserer günstigen militärischen Lage von selbst verstehen. Man war auf Schwierigkeiten und Über raschungen gefaßt. Man wartet deshalb ohne Ungeduld die weiteren Entschlüsse der russischen Regierung ab. Gesetzt den Fall, die Petersburger Regierung bräche die Ver handlungen auf Grund unserer Erklärungen ab, so wäre unsere militärpolitische Lage unverändert. Einstweilen gehen sowohl die Verhandlungen in Petersburg, als auch die mit den Vertretern der Ukraine in Brest-Litowsk weiter. Archangelsk geräumt. Wie ein Amsterdamer Blatt auS London meldet! haben die englischen Schiffe Archangelsk verlassen, nachdem die Depots, die die Verbündeten dort eingerichtet hatten, ab gebrochen und eingeladen worden waren. Wie verlautet, sind auch die französischen Schiff» aus dem Eismeere ver schwunden. Diese Meldung ist mit Vorsicht aufzunehmen, La der Hafen von Archangelsk seit Wochen bereits zugefroren ist. -ü Generalfelhmm-schatt v. Woyrsch. Äauktelegramm des Kaisers. » Aus Anlaß Ser Beförderung zum Generalfeldmarschall vat der Kaiser an den Oberbefehlshaber o. Woyrsch ein Die Gesetzgebende Versammlung. Einigung der Parteien? Stockholm, 4. Januar. Da» russische Blatt „Novaja Shisn" berichtet, die Bolschewiki hätten ihre Stellung znr Verfassunggebenden Versammlung verändert. Diese solle jetzt am 4. Januar zusammentreten unter der Bedingung, daß ihre nicht, bolschrwikischen Mitglieder die Bolschewiktregtcrung zuerst Möge es Ihnen recht lange vergönnt jein, sich dieses glanzvollen Abschlusses Ihrer ruhmreichen militärischen Lausbabn zu erfreuen. a. heißt: Der heutige über die nach Ihnen benannte Heeres gruppe nieder legen, gibt Mir erneuten Anlaß, Ihnen Meinen und deS Vater landes wärmsten Dank für alle die Verdienste auszu- fprechen, die Sie sich um seine Ver teidigung erwor ben haben. In drei Feldzügen durften Sie Ihr Leben der schönsten Ehren pflicht des Sol daten weihen. Meinem kaiser- , liehen Dank und, Meiner besonderen Anerkennung Ihrer vorbild lichen Leistungen will Ich dadurch Ausdruck geben, daß ich Sie zum Va4 ,Ml4dnister Tageblatt- erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, abends 6 Uhr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bei Selbstabbolung von der Druckerei wöchentlich 20 pfg., monatlich 10 pfg., vierteljährlich 2,10 Mk.; durch unsere Austräger zugetragen monatlich 80 pfg., vierteljährlich 2,W Mk.; bei den deutschen Postanstalten vierteljährlich 2,40 Mk. ohne Zustellungsgebühr. Alle Postanstalten, Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. / Zm Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen — Hst der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeituna oder auf Nkückzahlung des Bezugspreises. Ferner hat der Znserent in den obengenannten Fällen keine Ansprüche, falls die Zeituna verspätet, in beschränktem Umfange oder nicht erscheint. / Einzel verkaufspreis der Nummer 10 pfq. / Zuschriften sind ' nicht persönlich zu adressieren, sondern an den Verlag, die Schnfileitung oder die Geschäftsstelle. / Anonyme Zuschriften bleiben unberücksichtigt. / Berliner Vertretung: Berlin SW. 48. Beirat oder Aufsichtsrat? fAm Wochenschluß.j Sowohl in Br-st-Litowsk wie in der deutschen ReichS- hauvtstadt ist dje östliche Friedensvorbereitung mit dem Ablauf dieser Woche in eine neue Phase eingetreten. Während die den feindlichen Westmächten gesteckt« Frist -um Beitritt zu Verhandlungen auf der Grundlage der bekannten vorläufigen deutsch-russischen Vereinbarungen eben abläuft, ist in Berlin die deutsche Volksvertretung in Gestalt deS Hauptausschusses des Reichstags perl sammelt und die Parteien haben Gelegenheit, Stellung zu nehmen zu dem, was die Reichsleitung als ihre Ziele offenbart oder was als ihre Absichten aus den ver schiedenen Anzeichen und Vorgängen gemutmaßt wird. Welche Wendung der Ablauf der erwähntenFrist bedingen wird, darüber werden die nächsten Stunden Klarheit bringen. Die Arbeit deS ReichstagsausschusieS geht die Fragen unserer staatspolitischen, wirtschaftlichen und diplomatischen Rüstung für die Arbeit des Friedensabschluffes an. Es ist wohl angebracht, den Charakter dieser Mitarbeit und Mit- rinflußnahme nicht verwirren zu lassen. Darüber besteht Heute kaum noch eine Meinungsverschiedenheit, daß die gigantischen Aufgaben, vor die die gesamte Diplomatie im waffenklirrenden Europa sich beim Aufbau einer neuen Zeit gestellt sieht, jedes Vergleichs mit den Friedensschlüssen der Geschichte spotten. AuS den Lehren der versinkenden Zeil, den Ersah- rungen von Jahrhunderten, wird — gemessen an den Er. forderniffen deS Tages — nur eine bescheidene Ausbeute gewonnen werden können, um für Inhalt und Form neuer Völkerverträge bindende Richtschnur zu finden. Haben wir den überragenden staatsmännischen Genius, der — ein Seitenstück zu unserem gewaltigen Hindenburg — am Webstuhle der Geschichte mit sicherer Hand die fast hoff nungslos verwickelten Fäden zu einem Meisterwerke der Unzerreißbarkeit knüpft und dem der glänzende Erfolg nachher auch manche Selbstherrlichkeit jubelnd verzeihen würde, oder haben wir einen solchen Staatsmann nicht — LaS gilt heute gleich: die öffentliche Meinung heischt mit gutem Fug ihr Recht. So viele Millionen wehrhafter Männer aller Altersstufen das Schwert seit über drei Jahren zur Heimatoerteidigung in siegreicher Faust geschwungen haben, so viele Millionen von Volks- Sruossen im Durchhalten standhaft geblieben sind, ebenso unzählige Millionen find bis zur bescheidensten Existenz herab mit ihren gesamten Lebens- und Berufsbedingungen an den Früchten beteiligt, die die Verhandlungen zur Wiedergeburt des Weltfriedens reifen sollen. Dazu kommt, daß diese Öffentlichkeit unserer Tage wesentlich anders auSsieht, alS die vergangener Zeitläufte. An politischer und wirtschaftlicher'Durchbildung hat das deutsche Volk dl» hohe Stufe, die es sich im Frieden schon errungen, in. drv drei harten Lehrjahren dieses Krieges noch um ein Erhebliches überschritten. Der Anspruch mitzuraten steht auf einer breiten Grundlage. Daß der Träger dieser Öffentlichkeit der berufene gesetzgebende Körper, der Deutsche Reichstag ist und in seinem Hauptausschusie wft am Beratungstische zu sitzen habe, dafür besteht volle? Verständnis Ebenso lebendig wie dieses Begreifen ist aber die Er- Wartung, daß die führenden Köpfe und Gruppen dieser Körperschaft die Schranken nicht übersehen, die ihrer Mit wirkung unverrückbar gesteckt bleiben müssen. Sie sind nickt von herrischem Machtbewußtsein, von dem Dünkel einer wenig angebrachten Unfehlbarkeit gezogen, sondern vaterländisch» Rücksichtnahme und die gebotene staats männische Klugheit und Voraussicht haben sie aufgerichtet. JrrieS offenes Wort und weitblickende sachkundige und be sonnene Kritik leben sich um so scgenstiftender auS, je mehr fick jeder Führer, der das Wort ergreift, dessen bewußt bleibt, daß auch im HauptauSschusse Meinung gegen Meinung steht. Auf Rechthaberei eine Aussprache ein gestellt zu sehen, die das Volk mit seinem tiefsteü Fühlen begleitet, mußte.Enttäuschung wachrufen. > In der Beschränkung zeigt sich der Meister. Diese Beschränkung braucht der Eindringlichkeit der Stellung nahme und der Verfechtung des für richtig Gehaltenen keinen wesentlichen Abbruch zu tun, sie muß aber ver- hindem, daß der Eindruck der Nervosität, des Nichtab wartenkönnens entsteht, daß den VerdrehungSkünsten und Ler Verleumdungssucht der Feinde Nahrung zugeführt, daß die Arbeit unserer Diplomatie erschwert und belastet wird, daß sich die Geister im Ringen um die Oberhand verbrauchen, anstatt sich iw. Kampfe gegen die gemein samen Widersacher zu verbünden. Es gibt Lagen, in denen es gilt einzusckwenken wie die Unteroffiziere, Opfer zu bringen aus höherer Staatsraison. Wer wollte leugnen, daß auch auf dem Felde der militärischen