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In vielem Zusammenhänge mutz schließlich auch die Sonnlagssitzung der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion Erwähnung finden, von der man hier und da Beschlüsse von unübersehbarer Tragweite erwartet hatte. Gemäß der Vermutungen aller kühlen Köpfe, die Politik noch immer für die Kunst des Erreichbaren halten, brachte die Versammlung die Entschließung, daß sie die ehrliche Durchführung des demokratischen Grundrechts der Selbst« bestimmung aller Völker erwarte. Alles in allem — der Streit um den Zwischenfall in Brest-Litowsk, der mit echtdeutscher Gründlichkeit geführt worden ist und dabei-die Dinge ins Maßlose vergrößert Kat, ist auf das richtige Maß zurückgeführt. Die zehn tägige Frist für den Verband — so stellen die Delegierten der Mittelmächte in einer Note an den Vorsitzenden der Petersburger Delegation ausdrücklich fest — ist abgelaufcn. Trotzki ist an der Spitze der Delegation in Brest-Litowsk eingetroffen. Die Verhandlungen mit den Ukrainern nehmen einen befriedigenden Verlauf. — Die nächsten Stunden werden die Entscheidung bringen, ob wir auch mit den Russen weiter verhandeln. Wollen sie noch heute aufrichtig den Frieden, wie in den WeibnachtStagen, so gibt es kein ernsthaftes Hindernis für die Fortsetzung Ler. Verhandlungen. * Deutsch-russische Handelsbeziehungen. Hauptausschub des Reichstages. Berlin, 7. Januar. In der heutigen Sitzung deS Hauptausschusses deS Reichstages erklärte zunächst General Friedrich auf eine Anfrage, daß weder die deutsche, noch die englische oder französische Regierung Versuche der Sabotage der Kriegs gefangenen billigen oder organisieren. Es folgte die Beratung wirtschaftlicher Fragen. In einer von d.r Regierung mitgeteilten Denkschrift über wirtschaftliche Verhandlungen in Brest-Litowsk wird aus geführt, daß die Russen an einen Wirtschaftskrieg gegen Deutschland nicht denken. Sie haben aber »in Vorurteil gegen den Handelsvertrag mit Deutschland, Ler bis zum Kriegsausbruch bestanden hat. Die Russen fühlen sich durch diesen Vertrag benachteiligt, was deutscherseits bestritten wird. Die Statistiken beider Länder decken sich nicht und geben daher abweichende Bilder. Die Russen sind also für die Erneuerung deS früheren Handelsvertrages bisher nicht zu gewinnen ge wesen, find aber zu Verhandlungen über einen neuen Vertrag bereit. Die wetteren Verhandlungen waren zunächst ver traulich Meine Kriegspoft. / Basel, 7. Jan. Wie verlautet, haben die Maximalisten Bern als Versammlungsort voneichlagen, weil die Schweizer Bundesstadt imolge. ihrer günstigen geographischen Lage bessere Möglichkeiten biete, die Sozialisten in den krieg führenden Ländern zu becinllussen. Bern, 7. Jan. Die französische Regierung hat wegen deS Bombenabwurfs über Mutteuz und Mencikow um Ent schuldigung gebeten. Vom Tage. Sarrails betrübliche Heimkehr. ---r Pariser haben die Freude, den früheren Kom- Ende^ an der Salonikifront, General Sarrail, in ihrer Mitte begrüßen zu dürfen. Er ist soeben in der sranzöfischen Hauptstadt eingetroffen. Der Angst um den gänzlichen Fehlschlag der Salonikiexpedition wird in der französischen Presse unverhohlen Ausdruck gegeben. So schrieb das »Journal", die Lage auf dem Balkan sei für die Alliierten alles andere als rosig. Wolle man etwa den Fehler machen, die jetzigen vorgeschobenen Stellungen zu opfern und sich arjf die Verteidigung Salonikis beschränken, so werde daS den deutschen Regimentern den Weg nach Athen öffnen, und das sei gleichbedeutend mit König Kon stantins Rückkehr. Komme eS aber dahin, dann könne man sich auf einen Frieden gefaßt machen, dem man nichts mehr verweigern könne, nicht einmal Elsaß-Lothringen. Das kann man in Paris sowieso mit aller Bestimmt heit tun. Der gescheiterte General Sarrail aber kann mit Clemenceau, der ooy allem Anfang daß Salonikiabenteuer mit aller Kraft bekämpfte, gemeinsam Klagelieder an stimmen. Mexiko regt.sich Mieder. AuS Washington wird gemeldet, die mexikanische Re gierung habe beim Staatsdepartement der Vereinigten Staaten Einspruch erhoben gegen die Anwesenheit von Truppen der Vereinigten Staaten auf mexikanischem Ge biete. Kavallerie der Vereinigten Staaten hielt sich mehrere Stunden auf mexikanischem Gebiete auf. Wilson hat Pech. Während sein Mund Übertriest von salbungsvollen Worten über seine Aufgabe, in Europa Recht und Gerechtigkeit zu begründen, sendet seine Hand Truppen auS zu Überfällen aus benachbarte kleinere Staaten. Pvlizeityrannci in d-:n Bereinigten Staaten. Aus Amerika heimgekehrte Schweden berichten, daß in den Vereinigten Staaten zurzeit ein wahrhaft tyranni sches Polizeiregiment herrsche. In allen Gesellschaftsklassen seien geheime Spione an der Arbeit, um den Kampf gegen die Anhänger des Friedens rücksichtslos durchzuführen. Es geschehe nicht selten, daß Leute, die sich kritisch äußern, auf offener Straße verhaftet wurden. Trotz aller gewalt samen Propaganda sei der Krieg beim Volke unpopulär. Vor allem fürchteten die Soldaten den Transport über das Meer, da gerüchtweise bekannt geworden, daß bereits große Transportdampfer versenkt worden seien. Fall täglich brächen Ausstände aus, die von der Regierung mit militärischer Hilfe unterdrückt werden. Die Frage, in welchem Lande nach dem Sturze deS Laren die schärfste Autokratie wucherte, ist schon einigemal zugunsten der unter dem Präsidenten Wilson stehenden Gebiete entschieden worden. Oie Selbstbestimmung der Völker. Wie England wirk ich darüber denkt. Mit der »Selbstbestimmung der Völker' soll der Krieg fetzt schließen, und mit dem »Schutz der Kleinen', d. h. Belgiens, durch England fing es an. Daß England den Schutz der Kleinen in Südafrika, Ägypten, Indien, Irland schon längst recht wirksam hätte ausüben können, hatte England vergessen. Auch daß Japan 1804 das neu trale Korea überrumpeln und nachher ganz einstecken durfte, hat England rückt zimmert. Nur Deutschland hat hübsch artig zu sein? Merkwürdigerweise aber lernen die Engländer jetzt schnell um. In der »Contemporary Review", einer sehr angesehenen Londoner Zeitschrift, konnte man kürzlich den auffallenden Satz lesen ..Wenn es das Wohl Europas fordert, müssen kleiner: Nationalitäten sich auch manch mal mit etwas Geringerer" begnügen, al? gerade ihr Ideal ist!" Als es vor kurzem wieder darum ging die nordischen Staaten mobilzumachen, hieß es in der „World": „Man muß den kleinen Neutralen einmal klar und deutlich sagen, daß ihre Neutralität nicht mehr möglich ist. Entweder sind sie mit uns, oder sie find gegen unS! Sir haben also Deutschland anzugreifen, wenn England daS Zeichen gibt. Wo nicht, sind sie eben Feinde und werben blockiert. Und in England wird es ja bald etwas knapp gehen, aber diese Neutralen werden dann ausgehungert." Man reibt sich die Augen. Wie verträgt sich daS mit dem Schutz der Kleinen? Und warum dieser radikale Um schwung? Sah man voraus, was in Rußland kommen sollte? Oder wollte man Serbien obwinken, dessen Wünsche mit Italien nicht zusammenstehen? Oder liegt die Sorge noch näher, im eigenen Lande? Noch deutlicher wird die Londoner Zeitschrift „Aero plane", welche sich so äußert: „Solange die Menschheit sich nicht völlig ändert, bietet die größte Militärmacht immer den besten Schub auch für die ang-gliederten kleinen Sta tionen. (Man höre! der reine Militarismus!) Was ist aus Belgien, Serbien, Rumänien geworden? Wäre Belgien ein Teil Frankreichs gewesen, so hätte cs den ersten deutschen Stoß abgedämmt, es hätte sich selbst und Nordfrankreich gerettet. Ja selbst als Teil Deutschlands hätte Belgien ein besseres Schicksal gehabt, der Krieg wäre ihm erspart geblieben. Freilich die Blockade nicht. Serbien in der Hand Österreichs oder der Türkei, unter einem starken Kaiser, wäre vielleicht ganz außerhalb des Krieges ge blieben." Und jetzt taut das englische Blatt ordentlich auf: „Leider wollen unsere irischen Freunde das nicht einsehen. Ein Feind, der ihnen Lektionen nach belgischem und ser bischem Rezept erteilen könnte, ist nicht da. Also werden? wir selbst die Rolle deS Lehrers übernehmen müssen, nach den bewährten Mustern von Strafford und Cromwell. Ungezogene Kinder müssen Prügel bekommen, bis sie vor Erschöpfung ruhig werden." Abgesehen von der brutalen Prügelbegeisterung, dieser besonderen Spezialität englischer Kultur, enthalten die Worte der drei Londoner Blätter gewiß manches, über daS sich sprechen läßt. So ist Elsaß-Lothringen in der Tat. abgesehen von ein paar Grenzstrichen, ooin Kriege O äu mein Deutschland! Roman aus großer Zeit von Elsbeth Borchart. „Ja, das waren schreckliche Läget' erzaylte er, nach dem Werner ihm Bericht von seinen eigenen Erlebnissen gegeben hatte, »so grausig und schaurig, wie sie wohl kaum je in der Welt vorgekommen sind, in der zivilisierten wenigstens. Versteckt hielten mich meine Tochter und mein Schwiegersohn: aber mich hatten die Bestien wohl über haupt schon vergessen. Wer kennt noch den alten Grunert bis auf die Deutschen und die wenigen Freunde? Nun, der Name meines Schwiegersohnes schützte mich wohl auch. Aber furchtbar muß es gewesen sein, um so furcht« barer, als die Polizei alle diese Bestialitäten geschehen ließ. Sie können sich denken, wie mein Herz frohlockte, als ich hörte, daß die Deutschen eingezogen seien. Ich selbst stand unter denen, die dem Einzug beiwohnten, und ich konnte mich nur mit Mühe zurückhalten, um nickt laut „Hurra" und immer wieder „Hurra" zu schreien und nickt mit einzustimmen in das alte teure Lied: „Deutsckland, Deutschland über alles m der Welt." — Herr Seeburg, wo man auch immer weilen mag in der weiten Welt, es mag schön und herrlich dort sein, nichts aber geht über unser deutsches Vaterland, und ich habe nur einen Wunsch nock, daß Deutschland ruhmvoll und siegreich aus diesem großen Weltkriege hervorgehen möchte und — daß ich auch hier einst sagen kann: Ich bin in deutschen Landen." Tiefbewegt drückte Werner dem alten Manne, der so begeistert für sein Deutschtum eingetreten war, die Hand. Wahrlich, hier war die heilige Flamme noch nicht erloschen. Sie glühte wie in einem jungen Herzen. „Und noch eins, Herr Seeburg", fuhr Grunert fort, „feien Sie vorsichtig — Sie stehen hiev' in Brüssel einst weilen noch auf dem unsicheren Boden eines Vulkans, der seine Tiefen öffnen und Feuer speien kann. Der Haß gärt und wühlt, wenn er sich auch zu verbergen strebt. Ein kleiner Anlaß kann den Ausbruch herbeiführen. Vor allen Dingen gehen Sie nicht in Ihre eigene Wohnung. Das Lobeil laust überall, und Laß und MMeid Ivieleo hier eine doppelte Rolle. Es gibt Schleichwege genug, einen verhaßten Deutschen in aller Stille um die Ecke zu bringen." »Sie haben mich schon einmal gewarnt, Herr Grunert*, erwiderte Werner und ergriff bie Hand des alten Herrn. -„Damals war ich nahe daran, Ihre Warnung in den Wind zu schlagen und hätte es um ein Haar schwer büßen müssen. Jetzt werde ich sie wohl beachten. Auch unsere Heeresleitung hat alle Vorsichtsmaßregeln ergriffen, um uns gegen einen möglichen Überfall zu schützen. Am Justizpalast und in dem Ministerium, wo unsere Truppen untergebracht find, stehen unsere Kanonen und Maschinengewehre sckußbereit. Hoffen wir, daß sie nicht in Anwendung -u konunev krauchen. Und nun, leben Sie wohl." Brüssel hatte sich die ersten Tage ruhig verhalten. Es lag wie ein Bann über der Stadt. Das Bewußtsein, die Besiegten zu sein, ein fremdes Heer als Machtwalter, dem man Gehorsam schuldete, im Lande zu haben, drückte die Gemüter nieder. Dazu kam Furcht und Zittern vor den etwaigen Strafmaßnahmen und Ler Rache für die Freveltaten, die sie zuvor begangen hatten. Waren dock die wildesten Gerückte von den Greueltaten und Barbareien der deutschen Soldaten im belgischen Lande durch die Leitungen verbreitet worden, von Mord, Plünderung und Brandschatzung. Zu ihrem Erstaunen sahen sich aber die Brüsseler ge sitteten Menscken gegenüber, die ihnen nicht nur kein Haar krümmten, sondern sich freundlich und höflich zeigten, alles, was sie kauften, bar bezahlten und eine Ordnung und Disziplin aufrechterhielten, die den Belgiern be- wunderungswert erschienen wäre, wenn sie es in ihrem blinden Hab nicht als Schwäche und Unsicherheit aus gelegt hätten. Denn durch geheimen Nachrichtendienst batte man aus Antwerpen erfahren, daß die Franzosen und Belgier, ebenso die Russen die Deutschen entscheidend geschlagen hätten und daß ein Einfall belgischer Truppen in Brüste! geplant würde, um die verhaßten Deutschen daraus zu vertreiben. Nur zu aern glaubten die Betörten gänzlich verschont geblieben, weil es ein Teil des mächtigen deutschen Reiches ist. England hat die Wahrheit des alten Spruches ein gesehen, daß es falsch ist, mit Steinen zu werfen, wenn man im GlaShause sitzt. Wir wissen jetzt, daß eS eitel Bluff ist, wenn Lloyd George und Konsorten noch immer von Belgien sprechen. Selbst die vornehme Zeitschrift „Athenaeum", die sich immer gern einen wissenschaftlichen Anstrich gibt, findet: „Wenn wir daS Nationalität en- Prinzip annehmen, so wollen wir damit nicht die Welt unter eine noch größere Menge von Kleinfürsten austeilen, alS jetzt schon die Politik erschweren." Solche Stimmen werden sich in der nächsten Zeit, gewiß noch vermehren^ Die Engländer find nämlich ein billigdenkendes und ver« nünfttges Volk — wenn daS in ihren Kram patzt. Politische Runäschau. Deutsches Reich. * In einer Ansprache König LubwkgS an die stellvertretenden kommandierenden Generale heißt es unter anderem: „Noch ist das Ziel nicht erreicht! Stärken Sie deshalb weiterhin den Boden, der den Streiter trägt, damit sein Schwert auch ferner scharf ge führt werden kann, zum baldigen Erringen eines ehren vollen, der gebrachten schweren Opier würdigen Friedens! Das hehre Bewußtsein treuester Pflichterfüllung möge Ihnen hierbei weiterhin Schaffensfreude geben und wird Ihnen der schönste Lohn sein." 4- Seit gestern weilt der polnische Negentschaftsrat in Berlin. Erzellenz Erzbischof Dr. o. KakowSki, Metropolit von Warschau, Seine Durchlaucht Fürst ZiztS- law Lubomirski und Exzellenz Josef o. Ostrowski, in deren Begleitung sich u. a. Ministerpräsident v. Kuchar- zewski befindet. Sie wurden auf dem Bahnhof von dem Oberkommandierenden der Marken Exz. o. Kessel begrüßt. Die Herren besuchten bald nach ihrer Ankunft den Reichs kanzler und waren am Abend zu einem ihnen zu Ehren veranstaltete Festmahl geladen. Heute werLen die Herren vom Kaiser empfangen. Lolland. X Den Reisenden wird in den lebten Tagen die Über fahrt nach Nordamerika unmöglich gemacht. 70 Passa gieren, die aus einem holländischen Dampfer nach Newyork fahren wollten, sind die Pässe verweigert worden. Das amerikanische Konsulat verweigert die Auskunft über diese Maßnahme. Da in Norwegen ebenso verfahren wird, muß der Zugang zu den Vereinigten Staaten als ge schlossen betrachtet werden. Amerika. X In einer längeren Botschaft legte Präsident Wilson dem Kongreß der Vereinigten Staaten seine Vorschläge betreffend das Vorgehen der Negierung gegenüber de» Eisenbahnen vor: Danach sollen bie Eisenbahngesell- schäften eine angemessene Entschädigung erhalten und ein Betrag von KOO Millionen Dollar für Instandhaltung und Verbesserung der Eisenbahnen oorgese! n werden. Witton legte besonderes Gewicht auf die den Aktionären der be» jchlagnahmten Eisenbahnen zu leistenden Bürgschaften. Deutschlands Handel nach dem Kriege. Von Kapitän zur Ser a. D. Persius. In den feindlichen Ländern beginnt man, obwohl man noch immer nichts von einem Frieden wißen will, sich mtl dem Wiederaufbau nach dem Kriege zu beschäftigen. Es ist wohl kein Zufall, dah bei der Debatte darüber di« deutsche Schiffahrt und der deutsche Handel im ^Vordergrund stehen, denen man Lai Dasein-» recht nach Kräften verkümmern möchte. E- wird darum interessant sein, die Ansicht eines Sachverständigen über dir deutichr Handels« schiffahrt nach dem Kriege zu hören. über die Art und den Umfang der Betätigung unserer Sckiffahrt und unseres Handels auf dem Weltmarkt nach dem Kriege werden recht verschieden lautende Urteil« geäußert. Die einen sind voll guter Hoffnung. Sie meinen, die Geschicklichkeit deutscher Kaufleute und In dustrieller werde alle die sich entgegenstellenden Schwierig keiten leichterhand überwinden und dem deutschen Handel und Gewerbe werde der ihnen gebührende Platz an der Sonne auf dem WeltwirtschaftSmarN nicht vor- enthalten werden können. Die anderen sehen schwarz. Sie fürchten, daß die wirtschaftlichen AbsperrungSpläne unserer Feinde, wie sie au? den verschiedenen Konferenzen otele erfundenen Mitteilungen, sie stärkten ihnen Mut unv Hoffnung und veranlaßten sie, aus ihrer Vorsicht heraus zutreten. Auf vielen Gebäuden rmd Häusern wurden plötzlich ganz dreist belgische Fahnen gehißt, als wäre man des Erfolges schon sicher. Was das zu bedeuten hatte, war der deutschen Be satzung sofort klar; denn auch sie hatten Nachricht von einem Ausfall, den vier belgische Divisionen auf Lie bei Vilforde liegenden deutschen Truppen von Antwerpen auS unternommen hatten, erhalten, und sofort wurden zwei Bataillone, darunter Werners Kompagnie, der angegriffenen Division zur Unterstützung zugeteilt und schleunigst »um Kampfplatz entsandt. Es war ein herrlicher Hochsommertag mit letckt- bewölktem Simmel. Werner erhielt den Auftrag, mit seiner Kompagnie di« Stellung des Feindes auszukundsckaften. Dabei traf eS sich, daß er den Weg nehmen mußte, an dem das Gut Rollebeke lag, wo er seinen Sohn bei dessen Mutter uni bei dem Schwager vermutete. Eine frohe Erwartung er füllte ibn. Daß er ihn sobald Wiedersehen sollte, hatte er kaum zu hoffen gewagt. So ritt er wohlgemut, an der Spitze seiner Kompagnie, die Chaussee entlang, die e, trüber io oft gefahren war, um feine Familie, die hier ihren Sommeraufentbalt zu nehmen pflegte, zu besuchen. Da war der Heinz noch ein kleiner Junge gewesen, der seinem Vater entgegengelaufen kam, mit erhobenen Händchen und jauchzendem Stimmchen. Später war es dann anders geworden. Seine ehemalige Frau zo^ eS vor, mit dem Knaben nach Ostende oder Blankenbergye rm Sommer zu geben, und er selbst hatte weitere Reisen unternommen, auch wohl seine Mutter mid Geschwister tu Deutschlani besucht. Nun führte ibn ein eigenes Geschick wieder diesen Weg, und er nahm sich vor, was auch seine Pflicht ihm oorschrieb. einige Minuten sich Rast zu gönnen und seinen Sohn zu sprechen. Schon winkten die ersten Häuser RollebekeS, die zum Gut gehörten, in de» Ferne. ^Fortsetzung