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Die Polizeibehörden wollen durch fleißiges Abgehen der Ufer verhindern, daß der Leichtsinn und Wagemut der Jugend wiederum Gpfer an Menschenleben erfordert. Die Schulen werden ersucht, die Schulkinder auf das Verbot und die bestehende Gefahr hin- zuweisen. Das Schlittschuhlaufen auf der Glde darf nur innerhalb abgegrenzter Eisbahnen, deren Sicherheit und Abgrenzung von einer Gemeindebehörde durch eine zuverlässige Person festgestellt worden ist, erfolgen. Eine Eisstärke von mindestens sO bis (2 cm ist hierzu erforderlich. Sollte das Eis im Laufe dieses winters auf der Elbe zum Stehen kommen, so ist die Benutzung der Eisdecke zur Ueberschreitung der Elbe nur auf den von den Llbstrombehörden abgestreckten Uebergängen gestattet. Eltern sind für ihre Rinder verantwortlich. Zuwiderhandlungen werden auf Grund von § 366^ des Reichsstrafgesetzbuchs mit Geldstrafe bis zu 60 M oder mit Haft bis zu sh Tagen geahndet. Meißen, am 29. Dezember 19l?- 78 X. W« Die Königliche Amtshanptmannschaft als Elbstromamt. Arbeitsvermittlung für den vater ländischen Hilfsdienst. I. Auf Grund der Verfügung des kommandierenden Generals des stellv. Generalkom mandos XII vom 25. 9. 1917 ist durch Bekanntgabe der Kriegsamtstelle Dresden der städtische Arbeitsnachweis Meitze«, Rathaus, (Zimmer 34, Sprechzeit Uhr täglich) an Stelle der bisherigen militärischen Hilfsdienstmeldestelle zur Hilfsdienstmeldestelle für die Stadt Meißen und den gesamten Bezirk der Königl. Amtshauptmannschaft Meißen bestimmt worden. Auch befindet sich im Rathaus die Frauenarbeitsmeldestelle für die Stadt Meißen und den Bezirk der Königl. Amtshauptmannschaft Meißen (Sprechzeit: Dienstags 3—6 Uhr, Sonnabends 10—l Uhr). II. Die Organisation der Arbeitsvermittlung für den vaterländischen Hilfsdienst erstreckt sich auf sämtliche männliche Personen zwischen vollendetem 17. sind vollendetem 60. Jahre, soweit sie nicht bereits zum Dienst in der bewaffneten Macht einberufen find. III. Für die Arbeitsvermittlung für den Hilfsdienst sind folgende drei große Gruppen zu unterscheiden: 1. Diejenigen männlichen Personen, die eine Arbeit übernehmen wollen, durch die Militärpersonen freigemacht werden, 2. Diejenigen männlichen Personen, die sonstige Arbeiten in der Kriegswirtschaft übernehmen wollen, 3. Alle weiblichen Personen, die, obwohl sie an sich nicht unter das Hilfsdienst gesetz fallen, doch mittelbar in gleicher Weise wie die Personen zu 1. und 8. sich nutzbar machen wolle». IV. Die Arbeitsvermittlung geht in folgender Weise vor sich: 1. Arbeitsuchende. a) Jeder Arbeitsuchende wendet sich an den Arbeitsnachweis, der ihm am p'affenRe« erscheint. d b) Wer keine Beziehung oder Neigung zu einem bestimmten Arbeitsnachweis hat, reicht seine Meldung bei einer Hilfsdienstmeldesielle ein. c) Wer sich um militärische Stellen bewirbt, reicht seine Meldung grundsätzlich bei der Hilfsdienstmeldestelle ein. 2. Offene Stellen. Die Meldungen der offenen Stellen erfolgen durch die Arbeitgeber sinngemäß, s»t- sprechend der Anbringung der Arbeitsgesuche, ») bei dem paffenden oder zuständigen Arbeitsnachweis b) bei einer Hilfsdienstmeldestelle, c) für die militärischen Stellen grundsätzlich bei einer Hilfsdienstmeldestelle. Meldungen der Arbeitgeber und der Arbeitsuchenden find grundsätzlich nur a« ei»ec Stelle anzubringen. V. Beim Stadtrat zu Lommatzsch ist eine Mcldeeinrichtung geschaffen, die Ve» Hilfk dienstpflichtigen dieses Bezirks die Möglichkeit gibt, ihr Gesuch um Zuweisung einer Stelle im vaterländischen Hilfsdienst persönlich anzubringen. Meißen, am 28. Dezember 1917. Nr. 438 II k» Die Königliche Amtshauptmannfchnst und der Stadtrat zu Meitze«. SuUerverbrauch der Selbst versorger. Auf Grund des tz 8 Ziff. 1 der Verordnung über Speisefette vom 20. Juli ISIS (R. G. Bl, S. 755) hat die Reichsstelle für Speisefette durch Anordnung vom 15. De zember 1917 bestimmt, daß vom 1. Januar 1SI8 an bis auf weiteres die auf den Kopf des Selbstversorgers mit Butter entfallende Wochenmenge nur 100 Gramm — anstelle der bisherigen 125 Gramm — beträgt. Die dadurch freiwerdende Milch oder Butter ist nach den Anordnungen der Bekannt machung des Kommunalverbandes Meißen Stadl und Land vom 8. Dezember 1917 der öffentlichen Bewirtschaftung zuzuführen, Meißen, am 29. Dezember 1917. »«» Kommunalverband Meitze« Stadt ««d Land. Vom 1. Januar 1918 ab werden die Verhandlungen sowie der Sprechtag des das unterzeichnete Amtsgericht mitvertretenden Richters vom Kgl. Amtsgericht Dresden nicht mehr am Donnerstag, sondern am Mittwoch ftattfinden. Wilsdruff, am 29. Dezember 1917. x V. Reg. lSL/17 ,si Königliches Amtsgericht. Tum Neujabr» Offenbarung Johanne» 1, Vers 4 .Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist, und der da war, und der da kommt." Ein holdseliger Neujahrswunsch, ja nicht bloß ein Wunsch, sondern ein Gebet, das Verheißung hat! was die Menschen heute einander zurufen, ist oft nur ein ge wohnheitsmäßiger Gruß, für den man sich nicht einmal viel denkt, was hat unser wünschen für einen wert, wenns nicht zugleich ein Gebet wird zu dem, der da ist, und der da war, und der da kommt? Er hat den heutigen Tag i» der Hand und alle Zukunft. Er, der ewig Treue, der unseren Vätern nahe gewesen ist und ihnen geholfen hat in schweren Zeiten, er, den Tausende und aber Tausende preisen ob der unaussprechlichen Güte, die er an ihnen be wiesen hat, er, der ewige Vater Jesu Lhristi, gebe auch uns Gnade und Friede im neuen Jahr. Gnade und Friede, das ist alles, was ein Menschenkind braucht, haben wir einen gnädigen Gott, wissen wir gewiß, daß Friede ist zwischen ihm und uns, dann steht alles gut. Dann können wir freudig an unsere Arbeit gehen an jedem Morgen, können uns seiner getrosten in aller Sorge, welche uns dieses Jahr bringen wird, können warten auf seine Hilfe, haben eine Zuflucht, wenn wir gefehlt haben, haben O Liu mein veullckianä! Roman aus großer Zeit von Elsbeth Borchart. IS) „DaS wäre ja eine hundsgemeine Undankbarkeit, ganz abgesehen davon, daß Belgien damit gegen alles Recht und jede Vernunft handelte, die moralischen Pflichten der Kleinstaaten verletzte. Ist es nicht Deutschland gewesen, dem Belgien seine Unabhängigkeit verdankt, will es er wiesene Dienste damit lohnen, daß es die Waffen gegen leinen Schützer erhebt?* „Werner, das Blut fragt nicht nach Recht und Moral, das handelt nach seinen Instinkten, und ich sage dir noch mals, nein, ich beschwöre dich als dein aufrichtiger Freund, verlaß Brüssel und Belgien io schnell wie möglich!" ,Du scheinst mehr zu wissen, als du mir eingestehen willst, Armand. Dennoch muß ich dir antworten, daß ich hier auszuharren gedenke, bis ich meine Sachen in Ordnung gebracht habe und mein Vaterland mich ruft." Dieser Ruf kam schneller, als Werner es gedacht hatte. Mitten hinein in seine Vorbereitungen traf er ihn. -Deutschland macht mobil!" Das war die schicksalsschwere Kunde, die wie ein Tunke in das Pulverfaß fiel und eS in die Luft sprengte. Das gab ein Hasten und Drängen auf den Straßen, ein aufgeregtes wirres Durcheinander. Das Volk legte sich keinen Zwang mehr auf: „Nieder mit den Deutschen — es lebe Frankreich!" klang es in den Kaffeehäusern und auf den Straßen. Da wimmelte es voll Militär. Die Reservejahrgänge tSlv bis 1912 waren eingezogen, die Eisenbahnzüge waren gepfropft voll. Es ging nach Lüttich. Die Franzosen hätten ihre Hilfe sugesagt. Ein franzö sischer General sollte proklamiert haben: „In acht Tagen find wir in Lüttich, in vierzehn in Aachen, und dann geht es nach Berlin, wo wir uns mit den Ruffen treffen." Das brachte das aufgeregte Blut zur Siedebitze. Werner Seeburg wartete immer noch auf Antwort auf seine Beschwerde; es fehlte ihm an Barmitteln, die er zu Kiner Ausrüstung für den Kriea benötigte. UnterdeS Nichtamtlicher Teil. eine gewisse Hoffnung, wenn dieses Jahr unser letztes sein sollte. So nimm denn mein« Hände und führe mich Bis an mein selig Ende und ewiglich! Aus Giadt und Land. Mitteilungen für diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, am 31. Dezember. Merkblatt für den 1 und L Janua». Sonnenaufgang 8 ' (8") «Monduntergang 9" V. (10'9 B. konnenuntergang (3") Ü Mondaufgang 8"N. (S")N. — Landwirte, beschleunigt den Ausdrusch. Die gegenwärtige- Lage erfordert eS, daß der Ausdrusch des Getreides und dec Hülsenfrüchte nach Möglichkeit beschleunigt wird. Das Königreich Württemherg hat daraufhin ange- ordnet, den Ausdrusch bis zum 31. Dezember 1917 zu beenden. Im Königreich Sachsen ist dieser Zeitpunkt auf den 15. Januar 1918 festgeseHt. Nun sind jedoch recht wohl Fälle denkbar, wo es nicht möglich ist, diese Arbeit dis dahin zu bewältigen. Die Kommunalverbände sind infolgedessen ermächtigt worden, den Termin bis zum 31. Januar 1918 zu verlängern. Sollten auch bis zu dieser Frist einzelne Betriebe nicht in der Lage sein, alles Getreide auszudreschen, so hat sich das Königliche Ministerium vorbehalten, begründete Gesuche selbst zu genehmigen. Es brach das Unheil herein, das die ganze zivilisierte Welt in Schrecken und Empörung versetzen und ein so trauriges Zeugnis für die Kultur eines Volkes ablegen sollte, das Deutschland bisher immer als seinen Freund und getreuen Nachbar zu betrachten gewohnt war. Hatte schon die Mobilmachung Deutschlands eine furchtbare Verwirrung in den Gemütern angerichtet und zu unglaublichen Ausbrüchen von Haß gegen alles, was deutsch war oder schien, geführt, so schlug die Nachricht, daß die deutschen Truppen die belgische Grenze über schritten und der Kaiser den Belgiern das Ultimatum gestellt hatte: seinen Truppen freien Durchgang nach Frankreich zu gewähren, dem Faß vollends den Boden aus. Eine schier wahnsinnige Wut bemächtigte sich der durch die Zeitungen aufgehetzten Bevölkerung Brüssels. Wie dem Käfig entsprungene, wildgewordene Raub tiere raste der Pöbel die Straßen hinunter, alles was deutsch war, mit wahrhaft bestialischer Grausamkeit nieder metzelnd, die Wirtschaften und Geschäftshäuser, die deutsche Eigentümer hatten, plündernd, zerstörend. Un beschreibliche Straßenszenen und entsetzliche Greueltaten spielten sich ab. DaS waren keine Menschen mehr, das waren Bestien. Aber das Blut der Gemarterten und Gemordeten schrie zum Himmel um Rache und Vergeltung. Da ragte stolz und hoch die ehrwürdige Kathedrale St. Gudule über den Köpfen der Mörder hinweg, wie mahnend: „Vergeßt nicht, daß ihr Menschen und Christen seid." Doch, sie ließen sich nicht mahnen, sie sahen in diesen dunkeln Stunden weder ihre Kirche noch den Himmel. „Wehe dir. stolzes Aber: '"nie Beförderung nach der Grenze mehr. Ein wahres ^wetzen packte die armen Flüchtlinge. RatloS und verzweifelt standen sie zu Hunderten auf dem Bahn hof und wußten nicht, was sie beginnen sollten. In Lüttich zu übernachten, schien um so weniger ratsam, als sich zu ihnen deutsche Landsleute auch aus dieser Stadt gesellten, die ebenfalls schwer gelitten batten unter den Grausam keiten der Bevölkerung und nun erzählten, daß selbst daS deutsche Konsulat ihnen keinen Schutz mehr gewähren konnte muß aber betont werden, daß die Genehmigung nur der besonderen Anlässen erteilt «erden kann. Immerhin wird jedoch erwartet, daß jeder Landwirt den Ausdrusch soviel als möglich beschleunigt. — Zur Erleichterung der Beurlaubung fort- dildungsschulpflichtiger Arbeiter zugunsten ihrer Arbeit in den Betrieben der mit Ariegslieierungen beauftragten Firmen haben die Königlichen Ministerien -es Innern und des Kultus und öffentlichen Unterrichts die Aufsichtsbehörden der gewerblichen Schulen und die Bezirksschulinspektionen beauftragt, die Leiter der Fortbildungsschulen dahin an;»- weisen, daß sie die in industriellen Betrieben beschäftigten Fach- und Fortbildungsschüler auf unmittelbar bei ihnen von den Firmen zu stellenden Antrag sofort bis a»f weiteres vom Unterricht beurlauben, wenn die Firmen eine Beschei nigung von einer der vom Uriegsministerium beauftragten Stellen darüber beibringen, daß die Schüler in ihren Be trieben ausschließlich für dringliche Heereslieferungen arbeiten. — Dresden. Eine große bulgarische Neujahrsmeffe zugunsten des Bulgarischen Roten Vreuzes findet vom 5. bis mit 7. Januar in Dresden im lionzerthaus (Prager Straße oder R-itbahnstraße) statt, wobei künstlerische Auf führungen, Nationaltänze, Verkäufe und Verlosungen ver anstaltet werden. Alles Näh re siehe in der Anzeige. — Hundshübel i. E. Durch leichtfertigen Umgang mit einem geladenen Gewehr ist hier der (6jährige Wirt- ' schastsgehilfe Nkothes erheblich verletzt worden. Während WMMMWM»^MMMMWWEMMW»M—MMM l macvtk Werner den Borsch tag, zu Fuß nach der Grenze zu wandern, denn es blieb nichts anderes übrig. Greise. Kinder, Schwache und Kranke nahmen ihre letzte« Kräfte zusammen, denn keiner wollte tu diesem barbarisch«« Lande Zurückbleiben. Schon stieg die erste Morgenröte un Osten Ms, da machte sich die Schar, geführt von Werner, auf den Weg. Angst und Verzweiflung verliehen allen fast übermenschliche Kräfte. Doch nach und nach folgte der Rückschlag bei einzelnen; sie konnten nicht weiter und mußten zurück- bleiben. Man mußte sie, so grausam es schien, ihrem Schicksal überlassen, wollt« man nicht Lie eigene Rettung gefährden. Werner stützte und half zwar, wo er konnte, trug abwechselnd die kleinen Kinder, die nicht Wetter konnten, dock allen konnte er nicht helfen. So wanderten sie auf der Landstraße immer weiter. Plötzlich Pferdegetrappel: Eine belgische Patrouille kam ihnen entgegen geritten und hielt sie mit barschen Worte« auf. Nach einem strengen Verhör wurden sie für gefangen erklärt und mußten sich in einen feuchten Straßengraben lagern. Dann wurden sie untersucht und ihnen alles ab genommen, was sie besaßen, Papiere, Geld und Uhren. Werner hatte nur seinen Mantel und das Paket. daS der Freund ihm im letzten Augenblick zugesteckt hatte, bei sich. Schon näherten sich ihm zwei Soldaten, da kam plötzlich ein Radfahrer die Straße herauf: „Die Preußen, — die Preußen:" schrie er wie besessen den Soldaten zu und raste weiter. Wie die Wilden stoben diese auseinander, ließen alles liegen, schwangen sich auf ihre Pferde, und fort ging es in rasender Flucht. Das war die Erlösung der armen Gefangenen. Jeder suchte sich sein Eigentum wieder heraus, das die Soldate» in der Furcht vor den „Prussiens" im Stich gelaffe» hatten. Werner öffnete sein Paket und teilte Brot, Wurst und Wein mit seinen Leidensgenoffen. Darauf ging eS weiter. Immer schwieriger wurde das Vorwärtskvmmen, die Kräfte drohten zu erlahmen, und dazu gesellten sich Nock andere Linderuifle. Di« Straße war stellesme^t-