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für die Köm'glLche Amishaupimannschast Meißen, für das sowie für das Königliche Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. Dienstag den 1, Januar 1818 77. Jahrg Der amtliche Teil befindet sich heute in der Beilage Verlag und Redaktion. Zur Jahreswende Erstürmung vorderer englischer Gräben Der Krieg ist hart! Er schlägt gar bittre Wunden, trug Weh und Leid in manch Haus über Nacht; und manches Herz wird nimmer voll gesunden vom schweren Schlag, den ihm der Krieg gebracht. Wo solche Herzen sind vom Leid geschlagen, dort will ganz Deutschland mit die Schmerzen tragen; Es haben sich des Volkes Dank erworben die auf dem Feld der Ehr' für uns gestorben! Der Heimat Pflicht beibt es in diesen Tagen, durch Aus- und Durchzuhalten mit zu tragen den Kampf um Sieg und Frieden! Wenn heut vom Turm in mitternächt'ger Stunde der letzte Schlag der Stundenkündrin klingt, dann tönen Scheidegrübe in der Runde dem Jahre, das zur Ewigkeit versinkt. Was es gebracht in seiner Monde Tage und uns bot Grund zur Freude oder Klage, das war Gottes Schickung und bleibt unvergessen, nach ihm wird dieses Jahres Wert bemessen! Doch noch bei seinem Scheiden dauert weiter das harte Ringen unsrer Heldenstreiter, der Kampf um Sieg und Frieden! in dieser Hoffnung in die Zukunft schauen, aus Gottes Führung, wie bisher, vertrauen! So laßt zum Gruß dem neuen Jahr erklingen den Herzenswunsch, daß es uns bald mög' bringen durch Sieg den deutschen Frieden! Hugo Hertwig. Im Osten will die Friedenssonne steigen, „Ex oriente lux" wird wieder wahr. ... Wird endlich dieser schwere Kriegsdruck weichen? ... Bringt wirklich Frieden uns das neue Jahr? Wir wollen: bittend uns zum Weltherrn wenden er möge alle Kriegesschrecken enden, Du, Deutscher! halte still in deinem Schaffen am Jahresschluß zur Sammlung kurze Frist; gedenke, was durch Taten deutscher Waffen in diesem Jahr errungen worden ist. Gigantisch groß ist dieses Völkerringen, ganz unvergleichlich unsres Heers Vollbringen; doch wie gewaltiglich dies Ietzt-Geschehen, vermögen erst die nach uns zu verstehen! Wir danken Gott, daß er dies Jahr tat mehren für Führung und der Heere Ruhm und Ehren ' im Kampf um Sieg und Frieden! lahrstage in der Hauptsache erfüllen. Venn nur marschieren vorwärts, tüchtig sogar, und werden dieses Tempo in,Zu- kunft eher beschleunigen, als verlangsamen. Der Friede mit Rußland — nehmen wir auch ihn noch nicht einmal als eine feststehende Tatsache an, weil die Zustände im Innern des Reiches nach wie vor im höchsten Grade unsicher sind und die Wühlarbeit der Entente den Lenin und Genossen schließlich doch noch über den Kopf wachsen kann. Aber so viel ist klar, im Osten kann es fortan :r noch jenseits unserer Schützengräben zu Kämpfen kommen. Der Bruder», der Bürgerkrieg ist es, der die Klärte der Russen verzehren wird, wenn sie der neuen Führung nicht williger folgen als eS bisher den Anschein hat. Danach werden wir unsere Maßnahmen treffen. Das Jahr 1918 wird uns also unter anderen Kampfbedingungen im Felde sehen. Haben wir uns vier Jahre fast überall siegreich behauptet, so dürfen wir jetzt einer so erheblichen Verschiebung deS Schwergewichts unserer Kriegsmacht entgegensehen, daß die letzten Entscheidungen nicht mehr lange auf sich matten lassen werden. DaS ist eine Tatsache von unge heurer Bedeutung. Von ihr wird vor allem ein gewaltiger seelischer Druck auf die feindlichen Völker ausgehen, deren Streitermassen nicht länger in dem Wahn zu erhalten sein werden, ihrer gewaltigen Übermacht zum mindesten müsse doch einmal der große Schlag gelingen, nach dem sich alles, alles zum Bessern wenden werde. Ohne SiegeS- boftnung werden sie sich in den Kampf stürzen müssen. Amerika — nun ja, eS wird zur Stelle sein, und wir wissen ganz gut, daß feine Kriegsmittel nicht zu unter schätzen sind. Aber kann auch jetzt noch ein zurechnungs fähiger Mensch daran zweifeln, daß der deutsche General slab allen Gefahren, die sich auf dem Wege zum Endsieg ihm entgegenstellen könnten, gewachsen sein wird? Herr Wilson hat eS weiter zu unS als wir zu ihm: den Vorsprung deS kürzeren WegeS und der längeren Zeit, den er unS lassen mutz, den nützen wir nicht erst seit heute und gestern, und wenn er den preutzischen Militarismus durchaus in der Nähe kennenlernen will. ISIS. Ein neuer Jadr zieht am unendlichen Zeitenhlmmel herauf, um abermals in Blut und Eisen getaucht zu werden gleich seinen Vorgängern seit 1914. Wohl hat der Lärm der Waffen etwas nachgelaffen, seitdem die Engländer ihren kühnen Versuch, bei Cambrai unsere festgefügten Linien zu durchbrechen, mit einer unerhört schweren Niederlage büßen mußten, und seitdem wir die Italiener für immer in die Verteidigung zurückgeworfen haben. Wohl zieht der Nachklang der Weibnachtsglocken, die zum mindesten im Osten den wirklichen und wahrhaftigen Frieden einzulüuten schienen, in das neue Jahr hinüber; wohl sind auch die Westmächte vor die schicksalsschwere Frage gestellt, ob sie sich den, FriedenSwerk von Brest- Litowsk anschließen wollen oder nicht. Allein wir lassen uns nicht mehr vorzeitig in beseligende Friedenshoffnungen einwiegen. Unsere Feinde haben bewiesen, daß sie zu allem fähig sind — nur nicht dazu, mit An stand zu unterliegen. Und wenn man Rußland ausscheidet, daS ja durch die Revolution auf eine völlig neue Bahn geführt worden ist, so sehen Frankreich und Italien sich weiter denn je von ihren Kriegszielen entfernt, und England, daS Herz und Haupt der gegne rischen Vereinigung, fühlt die Grundlagen seiner Welt machtstellung mehr und mehr ins Wanken geraten; wo gegen es, wenn es in FriedenSoerhandlungen mit unS ein- trüm wollte, seine asiatischen und afrikanischen Eroberungen ohne jedes Federlesen herauLgeben müßte. Ganz zu ge- schweigen von Herrn Wilson, der ja darauf brennt, sich in seiner Völkererlöserrolle zu betätigen. Also wird der Kriegkgott auch im Jahre 1918 noch einmal seine Herr schaft behaupten, und wir wollen unsere Augen ganz und gar nicht vor der Erkenntnis verschließen, daß noch gewal tige Aufgaben unserer Arbeit und unseres BluteinsatzeS harren. Aber trotzdem: wenn die allgemeine Empfindung sich dahin auSspricht, daß wir der Beendigung des Krieges, seiner endgültigen Abwickelung entgegengehen, so dürfte diese Erwartung sich binnen beute und dem nächsten Nm- durch «njerc Austräger zugetragen monatlich 80 Pfg., vierteljährlich 2,40 Mk.; bei den deutschen Postanstalten vierteljährlich 2,40 MI. ohne Zustellungsgebühr. AN« Postanstalten, Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. / Zm Kalle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger dgendwelcher Störungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der Beftirderungseinrichtungen — Hai der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Kerner hat der Inserent in den obengenannten Kästen 'keine Ansprüche, falls die Zstung verspätet, in beschränktem Umfange oder nicht erscheint. / Einzel- »Slaufspreis der Nummer so Pfa. / Zuschriften sind nicht persönlich zu adressieren, sondern an den Verlag, die Schnstleitung oder die Geschäftsstelle. / Anonyme Zuschriften bleiben unberücksichtigt. / Berliner Vertretung: Berlin SW. 48. das Vergnügen wird ihm nicht vorenthalten bleiben. Er wird sich, früher oder später, wieder aus der Affäre zu ziehen suchen. Die europäischen Völker aber, die er mit seinem Säbelgerassel bei der Fahne der Entente festhalten will, deren Kriegsdurst wird das Jahr 1918 nicht überdauern. llnrer gleich vielversprechenden Anzeichen dürfen wir auch dem neuen Wirtschaftsjahr entgegensehen, dessen Schwelle zu überschreiten wir eben im Begriffe sind. Der Nahrungsspielraum für die Völker der Mittelmächte hat abermals eine Erweiterung erfahren, denn wir haben Galizien und die Bukowina vom Feinde freigemacht, in Rußland neue Gebiete unter den Pflug genommen, unsere nutzbringende Arbeit in Rumänien immer weiter auSgebaut und zu guter Letzt sogar noch zwei der fruchtbarsten italienischen Provinzen m...rem Einstußgebiet angegliedert. Und nun wollen sich uns gar noch die Tore nach dem Osten öffnen, zu dem umfassenden Warenaustausch, in dem wir von jeher mit unserem russischen Nachbarn gestanden haben. DaS löscht ein gutes Teil der Sorgen aus, die uns für die nächste Zukunft be vorstanden, wenn auch natürlich der neue Verkehr nur langsam und etappenweise in Gang kommen wird. Aber jedenfalls: der Ring um die Mittelmächte bekommt immer gewaltigere Löcher, während ihre eigenen Kampf- und Daseinsbedingungen unter der Einwirkung unserer unerbittlich fortarbeitenden Seekriegsführung immer enger zufammenschrumpfen. Drüben wird dir Not von Woche zu Woche empfindlicher, und wir wollen nicht ver gessen, daß namentlich für England wieder die kritischste Leit seiner Getreideversorgung nahe bevorsteht. Hüben da gegen klärt sich der Horizont immer lichter auf, unsere Volkswirtschaft steht nach wir vor auf der vollen Höbe ihrer kriegerischen Leistungsfähigkeit, und unsere Ernährung darf zum mindesten in ihrem bisherigen Rahmen auch für 1918 als vollkommen gesichert gelten. So brauchen wir nicht zu bangen vor den Losen, die das neue Jahr für unS bereit hält. Im Kampf für m re grobe, für unsere gute und gerechte Sache werden wu i^f- recht bleiben, bis der deutsche Fried« erreicht ist. den ' Zum neuen Jahre wünschen wir auch an dieser Stelle unseren Leserinnen und Lesern von ganzem Herzen das beste für Gegenwart und Zukunft Möge das junge Jahr erfüllen, was das alte versprochen hat, möge unser aller Herzenswunsch, im neuen Jahre Frieden und gedeihliche Fortentwickeluna sür unser Vaterland und seine Zukunst eintreten zu sehen, in restlose Erfüllung gehen. Mit diesem Wunsche, mit dem wir uns im tiefsten Innern eins wissen mit unserem gesamten deutschen Volke, nehmen wir von allen unsern Beziehern im alten Jahre Abschied mit dem Zurufe: Frieden und Glück im neuen Jahre! und Umgegend. Erscheint seit dem Jahre T84D nicht der Empfänger innerh. 8 Tagen, vom Rechvungslage an, Widerspruch erheb«. Königlich« Amtsgericht und den Etadtrat zu Wilsdruff Ko-Iirentamt zu Tharandt.