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MsdmfferTagÄa« Erscheint seit dem Lahre 4844. für die Königliche Amishauptmannschast Meißen, für -as sowie für -as Königliche 77. Jahrg Wochenblati fürWilsöruff und Ltmgegend. Freitag Sen 26. April 1918. Da« „WMdrufter Tageblatt« erschein« täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, abends S Uhr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bei S-lbstobhoiung von der Druckerei wöchentlich 20 Pfg., monatlich 70 Pfg., vierteljährlich 2,10 Ml.; durch unsere Austräger zugetragen monatlich »0 Pfg., vierteljährlich 2,« Ml.; bei den deutschen Postanstalten vierteljährlich 2,40 Ml. ohne Zustellungsgebühr. Alle pofianstalten, Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. / Zm Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger Irgendwelcher Störungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen — hat der Bezieher leinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugsvrcises. 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Aufschlag ohne Rabatt. / Die Rabattsätze und Nettopreise haben nur bei Bar^ Zahlung binnen so Tagen Gültigkeit; längeres Ziel, gerichtliche Ginziehuna ae- meinsame Anzeigen vcrfch. Inserenten bedingen die Berechnung des Brutto-^elien. Königliche Amisgenchi und den Stadirat zu Wilsdruff Korstreuiamt zu Tharandt. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. Nr. 96. I Der amtliche Teil befindet sich auf der 4. Seite. Wellle M eiWeW KW der IMei all der Sm« md Are. Um die Milliardenfieuem. Eine unerwartete Hilfe war dem Schatzsekretär Grafen Roedern am Dienstag zuteil geworden, als er vor dem Reichstage fein weniger anmutiges als umfangreiches Steuerbukett zu vertreten hatte. Unmittelbar zuvor Hatto nun auch sein britischer Kollege und Leidensgenosse voll dem Unterhause seine Steuergaben ausgeschüttet, und siehtz da, sie glichen, im ganzen genommen, dem deutschen Ab^ gabenprogramm wie ein Ei dem andern. Auch dort eim; Mischung von direkten und indirekten Steuern, eine Be-> lastung des Einkommens wie des Verbrauches, und auch die Gesamtsummen, die hüben und drüben wiederum den Steuerzahlern abgefordert werden, sind nichh besonders weit voneinander entfernt. So Hatto Graf Roedern die Vermutung für sich, daß auch iih seinem Amtsbereich eine gewisse Zwangsläufigkeit diH Wege bestimme, wie dies Herr o. Kühlmann vor einiger Zeit für die Richtlinien seiner auswärtigen Politik fest« stellte und — für feinere Ohren — beklagte. Unser Reichst schatzminister muß Geld, und zwar viel Geld in seinen' Beutel tun, und da er kein Zauberer ist, muß er es eben vom Vermögen und vom Einkommen und vom Gesamt-. Umsatz im Wirtschaftsleben. des deutschen Volkes nehmen.; Nur der Grad der Anzapfung dieser verschiedenen Steuer quellen kann der Gegenstand des Streites werden, und in dieser Beziehung wird der Reichstag aller Wahrscheinlich? keil nach auch diesmal auf die Geltendmachung seiner so genannten „bessernden Hand" nicht verzichten. In dem Ausgangspunkt der gesamten Steuerpolitik während des Krieges sind Regierung und Reichstag bishev grundsätzlich einig gewesen und werden es wohl auch ferner»! hin bleiben: daß es darauf ankommt, die Zinsen unseres Kriegsschulden durch neue Steuern zu decken, nicht mehn und nicht weniger. England machte anfangs Anstalten zU einer gründlichen Umwälzung seines ganzen Steuersystems^ und auch bei uns gab und gibt es Leute, die die Schatz«: Verwaltung gern auf neue Wege drängen möchten.? Aber Graf Roedern ist für „ganze Arbeit" dieser Art vorläufig nicht zu haben, schon deshalb nicht, weil Deutschland nicht wie England ein Einheits-, sondern ein Bundesstaat ist. Die Einkommensteuer muß den Einzelstaaten Vorbehalten bleiben, wenn sie mit ihrenj wichtigen Kulturaufgaben nicht zu wesenlosen Schatten zu? sammenschrumpfen sollen, und das um so mehr, als jL auch diese Steuerquelle durch Wehrabgaben und Kriegs-s gewinnsteuer bereits ganz erheblich in Anspruch genommen wurde. Nicht weniger als 7V2 Milliarden an direkte» vreuern rechnet Graf Roedern für die Kriegsjahre heraus, >enen nur 4 Milliarden an indirekten Steuern für den ileichen Zeitraum gegenüberstehen. Und das Ver- zältnis verschiebt sich noch mehr zuungunsten dei ersten Steuerart, wenn man, was ja nicht mehr alj cecht und billig ist, die einzelstaatlichen direkten Steuern hinzurechnet: dann sind es sogar 9V- gegen 4 Milliarden, und wem auch das noch nicht genügt, der kann sich be ruhigen: schon im Herbst kommt die neue Kriegsgewinn steuer auch für physische Personen, während jetzt zunächfi nur die Gesellschaften um 600 Millionen erleichtert werde» sollen, und der vielgeliebten Rcichserbschaftssteuer, deren Einführung gewisse Parteien gar nicht genug beschleunigen, können, ist im Steuerprogramm des Schatzsekretärs auch bereits ihre bestimmte Rolle zugewiesen. Sie kommt, kommt ganz bestimmt, und wer sie ihm jetzt schon vor- wegnehmen wollte, der käme später wiederum mit der Bedarfsdeckung für andere Zwecke in Verlegenheit. Also eins nach dem andern, meint Graf Roedern, und darin wird ihm die Volksvertretung wohl schließlich doch folgen. Nach seiner Meinung werden die besitzenden Klassen auch durch die von ihm vorgeschlagenen neuen Steuern schon in erster Linie getroffen; es liegt also kein Grund vor, diesen Gesichtspunkt noch stärker zu betonen. Wichtig ist ihm vor allem, daß wir, zunächst bis 1918 gesehen, kein Rechnungsdefizit, also keinen Fehlbetrag in die Reichs wirtschaft der Friedenszeit mit hinübernehmen, und dieses Ziel glaubt er mit seinen Steueroorlagen gewährleisten zu können. Bleibt nur die Frage der Kriegsentschädigung. Graf Roedern hat sie ganz kurz gestreift. „Wir Kennen noch nicht die Höhe der Entschädigungen, die wir uns er kämpfen werden", sagte er. Also die Höhe dieser Summe ist ihm eine unbekannte Größe, die Tatsache dagegen, daß wir mit einer solchen rechnen dürfen, stellt er nicht in Zweifel. Damit befindet er sich in Übereinstimmung mit den Finanzministern der Bundesstaaten, und man darf sagen, daß auch ein großer Teil der öffentlichen Meinung in Deutsch land sich mehr und mehr zu dieser Notwendigkeit bekannt hat. Wer sie für uns ausbringen soll und wie das zu geschehen hat, braucht nicht unsere Sorge zu sein; im um gekehrten Falle märe aus unsere Leistungsfähigkeit oder Unfähigkeit auch wenig Rücksicht genommen worden. Ges.rnöier MZsw 1". Berlin. 24. April. Der bulgarisch». Kriandte in Herlin, Dimitr Mzow, rü gestern nbend plötzlich einem Herz leiden erlege». Ganz überraschend kommt die Nachricht von dem plötz-' u Hinscheiden des Berliner bulgarischen Gesandten, Exzellenz Rizow. Noch vor wenigen Tagen hatte- der Gesandte die Ab-' sicht, sich nach Moskau; zu begeben, um dort mit der russischen Sowjet- regierung die Wieder-' aufnahme der diploma» tischen Beziehungen vor zubereiten. Bulgarien verliert in seinem Ber liner Geschäftsträger einen außerordentlich be fähigten und tatkräftigen Diplomaten. Wenn heute unser Verbündeter auf dem Balkan sich vor der Erfüllung seiner lang gehegten nationalen Wünsche sieht, so darf ein bedeutender Anteil Exzellenz Rizow. daran den Bemühungen Exzellenz Rizows zu geschrieben werden. Auch in Berlin wird sein Tod nicht minder als ein Verlust beklagt. Man wird nicht zuviel sagen, wenn man Herrn Rizow als einen eifrigen Förderer des bedeutungsvollen Anschlusses Bulgariens an die Mittelmächte anspricht. Der Bündnisgedanke, dem er seit langem anhing, ist unter seiner Pflege weiter ent wickelt und gefestigt worden. Seine liebenswürdige per sönliche Art hat ihm dabei weitreichende Sympathien ein ietragen. Guter GesundheiLssiand -er Kel-armee Amtliche Darlegungen vor dem Hauvtausschuz. Berlin» 24. April. Eine Trauerkundgebung für den gefallenen Rittmeister Freiherrn v. Richthofen, dem Kriegsminister v. Stein ehrende Gedenkworte widmete, leitete die Ver handlungen im Hauptausschuß des Reichstages am Mitt woch ein. Aus den Ausführungen des Kriegsministers über die Frontlage ist hervorzuheben, daß der Minister er klärte, keine genauen Angaben üher die Zahl der im Westen kämpfenden Amerikaner geben zu können. Jedenfalls sei der amerikanische Einsatz bisher nur unbedeutend gewesen.. Vertrauliche Mitteilungen und Angaben über technische! Einzelheiten füllten die weitere Sitzung aus. Der Gesundheitsstand unserer Truppen ist nach An gaben des Generalarztes Schultze sehr günstig. Als dienstunbrauchbar sind bisher insgesamt 629000 Mann entlassen, davou 70 000 Verstümmelte. Bis zum heutigen Tag ist niit etwa 98000 Verstümmelten zu rechnen. Die Erkrankungen durch feindliche Gase sind meist günstig zu beurteilen, da die Schädigung vorübergehend und meist ohne bleibende Nachteile ist. Der Prozentsatz der aus den Lazaretten als kriegsverwendungsfähig oder dienstfähig entlassenen L-oldaten ist nack wie vor sehr hoch. Ab gegeben von den Gefallenen machen die Todesfälle nur I bis 1,2 aus. 2^ll Millionen Verwundeter und Erkrankter konnten der Front wieder zugeführt werden. Die Krank» öett-fäüe bewegen sich zwar in Wellenlinien auf und ab, im allgemeinen nehmen ff- aber ab. Die landläufigen Wermmgen über die Verbn-^mg mancher Krankbetten find übrrtt'-ben. Die Krankt,eitaziffer des Feldheeres bleibt west mnte" derjenigen der Leimm zurück. Eine Rberheldeniat -er Greai Fleet. Zehn deutsche Aischerboote „besiegt". Der Londoner „Daily Chronicle" meldet, englische Zerstörer hätten im Kattegatt zehn deutsche „minenauslegende Trawler" versenkt. Es handelte sich tatsächlich um ein paar harm lose Fischerfahrzeuge. Zu dem Borfall wird uns von unterrichteter Seite geschrieben: Englands große „unüberwindliche" Flotte hat wieder einmal einen großen Sieg über die deutschen Ratten er rungen. Ein wunderbares neues Heldenlied erklingt an Themse. Humber und Mersey: Hört's ihr Leute, unsere „Great Fleet" ist ausgefahren und hat zehn deutsche Schtye zur Strecke gebracht l Hoch die Tapferen -ur See! Am 15. April meldete nämlich die Admiralität: „Im Kattegatt wurden zehn deutsche Patrouillenschiffe durch Geschützfeuer vernichtet und die Besatzung gesangengenommen." Ist das nicht ein bemerkenswerter Erfolg der an kriegerischen Lorbeeren früherer Zeiten reichen englischen Marine? Das liberale Blatt „Daily Chronicle" ist darüber so be geistert, daß es schreibt: „Die Nordsee wird unwiderstehlich von Abteilungen englischer Torpedobootszerstörer gefegt. Die letzte Affäre im Kattegatt, wo zehn deutsche minen» auslegende Fischdampfer von englischen Torpedoboots zerstörern versentt wurden, muß als eine Äußerung der lebhaften Tätigkeit der englischen Flotte betrachtet werden." Wie hat sich nun diese „neue englische Helden» tat zur See" in Wirklichkeit abgespielt? Zehn deutsche Fischdampfer lagen friedlich ihrem Gewerbe im Kattegatt ob, wo gerade jetzt die Fischzüge besonders ergiebig werden. Obne Bedeckung, ohne Bewaffnung gingen sie ihrer Be» Iwästigung nach, um für die Heimat wertvolle Nahrung aus dem Meer herauszuholen. Plötzlich kamen 11 eng» fische moderne Torpedobootszerstorer und schossen alle Fischdampfer in den Grund. Eine Heldentat ohne» gleichen, zehn Schiffsfchciben niederzuknallen, ohne daß von dort der allergeringste Widerstand, nicht einmal durch einen Gewehrschuß, geleistet werden konnte. Daß diese Schiffe durchaus friedliche Fahrzeuge waren, wurde auch oon dem Direktor im dänischen Marineministerium, Konter» admiral Jöbnke, bestätigt, indem er ja te: „Die ver» senkten deutschen Schiffe waren nach allen oorliegendrn Meldungen gewöhnliche Fischdampfer." Dieses unparteiischen Beweises hätte es erst gar nicht bedurft. Deutschland ist nicht England und legt den kleinen neutralen Staaten keine Minen vor die Küsten. Die englische Marine muß aber wohl derartige Kämpfe gegen Windmühlen bitter nötig haben, um das sinkende Ansehen aufzufrischen, selbst wenn dieses mit erlogenen Meldungen geschehen muß. Englands Marine überfällt friedliche Fischdampfer und meldet dann große kriegerische Erfolge. DaS ist Albion, die Königin des Meeres. Dom Tage. „Eigentum ist Diebstahl!" verkündete einst der französische' Sozialist Proudhon. „Diebstahl ist Eigentum!" übcricßsc d..s Herr Buonamico, seines Zeichens Abteilungschef im ita lienischen Munitionsministerium, ins Italienische, ging hin, stahl ein paar hundert Milliönchen, legte sie in Rom in. Grundbesitz an. gab seiner Tochter 800 000 Lire Mitgift und lieb sich dann in dem erhebenden Bewußtsein, für seine Familie als guter Hausvater ausreichend gesorgt zu haben, einfperren. Er hat offenbar Lloyd Georges Wort von den „silbernen Kugeln", die man brauche, um den Krieg zu einem gedeihlichen Ende zu führen, etwas schief ausgelegt. Und da gerade vom Stehlen die Rede ist in Rußland fehlen auch etliche Milliarden, die sich auf dem Umweg über die Sowjets ver-. krümelt haben sollen. Rußland ist etwas plötzlich aus dem Vielverbande ausgeschieden — — worden, aber was das^ Stehlen betrifft, fühlt es sich offenbar durchaus noch als „Ver- dändler". Man muß das Unvermeidliche mit Würde tragen, und so werden wir uns darein zu finden haben, daß jetzt auch Guatemala mit der Kriegserklärung droht, Guate mala, das schon vor einem Jahre alle Beziehungen zu uns abgebrochen hat. Wie und wann und wo das furchtbare Ge witter sich entladen wird, steht noch dahin, und wir können einstweilen nichts anderes tun, als der Dinge, die da kommen sollen, angstbebend zu harren. Werden die neuen Feinde jen seits des großen Ententeiches, gleich dem rabiaten Onkel Sam,, der Verbandssront Truppensendungen und immer wieder Truppensendungen bis in die unglaublichsten Millionen versprechen, oder werden sie uns über Neutralien nach Wilsonschem Rezept mit Drohnoten überschütten, oder aber werden sie uns nur kläffend und belfernd Hunnen und Barbaren schimpfen und uns uniere Sünden gegen das, was sie unter und von Kultur verstehen, Vorhalten^ Es will uns schier bedüuken, als ob das letztere das Wahrjcheinlichere wäre! Es bleibt dabei: wir sind Barbaren! Die Franzosvn und die Engländer schießen Laon, Montdiöicr. : >e. Et Quentin, Noyon — Städte, die immerhin einmal üan- züiisch waren — „in Klump", wie man das in Berlin nennt. „Das gehört sich so", sagen die Scharfschützen, „denn es ist Krieg." Wir beschießen zur Vergeltung die alte KrönungS- stadt ReimS: das ist hunnisch und wir sind allesamt Attilas. Französische und englische Flieger töten am Himmelfahrtstage in Karlsruhe an hundert harmlos spielende Kinder. „Das ist ganz in der Ordnung", sagen die Bombenwerfer, „denn eS isi Krieg." Lin keusches Ferngelchoß trifft durch einen un» glücklichen Zufall am Karfreitag eine Variier Kirche und