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Wilsdruffer Tageblatt : 01.05.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-191805018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19180501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19180501
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-05
- Tag 1918-05-01
-
Monat
1918-05
-
Jahr
1918
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 01.05.1918
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.die gewaltsam entrissenen Provinzen', daß wir »unsev Attentate" teuer werden bezahlen müssen, und daß wir alle! aber auch rein alles wiederberzustellen haben werden. V» merkwürdiges Volk, diese Franzosen: wir barbieren sie, uni sie schlagen den Schaum dazu! Der Kriegsgewinnler« Vou Dr. A. Goldschmidt. Der Verfasser hält gerade jetzt an ders Lessing-Hochschule zu Berlin Vorlesungen' über den .Kriegsgewinnler". Auf unsere' Einladung erklärte er sich bereit, uns! -inige Aufsätze über dieses zeitgemäße Thema zu schreiben. Der w Lesern Kriege so berühmt gewordene Kriegs-i gewinnler, der Schieber, der Schleich- und Kettenhändler, ist keine Neuerscheinung. So lange es organisierte Krieges gibt, gibt eS auch Leute, die die Krtegsnot für ihre Tasche! ausnutzten. Schon im Altertum wird über dieses Unwesen' geklagt. Alexander der Große hatte in Persien« dagegen zu kämpfen, wo die Satrapen die Kriegswirrew derart ausbeuteten, daß sie ungebeure Millionen ge- wannen, die Bevölkerung aber ins Elend gestürzt wurde.! Alexander machte kurzen Prozeß mit den Schiebern, deren; er habhaft werden konnte. Sie wurden aus ihren Ämtern entfernt oder hingerichtet. Der berühmte römische Groß-' kapitalist Licinius Crassus hat aus Fernkriegen und! Bürgerkriegen 30 Millionen erwuchert. Es ist bekannt? daß die römische Regierung des öfteren zur Belohnung an politisch besonders hervorragende Männer reiche Provinzen vergab, die oft bis aufs Blut ausgepreßt wurden. Crassus' beispielsweise erhielt die Provinz Syrien auf 5 Jahre und' hat in dieser Zeit enorme Summen eingeheimst. Zu den römischen Kriegsgewinnlern sind auch die Leute zu rechnen? die die nach Rom geschickten Kriegsgefangenen auf ihren groben Gütern als Sklaven verwandten. Der Zustrom! solcher Arbeitskräfte erklärt nicht zum geringsten Teil die' Entstehung des Großgrundbesitzes im alten Italien, der' berüchtigt«» Latifundien. j Besonders charakteristisch ist der Kriegswucher in deck englischen Kolonialentwicklung. In allen eben er-, vberten oder annektierten Kolonialgebieten machte sich der, englische Kriegsgewinnler breit. Aus Indien haben die englischen Kolonialschieber Millionen über Millionen em< geheimst. Hier sehen wir auch den Kettenhandel in voller- Blüte. Nicht nur den Kettenhandel mit Gütern, sondern' huch mit Verträgen, wie er in dem jetzigen Weltkriege so' oft angetroffen wurde. Karl Marx erzählt in seinem j,Kapital* ein charakteristisches Beispiel aus der Geschichte der Kolonisierung Britisch - Ostindiens. Es heißt dortö »Ein Opiumvertrag wird einem gewissen Sullioan zuge teilt, im Augenblick seiner Abreise — in öffentlichem Auf-, trage — nach einem von den Opiumdistrikten ganz ent-! legenen Teil Indiens. Sullivan verkauft seinen Vertragt für 40 000 Pfund Sterling an einen gewissen Binn, Binn' verkauft ihn denselben Tag für 60 000 Pfund Sterling! und der schließliche Käufer und Ausführer des Beitrages! erklärt, daß er hinterher noch einen ungeheuren Gewinns herausschlug." ' DaS Geschäft der deutschen Groß-Kaufleute, beispiels weise der Fugger, im Mittelalter, ist wesentlich alA Kriegsgeschäft anzusprechen. Allerdings waren das im! «allgemeinen Geschäfte, die in der damaligen Zeit nicht füri unsolide galten. Es handelte sich hauptsächlich um dies Übernahme von Kriegsanleihen, die allerdings insofern, besonderer Art waren, als sich daran die Erteilung wert-' voller Konzessionen knüpfte. Die großen Finanz- undi Handelshäuser erhielten von den Höfen, besonders im' Kriege zwischen Habsburg und Valois, nicht nur direkte! Anleiheprooifionen, sondern auch bedeutende Eigentums-! rechte. Der große Besitz der mittelalterlichen Kaufleute an Bergwerken ist darauf zurückzuführen. s ' Sehr häufig hat Napoleon über das SchiebertuM im Kriege geklagt. Man lese seine Briefe aus deift italienischen Feldzug an das Vollziehungs-Direktorium in IParis. Aus diesen Briefen lodert ein Heller Zorn über Lie Kriegswucherer, die Napoleon Schurken nennt und sämtlich erschießen lassen will. Namentlich die Kompagnie! Flachst scheint wie ein Blutsauger im Heereskörper ge sessen zu haben. Napoleon sagt darüber in einem Brief«; vom 12. Oktober 1796 aus dem Hauptquartier Mailand: »Die Kompagnie Flachat ist nur ein Haufe Schurken ohnü wahren Kredit, ohne Geld und ohne Moralität. Sie liefert der Armee keine einzige gute Ware; sie ist sogar stark in Verdacht, mehr als 80000 Zentner Getreide nutz scheinbar geliefert zu haben, indem sie die Slufseher dev Magazine bestach.' In dem Briefe wird weiter erzählt; Laß die Schicer requirierte Güter verkauften, sogar mit Geschenken an die Armee handelten. : * Man steht also, der Kriegsgewinnler ist eine alle Er» Meinung, und zugleich eine Erscheinung, die immer wieder« ^ebrt. Auch im Kriege 1870/71 hat es eine größere Ans zahl solcher Leute gegeben. Auf einige von ihnen wurdq noch lange nach dem Kriege mit Fingern gewiesen. De- jetzige Weltkrieg hat die Kriegsgewinnler wie Pilze aus« schießen lassen. Die Bedingungen für diese unsolide un unmoralische Tätigkeit waren allerdings auch niemals n» günstig wie jetzt. Es hat wenig Zweck, diesen Men ck.eis ins Gewissen zu reden, denn sie haben entweder gar lein« »der ein so weites Gewissen, daß darin jede MoralprelugH politische Rundschau. Deutsches Aeich 4- Die deutsch-ukrainischen Verhandlungen über d» lüareiinuötansch sind abgeschlossen. Das wichtigste Ab- iommen ist das über die Lieferung von Getreide, Hülsen- rüchlen, Futtermitteln und Sämereien. Die Ausbringung -«folgt durch eine Organisation, die unter dem Namen Staatsgetreidebureau bereits ins Leben getreten ist und ins Angehörigen der landwirtschaftlichen Börsen, aus Pächtern und Besitzern von Mühlen, sowie aus landwirt schaftlichen Genossenschaften besteht. Von den übrigen Abkommen sind hervorzuheben diejenigen über Lieferung wn Eiern, Schlachtvieh und Eisenerzen. Für den Bezug wn Kartoffeln, Gemüse, Trockengemüse, Sauerkraut und Zwiebeln wurde den Mittelmächten der freie Einkauf zu- gestanden. 4- In Berlin hat der erste Kongreß freiheitlich-natio naler Arbeiter- und Angcste > en-Organisationen statt- gefunden. In den einzelnen Referaten, die sich mit dem Zweck der Organisation befaßten, wurde betont, daß sie frei von jedem einseitigen Partei- und Kirchendogma, nur das eine Ziel verfolgen: die Hebung des Arbeiter- und Angestelltenstandes. Grundbedingung für die erstrebte frei- heitliche Ausgestaltung' des inneren Staatslebens aber sei der Sieg Deutschlands, an dem gerade die Arbeiter uni Angestellten das größte Interesse hätten. ES wurde ein« Entschließung angenommen, die zunächst dem heißen Dank« des Kongresses an die Beschützer der Heimat und dem Gelöbnis Ausdruck gibt, alle in dem Kongreß vereinigten Kreise zu weiterer Erfüllung ihrer vaterländischen Pflicht ermahnt und mit der bestimmten Erwartung schließt, daß angesichts der Riesenopfer von Heer und Heimat ein wab^ Haft freies Deutschland ersteht, in dem die Gleichberechtv » gung und Gleichwertung aller Staatsbürger als oberster Grundsatz gelten muß. Hierzu gehört die Einführung det allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechtt für das preußische Abgeordnetenhaus. 4- Bei den Verhandlungen über das dentsch-schwelze» rische Wirtschaftsabkommen herrschen noch mancherlei Meinungsverschiedenheiten. Don deutscher Seite wird be kanntlich eine Erhöhung des Kohlenpreises von 90 aut 180 Frank für die Tonne verlangt und zwar unter Zu grundelegung einer Staffelung nach der Art der Kohle uni nach ihrem Bestimmungszweck. Maßgebend für dies« Forderung ist, daß die Gegenleistungen der Schweiz in folge der zunehmenden Einengung des Landes seitens bei Entente immer geringer und fraglicher werden. Ein andere« wichtiger Punkt der Verhandlungen betrifft die Schaffung einer neuen Kontrollorganisation zugunsten der Zentral- Mächte, ähnlich der von der Entente zu ihren Gunstev seinerzeit ins Leben gerufenen. 4- Die Neugestaltung des Auswärtigen Dienstes isi oom Staatssekretär des Auswärtigen Amtes in Angrif! genommen worden. Er hat zunächst angeordnet, daß di» vor einiger Zeit von ihm eingesetzte Kommission mit Sach verständigen aus den Berufskreisen in Verbindung treter soll, die an der Lösung der der Kommission überwiesener Aufgabe interessiert sind. Die bisherigen Beratungen de« Kommission haben sich von vornherein nicht nur mit den umfassenden Aus- und Umbau des Auswärtigen Amtes selbst, sondern auch mit einer grundlegenden Neuordnung des diplomatischen und des konsularischen Dienstes be schäftigt. Die geplante Heranziehung weiterer Kreise soh diesen Gelegenheit bieten, ihre mannigfachen Erfahrungen auf dem großen Gebiete der deutschen Auslandsinteressei in den Dienst der Sache zu stellen und ihren Vorschläge» Geltung zu verschaffen. Österreich-Ungarn. x Die dynastische Frage in Rumänien wird nach Wiener Berichten von der österreichisch-ungarifchen Rv gierung trotz aller gegenteiligen Strömungen nach wie vot als eine innerpolitische Angelegenheit Rumäniens betrachtet Die Blätter betonen, daß alle über diese AngelegenheS verbreiteten Gerüchte, die von einer Lösung dieser Frag» durch die Mittelmächte zu berichten wissen, lediglich Veq Mutungen find. Großbriiannsekr. X Mit Bezug auf die englischen WirtschaftSpläne nach .dem Kriege führte der ehemalige Premierminister Asquith pus, eS sei nicht empfehlenswert, den Handel mit dem Feinde vollständig abzubrechen, dagegen müsse vorläufig ssür feindliche Untertanen eine strenge Polizeikontrolle ein- keführt werden. Wenn irgend möglich falle eine große Kriegsentschädigung gefordert werden, ohne die der! Wiederaufbau von Handel und Industrie unmöglich wäre. Ausländisches Kapital soll nicht behindert, aber kontrolliert 'werden. Ebenso wird eine Rohstoffkontrolle gegenüber femdlichen Staaten empfohlen. Portugal. x Nach einer Reutermeldung wurde Sidonia Paes, der ehemalige Gesandte in Berlin, in direkter allgemeine» Wahl zum Präsidenten der Republik gewählt. De« neue Präsident war der geistige Urheber und Leiter des lebten Umsturzes in Lissabon, der das Kabinett Alons» Costas zum Rücktritt zwang. Paes wurde nach diesen, Butsch Ministerpräsident. Von dieser Zeit an trat zwische» Portugal und seinen Verbündeten eine Entfremdung eist da man besonders in England dem ehemaligen Berlinei Gesandten mißtraute. Nach der Niederlage der Portugiese» bei La Bassee veröffentlichte Paes eine Erklärung, wonach Portugal eine Erneuerung seiner Streitkräfte an de» Flandernfront nicht mehr leisten könne. Aus In- unck Auslanck Bukarest, 29. April. Staatssekretär v. Kühlmann uni Minister des Auswärtigen Baron Burian sind mit Begleitung «u den Friedensverhandlungen hier eingetroffen. Haag, 29. April. In hiesigen politischen Kreisen ist mal der Ansicht, daß die deutsch-holländischen Streitfrage« einer Lösung nähergekommen sind. Stockholm, 29. Avril. Der Vorschlag zur Einführung de« Frauenstimmrechts in Schweden wurde in der Zweite» Kammer des Reichstages mit 120 gegen 59 Stuumen an genommen. von der Ersten Kammer jedoch mit 62 gegen 36 Stimmen abgelehnt. Dadurch ist der Antrag gefallen. Amsterdam, 29. April. „Daily News" kündigt an, da» infolge der Einziehung von 100 000 Bergleuten die Kohler» erzeugung in Großbritannien sehr gering sei und ein» Kohlenrationierung für das ganze Land die Folge sei» werde. Neueste Meldungen. Die U-Boote der Mittelmächte im Mittelmeer. Berlin, 29. April. Amtlich wird gemeldet: Deutsch« und österreichisch-ungarische U-Boote versenkten t« Sperr gebiet des Mittelmeeres S Dampfer und 2 Segler vo« »usamme» rund 23 «MO Br.-Neg.-T». Unter den versenkten Schiffen befanden sich der fran zösische bewaffnete Dampfer ,Liberia* (1942 Br.-Reg.To.) nn großer bewaffneter Transporter mit 2 Schornsteine« wwie ein italienischer Segler mit 700 Tonnen Eisen fm Genua. Ein Abkommen zwischen Deutschland und der Schweiz Bern, 29. April. Die Verhandlungen zwischen de> schweizerischen und der deutschen Regierung in der Frag, des freien Geleites für die schweizerischen Getreideschiff« sind zu« Abschluss gelangt. Laut einem soeben «Inge- troffenen Bericht wurde gestern in Berlin ein Abkomme» unterzeichnet, nach dem alle mit Getreide und andere» Lebens- und Futtermitteln für die Schweiz beladenen Schiff« freies Geleit geniessen, sofern sie nach Cette oder eine» neutrale» Hafen fahren und die Sperrzone meide«. Für di, Transporte können neutrale wie auch Deutschland feindlich, Schiffe verwendet werden. Zwecks Kenntlichmachung de, levtere« sind besondere Bestimmungen getroffen worden. Der Halbkreis um Aper». Basel, 29. April. „Daily Mail" gibt zu, dass der Halb- .re>§ nm Bvern sich immer enger schliesst. Der feindlich« Druck von Süden gegen daS englische Heer werde tmme« müchttger. Die Schlacht nähere sich dem Höhepunkt. Deutsch« Bortruppen stünden unmittelbar vor dem Autzengürtel de» schwer beschossenen Stadt. Einschmelzung der Denkmäler. Berlin, 29. April. Wir anS zuverlässiger Quelle ver lautet, soll nunmehr rin grosser Teil der Denkmäler iw Deutschen Reiche zwecks Metallbeschlagnahme eiugeschmolze« werden. Der diesbezügliche Beschluss ist bereits gefasst. ES kommen 50 °/o aller Denkmäler in Betracht. Der holländische Gesandte wieder in Berlin. Berlin, 29. April. Der holländische Gesandte, Baror Gevers, ist in Berlin wieder eingetroffen und sprach heut» vormittag im Auswärtigen Amt vor. lMe Frarr mit den Karfunkel steinen. «Roman von E. MarNtt. 46j „Besorge nichts, Onkel!" sprach sie herb. „Sch Wiel gute Manieren sind mir doch noch verblieben^ lUnd wenn ich zurückkomme —" „Nach abermals fünf Jahren, Margarete?" fiel, er ihr ins Wort und sah ihr gespannt in das Gesicht. „Nein. Ter Großpapa wünscht meine baldige Rück- -kehr. — Anfang Dezember komme ich wieder." „Dein Work darauf, Margarete!" Er sprach das chastig und reckte ihr abermals die Rechte hin. „Was kann dir daran liegen?" fragte fie achsel zuckend mit einem scheuen, halben Aufblick ihrer ver weinten Augen; aber sie legte doch für einen Moment ihre kalten Fingerspitzen in seine Hand. Drunten war der Wagen, der den Landrat nach Her Bahn bringen sollte, längst vorgefahren; und jetzt «erschien die Frau Amtsrätin im großen Salon. „Wie, hier finde ich dich, Herbert?" fragte sie, auf der Schwelle verweilend. „Tu hast dich so eilig von unseren teilnehmenden Freunden verabschiedet, daft «ich die Entschuldigung dafür nur in deiner beabsich- itigten Fahrt nach dem Bahnhof finden konnte. Nun ssvartet der Wagen längst vor dem Hause, und du «stehst hier bei unserer Kleinen, die schwerlich auf deinH »Tröstungen hören wird — dafür kenne ich die Grete. Tu wirst zu spät kommen, lieber Sohn!" Ein unbestimmbares, schwaches Lächeln flog um jdie Lippen des „lieben Sohnes"; aber er nahm Pflicht-j .schuldigst seinen Hut und ging schweigend hinaus- -während die Frau Amrsrütin den Arm der Enkelin in den ihren zog, um sie fortzusühren. Trvben in „Großmütterchens" Salon sei es wolkig warm und die Teemaschine summe, wie die alte Tame in trauer-, voll gedämpftem Tone sagte; Onkel Theobald werde' >wohl sehr erkältet ankommen, und da tue eine Tasse heißen Lees not . . . Und eine solche illustre Trauer- Versammlung habe das Lamprechtsche Haus noch nie gesehen Ob das nicht der herrlichste Abschluß eines stolzen Menschenlebens sei? Ein Abschluß, über den sich die Engel im Himmel freuen müßten. 17. Es war Winter geworden. Auch die kleine Stadt an der Pforte des Thüringer Waldes erhielt ihr red liches Teil der warmen Schneedecke. Blank und glatt„ und immer neue Millionen der Schneesternchen in sich; einwebend, lag ne da: auch das wiederhercrestellte» Ziegeldach des Packhauses im Lamprecytjcyen Hvfe ver schwanden unter dem eintönigen Weitz. - Reinhold war zwar noch unmündig, aber er hatte bas achtzehnte Jahr überschritten und sollte binnen kurzem mündig gefprochen werden Ter junge Kauf mann mit den'kühlen Prinzipiell eines greisen Kopfes hielt die Zügel schon nach wenigen Tagen stramm irZ den Händen; er war sattelfest, das mutzte ihm ein jeder lassen. Der erste Buchhalter und der Faktor, die eiust.veilen mit der Fortführung der Geschäfte be^ traut waren, sanken neben ihm an Macht und Willen' zur Null herab. Die anderen aber, die Herren im Kontor und die In der Fabrik Beschäftigten, duckten sich scheu und finster über ihrs Arbeit, wenn der nervöse lange Mensch, schlotterig in Haltung und Gliedmatzs-c, aber mit Augen voll entschlossener, unerbittlicher Härte? in den Ärbeitsrüumen erschien Der Kommerzienrat 'war auch streng gewesen: aber an seine Berechtig« !keit hatte man nie vergebens appelliert, dies und !seine Noblesse inbezug auf die Bezahlung ssmer Leute ! — „leben und leben lassen" war sein Grunojutz ge- Ivesen' — hatte ihm bei alt seinem Hochmut dennoch die Herzen aller geneigt gemacht. s Daran übte jetzt der jugendliche Nachfotger sing geradezu vernichtende Kritik. ..Tas alles dal ein Ende — dem Bava .st Geld genug durch die Finger gefallen — er har gehaust «wie ein Kavalier, Kaufmann ist er nie gewesen!" sagt« jer und begann ..aufzuräumen" mir oem aicen Schlen« drian .... Da wurde gleichsam über Nacht viele- anders .. Margarere war aucy wieoer oa.— ;err vorgestern- abend. Tante Sophie hatte die Stunde ihrer An-! kunft gemutzt und war mit dem Wagen an die Bahry gekommen, und die Frau Amtsrätin hatte sich herab-j gelassen, mitzufahren, um die Verwaiste unter dik Hroßmütterlichen Flügel zu nehmen. Aber die altet Dame war nicht wenig überrascht gewesen, mit des Enkelin auch den Herrn Landrat aus dem Abteil steige»«! zu sehen .... Er hatte sich als Abgeordneter des Landtages seiij mehreren Wochen in der Residenz aufgehalten und war erst in den nächsten Tagen zurückerwartet worden. „Ein besonderer Fall" habe ihn für einige Stunden« nach der nächsten grötzeren Station geführt, hatte ep lächelnd gesagt, und da sei es ihm sehr lieb gewesen^ die heimkehrende Nichte zu treffen und sie während« des mehrstündigen Aufenthalts aus dem Bahnhof be schützen zu können .... Tie Frau Amtsrätin hatte ärgerlich den Kops geschüttelt über dies „unnütze Hin- und Herfahren" bei. der Kälte. Und gestern hatte er in aller Frühe oerabredeter- matzen mit dem Schlitten vor der Lür gehalten, umi Margarete mitzunehmen. Er habe seinem Vater eine! Mitteilung über das verpachtete Gut zu machen, hatte er gesagt, und da sei es die beste Gelegenheit auch fü^ sie, den Grotzpapa zu begrützen .... Dann waren fie hingeflogen über die weite, weitze Flüche draußen- Der Hinimel war eine kompakte Schneemasse gewesen, und eisige Windstöße hatten ihnen um die Ohren gepfiffen und ihr den Schleier vom Gesicht gerissen. Tie Hügel mit einer Hand haltend, hatte er schleunigst die flatternde Gaze erfangen, war aus oem Aermel seines weiten Pelzes geschlüpft und hatte den freigewordenen Tei! der zottigen Hülle um den frostbebenden Körver des iunaen Mädchens aeschlaaen.
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