Volltext Seite (XML)
Deutscher Abendbericht. Berlin, 17. April, abends. (Wtb. Amtlich.) Auf dem Kampffelds der vorjährigen Flandernschlacht wurden Poelkapeüe und Langemarck genommen. Großes Hauptquartier, 18. April. (Wtb. Amt lich.) Eingegangen nachmittags ^3 Uhr. Westlicher Kriegsschauplatz: Der Feind überließ uns gestern große Teile des von ihm im monatelangen Ringen mit ungeheuren Opfern erkämpften flandrischen Bodens. Die Armee des Generals Sixt von Arnim nahm dem schrittweise weichenden Feinde, scharf nachdrängend, Poelkapelle, Langemarck und Zonne- beke und warf den Feind bis hinter den Steenbach zurück. Südlich des Bankaarts-See hemmte ein feindlicher Gegen stoß unser Vorwärtsdringen. Deutscher Reichstag. (147. Sitzung.) 0L. Berlin, 17. Avril. Vor sehr schwach besetztem Hause trat heute der Reichstag in die Beratung des HaushalLanschlages für die PostvertvalLung «in. - Es liegt ein Beschluß des Hauptausschusses über eine Ergänzung des Besoldungsgesetzes vor. wodurch vornehmlich die Gehälter der gehobenen Unterbeamten verbessert werden sollen. Abg. Mcycr-Hersord (natl.) berichtet über die Ausschub verhandlungen. Diese Ergänzung des Besoldungsgesetzes be schloß der Reichstag schon 1914, leider ist ihr aber der Bundes rat nicht beigetreten, da er sie während des Krieges für undurchführbar hielt. Wir sind anderer Meinung und erheben die Forderung von neuem. Redner begrüßt dann den neuen Staatssekretär und macht Mitteilungen über den gestiegenen Postverkehr. 1917 sind durchschnittlich täglich nach dem Felde 10,6 Millionen Briefsendungen und 1,9 Millionen Päckchen aufgeliefert worden. Bei den Feldpostanstalten wurden täglich 8.8 Millionen Briefsendungen aufgegeben. Der gesamte Feld- oostverkehr umfaßte 17 Milliarden Sendungen im Jahre 1917. Staatssekretär des Reichspostamts Rädlin: Die Mehr ausgaben entfallen im wesentlichen auf den ordentlichen Etat und zwar in der Hauptsache auf die erhöhten Fahrkarten und den Fernsprechverkehr. Im außerordentlichen Etat entstehen die Mehrforderungen hauptsächlich durch die Anlage unterirdischer Kabel. Bei der Einrichtung neuer Stellen waren wir sparsam, die Zahl der angestellten Hilfskräfte hat zugenommen. Dabei steht nicht immer der rechte Mann auf dem rechten Platz, trotzdem fallen die Postdieb stühle nicht ausschließlich den Beamten zur Last. Die Postbeförderung durch die Straßenbahnen hat sich be währt, wir wollen sie auch im Frieden beibehalten. Die Lage der Postbeamten soll dadurch gebessert werden, daß die Ge hälter möglichst in Einklang mit den Teuerungsverhältnissen gebracht und gehalten werden. In diesem Jahr soll dem .Personal auch wieder der volle Erholungsurlaub wie vor dew Kriege gewährt werden. (Beifall.). Abg.« Nacken (Zentr.) schließt sich dem Dank des Bericht» > irstatterS' Mr die groben Leistungen der Postverwaltung an' »nd gedenkt der Post- und Telegraphenbeamten, die ihr Leben - vor dem Feinde für da« Vaterland gelassen haben. Da«» Hauptaugenmerk der Post müsse jetzt auf Verhütungdervielen> Diebstähle gerichtet sein, die nicht immer auf bösen Willen.( sondern oft auch auf die Not der Hilfsangestellten zurückzu- führen seien. Der von der Post geleistete Schadenersatz lei' aon 300 000 Mark im Jahre 1914 auf 3.1 Millionen Mark im Jahre 1917 gestiegen. Redner klagt dann noch über die Paket-> beförderung, die viel zu langsam sei. sodaß zahlreiche Lebens-> intttel verdürben. Staatssekretär des Reichspostamts Rädlin: Die gewiß i bedauerlichen Postdiebstähle werden so lange nicht verhütet^ «erden können, als wir kein eingearbeitetes, zuverlässiges' Personal haben. Viele Sendungen gehen übrigens schon auf dem Wege zur Post, viele auf der Eisenbahn verloren. Die z Mark für ein Kilo verloren gegangener Sendungen, die von der Post als Schadenersatz gezahlt werden, sind natürlich ein' unzulänglicher Ersatz, aber während des Krieges kann das Entschädigungsgesetz nicht geändert werden/ „ . .. Abg. Taubadel (Soz.): Die Postdiebstähle sind auf dier während des Krieges gesunkene Moral zurückzuführen. Ent-' schieden zu verwerfen sind Einschränkungen der Portofreiheit' für Feldpostsendungen. Nicht angebracht ist die Wiederein führung von Ostmarkenzulagen für Postbeamte. Abg. Hubrich (Vp.): Dab der neue Staatssekretär nicht vom Bau ist, ist kein Unglück. Gerade die vielbespöttelte Ara, des HusarengeNeral« v. Podbielski war reich an großzügigen) Postreformen. Wir vertrauen dem neuen Staatssekretär. DaS Haus vertagt sich daraus auf morgen 3 Uhr. Mit vereinter Kraft. Sicherung der Versorgung durch Landwirtschaft und Handel. Die amtlichen Handelsvertretungen haben sich dieser Tage durch ihre Vereinigung, den Deutschen Handelstag, in einem Schreiben an die Bundesregierungen zur prak tischen Mitarbeit an der genossenschaftlichen Erfassung der Nahrungsmittel bereit erklärt. Für die Ermittelung der zur Beteiligung an den Geschäftsstellen der Kommunal verbände berechtigten und geeigneten Firmen sollen den zuständigen Behörden die amtlichen Handelsvertretungen zur Verfügung stehen. Der Handelstag schlägt vor, die beteiligten Firmen nach Geschäftszweigen oder größeren Verwaltungsbezirken zusammenzuschließen und die Geschäfts stellen zu unmittelbaren Beauftragten der Kommunaloer bände zu bestellen. Zur Durchführung ihrer Aufgaben sollen sich die Geschäftsstellen der Mitwirkung von Unter kommissionären bedienen. Zur Deckung der Unkosten soll eine Vermittlungsgebühr erhoben und die gröbere Ver dienstmöglichkeit ist den Unterkommissionären eingeräumt worden, um der Betätigung des einzelnen Aufkäufers auch weiterhin einen ausreichenden Ansporn zu geben. Der deutsche Handelstag verlangt weiter, daß den Geschäfts stellen auch die Verteilung der von ihnen erfaßien landwirtschaftlichen Erzeugnisse auf die Bedarfsstellen des Kommunaloerbandes übertragen werde. Als die Vorschläge des Kriegs-Ausschusses der deutschen Landwirtschaft in der Öffentlichkeit bekannt wurden, standen zahlreiche Verbände des Handels dem Vorgehen der Land wirtschaft ziemlich ablehnend gegenüber. Es wurde ver mieden, sich wie die Landwirtschaft sofort zur praktischen Mitarbeit zur Verfügung zu stellen. Nunmehr hat der Handel Gegenvorschläge in gleicher Richtung gemacht. Diese Vorschläge sind vielleicht einseitig, aber es ist immer- hin eine Grundlage für eine Verständigung mit der Land wirtschaft vorhanden. Es ist zu hoffen, daß auch eine Einigung für ein zweckvolles Zusammenarbeiten erzielt werden wird. Eine Einigung mit den landwirtschaftlichen Körper schaften muß vor allem nach der Richtung hin angestrebt .werden, damit das Prinzip der neuen Aufbringungsart, welches die Träger -der Erzeugung auch zu den Trägern der Erfassung der Produktion machen will, jucht umgestoßen wird. Der Deutsche Handelstag stellt seine eigenen Organisationen in den Vordergrund und faßt die landwirtschaftlichen Genossenschaften gewissermaßen als Nördlich von der Lys gewannen wir unter starkem Feuerschutz Boden und säuberten einige Maschinengewehr nester. Die Kämpfe der letzten Tage brachten mehr als 2500 Gefangene, einige Geschütze und zahlreiche Maschinen gewehre ein. An der Schlachtfront zu beiden Seiten der Somme nahm der zeitweilig auflebende Feuerkampf bei Moreuil und Montdidier größere Stärke an. Auf dem Ostufer der Maas hatten kleinere Unter nehmungen bei Ornes und Watrouville vollen Erfolg und brachten Gefangene ein. Nördlich von Flirey (zwischen Maas und Mosel) scheiterte ein starker französischer Vorstoß unter blutigen Verlusten. Der Erste Generalquartiermeister Ludendorff. eme Unterorganisation des Handels auf, die von der Mit arbeit nicht ausgeschlossen werden sollen. Wenn man es nach den Erfahrungen der Kriegswirtschaft auch verstehen kann, daß der Handel sich in den Geschäftsstellen der Kommunalverbände ein möglichst weites Feld der Betätigung zu sichern versucht, so sollten die landwirtschaft lichen Genossenschaften doch in den Hintergrund gedrängt werden. Der Handelstag fordert, daß nur die Handels formen (zu denen auch die landwirtschaftlichen Genossen- ichaften zählen), für die Bildung der Geschäftsstellen heran gezogen werden sollen, die bereits vor dem 1. August 1914 den Ankauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse in unmittel barem Verkehr mit den Erzeugern des Kommunalverbandes betrieben haben. Da während des Krieges die Zahl der landwirtschaftlichen Genossenschaften eine größere Ver mehrung erfahren hat als die der privaten Handelsfirmen, würde die Durchführung einer solchen Forderung die Aus schaltung der nach dem 1. August 1914 entstandenen land wirtschaftlichen Genossenschaften bedeuten, und somit dem Sinn der Richtlinien des Kriegsernährungsamtes direkt entgegenlaufen. Das Kriegsernährungsamt hatte im Interesse einer möglichst restlosen Erfassung der Nahrungs mittel die Heranziehung aller landwirtschaftlichen Ge- nossercschaften gewünscht, weil das Erfassungssystem gerade auf dem Vertrauen und der Kontrolle von Landwirt zu Landwirt aufgebaut sein sollte; der private Handel aber will einen Teil der schon bestehenden landwirtschaftlichen Genossenschaften ausschließen und die Bildung neuer Ge- ndssenfchasten gänzlich verhindern. Das würde ein Zu sammenarbeiten von Landwirtschaft und Handel nicht be günstigen, noch das Gelingen des Erfassungsgeschäftes gewährleisten. Es darf deshalb wohl erwartet werden, daß die amt lichen Handelsvertretungen die Grundsätze für die Mit- virkung des Handels einer Nachprüfung unterziehen, damit in« gleichberechtigte Vertretung von Landwirtschaft unö bandel in den Geschäftsstellen der Kommunaloerbänd« licht erschwert und ein gedeihliches Zusammenwirken der leiden Kräfte ermöglicht wird. /?. S. Neueste Meldungen. Gin kalbamtlicheS Dementi. Verlin, 17 April. Halbamtlich wird mitgeteilt: «Die Deutsche Volkswirtschaftliche Korrespondenz berichtet .?"oebliche Rücktrittsabsichten des preußischen 'm des Innern. Wir stellen fest, dab an diesen «Gerüchten kein wahres Wort ist, und daß di« Kombinationen, die die Korrespondenz mit ihrer Nachricht verbindet, jeder Grundlage entbehren. Moskauer Empfangsvorbercitungen. Berlin, 17. April. Das Volkskommissariat für Aus wärtige Angelegenheiten in Moskau hat der deutschen Negierung mitgeteilt, daß es dem Eintreffen der deutschen * diplomatischen Abordnung in Moskau entgcgcnsehe und alle Anordnungen für ihren Empfang getroffen habe. Die irnssische Regierung hat für den Grafen Mirbach bereits« ein Haus in Moskau zur Verfügung gestellt und wird die Mission, die morgen Berlin verläßt, an der russischen Grenze mit einem Extrazug abholrn lasten. Burian und Czernin. Budapest, 17, April. 'Die Ernennung BurianS wirkt« hier überraschend und wird auf einen Vorschlag Czernins, »er für Burian eingetreten sei, zurückgeführt. Die Demissio» »es Kabinetts Wekerle ist als eine direkte innerpolitisch! Folge der Ernennung Burians anzusehcn. Der österreichische Heeresbericht. Wien, 17. Avril. Der heutige Heeresbericht meldet, daß an zahlreichen Stellen der italienischen Front feindliche Er kundungsabteilungen abgewiesen wurden. Eine Rede Lloyd Georges. Haag, 17. April. Im britischen Unterhanse erklärte, Lloyd George in Beantwortung einer Rede Dillons, daß» Irland nicht verlange» könne, bezüglich der Dienstpflicht anders behandelt zu werden als Schottland und Wales. Dillon« Behauptung» daß der Krieg erfolgreicher hätte ge-> führt werden können, falle in sich zusammen, wenn man er wäge, daß das große Rußland aus dem Kriege auS- geschieden sei. Eine Regelung der irischen Frage zu aller Zufriedenheit läge wohl allen am Herzen. Dünkirchen und Calais bedroht. Haag, 17. April. Wie aus London berichtet wird, spricht die englische Presse von der Absicht der engliich-franMiichen Heeresleitung, Dünkirchen und Calais räumen zu lassen. Englands Kartoffelnot. Bern, 17. April. Da« britische LebenSmittelerzeugungS- umt ersucht in einem dringenden Aufruf die Landwirte, die diesjährige Kartoffelbestellung auf ein« Million Acres auszu- dehnen. Der Grund für diese Maßnahme liegt darin, daß da» gesamte Gelände hinter den britischen Linien vor der! Kaiserschlacht für den Kartoffelanbau zur Verpflegung der eng» lischen Truppen reserviert und bereits für die Bestellung bereit! war. Nachdem dieses Gelände durch die Schlacht verloren gegangen ist, wird die englische Landwirtschaft ersucht, den Kartoffelanbau entsprechend zu vergrößern. Die Konstituierende Versammlung der Ukraine einbernfeu. Kiew, 17.Avril. Die Kleine Rada hat die Einberufung der ukrainischen Konstituierenden Versammlung für den 12. Mai auf Grund der Dezember- und Januarwahien mit Nachwahlen in den Bezirken, in denen Wahlen noch nicht stattgefunden haben, beschloßen. Letzte Orahtberichte »es „Wilsdruffer Tageblattes". Eintreffen amerikanischer Truppen an der englischen Front. Lugano, 18. April, (tu.) Wie aus Paris berichtet wird, wird dort die vergebliche Ankunft amerikanischer Trnppen an der englische« Front angekündigt. Der Ruf nach Fochs Armeen. Genf, 18. April, (tu.) Oberst Ro«ffet schreibt im Petit Parifie«, Hindenburg mache von feiner Taktik, die Truppe« schnell von einem Punkte z« einem ander« zu transportieren, eine» wahrhaft furchtbare« Gebrauch. Herve verlangt im Diktoire die Einsetzung stärkster Reserven Fochs, um die englische Armee z« rächen. Calais sei ebenso wichtig wie Paris. Eine Bedrohung der englischen Kohlen minen. Lugano, 18. April, (tu.) Herve erklärte in der Liberte, das weitere Vordringen der Dentschen gegen Bethune «erde eine Bedrohung der französischen Kohlenmiuen bedeuten, die nun mehr blotz noch 15 Kilometer von der Kampf front entfernt find. Herve stellt in dem Blatt die Frage, wollen oder können die britischen «nd portugiesischen Trnppen nns vor deutschen Ver lusten bewahre«? Deutsche Flieger über Le Havre. L«ga«o, 16. April, (tu.) Die amtliche Pariser Meldung besagt, deutsche Flieger bombardierten Le Havre. Vor einem neuen Kampfabschnitt. Genf, 18. April, (tu.) Der „Temps" meldet: Die Artillerie-Tätigkeit an der ganzen Front steigerte sich in den letzte« 48 Stunde« wieder. Wir stehen allem Anschein «ach vor einem neuen Abschnitt der großen Kämpfe. Paris im Geleitflug geräuschlos überflogen. Genf, 18. April, (tn.) Znm Fliegerangriff vom 13. April berichte« Lyoner Blätter, daß die deutsche« Flieger bei ihrem Angriff eine neue Taktik anwendeten. Sie überflogen Paris geräuschlos im Geleitflug. Nach den Angabe« des Petit Parifien find mehrere Bomben im Indenviertel hinter dem Hotel de Dille niederge- sallen. Mehrere Straßen wurde« zerstört. politische Rundschau. Veutfches Reich. Die Abordnung der vereinigten Landesräte von «ivland. Estland, Riga und Oesel ist jetzt in Berlin ingetroffen. Die Abordnung, der außer Deutsch-Balten uch Esten und Letten angehören, wird vom Reichskapzler ach dessen Rückkehr aus dem Hauptquartier empfange» oerden, und ihm bei dieser Gelegenheit die bekannten Lünsche ihrer Heimat nach einem engen Anschluß an das Deutsche Reich, sie bereits in der Huldigungsdepesche m den Kaiser zum Ausdruck kamen, aussprechen. * Das Mitglied des Kriegsernährungsamts Rupprecht hielt in Dresden einen Vortrag über den Stand unserer! Ernährungsaussichtcn. Er wies dabei auf die Ver steifungeinzelner Bundesstaaten auf ihre Reservatrechte hin., Herr Rupprecht kündigte ferner an, daß möglicherweise i eine Verkürzung der Brotration und vielleicht auch eins kleine Verringerung der Kartoffelration zeitweise eintreten' müßte, falls die Vorräte aus der Ukraine nicht rechtzeitig und nicht in genügendem Maße einträfen. Die Ratio-- nierung von Brot und Fleisch werde noch jahrelang dauern. Aus In- unä Auslanä Paris, 17. April. Bolo Pascha ist heute Morgen iu Vincennes erschossen worden. Bern, 17. Avril. Die französische Presse beschäftigt sich^ noch immer mit dem Briefe Kaiser Karls und erklärt, dieß Hauptfrage sei, warum der Schritt des Kaisers keine Folgen' gehabt habe. Sächsischer Landtag. Zweite Kammer. Dresden, (5. April 19(8. Am Regierungstisch Dr. Nagel. Präsident Dr. Vogel eröffnet die Sitzung um ^5 Uhr. Auf -er Tagesordnung steht der Entwurf eines Gesetzes zur Aenderung der Aostenordnung für Rechtsanwälte und Notare vom 22. Juni (900. Abg. Born (Kons.) spricht die Zustimmung seiner Fraktion zu der Vorlage aus. Zu billigen sei es auch, daß die Mindestsätze nicht erhöht worden seien, so daß es möglich erscheine, dem sozialen Moment Rechnung zu tragen. Einzelheiten seien in der Deputation zu prüfen. Abg. Heldt (Soz.): Seine Freunde erhöben gegen die Vorlage in Anbetracht der Zeitverhältnisse keine Ein wendungen. Den Nutzen würden allerdings in der Haupt sache die Anwälte mit großer Praxis haben. Ec knüpfe, an die Zurückstellung seiner Bedenken die Voraussetzung, daß die Anwälte auf eine Besserung der Lage ihrer Ange- gestellten Bedacht nähmen. Es solle ein Angestelltenausschuß eingesetzt werden, der mit den Arbeitgebern, den Anwälten, verhandelt. Abg. Dr. Zöphel (Natl.): Die Nationalliberalen stünden dem Entwürfe mit derselben Sympathie gegenüber wie die anderen Parteien. Dir Einkommensverhältnisse der Anwälte seien außerordentlich schwer. Ein großer Teil habe unter 3000 Mark Zahresverdienst. Line Umlage der Geschäfts unkosten auf die Mandanten sei wegen der festen Sätze der Gebührenordnung nicht möglich. Das sei bei der Ent lohnung der Angestellten zu berücksichtigen. Einige Milderungen ließen sich erwägen. Der Rednechbeantragt Ueberrveisung des Entwurf- an die Gesetzgebungsdeputation. Vizepräsident Dr. Spieß (Rons.): Die Anwaltsvereine seien bemüht, die Lage der Angestellten günstiger zu gestalten. Wenn dies nicht immer gelinge, so liege es an dem vielfach geringen Einkommen der Anwälte. Daher sei es auch wünschenswert, die Gebührenerhöhung nicht auf die Kriegs-. dauer zu beschränken.