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Sie Vorschläge des Mannschaftsersatzgesetzes bekannt. Er sagte, der erste Vorschlag wäre, das mili tärische Alter auf 50 Jahre zu erhöhen und in einigen be sonderen Fällen bei Männern mit besonderen Eigenschaften, besonderer Schulung und Erfahrung auf 55. Es wäre nicht möglich, länger den Ausschluß Irlands zu recht- fertigen, und es werde daher vorgeschlagen, die Dienst pflicht auf Irland auszudebnen unter denselben Bedin gungen wie in Groß-Britannien. Die Regierung beab sichtigt ohne Zögern vom Parlament die Annahme der Selbst regierung für Irland zu verlangen. In der Aussprache sagte der ehemalige Premierminister Asquith, alle Bedenken müßten gegenüber dec Erwägung schweigen, wie ein militärischer Erfolg zu erringen sei. - Im Oberhause gab Lord Curzon eine der Lloyd Georgischen ähnliche Erklärung ab. * Lloyd Georges Rede beleuchtet den großen Irrtum oes früheren Staatssekretärs Grey, der bei Kriegsausbruch sagte, England werde durch Teilnahme am Kriege nicht mehr verlieren, als wenn es neutral bleibe. Nur unter dem niederschmetternden Eindruck der Ereignisse an der Westfront konnte sich die englische Regierung entschließen, in Irland die Dienstpflicht einzuführen; denn sie ist nicht im Zweifel, welchen Widerstand sie finden wird. Aber wie der Schiffsraub an den Neutralen, so ist auch dieser Entschluß aus der Verzweiflung der Männer» geboren, die da hoffen, durch die Blutopfer der ganzen Welt der. Mitbewerber auf dem Festland loszuwerden, Lloyd George weiß jetzt und gibt es unumwunden ;uü er muß den letzten ungeheuren Kampf Auge in Auge mit' Deutschland unter englischen Blutopfern unsachten. Generaloberst v. Boehn. Am äußersten Südflügel der deutschen Offensivfront hat sich ganz plötzlich eine Armeegruppe unter General oberst v. Boehn losgelöst und rst nach Süden oargebrochen. Das geschah in demselben Augen blick, als alle feind lichen Kräfte vor Amienß gebunden waren, um dort den drohenden Verlust dieses De pots zu verhin dern. Wie stark dieser Vorstoß ge wirkt hat, geht aus einem Schweizer Bericht hervor, in dem es heißt: .Soissons wird ! eilig geräumt. Nach einer Mel dung des „Petit Journal" liegt die Stadt Soissons seit 48 Stunden unter fortdauern der deutscher Be schießung. In folge der zu- Generaloberst v. Boehn. nehmenden Artil leriebeschießung auf Compiögne wurden die militärischen Depots, Kasernen und Anstalten aus der Stadt Compiögne entfernt. Es fallen durchschnittlich 120 Granaten auf Compiögne. Durch diesen Vorstoß des Generalobersten o. Boehn wird die Unsicherheit des Feindes hinsichtlich der Pläne unserer Obersten Heeresleitung noch erhöht. Oie Geireidelieferungen -er Ltkrmne. Beginn der Verfrachtung. Die Unklarheit, die bisher noch über die vielbesprochenen Lieferungen an Getreide usw. aus der neuen ukrainischen Volksrepublik an die Mittelmächte herrschte, ist nunmehr geschwunden. Die Verhandlungen waren lang und schwierig, sind aber zu befriedigendem Ende geführt worden Wie aus Kiew gemeldet wird, sand die Unterzeichnung deS Abkommens zwischen den ukrainischen, deutsche»! und österreich-ungarischen Beauftragten DienStag mittag statt. Geliefert werden 60 Millionen Pud <r. 083 Millionen Kilogramm) Brotgetreide, Futtergctreide, Hülsen-räch le und Ölsanten von der Ukraine an Deutschland und Österreich Ungarn. Das Feldheer braucht dringend 'Hafer, Heu und Stroh! Landwirte helft dem Heere! Zur geschäftlichen Durchführung der großen Aufgabe haben Deutschland und Osterreich-Ungarn in Kiew eine kaufmännische Wirtschaftsstelle errichtet. Sie nimmt mit ihren Kommissaren das Getreide vor', der ukrainischen Handelsorganisation oder durch eigene ukrainische Unter- Kommissionäre ab. Im April sind neun, im Mai fünfzehn, im Juni zwanzig, im Juli neunzehn Millionen Pud zu liefern. Die bestehenden Höchstpreise für den ukrainischen Erzeuger, fünf Rubel für Roggen (pro Pud ----- 16,38 Kilo gramm) und sechs Rubel für Weizen, dürfen nicht erhöht werden. Zuschläge für Unkosten aller Art und Kom missionen sowie Frachtraten sind entsprechend dem hoben ukrai. i chen Preisstande . festgesetzt. Getreideliefe' rungen haben bereits begonnen. Wie die Verteilung dieser Menge auf Deutschland und Österreich-Ungarn vor sich geht, ist sicherlich besondere, Vereinbarungen zwischen den beiden Mächten vorbehalten. Es ist zu hoffen, daß wir dabei nickt zu knapp abichneiden werden. Für ausschweifende Schlüsse liegt natürlich kein, Veranlassung vor. Mr. (Llemenceaus neueste Lüge. Der vorgebliche Brief Kaiser Karls. In einer neuen Note, die Clemenceau durch die fran zösische Presse verbreiten läßt, ergänzt er seine Anspielungen, „daß von einer höheren Persönlichkeit, als es Graf Czernin sei, Friedensfühler ausgestreckt worden seien". In der Note heißt es: „Wer mag glanbe«, daß cS des Herrn v. Nevertera bedurfte, um Graf Czernin Klarheit zu gebe» in einer Frage, in der der Kaiser von Österreich das letzte War» schon gesprochen hat. Nämlich Kaiser Karl hat in einem Schreiben im März 1S17 seine Zustimmung zn dem ge rechten Anspruch Frankreichs hinsichtlich Elsah-Lothringens eigenhändig gegengezeichnet. In einem zweiten kaiserlichen Schreiben wurde festgestellt, daß der Kaiser mit seinem Minister einiggehe. Es bedurfte nichts mehr, um Gras Czernin Lügen zu strafen." Die Versuche Clemenceaus, sich aus einer überaus peinlichen Lage zu retten, muten fast komisch an. Die offizielle Antwort aus Wien auf diesen Taschenspielerkniff des alten Ministerstürzers wird nicht auf sich warten lassen. Einstweilen stellt die Berliner österreichische Botschaft im amtlichen Wiener Auftrag die Existenz eines solchen Schreibens des Kaisers Karl oder eines solchen Anerkennt nisses mit aller Entschiedenheit in Abrede. Stellungnahme der k. k Regierung. Mittwoch nachmittag verlautete in Wien, daß di« k k. Regierung die Verdächtigung Kaiser Karls durch Clemenceau als das hinstellen werde, was sie ist: ein« Fälschung. Die Verlautbarung soll aber erst nach Rück kehr des Grafen Czernin nach Wien erfolgen, die jüi Mittwoch abend erwartet werde. Oie engMeve Diecierlage am La BaNee-Aanal. Der deutsche Vorstoß beim La Bassee-Kanal, der gleichzeitig mit den heftigen Kämpfen auf den südlicheren Teilen der Kampffront unternommen wurde, beweist dem Feinde, daß unsere Heeresleitung durch das Vordringen an der Oise und Somme keineswegs gebunden ist, sondern noch volle Handlungsfreiheit für unvermutete Stöße au anderen Stellen besitzt. Der La Bassee-Kanal, van früheren Kämpfen her allgemein in Erinnerung, befindet sich in einer Entfernung von 90 Kilometer Luftlinie von Calais. Die Linie des deutschen Vorstoßes weist im allgemeinen in dieser Richtung. Der Kanal durchquert die bisherige Front etwa in der Mitte zwilchen Lille und Arras und führt über Bethune—Aire—St. Omer—Gravelines in den Aermel- Kanal, etwa 20 Kilometer östlich von Calais. Südlich und südwestlich des Kanals hebt sich Vas französische Hügel land bis zu 200 Metern. Am bekanntesten wurde hier der langgestreckte Vimy-Rücken. Llnser Raumgewmn im Westen. Wenn im Verlaufe des Krieges die Feinde einen kleinen Raumoorteil erlangten, so war das Triumphgeschrei in der Verbandspresse groß. Jetzt aber, wo wir in einem unvergleichlichen Siegeslauf die englische Front durchstoßen «WLM -5/77 -s ^777^/" M/? ^77?/7^ 6^77 /, -?//MF. und in Auflösung viele Kilometer weit zurückgeschlagen haben, beeilt man sich auf selten unserer Gegner, den Ge ländegewinn als belanglos hinzustellen. Die vorliegende Karte beweist, wie es um die Sachlage an der Westfront seit dem Beginn unserer Offensive steht. Sie spricht für fick und alle Verdrehungskünste der Verbandsprrffr und der amtlichen Stellen bei unseren Feinden vermögen an der Tatsache, die die Karte getreulich wiedergibt, nicht »u .rütteln. Kaiserlicher Dank. , Berlin, 10. April. Seine Majestät der Kaiser hat dem Kapitänleutnant v. Arnauld de la Periere (Lothar), Kommandant von „U »5", und der gesamten Besatzung seine Allerhöchste An erkennung und seinen Kaiserlichen Dank ausgesprochen für die hervorragenden Leistungen, die die tapfere Besatzung unter der ruhmreichen Führung ihres vorbildlichen Kom mandanten erzielt hat. Kapitänleutnant v. Arnauld, besten kühne und erfolgreiche U-Boots-Taten ost rühmend hervorgehoben wurden, hat in S . jähriger U-Boots-Kriegführung mit dem vortrefflichen U-Boot „U 35" im Mittelmeer den Feinden durch Versenkung von 196 Schiffen von zusammen rund einer halben Million Br.-Reg.-To. schwersten Abbruch getan. Er versenkte bis jetzt 2 Kriegsschiffe, 1 Hilfskreuzer, 5 Truvventransvorter, 124 Fracht- bezw. Transportdampfer, 62 Segler und 2 Fisch- damvfer. Hierbei sei besonders erwähnt, daß das kriegs erprobte „U 35" unter der Führung zweier Kommandanten bisher über 600 OM Nr.-Reg.-To. feindlichen Schiffsraums ver nichtet hat. Warum Lothringen? Das „Scho de Paris" vom 28. Februar jyI8 schreibt u a. : Wenn die Deutschen das lothringische Lisen nicht hätten, könnten sie keinen Arieg führen. Ihnen Lothringen Die Frau mtt de« Karfunkel- steinen. Roman von E. MarNtt. 30 s »Mewisse Züge um Mund und Augen und die Haltung des Kopfes machen die Aehnlichkeit," fiel »er Landrat ein. „Die schöne Dorothea hat es in hcer Oppositionslust kühnlich mit den Vorurteilen »er Welt ausgenommen, wie ihr ungepudertes Haar lud ihre Heirat beweisen. Sie muß Eigenwillen und lebermut in hohem Grade besessen haben, und diese Lharaktereigenschaften geben auch einen besonderen^ Stempel." o Margarete hob gleichmütig die Augen nach dem Degenttberhängenden Spiegel, der ihre ganze Gestalt Aurückwarf. „Za, wahr ist's, es liegt viel kindischer Uebermul in der dummen Maskerade! Aber Spatz macht sie mir doch, köstlichen Spatz! — Und wenn alle Welt die Nase darüber rümpft, es war doch wonnig, sic das Staatskleid unserer „weißen Frau" zu schlüpfen. Und wahr ist's auch, daß ich gern mit den Vorurteilen der Welr anöinde — ein Staatsverbrechen, das na türlich gesetzten Leuten die Haare zu Berge treiben muß Und darum hast du tzanz recht, Onkel Herbert, M'ir dckn Text zu lesen, wenn auch nur in dec verblüm ten Form der Satire." ;,Jck fürchte nur, du kommst auch jetzt nicht rveiter -mit mir als damals, da meine Schreibhefte und das^ Zersägen der französischen Vokabeln dir die Nerven reizten," fuhr sie achzelzuckend fort. „Ich schreibe nämlich noch heute wie mit dem Zailnvfahl, und vor Pariser Ohren lasse ich mein bißchen Thüringisch-Fran zösisch aus guten Gründen nie laut werden." „Geh, übertreib's nicht! So schlimm wird's nicht sein!" sagte Tante Sophie lachend. „Da komm ein- ma: her und sieh dir den Schaden an!" — Sie nahm die Scherben einer antiken Vase vom Fenstersims und legte sie auf den großen Tisch inmitten des Zimmers' „Ich vehllte die Sachen hier oben mit den Augen und Händen, und nun macht mir der dumme Mensch, der Friedrich, den Streich und wirft die Vase da vom Spiegeltisch . . . Ich weiß nicht mehr, wieviel Dukaten die paar Tonscherben da gekostet haben sollen — ein unsinniges Geld war's, das ist gewiß. Vetter Gotthelf, dein Großvater, Gretel, hat diese Vase aus Italien mitgebracht." Margarete war an den Tisch getreten. „Imitation, und noch dazu schlechte," sagte sie nach kurzer Prü fung. — „Der Großpapa hat sich betrügen lassen. — Mirs die Scherben getrost in den Schutt, Tante! Barbes geliebter Kafseetopf ist von ähnlicher Abkunft!" „Das klingt ja so entschieden, als spräche Onkel Theobald selbst," sagte der Landrat vom Fenster her. „Nun begreife ich, daß er seine Mitarbeiterin bereits schmerzlich vermißt —" „Mitarbeiterin?" Sie lachte amüsiert auf. „Seinen dienstbaren Geist, einen Erdgnomen, willst du sagen! Sc eine Art Wichtelmännchen, das geräuschlos dent Ofen in der Bibliothek besorgt, was kein Dienstbote kann" ' Lächelnd warf sie das Vasenbruchstück auf den Lisch. „Woher aber weißt du, daß Onkel Theobald meine kleinen Dienste vermißt?" fragte sie plötzlich lebhaft aufblickend. „Das kannst du erfahren. Meine Mutter hat vorhin einen Brief von Tante Elise erhalten. Du fehlst nicht allein in Onkels Studierstube, auch im, Salon der Tante, wo sich die Freunde des Hauses ver sammeln, wird deine schleunige Rückkehr ersehnt . . Herr von Billingen-Wackewitz ist wohl der Löwe in diesem Salon?" , „Aus welchem Grunde glaubst du das?" — Ein Helles, jähes Rot stieg ihr in die Wangen, während sie die Brauen leicht zusammenzog. Er wandte den durchdringenden Blick nicht von ihrem Gesicht. „Das will ich dir sagen. Ich möchte wetten, daß der lange, eingehende Bericht der Tante keine fünf Zeilen aufzuweisen hat, in denen der schöne Mecklenburger wicht vorkommt." Ihre Augen funkelten in tiefverletztem Mädchen ¬ stolz; aber sie bezwang sich. „Tas sieht aus wie der Anfang eines Familienklatsches, und dazu sollte Tante, Elise, die geistreiche Frau, ihre Feder hergeben?" sprach sie mit ungläubigem Achselzucken. z Er lachte leise, aber hart auf. „Die Erfahrung lehrt, daß im Punkt des Ehestiftens die Frauen ins gesamt - gleichviel ob geistreich oder beschränkt — ein und dieselbe kleine Schwäche haben." „O, ich bitte mir's aus ich nicht!" protestierte die Tante energisch. „An solchen heiklen Dingen habe ich mir nie die Finger verbrannt." „Rühmen Sie sich nicht zu früh, Fräulein Sophie — Sie könnten gerade jetzt stark in Versuchung kom men!" warnte er sarkastisch. „Herr von Billingen soll ein schöner Mann sein —" „Ja, er ist groß von Gestalt und hat ein Gesicht weiß und rot wie eine Äpfelblüte," warf Margarete ein. — Er sah nicht auf von seinen Fingernägeln, die er angelegentlich zu betrachten schien. „Vor allem trägt er einen Namen, der hochange- jehen und sehr alt ip," fuhr er unbeirrt fort. „Jawohl, uralt!" bestätigte Margarete abermals. „Tie Heraldiker streiten bis auf den heutigen Tag, ob das seltsame Gebild in einem der Wappenfelder das Feuersteinbeil eines Höhlenbewohners, oder ein Web stuhlfragment aus der späteren Pfahlbauzeit sein soll." I „Potztausend, was für ein Stammbaum! Davor " müssen sich ja unsere dicksten Eichen verkriechen," meinte Tante Sophie mit schelmischem Augenblinzeln „Was, so hoch willst du hinaus, Gretel?" Die Augen des jungen Mädchens sprühten förm lich in Mutwillen. „Mein Gott, warum sollte ich denn nicht?" fragte sie zurück. „Ist das „Hochhinaus- Zvollen" nicht ein Zug unserer Zeit? Und ich, ein Mädchen! ein Mädchen, das acht Lot Gehirn weniger hat als die Herren der Schöpfung, wie sollte ich mir darüber ein eigenes Urteil bilden und meinen eigenen fl!eg gehen wollen! Nein, so vermessen bin ich nicht!» (Fansetzung folgt.)