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Trotzes Hauptquartier, 3. Mai. (Wtb. Amt lich.) Eingegangen nachmittags i/z3 Uhr. Westlicher Kriegsschauplatz: An den Schlachtfronten lebte der Artilleriekampf in einzelnen Abschnitten auf. Stärkerer Feuerwirkung folgten feindliche Teilangriffe südlich von Villers-Bretonneux und auf dem Westufer der Avre. Im Gegenstoß machten wir Gefangene. Im übrigen beschränkte sich die Infanterie auf Erkundungen. An der lothringischen Front hielt regere Tätigkeit des Feindes an. Osten: Ukraine: Aus der Linie Jekaterinoslaw—Charkow sind wir in das Donec-Gebiet einmarschiert. Am Asowschen Meer haben wir Tanganrog besetzt. Der Erste Generalquartiermeister Ludendorff. politische Wendung durch: die Annäherung an England, mit dem man noch 1898 in Faschoda feindlich zusammen gestoßen war, vollzog sich seit der Thronbesteigung Eduards VII. und verdichtete sich im April 1904 zu einem Vertrag, worin Frankreich die britische Festsetzung in Aegypten an erkannte und dafür in Marokko freie Hand erhielt. Damit war die enksnto corälals gegründet, und Frankreich konnte, wenn es ihm noch gelang, Rußland und England zu be freunden, auf die zwei mächtigsten Bundesgenossen bei seinem Rachekrieg gegen Dsmschland hoffen. Dadurch wuchs die Großmannssucht der Nation; eine unsaubere, nichtswürdige Presse verhetzte dis öffentliche Meinung und verdächtigte jeden Schritt Deutschlands und seines Kaisers; die alte Kriegslust wurde genährt von Strebern, die sich in der Bolksgunst behaupten, und von internationalen Finanzmächten, die durch Bestechungen ihre Börsengeschäfte fördern wollten. Noch mußte Frankreich 1905 zurückweichen und Delcasse abgehen, da Rußland, von Japan geschlagen, zu schwach war: aber 1908, als Eduard den Zaren in Reval besuchte, gewann das neue System des Dreiverbandes feste Grund lagen: Rußland sollte sich auf dem Balkan entschädigen. Frankreich war der Kitt dieses Bundes und verzichtete immer mehr auf eine selbständige Politik: es wagte keinen Schritt, der seine Bindung an Rußland in Zweifel ziehen konnte, und entfernte 1912 seins Flotte aus der Nordsee, wo England es schützen sollte. Immer enger zog sich jetzt das Netz der Entente um das Deutsche Reich. Die fran zösische Kriegspartei war soweit erstarkt, daß sie die schwere Belastung der dreijährigen Dienstzeit im Juli 1913 durch drücken konnte, nachdem Poincare,. der Lothringer, Präsi dent der Republik geworden war. Ueber ihn und seine Minister Delcasse und Millerand schreibt Anfang 1914 der belgische Gesandte Guillaume, daß sie eine „chauvinistische Kokardenpolitik" befolgten, die Europa schwer gefährde. Von ihr war keine Festigkeit zu erwarten, wenn ein Krieg zwischen Rußland und Deutsch land ausbrach. So war denn auch die Haltung der Pariser Staats männer nach der Ermordung des österreichischen Thron folgers: Frankreich hatte alles auf die Karte Rußland ge setzt. fürchtete aber doch, von Deutschland überrannt zu werden, und bot daher alles auf, England zur kriegerischen Hilfe zu bewegen. Die französische Nation scheute vor dem Krieg zurück und ließ sich doch hineinziehen, da ihre Machthaber niemals so weit gehen konnten, um mit Deutsch land dort zum Frieden zu mahnen, wo er bedroht war: in Rußland. Sie hofften, Deutschland würde vor der Gefahr zurückschrecken; wenn nicht, ließen sie es auf Krieg ankommen, denn, wenn je, so mußte jetzt die Wieder eroberung Elsaß-Lothringens gelingen, tnit Hilfe der zwei mächtigsten Reiche, die Frankreich in jahrelanger Arbeit zur Vernichtung des verhaßten Deutschlands zusammengefühlt hatte. So ging Frankreich, von keinem Feinde bedroht, sieges gewiß in einen Krieg, der zu seinem Untergang führen sollte. sranzöMcke Grausamkeit. Ueber die unmenschliche Behandlung deutscher Ariegs- gefangener durch die Franzosen gibt die folgende eidliche Aussage -es Unteroffiziers L. Aufschluß: L., der durch Granatsplitter am Huß, einen Schuß durch den Arm, der die Schlagader traf, und durch einen Lungen schuß schwer verwundet in die Gewalt der Heinde fiel, wurde sofort nach der Gefangennahme vollständig ausgeplündert. Als er sich hierbei bewegte, erhielt er einen Bajonettstich in den Unterleib. Durch Äolbenstöße und Fußtritte wurden ihm verschiedene Rippen gebrochen. Alsdann wurde der auf das roheste Mißhandelte an den Beinen zur nächsten Feldwache geschleift und von da zum verhör in den Aom- mandanturunlerstand gebracht, der, allen völkerrechtlichen Vereinbarungen Hohn sprechend, durch die Sanitätsflagge geschützt war. Da L. zu schwach war, um verhört zu werden, wurde er — nachdem ihm alles bis auf den Waffenrock fortgenommen war —, ohne Decke oder sonstigen Schutz auf eine Aarre gelegt und in der eisigen Winternacht drei Stunden weit bis zum nächsten Lazarett gefahren. Trotz seines Flehens wurde ihm sogar ein Schluck Wasser versagt. Im Lazarett wurden ihm beim Verbinden von einem französischen (Offizier die Tressen und Schützenschnüre ab gerissen und ihm ins Gesicht gespuckt. Während die fran zösischen Wachtmannschafren mehrere leerstehende Betten für sich in Anspruch nahmen, wurde L. nach dem verbinden auf etwas Stroh dicht bei einer Tag und Nacht offen stehenden Tür auf den Boden gelegt. Hier mußte er tage lang liegen bleiben, wodurch er sich ein schweres Blasen leiden zuzog. Die Ernährung war völlig ungenügend. Der versuch eines mitleidigen französischen Sanitäters, ihm etwas Wilch zukommen zu lassen, wurde in gemeinster Weise von den übrigen verhindert Zu allen diesen Leiden kam noch hinzu, daß L. fast täglich von Offizieren wie Soldaten beschimpft und bespuckt wurde. Ungeheuerlich war auch di« Behandlung im Gefangenen lager Romans, wohin L. etwa ein halbes Jahr später übergeführt wurde. Dir Verpflegung bestand zum größten Teil in einem faßt ungenießbarem Brot sowie Suppe aus diesem Brot und einem Becher Aaffee. Das Fleisch, das die Gefangenen dreimal wöchentlich erhalten sollten, wurde ihnen — soweit es genießbar — von der Wachtmannschaft fortgenommen. Eine große Reihe Gefangener starb an Hungertyphus. Um die Gefangenen zu zwingen, in den Aielallfabriken zu arbeiten, wurde der geringste Anlaß zanr Vorwand genommen, um sie — Mannschaften wir Offiziere — eng zusammengepfercht bei Wasser und Brot auf bloßer Erde einzusperren. Die gleichen Verhältnisse herrschten im Gefangenenlager Bar-sur-Nette, so daß sich selbst Akademiker dazu drängten, bei den Bauern arbeiten zu dürfen. Denn, wenn sie auch dort nur Gefangenenkost erhielten, hatten sie dort auch die Möglichkeit, sich hin und wieder etwas Eß bares zu beschaffen. Pakete, die die Gefangenen aus -er Heimat erhielten, wur-en, besonders, soweit es sich um Eßwaren handelte, vor den Augen der Gefangenen beraubt. Der übrige In halt wurde, — angeblich um ihn auf geheime Schriftstücke zu untersuchen —, mehr oder weniger unbrauchbar gemacht. Die Leiden -es L. endeten erst mit einer Internierung in der Schweiz, die aüf Grund ärztlicher Untersuchung erfolgte. Auf der Sammelstelle der Austauschgefangenen in Tours wurden die armen Urüppel und Schweroerwundeten derart roh behandelt, daß viele noch dort ihren Leiden erlagen. Nur durch die schärfsten Repressalien wird man den Franzosen den ihnen angeborenen Hang zu derartigen Ge meinheiten austreiben. Die scharfen Maßregeln der deut schen Regierung haben in manchen Punkten Besserung ge schafft; sie werden fortgesetzt werden, bis allen deutschen Gefangenen ist Frankreich ein menschenwürdiges Los zutril werden wird. Letzte Orahtberichte tz« „Wilsdruffer Tageblatt»«". Weitere Vernichtung feindlichen Schiffsraumes. . Berlin, 2. Mat. Amtlich wird, gemeldet: Auf dem ^nördlichen Kriegsschauplatz wiederum 19 000 Br.-Reg.-To^ vernichtet. j Zwei Dampfer wurden im Ärmelkanal aus stark gesichertes Geleitzügen herausgeschossen. Namentlich sestmiellt wurden» ider engliche Dampfer „Knight Templar" (7175 Br.-Reg.-To.I Md der englische Raaschuner „Wilson". Brand einer der größten österreichischen Mühlen. Prag, 3. Mai. (tu.) I« der vergangene« Nacht ist die größte Mühle Oesterreichs, die Odkolk-Mühle in Wysetschan, ans bisher «och «na«fgeklärten Ursache« vollständig ei« Raub der Flammen geworden. Das Feuer entstand gegen 3 Uhr morgens und dauert zur Stunde noch an. Die zur Zeit des Brandes in der Mühle beschäftigten Arbeiter konnten sich rette«. Es gelang den Feuerwehren, den Brand auf seinen Herd zu beschränken. Die Lager find größtenteils eingeäschert. Der Schade« wird aus einige Millionen Kronen geschätzt. Nach verschiedene« Gerüchte« sollen 1V Waggons Ge treide vernichtet worden sei«, «ach ««deren ««r ein halber. Die englischen Häfen gesperrt. Bern, 3. Mai. (tu.) Der „Temps" meldet aus London, daß die englische« Häse« seit Diens tag früh gesperrt find. Es gehr« i« London und Paris Gerüchte um von bevorstehende« wichtigen Ereignisse« zur See. China sendet 1 Million Soldaten nach Frankreich. Kopenhagen, 3. März, (tu.) Der Loudouer Korrespondent der „National Tidende" drahtet: Nach einem Washingtoner Telegramm haben die Führer der dort eingetroffene« chinefischen Mission erklärt, daß China willens sei, aus den Wunsch der Entente 1 Million voll ansgerüsteter und ausgebildeter Soldaten nach Frankreich zn senden und daß es auch bereit sei, deu erforderlichen Schiffsraum zur Verfügung zu stellen. Opposition gegen die Bewilligung neuer serbischer Kriegskredite. Bern, 3. Mai. (tn.) Das serbische Presse bnrea« meldet aus Korfu: Bei der Abstimmung über die KriegskreLite im Betrage von 250 MU- Neueste Meldungen. Protest gegen Rumäniens Einverleivnngspläne. Zürich, 2. Mai. Aus Petersburg wird gemeldet, daß dm .russischen Sowjets gegen Rumäniens Plan, Beßarabien sich gewaltsam anzueignen, formell Einspruch erhoben. Rußland angeblich wieder kriegslustig. , Haag, 2. Mai. Londoner Blätter behaupten, daß mast ri» Rußland sich ernsthaft mit dem Gedanken trage. Vock ineuem am Kriege teil-unchmen. Friedensregungen in Paris. , Genf, 2. Mai. In Frankreich ist die schwankend» Haltung Ler Kammerlinken in der Wcltfriedensfrags einer entschiedenen Parteinahme für sofortige Frieden-- Anbahnungen gewichen. Scmbat bringt in der »Humanit«^ dieses dringende Verlangen zum Ausdruck. SembatS Artikel entspricht den Anschauungen nicht bloß der Kammer- Sozialisten, sondern auch der radikal-sozialistische» Sig^ Saldier. Englischer Staatshaushalt. „ London, 2. Alai. Das neue Finanzgesetz wurde im Unter» baust eingebracht. Die ganze im diesmaligen Staatshaushalt enthaltene Summe beträgt 842 Millionen Pfund, oder meh^ M lü'/« Milliarden Mark. lio«e« Dinar i« der Sk«ptschi«a verließ die Opposition deu Saal «ad verhinderte dadurch die Abstimmung. Innere Umwälzung in -er Ukraine. Berlin, 2. Mai. (wtb.) In der Ukraine ist die alte Rada und die bisherige Regiernng in Kiew von de« Bauervdeputierten gestürzt worde«. Die ne«e Regier««g hat sofort erklärt, sich auf den Boden des Brest-Litowsker Frieden zu stellen. Wie weiter berichtet wird, find die in Kiew ver haftet gewesenen Personen inzwischen aus der Hast entlaffe« worden. Die Verhaftungen hingen übrigens nicht mit der politischen Umwälzung in der Ukraine znsamme«. Rah und Zern. o Eine Erweiterung der Leipziger Messe. Vom Derbst 1918 ab wird der Leipziger Messe unter der Be zeichnung Baumesse eine neue Abteilung angegliederl werden. Die Baumesse wird sich auf Lie Herstellung, Lek Vertrieb und die Bearbeitung jedweden Bau- unq Wohnbedarfs, auf die Bauausführung und BaugestaltunH erstrecken. o Die älteste Apotheke Deutschlands. Die RatS^ apotheke in Hildesheim konnte ihr 600 jähriges Bestehen feiern. Mit diesem Alter darf sie den Anspruch erheben, die älteste Apotheke Deutschlands zu sein. Der Name deS ersten Apothekers ist der Nachwelt erhalten. Er hieß Reiner und wird in den Annalen als Apothekarius und Gewürzkrämer aufgeführt. Später hat der Rat die Apo theke erworben, und seit dem Jahre 1518 befindet sie sich !an jetziger Stätte. p Anzughamster. Einem Schneidermeister in Köln waren kürzlich von einem Elternpaar 11 verschiedene Stoffe für einen Anzug für den Sohn vorgelegt worden. Der Schneidermeister erklärte, daß manche Kriegsgewinnler ßch 10 Anzüge auf einmal machen ließen. Eine Dame habe 15 Kostüme auf einmal gekauft. Dabei gibt eS Millionen von Menschen, die kaum noch das Nötigste haben, um ihre Blößen decken zu können, und Gefahr laufen, »ei längerer Dauer des Krieges nackt wie Adam herum- uufen zu müssen. s Dorpat wieder deutschsprachige Universität. Die Universität Dorpat wird wieder in der Art, wie sie vor ihrer Verrussung bestand, eingerichtet werden. Der Ge schichtschreiber Osteuropas, Prof. Theodor Schiemann, ist zu ihrem Kurator ernannt. . » Ein französisches Handelsschiff gesunken. Nar^ einer Haoasmeldung ist beim Zusammenstoß eines franzL, fischen Handelsschiffes mit dem französischen Unterseebo^ „Prairial' das Handelsschiff gesunken. Nur «in Teil deß Besatzung konnte gerettet werden. S Um Bolo Paschas Erbschaft. Wie französische Blätter mitteilen, weiß man nicht, was mit Bola PaschaB Hinterlassenschaft geschehen soll. Frau Bolo-Müller komm, als Erbin nicht in Betracht, weil Bolo in Doppeleh» gelebt habe. Als legitime Frau komme nur die erst« Gattin in Frage, die Anspruch auf das halbe Vermöge« habe. Die Regierung wolle jedoch ein Gesetz vorbereitend das ihr das Recht gebe, die 10 Millionen, die Bolo er halten habe, zu beschlagnahmen. S Tirol ohne Fremdenverkehr. Der Landwirtschaftsr rat für Tirol und Vorarlberg hat sich in einmütigem Be schluß für das uneingeschränkte Verbot des Zuzuges aus wärtiger Fremder für 1918 ausgesprochen. Da in den fÄ den Sommerfrischleroerkehr in Betracht kommenden Ge meinden durchweg Lebensmittel nicht in dem Maße zwl Verfügung stehen, daß die Gemeinden auch nur in be scheidenem. Maße die Verpflegung der Sommergäste auI sich nehmen könnten, hat die Statthalterei für Tirol una Vorarlberg die Bezirksbehörden ermächtigt, die Ausä stellung von Lebensmittelkarten an Sommergäste zu ver( weigern T Amerikanischer Deutschenhaß. Zwanzig hervor ragende Mitglieder der Newyorker Metropolitan-Ove wurden verabschiedet, weil sie deutsche oder österreichisch ungarische Staatsangebärige sind. Die Direktion zs lwrckae, ohne Einspruch zu erheben, den Anordnungen dk. Staats d epartements, S Millionenschwindelcien bei den vberitalienischen ktaatsbahnen. Die oberitalienischen Staatsbahnen sind on einer Schwindlerbande um zwei Millionen betrogen aorden. Zahlreiche Verhaftungen in dieser Angelegenheit anden in Mailand und Turin statt. Die Rädelsführer nd ein alter Verbrecher namens Felice Cantu und ein nsenbahnadjunkt Riccardo Bottalini. Die Schwindeleien cregen großes Aussehen. o Schwerer Unfall auf einer Fähre. Oberhalb Eß lingen stürzte auf dem Neckar eine mit mehr als 60 Pe» sonen besetzte Fähre uni; sämtliche Personen stürzten in Wasser. Viele konnten sich selbst retten, andere wurd: von herbeigeholten Leuten aus dem Wasser gezogen. Bi jetzt wurden 14 Leichen geborgen. Man nimmt an, dc insgesamt 20 bis 30 Personen bei dem Unfall ums Lebei kamen. o 1800 Mark für einen Wurf Ferkel. In Bierd in Hannover verlauste ein Landwirt einen Wurf Ferke > von 12 Stück zum Preise von 5 Mark für das Pfund Da die Tiere durchschnittlich 30 Pfund das Stück wogen „äeknsuckt" ^ur ver ciie 5efin5u<Ht kennt, vvZss vor VF