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VI Fleischbeschau. I. Die Fleischbeschauer und Trichinenschauer eines Schlachtbezirkes haben abwechselnd nach Vereinbarung mit dem Hauptschlächter die Beschaufälle an den Schlachtstätten zu erledigen. Inwieweit sie bei der Rechnungsführung und der Fleischvsrteilung helfend Mit wirken, bleibt ebenfalls ihrer Vereinbarung mit dem Hauptschlächter überlasten. 2. Die bisher von der Gemeinde des Schlachtortes zu ersetzenden Fleischbeschauerge bühren werden nunmehr zunächst von der Schlachtstätte ausgelegt und dann an teilig nach der Zahl der fleischversorgungsberechtigten Personen auf die einzelnen Gemeinden des Schlachtbezirkes umgelegt Die Abrechnung erfolgt vierteljährlich nach dem Kalendervierteljahr. VIl. Schluß- und Strafbestimmungen. l. Unberührt bleiben die Bestimmungen über das Aufkaufsrecht der Fleischer auf Be zugsscheine, die Verpflichtung der Fleischversorgungsberechtigten, sich Fleischbezugs scheine vom Vorsteher des Fleischversorgungsbezirkes ausstellen zu lassen, und die Aufsichtspflicht des Vorstehers des Fleischversorgungsbezirkes über die Fleischversorgung des Bezirkes. 2. Strafbestimmung: Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen der vorliegenden Bekanntmachung werden gemäß Z 18 der Verordnung des Kriegsernährungsamtes vom 19. Oktober 1917 (R. G. Blatt S. 949 flg.) mit Gefängnis bis zu einem Jahr und mit Geldstrafe bis zu zehntausend Mark oder mit einer dieser Strafen bestraft. 3. Diese Bestimmungen treten mit dem 20. Mai 1918 in Kraft. Meißen, am 2. Mai 1918. Nr. 311 II I.. A>«» Der Kommanalverband Meißen-Land. Anlage O Schlachtstätte dazu gehörige Fleischversorgungs bezirke Haupt schlächter Rechnungs führer Trichinen- und Fleischbeschauer Weinböhla (Bielitz, Weinböhla, Nie derau,Großdobritz Bielitz Hamisch Härtig-Weinböhla, Schild-Niederau, Sachse-Großdobritz, Reichler-Jessen, Härtel-Weinböhla. Coswig (Donath) Coswig, Brock witz, Sörnewitz Donath Fleischbeschauer Ring-Söcne- witz Ring-Sörnewitz, Lucius Brockwitz. Obermeisa (Riemer) Lommatzsch-Stadt (Martin) Lommatzsch-Land (Otto) Obermeisa, Zehren, Zadel, Bahra Lommatzsch-Stadt Lommatzsch, Lautzschen, Lommatzsch-Alt lommatzsch, Lom matzsch-Südwest, Lommatzsch- Südost Riemer Martin Zieger Lroschütz- Zehren Bankkassierei Müller Voigt-Fischergasse, Wachs Althirschstein, Holschowsky-Zadel, Taubert-Zehren, Pappermann-Ober- lommatzsch. TierarztKunze-Lommatzsch Borsdorf-Lommatzsch. Damme-Scheerau, Weigert-Meila, Weigert-Zschochau, Müller-Schieritz, Liesche-Daubnitz. Leuben (Krause) Rüsseina Leuben, Ziegen hain, Mutzschwitz Rüsseina Krause Clauß Hänsel Gem.-Vorst. Lindner ' Hänsel-Leuben, Triebe-Krepta, Schmidtchen Nieder stötzwitz, Löwe-Raußlitz. Klotz-Priesen, Thomas-Starbach, Krumbiegel-Choren. Schlachtstätte dazu gehörige Fleischversorgungs bezirke Haupt- schlächter RechnungS führer Trichinen- und Fleischbeschauer Nossen (Tscharntke) Nossen Leutert Registrator Kubig Tierarzt Thierfelder- Nossen, Näther-Nossen, Aurich-Ilkendorf, Buhlig Nossen, Fleischer-Deutschenbora. Wendischbora (Georgi) Wendischbora, Deutschenbora, Mahlitzsch Georgi Lohse-Katzen berg Lohse-Katzenberg, Erler-Deutschenbora, Braune-Heynitz. Siebenlehn (Heinrich) Siebenlehn, Obergruna Mende Naumann Löwe-Siebenlehn. Reinsberg (Voigt) Reinsberg, Dittmannsdorf, Bieberstein, Hohentanne Voigt Klotzsche-Ditt mannsdorf Gretschel Dittmannsdorf, Henker-Bieberstein. Limbach (Scharfe) Limbach, Neu kirchen, Tanne berg,Blankenstein Scharfe HannS-Neu kirchen Pratersch-Limbach, Rüter-Tanneberg, Schöne-Neukirchen, Schurig-Rothschönberg. Wilsdruff Wilsdruff, Bret- Ortsrichter Vetsrinärrat Beeger (Bretschneider WeiStropp, Klipphausen, Röhrsdorf schneider Gerlach Wilsdruff, Schulze-Klipphausen, Scheffler-Röhrsdorf, Döring-Weistropp, Harder-Wilsdruff, Reinhardt-Wilsdruff. Grumbach (Bohr) Grumbach, Herzogswalde, Kesselsdorf Bohr Nötzold- Herzogswalde Kühne-Grumbach, Schanze-Herzogswalde, Teichmann-Helbigsdorf. Gruben , (Ring) Gruben, Gauer nitz, Niederwartha Taubenheim Ring Gemeindevor stand Lerche Taubmann-Gruben, Liebschner Taubenheim. Robschütz Robschütz,Miltitz, Thiele Winkler Kretzschmann-Meißen, (Thiele) Roitzschen Roitzschen Erfurth-Kottewitz, Schulze-Questenberg. Krögis (Starke) Krögis, Raußlitz Starke Postverwalter Seifert Kluge-Kleinkagen, Güldner-Nössige. Einmalige Seifenzulage von 50 Gramm. Laut Verordnung des Herrn Reichskanzlers vom 9. April 1918 (Reichsgesetzblart Seite 181) dürfen während der Monate April oder Mai 1918 einmal 50 Gramm K.-A.-Seife gegen Vorlage der Seifenkarte über die sonst vorgesehene Menge Feinseife hinaus abgegeben werden. Der Veräußerer ist verpflichtet, die Abgabe auf dem Stamms der Seifenkarte unter Angabe des Datums mit Tinte oder Farbstempel zu vermerken. Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen des vorstehenden Absatzes werden mit Gefängnis bis zu 3 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 1500 M. bestraft. Meißen, am 3. Mai 1918. Nr. 956 b II k. W8« Die Königliche Amtshauptmauuschast. Marmeladeverteilung.L^ deten Marmelade erfolgt ab 7. Mai. — Abgegebe« werde» 300 Gramm siir 58 Psg. Wilsdruff, am 5. Mai 1918. Los«, Der Lebensmittelvorsteher. Südwestfinnland vom Feinde befreit. Drinnen und draußen. <Am Wochenschluß.) Die letzten Tage, die wir durchlebt haben, find von -irrem besonderen Ernst und von einer besonderen schwere: draußen und drinnen. Wir haben im Innern die schweren Kämpfe um die Entscheidung über daS preußische Wahlrecht, und wir haben draußen an der Front das schwere Ringen um die Entscheidung. Jeder von uns weiß, daß so große Dinge nicht leicht zum anten Ende zu bringen find, aber jeder von uns sollte sie weswegen mit doppelter Ruhe und Überlegung betrachten and, wo immer er kann, in solcher Gesinnung fördern. Der Kampf um das preußische Wahlrecht hat ein« iange Geschichte, und Sturm und Drang sind an vielen stellen seine Wahrzeichen gewesen. Es ist aber kein Wunder, sondern eine geschichtliche Selbstverständlichkeit, >aß die Dinge sich zuspitzen mußten, je mehr sie sich ihrem mdgültigen Abschluß näherten. Die Szenen, die wir in ien letzten Tagen im preußischen Abgeordnetenhause er- ebten, brauchen uns von solcher historischen Betrach- ungsweise aus nicht sonderlich aufzuregen, sondern nüsien im geschichtlichen Fluß der Dinge als etwas Natürliches und Notwendiges hingenommen werder Es sind Parteien und in den Parteien Menschen, di um bestimmte Ziele und Rechte kämpfen, dis Altgewohnte! verteidigen oder Neuersehntes erringen wollen. Es geh n solchen Fällen hart auf hart, aber die Zeit geht auä Iber die härtesten Stunden hinweg, mildert und gleich sie schärfsten Gegensätze aus. Die Geschichte geht, wb vir längst wissen und je länger desto gründlicher be ireifen, nicht in Gegensätzen vor sich, sondern in eine, illmählichen Steigerung, bei der eins aus den mdern wächst, ohne das erste völlig zu vernichten. ?s ist deshalb auch mit Sicherheit anzunehmen, !Die Frau mit den Karfunkels steine«. > Roman von E MarkitL 50j Es würde auch ihm gewiß, wie inir, ans Herz ge gangen sein, das prächtige Kind draußen vor der Tür stehen zu sehen, und deshalb möchte ich Sie bitten, dem kleinen Kurrendeschüler die gegebene Erlaubnis von heute ab zu verweigern und mir die Freuüq zu gönnen —" Sie schob heißerrötend die Hand in die Tasche. . „Nein, kein Almosen!" rief Frau Lenz fast wild und legte die Hand auf den Arm der jungen Dame. Sehen Sie," — sie zeigte nach einer großen Korbivann« im Fensterbogen, die bis an den Rand mit bunte, Stickerei gefüllt war — „das ist lauter fertige Arz beit! Wir brauchen vorläufig nicht zu darben, und später wird Gott helfen! Max soll nicht miede, aus der Straße singen ich verspreche es Ihnen heilig und teuer! Er wird zwar jammern, aber er mu« sich hineinfinden." Margarete nahm ore vrecyre oer allen Frau rn ryre Hände und drückte sie warm. „Ich kann Sie verstehet und werde gewiß nicht wieder so plump mit der Tür rnsj Haus fallen," sagte sie mit einem flüchtigen Lächelns Sie werden mir dagegen gewiß erlauben, das Kind nach wie vor lieb zu haben und seinen Lebensgang im Auge zu behalten." „Wer weiß, Fräulein — die Verhältnrne wan deln oft ganz plötzlich die scheinbar festesten Ansichten! !— iver weiß, wie Sie nach vier Wochen darüber den ken!" erividerte Frau Lenz mit schwerer Betonung. „Nicht anders als heute auch, dafür möchte ich meinen alten Kopf verwetten!" rief ihr Mann ganz enthusiastisch. ,.Jch habe das kleine Gretchen in seinen? Lun und Wesen beobachtet, als es noch im Hose spielte.! > Es gehört eine starke Geschwisterliebe und Aufopferungs fähigkeit dazu, immer wieder das geduldige Pferd chen eines verzogenen, kränklichen Bruders zu sein und sich widerstandslos schlagen und peinigen zu lassen. Und ich weiß, das Weltleben draußen hat von dem reichen Fonds nichts genommen — das hat der alte Lenz gleich in den ersten Tagen nach der Rück kehr an sich selbst erfahren." Margarete hatte sich währenddem erhoben — sie war ganz rot und verlegen. „Nun, dann haben doch wenigstens ein paar Augen die wilde Hummel nach sichtig beurteilt," sagte sie lächelnd. Sie reichte den beiden alten Leuten, Abschied neh mend, die Hand und verließ, von ihnen bis zur Treppe geleitet, das Packhaus. Sie ging weit gedankenvoller, als sie gekommen war . . . War das ein köstliches Zu sammenleben in dem alten Hause da hinter ihr! Je heftiger das Schicksal aus die Herzen einstürmte, desto enger schlossen sie sich aneinander an. Ihr Blick flog unwillkürlich über das vornehme obere Stockwerk des Vorderhauses — da herrschte frei lich ein anderer Geist, „Anstand, gute Sitte, Kon- venienz" nannte ihn die Großmama, und „verknöcherte Selbstsucht, gepaart mit verachtungswürdigem Unter werfungstrieb gegen Hochgestellte", der alte Mann, der lieber einsam draußen auf dem Lande lebte, als daß er die Eisesluft atmete, in welcher sich die distin guierte Frau Gemahlin gefiel. War es da ein Wunder, wenn Herbert — aber nein, selbst im Geiste durste sie ihn nicht mehr durch das Vorurteil kränken, daß er herzlos sei! ... Er war gut zu ihr. Er hatte ihr sogar zweimal nm Berlin geschrieben, fürsorglich, als sei er ihr Vor mund. Und sie hatte ihm geantwortet. Daraufhin war er ihr bei ihrer Rückkehr auf die letzte größere Station entgegengekommen, in dem doch so zartsinni gen Wunsche, ihr das Wiederbetreten des vereinsam ten Vaterhauses in etwas zu erleichtern Las Halls' öle Großmutter freüich mchl ersayren; fte hätte diese Zuvorkommenheit und Herablassung des Herrn Landrats gegen das junge Ding, die Grete, »sicher nicht gebilligt, schon aus rein Grunde nicht, weil sie ihr das Leid angetan hatte, durchaus nicht Aaronin von Billingen werden zu wollen. Die alte Dame hatte bitterböse darüber an ihre Schwester und Margarete geschrieben .... Wie Herbert über daS Scheitern dieser Wünsche dachte, das war dem jungen Mädchen bis zur Stunde dunkel geblieben. Er hatte die delikate Angelegenheit in keinem seiner Briefe erwähnt, und sie war auf ihrer Hut gewesen, auch nur mit einem Worte daran zu rühren . . . Mit diesen abschweifenden Betrachtungen war sie, längst in die Hofftube zurückgekehrt und hatte dir Geldrolle wieder in den Kasten des Schreibtisches glei ten lassen — unter einem abermaligen Erröten. So konnte und durfte sie ihre Teilnahme für den kleinen Mar nicht wieder betätigen wollen — der Weg war ihr verschlossen. Sie fühlte sich machtlos; oie Vcr- »hältnisse übersehen und wissen, wie da zu wirken sei, das konnte nur ein Mann. Sie nahm sich vor, mit Herbert darüber mal zu sprechen 19. Seitdem waren zwei Tage verstrichen. Der Land rat war noch nicht zurückgekehrt, und deshalb herrschte tiefe Ruhe auf der sonst so belebten Treppe und im oberen Stock. Margarete ging jeden Morgen pflicht- schuldigst hinauf, um der Großmama guten Tag zu sagen. Das war stets ein saurer Gang; denn die alte Dame grollte und zürnte noch heftig. , Sie schallt zwar nicht laut — Gott behüte, nur keine offenkundige Leidenschaftlichkeit! Der gute Ton l;at ja dafür feinere und desto sicherer treffende Waf fen: Messerschärfe in Blick und Stimme, und Dolch- und Nadelspitzen auf der Zunge. Aber diese Art und Weise des Angriffs empörte die Enkelin doppelt, und sie brauchte oft ihre ganz Selbstbeherrschung, um ge- /affen uno schwergeno zu^errragen ... -