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Grenze festgestellt worden ist, fahren deutsche Torpedob-wt- ungebindert aus und ein. Der englische Mißerfolg bei Zeebrügge. Berlin, 26. April. Amtlich wird gemeldet: Nach Reutermeldungen sollen nach England zurückgekehrte Leute der Landungsabteilung des gegen Zeebrügge angesetzt gewesenen Angriffs- geschwaders ansgesagt haben, daß alle Geschütze, Schuppen und Munitionsvorräte auf dem Hafen damm zerstört und die Schleusentore in die Luft ge sprengt worden seien. Diese Behauptungen sind von Anfang bis zu End« frei erfunden. Außer den geringfügigen bereits ausi gebesserten Zerstörungen in der Molenverbindung haben die Engländer durch ihre Unternehmungen nicht daH mindeste erreicht. Es ist nicht eine einzige der auf der Male befindlichen militärischen Einrichtungen auch nur in Mitleidenschaft gezogen worden. Bis auf die bereits ge^ meldete leichte Beschädigung eines einzigen Torpedobootes sind auch keinerlei Zerstörungen an irgendeinem U-Boot; Torpedoboot oder sonstigem Fahrzeug erreicht worden! Auch an die Schleusen ist der Feind weder nnt Sprengungen^ noch durch Geschützfeuer herangekomwen. Die gesamten Hafeneinrichtungen Zeebrügges sind vielmehr völlig '.uu versehrt und voll betriebsfähig. Kleine Knegsvost. Danzig, 26. April. Generalfelümarschav v. Hinvenvur» bat auf ein Telegramm des Nationailiberalen Veroanües füH Westpreußen geantwortet, es werde nichts Unterlasten, um euch ausreichende Sicherung unserer Ostgrenze zu erwirken, l Wien, 26. April. Bei einem Vorstoß leichter Seestreit kräfte in die Straße von Otranto wurde ein italienischer Zerstörer außer Gefecht gesetzt, ein anderer schwer beschädigt. Die österreichisch-ungarischen Schiffe batten weder Verluste noch Beschädigungen. Dom Tag*-. In Evernap, wo es den guten Champagner gibt, haben sie jetzt zu oen vielen Karten, mit denen die». Kneg dir Welt bereits beglückt hat, noch die „Un^ecnandskarre" hinzu erfunden. Jeder Einwohner erhält .me Karte, die -hm das" Anrecht auf einen Platz in einem bombensicheren Keller gibt !Die Sache läßt sich hören — vorausgesetzt, daß in den Kellern noch so siel Schaumwein liegt, daß man über die deutschen Fliegerangriffe mit einem fidelen kleinen Rausch hinwe^kommt. * Von Zeebrügge und Ostende Hofft John Bull des Krieges Wendet Kriegen kann er sie mit Nichten, Aber siegen in Berichten, Und es wird da so gelogen, Daß die Mole sich gebogen. Kann ihn wohl des Kings Depesche Trösten über seine Dresche? Futsch find all die schönen Kreuzer Offenbar schon jetzt bereut's er; Unsre U's doch bleiben flügge In Ostende und Zeebrügge! Amerika will das unlängst gegebene Versprechen, ven .Holländern drei Schiffe mit Getreide zu schicken, wiedeH zurückzieben, wenn die holländische Presse, die Herrn Wilsoil »der Doppelzüngigkeit bezichtigt, nicht sofort auf kusch! Hörr jUnd wieder schön tut. Das sieht ihm ähnlich, dem Onkel auß Amerika! Er möchte sich der übernommenen Verpflichtung iwieder entziehen, und da er keinen einleuchtenden Grund da« jfür hat, schafft er sich einfach einen. Gründe find auck «och i» ldiesen Wucheryreiszeiten billig wie Brombeeren' Deutscher Reichstag, (184. Sitzung.) OL. BerUn. 36. April. Präsident Paasche verliest ein Dankschreiben des komman dierenden Generals der Luststreitkräfte für die Trauerkund^ gebung aus Anlaß des Heldentodes des Rittmeisters Freiherr» ,v. Richthofen. Eine Reihe kleiner Anfragen wird in der üblichen Weise beantwortet. Auf eine Anfrage des Abg. Gebhart (kons.), ob nicht wegen der groben Kupfer beute im Westen die Ablieferung der beschlagnahmten kupfernen Apparate der landwirtschaftlichen Brennereien hinausgezögerr »erden könne, erklärt der Vertreter des Kriegsministers, daß die Ablieferung sich nicht hinausschieben lasse. Uber den Um fang der Kupferbeute stellt er spätere Mitteilung in Aus« sicht. Auf eine weitere Anfrage desselben Abgeordneten! erklärt ein Vertreter des Neichswirtschaftsamts, daß von dem zur Bert« ung gelangenden Altkleidungsstücken ein Drittel den Landarbeitern zugebilligt werden solle. Auf eine Anfrage des Abgeordneten Wendorff (Vp.) über die Beschränkung des Fremdenverkehrs antwortet Unterstaatssekretär im Kriegs^ ernährungsamt v. Braun, die neuen Maßnahmen sollen lediglich den Landaufenthalt wirklich erholungsbedürftiger Personen sichersiellen. Der Reichskanzler könne weder eine! Aufhebung noch eine Milderung des Erlasses in Aussicht stellen. Dem Abgeordneten Landsberg (Soz.), der wegeH Schießereien auf den Straßen der Stadt Magdeburg anfragt, verspricht ein Vertreter des Kciegsministers erneute Vor« kehrungen gegen eine Wiederholung solcher Vorgänge. Die Besprechung von Bittschriften, die dann folgte, bezog sich im wesentlichen auf Kriegsunterstützungen, wobei der Berichterstatter darauf hinwies, daß Eingaben an den Reichs tag nur erfolgen könnten im Falle glaubhafter Bedürftigkeit,- nach Erschöpfung des ganzen Instanzenweges und unter voll ständiger Beifügung der Gründe des ablehnenden Bescheides. Eine Eingabe der Stettiner orthopädischen Schuhmacher umj Freigabe von Leder in größerem Umfange wurde Ler Re gierung als Material überwiesen. Abg. Brühne (U. Soz.): Es müssen überhaupt größere^ Lederbestände für Sohlenbeschaffung freigegeben werden. Sonst', nüsten sogar nächstens die Mitglieder des Reichstags auf- polzsohlen hierher kommen und dann wäre es mit der Leise- ! reterei vorbei. (Große Heiterkeit.) - Damit ist die Tagesordnung erschöpft. Die nächste Sitzung j Kdet Mittwoch, 1. Mai statt. politische Rundschau Deutsches Reick In der letzten Sitzung des Bundesrats wurde« angenommen die drei Entwürfe, erstens einer Bekannt« machung über die Geltendmachung von Ansprüchen vo« Personen, die im Auslande ihren Wohnsitz haben; zweitens ,einer Bekanntmachung über die Fristen des Wechsel- uns Scheckrechts für Elsaß-Lothringen; drittens einer Bekannt! machung über die Vornahme einer Wohnungszählung. * Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Drj d. Kühlmann machte am Donnerstag den Parteiführern vertrauliche Mitteilungen über den Friedensschlutz mit Rumänien. Aus dem Berichte des Staatssekretärs get Mannen die Teilnehmer an Ler Besprechung den Eindruck daß der formelle Abschluß des Friedensvertrages mit Rumänien in kürzester Frist erfolgen wird. — Nachdem der Staatssekretär geschlossen hatte, nahm der Reichstags! Vizepräsident Dr. Paasche das Wort, nm dem Unwilleff der Anwesenden darüber Ausdruck zu geben, wie gegen den Staatssekretär mit persönlichen Verdächtigungen g« kämpft werde. Dr. v. Kühlmann ist nach Wien gereist! von wo er sich in Gemeinschaft mit dem österreichisch! ungarischen Minister des Äußern Baron Burian nach Bukarest begibt. In den nächsten Tagen wird die Wiederaufnahme de» Postverkehrs mit der Ukraine stattfinden. Deß Postverkehr zwischen der Ukraine und der Türkei, sowie mit Österreich-Ungarn ist bereits ausgenommen. In nächstes Leit werden sich Vertreter des heimischen Holzhandel» «ach der Ukraine begeben, um hier festzustellen, in welchem Umfange und in welcher Form sich die ukrainischen Holz« Vorräte dem heimischen Bedarf nutzbar machen lassen. Auch die heimische Fettindustrie beabsichtigt, eine Sachverständige»' Kommission nach Klein-Rußland zu entsenden, um di» Möglichkeit einer größeren Speisefetteinfuhr auS der Ukraim M prüfen. Es steht fest, daß in der Ukraine größere Fett exportmöglichkeiten vorhanden sind. Rinder- und Scha? talg hat dort bisher nur für technische Zwecke Verwendung gefunden. Österreich-Ungarn. x Die ungarische Ministerkrise ist noch nicht gelöst) da in letzter Stunde die Kabinettsbildung SzterenyiS scheiterte. Szterenyi hatte den Parteien Vertagung der Wahlreform bis zum Herbste vorgeschlagen, er fand aber nicht die Unterstützung aller Beteiligten, da man die Zu« sicherung der Auflösung des Parlaments verlangte, falls dann die Wahlreform nicht zustande komme. Aller Wahr scheinlichkeit nach wird ein Parteiministerium mit Wekerl» oder Szterenyi an der Spitze gebildet werden. — Die öster reichische Ministerkrise ist beigelegt. Das Kabinett -Seidler bleibt im Amte, nachdem sich Ritter o. Seidler .mit den Führern der Mehrheitsparteien geeinigt Hai. Südafrika. X über das Wiederaufleben der Burenbewegung wiris von Schweizer Blättern gemeldet: Der südafrikanisch« Verkehrsminister Burton warnte in einer großen Rede di« Nationalisten vor der sich immer mehr ausbreitendeS republikanischen Propaganda. Wenige Tage später wurds im Parlament die Absendung einer Glückwunschdeprsch« an General Haig von den Nationalisten verweigert und Senator Mareis erklärte, daß die alte Flagge Ler Freiheit Die Fra« mit de« Karfunkel steinen. Roman von E. Markitt. 44) „Ihm ist wohl!" In allen Varianten wurde es gesagt; aber keiner dieser Schönredner wußte, daß gerade in seinen letzten Lebensstunden eine geheimnis volle Mission sein ganzes Denken und Wollen durch drungen und ihn zur Ausführung unwiderstehlich ge drängt hatte. Er hatte keine Ahnung davon gehabt, daß der Tod mit ihm reite, als er sein Haus verlassen. Draußen in der Fabrik war er der Ruhigste unter de« durch die Verwüstungen beunruhigten Leuten gewesen. Er hatte überall die Schäden besichtigt und seine Be fehle gegeben; dann war er heimwärts geritten --- Und da hatte es ihn gepackt. Vom Schwindel überfallen, war er vom Pferde gestiegen und hatte noch Kratt genug gefunden, das feurige Tier festzubinden und sich auf den weichen, laubbestreuten Moosboden hin- zustrecken. ; Wer aber konnte wissen, welche Schrecken daÄ plötzlich hereinbrechende Todesgefühl hinter dec jetzt so glatten, kalten Stirn kreisen gemacht? Fortge rissen, ohne erfüllt zu Haden, „was ein Ende nehme«! sollte und müßte" — kam wirklich ein so völliges Vergessen über die entführte Seele, daß „ihr wvhl^ war, wie alle diese Leute wissen wollten? * Die letzten der noch im Flursaal anwesenden Leute waren gegangen, und es war so feierlich still geworden, daß man über das gedämpfte Srimmengemürmel im Salon hinweg das vereinzelte Knistern der herab« brennenden Wachsk-rzen hören konnte ... Da kam der Maler Lenz aus dem nefen, dunkelnden Hinter gründe des Flursaales, er mochte wohl während der ganzen Zeremonie unbeachtet dort gestanden haben Der alte Mann war nicht ullern, lein kleiner Enkel ging mit ihm und schritt auf das Geheiß des Groß vaters unverweilt nach dem schwarzbeschlagenen, nm einige Stufen erhöhten Podium, auf welchem der Sarg stand. Der Kleine war eben im Begriff, den Fuß auf die erste Stufe zu "setzen, als Reinhold wie toll aus dem Salon geschossen kam. „Ta hinauf kannst ou nicht, Kind!" stieß er kurz^ alnng, nnr unterdrückter Stimme, aber sichtlich empört Hervor und zog den Knaben am Arme zurück. „Erlauben Sie, daß mein Enkel die Hand küß: die —" Der alte Maler kam nicht weiter, so bescheiden er auch seine Bitte vorbrachte „Das geht nicht, Lenz - so verständig sollten Sie; doch selbst sein'"" unterbrach ihn der junge Mann iurL abweisend „Was hätte denn werden sollen, wenn alla unsere Arbeiter mit diesem Ansinnen an uns heran- getreten wären? Und Sie werden mir doch zugeben, daß Ihr Enkel nicht um ein Titelchen Mehr Recht har als die Kinder unserer anderen Leute —" „Nein, Herr Lamprecht, das kann ich Ihnen nick^ zugeben", versetzte der alte Mann ra,ch. Las Blü. stieg ihm dunkel ins Gesicht. „Ter Herr Kommerzien rat war — „Mein Gott, ja"', — gab Reinhold mit einem unge duldigen Achselzucken zu — „der Papa war allerdings Vst unbegreiflich nachsichtig; aber so wie er im Grund?- dachte, läßt sich durchaus nicht annehmen, daß er dem Jungen eine solche intime Annäherung im Beisein vornehmer Freunde" — er zeigte nach dem Salou zurück — „gestattet haben würde. Ich muß ihn des halb auch zurückweisen . . . Geh du nur hin!" — er schob das Kind an den Schultern weiter und zeigte nach dem Ausgang — „dein Handkuß ist nicht vor» «Sten!" Margarete schlug empört den schwarzen Vorbaus auseinander und trat aus der Fensternische. In dem tselben Augenblick kam aber auch Herbert eiligen Schrit- ftes aus dem Salon — er hatte in der Nähe der Tw- gestanden. Ohne ein Wort zu sagen, nahm er der» Knaben an der Hand und führte ihn an Reinhol? Vorüber die Stufen hinauf. sehr bald wieder über die Berge Südafrikas flattern werde. Die deutschen Siege und der Zusammenbruch Rußlands haben bei den Nationalisten ungeheuren Eindruck gemacht. Aus Z«, und Ausland. Berlin, 26. April. Aus Anlaß des Ablebens des Ritt-? imeisters v. RiÄthofen hat zwischen Kaiser Karl und -Kaiser Wilhelm ein Depeschenwechsel stattgefunden. - Bertin, 26. April. Nach der Zusammensetzung des neuer; -'ckeni'-cken Ministeriums ist eine Änderung der bis- -her<gen Neutralitätspolitik Chiles nicht zu erwarten. Neueste Meldungen. Rücktransport deutscher Kriegsgefangener. , Basel, 26. Avril. Die „Baseler Nationalzeitung"" melden aus London. Latz, nach einer Mitteilung oer ruffischen Re gierung an die deutsche Regierung, Lie Maximalisten nunmehr Maßnahmen zum schleunigen Rücktransport Ler deutsch epr Kriegsgefangenen aus Ostsibirien getroffen haben. Eine Forderung Deutschlands. Basel, 28. April. Den „BaslerNachrichten" zufolge meldet Havas aus Moskau: Deutschland hat bestimmt, daß neben den ukrainischen Bevollmächtigten an den Verhandlungen mit den Vertretern des Moskauer Sowjets auch deutsche Deie i gierte teilnehmen. Französische Luftangriffe ans französische Stäa. Berlin, 26. April. Die Franzosen führen ihre Luftangriffs "auf fran zösische Städte hinter der deutschen Front ohne jede Rücksicht Lurch. Auf Ham und Nesle, wo sich viele Lazarette voll französischer und englischer Schwerverwundetei befinden, haben sie wiederholt Bomben geworfen. In der vorletzten Nacht wurden hierdurch in Nesle 4 französische Soldaten getötet und eine größere Anzahl verwundet. Bei all den Luftangriffen bleibt der militärische Schaden gering. Die große Massenoffensive. Zürich, 26 April. Schweizerische Blätter berichten: Ver schiedene Anzeichen und Vorbereitungen deuten neuerdings auf eine große Gegenoffensive der Entente hin, die im Westen, in Italien, auf dem Balkan und in Palästina gleich zeitig unternommen werden soll. Der „Züricher Anzeiger" berichtet: Wie verlautet soll demnächst durch eine gleichzeitige Offensive der Entente auf allen Kriegsschauplätze!: die Einheit der Front nochmals hergestellt werden. Frankreich- Paldaten fordern Rechenschaft. Bern, 26- April. Le Paps berichtet, daß mehrere De« Mtierte, die von der Front zurückkehrten, erklären, daß Lie Soldaten den Verlauf der parlamentarischen Untersuchung tber Geheimverbandlungen im Jahre 1917 mit leiden- chaftlichem Interesse verfolgen. Die Truppen wollen wissen, »b man vor Jahresfrist hätte Frieden schließen und ihnen >amit zwölf Monate Opfer und Leiden ersparen können. Die frage Ler Kriegsziele und Friedenspolitik der Alliierten werde rneut nachdrücklicher als je aufgeworfen. Letzte Drahtberichle dv» „Wilsdruff«, Ta^rlatt»«". ^Versenkung großer Dampfer. —' Berlin, 26. April. Amtlich wird gemeldet: Neue Erfolge unserer Mittels Meer-U-Boote schädigten den Feind um 3 Dampfer von zu semme« etwa L4«OO Br -Reg.-To. Oberleutnant z. S. Dönitz drang mit seinem U-Boot ff» Len durch Sperren geschützten und durch Flieger bewacht»? Hafen von Augusta (Sizilien) ein, iriff dort den englische« Dampfer .Cvklops" (9633 Br.-Reg.-To) an und lief trotz semdlicher Gegenmaßnahmen unbeschädigt wieder auS »Cyklops" kenterte und sank. In der Otrantostrabe wurde unter besonders starker Gegenwehr ein gröberer Dampfer mit Passagieraufbauten anscheinend ein Tmppentrinsportdampfer, versenkt. Der Chef des AdmiralstabeS der Marine. Das deutsch-holländische Wirtschastsüber- einkommen. Amsterdam, 27. April. <tu.) Don gut ««ter» richtete» Seite erfährt der Berliner Korrespon dent des Handelsblad, daß die in den letzten Tagen zwischen der deutschen und der nieder ländischen Regierung geführte« Unterhandlungen in Berlin die Ueberzeugung hervorgeruse« habe«, man würde z« einer Uebereinknnst kommen «nd überhaupt kein Anlatz z« Besorgnisse« bestehe. Ohne die Schwierigkeiten zu unterschätze«, welche sich bei der Ernenernng des wirtschaftlichen Aeber- einkommens ergeben, erwartet man doch, datz „Lieber auf den Mund!"' sagte der Knabe, das er- iblaßte Gesichtchen von der wachsbleichen, in Blumer gebetteten Hand wegwendend, in seiner kurzen, knappes Busdrucksweise halblaut zu seinem Führer. „Er hcü mich auch manchmal geküßt — wissen Sie, im Torweg M» wir ganz allein Der Landrar stutzte einen Moment; dann abev nahm er den Knaben auf seinen Arm und hob ihn über tden Sarg. Und da bog sich der schöne Kinderkopf "tief aus den „stillen Mann" nieder, so datz seine -braunen Locken die kalte Stirn überfluteten, und küßte .'ihn aus die bärtigen Lippen. Dem jungen Mädchen, das noch, wie im energischen Hervortreten begriffen, mit beiden Händen den schwar- -zen Tuchbehang auseinander hielt, ging es wie ein Aufleuchten über das verhärmte Gesicht, und ein dank- varer Blick flog hinüber zu dem, der mit ernstem, entschiedenem Protest die Lieblosigkeit von der ge heiligten Stätte wies. Indessen waren die im Fortgehen begriffenen An wesenden geräuschlos aus dem Salon gekommen. „Gott, wie erschütternd!" hauchte dre Baronin Daubeneck, während der Landrat die Stufen herab stieg und den Knaben sanft aus seinen Armen entließ. „Aber wie ist mir denn?" — wandte sich die Dam: leise an die Frau Amtsrütin — „ich kann mich mit dem besten Willen nicht erinnern, daß noch so junge Angehörige der Familie existieren."' „Sie haben ganz recht, gnädige Frau; meine Schwester und ich sind die einzigen Ueberlevenden", fiel ihr Reinhold fast heftig, tief erbittert und ver bissen in das Wort. „Der zärtliche Kuß sollte nur jein Dank für genossene Wohltaten sein; sonst hat der Junge in unserer Familie absolut nichts zu suchen — er gehört dem Manne da!" Bei diesen Worten zeigte ec auf den alten Maler, der schweigend die Hand des Kindes ergriff und mit einer dankenden Verbeugung, gegen den Landrat den Klursaa- verließ. (Fortsetzung G'gi.)