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Erscheint seit dem Sahre 4841. Nr. 98. , Sonntag den 28. April 1918 77. Jahrg vo« ^Tttödnifter Tageblatt erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn, und Festtage, abends S Uhr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bei Seibstabholung von der Druckerei wöchentlich 20 Pfg., monatlich 20 Pfg., vierteljährlich 2,t0 MI.; durch unsere Austräger zugetragen monatlich so pfg., vierteljährlich 2,40 Mk.; bei den deutschen Postanstatten vierteljährlich 2,40 Ml. ohne Zustettungsgebühr. Atte Postanstalten, Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. / Hm Faste höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen — ha! der Bezieher leinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. 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Königliche Amisgerichi und den Siadtrai zu Wilsdruff zo^entamt zu Tharandt. postsche-.K°n.°- T-ip-.g für die Königliche Amishauptmannschast Meißen, für das Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. faNNe fÄr düS KöMgÜlHk MOmsserAMM Wochenblaii für Wilsdruff und Ltmgegend. Der amtliche Teil befindet fich auf der 4. Seite. Wim Wl. Md smz. MMe M MkUMMW IM« Gedicis. Girecken und Recken. (Am Wochenfchluß.) Die Verdichtung der inneren parlamentarischen Arbeit ist das Gepräge der politischen Arbeit des jüngsten Abschnitts. Nicht als ob die Entwicklung der Vorgänge nach außen irgendwie in Ruhestellung gekommen sei, im Gegenteil, die Spannung ist an der Hand der gleichmäßig günstigen Meldungen von der Hauptfront wie der Be wegungen außenpolitischer Art fortdauernd unvermindert.' Aber es liegt schwerwiegender Grund vor, wenn sich die Aufmerksamkeit weitester Volkskreise auf die Tätigkeit der Volksvertretungen im Reiche und in Preußen richtet. ! Die neue Zeit, die wirtschaftliche wie die innerpolitischej wächst nunmehr in greifbaren Vorlagen herauf. Di« Parteien sehen sich an der Schwelle des Übergangs vom Reden zum Handeln. Das Ringen jetzt noch unversöhnter Anschauungen, die sich entgegenstehen, ist hier eingeleitet, dort schon im Abschlusse begriffen und unmittelbar vor die große politische Gewissensfrage der Entscheidung gestellt, Im Kern ist es bereits der Endkampf um die Wahl« deform in Preußen, dessen Ergebnis schon die nächsten Tage unter Umständen künden können Um die Wochen« wende, am Vorabend dieser Entschlüsse, wird eine aus-! schlaggebende Partei, die nationalliberale, sich auf ihrem Preußentag nochmals auf Herz und Nieren prüfen, ob die Wandlung aller Dinge seit dem historischen 4. August des ersten Kriegsjahres es rechtfertige und begehre, daß das gleiche Wahlrecht gegeben werde. Inzwischen haben andere Verhandlungen ausgedehnte Sitzungen in beiden Häusern ausgefüllt Darf man sie zunächst auf den Geist bin ansehen, dann kann ohne Überspannung der Er wartung aber doch wohl erkennbar manches Anzeichen der Bereitwilligkeit zu weitergehender Verständigung vermerkt werden. Sind es die uns auch in der Heimfront zu-, sammenschweißenden Errungenschaften des deutschen Schwertes, ist es der über die Maßen glänzende Erfolg der Kriegsanleihe, die das Wachstum der Einsicht be fruchtet hoben, um so stärker nur könnte die Genugtuung über einen Umschwung sein, der die glatte Befreiung von dieser Sorge brächte. Solche Anzeichen wies die Behand lung der groben und das Lebensinteresse des Volkes aufs tiefste berührenden landwirtschaftlichen Fragen, die Kritik der kriegswirtschaftlichen Maßnahmen die Partei- tuodgevungen zu der Milliardensteue^vorlage im Reiche verschiedentlich auf. Die Weggenossenschaft der Parteien für längere Strecken des parlamentarischen Vor marsches, als es sonst die Überlieferung und die Mißgunst der Fraktionen untereinander zulietz, zu ermöglichen, ist in ber Tat manch ein verdienstliches Wort gefallen. Wenn im Reichstage die Parteien bei dem schönen Anlaufe bleiben, dann darf es zu ihren Gunsten gebucht werden, daß sie äLeremgekommen sind, bei dieser großen Steuer vorlage das übliche Wettrennen der Fraktionen um Ein bringung „volkstümlicher" Steuerauträge zu unteilassen imd in den Grenzen des Erreichbaren gemeinsam vorzü- gchen. Dabei wird es ihnen zu statten kommen, daß für die hauptsächliche Streitfrage, ob jetzt bereits das Steuer gesetz durch einen Anhang über direkte Lasten erweitert werden soll., schon eine umfassende Mehrheit sich im Grundsätze.ausgesprochen hat. Die verbündeten Regie rungen, die gemäß der ablehnenden Stellungnahme aller einzelstaatlicheu Finanzminister eine direkte Reichssteuec nicht in die Vorlage ausgenommen haben, stehen vor einer neuen Lage, wMn diese Ergänzung aus der Anregung des Hauses erfolgt bezw. wenn sie — was alsbald im Ausschüsse geschehen dürfte — vor die Aufforderung ge stellt würden, eine Zujatzvorlage solchen direkten Charakters auszuarbeiten und nachträglich einzubringen. Auch die angesagten sozialpolitischen Gesetzent würfe sind nun auf der Bildfläche erschienen. Das Ver bot des Streikpostenstehens soll fallen, Arbeitskammern errichtet werden. Eine Aufforderung, solche grundlegenden Wandlungen gutzuheißen, kann sich berufen auf Wahr nehmungen und soziale Verschiebungen, die schon öfter dargelegt und gewürdigt sind. Aber mit der Formel vom Erkennen der Zeichen der Zeit, so wert sie gehalten seien, kann sich ein Geleitwort zu diesen Vorschlägen nicht er schöpfen. Es wird angemessen erscheinen, auch das Blatt zu wenden und der deutschen Arbeiterschaft in ihren Organisationen, insbesondere auch den Gewerkschaften und der nationalgcrichteten Sozialdemokratie — nachdrücklich stnb zwingend darzutun, welche Pflichten, neue Pflichten, "das Gegenstück der neuen Rechte bilden muffe, wenn dem sozialen Frieden der Zukunft eine Türe geöffnet werden soll. Braucht der Bürger in diesen Tagen noch ein besonderes Vorbild für glühende Vaterlandsliebe, ft r Selbstäußerung und Gemeinsinn, für unvergleichliche Tai- kraft und einem Opfermut, dessen Ruhm in Ewigkeiten fortleben wird, dann sehe er hinüber in Feindesland, wo die Maienlüste des deutschen Fliegerkönigs Manfred v. Richthofen frühes Grab umspielen. Was konnte dem .deutschen Volke dieser Jüngling und Mann sein! Einer von den ganz Großen ist er geworden, wird der Geist seiner Taten bleiben. Etwas von diesem Geiste der Hingabe auch für unsere Innere Arbeit, Hinauf auch auf den innerpolitischen Kemmelberg, der die Ebene der Alltagsarbeit beherrscht Und richtiges Augenmaß ermöglicht. Ein oberstes Gebot ist jetzt die Notwendigkeit der Befreiung von allen Bindungen nach rückwärts, es sei denn die eine, die be steht in der Fortentwicklung des Bewußtseins der vollen Verantwortlichkeit. Niemals ist es im Laufe der politischen Geschichte den berufenen Gesetzgebern leichter gemacht worden, die sichere Fahrtrinne zwischen den vor handenen öden Gestaden der Grundsatzlosigkeit auf der einen und der Grundsatzreiterei auf der andern Seite zu erkennen und anzusteuern. Wo noch ein Nebel wallte, da hat ihn letzten Endes eine Großtat unseres siegreichen Heeres nach der andern zerrissen. Die Stunde der Erfüllung holt schon zum Schlage vus. Im innern wie nach außen das Haus zu bestellen, 'ergeht jetzt Zug um Zug der Ruf. Von keiner Partei wird blinde Gefolgschaft geheischt. Prüfet und das Beste behaltet. Aber zeigt ein großes Geschlecht in grober Stunde. Sich nach den Ereignissen streckenl Sich an den Ereignissen recken! Das ist ihre Forderung. Oder Kiffet Bismarcks weises Wort in Euch eingehen: Politik ist eben an sich keine Logik und keine exakte Dissenschaft, sondern es ist die Fähigkeit, in jedem wechselnden Moment der Situation das am wenigsten Schädliche oder das Zweckmäßigste zu wählen. Ltnsere neuen Erfolge im Westen. Die Bedeutung des Kemmelberges. 4 Am 18. 4. stellte das „Echo de Paris* den Abschluß! der Schlacht von Armentwres und zugleich den völligen Mißerfolg der deutschen Truppen fest. Das Blatt fügte, hinzu, daß die Festigkeit der englischen Armee nichts Erschüttert werden tonnte, und daß es den Deutschen nicht gelang, französische Truppen zurrst Einsatz auf dem dortigen Kampsfeld zu zwingen., Heute am 26. 4. ist der Kemmel in deutscher- Hand. Heute ist diese wichtige Schlüsselstellung, die bis' 4« r ,zum äußersten verteidigt werden sollte, französischer^ Divisionen entrissen, die auch hier Englands bedrohte, Stellung verteidigen mußten. Gleichzeitig sind die Eng-i tünder aus den anschließenden Stellungen geworfen. Die blutigen Verluste, vor allem die der Franzosen, .aus denen auch der größte Teil der 6500 Ge-i fangenen besteht, sind wiederum ungewöhnlich schwer. Für England gilt die Vpernstellung, das hat erst jüngst die? Londoner Presse einmütig festgestellt, als ein Sprtzhol des Sieges in Flandern. Um so mehr ist man jetzt besorgt, "nachdem diese stark ausgebaute Stellung angeschnitten unk^ mit der Eroberung des Kemmels stark ins Schwanken ge- »bracht worden ist. Auch in Frankreich ist die Bestürzung groß, das zeigt eine halbamtliche Note, die nach der Er-' oberung von H-rngard erschien, in der es heißt, Haig leite; persönlich die Operationen und habe befohlen, das ver lorene Gelände um jeden Preis wiederzugewinnen. Das Kohlenbecken von Calais bedroht. Wie man in Frankreich die Lage beurteilt, zeige Alt Bericht der ..Humanite" in dem es beißt: Das Koble»« oeuen des Departements Pas de Calais ist jetzt schwer' bedroht. Es ist zwar kein Punkt des Gebietes besetzt, aber' feindliches Bombardement liegt auf den Verkehrswegen' usw hindert den regelmäßigen Abtransport der Kohle. - tarbehorden haben die Räumung der wichtigsten' Ortschaften angeordnet; nur die Arbeiter bleiben zurück, die Sur Fortsetzung des Betriebes der Bergwerke notwendig sind.' Das Kohlenbecken von Calais bedroht. Wie man in Frankreich die Lage beurteilt, zeigt rus Bericht der „Humanits", in dem es heißt: Das Kohlen- kecken des Departements Pas de Calais ist jetzt schwer bedroht. Es ist zwar kein Punkt des Gebietes besetzt, aber feindliches Bombardement liegt auf den Verkehrswege» und hindert den regelmäßigen Abtr^..^yort der Kohle! tDie Militärbehörden haben die Räumung der wichtigste» Ortschaften angeordnet; nur die Arbeiter bleiben zurück, die zur Fortsetzung des Betriebes der Bergwerke notwendig fipU Englische Eingeständnisse. Nach einer Reutermeldung hat Churchill bei Sin« bringung des Voranschlages für das Munitionsministerium im Unterhause erklärt, in der jetzt fünf Wochen währenden großen Schlacht hätten die Engländer durch Granatfeuev oder Wegnahme etwa Geschütze, 4VV« bis Maschinengewehre uns so viel Schietzbedarf verloren. Wie man in 1 bis 3 Wochen überhaupt Herstellen könne. Dieses wichtige Eingeständnis, das sich vergeblich be» müht, die volle Wahrheit der englischen Niederlage zn verbergen, wird auch nicht in seiner Bedeutung durch dw Versicherung Churchills eingeschränkt, daß bereits alle Ver luste ersetzt seien, und daß jetzt mehr Material an der . Front sei, als jemals. ! Englands Mißerfolg vor Ostende und Jeebrüaqe. Berlin, 26. Ann!. Der Kampf um die Mole von Zeebrügge und bei Ostende stellt sich immer mehr als ein glänzender Erfolg unserer! Waffen gegenüber einem bis ins Einzelne vorbereiteten, mitz größten Mitteln und rücksichtslosem Einsatz durchgeführten. Sperr- und Landungsunternehmen heraus. Unsere Küsten-! Verteidigung hat sich uneingeschränkt bewährt. Die gesamte! Küste. Artillerie, wie Infanterie, war alarmiert, als die ersten! feindlichen Schiffe in Sicht kamen. Allerdings war der vom! Gegner in einem bisher nicht erlebten Umfange erzeugte künstliche Nebel so dicht, daß man kaum einige hundert Meter weit sehen konnte. Unter diesen Umständen konnten, da mit einem Sverrangriff gerechnet wurde, zwar Sperrfeuerwellen vor die Hafeneinfahrten gelegt werden: ein wohlgezieltes wirkungsvolles Feuer unserer Batterien war jedoch erst möglich, als die '-feindlichen Fahrzeuge schon dicht heran waren. Die drei Sperrschiffe konnten bis an die Ein fahrt Zeebrügge gelangen, wo sie sanken. Nach den auf gefundenen Operationskarten der Engländer war die Absicht, diese Sperrschisie dicht vor und in der Schleuse zu versenken. Der an der Außenkante der Mole längsseit kommendeKreuzer „Vindictive" konnte wegen Nebels von unseren schweren Küstenbatterien nicht gesehen und daher nicht beschossen werden. Die Molengeschütze und die der aufgestellten Maschinenkanonen haben den Kreuzer schon beim Herankommen unter Feuer genommen, und, wie die Gefangenen aussagen, unter den an Deck dicht zusammengedrängten Seeft soldaten schwerste Verheerungen angerichtet. Infolgedessen sind auch nur etwa 4V bis 50 Mann vom englischen Landungskorps auf die Mole gekommen. Diese wurden in erbittertem Nah4 kampf von unseren bereitstebenden Verteidigungsmannschafte» aufgerieben. Keiner von ihnen ist an Bord zuruckgelangt^ „Vindictive" bat unter Zurücklassung seiner Leute wieder ab^ gelegt und war gleich nach dem Ablegen wieder im Nebe^ verschwunden, nachdem er schwere Beschädigungen erlittenj Die gegen Ostende angesetzten englischen Sperrschiffe und Landungskreuzer sind durch unser Sperrfeuer, das wege» Fehlens des Molenhafens dort noch wirkungsvoller gestaltet werden kann als in Zeebrügge, völlig verwirrt worden. Sie habe» ebenfalls zahlreiche Beschädigungen erhalten und find dann! weit außerhalb der Einfahrt dicht vor dem Strands «esunk-n. Der Gegner hat trotz großer blutiger Opfers und Materialverluste sein Ziel, unsere U-Boots-Stutzpunktq unbrauchbar zu machen, nicht erreicht, vielmehr hat deq U-Boots-Krieg auch nicht eine Stunde Unterbrechung er litten. Die Ein- und Ausfahrt von Zeebrügge wurde bereits am 24. von Torpedobooten und gestern von ll-Looten wie gewöhnlich benutzt. — Keine Hafensperre! Der Londoner „Standard" schreibt zu dem englischen Angriff auf Zeebrügge: Es unterliegt keinem Zweifel, daß! der Angriff kühn war. Er war auch sorgfältig oorbereitel, aber mit dem Ergebnis werden auch die Engländer, wenn die erste Begeisterung abgekühlt ist, nicht zusrieden sein, vor allem wenn auch für ihre Begriffe feststeht, daß dlH Hafenzugänge nicht versperrt sind. Das ist aber wcdeq in Ottende noch in Zeebrügge der Fall. Wie von deck