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Von ihnen wissen wir, daß sie ihren Haß nicht über's Grab hinaus zu betätigen pflegen, daß sie oom gefallenen Gegner ab lassen und sich zu gut dafür halten, auch noch seinen Leichnam zum Gegenstand von Feindseligkeiten zu machen. Aber auch die Franzosen haben sich an der Beisetzungs- feier für Manfred o. Richthofen beteiligt, und sie mögen sich dabei höchlichst edel und ritterlich oorgekommen sein. Indessen, es muß ihnen mit aller Deutlichkeit gesagt werden.) daß sie das Recht verwirkt haben, sich in dem ewigen Strahlenkränze unserer toten Helden zu spiegeln. Denn, sie sind elende, nichtswürdige Grabschänder, und kein deutscher Krieger wird es jemals noch als eine Ehrung empfinden können, wenn ein Franzose hinter einem deutschen" Sarge einherschreitet. Sie sollen sich nicht einbiiden, die Schmach, die sie jetzt wieder durch ihr schimMiches Ge»; bahren gegenüber unseren Soldatengräbern in Nesle ihrem Namen eingebrannt haben, durch eine höfliche Verbeugung vor dem loten Richthofen in Vergessenheit zu bringen. Gerade weil dieser Tote uns so besonders teuer ist, sind wir es ihm schuldig, sein Andenken vor dieser Befleckung durch einen Feind zu schützen, der hinreichend bewiesen har. daß ihm gar nichts heilig ist auf dieser Welt, sofern es nur als deutsch angesprochen werden kann. Vergegenwärtigen wir uns noch einmal, was unsere Feldgrauen in Nesle feststellen mußten, als sie jetzt in diese oon uns im vorigen Jahre bei der großen Räumung aufgegebene Stadt zurückkehrten; wir folgen dabei der Schilderung eines sozialdemokratischen Kriegsbericht erstatters. eines Mannes also, dem gewiß nichts ferner liegt als die Absicht, zwischen Deutschen und Franzosen noch mehr Haß zu säen, als sich ohnedies in diesen furcht baren Kriegsjahren zwischen ihnen aufgetürmt hat. Unsere Brüder hatten ihren gefallenen und in der Kampfpause verstorbenen Kameraden auf dem Friedhose der kleinen Sommestadt schlichte Grabmäler bereitet, zumeist mit kleinen Schildern überdachte Holzkreuze oder Drahtgeflechte,! an denen Tafeln mit den üblichen Namensangaben, Geburts- und Todesdaten, und hier und da auch kurzen Widmungsschriften befestigt waren Wer hat sie nicht schon gesehen in West oder Ost, diese rührenden, sorgsam in Reib und Glied aufgenchteten Wahrzeichen deutschen Heldengeistes Diese liebevoll gepflegten Einzel- und Massengräber, die jedes empfindsame Menschenberz nur zu ernster Einkehr, zu andachtsvoller Nachdenklichkeit über die grausamen Schickjalsmächte stimmen, denen unsere Lieben zum Opfer gefallen sind? Anders die Franzosen. Sie ließen das Friedhofsgebiet, innerhalb dessen die deutschen Krieger zur ewigen Ruhe gebeitet waren, mit einer übermannshoben Mauer aus schwarzer Dachpappe umgeben und abiperren, als einen Flecken, der sozusagen verunreinigt war und deshalb den Blicken der Kirchhofsbesucher ent zogen werden sollte. Hinter dieser Mauer aber gingen sie dann an das Werk der Zerstörung. Dir Grabkreuze wurden umgestürzt, die Inschriften unleserlich gemacht, die eingraoierten Eisernen Kreuze zerkratzt und was der rohen Faust widerstand, mit Hammer und Axi verwüstet und vernichtet. Der Berichterstatter muß selbst gestehen, Laß er, was er hier mit eigenen Augen sah, für unglaub lich gehalten hätte, wenn es ihm oon dritter Seite erzählt worden wäre, und fügt auch ausdrücklich hinzu, daß man in Nesle nicht der verbrecherischen Tat eines einzelnen, sondern der wohlüberlegten Gemeinheit einer verantwort lichen Kommandostelle oder Gemeindebehörde gegenüber stehe, für welche die französische Nation als solche einzu stehen habe. Dieses wertvolle Zeugnis muß für alle Zeiten festgehalten werden als ein Denkmal französischer Schande. Wir sehen hier, wo in Wahrheit die Barbaren zu Hause sind und wie abgrundtief das Volk, das sich einbildet, an der Spitze der Kultur zu marschieren, selbst unter dem Durchschnittsmaß menschlicher Gesittung zurückgeblieben ist. Hier gibt es nichts zu beschönigen, nichts zu vertuschen. Wir sind es unseren Toten schuldig zu erklären, daß zwischen uns und den Franzosen fortan keine wahre Ge», meinschast mehr bestehen kann, daß wir diese Nation ver achten müssen, weil sie es über sich gewinnt, selbst die Ruhe des Friedhofs durch die Maßlosigkeit ihres Hasses zu entweihen. Wir müssen uns die Ehrung eines Richt- Hosen durch Leute verbitten, die es fertig bekommen. Hunderte seiner gefallenen Kameraden noch im Grabe zu schänden Sie werden morgen wieder so tun, als wäre nichts geschehen, als wz.ren sie di« unschuldigsten Menschenkinder unter der Sonne und als müßten wir Gott auf, den Knien datür danken, wenn sie sick etwa dazu berbeilaffen wollten, mit uns anders als nur über die Spitze deS Schwertes zu verkehren. Da sollten wir nicht versäumen ihnen die Maske der Harmlosigkeit oom Gesicht zu reißen, und ihnen ihre Schamlosigkeiten solange um die Ohren zu schlagen, bis sie sich entschließen, vor aller Welt abzubitten. Erst mit dem reumütigen Eingeständnis ibrer Schuld dürfen sie in unseren Augen die Verhandluugsfähigkett auedererlangen. Der englische Borflöß gegen Ostende, Amtliche Richtigstellung. Berlin, 25. April. Aus der vom Ersten Lord der englischen Admiralität Sir Eric Geddes im Unterhaus gegebenen Erklärung über die Unternehmung gegen Ostende und Zeebrügge scheint man herauslesen zu sollen, daß sowohl in Ostende, ganz besonders aber in Zeebrügge das beabsichtigte Ziel — Ab-, schließung der Häfen — erreicht worden sei. Demgegen-j über wird hiermit ausdrücklich festgestellt, daß die See- kriegführung von der flandrischen Küste aus durch die englische Unternehmung in keiner Weise ge stört ist. Kaiser Wilhelm auf dem Schauplatz. Am Morgen des 23. hatte der Kaiser die erste» Meldungen von dem feindlichen Vorstoß gegen Ostend» und Zeebrügge erhalten. Der Monarch begab sich sofort an den Schauplatz der nächtlichen Schlacht. In ZeebrüggSj erstattete der Kommandierende des Marinekorps Bericht! über die Einzelheiten der Kampfhaudlung. Nach denn Vortr ye begab sich dec Kaiser auf die Mole, wo er fiäl davon überzeugte, daß der durch die Sprengung der Eisem« brücke verursachte Schaden seine vorläufige Behebung» schon gefunden hat, und daß eine endgültige überbrückun-l der Lücke in wenigen Tagen erfolgt sein kann. Ebenfl» überzeugte er sich von dem vollkommen guten Zustands aller unserer Anlagen und Einrichtungen auf dem äußerenü dem Angriffe als Ziel gesteckten Molenteile. Als deß gefangene englische Marine-Jnfanterie-Hauptmann eben' vorübergeführt wurde, ließ der Kaiser ihn zu sich kommen,! crw. auch die Darstellung de^ Kampfes oon dieses Mnerischen Seite zu hören. Der Hauptmann gab zu, »st die Vernichtung unserer Einrichtungen auf der Mol« H die Abklemmung unserer U-Boote von den Ausfalls- Ten in Zeebrügge und Ostende das Ziel des lange vor« eiteten und mit großen Mitteln ausgeführten Unter- ümens waren. Der Überfall wäre bereits viermal gesetzt und eingeleitet gewesen, jedoch jedesmal an der Mamkeit unserer Vorpostenboote gescheitert. Alle englischen Kreuzer vor Zeebrügge beschädigt. Wie aus Rotterdam berichtet wird, ist man in Eng- wi-ü über den Angriff auf Zeebrügge und Ostende hoch Die Presse lobt die englische Admiralität, di endlich aus ihrer defensiven Haltung herausgetreten (!) sei. All; Schiffe sind nach ihren Häfen an der Südostküst« zuriickgekehrt. Selbst Reuter gibt aber zu, daß di« Matrosen „offenbar übertrieben« Dinge" erzählen. Seh, interessant ist die Mitteilung des „Daily Chronicle, wonach i die Matrosen des Zeebrügge angreifenden Schiffes, als su ! zu ihren Kreuzern zurückkameu, bemerkten, daß di^Decks ! aller Kr uzcr von Granaten zerrissen und daß nicht Liner von der Mannschaft unverletzt war. Im übriger '-^tätigt eine Reutermeldung, die von neuen Bomb eit! Mgriffen auf Zeebrügge berichtet, englische Flieger hätte, festgestellt, daß die versenkten Schiffe „den gröberen Tei» des Fahrwassers" versperrten. Die Behauptung, der Hafen sei von See abgeschlossen, wird also nicht aufrecht« erhalten. Ein „abenteuerlicher Versuch". Der britische Vorstoß gegen Ostende und Zeebrügg« wird als naoigatorische Leistung auch in Kreisen de( deutschen Marine rückhaltlos anerkannt. Allerdings Habes neben der Witterung auch andere Umstände den Engländer» zur Seite gestanden, so sicher vor allem belgische Spionage Im übrigen ist das Unternehmen gescheitert, die englische» Schiffe sind oon uns versenkt, und nicht an der von der englischen Leitung erstrebten Stelle. Die Räumung wir^ nur kurze Zeit in Anspruch nehmen. Alles in allen; handelt es sich nm einen abenteuerlichen Versuch, fio, der wachsenden Bedrohung durch die deutschen U-Booii zu entziehen. Die Getreideschiffe der Schweiz. . Einem Bericht der Schweizerischen Depeschenagentm zuwlge hat die deutsche Regierung die Erklärung ab« aeaeben. daß die schweizerischen Getreideschiffe« auch wenn sie Hie Flagge einer mit Deutschland im Kriege vesuw« liehen Macht führen, frei passieren können. Die Schiffe haben die Sperrzone zu meiden, neben der Flagge ihres Landes das Schweizerwappen auf dem Schiffsrumpf und überdies die schweizerische Flagge in gut sichtbarer Weise zu führen. Dazu wird von zuständiger Stelle bemerkt, daß die deutsche Regierung in Anerkennung der Notlage der Schweiz zwar den Schiffen freies Geleit zugesichert hat, daß aber aus befehlstechnischen Gründen erst nach drei Monaten damit gerechnet werden kann, daß alle Schiffe den Befehl in Händen hal»en, diese Schiffe durchzulaffen. Do Amerika darauf besteht, die Schiffe unter seiner Flagge fahren zu lassen, kann also leicht ein Getreideschiff versenk! werden. . Kleine ^riegsvost. Basel, 25. Avril. Nack A„sr Dävasmeldung ist E«lai§ rrvc!.! van Fliegern bombardier! worden. die Sack'ckaüe« j MUI;.t-ten. <Le»s, 25. Avril. Nach Variier Blättern ist Nittmrlttei Frbr. o. Nied Idolen in Amiens beerdigt wurden. Wusiuugimi, 25. April. Nack einer RAvrechung «Ü ' Willan bat Senator King leinen Eena'?o"Uag b-tr Kii»,«< k e-t'arung an Bulgarien und die Türkei als nicht drwaüit ! eittärt. Deutscher Reichstag. <153. Sitzung.) -üerlin, 28. Avril. ' Eingegangen ist ein Begrüßungstelegramm des ungarischem Magnatenhauses mit Glückwünschen zu den Erfolgen im, Westen und der Versicherung unveränderter Bündnistreue. Die Aussprache über die Steuervorlagen wird fortgesetzt. Branntwein Monopol und Getränkefteuern. Reichsschatzsekretär Graf Roedern: Die neuen Getränke»; steuern sollen ein Mehreinkommen von etwa 1240 Millionen, bringen. Nack dem Kriege werden aus den Getränkesteuern etwa 1600 Millionen jährlich zu erzielen sein. Ich hoffe, daß wir dauernd im Frieden etwa V« aller Steuern aus den Ge tränken ziehen können. Gegenüber dem Abg. Waldstei» muß ich dabei bleiben, daß die direkten Steuern für lleich und Bundesstaaten 9V- Milliarden gegen nur 4V- Milliarden in-i direkter Steuern ausmachen. Die bisherigen Malzsteuernj haben uns einen erschreckend niedrigen Betrag gebracht. Sp schien cs an der Zeit, von der Rohstoffsteuer zur Fabrikats-; steuer überzugehen. Das Branntwein-Monopol, das ja den größten Teil des Ertrages der Getränksteuern aufbringen soll, es hat den Reichstag in anderer Form schon zweimal be schäftigt. Die Regierung ist aut den Gedanken zurück gekommen, weil sich die Verhältnisse in den letzten Jahren^ vollkommen verschoben haben. Die ganze Entwicklung! drängte auf das Monopol hin. Was wir vorschlagen, ist eines Verstaatlichung der Spirituszentralc. Eine angemessene Entschädigung der durch das Monopol betroffen werdenden Angestellten und Arbeiter ist vorgesehen. Die Wcinvreise baben während des Krieges eine derartige