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MsimfferAaeM für die Königliche Amishaupimannschast Meißen, für das sowie für das Königliche Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. Nr. SS, Donnerstag den 25. April 1918 77. Jahrg. Wochenblatt für Wilsdruff und Amgegend. Erscheint feit dem Lahre ^84^. InseNjonöpiejö 2 Pfg. für die «-gespallene Korpuszeile oder deren Raum, Lobpreis I-Pfg.^Neuamen 45 Pfa., alles Mil 0"/« Teuerungszuschlag. Zeitraud und tabellarischer Say mit LV"/« Aufschlag. Bei Wiederholung und Zahresumsähen entsprechender Nachlaß. Lclanntmachungen im amtlichen Teil (nur von Behörden! die Spaltzeile so Pfg. bez. 45 Pfg. / Nachweisunas- und Offertengebühr A> bez. Z0 pfg. / Telephonische Znseraten-Aufgab- schließt,edes ReNamationsrecht aus. / Anzeigenannahme bis 41 Uhr vormittags. / Betlagengebühr bas Tausend b Ml., für die postauflaqe Zuschlag. / Für das Erscheinen der Anzeigen an bestimmten Tagen und Plätzen wird leine Gewähr geleistet. / Stritte Platzvorschrist 25°/. 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Auf der Anklagebank. Der Pfeil ist gegen den Schützen zurückgeprallt. MS Herr Clemenceau den berühmt gewordenen Kaiser brief an den Prinzen Sixtus von Parma veröffent lichte, glaubte er einen Trumpf aussuspielen, der ihn bis auf weiteres jeder innerpolitischen Schwierigkeit überhob. Man denke: ein Zugeständnis des Kaisers von Österreich, daß Frankreich berechtigte Ansprüche auf Elsaß-Lothringen erhebe, und hinterher die Weigerung seines Ministers des Auswärtigen, unter dieser Voraussetzung sich auf Friedensoerhandlungen einzulassen. Aber zwischen der Absendung jenes Briefes und dem Scheitern des neuen Annäherungsversuches der Wiener Amts- und Hof stellen hat ein langes, schweres Kriegsjahr gelegen; warum hat Herr Clemenceau so lange geschwiegen, warum hat er sich damit begnügt, von dem schwerwiegenden Schreiben des Kaisers Karl nur dem Präsidenten der Republik und sonst nur noch den leitenden Ministern in London und in, Rom Kenntnis zu geben, statt zum mindesten seine eigenen Ministerkollegen in die Vorgänge einzuweihen und sie an der ungeheuren Verantwortung teilnehmen zu lassen, die mit der Nichtbeachtung des kaiserlichen Friedensangebotes für alle Zeiten verknüpft war? Diese Frage ist es, die jetzt im Mittelpunkt aller Erörterungen steht, die sich in Frankreich über den Kaiserbrief erhoben haben, und Clemenceau ist unversehens wieder einmal auf die Anklage bank gerutscht, auf der er nun Kopf und Kragen gegen seine zahlreichen Widersacher verteidigen muh. Der Vorsicht halber wird auch dieser Prozeß wieder unter Ausschluß der Öffentlichkeit geführt. Der Minister präsident hat das gesamte Aktenmaterial dem zuständigen Kammerausschuß übergeben, und dieser verhandelt zunächst hinter verschlossenen Türen, bis er sich ein endgültiges Urteil über den Fall gebildet haben wird. Schon aber rücken verschiedene ehemalige Kabinettsmitglieder mit aller Deutlichkeit von dem immer noch gefürchteten „Tiger" ab. Herr Barthou z. B., der, die auswärtigen Geschäfte wiederholt selbst geleitet hat, erklärt jedem, der es hören will, daß die Mittel, deren sich Clemenceau in der Angelegenheit des Kaiserbriefes bediente, un statthaft gewesen seien. Und Herr Violette, der dem Ministerium Ribot als Verpflegungsminister angehörte, hat in den Wandelgängsn der Kammer mit scharfen Worten gegen Clemenceau nicht gekargt. Er verstehe nicht, was diesen dazu treiben konnte, den Brief zu veröffentlichen und wie ein Dokument von derartiger Tragweite der Regierung als solcher oorenthalten werden konnte. Das sei nickt nur eine geheime, sondern eine persönliche Politik. Und wenn Ribot als damaliger Ministerpräsident sich geweigert habe, mit der österreichisch-ungarischen Regierung Unterhandlungen anzubahnen, so habe er allein die Verant wortung dafür zutragen;diefranzösischeRegierungwenigstens habe niemals von dieser Weigerung Kenntnis gehabt. Im Ausschuß selbst scheint es auch bereits recht heiß her gegangen zu sein; soll doch Clemenceau ziemlich sentimentale Töne angeschlagen haben, was immer darauf hindeutet, daß es schlecht um ihn steht. „Nehmt mich mit meinen! Fehlern! Falsch ist die Behauptung, daß ich auch annehm-» bare Friedensvorschläge grundsätzlich zurückweise. Noch inj allerletzter Zeit wechselte meine Regierung Depeschen mit dem Prinzen von Parma." Auf diese Weise will der schlaue Fuchs sich dem Zugriff seiner Gegner entziehen. Auch Friedensvorschläge, die unmittelbar vom Hause Habsburg kommen, behandelt er als unannehmbar, obwohl sie angeblich Elsaß-Lothringen an Frankreich preisgaben. Wie müssen sie also beschaffen sein, um vor den Augen Clemenceaus Gnade zu finden! Vielleicht das ganze linke Rheinufer? Aber durch diese wahnsinnige Politik hat die Kammer ja bereits einen dicken Strich ge macht, als die bekannten Enthüllungen über die Geheim verträge der Entente den eigentlichen Sinn und Zweck ihres Feldzuges gegen die Mittelmächte so grausam an den Pranger stellte. Rasch wirft der zur Verantwortung gezogene Ministerpräsident eine neue Spur auf: wir stehen abermals im Depeschenwechsel mit dem Prinzen von Parma. Stört uns nicht in diesem Geschäft, sonst könnten gute Aussichten verdorben werden. Eine Art der Verteidigung, auf kindliche Gemüter berechnet — aber kann man wissen, ob nicht gerade sie bei der gegenwärtigen Volksstimmung in Frankreich das Nichtige trifft? Und schließlich ist es nicht in Frankreich wie in Eng land? Einen Regierungswechsel möchte das Parlament wohl schon herbeiführen, wenn man nur wüßte, wer den Mut fände, gerade jetzt das Steuer des Staates in die Hand zu nehmen. Von Lloyd George glaubt man wohl, angesichts seiner Maßnahmen gegen Irland, daß er sterben will; Herr Clemenceau dagegen ist vor dem Ver dacht solcher Schwächeanwandlungen gefeit. Wenn je so braucht Frankreich heute einen starken Mann. So wird er auch diesmal wieder sreigesprochen werden, und das arme Volk wird den Kelch des Unglücks bis zur Neige leeren müssen. Der Stein ist einmal im Rollen. Wir haben am allerwenigsten Ursache, ihn aufzuhalten. Clemenceau vor dem Sturze? Die französische Kammer gab dem Ministervräfidenten bereits ein unverkennbares Zeichen ihres Mißtrauens, in dem sie die von der Regierung geforderte Vertagung bis zum 7. Mai mit 359 gegen 158 Stimmen verwarf und nur Vertagung bis zum 30. April beschloß. Rittmeister v. Mchthofen gefallen. ach 80 Lustsiegen. (Amtlich.) Berlin, 23. Avril. Am 21. April ist Rittmeister Manfred Freiherr* v. Richthvfcn von einem Jagdfl,ig an der Somme nicht zurückgekehrt. Nach den übereinstimmenden Wahrnehmungen seiner Begleiter und verschiedener Erdbcobachter stieß Richt hosen einem feindlichen Jagdflugzeug in der Verfolgung dis in geringer Höhe nach, als ihn anscheinend eine Motor- störung zur Landung hinter den fciudlichcn Linien zwang. Da die Landung glatt verlief, bestand die Hoffnung, daß Richthosen unversehrt gefangen sei. Eine Rcutcrmrldung vom 2S April aber läßt keinen Zweifel mehr, daß Rittmeister Freiherr v. Richthofe» den< Tod gefunden hat. Da Richthofen als Verfolger von seinem Gegner in der Luft nicht gut getroffen fein kann, so scheint er einem Zufallstreffer von der Erde zum Opfer gefallen zu fem. Nach der englischen Meldung ist Richthofen auf einem Kirchhofe in der Nähe seines Landungsplatzes am 22. April unter militärischen Ehren bestattet worden. * Deutschland hat einen schmerzlichen, unersetzlichen Verlust erlitten. Das muß, will man dem großen Toten gerecht werden, zunächst festgestellt sein; denn in Manfred v. Richt hofen starb uns nicht nur ein Flieger von unschätzbaren Gaben, ein Mann, der mit unermüdlicher Ausdauer, mit unvergleichlicher Kühnheit und mit beispiellosem Erfolge Beherrscher und Meister seiner Waffe war, mit ihm ver lieren wir vor allem einen Staffelführer und Flugzeug- lehrer von besonderer Eigenart. Und nicht zuletzt betrauern wir in dem kämpfend Heimgegangenen ein leuchtendes Symbol deutscher Unbesiegbarkeit. Millionen werden die Nachricht von dem Tode des Helden mit ungläubigem kopfschütteln lesen. Viele große Namen sind im Laufe er eisernen vier Jahre meteorgleich aufgestiegen uni ch glänzender Heldenlaufbahn vlötzlich ausgelöscht, nur noch in unseres Herzens nie ver sagender Dank barkeit verankert. Und wir nahmen ihren Tod als den Tribut, den der Krieg von uns for derte, nahmen ihn hin als schmerz liches Ergebnis eherner Zeiten, weil wir oft und oft um ihr Leben gebangt hatten, wenn wir von ihren Heldentaten lasen. So starben uns Jmmelniann, Bölcke und. viele andere zur See, ,zu Lande und in der Luft. Und auch die Wagnisse und Erfolge Man fred v.Äichthofens lasen wir anfangs er eines Tages verloren sein könnte, verschlungen vom Allwürger Krieg. Als dann aber die Zahl seiner Siege wuchs, in die fünfzig, sechzig stieg, da nahm ein anderes Gefühl, als das der Besorgnis von unserm Herzen Besitz: das starke Bewußtsein, daß hier ein Auserwählter, unter dem besonderen Schutz des Höchsten Stehender, am Werke war, unerreichbar feindlichen Geschosse, unabhängig von den Tausend Zufällen seines gefahrvollen Berufes. Uns in der Heimat und denen da draußen, die mit ihm zu. Kampf und Sieg aufstiegen, und Blatt für Blatt in dieser Kriegsgeschichte mit ihrem Ruhme füllten, ward der Name Manfred Richthofen zu einem Symbol, das uns ent Rittmeister v. Richthofen. mit der geheimen Sorge, daß auch rückt den Möglichkeiten des Alltags und des Krieges schien. Nun ist auch er gefallen! Der Unbesiegliche ist einem Zufall, einem Versagen seiner Ma schine, die er, wie kein Zweiter meisterte, just in dem Augenblick erlegen, da er einen neuen Gegner zur Strecke bringen wollte. Ganz Deutschland empfindet den selben Schmerz; denn er gehörte allen, sein Name und sein Werk waren in aller Mund. Unvergessen wird sein Heldenleben, unvergessen sein Name sein. Mit goldenen Lettern steht er verzeichnet im Heldenbuche des Welten ringens. In Wehmut gedenken wir des in fremder Erde ruhenden Helden, der sich in jedes Deutschen Herzen ein unvergängliches Denkmal gesetzt hat. Wir haben den Mann verloren und trauern ihm schmerzlich nach, aber mit stolzer Zuversicht blicken wir auf die Männer, die er berief, an seinem Werke mitzuwirken und die es nun in seinem Geilte fortführen. Staffel 11 wird den Tod des geliebten Führers rächen. Sein Geist wird sie wie das gesamte deutsche Fliegerkorps allzeit umschweben, denn dieser Name ist Programm gewesen: kerndeutsch sein, d. h. fleißig, treu, ausdauernd, mutig und rastlos im Dienste anderer zu sein. * Ein Hcldentcbcn. Manfred Albrecht Freiherr v. Richthofen war am 2. Mai I892 als ältester Sohn des Majors z. D. Freiherrn v. Richtkofen in Schweidnitz geboren. Er trat beim Manen-Regiment Nr. l ein und wurde hier am 19. No vember 1912 zum Leutnant befördert. Im Juni 1915 kam er zur Fliegertruppe und kurze Zeit darauf zur Jagdstaffel Boelcke. Nack sechs Luftsiegen erhielt er das Ritterkreuz des Hohenzollernordens und Anfang Januar 1917 den Orden ?uur I« mürits. Nach 30 Luftsiegen zum Ober leutnant befördert, wurde der noch nicht 25jährige nach dem 39. Luftsiege Rittmeister. Nachdem Boelcke gefallen war, stand er an der Spitze aller deutschen Flieger. Gelegentlich seines 71., 72. und 73. Luftsieges (während der Märzoffensive 1918) erhielt er den Roten Adlerorden 3. Klaffe mit der Krone und Schwertern. Am letzten Sonntag verkündete der Generalstabsbericht, daß Freiherr Manfred o. Richthofen am 20. April an der Spitze seiner bewährten Jagdstaffel 11 seinen 79. und 80. Luftsieg er rungen hat. Holländische Besorgnisse. Die peinliche Schiffsraumfrage. Seit einigen Tagen beschäftigt sich die gesamte hollän dische Presse mit den Beziehungen zwischen Deutschland und Holland. Als Wortführer schreibt hierzu (gleichsam halbamtlich) „Nieuwe Courant" in einem Artikel „Wolken im Osten" u. a.: Die Stimmung in Deutschland Holland gegenüber hat sich in letzter Zeit nicht gebessert. Es besteht eine gewisse Empörung in Deutschland über die Art, wie unsere Regierung die peinliche Schiffsraumfrage mit den Alliierten behandelt hat, und über die Beantwortung des Ultimatums, das der Beschlagnahme voranging. Das hat selbst Veranlassung gegeben — man merkt das aus halb- verhüllten Warnungen in der deutschen Presse — zum Zweifel an der Aufrichtigkeit unseres Wunsches, eine strikte Neutralität fortzusetzen. Das ist ein vollkommen unbe rechtigter Zweifel. Das Blatt fährt dann fort: Es ist zu fürchten, daß die langsamen Fortschritte in der Unterhandlung über das Ende März erloschene Wirtschaftsabkommen dazu beigetragen haben, die uns ungünstig gesinnten Elemente in Deutschland gegenüber den günstig gesinnten zu stärken. Weiter erklärt das Blatt, daß das Verhalten der holländischen Regierung in der Schiffsraumfrage im Parlament und in der Presfe Hollands Mißbilligung fand, und daß der Minister des Auswärtigen auch feine Schuld der Kammer gegenüber anerkannt hat. Aus diesen Darlegungen wird zunächst ersichtlich, daß der Unwille Deutschlands über die Lösung der „peinlichen" Schiffsraumfrage durchaus nicht unberechtigt war. Es ist »u hoffen, daß die Stellungnahme der holländischen Presse üe amtlichen Stellen veranlaßt, die Verhandlungen über mS neue Wirtschaftsabkommen nicht ferner zu einer Geduldsprobe für uns zu machen. Der entsprechende Vertragsentwurf wird demnächst der holländischen Ne uerung zugehen. Neue Mesensteuern in England. Einstimmig angenommen. Im englischen Unterhause hat Bonar Law den Vor anschlag eingebracht und führte dabei u. a. aus: Die Kredite für das laufende Jahr werden auf 2550 Millionen Pfund Sterling (51 Milliarden Mark!) geschätzt. Sie stellen eine tägliche Ausgabe von 6980000 Pfund (140