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Nr. Ersatzmittel Hersteller Grt der Herstellung 712 Fruchtwermuth Otto Jul. Köhler Erfurt 713 714 Alkoholfreier Punsch Extra ff. brauner Ingber Likör l Otto Kutzschbach Nachf. s Inh. Pau! Schröder Leipzig 715 Kräutertrank, alkoholfrei F. E. Zwintzscher Hainichen 716 Stärkemittel „Plättolin" W. Kirchner, Chem. Fabrik Schkeuditz 717 Rola-Stärkcmittel Rola-Ges. m. b. H. Berlin ^V. 10 718 Krauspaste (Scheuerpaste) Julius Krauß Stuttgart 719 „Habeko" Waschsauber Chem. Fabrik „Habeko" G. m. b. H., in den Handel gebracht von A. Link Berlin-Altona Berlin 8W. 29 720 Reinigungs-Cristal, Marke „Korol" Berthold Kölle L Co. in den Handel gebracht von C. A. Becher Altona (Elbe) Erfurt 721 Firnis-Ersatz dunkel Schmidt L Hintzen in den Handel gebracht von A. Müglitz Coswig (Sachsen) Werdau (Sachsen) 722 Kunst-Glycerin Apotheker Leo Meyer L Co., G. m. b. H. in den Handel gebracht von „Probat" chem. techn.Artikel G.m.b.H. Berlin Dresden Dresden, am 15. April 1918. 689 II L. 8t. i»«7 Ministerium des Inner«. ArbeiterjiLhlung am 1. Mai. Auch in diesem Jahre ist am I. Vai eine Arbeiterzählung vorzunehmen. Den Ortsbehörden werden daher rechtzeitig die erforderlichen Vordrucke zur Verteilung an die Gewerbeunternehmer zugehen. Die Tewerbeunternehmer haben sie am 1. Mai ordnungs gemäß auszufüllen, mit ihrem vollen Namen zu unterzeichnen und darauf ungesäumt an die Ortsbehörde zurückzugeben. Bei der Arbeiterzählung sind außer den unter Ziffer 1 und 2 am Schluffe des Vordrucks aufgeführten Fabriken, Werkstätten und anderen Betrieben insbesondere noch folgende unter Ziffer 3 und 4 des Vordrucks fallende Betriebe zu berücksichtigen: Werkstätten der Kleider- und Wäschekonfektion; Werkstätten, in denen Frauen- und Kinderhüte besetzt (garniert) werden; Betriebe, in denen Maler-, Anstreicher-, Tüncher-, Weißbinder- oder Lackierer arbeiten ausgeführt werden; Werkstätten, in denen zur Herstellung von Zigarren, Zigaretten, Rauch-, Kau oder Schnupftabak erforderliche Verrichtungen vorgenommen oder fertige Tabakwaren sortiert werden. Werkstätten, in denen durch elementare Kraft bewegte Triebwerke vorhanden sind (Dampf, Wind, Wasser, Gas, Luft, Elektrizität usw.) sind auch dann zu berücksichtigen, wenn darin in der Regel weniger als zehn Arbeiter beschäftigt werden. Ausgenommen bleiben jedoch solche, in denen ausschließlich Personen beschäftigt werden, die zur Familie des Arbeitgebers gehören. Dagegen sind auch jetzt «icht z« berücksichtige« Anlagen, auf die die Gewerbe ordnung keine Anwendung findet und die nicht unter Ziffer 1—4 des Vordrucks fallen (z B. landwirtschaftliche Nebenbetriebe, wie Branntweinbrennereien), selbst wenn bei ihnen durch elementare Kraft bewegte Triebwerke zur Verwendung kommen. Für die Besitzer von Ba«- und ähnlichen Geschäfte« ist hierbei zu beachten, daß nur diejenigen Arbeiter zu zählen sind, die am I. Mai a«f dem Ba«hofe (Zimmerplatz «sw.) beschäftigt werden, während die außerhalb bei Bauten Arbeite«den ««berücksichtigt zu bleiben haben Für Unternehmen, in denen nach Vorstehendem die Zählung der Arbeiter vorzu nehmen ist und für die der Gemeindebehörde ein Vordruck nicht zugehen sollte, ist um ein solches unter genauer Angabe des Namens und Gegenstandes des Betriebes «m- gehe«d hier nachzusuchen. Die ausgefüllten Zählbogen sind von den OrtSbehörden spätestens bis z»m 10. Mai hierher zurückzusenden. Die in zählpflichtigen Betrieben beschäftigten Kriegsgefangene« — einschließl. der freien belgischen Arbeiter — sind überall gesondert milzuzählen. Meißen, am 18. April 1918. Nr. 93 VII. ISIS Pie Königliche Amtshanptmannschast. Nach der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 30. März 1918 — Reiws-Gesetzbl. Seite 171 — darf Petrolenm an Verbraucher vom 1. Mai 1018 ab bis einschließlich 16. September 1018 zu Leuchtzwecken nicht mehr abgesetzl werden. Meißen, am 16. April 1918. 1941 Nr. 20b VIl Königliche Amtshanptmannschast. Anmeldung der Nährmittelkarten bei den Händlern. Alle Inhaber von Nährmittelkarten werden aufgefordert, die erhaltenen Karten bis zum 23. April 1918 bei einem Händler des Lebensmittelbezirkes anzumelden. — Die Händler haben die Nährmittelkarte mit dem dazu gehörigen Bezugsausweis mit ihrem Namen (Firmenstempel) zu versehen, den Bezugsausweis abzutrennen und den Namen und Wohnort der Karteninhaber unter Angabe der Art (Farbe) der angemeldeten Karten in eine Kundenliste einzutragen. — Bis zum 26. April 1918 haben sie weiter die Zahl der von jeder Art angemeldeten Versorgungsberechtigten unter Beifügung der nach Arten gebündelten Bezugsausweise dem Vorsteher des Lebensmittelbezirkes anzu zeigen. — Die Einhaltung der gestellten Fristen ist für die nächste Belieferung maßgebend. — Wilsdruff, am 19. April 1918. Der Vorsteher des Lebensmittelbezirkes Wilsdrost mit Rittergut ««d Kaufbach. 1948 Ortsrichter Gerlach. Fleischverkauf Souuabeud de« 20. April 1018 von vormittags 8 Uhr bis nachmittags 3 Uhr gegen Vorlegung und Abstempelung der Fleischbezugsscheine an alle Inhaber in den auf den vorgelegten Bezugsscheinen festgesetzten Mengen. Auf Nrn. 10—408, ausgenommen die ^-Karten, kann die doppelte Menge gegeben werden. Wilsdruff, am 19. April 1918. reis Der Vorsteher des Fleischverforg««gsbezirkes. AM eWWe ml smzWe UM WH »Wiesen. Wenn Holland sich entschlösse.. Den brutalen Faustschlag der Westmächte hat di« niederländische Regierung hingenommen, wie eben ein kleines Volk die Willkür eines bösen Nachbarn ertragen muß: an Verwahrungen, an Protesten hat es nicht gefehlt, aber die schönen holländischen Schiffe find in den Besitz unserer Feinde übergegangen. Jetzt ist an uns die Reihe, mit derselben Regierung ein ernstes Wort zu reden. Unser Wirtschaftsabkommen ist abgelaufen, und über seine Er neuerung wird verhandelt. Sollen wir, zu welchen Be dingungen auch immer, noch fernerhin Kohle und Eisen, Kali und Farbstoffe an die Niederlande liefern, so müssen wir darauf bestehen, daß wir von dort in entsprechenden Mengen bestimmte Lebensmittel erhalten; auf einseitige Vertragsgeschäfte werden wir uns unter keinen Umständen einlafsen. Kostet es die Holländer größere Anstrengungen als bisher, Vorräte für uns flüssig zu machen, so dürfen sie diese Mühen nicht scheuen, sofern fie überhaupt zu einem Abschluß, mit uns gelangen wollen. Wenn im Haag und in Amsterdam Stratzenunruven vor- zekommen sind, die mit den schwierigen Ernährungs- serhältnissen in Zusammenhang gebracht werden, so werden wir gut daran tun, diesen Vorgängen kein besonderes Gewicht beizulegen, wissen wir doch zur Genüge, daß die Entente sich ganz vortrefflich darauf versteht, das „Volk* in Bewegung zu setzen, wenn sie sich einigen Nutzen davon versprechen kann. Nein, wir dürfen uns auch ein Urteil über die Leistungsfähigkeit der Niederlande erlauben, und sollten sie selbst für die Folge gezwungen sein, ihren Bürgern einige kriegsgemäße Beschränkungen der Lebens weise zuzumuten, so würde damit kein Opfer verlangt, das ein auf seine Unabhängigkeit stolzes Volk in Zeiten allgemeiner Not nicht freudig darbringen möchte. Wem; gegeben werden soll, der muß auch zu geben bereit sein. Aber freilich: die Entente ist offensichtlich bemühte Holland zum äußersten zu treiben. Kann sie schon die' bloßen Verhandlungen mit uns nicht verhindern, so legp fie es doch darauf an, sie zum Scheitern zu bringen. Man denke, wie verlockend auch gerade im gegenwärtige« Augenblick die Aussicht für sie sein muß. einen neuen BunveSgenoyen zu gewinnen, letzt, da sie Gefahr lä ist, den Landkrieg endgültig zu verlieren. Ist die holländische Armee auch nicht sonderlich kriegserfahren, so stellt sie doch ihrer zahlenmäßigen Stärke nach einen nicht zu unterschätzenden Machtsaktor dar. Sie würde sich an unserer Nordflanke immerhin unangenehm bemerkbar machen, und überdies erhielte England ein neues Operations gebiet an der Nordseeküste, das es sicherlich nicht un genützt lassen würde. Natürlich wäre auch der deutsche Schiffsraum, der in niederländischen Häfen Übersee bis jetzt gehorgen war, unrettbar verloren, und wir müßten darauf gefaßt sein, daß nicht nur jede Einfuhr von Lebens mitteln aufhört, sondern daß auch der Wirtschaftskrieg nach britischem Vorbild gegen uns entfesselt wird. Wir haben in diesem Kriege schon größeren Gefahren ins Auge geblickt und uns durch sie nicht schrecken lassen; kein Zweifel auch, daß die Niederlande, wenn sie zu unseren Feinden übergingen, an dem Endausgang des Krieges nicht das mindeste zu ändern vermöchten. Aber daß uns eine neue Vermehrung der gegnerischen Völker nicht will kommen sein kann, liegt auf der Sand, und wir würden Die Frau mit den Karfunkel« steinen. Romay von E. Vtarlitt. 37) Bei diesem sehr bestimmt ausgesprochenen Wunsch und Willen löste Margarete schweigend die Tuchzipfel unter dem Kinn. Die Dienerschaft verschwand laut- lvs hinter verschiedenen Türen, ünd die Herren zogen sich schleunigst in die Schreibstube zurück. Nur Rein hold blieb zurück. „Tas geschieht dir recht, Gretel" machte er schadenfroh. „Ja, eine blaue Schürze vor binden und in die armen Häuser gehen, um kranke Leute zu Pflegen und schmutzige Kinder zu waschen, das ist jetzt so Mode bei den jungen Mädchen; und da denkst du natürlich auch, wunder wie schön sich Grete Lamp recht als so eine heilige Elisabeth ausnehmen müßte! Es ist nur gut, daß der Papa solchen Unsinn nicht leidet: — Und morgen hört auch die Gelegenheit zu solch abgeschmacktem Getue von selbst auf, gelt, Papa? Die Leute können doch unmöglich im Packhause bleiben, wenn gebaut wird? Die müssen doch heraus?" „Tas ist nicht nötig, die Leute bleiben, wo sie sind? versetzte der Kommerzienrat kurz, worauf sich Reinhold, die Hände tiefer in die Hosentaschen ver grabend und die hohen Schultern noch höher hebend, iy wortlosem Aerqer umdrehte und nach der Schreib stube ging. Ter Kommerzienrat legte seinen Arm um die Tochter und führte sie nach der Wohnstube. Er ries nach Wem, und die ersten Gläser des schweren Bur gunders wurden hinabgestürzt, als bedürfe es der gan- zen Feuerglut des Weines, um eine innere Stockung zu lösen. . Margarete setzte sich auf den Fenstertritt, aus den Platz zu Tante Sophiens Füßen, wo sie als Kind immer gesessen. Sie verschränkte die Arme um die Knie und lehnte den Kopf:»«'das Litzpvlswr des Arm stuhles . . . Sie war allein mit dem Papa. Inmit ten dieser vier Wände war es heimlich und bebaalick. „Der kleine Max ist wirklich heil und unversehrt geblieben?" fragte die Tochter. „Ja — das losgerissene Dachstück ist über ihn hin weggeschossen." „Ein wahres Wunder! Da möchte man so gern glauben, datz sich zwer Hände behütend über den kleinen Lockenkops gebreitet haben — Vie Hände seiner toten Mutter." Der Kommerzienrat schwieg. Er wandte sich weo und gotz Wein in sein Glas. „Ich kann den furchtbaren Eindruck nicht los werden — mir zittern noch Hände und Füße," setzte sie nach einem augenblicklichen Schweigen hinzu. „Zu Senken, datz dieser schöne Junge voll Kraft und Leben plötzlich tot oder gräßlich verstümmelt unter den Balken und Scherben liegen könnte —" Sie brach ab und legte die Hand über die Augen. Einen Augenblick blieb es still im Zimmer, so still, datz man ein erregtes Stimmengemurmel von der Küche herüber hören konnte. „Unsere Leute können sich auch noch nicht beruhi gen, wie es scheint," sagte Margarete. „Sie haben das Kind gern! — Der arme kleine Schelm! Er hat eine ernsame Kindheit. Der deutsche Boden ist ihm -fremd, die Mutter tot, und der Vater, den er nie ge sehen hat, weit über dem Meere drüben!" „Der Kleine ist nicht zu beklagen, er ist der Ab gott seiner Angehörigen," warf der Kommerzienrat >ein. Er stand noch äbgewendet, hielt das Trinkglas- gegen das Fensterlicht und prüfte den dunkelglühen den Inhalt; daher klang das, was er sagte, wie Halb verweht. „Auch der seines Vaters?" fragte das junge Mäd- ,chen herb und zweifelnd. Sie schüttelte den Kops „Der scheint sich sehr wenig um das Kind zu küm- .mern. Warum hat er es nicht bei sich, wo sein Platz ist, wohin es von Gott und Rechts wegen gehört?" Das gefüllte Glas wurde unberührt wieder auf den Tisch gestellt, und ein schattenhafte um die Lippen des nähertretenden Mannes. „Da geht man auch wohl mit dem Papa schwer ins Ge richt, der seine Tochter fünf Jahre lang von sich ge geben hat?" fragte er immer noch lächelnd, aber mir lenem nervösen Zucken der Unterlippe, das bei ihm stets ein Merkmal innerer Bewegung war. Sie sprang auf und schmiegte sich an ihn. „Ach, das ist doch ganz etwas anderes!" protestierte sie lebhaft. Deine wilde Hummel war dir zu jeder Zeit erreichbar, und wie fleißig hast du sie besuch! und nach ihr gesehen. Und du brauchst auch nur zu wünschen, und ich bleibe bei dir, jetzt und für immer Der Vater des kleinen Lenz aber —" „Für immer?" wiederholte der Kommerzienrat. Er überhärte die letzten Worte und sprach laut und rasch: „Für immer? — Kind, wie lange noch, da kommt ein Wirbelwind aus dem Mecklenburger Lande und weht mir meine kleine Schneeflocke da fort, auch für immer!" Sie trat von ihm weg, und ihr Gesicht verfinsterte sich. „Ach, weißt du das auch schon? Nun haben sie auch schon bei dir miniert, und es sind noch keine oierundzwanzig Stunden, seit ihnen Tante Elisens glorreiche Ausplauderei zu Ohren gekommen ist! — Nun ga, ich soll schleunigst unter die Haube! Sie brauchen gerade jetzt eine „Gnädige" in der Fämilie, eine fremde Namensglorie, so etliche Weihrauchopfer wolken, die unser schlichtes Haus „ wohltätig ver schleiern Und allerhöchsten Ortes angenehm in die Nase, steigen — und dazu soll Vas arme Opfer, die sretel, geschlachtet werden . . Aber so geschwind geht bas nicht!' — r^ie lächelte mutwillig.' — „Vor allem müssen sie das Mädchen haben, wenn sie es binden Vollen. Onkel Herbert —" „Was machst du dir für einen seltsamen Begriff vom Onkel", ttifterbräch sie. „Der braucht uNs' Lamprechts nicht; ihm wird es sehr gleichgültig sein, was für einen Namen Lu künftig trägst. Ter will alles durch sich selbst. Er,ist ein Sonntagskind, dem sich alle Hände ungerüfen entgegeüstteckeift ob er sic auch schroff zurückweist. Ich glaube, selbst bei seiner Verheiratung wägt er immer wieder ab, ob ihm die, schöne Heloise nicht doch mehr zubringt als er gib» — Laber sein Zöaern."