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Abgabe bestimmten Schweine zur Ablieferung gelangen. Soweit die Abgabe verweigert wird, ist der Amtshauptmannschaft Anzeige zu erstatten, damit dis Enteignung vorge nommen werden kann. Da alle nicht zur Zucht oder zur Hausschlachtung bestimmten Schweine im Ge wicht von mehr als l Ztr. zur Erfüllung der Viehumlage benötigt werden, kann eine Anrechnung der Abgabe von Schweine« ans die Rindernmlage des ein zelnen Viehhalters nicht erfolgen. III Aufbringung von Schafen. Das Kgl. Ministerium des Innern hat für tue laufende Umlagezeit von der Ausschreibung einer besonderen Schafumlage abgesehen, will aber dafür in den nächsten Umlagezeiten eine etwas stärkere Inanspruchnahme der Schafbestände anordnen. Ab lieferungen von Schafen in den Monaten Mai, Juni, Juli sollen gemäß Verordnung des Kgl. Ministeriums auf die späreren Schafumlagen in Anrechnung gebracht werden. Auch eine Anrechnung der Abgabe von Schafen auf die laufende Rindernmlage kann daher nicht erfolge«. Meißen, am 6. Mai 1918. 326 111.. 2i22 Der Kommunalverband Meitzen-Land. Anbau- und GrnteMchrn erhebung. I. 1. Zur Erleichterung der mit der Erhebung für die Gemeindebehörden verbundenen Arbeit hat im Kommunalverband Meißen Land (einschließlich der reo. Städte Nossen, Lommatzsch und Wilsdruff) jeder Inhaber eines landwirtschaftliche« Be triebs oder sein Stellvertreter einen dem Muster der Ortsliste entsprechenden Vordruck auszvfüllen, den er in den nächste» Tagen durch die Gemeindebe hörde seines Wohnsitzes erhalten wird. 2. In diesem Vordruck hat die Gemeindebehörde vor der Aushändigung an den Betriebsinhaber a) den Kopf (Namen der Gemeinde, Ortslisten-Nummer, Vor und Zunamen des Betriebsinhabers) anszufülleu und d)zu Ziffer 3 die Gesamtfläche des Betriebsinhabers nach dem Grundsteuerkaiaster oder Flurbuch in Hektar und Ar einzntragen. 3. Der Betriebsinhaber hat alsdann in der für das Jahr 1918 vorgesehenen Spalte nach sorgfältiger Ermittelung die in der Gemeinde seines Wohnfitzes belegenen Flächen zu Ziffer 4 bis 51 anzngeben, die Richtigkeit und Voll ständigkeit der Angaben zu bestätigen and den von ihm unterschriebenen Vordruck spätestens bis zum 20. Mai 1918 an die Gemeindebehörde seines Wohnsitzes znrückzngeben. 4. Die Gemeindebehörde har die Eintragungen in dem Vordruck unter Zuziehung des zuständigen Vertrauensmanns der Amtshauptmannschaft sowie rechengewandter Per sonen zu prüfen und die Zahlen, wenn sie für richtig befunden werde», in die Orts liste zu übertragen. Bestehen gegen die Richtigkeit der eingetragenen Zahlen Zweifel oder ist der Vordruck ungenügend ausgefüllt, so haben die Gemeindebehörden unter Zuziehung des Vertrauensmanns die richtigen Zahlen für den betreffenden Betrieb an Ort und Stelle zu ermitteln. II. 1 Für die außerhalb der Gemeinde seines Wohnfitzes gelegenen, von ihm bewirtschafteten Fläche« hat der Betriebsinhaber oder sein Stell vertreter — außer dem nach 1 dieser Bekanntmachung auszufüllenden Vordrucke — den ihm von der Gemeinde seines Wohnsitzes auszuhändigenden besonderen Frage bogen auszufüllen. 2. Für jedes antzerhalb der Gemeinde des Wohnsitzes gelegene Grundstück ist ein solcher besonderer Fragebogen auszufülle«. 3. Diese Fragebogen hat der Betriebsinhaber ebenfalls mit der Bescheinigung der Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben sowie Unterschrift zu versehen und bis zum 20. Mai 1918 a« die Gemeindebehörde seines Wohnfitzes znrückzngeben. 4. Die Gemeindebehörde des Wohnsitzes hat die in den Fragebogen eingetragenen Zahlen zu prüfen, von dem Fragebogen für sich eine Abschrift zu nehmen und ihn dann an die Gemeinde abzugeben, in deren Flurbezirk das betreffende Grundstück gelegen ist. 5. Die Beiegenheitsgemei.ide hat dann die Angaben in dem Fragebogen nach vorheriger Prüfung und ev. Richtigstellung am Schlüße ihrer Ortsliste in den einzelnen Spalten einzutragen und gegebenenfalls der Wohnsitzgemeinde von Richtigstellungen Kenntnis zu geben. UI. Wer vorsätzlich die Angaben nicht oder wissentlich unrichtig oder unvollständig macht, wird mit Gefängis bis zu 6 Monaten und mit Geldstrafe bis zu 10 000 Mark oder mit einer dieser Strafen bestraft. Bei Fahrlässigkeit tritt Geldstrafe bis zu 3000 Mark ein. Meißen, am 6. Mai 1918. Nr. 9 1^. 2l2» Kommu«alverba«d Meitzen-La«d. Strümpfe für Männer, Frauen und sind uns vom Kommunalverband überwiesen worden. — Der Verkauf findet in den Geschäften von: Emil Glathe, Marie Görtz, Konsum- Verein Vorwärts, Max Rehme, Eduard Wehner, Emil Zorn statt. — Die Strümpfe sind zur Deckung des alierdringlichsten Bedarfes hiesiger Einwohner, deren Einkommen 2000 Mark jährlich nicht übersteigt, bestimmt. — Wer solche Strümpfe beziehen will, hat einen Bezugsschein bei unserer Bezugsscheinstslle 'zu beantragen und muß seinen Steuer zettel hierbei vorlegen. Wilsdruff, am 7. Mai 1918. rin Der Stadtrat — Kriegswirtschastsabteilung. Kesselsdorf. Kohlenkarten-Ausgabe Freitag den 10. Mai 1918 vorm. 8—9 Uhr im Gemeindeamt. Kesselsdorf, am 8. Mai 1918. rn« Der Gemeindevorstand. Der Friede mit Rumänien vollzogen. Oie Llnverbefferlichen. Alle Welt ist in höchstem Grade erstaunt darüber, bah Lie Amerikaner trotz einjähriger gründlicher Kriegs- Vorbereitung in diesen schweren Frühjahrskämpfen an der Westfront noch eine so kläglich untergeordnete Rolle spielen — das hindert aber die braven Freiheitshelden von jenseits des Großen Wassers nicht im mindesten, den Mund nach wie vor recht voll zu nehmen. In dieser Übung wenigstens wollen sie sich von den armseligen Europäern nicht über treffen lassen- Was ein rechter Vcmkee ist, der versetzt sich ». B. voll Teilnahme in die trübe Lage der Italiener, die ihrs englisch-französischen Divisionen nicht nur nach den Schlacht feldern an der Somme und in Flandern haben abziehen sehen, sondern die sogar noch eigene Regimenter ihren in die Gefahr des Untergangs geratenen Verbündeten dorthin nachschicken mußten. Er kann sich vorstellen, daß unter solchen Umständen in Rom die Frage aufgeworfen werden muß: wo bleiben denn eigentlich die Amerikaner? Haben sie wirklich außer ihren Dollars, die uns bisher gar nichts geholfen, sondern nur unsere Schuldenlast weiter in die Höhe getrieben haben, gar nichts, womit sie uns wirksam beistehen könnten in unserer Not? -üe Antwort laute, . mger als beruhigend. Ma» müsse eben Geduld Häberl m Europa im allgemeinen und in Italien im besonderen. Die amerikanische Hilfe -ersiw Me jeweils dort, wo sie am nötigsten sei. Das gelte auch rür Len Fall einer groben Offensive gegen Italien; do b rechne man in Amerika bestimmt darauf, daß das Wie Frau mit den Karfunkels steinen. 'Roman von E. MarUtt 53) Erne glühende Röte schoß ihr in die Wangen „Sie — mir?" ries sie wie erschrocken, wie ertapp! aus einem bösen Gedanken. „Nicht das mindeste Hai ne mir angetan! Wie könnte sie auch, da ich bis setzt kaum in ihre stolze Nähe gekommen bin?" Sic zuckte die Schultern. „Ich fühle aber instinktmäßig, daß ^as der Kaufmannstochter noch bevorsteht —" „Du irrst. Sie ist gutmütig —" „Vielleicht aus Phlegma — möglich, daß sie sich ingern erhitzt. Ihr schönes Gesicht —" „Ja, schön ist sie, von einer unvergleichlichen Schön heit sogar," fiel er ein. „Und ich möchte gern wissen ob heute morgen nicht etwas wie ein heimliches Glüh in ihren Zügen zu lesen gewesen ist — sie hat gestern Hocherfreuliches erfahren." Ach, also darum war er heute abend so über mütig, so voll übersprudelnder Laune; das „Hoch erfreuliche" betraf ihn und sie zusammen. „Das fragß du mich?" rief sie mit einem bitteren Lächeln. „Dr fülltest doch am besten wissen, daß die Damen vom Hofe viel zu gut geschult sind, um ihre Gemütsaffekte jedem profanen Blick auszusetzen. Bon „heimlichen. Glück" konnte ich nichts bemerken; ich bewunderte nur ihr klassisches Profil, die blühenden Farben, die präch tigen Zähn bei ihrem gnädigen Lächeln und erstickte fast in dem Beilchenparsüm, mit welchem sie das Trep penhaus erfüllte, und das, dieses Uebermaß war nicht vornehm an der Aristokratin —" „Sieh, da war ja gleich wieder der bittere Nach- geschmack!" Hu,- nncye Peer oen ernen Annurm der Österreicher — allen- aufbalten könne. Da haben sie's also, die guten Irdener. Zunächst einmal sollen sie selbst verbluten, und wie sie imstande sind, einen ersten Ansturm des Feindes mi! eigenen Kräften aufzuhalten, das haben sie ja der Welt in den Herbstwochen 1917 hinreichend ge zeigt, wo sie vom Jsonzo gleich bis zur Piave zurückfluteten und dort nur standhielten, weil sie ^endlich von starken Hilfskräften aus Frankreich aufge- chvinmen wurden. Es muß ihnen also wie schneidender Hoh» in die Ohren klingen, wenn sie jetzt von Amerika auf ihre eigene militärische Stärke verwiesen werden: dazu sucht und kauft man sich doch schließlich keine Kampf- und Kriegsgenossen, um in kritischer Lage in schrecklicher Ver einsamung fechten und sterben zu müssen! Indessen, die Amerikaner folgen nun einmal lediglich ihren eigenen logischen Gesetzen; dafür sind sie eben die unvergleichlichen Herren der Welt, und wer sich ihren Anschauungen nicht anzupaffen versteht, dem ist nicht zu helfen. Ob und wann, die Mannen des Herrn Wilson an der Piave erscheinen sollen, um auch dort die „Sache der Freiheit" aus der teutonischen Erstickungsgefahr berauszuhauen, das kann allein im Weißen Hause zu Washington entschieden werden, vorläufig haben sie in Frankreich zu retten, was noch zu 'retten ist. Den Schein, als ob sie imstande wären, die Engländer vor der ihnen drohenden vernichtenden Niederlage zu bewahren, müssen die Amerikaner natürlich so lange wie irgend möglich aufrechtzuerhalten suchen. Das erfordert »schon das Geschäft, an dem sie ücb nun einmal mit starken .Matzen beteiligt Haven. AVer hier und da taucht doch chon ein ketzerischer Zweifel auf, ob es nicht besser sei, ich aus diesem Unternehmen beizeiten mit einigem Än- tand wieder zurückzuziehen. Wie wär's denn, fragt z. B. wr bekannte Zeitungskönig Hearst im „Newporter American" seine Landsleute, wenn wir den Westmächten nnmal die Wahrheit sagten, und zwar so: Ihr seid nicht tur nachweislich außerstande, den Krieg zu einem guten Lnde zu bringen, sondern ihr habt euch sogar unfähig er- niesen, einen guten Frieden zu schließen, weil eure Forderungen mit euren Leistungen gar zu wenig überein- timmen. Da muß Amerika, das sich finanziell sehr stark nn Kriege beteiligt und jetzt auch Kriegsmaterial und Mannschaften für eigene Rechnung nach Europa sendet, ,as Recht haben, bei den Friedensverhandlungen eine erste fiolle zu spielen. Wenn der Krieg beendet werden soll,: Nüssen die Vereinigten Staaten die Bedingungen, zu denen Frieden geschlossen werden soll, sofort formulieren und der Entente einfach zur Genehmigung unterbreiten. Dann vird die Weltgeschichte endlich von der Stelle kommen, onst nicht. Natürlich wird dieser unbequeme Mann von den zu» ,«lässigen Deutschenfressern im Lande entrüstet zurecht» zewiesen: wie er den edlen Amerikanern nur «ine solche mschöne Teufelei zumuten könne, diesem uneigennützigsten Volke der Welt, das den Westmächten sogar noch Dank! >Mr schuldete, daß sie ihm die Gelegenheit dazu ver- chafft hätten, gegen den deutschen Militarismus zu Felde in ziehen. Indessen, Herr Hearst setzt nur, die! „Ich kann sie nicht leiden!" fuhr es ihr plötzlich heraus. Er lachte und strich sich amüsiert den Bart. „Nun, das war gutes, ehrliches Deutsch!" sagte er. „Weiß! du, daß ich in der letzten Zeit manchmal des kleine» Mädchens gedacht habe, das ehemals mit seiner ge radezu verblüffenden derben Offenheit und Wahrheits liebe die Großmama nahezu in Verzweiflung gebracht hat? . . . Das Weltleben draußen hatte nun diese Ge radheit in allerliebste, kleine, graziöse Bosheiten ver wandelt, und ich meinte schon, auch der Kern der In dividualität sei umgewandelt. Aber da ist er, blau' und unberührt! Ich freue mich des Wiedersehens und mutz wieder an die Zeiten denken, wo der Primaner öffentlich im Hofe als Spitzbube gebrandmarkt wurde, weil er eine Blume annektiert hatte." Schon bei seinen ersten Worten war sie aufgestam den und nach dem Ofen gegangen. Sie schob unnötiger? weise ein Stückchen Holz um das andere in die Help lodernden Flammen, die ihre finster zusammengezogenZ Stirn, ihre sichtlich erregten Züge anglühten . Sie blieb am Ofen stehen und zwang sich zu einem Lächeln. „Du wirst mir glauben, datz rch jetzt nicht mehr so ängstlich denke," erwiderte sie von dort her. Das „Weltleben" härtet die Seele gegen allzu seine Auffassung. Es wird in der heutigen Gesell schaft so viel gestohlen an Gedanken, man nimmt von! guten Namen des lieben Nächsten, von seinem ernst» haften Streben, von der Rechtlichkeit seiner Gesinnun gen so viel, als irgend zu nehmen ist. Und Lieft Weisheit habe ich allerdings auch mit einem guteij Teil meiner kindlich naiven Anschauung bezahlt . . - Du könntest mithin vor meinen Augen alle Roseq der schönen Blanka in die Tasche stecken —" „Wie wären jetzt sicher vor meiner rauvertschev Hand —" „Nun, dann meinetwegen das ganze Rosenbeet vor dem Prinzenhofe!" fiel sie schon wieder erreg ter ein. „O, das wäre denn doch zu viel für das Herbariu« meiner Brieftasche, meinst du nicht, Margarete?" Er lachte leise in sich hinein und lehnte sich noch behag sicher in seine Sofaecke zurück. „Ich brauche mi« iuch nicht als Dieb dort einzuschleichen. Die Damer teilen redlich mit mir und meiner Mutter, was ai Blumen und Früchten aus ihren Fluren wächst, uns auch du wirst dir bei dernem Besuche einen Straw aus dem Treibhause mitnehmen dürfen." „Ich danke. Ich habe keine Freude an künstliche! Blumen," sagte sie kalt und ging nach der Stubentür um sie zu öffnen. Tante Sophie war zurückgekom men und stampfte und schüttelte draußen den Schnei von ihren Schuhen und Kleidern. Sie machte große Augen, als sich Herbert aus der Sofaecke erhob und sie begrüßte. „Was, ein Gast av unserem Teetische?" rief sie erfreut, während Marga rete ihr Mantel und Kopftuch abnahm. „Ja, aber ein schlecht behandelter, Tante So. phie!" sagte er. „Die Wirtin hat sich schließlich iy die Ofenecke zurückgezogen und »sich meinen Tee allen trinken lassen." Tante Sophie zwinkerte lustig mit den Augen. „Da hat's wohl ein Examen gegeben, wie vor alten Zeiten? — Das kann die Gretel freilich nicht vert tragen. Und wenn Sie vielleicht ein bißchen ins Meck) lenburgsche hineinspaziert sind, um hinzuhorchen —" „Keineswegs," antwortete er plötzlich ernst, mit sichtlichem Befremden. „Ich habe gemeint, das sei ab getan?" setzte er fragend hinzu. „Bewahre! Noch lange nicht, wie die Gretel all« Lage erfährt!" entgegnete die Tante stirnrunzelnd im Hinblick auf die Quälereien der Frau Amtsrätin. 1 (Fortsetzung f-üch.)