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knapp, überall. Daher sucht -er Feldgraue sich einen Platz zu erkämpfen, auf dem er wenigstens liegen kann, wenn zp sitzen es ihm unmöglich ist. Lin Schwung des Tornisters durchs Fenster, das dem guten Manne ein Äamerad geöffnet Hatz und dann im Stützschwung dem Tornister nach, ganz gleich, wohin der Sprung auch führt. Durcheinandergewürselt in allen Dialekten und Regiments nummern füllen sie den Abteil; wer nicht auf Bänken oder Aisten fitzen kann ist froh, wenn er dazwischen liegen darf und nicht gar etwa stehen braucht, und dann setzt sich der Zug in Bewegung. Bald füllt Dunst und <Hualm von allerlei Tobaken und sonstigen fachen die Abteile, wer feinen Platz ver läßt, bekommt ihn indessen nicht wieder; deshalb harren sie aus, aber es kostet manchem viel Selbstüberwindung. Wer endlich gezwungen durch eine.Notdurft den Abtxil in der Nacht verläßt, wird seinen Platz nicht wieder er halten, auf dem widerstandslos die Schläfer zusammen- rücken, während der Vorinhaber sich ein Lager auf dem Gange des Wagens oder irgendwo in einer Ecke sucht. Wenn aber endlich daheim der deutsche Arbeiter am Morgen sein Marmeladebrot zum dünnen Aaffee trinkt und durch die Scheiben nach dem Wetterhimmel lugt, dann kommt verknittert und verräkelt und fröstelnd der reisende Soldat Zur Ambulanz auf den Bahnsteig und läßt sich seinen Trinkbecher füllen, und kein Mensch bietet ihm einen „Angenehmen Guten Morgen!" Noch trauriger ergeht es ihm, wenn er, was gewiß mehrere Male auf jeder Reise vorkommt, auf irgend einer Station umgeladen wird und wenn er im Nebel oder Regen so lange neben den Gleisen hocken muß, bis der neue Zug endlich eintrifft. Das geht einem bis auf der Seele Grund, wenn man sie mit verklammten Fingern und unruhigen Blicken auslugen sieht und den Gedanken ihnen von den Augen ablesen kann: Wenn doch die ver dammte Reise erst zuende wäre! Ja, davon haben wir Leute im Lande leider nicht viel gesehen und es wäre -och noch schöner, denkt mancher, wenn ich denn auch nicht einmal mehr nach Dresden oder München soll fahren dürfen, wo man schon sonst weiter nichts daherinnen hat! — Jawohl denkt ein anderer, wenns das Reisen dem Militär kein' Freud ist, soll's draußen bleiben! — Wahrhaftig, die Jahre des Aneges haben die bessere Linficht vernichtet, es wird schwer sein, die Lgoisten eines Bessern zu belehren, wenn sie es bisher noch nicht erlernt Haden, sich nach des Vaterlandes Decke zu strecken. Sie werden sich deshalb nicht darein verstehen können, wie es dem Soldaten zumute ist, wenn er nach Tagen und Nächten in der Gegend seines Zielpunkts ankommt und mit Tornister, Gewehr, Schutzhelm Aistchen und Aartons den Weg nach dem Standquartier einschlägt, einer hierhin, zwei andere dorthin, und alle ausschauend, ob nicht ein Lastauto zufällig ein Stück Lleichen Weg ist wie sie. Glück lich diejenigen, die einige Ailometer weit noch eine pferde- Feldbahn benutzen können. / wir fuhren eine Nacht und einen Tag mit einem D-Zuge und hatten die Fahrt auf unsern Polstern herzlich satt, als wir in D. ankamen. Aann hiernach der Leser wohl ermessen, wie es den Soldaten zumute ist, die mit langsam fahrenden Urlauberzüzen mehr als die doppelte Zeit unterwegs find und dann noch Meilen zu wandern haben, wenn sie am Endpunkte ankommen? wahrhaftig, die Braven, die von draußen auf Urlaub kommen, haben schon um ihrer Reise willen Rücksichtnahme verdient! (Weitere Aufsätze folgen.) Sächsischer Landtag. Die Zweite Kammer beschäftigte sich am Montag in 'der Hauptsache mit einer Eingabe der Fortschrittlichen Volkspartei: „Ist die Regierung bereit, bei den zuständigen militärischen Stellen die unverzügliche Aufhebung der kost spieligen Grenzsperre gegen das verbündete Oesterreich zu verlangen, die, ohne den Zweck der Spionageverhinderung erfüllen zu könnev, nur erhebliche Schädigungen und Be lästigungen, namentlich der Anwohner an der sächsisch-böh mischen Grenze, mit sich bringt?" Es kam zu einer ein gehenden Besprechung, in der der Kriegsminister o. Wils dorf erklärte, daff dis. Oberste Heeresleitung an eine Auf- „Vie «irei Qrcns«Iiere" Vie drei 6irens6iere ,... nur immer isnßssm voran! Hebung des Grenzschutzes nicht heranlreten könne. Ver schiedene Abgeordnete traten für wesentliche Erleichterung im Grenzverkehr ein. Aus Stadt und Land. Mitteilungen für diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. Wits druff, am 6. Februar. — Am nächsten Sonntag den 10. Februar veraystalten Wolfs rühmlichst bekannte Dresdner Kammerspiele einest lustigen Operetten-Abeud Um den Abend zu einer künstlerischen Höhe zu erheben, sind eigens allererste nam hafte Künstler angagiert, und der Abend verspricht einen hohen Genuß. Einen durchschlagenden Erfolg erzielte die Künstlertruppe nach einem Bericht im Großröhrsdorfer An zeiger bei einem Auftreten-in diesem Orte. Es wird ihnen darir^ ihr Können bestätigt, ihre Vielseitigkeit gerühmt und bei der Wiederkehr ein volles Haus in Aussicht gestellt. — (K. M.) Durch die Bekanntmachung des stellv. Generalkommandos XII. und XIX. A. K. vom 30. Japuar 1918 wird das Fallen von Eichen bis zn 40 Jahren verboten. Erlaubt ist nur das Fällen solcher Eichen zum Zwecke der Gerbrindengewinnung, Ausnahmen können im Bereiche des stellv. Generalkommandos Xll von dessen Krietzs-Rohstoff-Stelle, im, Bereiche des stellv. General kommandos XIX von der Kriegsamtstelle Leipzig bewilligt werden. — Nach »euerer Bestimmung bedürfen die Reisenden »ach Orte» der dänischen Grenze einer besonderen Zu reisegenehmigung. Für die Erteilung der Zureisegenchmigung ist die Militärpolizeistelle Flensburg zuständig. Die Zu reisegenehmigung ist vor Antritt der Reise einzuholen. — Zn der Sitzung des Ständigen Ausschusses des Landeskulturrates vom 28. Januar 19 ist wurden unter anderem folgende Beschlüsse gefaßt: Auf eine diesbezüg lich« Anfrage soll dem Aöniglichen Ministerium des Innern berichtet werden, daß dir Entscheidung, ob ausgewinterte Flächen umgeackert und nachbestellt werden müssen, dem Besitzer des betreffenden Feldstückes zu überlassen und nicht von einer Entscheidung -er Gemeindebehörde abhängig zu machen ist. Es soll gebeten werden zu ge statten, «daß die Landwirte Saatgut für nötig werdende Nachbestellungen zurückbehaiten dürfen und daß ihnen für die nachträgliche Ablieferung bei Nichtverwendung der volle Preis und nicht der gesetzliche herabgesetzte Preis bewilligt wird. Die Nachprüfung, ob ausgewinterte Flächen tat sächlich nachbestellt find, und die Größe dieser Flächen soll durch die Gemeindebehörden festgestellt werden. — Es laufen fortwährend Alagen darüber ein, daß bei der Abnahme des Flachses durch die Aommisfionäre der AriegsflacksbaUgesellschaft Preise gezahlt werden, welch« den abgeschlossenen Verträgen nicht entsprechen. Es soll hierüber an das Agl. Ministerium des Innern berichtet und dasselbe gebeten werden, im Interesse der sächsischen Landwirte zu veranlassen, daß die Abnahme des Flachses vertragsmäßig und zu den festgesetzten Preisen geschieht. — Es soll ein Antrag beim Agl. Ministerium des Innern gestellt werden, Mitte! zur Verfügung zn stellen, damit Beihilfen an bedürftige Landwirte zur Beschaffung von landwirtschaftlichen Maschinen, besonders auch Aartoffel pflanzlochmaschinen, gegeben werden können. — Ferner soll dasselbe gebeten werden, bei den zuständigen Stellen zu erwirken, daß Aorbweiden, welche im eigenen Betrieb« erbaut werden, zur Anfertigung von Aörben für den Be trieb Verwendung finden dürfen. — Der Antrag einer An zahl Landwirtschaftlicher Vereine, bei vermehrter Ablieferung von Butter eine Ablieferungsprämie zu gewähren, fsj befürwortend an die Landesfleischstelle weitergegeben werde -. Es wird für dringend nötig-erachtet, im Jahre eine Vergrößerung der Anbaufläche für Aartoffeln herbei zuführen. Das Agl. preußische Ministerium für Landwirt schaft, Domänen und Forsten hat Grundsätze aufgesteSt nach denen Landwirten, die eine Vermehrung ihrer Anbau fläche nachweislich votgenommen haben, Beihilfen zur Beschaffung des dazu benötigten Saatgutes gegeben werden. Die Landeskartoffelstelle soll gebeten werden, diese Grund sätze mit einigen Aeuderungen auch für das ASniareich Lachfen in Anwendung zu bringen. — Ausschluß vom Handel wegen Unhöflichkeit Der deutsche „Reichsanzeiger"- bringt fortgesetzt Bekannt machungen, nach denen Personen -es Gewerbe- und Aauf- mannsstandes der Betrieb ihrer Geschäfte wegen Un zuverlässigkeit untersagt wird. Unter -en letztveröffentlichren Bekanntmachungen befindet sich eine, ist der einem ÄanMann I. in Gelsenkirchen der Handel mit Gegenständen »es täglichen Bedarfs auf die Dauer von vierzehn Tagen se: boten wir-, weil er, wie es in -er Bekanntmachung heißr,. „eine Aun-in ohne Grun-mit-en Worten „Frauenzimmer' und „Spitzbube" beschimpft har. Infolge derartiger un höflicher Behändlung des Publikums hat I. sich »Ls unzuverlässig im Handel erwiesen und ist deshalb sein« Ausschließung gerechtfertigt." Diese Ausschließung mag anderen unhöflichen Geschäftsleuten als Warnung dienen. — Kesselsdors Die hiesige Beschälstation ist am 5. Februar wieder besetzt worden. Nähere Angaben werden noch gemacht. — Meißen. (Guter Fang.) An einem der lesren Tag« fing der hiesige Fischermeister Starke einen Lachs im Gewicht von 15 Pfund; um diese Jahreszeit ein« Seltenheit. — Landgericht Dresden Die Munitionsarberer Tranthold-Lommatzsch, Bauer-Eibenstock und Münch-Gruden stahlen gemeinschaftlich in Niedersedlitz, Wilsdruff und Potschappel Gänse und Kaninchen, Das Gericht erkaEe für jeden auf 10-monatige Gefängnisstrafe. — Radebeul. (Mord und Selbstmord.) In »er Nacht zum Dienstag hat d«r Kaufmann Haschke sich, riu« Ehefrau und seine drei Ainder im Alter von vier bis zehn Jahren durch Leuchtgas vergiftet. Haschke zeigte sei! längerer Zeit Spuren von Nervenkrankhe.it. Haschke scheint die Tat im Einverständnis der Frau begangen zu haben, denn beide haben vorher ihre Verhältnisse geordnet und letztwillige Verfügungen getroffen. In letzter Aeii zeigte sich Haschke wiederholt krankhaft erregt und^ schwer mütig. — Bautze». Ein schneller Tod traf den Ia^rr alten Fabrikbesitzer Max Lange. Er hatte 30000 Mark- zu einem Ainderheim gestiftet mit der Bestimmung, daß d « Zinsen bis zu seinem Tode ihm zufließen möchten. Am anderen Tage machte ein Herzschlag seinem Leben ein End« Zwickau. Den Bergarbeitern des hiesigen Stein kohlenreviers wurde auf ihr erneutes Ersuchen von den Werksoerwaltungen eine abermalige Lohnerhöhung m Betrage von 80 Pf. für die Schicht gewährt. Gleichzeitig wurde die Kinderzulage von 4 auf 6 Mark pro Kind un Monat heraufgesetzt. Die Folge dieser Lohnerhöhung -st eine weitere Erhöhung der Kohlen- sind Kokspreise seitens der Werke um 25 bis 30 M^rk für den Doppelwage" Kirchennachrichten für Donnerstag den 7. Februar. Limbach. Keine Kriegsbetstunde. Die heutige Nummer umfaßt 4 Seite», Herausgeber. Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff Verantwortlich für die Schrifileitung: Oberlehrer i. R. Gärtner, kür 8- Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. MMM MM Km Merlan»! Die Zentralsammelstelle für Altpapier Joha»»esstraße 12 Dresden A. Johanuesstraße 12 Einkmfs-Aelle für Wilsdruff nutz «Wezend bei I. SmenLek in Wilsdruff : Am Ehrenfriedhof Nr. 207 Am Ehrenfriedhof Nr. 207 kauft jeden Posten Altpapier, Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Akte«, Geschäftsbücher, Briefe und sonstige Abfälle. um «r- HWe Preist werde« geW nta MM der Wstmxsms. Jedes Ktiick Papier ist wertvoll. MWWsKlstMmdt« Sprechstunde: Montags und Freitags von Vz3—5 Uhr. kaufen. Wo? zu erfragen unt. Auf Wunsch Zahnersatz in gute« Kautschuk. r« 118» i. d Geschäftsst. d. Bl. K I.Militäricrein für Wilsdruff u. Umgeg. Am 3. Februar ver starb unser Herr Kamerad Birkner. Gern stellte er sich in den Dienst unseres Vereins. Wir bitten, sich recht zahlreich an feiner Be erdigung zu beteiligen. Der Vorstand. Herr Maschinenarbeiter Earl Hermann Birkner, geb. am 11. Dezember 1857 in Blankenstein, diente vom 9. November 1878 bis zum 15. September 1880 in der 1. Komp, des 1. Jägerdat. und wurde am I Sept. 1888 unser Mitglied. nee Er schlafe in Frieden! M«tiW Aleine Anzeigen aller Art finden in dem Wilsdruffer Tageblatt große zweckentsprechende Ver breitung und haben gute Wirkung. »WWWWMM» GaM „Goldener Löwe", Ws-rnA. Sonntag den 1«. Febrnar abends V28 Hhr Großer lustiger Operetten-MM. kruclerlein fein. Vie Verlobung bei äer lialerne. Lr ilt niebl eifersüchtig. Ueberall stürmischer Erfolg des bewährten, abwechslungs reichen Programms. ini Das M HauMuM mt Gurte«, Zellaer Straße SOO, ist zu verkaufe» Angebote erdeten an F. Flade, Wildbach, Poft Stein i. Erzgeb t,*i Grumbach. Lebensmittelversorgung Donnerstag den 7. Febrnar: Griest auf weiße Marke Nr. 16, 125 Gramm für 10 Pfg Nadeln auf weiße Marke Nr. 17, 100 Gramm für 12 bezw. 18 Pfennige. Haferftochea auf weiße Marke Nr. 1», 40 Gramm für 5 Pfennige. Grumbach, am 6. Februar 1918. Der Nahrungsmittel-Ansschutz