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/ Brotzes Hauptquartier 6. Februar. <Wrb.) Angegangen nachmittags 2 Uhr. Westlicher Kriegsschauplatz: Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Irr einzelnen Abschnitten der flandrischen Front, in »er Gegend von Armentieres und am La Bassee-Kanal »ar die Artillerietatigkeit am Nachmittag gesteigert. Bei Lens lebhafter Minenkampf. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Erkundungsvorstoße des Feindes in dm Argonnen und östlich von Nvocourt wurden abgewiesen, Gestern wurden 7 feindliche Flugzeuge und 1 Fessel ballon abgeschossen. Leutnant Bongartz errang seinen 29. Luftfieg. Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts 'Neues. Der Erste Gsneralquartiermejfter "Ludendorff. Der deutsche Ritterorden wurde bald dem ungarischen König Geza zu mächtig, und er schob ihn deshalb ab, die deutschen Bauern aber blieben. In die Dobrudscha sind die deutschen Siedler erst viel iPÄer gelangt, nämlich um das Jahr 1840. Sie kamen nicht aus Deutschland selbst, sondern aus Rußland. Ihre Mtern waren um 1800 in Südrußland eingewandert, wo es setzt noch deutsche Siedelungen gibt, aber sie fühlten sich dort nicht wohl. In der Moldau und der Walachei, dem heutigen Rumänien, sollte es besser sein; es war eine Enttäuschung. Die Runiänen wollten keine fremden Siedler haben und machten alle erdenklichen Schwierigkeiten. Sv zogen denn diese russischen Deutschen weiter, in die Dobkudscha, die damals noch türkisch war. Die Türken nahmen sie gern auf. Mitten im Walde entstand z. B. eine vein deutsche Ansiedlung Atmagea. Als sich 1861 in der Nähe Tscherkessen ansiedelten, zogen Sie Deutschen fovt, aber sie fanden es nirgends besser und kehrten trotz Ler wilden Nachbarschaft zurück. Als dann 1878 das Land rumänisch wurde, kamen Neue Drangsalierungen, Sen Rumänen war. die deutsche Sprache und die deutsche Schule ein Dorn im Auge. Man kann sich also unschwer oorstellen, welches Los die Siebenbürger Sachsen gehabt hätten, wäre Rumänien der Einoerleibungsplan gegluckt! Trotzdem zogen noch kleinere deutsche Trupps um 1890 nach Rumänien. In allen Teilen der Dobrudscha find jetzt deutsche Dörfer, auch die Städte Konstanza, Cernavoda, Mangalia, Tulcea beherbergen deutsche Kolonien. Die Gesamtzahl beträgt 8500 Seelen, etwa 5°/» Ler Bevölkerung. 22 Dörfer sind ganz deutsch, in andern Dörfern leben die Deutschen mit Bulgaren und Türken gemischt. Eine deutsche Kommission aus Stuttgart hat kürzlich diese deutschen Siedlungen bereist und darüber Gericht erstattet. Die Leute wissen nicht mehr/ aus welchen Gegenden Deutschlands ihre Väter stammten, auf dem langen Wege über Rußland ist die Tradition unter brochen worden, wahrscheinlich sind alle deutschen Stämme unter ihnen' vertreten. Auch die Siebenbürger Sachsen wissen bekanntlich von ihrer Herkunft wenig, die meisten von ihnen stammen, trotz des Sachsennamens, wohl vom Rhein. Es stimmt traurig, denken zu müssen, daß auch dies» tüchtigen Leute', wie schon so viele andere Brüder, Lem Deutschtum verloren sein > sollen. Die Rumänen gingen äußerst schonungslos vor, und zahlreiche Dobrudscha- Deutsche sind schon infolge der Bedeckungen aus der lau« gewonnenen Heimat nach Ameri! ausgewandert. Eine Wcksicülung scheint also nicht miss slos! Oer Völkerkampf in Rußland. Selbständigkeit der Akraine. Die Nachricht, daß die Ukraine sich als selbständige Kevubllk erklärt habe, wird bestätigt. Alle ukrainische Truppen haben sich auf die Seite der Zentralrada gestellt und unterstützen die Unabhängigkeit der Republik. Mohilew von den Polen erobert. Die polnischen Triwyen, die sich überall' ans ^en russischen Verbänden lösten, machen schnelle Fortschritte in ihrem Kampf gegen das zerrüttete russische Heer. Wie ein Funkspruch aus Kiew melde», ift Mohilew. de» GtanLort der russischen Obersten Heeresleitung, Lurch di« Polen besetzt wurden. Auch Minsk ist in blutigem Kampfe mit den Bolfchewikitruppen von polnischen Truppen genommen morden. Die oberste polnische Heeresleitung erläßt an das ganze polnische Volk einen Mobilisierungs- . ..frui und fordert alle Polen auf. aus den russischen Regimentern auszutreten und Unter der eigenen National fahne zu fechten. Sogar Frauen, Kinder und Greist werden aufgefordert, zu den polnischen Formationen hinter der Front sich als Sanitäter usw. zu stellen. Ein ähn licher Aufruf ist von den Polen in Mijew verbreitet roorden. Die polnischen Zeitungen in Moskau, Peters burg und- Minsk verbreiten diesen Aufruf unter allen in Rußland wohnekiden Polen und den fast drei Millionen polnischer Emigranten. Der Sitz des Mobilisierungs komitees ist Minsk. Russische Greuel in Finnland. Die Kriegsabteilung des russischen Volkskommissariats hat dir russischen Soldaten Lyrch Order aufgefordert, die Rote Garde in Finnland zu unterstützen. Die Schreckens» Herrschaft der Roten Garde in Finnland niyimt von Tag zu Tag schrecklichere Formen an. Nach einer Meldung auS Helsingfors wurde die Staats bank, deren Goldvorrat angeblich vor Ausbruch der Revo lution in Sicherheit gebracht wurde, auf Befehl des Revo- lutionsausschusseS wieder eröffnet. Angeblich soll das Volkskommissariat ein finnisch-russischer Ausschuß sein, dessen Aufgabe darin besteht, internationale Garantien für Finnlands Selbständigkeit, ein Abkommen über die Schleifung der finnischen Festungen, Abtretung eines Hafens nnd andere Grenzregulierungen im Lande herbei- «lführen. , * * Oberbefehlshaber Krylenko verhaftet. Der Einnahme der Stadt Mohilew gingen schwer« ikämpfe voraus. » vet der «rvberung der Stadt ward« der Oberbefehl»» Haber «rylenko mit dem gesamte» Stab verhaftet. Wie aus zuverlässiger Quelle gemeldet wird, haben d«r Truppen der Zentralrada Charkow erobert. Staats- ekretär Holubowic, hat ein Neues Ministerium ge» olldet, das im Gegensatz zu der bisherigen Neigung der Ukrainer sich mrt den Maximalisten zu verständigen kein einziges bolschewistisches Mitglied enthält. Bei Kiew soll eine halbe Million ukrainischer Truppen unter Führung von Offizieren versammelt, auch die Zivil- «oölkerung soll bewaffnet sein. Oie Kriegs-enkmünze Berlins. Die Kriegsdenkmünze der Stadt Berlin, die an ver- drenstvolle Männer als Dank für Kriegsarbeit verliebe« werden soll, ist ein Werk des Professors Fritz Klinisch. Sie zeigt auf der Vorderseite das Wappen der Stadt Berlin mit einer Umschrift. Auf der Rückseite ist der Kampf des Volkes gegen die Widerwärtigkeiten der Zeit symbolisiert. politische Rundschau. Deutsches Reich. -4- Nachdem der Abg. Dittmann (U. Soz.) wegen ver- suckten Landesverrats zu fünf Jahren Festung und wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt zu zwek Monaten Gefängnis von dem außerordentlichen Kriegsgericht in Berlin verurteilt wurde, ist die Frage aufgeworfen worden, ob fein Reichstagsmandat erloschen sei. Diese Frage ist zu verneinen, Mg. Dittmann würde sein Mandät verloren haben, wenn ihm die bürgerlichen Ehrenrechte, abgesprochen worden wären; dies aber ist nicht geschehen, da das Urteil unter »Verneinung der ehrlosen Gesinnung , oefällt wurde. , -k- Die von London aus verbreitete Meldung von der Abberufung der Militärattaches Argentiniens in --Berlin und Wien ist in dieser Form unrichtig. Wie von zuständiger Stelle erklärt wird, hat der Berliner argen« tinische Militärattache Oberstleutnant Pertini im No« joember v. I. schriftlich das Ersuchen um seine Rückberufun? gestellt, da er zum Obersten befördert werden soll, aber bestimmungsgemäß vorher ein Kommando in der Heimat führen muß. Auf dieses Ersuchen ist jetzt die telegraphisch« Genehmigung der argentinischen Regierung eingetroffen. Oberstleutnant Pertine kehrt daher in den nächsten Tage? s in die Heimat zurück. Selbstverständlich wird ein Nack- Bolger für ihn ernannt werden. Ähnlich dürfte es sich mit 'dem Mültärattachs Argentiniens in Wien verhalten. * An den Berliner Besprechungen, die am Montag and Dienstag zwischen den Berliner Zentralstellen und dem Staatssekretär v. Kühlmann, dem Grafen Czemtn Nnd dem General Ludendorff stattfanden, nahm auch der "Chef des Generalstades im Osten, General Hoffmann teil. General Hoffmann batte im Lause des Montag ver schiedene Unterredungen, u. a. auch mit dem Ab geordneten Erzberger. ES sind von diesen Ver handlungen schwerwiegende Entschlüsse zu erwarten,' zu denen man sich in der Hauptsache durch die schädlichen Wirkungen genötigt sieht, die durch die Arbeiterausstände tn Osterreich-Ungarn und in Deutschland auf dem Gebiete der auswärtigen Politik und der militärischen Lage hervor- gerufen worden sind. Die Festigkeit der Staatsleitung und die klaren Dispositionen der Obersten Heeresleitung schließen,, soviel darf versichert werden, jeden Grund zur Beunruhigung aus, auch wenn Lie Unterhandlungen in Brest-Litowsk einen anderen, alS den zunächst gewünschten Verlauf nehmen sollten. — Staatssekretär Kühlmann und Graf Czernin beabsichtigten, in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch nach Brest-Litowsk zurücksukebren. Norwegen. X Die Antwort der norwegische Regierung an dad" Haudelsamt der Bereinigten Staaten auf den Vorschlag bezüglich der Lebensmittelzufuhr betont, daß Norwegen neutral zü bleiben wünsche und daher, nicht — wie Amerika fordert — die Handelsbeziehungen zu einem der Krieg» führenden abbrechen könne. Norwegen dürfe mit Recht fordern, daß das Land nicht vor die Wahl gestellt werde, entweder einer völligen Notlage entgegenzugehen, oder «inen Vertrag zu schließen, der möglicherweise den Krieg bedeute. Die Antwort weist schließlich darauf hin, daß Norwegen einen großen Teil seiner Ausfuhr angeboten habe, um Amerika entgegenzukommen. Belgien. X Dor dem Kriegs und während des Krieges wurden in Flandexn, im südlichen Teile der Provinz Limburg, mächtige Lager bester Jndustriekohle» entdeckt. Der belgische Staat hatte bereits eine Anzahl Kvhlengruben- konzessionen in diesem Kempener Lande vergeben, doch waren bisher noch keine größeren Bergwerksanlagen er» richtet worden. Durch Verordnung des Generalgouverneurs von Belgien sind jetzt die Kohlenkonzessionen wieder ein- gezogen worden, soweit sie Angehörigen der Entente- Staaten verliehen waren. 10 760 Hektar Kohlen kehren dadurch in den Besitz deS belgischen Staates zurück, und falls das selbständige Flandern entsteht, hat es dadurch oon vornherein ein ungeheuer wichtiges Vermögensstück. An der Erschließung der Kohlengruben im Kempenland sollen auch die großen flandrischen Städte wie Antwerpen. Gent und Brüssel beteiligt werden. (Sroßhriianvien. x Die nationale Zwangsrationierung soll setzt in England mit tunlichster Beschleunigung durchgefühtt .werden. Der Nahrungsmittelkommifsar Rhondda erklärte: im Oberhaus«, et hoffe, daß die von ihm für London und einige andere Distrikte angeordnet« lokale Rationi«- -rung Ayfang März durchgeführt sein werde, worauf so fort Maßnahmen ergriffen würden, um daraus eine einheitliche Rationierung für das ganze Königreich r« > entwickeln./ . Neueste Meldungen. Waffenstillstand zwischen Rusten und R«mSx««. Amsterdam, 5. Febr. Wi« „Daily Expreß" meldet, find zwischen Maximalisten Ruinen in Jassy WafkenftM- standsverhanLlrmge« etngelettet worb«». Straßeukämpf« in Helfingfov. Kopenhagen, s. Febr. Schwedischen Blätter» wird aus yelsingfors berichtet; daß daselbst ununterbrochene Straßen» kämpfe stattfinden. Das Blut fließe buchstäblich i« Strömen. , Eine demokratisch« rnmiinische Republik. Petersburg, S. Febr. Der demokratische rumänische Ans chuß leitet von Odessa aus eine Propaganda, die die Schaffung einer demokratischen Republik nach franzSfi» chem Muster rum Ziele bat. Die Umwälzung wird jedoch nickt durch Gewaltmittel angestrebt, «S soll vielmehr eine ge wählte Konstituante über die Staatsform beschließen. Noch eine Republik. Soka, 5. Febr „Ojennt Jzwestia", da» Organ Le» sriegsministerium», melLet in einem Privattelegram» an« vabadag, die rumänischen Revolutionär« hatten sich Ler i» Hafen pon Killa befindliche« Schiffe bemächtigt nnd DonauLelta als neue Republik proklamiert. Der Komma«, sant der russischen Donauflotte habe erklärt, Odessa werd« ich mit alle« Mittel» gegen eine Besetzung Beßarabien» durch die Rumäne« verteidige». Die Donauflotte sei zn nrrer Aktiv» gegeu die Rumänen bereit. Bolschewisten i» Frankreich. , Berx, S. Febr. Nach einer Meldung deS „Figaro" ist in Varis ein Beauftragter der bolschewistischen Propä» zanda, die die Idee Ler Maximalisten in Frankreich zu ver breiten sucht, verhaftet worden. Weitere Verhaftungen sollen beoorsteheu. Letzte Orahtbertchte Le» „Wtttdrxffer Tageblatt«»". 2VVVV Brutto-Registertonnen versenkt. Berlin, 5. Februar, (tu. Amtlich.) Eines unserer U-Boote, Kommandant Kapitanlentnaut Wenninger, hat im westliche« Teil des Aermel- Kanals 3 Dampfer, 2 Segler und 4 englische Fischerfahrzeuge mit rund 20000 Brutto-Register- tonnen versenkt. Die im beträchtliche« Matze vorhandene feindliche Gegenwirkung überwandt das Boot dnrch geschickt angefetzte nUd Lüh« dvrchgeführte Angriffe. Unter den Schiffen befand sich der grotze englische bewaffnete Dampfer Manhatten, 8VV4 Tonnen, der englische Schauer Perrito« nnd dieFischerfahrze«ge General Leman Perseveranee «nd Addax. - Wer Chef AdmiraWgbes der - Marinc. Odessa Freistatt Nresla«, 6. Februar (t«) Wie ö e hier erscheinenden Gozetta Poranna gemeldet wird, hat sich Odessa als freie Stadt mit eigener Ver fassung erklärt. Der Schritt geschah, wie es in dem Ausruf heitzt, um de« Bürger« der Stadt den Frieden z« verschaffen. Das alliierte Mauöverierheer. Lugano, 6? Februar, (tu.) Die „Tribuna" erklärt, datz das neue Manöverierheer des Ver bandes, das sich dem Gegner überall da, wo es nötig ist, entgegenwerfe« soll, bereits Vorhände« sei. Es gelte «nr, es an einem bestimmte« Punkte zn versammel«. Die jeweilige^Ver wendung dieses Manooerierheeres hänge vo« dem Obersten Kriegsrat in Versailles ab, so datz für alles, was an der Einheitsfront vorgcht, künftig der ganze Verband solidarisch verant wortlich sein wird. Die amerikanischen Truppen in Frankreich. Von der Schweizer Grenze, 6. Februar, (tu.) Der Schweizer Allgemeine Pressedienst meldet: Die Amerikaner haben neuerdings in Frankreich zahlreiche neue Kontrakte auf Txuppenlager, Unterkünfte usw. auf 5 Jahre abgeschlossen. Sie gehen deiihrerFestsetzung inFrankreich andauernd rücksichtslos vor uns reitzen ganze Häuser nieder, die ihnen im Wege find. front unci Heimat. Neun Vertretendes 19- (2. Kgl. Sachs.) Annes korps haben eine Reise nach der Westfront beendet und einer der Teilnehmer,' der Hauptschriftleiter Alfred Bohnagen, stellt uns in kurzen Abschnitten einen Bericht darüber zur Versügunü. D. Schrift! Die vierte Sachsenreise. . .. 'I. clu. Nach meinem Norberichte beginne ich heute die Schilderung unserer Reise. Dabei werde ich Bekanntes nur kurz streifen oder ganz und gar übergehen, aber umso genauer werde ich auf Einzelheiten eingehen, die bekannt zu werden verdienen. Ich beginne zuerst damit, wie die feldgrauen ihre Heimat verlassen und wodurch sie sich auf der Reise vom Zivil unterscheiden. Das einmal zu erzählen hat noch niemand unternommen; vielleicht hat man's aber nicht genügend kennen gelernt . . . . ? —, Ich denke zuerst daran, wie man bei uns schimpft, wenn die Züge mit Militär stark besetzt sind und die Zivilreisenden nicket genügend Platz erhalten. Manche sagen, „es geschähe jetzt alles nur für's Militär und das Zivil sei wie das fünfte Rad am Wägen." Aber wenn von diesen RäsonrnercnZ einmal einer einen Urlauberzug nach einer Front benutzen und tagelang sich wie ein Fracht stück herumschieben lassen müßte, würde er bald zu anderer Ansicht bekehrt werden. Wir neun Abgeordnete fuhren ja unter vortrefflicher Führung eines Hauptmanns aus dem Ariegspresseamt ganz nett und, den Verhältnissen angepaßt, auch ganz störungslos. Aber gerade darum vermochten wir am deutlichsten den Unterschied- zu erkennen, der zwischen Reisen des Zivils und des Militärs besteht Der Raum ist