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MsdmfferTageblatt für -ie Königliche Amishaupimannschast Meißen, für das Königliche Amisgenchi und den Siadirai zu Wilsdruff sowie für das Königliche Korstrentamt zu Tharandi Postscheck.Konto: Leipzig Nr. 2SS14. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6, Wochenblatt für Wilsdruff und Ltmgegend. Erscheint seit dem Jahre ^84^. I I Das ^»kdrustcr Tageblatt" erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Zefllag«, abends S ilhr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bei Selbstabholung van der Druckerei wöchentlich 20 pfg-, monatlich 70 Pfg., viertestLbriich 2,70 MI.,- durch unsere Austräger zugetragen monatlich 80 psg., vierteljährlich 2,40 Ml.; bei »en deutschen postanstaltcn vierteljährlich r,40 Ml. ohne Zusteliungsgcbühr. 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Donnerstag den 24. Januar 1918. 77. Jahrg. Der amtliche Teil befindet sich auf der 4. Seite. MM PM-WßlMm im MM IcMer IN? oersM. Halbe Worts. Lloyd George scheint sich in etwas wehleidiger Stimmung befunden zu haben, als er Ende der vorigen Lome,eine Art Frage- und Antwortspiel mit den britischen Urbeiterführern veranstaltete, um deren immer unwilliger »erdenden Gefolgschaft die Notwendigkeit weitgehender «euer Kriegsopfer schmerzlos heizubringen. Ausdehnung der Dienstpflicht bis zum 85. Lebensjahr, steigende Ein griffe in das freie Wirtschaftsleben, Rationierung der iviehtigsteu Nahrungsmittel bei zunehmender Knapp heit der Vorräte und unheimlichem Anschwellen der Vreije — das sind allerdings barte Zumutungen in Hülle und Fülle. Mio muß man wenigstens zeigen, daß man trotz dem ein umgänglicher Mensch geblieben ist und mit billigen Redensarten nicht zu sparen gedenkt. So ließ der Minister präsident sich von den Gewerkschaftsführern in ein regel rechtes Verhör nehmen: über Gott und die Welt, über < Krieg und Frieden, über Schuld und Sühne, und entließ schließlich seine geduldigen Zuhörer mit dem frommen Wunsche, daß sie nun der frisch gewonnenen Weisheit voll -hinausziehen möchten in ihre Kreise, und daß es ihnen wohlergehen möge für und für. Kein Zweifel, er ist ein gottseliger, ein wahrhaft guter Mensch, dieser Mr. Lloyd Gesrgel Aber sehen wir uns einige seiner Trostsprüche etwas «Sher an. Wie steht's mit Elsaß-Lothringen, hoher Herr? wurde er gefragt. Er hatte das letzte Mal etwas von „Wiedererwügung* gemurmelt,- und die Arbeiter waren der Meinung, daß man sich auf dieses allerneueste Schlag wort keinen rechten Vers machen könnte. Aber ich bitte Euch, lautete die Antwort, ich habe mich doch „ganz deutlich* ausgedrückt. Wir wollen doch den Franzosen beistehen, nicht wahr? Nun überlegt nur, ihnen handelt es sich hierbei nicht etwa um eine Gebietsfrage, Gott bewahre; über 40 Jähre lang mußte das arme Volk sich mit dieser offenen Wunde herumschlevpen und es ist fest davon über- zer«t, daß es keinen Frieden, mit Frankreich gibt, bis diese Frage ein für allemal geregelt ist,, es sei denn, daß man eine ganze Reihe von Kriegen über Europa herauf- deschwören will. Also muß das französische Volk selbst entscheiden, was in dieser Beziehung zu geschehen bat, und wir haben ihm berzustehen. Ist das nun „ganz deutlich* oder nicht vielmehr ein ziemlich ungewisses Halb dunkel, indem man die wahre Meinung des Premierministers kaum erkennen kann? Soll also Elsaß-Lothringen an Frank reich zurückgegeben werden, mit oder ohne Volksabstimmung? Soll, wenn es nicht zurückgegeben wird, sondern zurück- geholt werden muß, der Krieg so lange fortgesetzt werden, Kis England die militärische Dienstpflicht bis zum Lebensjahr ausdehnen, muß? Soll auf diesem Kriegs- z»el auch dann unbedingt bestanden werden, wenn es klar^ wird wie die Sonne, daß das deutsche Volk sich nie und «immer bei dieser Waffenentscheidung beruhigen, daß also Europa dann ganz gewiß in eine Reihe von Kriegen verwickelt würde, während doch jetzt alle Welt das Jdealgut des ewigen Friedens verwirklichen möchte? So viele Fragen, so wenig Antworten — Lloyd George erzählte den Arbeiterführern nur noch, was ikm einmal eine Wirtsfrau gesagt hat, als er in grauer Vergangenheit eines Abends die Vogesen über- jchriü, und versicherte, es bestehe kein Zweifel, daß die «Volute Mehrheit „der wirklichen Bevölkerung" des Landes die Rückkehr unter die französische Flagge wünsche. Damit Ivar für ihn und für seine Hörer die Frage er ledigt. Ach ja, auf dem Papier und im vertrauten Kämmerlein läßt sich leicht „wiedererwägen* und sogar erobern, aber in der rauen Welt der Tatsachen sehen die Dinge denn doch ganz anders aus. Lloyd George weiß wohl, warum er die volle Bürde der Verantwortung hier auf die französischen Schultern schiebt, und warum eS klüger ist, sich um die volle Klarheit mit halben Worten herumzudrücken. Oder: die Freiheit der Meere, waS sollen wir unL darunter eigentlich oorstellen, fragten seine Jünger. Ja, erwiderte der Meister, ich möchte auch gern wissen, was dieses Wort bedeuten soll. Haben wir uns darunter die Befreiung von U-Booten zu denken oder die Aushungerung dieses Lande-? Wir sind eine Insel und niüssen mit der größten Sorgfalt untersuchen, was unsere Fähigkeit, unsere Verbindungslinien über See zu beschützen, Beeinträchtigen könnte. Die Freiheit der Meere ist «» sehr elastischer Begriff: unter Umständen könnten wir ihn sehr gern annehmen, aber jeder Versuch einer Störung unseres Küstenschutzes und unserer Schiffahrt, die allein uns bis jetzt ermöglicht hat zu existieren, müßte natürlich sorgfältig verhütet werden. Ist das nun auch „ganz deutlich" ausgedrückt? Höchstens insofern, als auch hier wieder der altbekannte Grundsatz hervorleuchtet: waS England wohlbekommt, ist gut und edel, andernfalls UUlk eL bekämpft und jedermann, der sich zu ihm bekennt, als ein verworfenes Subjekt der allge meinen Verachtung preisgegeben werden. Wenn wir also mit der Freiheit der Meere eine weitere Sicherung nuferer inaritimen Existenzbedingungen erreichen können, gleichviel ob darüber andere Nationen zugrunde gehen, dann sind wir Engländer natürlich jur sie zu haben — sonst nicht ! So meint es Lloyd George, er sagt es nur nicht so. Die Arbeiter könnten an der Brutalität dieses Standpunktes doch einigen Anstoß nehmen, also ist es besser, sich auch in dieser Frage etwas diplomatischer auSzudrücken. Wenn ste nur der Regierung deS Krieges weiter Gefolgschaft leisten- das ist das Haupl-i ziel, auf das allein ps ankomm-. Wir aber denken an das alterprobte Sprichwort, daß halbe Worte so viel wert und wie eine ganze Lüge. Und wik wissen, woran wir in Wahrheit sind mit Herrn Lloyd George und seinem scheinheiligen Frage- und Antwortspsel. l!)er Krieg. Der Kreuzer „Breslau" gesunken. Amtlich wird gemeldet: Am 20. Januar Meßen türkische Streitkräfte und zwar der Panzerkreuzer „Sul tan Javus Sclim" (früher „Goeben"), der kleine Kreuzer „Midilis" (früher „Breslau") und Torpedoboote auf den Dardanellen gegen feindliche Streitkräfte vor, die durch Fliegeraufklärung bei der Insel Jmbras festgestellt waren. Ein großer und ei» kleiner englischer Monitor wurden vernichtet, ein TrauSportdamvfcr von 2000 Tonnen der- senkt, mehrere Hulks schwer beschädigt und die englische Signalstatiou an der Kcvhalo-Birchl zerstört. Beim Ruck marsch nach den Dardanellen ist der kleine Kreuze» >„Mtdilli" dnrch mehrere Unterwaklertreffer von Minen odc» Unterseebooten gesunken. t „Sultan Javus Selim* kam beim Einlaufen innerhalb der Dardanellen an der Enge bei Nagara leicht fest: er* ist nicht, wie in der englischen ämtlichen Meldung be hauptet wird, durch schwere Beschädigung auf Strand gesetzt. — Der Vorstoß zeugt von dem Angriffsgeist der türki schen Flotte, die wagemutig trotz ihrer numerischen Unter legenheit den Feind aufjucht und ihn schädigt, wo sie ihn- findet. Neue Verhandlungen in Brest-Liiowsk- Amtliches über die Einigung mit der Ukraine. Brest-Litowsk, 22. Januar. Die deutsche Kommission für wirtschaftliche Angelegen heiten dal ihre Besprechungen mit den russischen Vertretern gestern fortgesetzt. Die Vorarbeiten für die weiteren wirt- 'ckaltlichen Kommissionsberatungen wurden einer Sub kommission überwiesen, die bereits ihre Arbeiten aus genommen hat. Gestern und heule haben auch die ersten offiziellen Be- «arungen der deulsch-russischenRechpskommisfion ttattgefuudeiz. ES wurde» im einzelnen behandelt und formuliert: die Beendigung deS Kriegszustandes sowie die Wiederher stellung der diplomatischen und konsularischen Beziehungen, die EutschädigungSfrage und die Wiederherstellung der StaatSverträge. Gegenwärtig wird über die Wiederherstellung der Prioatrechte verhandelt. Die Berhandlungen mit der Ukraine. Das k. und k. Telegr.-Korresp.-Bureau gibt jetzt den Wortlaut der zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn einerseits und der Ukraine andererseits getroffenen Vereinbarung, deren gleichzeitige Veröffentlichung be» schloffen wurde: Die bisherigen Berhandlungen, die zwischen den Delegationen der Mittelmächte einerseits und der ukraini schen Volksrepublik andererseits geführt worden sind, haben das Ergebnis gezeitigt, daß begründete Hoffnung besteht, über die Grundlagen eines abzuschließenden Friedens vertrages Einigung zu erzielen. Mit Feststellung der wesentlichen Grundzüge des Friedensvertrages sind die Verhandlungen an einem Punkte angelangt, der eS den Delegationen zur Pflicht macht, mit den.heimischen verantwortlichen Stellen in Fühlung zu treten. Ein Teil der bevollmächtigten Vertreter sieht sich veranlaßt, diesen Stellen persönlich über den Gang der Verhand lungen Bericht zu erstatten, und deren Zustimmung zu dem Vereinbarten einzuholen. Alle Delegationen sind darüber einig, daß die hierdurch notwendig werdende- Aus setzung der Verhandlungen so kurz als möglich bemessen iem soll. Sir haben sich daher zugesagt, sofort nack Ab. jcylutz itzrer Besprechung m der Heimat wieder in Brest- Litowsk zusammenzutreten. * Konflikt zwischen Trotzki und der Ukraine. Nach einer Meldung aus Brest-Litowsk ist es zu einem Konflikt zwischen der russischen und ukrainischen Delegation gekommen, weil letztere unabhängig von den russischen Kameraden* verhandelte und sie nicht vom Verlause der Verhandlungen in Kenntnis setzte. Infolgedessen erklärten die Russen, daß die ukrainiiche Delegation nicht mehr die Republik Ukraine vertrete, und sie wandten sich au den neuen Exekutioausschutz in Charkow. Der Exekutivausschuß in Charkow entsandte drei Mit glieder nach Brest-Litowsk, die von der russischen Delegation als Vertretung der Ukraine anerkannt und als Mitglieder der russischen Delegation ausgenommen wurden. In einem Schreiben an die Delegationen der Mittelmächte macht Joffe von der Entsendung und der Aufnahme dieser neuen Mitglieder Mitteilung. In dieser Erklärung wird gesagt, daß das ukrainische Volk der Arbeiter, Soldaten und , Bauern die Centralrada in Kiew nicht als seine, Ver tretung anerkennen könne und die Zustimmung zu ge troffenen Vereinbarungen ablehne. Die Mittelmächte haben sich in ihrer Antwort darauf beschränkt, von 'dieser Mit teilung Notiz zu nehmen. / - * Kast neun Millionen Tonnen. U-Boots-Beute im Monat Dezember. Amtlich wird gemeldet: Durch kriegerische Maßnahmen der Mittelmächte find, im Monat Dezember 1017 insgesamt 70L000 Br.-Rcg.-To. des für unsere Feinde nittzbaren HandclSschisiSraumcS vernichtet worden. Damit erhöhen sich die bisherigen Erfolge des un eingeschränkten U-Boot-Krieges aus 8 958 000 Br.-Reg.-To. Der Chef des Admiralstabes der Marine. Das Bersenkungsergebnis des Monats Dezember ist in doppelter Hinsicht befriedigend. Es stellt sich um etwa 100 000 Tonnen höher als das des Monats November (607 000 Tonnen) und übertrifft auch das des September und Oktober noch um etwa 30000 ToNnen. Sodann aber zeigt es, daß die militärische Leistung unserer U-Boote trotz des verminderten Verkehrs im Sperrgebiet sich immer auf gleicher Höhe hält. * Gin russischer Nationalkonvent. Drohender Bürgerkrieg. Nachdem die Gesetzgebende Versammlung aufgeköst ist, fehlt eS nicht an Versuchen der gemäßigten Elemente, eine neue Versammlung zustande zu bringen, um dem Willen der Volksmehrheit Ausdruck zu geben. Die Maxi- malisten wissen aber jeden solchen Versuch zu verhindern. Lenin erklärte, es würde der Verfassunggebenden Ver sammlung nicht gestattet werden, «och einmal znsammcu zu treten. Zu itzrer erneuten Berufung bedürfe es eines Be schlusses des nächsten Kongresses aller russischen Soldaten-, Arbeiter- und Bauernräte. Die Konstituante werde dnrch den Nationalkonveut ersetzt, de« der bevorstehende Kongreß der Sowjets wähle« werde. Die Gegner Lenins und Trotzkis werden sich Labet nicht bescheiden. In verschiedenen Stadtteilen Petersburgs kam es zu blutigen Zusammenstößen, bei denen rund 300 Personen getötet oder verwundet wurden, darunter auch ein Abgeordneter. Es wird immer klarex, daß ein Bürgerkrieg zwischen den Maximalisten und den gemäßigten Elementen unvermeidlich ist. Ein denkwürdiges Schriftstück Der Erlaß, der die Auflösung der Konstituante ver fügt, ist eines der seltsamsten Schriftstücke, die seit der Oktober-Revolution erschienen sind. Es heißt darin u. a„ daß nur die Massenorganisation der ausgebeuteten Klassen fähig ist, den Kampf für die politische und wirtschaftliche Be freiung zu'führen. Es heißt dann weiter: Im Laufe der ganzen ersten Periode der russischen Revolution haben sich die Sowjets vermehrt, sind gewachsen und erstarkt, indem sie aus eigener Erfahrung die Illusion des Einverständnisses mit der Bourgeoisie, die Falschheit der Formen ' deS bourgeoisistischen, demokratischen Parlamentarismus er lebten und praktisch zu dem Schluffe kamen, daß die Befreiung der unterdrückten Klassen ohne Bruch mit diesen Formen und jedem Einverständnis unmöglich ist. Jede Absage vor der Vollständigkeit der Macht der Sowjets, vor der durch das Volk eroberten Sowjetrepublik zugunsten des bourgeoisistischen Parlamentarismus der Verfassung gebenden Versammlung würde jetztem Schritt zurück und