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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.01.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110112012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911011201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911011201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-01
- Tag 1911-01-12
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Monat
1911-01
-
Jahr
1911
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LrlrMyrr Tayrdlsn. Nr. l2. lO5. Jahrgang. kam, soll ihm Faberi zugerufen haben: „Vergessen Sie nicht! Ohne uns erreicht man nichts mehr!" .solche Lcschichlchen werden zur Illustrierung der Selbstüberbcbung des kaum 40 Jahre alten Moni. Fader» in Umlauf gesetzt. Da» Lustigste dabei ist, daß gerade diejeniaen Blätter zur Verbreitung solcher Angnffe ausgesucht werden, die sich in der Verhöh nung des Vatikans und vatikanischer Einrichtungen überbieten. Für den Außenstehenden ergibt sich die Nutz anwendung: es geht am Hof« Pius X. genau so zu, wie an vielen anderen weltlichen Häsen, wo eine gut organisierte Camarilla ihr böses spiel treibt. Wer als Vertreter der Presse sich im Vatikan umzu sehen hat, bekommt von ergrauten geistlichen Würden tragern mehr als einmal die Worte zu hören' „Bei unstreibt man eszuelner Katastrophe!" Das Merkwürdigste rst. daß hier die altere Generation in dem jüngeren Nachwuchs o^mnngcsährliche Intri ganten wittert. Plan hat Sehnsucht nach einem „Recreator Vaticani!" „Pius' X. Herzensgute in allen Ehren", hört man ausrufen, „ober er weiß Zwischenträger und Änekdotenerzähler wie Faberi nicht von den wahren Freunden der Kirche zu unter scheiden!" Deutsches Keich. Leipzig, 12. Januar. * Die liberal« Verständigung im Wahlkreise Aunaderg-Eibenstock. Sonntag, den 15. Januar, nachmittags st Uhr findet in Annaberg im Saale des „Bellevue" eine öffentliche politische Versammlung statt, in der die Neichstagsabgeordneten Basser- inann und Dr. Stresemann Vorträge hallen werden. Da in der Versammlung die Wiederaus« stellung der Kandidatur Dr. Stresemann» stattfinden soll, werden Stadtrat Slestna-Buchholz. Vorsitzender des Nationallideralen Vereins für den 2l. sächsischen Reichstagswahlkreis. und Landtagsabg. Dr. Dietel, Vorsitzender der Fortschrittlichen Volkepartci im Obercrzgcbirge, weitere Ansprachen halten. * Entwicklung und Ergebnisse der Wertzuwachs besteuerung im Königreich Sachsen behandelt eine im Verlage von Röder Schunke in Leipzig er scheinende Arbeit des Referendars Dr. Freiherrn Leuckart von Weißdorf. Ein besonderes Inter esse verdienen die entsprechenden sächsischen Erfah rungen vor allem insofern, als es die langjährigsten sind, welche zu Gebote stehen. Aber auch der Zahl nach nehmen die sächsischen kommunalen Zuwachs steuerordnungen — rund 80 im April 1910 — eine besondere Stellung dadurch ein, daß sie zu diesem Zeitpunkt etwa '/» sämtlicher in Deutschland be stehender Zuwachssteuerordnungen bildeten. Nach einem einleitenden dogmatischen und historischen Teil folgt eine Zusammenstellung der auf dem Wege einer ausgedehnten Privatenquöte gewonnenen Er gebnisse in Gestalt tabellarisch geordneten Zahlen materials, betreffend die sestgestellten Wertzuwachs werte und die Zuwachssteuererträge, sowie einer beträchtlichen Anzahl von Gutachten aus der Praxis. Daran schließt sich eine zusammensasfende Würdigung der Ermittelungen. Als Nachschlagewerk dürfte die Arbeit allen Interessenten sehr willkommen sein, * Das Fiirstenpaar Bülow beim Papst. Aus Rom wird gemeldet: Der Papst hat am Mittwoch in der Privatbibliothek das Fiirstenpaar von Bülow n^.Anlaß der Silbernen Hochzeit in besonderer Audienz empfangen, die einen sehr herzlichen Charakter trug. Staatssekretär de» Auswärtige» Aart«, v. Kiderlen-Waechter, ist von seinem Urlaub nach Süddeutschland wieder in Berlin eingctrosfen. * Abhängige Richter im Reichskolonialgericht? In der Frage des Konsular- und Kolonialgerichts hofes steht, wie die „Münch. N. N." melden, zu be fürchten, daß den Wünschen des Kolonialamts ent sprechend eine Mehrhert im Reichstag bereit ist, auch einige abhängige Berwaltungsbeamte, nämlich Beamte des Auswärtigen Amts und des Reichskolonialamts, als Mitglieder dieses Gerichts hofes zuzulassen. Eine solche Gestaltung des Gesetzes halten wir für auf das höchste bedauerlich. Gerade die in den Kolonien tätigen Deutschen muffen dort in der ersten und zweiten Instanz vielfach der völli gen Unabhängigkeit der Rechtspslege noch entbehren. Das ist vorderhand nicht überall zu ändern möglich, um so mehr müßte aber wenigstens die in der Heimat gelegene höchste Instanz ausichließlich aus unab setzbaren Richtern bestehen. Für eine Aenderung in der angedeutcten Richtung gibt cs keine Ent schuldigung und keinen Grund, als lediglich der Wunsch der Regierung, das höchste Gericht beein flussen zu können. Wir hoffen, daß dieser Versuch noch in letzter Stunde scheitern möge, sonst würden wir lieber sehen, daß da» ganze Gesetz vorläufig nicht zustande käme. Im künftigen Reichstage wird schwerlich eine Mehrheit sitzen, die ein derartig zu sammengesetzte» höchstes Gericht schaffen würde. * Dem D«»tsche» Heimarbeit rtag am 12. Januar in Berlin wird am Freitag, den 13 d. M., erne in teressante Versammlung folgen. Der Deutsche Volkswirtschaftliche Verband, Ort», gruppe Berlin, veranstaltet einen öffentlichen Dis kussionsabend über „Die Heimarbeit als Problem der Sozialpolitik". Der Hauplreserent des Heimarbeiter tages, Prof. Dr. Wildrandt aus Tübingen, wird in dieser Versammlung mit den Vertretern der volks wirtschaftlichen Praxis (Sindizi und Generalsekre täre), die bekanntlich im Deutschen Volkswirtschaft lichen Verbände vereinigt sind, diskutieren. Die Ver sammlung, die unter dem Vorsitze des Generalsekre tärs des Bundes der Industriellen Abgeordneten Dr. W. Wendlandt stattfindet, wird durch ein Referat von Prof. Dr. Wildrandt eingeleitet, daraus wiro vom Standpunkt der vvlkswirtichafllichen Praxis aus zunächst Syndikus Dr. Rudolf Schneider- Berlin sprechen. Eine Anzahl praktischer Volkswirte, die mit der Heimarbeitcrfraqe besonders vertraut sind, darunter auch der Reichstagsabgeordncte Syn dikus Dr. S t r e s e m a n n - Dresden, h-ben ferner ihre Teilnahme an der Diskussion ongekündigt. Die Versammlung findet im Saale des Restaurants „Neues Schauspielhaus", Berlin, Motzstraße 80/82, statt. * Reichstaaskandidaturen. Die bisher bekannt gewordenen Kandidaturen in Niederschlesien sind folgende: Grünberg-Freystadt-Neusalz (konservativ vertreten): Fortschrittliche Volksoartei: Justizrat Pohl-Gleiwitz: Sozialdemokratie: Partei sekretär Hermann Stolze-Görliy; Sagan-Sprot- tau (konservativ vertreten): Fortschrittliche Volks partei: Bürgermeister A chilles-Sagan: Sozial demokratie: Gewerkschaftsbeamter F ri tsche-Lregnitz; Konservativ: Rittergutsbesitzer o. Bolko-Kapper (bisheriger Vertreter): Glogau (fortschrittlich ver treten): Fortschrittliche Volksoartei: Professor v. Liß t- Berlin; Sozialdemokratie: Gauleiter im Transport arbeiter-Verband Zimmermann-Breslau (bis heriger Vertreter: Fabrikbesitzer Hoffmeister-Glogau, Fortschr. Volkso.); Vu nzl au-Lüde n (fortschrittlich vertreten durch Professor Dr. Dovrmann-Königs- hütte): Fortschritt: Professor Dr. Doormann; Sozialdemokratie: Biervcrleaer Reinhold Schebs- Bunzlau; Konservative: Rittergutsbesitzer Aus dem Winkel und Logau; Nationalliderale: Pastor Kröpelin-Kroitsch; Löwenbera (fortschrittlich vertreten durch Rektor I. Kop'ch-Berlin); Fort schritt: Rektor Kopsch: Sozialdemokratie: Bezirks leiter im Textilarbeiterverband Max Schiller- Görlitz: Konservative: GutsbesitzerSchä sfer-Crumm- öls; Zentrum: Gutsbesitzer Scholz-Klein-Röhrs- dorf: Liegnitz-Goldberg-Haynau (fortschrittlich vertreten durch Stadtrat Fischbeck-Berlin): Fort schritt: Fischbeck-Berlin; Sozialdemokratie: Partei, sekretär Dietrich-Breslau: Konservative: Schorn steinfegermeister C o n r a d t - Breslau; Jauer- Landeshut-Bolkenhain (fortschrittlich vertreten durch Büchtemann): Fortschritt: Geh. Regierungsrat Büchtemann-Halensee bei Berlin; Hirschderg- Schönau (fortschrittlich vertreten durch Dr. Ablaß): Fortschritt: Rechtsanwalt Dr. Ab laß-Hirschberg; Görlitz-Lauban (fortschrittlich vertreten durch Dr. Mugdan): Fortschritt: Sanitätsrat Dr. M ugdan- Berlin; Sozialdemokratie: Redakteur Taubadel- Görlitz. * Zm neuen preußische» Eisenbahnanleihe, gesetz werden u. a. gefordert die Einrich- LLö.r d l.r 8 na auf den F lächlandvahnstreaen Magdeburg-Bi tterfeld- Leipzia-Halle a. S. (weitere Kosten) und auf der Gebirgsstrecke Lauban-Dittersbach-Königszelt mit den südlichen Zweigstrecken Hirschberg-Grünthal, Hirsch berg-Landeshut, Nuhdank-Lrebau und Niedersalz brunn-Halbstadt, sowie die außerordentliche Beschaf fung von Fahrzeugen für die bestehenden Staats bahnen, diese zum Kostenbeträge von 82000000 * Das Treiben der Landräte (Labiau-Wehlau, Prozeß Maltzahn—Decker. Dr. Schröder-Berleburg) soll, wie wir bereits meldeten, von der Fraktion der Fortschrittlichen Volkspartei zum Gegenstand einer sofort einzubringenden Interpellation gemacht werden. Die Interpellation hat folgenden Wortlaut: Was gedenkt der Herr Ministerpräsident zu tun, um den in einseitigem Parteiinteresse erfolgenden Hebel griffen von Landräten und anderen Re» gierungsbeamten entgcgenzuwirken, wie solche in dem gegen den Rittergutsbesitzer Veckcr-Bartmanns- hagen eingeleiteten Strafverfahren, sowie bei der letzten Reichstagswahl in Labiau-Wehlau und bei anderen Vorkommnissen festgestellt sind? * Abgelehntes Verfahren wegen MajestStsbelei» dignng. Aus Frankfurt a. M. wird gemeldet: Die Staatsanwaltschaft hatte gegen den Redakteur der smialdemokralstchen „Volts stimme" Hermann Wendel eine Anklage wegen Majestätsbeleidi» aung eingeleitet, die er in seiner Broschüre. „Hie Fleischnot. hie Gottesgnadentum" begangen haben «ollte. Die Strafkammer hat die Eröffnung de» Hauptverfahrens gegen Wendel nunmehr abgelehnt. * Bemerkenswerte Verhaftung. Am Dienstag ver haftete die Kriminalpolizei in Köln den sozial demokratischen Gewerkschaftssekretär Fröhlich, weil er nach Aussagen der verhafteten Venonen ^r Haupträdelsführer in den Deutzer Krawallen sein soll. * Das Komitee zur Errichtung eines Schutzmann- Erholungsheims hielt am Montag unter dem Vorsitz des Frhrn. v. Manteuffel im preußischen Herren hause eine Sitzung ab, der auch Polizeipräsident von Zagow beiwohnte. Es waren einige 30 Herren anwesend. Der Schatzmeister machte davon Mit teilung, daß bereits etwa 100 000 <4( Beiträge ein gegangen und diese auch vielfach von kleinen Leuten gegeben seien. Außerdem sind zwei Grundstücke un entgeltlich zur Veriügung gestellt, in Rahnsdorf und Drei linden, die demnächst von ein-'r Kom mission besichtigt werden sollen. Das Komilcs wird sich in kürzester Frist als Verein konstituieren und sich als solcher eintragen lassen. Es soll bereits im Frühjahr mit dem Bau begonnen werden. Die Kosten werden auf 300 000 bis 500 000 .st geschätzt. * Im preußischen Herrenhaus wurde nach Er ledigung geichältlicher Mitteilungen dre Vorlage über dre Abänderung der rheinischen Land gemeindeordnung der verstärkten Gemeinde kommission überwiesen. Der Tag der nächsten Sitzung ist noch unbestimmt. * Unerhört! Prälat Nigetiet in Metz, der Verfasser des bekannten Wascylappenbriefes. hat vor kurzem an einen klerikalen, dem Deutschen Lehrerverein nicht angehörigen elsässischen Lehrer ein Schreiben gerichtet, in dem er ihn aussordert, Ermittelungen über das Vorleben der Führer des Deutschen Lehrer vereins anzustellen soweit sie in Elsaß-Lothringen an sässig seien. Als solche Führer werden genannt die Lehrer Will, Deviller, Rappel und A ndres. Prälat Nigetiet bat, die Recherchen sorg fältig zu machen und hierbei keine Kosten zu scheuen, di« Auslagen werde er decken. Äuslsnü. Portugal. * Die ungeduldigen Handlungsgehilfen. Aus Lissabon wird gemeldet: Am Dienstag sollte ein Er laß veröffentlicht werden, der die Arbeitszeit der Handlungsgehilfen von 8 Uhr früh bis 8 Uhr abends festsetzt. Als dieser nickt erschien, ver anstalteten die Gehilfen Kundgebungen vor den Zeitungen und drohten mit dem Ausstand. * Ioao Franco, der Diktator unter dem alten Re gime, hat Portugal verlassen, um nach Biarritz zu reisen. Ein Vertreter der Regierung begleitete ihn bis zur Grenze. Türkei. * Die Lage in deinen. An den amtlichen Stellen in Konstantinopel wird die Lage in P e m e n als nicht gut, aber auch nicht als beunruhigend angesehen. Die Meldungen über bevorstehende Ent sendungen von Truppen sind unrichtig. Einstweilen rst in dieser Beziehung nichts beschlossen worden. -> Auch die Lage in der nördlich von Pemen am Roten Meer gelegenen Provinz Assyr ist bedrohlich. Wie Konstantinopeler Blätter melden, dauert der Auf stand in Nssyr fort, wo Said Idris einige Orte angriff. Abha ist von den Aufständischen elnge schlossen. In dem letzten Kampf in der Nabe von Abha sollen angeblich dreihnndert Araber getötet worden sein. Imam Iohia erschien in der Nähe von San a. Einige in der Nähe eingeschloffen gewesene Abteilungen sind zurückgekehrt. — Der Ministerrat beschloß endgültig den Van einer Eisenbahn von Hodeida nach Sana. Norweger». * Das Storthing ist am Mittwochvormittag zu sammengetreten. Der Eeneralkri-gskommissar B r a t- lie ist zum Präsidenten gewählt worden. Die feier lich« Eröffnung sand am Nachmittag statt. Persien. * Ein Aufruf gegeu die englisch-russische Invasion. Das Reuter-Bureau meldet aus New Pork: Der dortige persische Konsul veröffentlichte ein CommuniquS, das das Siegel der persischen Re gierung und die Unterschrift des persischen Minister- Kunst unü Mllenlchslt. ksiler-VUtrelm-GeleUlÄstt zur Mrürruny üer willenläwtten. Ueber die konstituierende Versammlung der Kaiser Wilhelm Gesellschaft, die, wie bereits kurz ge meldet, gestern vormittag in Berlin stattfand, liegt folgender halbamtlicher Bericht vor: Berlin, 11. Januar. Heute vormittag fand unter dem Vorsitz des Kultusministers in der Königlichen Akademie der Künste die konstituierende Versammlung der Kaiser-Wilhelm-Gcsellschaft zur Förderung der Wiffenscksaften statt. An der Ver sammlung nahmen etwa hundert Personen teil, dar unter 83 bisherige Stifter für Gescllschaftszwecke. In seiner Begrüßungsansprache erinnerte der Kultus minister an die kaiserliche Kundgebung anläßlich des Berliner Universitätsjubiläums, bei dem der Kaiser, indem er auf die Ideen Wilhelm von Humboldts über die Organisation der wissen schaftlichen Forschungen hinwies, die Notwendigkeit dartat, größere Mittel als bisher vor allem zur Be gründung wiffenschaftlicher Forschungsinstitute in den Dienst der Wissenschaft zu stellen und zur opfer willigen Mitarbeit wohlhabender Persönlichkeiten aufrief. Zugleich hatte der Kaiser in Aussicht gestellt, unter seinem Protek torate und Namen eine Gesellschaft zu begrün, den, deren Ausgabe e» sein sollte, in diesem Sinn« zu wirken. Der Minister teilt« mit, daß «r vom Kaiser beauftragt sei, die Begründung der Gesellschaft in di« Wege zu leiten. Er habe demzufolge unter Be teiligung einer größeren Anzahl von Stiftern au» verschiedenen Landesteilen einen Satzungsent» wurf aufstellen lassen, der den Versammelten hier vorgelegt werde, um über die endgültig« Fassung Be- schluß zu fassen. Der Minister betonte, wie mit der Förderung gerade der Naturwissenschaft, lichen Forschung auch di« der wirtschaftlichen Inter essen Hand in Hand gehe. Er glaub« daher, daß gerade in diesem Teile ein weitgehendes Verständnis für die hohen Ausgaben vorhanden ist, welche der zu gründenden Gesellschaft in der Förderung des Kultur. fortschritts auf mancherlei Gebieten obliegen würden. Die Versammlung trat in die Beratungen des vorliegenden Satzungsentwurfes ein, der mit wenigen Aenderungen angenommen wurde. — Nach den gefaßten Beschlüssen wird die Mitgliedschaft der Ge sellschaft erworben durch einen Aufnahmebei trag v o n 20 000 M a r k. Der jährliche Beitrag ist auf 1000 .st festgesetzt, kann aber fortsallen, falls der Aufnahmcbetrag mindestens iO 000 -st beträgt. Die Organe der Gesellschaft sind außer der Hauptver sammlung der Senat und der Derwaltungsausschuß. In den Se n a t hat die Gesellschaft durch Wahl min destens zehn Mitglieder zu entsenden. Die Ernennung rveiterer Senatoren ist dem Kaiser al, Protektor vorbehalten. Anschließend an die Konstituierung der Gesellschaft fand die Wahl von zehn Senatoren statt, die dem Kaiser zur Bestätigung vorzulegen ist. Der Kultusminister schloß mit Dankesworten, in dem er der ins Leben getretenen Gesellschaft bestes Gelingen der bedeutungsvollen Aufgaben wünschte. In das von ihm ausgebrachte Kaiserhoch stimmten die Anwesenden begeistert ein. Aus der Versammlung sprach noch Exzellenz Professor Harnack allen, die an den vorbereiten den Arbeiten mitgewirkt haben, insbesondere dem Kultusminister, für die aufopferungsvolle Förderung des Planes namens der Versammelten seinen Dank aus. An den Kaiser wurde ein Huldigungstelegramm adgesandt. volksleltlptele. Die Deutsche Volk» fest spiel, Gesell« schäft hat soeben in Berlin ihre Konstitution vollzogen. Zum 1. Präsidenten wurd« einstimmig Oberbürgermeister Dr. o. Borscht (Münchens ge wählt, zum 1. Vizepräsidenten Geh. Oberreglerungs- rat Dr.-Ing. Hermann Muthesiu» vom König!. Preuß. Ministerium für Handel und Gewerbe in Berlin. Zum Generalsekretär wurde Frhr. Karl o. Gersdorff bestellt. Die Wahl des Münchner Oberbürgermeisters von Borscht, die von Berliner Freunden der Sach« be, antragt wurde, soll der besonderen Stellung Mün chens als Ursprunasstätte der Dolksfestspiele Ausdruck geben und zugleich auch den Zusammenschluß von Nord und Süd zu einer dem ganzen Reiche gewid meten künstlerisch sozialen Wirksamkeit dokumen tieren. Als weiteres Motiv kam in Betracht, daß es wesentlich der Initiative des Oberbürgermeisters von Borscht zu danken ist, wenn M ünchen heute über Hallenbautcn verfügt, die die erstmalige Verwirk lichung des Volksfestspiclgcdankens ermöglichten. Auch in seiner Eigenschaft als 1. Präsident der Aus stellung 1910 hat Dr. v. Borscht die Veranstaltung der Oedipus-Fe st spiele nachdrücklichst gefördert. Wie wir schon früher bei Erscheinen des Auf rufes der Volksfesftpiel Gesellschaft milgeteilt, hat diese Reinhardt bereits als künstlerischen Leiter ihrer Veranstaltungen gewonnen. Die Volksfestsvicle sollen in allen großen deutschen Städten stattfinden, die entsprechende Hallenbauten zur Verfügung stellen können. Sie sollen immer nur einen Zyklus von wenigen Monumentalaufführungen klassischer Meisterwerke umfassen. Das Darst'ller- eusemble wird aus hervorragenden Mitgliedern aller ersten deutschen Bühnen gebildet. Die Deutsche Volkssestspiel-Gesellschaft wird in Kürze eine Denkschrift über ihre Ziele ver senden, in erster Ltnie an solche Persönlichkeiten ans allen Kreisen der Bevölkerung ohne Unterschied des Standes, des Bekenntnisses und der politischen Richtung, die sich bereit finden lassen, durch Bildung von Ortsgruppen, lokalen Organisationen usw. zur weiteren Ausgestaltung des unter so glück lichen Umständen und unter allgemeiner, begeisterter Zustimmung ins Leben getretenen gemeinnützigen und volkstümlichen Unternehmens beizutragen. Die Volkskestspiel-Gesellschaft beabsichtigt, ihre Tätigkeit bereits im Sammer dieses Jahres zu be ginnen, und zwar in München. * Frankfurter Kammerspiele. Die Freie Lite rarische Gesellschaft in Frankfurt a. M. beabsichtigt in Verbindung mit dem Frankfurter Komödienhaus Kammerspiele im ursprünglichen Sinne de» Worte» einzurichten, in denen vor einem gewählten Zuhörerraume Stücke zur Aufführung kommen sollen, die aus irgend welchem Grunde nicht für die große Bühne und das große Publikum geeignet sind. * Bei der Berliner Kgl. Bibliothek soll eine eigene Buchbinderei errichtet werden. Die Ein, richtunyskosten find nur mäßig. Es sollen alle Bücher der Bibliothek in dieser Buchbinderei gebunden werden. Donnerstag, 12. Januar 1911. Präsidenten trägt, und tu dem die Nationen aufge. fordert werden, Perlten gegen eine englisch- russisch« Invasion zu schütz«». Tageschnmllr. Breme», 11. Januar. (Das deutsch-brasi lianische Kabel.) Der Kabeldampfer „Stefan" der Norddeutschen Seekabelwerke ist nach Nordeicham in See gegangen, um die dritte und letzte Teilstrecke Monrovia—Pernambuco der deutsch-brasilianischen Kabelverbindung (3400 Kilometer) zu legen. Der Kabelbeirieb wird wahrscheinlich Ende März anfge- nommen. Stuttgart, 11. Januar. (Verkehrsstörungen durch Schneefall.) Infolge außergewöhnlich heftigen Schneefalls herrschen im württembergischen Oberland Verkehrsstörungen. Aus der Bahnstrecke Weingarten-Ravensburg blieben dre Züge zum Teil vier- bis fünfmal im Schnee stecken. Aachen, 11. Januar. (Goldbohrungen in der Eifel.) Nachdem die Untersuchungen in der Eifel, wie mehrfach berichtet, goldjübrende Schichten ergeben haben, ist jetzt bei dem Eiselort Jveldingen mit der Aufstellung einer Bohrmaschine im Werte von 200 000 .,L begonnen worden. Mit dieser Maschine sollen nun die unteren Schichten auf ihren Goldgeyalt untersucht werden. Bingen, 11. Januar. (Entgleisung einer Güterzuges.) In Rolandseck ist heute nacht ein GUterzug, wahrscheinlich infolge Nichtsunktiornerens einer Weiche, entgleist. Die Wagen des Zuges wurden zum Teil start zertrümmert und flogen kreuz und quer über die beiden Gleise. Der Material schaden ist bedeutend. Darmstadt, 11. Januar. (Die Bevölkerung des Groß Herzogtums Hessen) zählt nach der vorläufigen Zusammenstellung der großherzoglichen Zentralstelle für Landesstalistik 1282109 Personen gegen 1 209 175 Personen im Jahre 1905. Worms, 11. Januar. (Mord.) -Auf der nach Weinheim führenden Landstraße wurde heute früh die Leiche eines etwa 30 jährigen. gut gekleideten Mannes an einem Baum aufgehängt vorgefunden. Alle Umstände lasten auf Mord schließen. Die Leiche hatte schwere Verletzungen am Kopfe, sowie eine Stichwunde unter dem Arm. Weiter wurde aus Blutlachen festgestellt, daß die Leiche erst an einem andern Baum aufgehängt war. Der Strick ist anscheinend gerissen und dann haben die Täter die Leiche nochmals an einen anderen Baum aufgehängt. Aus verschiedenen Zeichen, wie z. B. Teilen ernes neuen Regenschirms, ist zu schließen, oaß der Tat ein harter Kampf voruusgegangen ist. In der Tasche des Toten fand man noch 191 Mark. Alle Papiere fehlten. Mölsheim, 11. Januar. (Großer Erdrutsch.) An der Landstraße nach Zell ist gegenwärtig ein Erdrutsch im Gange. Es sind ganze Erd spalten entstanden und die Weinberge haben sich förmlich zusammengeschoben. Insgesamt find etwa 8 Morgen Weinbergsgelände und 100 m Landstraße gerutscht. Das ganze Gelände eines schönen Wein berglagers ist zerstört. Der Fährverkehr zwischen mehreren Gemeinden wurde durch den Bergrutsch unterbrochen. Wien, 11. Januar. (Künstlerelend.) Die 90jährige Schwester des bekannten Komponisten Smetana lebt in äußerst kläglichen Verhältnissen. Ihre jährlichen Einkünfte belaufen sich auf kaum 300 Kronen. Ein Aufruf fordert daher zur Unter stützung der greisen Schwester des großen verstorbenen Tonlünstlers auf, um sie von den drückenden Sorgen des Alters zu befreien. Neapel, 11. Januar. (Der Erbauer des „Achilleion" gestorben.) In Boscotrecase starb am 7. Januar plötzlich der bekannte italienische Bau meister Comm. Raffaele Carito. Carito hatte im Auftrage der Kaiserin Elisabeth von Oesterreich das Ackilleion auf Korfu erbaut. Nach dem tragischen Tode der Kaiserin ging das Achilleion bekanntlich in den Besitz Kaiser Wilhelms II. über, nachdem Carito im Auftrage des Kaisers den prächtigen Wohnsitz zum Teil umgebaut und durch Anfügung von Nebengebäuden vergrößert hatte. Neapel, 11. Januar. (Ein dlutigerFamilien- zwist.) Der alte Kampf der Montagnes und Cavu- lets aus „Romeo und Julia" erlebt in Italien immer neue Auflagen. So ha' in Nicotera in der Provinz Catanzaro der Haß zwischen den Familien Bianca und Galanzo zu einem Srrußenkampf der Anhänger beider Sippen geführt. Der «tudent Giuseppe Branca wurde auf offener Straße von den beiden Brüdern Michael und Amadeo der feindlichen Familie Galanzo * Alexander Moszkowskis 60. Geburtstag. Humor und Musik sind heute Dinge, die man sich schwer vereint darstellen kann. Da ist es gut, daß man am 15. Januar an den 60. Geburtstag des Schriftstellers Alexander Mosakowski erinnern kann, der uns eine Reihe der köstlichsten Musikergeschichten geschenkt hat, die man in unserer gegenwärtigen ernsten Zeit vielleicht doch etwas öfters lesen sollte. Sein „Anton Notenquetscher", die „Romantische Grammatik", des „Kritikers Glückwunsch", „Romeo und Bismarck" sind Erzeugnisse eines fröhlichen Ge sellen, die bei . aller Drastik glänzend geschrieben sind. » O. k. * Reue Stiftung für das Deutsche Haus. Adolvhus Busch überwies der Harvard-Universität weitere 100 000 Dollar für den Neubau des Deutschen Museums. Die Universität beschloß, die Halle des Museums, mit dessen Bau schon begonnen worden ist, Germanic-Museum Adolphus Busch zu nennen. * Ein Sohn Tolstois als Dramatiker. Die Rus sisch-Französische Vereinigung an der Pariser Uni versität führte das zweraktige Schauspiel „Marr" von einem Sohne Leo Tolstois auf. Das Stück ist ein Rcvolutionsdrama, besten Held von seinen Ge noffen den Auftrag empfängt, den Herrscher zu töten. Seine Schwester und Frau versuchen ihn von der Ausführung dieses Planes zurllckzuhaltcn. Aber er geht über die Liebe der Frau und die Leiche der Schwester dem Ziele entgegen, das er für seine Lebensaufgabe hält. * Hochschulnachrichten. Der Privatdozent für neuere Kunstgeschichte an der Universität Berlin Dr. E. Heipy hat den an ihn ergangenen Ruf nach Basel als außerordentlicher Professor angenommen. — Am 13. Januar feiert der emerit. ordentliche Pro fessor der Agrikulturchemie an der Universität Königs berg. der Senior der Köniasberger philosophischen Fakultät Dr. Heinrich RUthausen seinen 85. Ge burtstag. — Der ordentliche Professor der Chemie an der deutschen Universität in Prag Dr. Guido Gold schmiedt ist in gleicher Eigenschaft an die Universität Wien berufen worden. — In Greifswald ist am 8. Januar Dr. Friedrich Mosler, ordent licher Professor der speziellen Pathologie und The rapie, emerit. Direktor der medizinischen Fakultät an der dortigen Universität im Alter von nahezu 80 Jahren gestorben. — Der ordentliche Professor und Direktor des Pathologischen Instituts Dr. Beneke in Marburg ist als Nachfolger von Professor Eberty nach Halle berufen.
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