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7, Schilkdruch im Ssken. Roman von Ida Bock. (S^cht>r>«<r verboten.) Er riß sic an sich und umschlang sie mit beiden Armen. Annette fühlte sich wie zwischen einem Schraubstock. Angstvoll rief sie: „Bogumil — du tust mir ja weh!" Da lieh er sie los und schob sie von sich. „Ich hab' dir das nur einmal sagen müssen, damit du's weiht! Und jetzt ist's wieder gut, weil ich's ausgesprochen habe!" Annette flüchtete gegen die Tür, wo sich der Ein- schalter ^der elektrischen Mittellampe befand, und drehte auf. Die Dunkelheit hatte wie ein Alpdruck auf ihr gelastet. „So!" rief sie, „jetzt wird mein alter Brummbär doch wieder vernünftig sein, gelt'?" Tie trat auf Lublinsky zu und legte ihm beide Hände auf die Schultern. „Bogumil, du weiht ja gar nicht, wie ruhig du sein kannst! Glaubst du denn, auch nur ein einziger von den — ja, du hast recht — Lassen, ja, ja, Lassen sind sie, nichts sonst! Glaubst du also, auch nur ein einziger von ihnen könnte deiner Anne mehr sein als das Objekt für eine flüchtige Unterhaltung? Und gar dieser kleine dumme Probell mit seinen schwach tenden Kalbsaugen, oder der närrische Wessel, der nur eines mit dir gemein hat: den Zorn. Der ist auch wie ein Stier, der keinen roten Lappen sehen kann, gerade wie du —" Sie sah Lublinsky lauernd an; der Name Wessel war für ihn doch auch so ein roter Lappen. Er sagte aber nichts als: „Latz mich in Ruhe, den Kerl hasse ich!" „Ich glaube, es ist schade um deinen Hatz, Bogumil. Ich kenne ja den Grund deines Hasses nicht, aber —" „Ich vertrage einmal diese Bisage nicht!" unter- brach er sie übellaunig. „Muht eben heute abend wegschauen, wenn er bei Tische sitzt!" sagte Annette rasch, mit einem leisen, etwas gewaltsamen Lachen. Jetzt war's wenigstens ausgesprochen, wovor sic sich so sehr gefürchtet hatte. Und Bogumil begann nicht einmal zu toben. Er zog wohl die Augenbrauen drohend zusammen, aber nach einer Weile sagte er ziemlich ruhig: „Das ärgert mich am allermeisten, dah ich den Kerl nicht einfach hinauswerfen kann!" „Aber ich bitte dich!" „Keine Angst — ich tu's nicht — leider! Aber, du hast ja recht, man hat genug gezischelt. Zuerst hockte er jeden Tag bei uns — und auf einmal war's aus —" Annette sah ihren Mann mit einem halboerdeckten Blick an und sagte im Tone einer Gekränkten: „Siehst du endlich ein, dah du dich mit deiner be harrlichen Abwehr in letzter Zeit nur selbst kompro mittierst? Ich wollte ja nicht mehr davon an fangen „Aber du hast ihn einfach wieder eingeladen!" rief Lublinsky mit einem etwas gezwungenen Lachen. Immerhin machte das Annette Mut, so das; sie rasch sagte: „Sollte ich nicht darauf bedacht sein, diesem nichts nutzigen Gerede ein Ende zu bereiten? Wenn er wieder in unser Haus kommt, werden die Anstän digeren doch sagen: Na also, es ist nichts gewesen—" „Auf einmal scheint dir das Gerede der Leute doch wichtig!" „Wahrhaftig nicht meinetwegen! Ich denke dabei nur an dich, Bogumil. Und weil ich außerdem seine Schwester traf, die Lydia Pork, die mir sagte, das; Wessel sich tief gekränkt fühle — du darfst glauben, dass ich mich sehr gefürchtet habe, du Brummbär!" Bogumil lachte laut und dröhnend: „Gefürchtet! Komm' her, lag dich anschauen, du — du —" Er um schränkte ihr Gesicht mit beiden Händen. „Gefürchtet hat sie sich!" Annette schmiegte sich fest an ihn. „Dummes kleines Weib!" sagte er zärtlich. „Fürchten mutzt du dich doch wahrhaftig nicht — ich bin doch wie Wachs in deinen Händen, du Racker — leider! Und datz ich dir's noch sage, ist erst recht 'ne unverzeihliche Dummheit!" Er küßte sie aus den Mund. „Aber deswegen ist der Wessel doch ein ekelhafter Kerl, den ich lieber nicht kennen würde. Basta!" Annette durchzuckte es. Datz sein Hatz gerade hier auf der richtigen Fährte war! Da wurde von nutzen an die Tür geklopft. Annette trat von ihrem Manne zurück. Bogumil schnarrte ein soldatisches „Herrein!" Der Bursche Georg erschien in der Tür. „Melde gehorsamst, datz schon Gäste im Pavillon sind!" „Gut, wir kommen gleich hinüber!" Der Bursche sagte: „Zu Befehl", machte kehrt und zog rasch die Tür hinter sich zu. Lublinsky reichte Annette den Arm, dabei flog sein Blick bewundernd über sie hin. „Niederträchtig, wie schön du heute wieder bist!" Sie sah, wie es in seinen Augen aufglühtc, wie er sich plötzlich über ihren Nacken neigen wollte. Da lies sie lachend zur Tür und öffnete: „Melde gehorsamst, Herr Major, die Käste warten!" Viertes Kapitel. Als Annette etwa eine Viertelstunde nach ihrem Manne den Pavillon betrat, fand sie die Herren schon bei der „Arbeit" an dem mit grünem Tuch über spannten Tischchen in dem kleinen Erker des Speise saales. Die Herren sprangen bei ihrem Eintritt aus und begrützten die Hausfrau. „Natürlich, ihr Spielrattcn könnt's nicht er warten — vor dem Essen mützt ihr anfangen?!" scherzte Annette, als sie sah, datz Major Rodenbach, ein liebenswürdiger, weitzhaariger Sechziger, die Karten nicht einmal, während er mit der Rechten ihre Hände an die Lippen führte, aus der Linken legte, die er wohlweislich auf dem Rücken hielt. Die hellblauen Augen des Majors lachten die schöne Frau an. „Sie haben keine Ahnung, Frau Baronin, wie man sich plagen mutz, um sein Geld zu verlieren!" Die Unterhaltung wurde sehr lebhaft. Annette war an den gedeckten Tisch getreten, hatte dann kopfschüttelnd an der einen Längsseite die Teller und Bestecke ein wenig zusammengeschoben und trat dann an das Büfett. Der dicke Hauptmann Werner, der schon seit zwei Jahren an der Majorsecke stand, hatte sie dabei beob achtet. Jetzt sagte er mit seiner etwas fetten, aber gemütlichen Stimme: „Ja, ja, diese Dienstboten, was, Baronin? Schon wieder was nicht in Ordnung?" Annette brachte Bestecke, Gläser und eine Serviette herbei und schob ein Kuvert ein. „Was wissen Sie alter Junggeselle von derlei!" sagte sie dabei lachend. „Bin ich vielleicht der Unglückliche, für den nicht gedeckt wurde?" fragte Werner mit komischem Schrecken. Es war ihm ganz angenehm, datz er sich durch ein Gespräch mit der auch von ihm im stillen sehr verehrten Hausfrau der schon langweiligen Debatte über die Wahrscheinlichkeit eines Balkan krieges entziehen konnte. „Datz du kommen würdest, haben doch alle gewutzt, für dich lasse ich gern zweimal decken", mengte sich Lublinsky ins Gespräch. Es klang nicht liebens würdig, beinahe so, als übermannte ihn jetzt doch wieder der Unwille über den Zwang, den er sich auf erlegen mutzte. Annette warf ihm einen bittenden Blick zu — und die anderen wutzten sofort, um wen cs sich handelte. Major Rodenbach versuchte rasch ein anderes Thema anzuschlagcn. aber Lublinsky achtet.« nicht darauf, sondern sagte grimmig: „Natürlich, der Wessel kommt. Was sollen wir denn machen! Ich hab' mit meiner Frau ja darüber gesprochen. Das mutz doch jeder einsehen, datz ich meine Frau nicht dem dummen Gerede aussetzen kann!" Annette errötete leicht und machte eine unwillige Kopfbewegung. Lublinsky, dem das nicht entgangen war, lachte zuerst, dann aber sagte er mit einem An strich von Verlegenheit: „Pardon, Annette, es war nicht sehr geschmackvoll von mir, jetzt darüber zu reden — aber weil er doch heute wieder auf der Bildfläche-, erscheint — na ja —" wandte er sich zu den andern: „Was hat denn Anne von Euch, natür lich auch von mir, ich meine an so einem Spielavend! Wir kümmern uns nur um den Pappendeckel, und sie darf dabeisitzen und sich mopsen. Da mutz ich ja noch dankbar sein, wenn einer da ist, mit dem sie sich unterhalten kann. Wenn's nur nicht gerade der wäre!" In dem Augenblick meldete der Diener den Ober leutnant Wessel. „Guten Abend. Herr von Wessel — ja, was haben Sie denn, Sic sehen doch ganz verstört aus!" Annette war dem Eintretenden ein paar Schritte entgegengegangen und sah ihn jetzt unruhig an. „Ja, in der Tat!" sagte auch der dicke Werner. „Du siehst miserabel aus — was ist denn los?" Wessel sah erstaunt von einem zum andern und begrüßte den Hausherrn. „Ja, wissen denn die Herr schaften noch nichts?" „Was sollen wir denn wißen?" fragte Lublinsky nachlässig. „Der kleine Probell hat sich erschoßen!" Wessel sah, während er die Worte langsam aus sprach, Annette unverwandt an. „Barmherziger Gott!" entfuhr es ihren Lippen, und wie von einer plötzlichen Schwäche befallen, lehnte sie sich an das Büfett. „Der Rudi Probell — nicht möglich!" „Ja, aber wann denn, um Himmelswillen?" „Wie kann denn das sein, ich sprach ihn doch heute nach Tisch noch?" „Weitz man denn schon Näheres — ist er tot?" Alle umdrängten Wessel und sprachen erregt auf ihn ein. Nur Annette konnte immer noch kein Wort hcrvorbringen. In ihren Ohren klang das heisere Aufschluchzen wieder, sie hörte, wie der junge Probell ihr verzweifelt nachrief die Hände vors Gesicht schlagend, weinte sie laut auf. „Aber, Annette!" sagte Lublinsky etwas heftig und faßte sie am Arm. „War halt ein überspannter Bengel — fertig!" „Die Plötzlichkeit des Ereignisses darf wohl er schüttern", sagte Wessel erregt, „cs hat nicht jeder so beneidenswert starke Nerven wie Sic, Herr Baron!" Während er sprach, schlug ihm eine Blutwelle in die Stirn. Wessel und Lublinsky standen vor der hysterisch schluchzenden Annette. Lublinsky fuhr auf und sah Wessel gereizt an. „Ich glaube nicht, datz meine Frau eines Ver teidigers bedürfte, Herr Oberleutnant!" sagte er brüst. Wessel stutzte und trat dann ganz dicht an Lub linsky heran. „Soll das eine Zurechtweisung sein, Herr Baron?" „Sie werden ja wissen, ob Sie eine verdient haben," klang cs schneidend zurück. „Herr Baron, ich mutz doch bitten —" „Ich mutz sehr bitten, Herr Oberleutnant — Sie schlagen in meinem Hause einen Ton an, der mir durchaus nicht patzt!" „Bogumil! " rief Annette entsetzt. Mit flammenden Augen, sich mit äußerster Mühe zur Ruhe zwingend, sagte Wessel: „Sie werden das zurücknehmen, Herr Baron!" Haßerfüllt tauchten die beiden Augcnpaarc in einander. „Ich nehme nicht ein Wort zurück!" „Dann habe ich hier nichts weiter zu reden!" „Bitte!" Rede und Gegenrede erfolgten so rasch, datz die anderen noch kaum begriffen, was vorgefallen, als sich Wessel schon gegen Annette und die anderen Herren verneigte und mit hastigen Schritten das Zimmer verließ. Nun stürzten sie alle über den jetzt ganz vergnügt dreinschauenden Lublinsky her. Annette weinte wie eine Verzweifelte, ihre Ner ven ließen sie jetzt völlig im Stich. „Aber, Lublinsky, das war eine Provokation in optima forma, ganz vom Zaun gebrochen!" sagte Major Rodenbach vorwurfsvoll. „Ich mußte dem arroganten Herrn endlich über die Schnauze fahren, es war mir lange genug ein Bedürfnis!" gab Lublinsky ruhig zurück. (Fortsetzung folgt.) «UWN80W VErLWSLI.- u. LttScUMM-k'ElL LVirUM VNkLLLI-VLKUtllTL« kV« 84c«8»>: 4c VL, I-LIkrkS-I/NtvArkLV. Vlt-X888^80t-tkrX8888I_ » t-l_ö!VNVI60t-INt<8888l- » EO>-IödN8O>-t8 ^8U8N0dIQ8dt im krviss bsäsutevä Lurüek§ssetLt «sror 0SS»7 v A L.SO v «.II 0«»V2 Gr und st ülk des inneren Nordvicrkls, >?Nvoth. wird mit angenommen. Off. u. 703 an die Expedition d. Bl. sioia <7> leWclikeiniWg rntttel« l). k. ?. 159280. Leivs Lsacksppnrals. MleileMeiniWg Vilottsntötuvs ZiMlitur-Verksus Klüsen, Mntsi, Köcks, ktiem-Melmei-kLi-dem MelMemjik.-inMut Lunst8wpksrvi Gut eingericht. Produktengesch.» »v. mit Grdsick. (Eins., Hof u. 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