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7. Die Beschläge der Pferde sind tadellos in Ordnung zu bringen, widrigenfalls die ! Kosten für dieselben abgezogen werden müssen. Die Hufe sind vor der Vorführung ! zu reinigen, aber nicht zu schmieren. 8. Für die Stellung von Hilfspersonal beim Vorführen der Pferde wird die Heeres verwaltung, soweit es möglich ist, sorgen. 9. Die Pferdebefitzcr sind bei der Aufforderung zur Gestellung darauf hinzuweisen, daß sie bei unvollständiger oder verspäteter Vorführung die Zwangsßestellung ihrer Pferde auf ihre Kosten, sowie ihre Bestrafung mir der höchst zulässigen Geldstrafe zu ge wärtigen haben. 5 und 27 des Kriegsleiftuugsgesetzes vom 13. Juli 1873.) 10 Befreit von der Vorführung sind a. die unter 5 Jahre alten Pferde, soweit sie nicht im Laufe dieses Jahres noch 5 Jahre alt werden und soweit unter Punkl 2 nicht etwas anderes bestimmt ist. d. Pferde unter 1,50 irr Stockmaß (ohne Ersen gemessen) und die als nicht kriegs verwendungsfähig mit dem Brand gekennzeichneten Pferde. Wenn ein Stockmaß nicht zur Hand ist, ist das Maß grundsätzlich um 7 cm zu erhöhen. c. Die hochtragenden, also sichtbar tragenden Stuten, <Z. Die Pferde, welche wegen erheblicher Erkrankung nicht marschfähig sind. In dem Falle unter ck ist rin Zeugms des Kgl. BezirksNerarzies oorzulegen. 11. Die Vorführungslisten, die den Gemeindevorständen und Gutsvorstehern m den nächsten Tagen zugehen werden, sind sofort durchzusehen, zu berichtigen oder zu er gänzen und bei der Aushebung vorzulegen. Meißen, am 1. Mai 1918. rmu Nr 1572 II L Königliche Amtshauptmannschast. Jur Bekanntmachung Nr. N. 200 I. 17 X. X. ^.. des stellv. Generalkommando Xll, belr. Beschlagnahme, Meldepflicht, Enteignung und Ablieferung der Kei öffentlichen und privaten Bauwerken zu Blitzschuganlagen und zur Bedachung verwendeten Küpser- und Platinmengen. Nach einer Verordnung des stellv. Generalkommando XII ist die Ablieferung der beschlagnahmten Kupfer- und Platinmengen aus Bedachungen und Blitzschutzanlagen — einschließlich der sich etwa nölig machenden Zwangsvollstreckung — bis zum 31 Mai d. I. unbedingt durchzuführen. Es hat deshalb bis 15. Mai 1918 die Ablieferung des genannten Metalles. in di« zuständige Sammelstelle zu erfolgen oder s ist bis zu diesem Tage Antrag auf Zurückstellung von der Enteignung an die Königl. Amlshauplmannschafr einzureichen. Ein solcher A mag Hal nur Erfolg, a) wenn durch den Kostenanschlag eines zuverlässigen sachverständigen Gewerb- treibenden nachgewiesen wird, daß der zu e> wartende Erlös auS dem abzu liefernden Metall wesentlich geringer ist als die durch den Abbau und Ersatz entstehenden Kasten; b) wenn durch einen zuständigen Gewerbtreibenden nachgewiesen wird, daß die Auswechslung des Ersatzes gegen das abzugebende Dach- bez. Leitungskupfer bis zu dem genannten Tage nicht möglich ist, weil trotz rechtzeitiger An forderung Ersatzmetall nicht zu beschaffen ist oder weil es an den erforder lichen Fachhandwerkern fehlt. * Ablieferungsstelle für den Amtsgerichtsbezirk Wilsdruff ist: die neue Bürgerschule in Wilsdruff, Annahmezeit: Dienstags und Freitags nachmittags von 3—5 Uhr. Alles Kupfer und Platin von Blitzschutzanlagen und Dächern, für das am 15. Mai 1918 ein Antrag auf Zurückstellung nicht oorliegt, geht ohne weiteres in das Eigentum des Reichsmilitärfiskus über. Wer die übereigneten Kupfer- und Platinmengen nicht innerhalb der gegebenen Frist adliefert oder ZurückstMmgsantrag emreichr, macht sich strafbar. Außerdem erfolgt die zwangsweise Abholung der ablieferungspflichtigen Gegenstände als Vollstreckungs- Maßregel auf Kosten des Besitzers. Meißen, am 30. April 1918. Nr. 10 c U N Kpf. ro«? Die Königliche AmtshEptmannschast. Die Leitung der Kontrollstelle des Kriegsgefangenenlagers in Meißen (Ring) ist, am 1. Mai ds. Js. dem Leutnant Luhrmann übertragen worden. Meißen, am I. Mai 1918. Nr. 778 V. ross Die Königliche Amtshauptmannschast. Geflügelbackfutter und Körnerfntter steht uns zur Verfügung. — Geflügelhalter können sich am 3. Mai in der Kciegswirt- schaftsabteilung zum Bezüge melden. Wilsdruff, am 1. Mai 1918. 207» Der Stadtrat — Kriegswirtschastsabtxilung. Margarine-Verkauf 62'/? Gramm für 26 Pfennige. Wilsdruff, am 2. Mai 1918. 207i Der Lebensmittclvorsteher. Gesichelter ArtilleriedWs m Kmmelderge ÄWml lmOs KW. Wir! Einem der Großen des britischen Reiches soll das amtliche Sterbeglöckchen geläutet werden: dem Lord; Northcliffe, der als Zeitungskönig so lange Minister ge stürzt hat, bis Lloyd George ihm selbst einen Sitz in seinem Kabinettsrat einräumte. Zum Ches der Propa ganda im feindlichen Ausland wurde er ernannt, nachdem er sich vorher durch seine Bearbeitung der öffentlichen Meinung in Amerika als Meister auf diesem Gebiete be^ -währt hatte. Aber sieb« da: das feindliche Ausland scheint doch nicht mgsnd nach seiner Meist tanzen zu wollen. Wenmums erzLblt man sich in London daß die Regierung mit den neunten Leistungen dieiel Propagandakünstlers im höchsten Grade unzufrieden sei Sie finde, daß die Stimmung in Deutschland namentli^ in den letzten Wochen und Monaten noch ungleich kriegt entschlossener geworden sei, daß die Widerstandskraft del - Feindes sich eher verschärft als abgeschwächt habe, und .da! die Aussichten, ihn in absehbarer Zeit in seiner innere« Front zu erschüttern, so ziemlich als verloren bezeichne werden müßten. Die Bereitwilligkeit, gegnerischen Ei» flüsterungen Gehör zu schenken, mit denen schm mancherlei vielversprechende Erfolge erzielt wurden, hm* wachsendem Argwohn Platz gemacht, ja die deutsche Presse -der man doch schon diesen und jenen Bären aufgebundek chabs, zeige sich jetzt unzugänglicher als je. Ihr Mißtraue:! lei schier undurchdringlich geworden, geschweige denn, datz es gelungen wäre, sie mit Hilfe der reichen Geldmittel die Lord Northcliffe zur Verfügung gestellt wurden, wissent lich oder auch nur unwissentlich für die Zwecke der Entente zu gewinnen. Deshalb scheint man diesem Hexenmeister, von dem man sich Wunderdinge versprochen hatte, nun doch den Rat geben zu wollen, sich freundlichst nach einer anderen Beschäftigung umzusehen. Nehmen , wir an, daß diese Gerüchte den Tatsachen lDre Fran mit den Karfunkel steinen. -Roman von E. MarNtt „Ja, wissen Sie denn nicht, daß wir Jungens da-, mit viel Geld verdienen?" — Er warf einen hastigen: Plick hinter sich, wo eben die letzten kleinen Nachzügler Weiter gingen. „Lassen Sie mich!" drängte er ängst lich. „Der Präfekt zankt!" Er zog sein kaltes Händ chen gewaltsam aus der Rechten der jungen Dame, und fort war er. „Da hat sich wohl auch vieles im Packhause ge-> Ändert?" fragte Margarete beklommen, wie mit zurück- zehaltenem Atem. „Jawohl, meine liebe Grete, alles!" antwortete; jlleinhold an Stelle der Tante. Er stand an seinem, offenen Kontorfenster. „Und du sollst auch sogleM er-, fahren, in welcher Weise sich's geändert hat. Dabe; stur zuvörderst die Freundlichkeit, die Tür zu schließen, ks kommt mörderisch kalt herein . . . Die Nachbars- ' teilte werden sich wohl gefreut haben, daß Fräulein Lamprecht die selige Frau Cotta in Eisenach nachäfft sind die Kurrendeschüler ins Haus ruft — schade, daß du nicht auch einen Napf voll Supve in der Hand hattest! Das wäre noch rührender gewesen." * „Tante Sophie macht jetzt immer ein Gesicht, als tvenn sie Essig verschluckt Hütte," sagte Neihold achsel zuckend. „Ter neue, scharfe Besen, mit welchem jetzt das Haus ausgefegt wird, gefällt ihr nicht — selbst verständlich, den Alten mag es freilich nicht behagen, wenn frische Luft durch ihr warmes, verrottetes Nest fährt; aber das sicht mich nicht an, und noch weniger werde ich der Tante den Gefallen tun, das alte Lotter leben fortbestehen zu lassen und notorische Faulenzer im Geschäft zu behalten. Der alte Lorenz ist schon seit; fünf Wochen entlassen und hat mit Neujahr das Pack-« Haus zu räumen . . . So, nun weißt du's, Grete, wes-, halb der Junge vor den Türen singt. Andere Kinder. entsvrecken. so können wir dazu nur lagen,-.patz c»e Eng länder endlich die deutsche Presse nach Gebühr zu schätzen beginnen. Wir Zeitungsleute haben von jeher nur mit innerem — zuweilen auch mit äußerem — Protest es über uns ergehen lassen, wenn wir mit französischen oder italie nischen oder gar mit amerikanischen Berufsgenossen asst eine Stufe gestellt wurden. Dabei mochte die Frage der Vorbildung, der Zuständigkeit zur Wahrnehmung des Amtes als Wächter über die öffentlichen Interessen ihres Volkes, durchaus auf sich beruhen bleiben. Allein vom Stan. - punkt der moralischen Reinlichkeit ergaben sich für uns, bei Beobachtung der Preßzustände in fremden Ländern, so starke Bedenken, daß wir uns für eine Gleichstellung der Verhältnisse hier und dort nur bestens bedanken konnten. Im Frieden mochte noch manches hingehen; auch die Jowcnalisten sind nicht gern Spielverderber und als höfliche Leute drückten sie manch mal die Augen zu, wo ein offenes Wort ohne Not und ohne verständigen Zweck Streit und Arger zur Folge ge habt hätte. Im Kriege aber müssen die Rücksichten internationaler Kollegialität schweigen. Und so brauchen wir gar kein Hehl daraus zu machen, daß die Deutsche Presse sich, was die .sittliche Zuverlässig keit ihrer Gesamthaltung angeht, turmhoch er haben fühlen darf gegenüber derjenigen ausländischen Blätterwelt, mit der sie von den Londoner Machthabern 'offenbar auf eine Stufe gestellt wurde, als Herr Northcliffe sozusagen das Amt ihres Seelsorgers übertragen erhielt. Dir glauben gern, daß seine amerikanischen Erfolge ihn in dieser Beziehung mit Zuversicht erfüllen konnten, und noch wahrscheinlicher ist es uns, daß er sich die italienische Preßhetze, der wir den schmählichen Verrat unseres ehe maligen Bundesgenossen in erster Reihe zu verdanken haben, ein tüchtiges Stück Geld hat kosten lassen. Aber die Annahme, mit gleichen Mitteln auch hierzulande un blutige Siege erfechten zu können, mußte sich sehr bald ms p^meiiew Die deutsche Presse mag andere Fehler und Mängel besitzen, namentlich wird man sie von einer übermäßigen Neigung zur Selbstkritik, zur Nörgelsucht gegenüber den heimischen Menschen und Zuständen, nicht immer frei sprechen können. Aber Versuche, die Unbestechlichkeit ihres Urteils durch unlautere Mittel zu gefährden, werden stets von vornherein zum Scheitern verurteilt sein. Und läßr sie es in diesem fürchterlichen Kriege auch manchmal an leidenschaftlichem Eifer für unsere gute und gerechte Sache fehlen, so wird sie sich doch nie und nimmermehr für die in unserem Sinne schimpf lichen Absichten eines Northcliffe einfangen lassen. Die großen hauptstädtischen Blätter ebenso wenig wie die mittlere und kleinere Presse, die an ihrem Teile gleichfalls wacker auf dem Posten steht, um den deutschen Sieg draußen an der Front und drinnen in der Heimat zu ge währleisten. Die Engländer beißen auf Granit, wenn sie der deutschen Presse mit metallischen Gründen beikommen wollen; darüber wird der Mißerfolg ihres famosen Pro- pagandachefs ihnen nun wohl jeden Zweifel genommen haben. 6-. Die Beute in der Weftschlacht. Mit der Eroberung des Kemmelmassivs hat sich di« deutsche Beute in der Westschlacht bis zum 1. Mai aus über 127 MU» Gefangene und mehr als I bttv Geschütz« gesteigert. Besonders erwähnenswert ist, daß die am Kemmel eingebrachten Gefangenen zum ganz überwiegender Teil den Elitedivisionen der französischen Armee angehören Auch die nach vielen Tausenden zählende Maschinengewehr beute ist wieder um einige Hundert vermehrt. Keine Hoffnung auf Amerika: Die Londoner „Times" bringt einen längeren Artikel über die Teilnahme Amerikas am Kriege, in dem vor übertriebenen Hoffnungen gewar t wird. Es heißt dc u. a.: Senator New habe erklärt, daß von den 12006 müssen das auch — es fällt ihnen keine Perle aus -er Krone — und ich sehe nicht ein, weshalb der Prinz aus dem Packhause zu gut dafür sein soll." Er schlug das Fenster zu, und Margarete ging, ohne ein Wort der Entgegnung, in die Hofstube. Dort hüllte sie sich in einen Schal, schob eine kleine Geld rolle in die Tasche und schritt gleich darauf über den Hof nach dem Packhause. 18. Tie Tür des alten Hauses fiel schwerfällig hinter der jungen Tarne zu, und sie blieb einen Moment regungslos am Fuße der Treppe stehen. — Diese Stufen war sie am jenem entsetzlichen Tage herunter gekommen, um nach Dambach zu laufen und die grause Gewißheit zu erlangen, daß sie eine Waise sei . . . Wenn er wüßte, wie der Unmündige jetzt hauste! Wie er ohne Gnade und Erbarmen alles ausschied, was nicht ganz mit seinen Rechenexempeln stimmte! . . . An dem kleinen Max hatte der Verstorbene sein Wohl gefallen gehabt — mußte sie doch oft dabei an Saul und David denken — der finstere, trübsinnige Mann hatte sich auch dem Zauber nicht entziehen können, .den der schöne, Hellschauende Knabe auf alle aus- ubte — ermnerw sich mit wie weiche- Stimme er- zu dem Krude gchprochen, wie er seinem Sckwieaer- sein r d aß er den Knaben später ist Kontor aufneymcn werde. Und hatte er »richt verwüstenden Sturmes am Fenster gesagt, daß ver Knabe wohl nicht dazu bestimmt "' «udere zu amu,u-en? ... Und nun sang das ümo IN schneidender W-Uterkälte vor den Türen' - U., . ihr leises Ankreisen erfolgte kein Herein, und .^"^reteu "--chi sofort bemerkt, obgleick Veline >ofu^ in der Küche anschlug, ^on der einen tiefen FensierU-sche saß Fron Lenz und einer bunten Wong.cke, unö in der anderen ^ud der Arbettstlich ihre? Mannes; er mß liefnc Arweit --ei dem lauten, freund chen Grup der inngen Dann pahen die Herden iltru Leute au; und erhoben fick. Ten erstaunten, gespannten Mienen des Ehe paares gegenüber geriet Margarete plötzlich in Ver legenheit. Ihr warm aufguellendeS Gefühl hatte sie hierher getrieben, aber sie kam aus dem Hause, wo den alten Leuten ein unerbittlicher Feind lebte, der ihnen das Brot vom Munde nahm und sie hinaussneß in Sorge nnd Elend. Mußten sie nicht Bitterkeit und Mißtrauen gegev alles empfinden, was von dorther kam 7 Der alte Maler kam ihr zu Hilfe. Er bot ihr. herzlich die Hand und führte sie nach dem Sofa . . . Ta saß sie nnn in derselben Ecke, wo man vor zehn. Jahren das abgehetzte, fiebergeschüttelte Kind zärtlich gehegt und gepflegt hatte. Jener Abend trat ihr in' allen Einzelheiten vor die Seele, und sie begriff nicht, wie der Papa nach solchen Beweisen von Hilfsbereit schaft und Güte für sein Kind in seinem Hochmut, zegenüber den Bewohnern des Packhauses bis an sein Ende hatte verharren mögen. Und wie schlimm stand es jetzt erst um die alten Leute! Noch ivar der Mangel nicht sichtbar. Dw Stube ivar wohlig durchwärmt. Ein großer warmer Tep pich bedeckte den Fußboden: weder Möbel noch Gar dinen sahen verkommen und abgenutzt aus — man sah, es war all die Jahre her Geld und Sorgfalt fiufgewendet worden, das Behäbige des Heims zn er halten. Inmitten des Zimmers stand der hergerichtete Mittagstisch. Das frisch aufgelegte Tischtuch glänzte Wie Atlas, die Servietten steckten in fernen Ringen, und neben den gemalten Porzellantellern lagen Lie Silberlöffel. „Ich habe Sie in Ihrer Arbeit gestört," sagte Margarete entschuldigend, während sie den nächsten Stuhl einnahm und Herr und Frau Lenz sich auf das Sofa setzten. iAonsetzung folgt.)