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Deutscher Abendbericht. Berlin, 21. März abends. (Wtb. Amtlich.) In Belgisch- und Französisch-Flandern, nördlich von Leims, in der Champagne, vor Verdun und in Lothringen haben sich die Artilleriekämpfe verschärft. Zwischen Cambrai und La Fere sind wir in Teile der englischen Stellungen eingedrungen. (Srotzes Hauptquartier 22 März. «Wrv.) Mn- gegangen nachmittags ^3 Uhr. Westlicher Kriegsschauplatz: Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Deutscher Kronprinz. Ostende wurde von See her beschossen. In Belgisch- und Französisch-Flandern hielt starker Feuerkamps an. Mehrfach drangen Erkundungsabteilungen in die feindlichen Linien ein Von südöstlich Arras bis La Fere griffen wir englische Stellungen an. Nach starker Feuerwirkung von Artillerie- und Minenwerfern stürmte unsere Infanterie in breiten Abschnitten vor und nahm überall die erste feindliche Linie. Zwischen La Fere und Soiffons, zu beiden Seiten von Reims und in der Champagne nahm der Feuerkampf an Stärke zu. Sturmabteilungen brachten in vielen Ab schnitten Gefangene ein. Heeresgruppe« Gallwitz uud Herzog Albrecht. Unsere Artillerie setzte die Zerstörung der feindlichen Jnfanteriestellungen und Batterien vor Verdun fort. Auch an der Lothringischen, Front war die Artillerietätigkeit viel fach gesteigert. Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues Der Erste Generalquartiermeister Ludendorff. Arbeiter hatte eine wie ein Löffel abgebogene Feile an einem langen Aliele auf der Schulter liegen und führte das Werkzeug in unzähligen Bewegungen den „Drall" des Rohres entlang, eine Arbeit, die wohl drei Wochen Zeit beanspruchen würde! (3 weitere Aufsätze folgen.) Neueste Meldungen. Gefangenenzahl an Ler Westfront. Berlin, 21. März. An der Westfront wurden vom 1. bh W März 2600 Mann, darunter über 70 Offiziere um 2 Bataillonsstäbe gefangen genommen. Nach bisherige! Meldungen sind 102 Flugzeuge und 21 Fesselballone de! Gegner abgeschossen. Gegen 40 Maschinengewehre uni 2V Schnelladegewehre wurden erbeutet. Major Moraht ch. Berlin, 21. März. Der bekannte MMärschrMttttsi Major-a. D Moraht ist nach längerer Krankheit an einen Herzleiden gestorben. Die Entente und der Ostfriede. Berlin, 21. März. Die Nordd. Allg, Ztg schreibt halb, amtlich: In der neuesten Expektoration des englischer Ministers des Auswärtigen wird wieder einmal mitgeteilt daß die Entente die von uns mit dem Osten geschloffener Friedensverträge nicht anzuerkennen beabsichtige. Wst machen erneut darauf aufmerksam, daß eine derartige An. erkenuung, die weder kommt noch notwendig ist. für uns voll kommen gleichgültig ist. Der Poftverkebr mit Finnland Berlin, 21. März. Nach Finnland können von tetzt ab gewöhnliche offene Briefe und Postkarten befördert werden; dabei ist außer den sonstigen im Auslandsverkehr zugelaffenev Sprachen auch die russische Sprache gestattet. Deutschland und Holland. Haag, 21 März. Der Berliner Vertreter deS „Nieuwl Notterdamsche Eourant" erfährt an zuständiger StrUe in Berlin, daß Deutschland keine feindlichen Absichten gegen Holland hege, sich aber gezwungen sehen würde, Maß nahmen z» ergreifen, die die Vermehrung der Entente« ionnage durch holländischen Schiffsraum verhindern. Schwedens Programm. Stockholm, 21. Mär». Ministerpräsident Eoer erklärte in einer Rede, daß nach der Umwandlung der Lage in der Ostsee das Programm der schwedischen Regierung sei: Unerschütter liche Neutralitätspolitik und damit übereinstimmende Handels politik. Ferner vecteittgte sich der Ministerpräsident gegen den Vorwurf, Finnland im Stiche gelaffen zu haben. Schweden habe Finnland keine Hilfe leisten können, weil es damit in den Krieg eingetreten wäre. Aus Leben und Tod verbündet. Wien, 21 März. Der KrtegSmtntster sprach sich Presse vertretern gegenüber über das deutsch-österreichische Bundes- Verhältnis aus. Er sagte u. a.r Wie am ersten Tag« halten wir auch heute auf Leben und Tod zu unseren Ver bündeten. DaS Bündnis ist der Ausgangspunkt unsere» militärische» uud politische» Maßnahmen. Die Stärke der Alliierten an der Westfront. Wleu, 21. März. Der „Neuen Freien Presse" zufolg, beträgt di« Stärk« d«r Alliierten an der Westfront L6V bis 170 Divisionen, während die Mauövrierarme« 2« bis 7V Divisionen umfaßt. Di« Verschiebungen an der französischen Krönt. Bern, 21. März. Westschwetzerische Blätter melden, daß hinter der französischen Front umfangreiche Bahntransport« stattfinden, vermutlich handelt es sich um Transporte nach Italien. Englands wachsende Kohlenuot. Rotterdam, 21. März. Im englischen Unterhaus erklärst es Stanley, der Präsident deS Handelsamtes, für dringend erforderlich, den Kohlenverbrauch für Elektrizität einzuschränken Er empfahl strengste Maßnahmen zur Licht- und Kohlen- ersparnis in Hotels, Gastwirtschaften. Theatern und Privat- hausbalten, Rationierung der für die Straßenbahnen be stimmten Kohlen und Ausdehnung der Kohlenrationieruna aus ganz England. Belagerungszustand ln Tokio. Genf, 21. März. Der Pariser „Herold" meldet aus Tokio, die Regierung habe am 1« März sieben I m »äug« etnberuse« und über Li» japanisch« Hauptstadt seh BelagernugSzustanL verhängt. Letzte Orahtberichte des „Wilsdruffer Tageblattes". 23000 Brutto-Registertonnen versenkt. Berti«, 21. März. (tu. Amtlich. Im Sperr gebiet des Mittelmeeres wurde» 7 beladene Dampfer, die sämtlich gesichert und znm größten Teil bewaffnet waren» sowie 6 Segler, zusammen etwa 23OVO Brntto-Negistertonnen, versenkt. Der Ches des Admiralftabes der Mari«r. Torpedobootvorstotz nach Dünkirchen. Berlin, 21. März. (tn. Amtlich.) Torpedo bootstreitkräfte Flanderns haben am 21. März srüh in drei Gruppen die Festung Dünkirchen, sowie militärische Anlagen bei Bray Dimes nnd de Paar nachhaltig «nter Feuer genommen. Die Ausschläge lagen überall gut. In dem um fangreichen Barackenlager bei de Pane, das mit 800 Schutz belegt wurde, brachen zwei große Brände ans. Die Küstenbatterien erwiderten das Fener heftig, aber ergebnislos. Anf dem Rückmärsche kam es zv einem Feuergesecht mit einigen feindlichen Zerstörern, die sich jedoch zu rückzogen, nachdem sie mehrere Treffer erhalten hatten. Die am Vorstoß beteiligten Streitkräste find ohne Beschädigungen oder Verluste einge- lauseu. Zwei unserer kleinen Vorpostenboote find heute nacht von einer Fahrt westlich Ostende nicht znrückgekehrt «nd müssen als vermißt gelten. Der Ches des Admiralstabs der Marine. Kurssturz an den holländischen Börsen. Rotterdam, 22. März, (tn.) Die Meldung ans Washington, daß Wilson die Beschlagnahme der holländischen Schiffe angeordnet habe, ver- nrsachteeinenstarkenKursstnrz andenholländischen Börsen. Man weist daraus hin, daß zum ersten Male von Seiten Amerikas von einem Ultimatum gesprochen wird, das dahin ausznsasseu sei, daß man die bedingungslose Annahme der For derungen verlangt hat. Ma» fragt fich in Holland nnn allgemein, was ans der amerika- nifchen Getreideverforguvg werden soll. Be^WIhende Untersertigung des endgültigen Friedensvertrages mit Rumänien. ^Budapest, 22. März"(tu.) Wiener diplomatische Kreise sind nach hier vorliegenden Meldungen der Ansicht, dah nunmehr die Unterscrtigung des endgültigen Friedens vertrages mit Rumänien bevorsteht. Gegenüber der Ausfassung, daß die Unterfertigung des Friedensvertrage» einen Stillstand bedeute und das die Zentralmächte sich auf eine Hinausziehung der Verhandlungen einlassen, hält man das allerdings für möglich, datz der Waffen stillstand noch einmal verlängert wird, jedoch nur auf sehr kurze Zeit. Aus der Tatsache, datz di« Verhandlungen zurzeit unter Teilnahme des neuen rumänischen Minister präsidenten Marghiloman stattfinden, kann geschlossen werden, daß dieser auch die auswärtigen Angelegenheiten übernommen hat. «M Erbitterung in Hollaud. g ÄWW Haag, 2?. März, (tu.) Die Beschlagnahme der holländischen Schiffe erregt hier eine, durch die Ereignisse der letztenTage freilich vorbereitete grenzenloseErbitterung, in der fich das kräftige, nicht leicht aus dem Gleichgewicht zu bringende Temperament des Holländers nun um so lebhafter äußert. Morgen wird in der 1. Kammer eine Interpellation über die Politik der Regierung und die Fortnahme der Schiffe stattfinden. Gerade in parlamen tarischen Kreisen erfährt die Politik der Regierung trotz Loudons Erklärungen noch die schärfste Kritik, die haupt sächlich in der Rechten an von der äußersten Linken unter der Führung von Troestra ausgeht. Die Lage der Re gierung ist daher durchaus unsicher. Der B. Z. zufolge meldet das Allgemen Handelsblad, datz in amerikanischen Häsen jetzt 72 holländische Schiffe liegen. Die Beschlagnahme der holländischen Schiffe bestätigt. Haag, 22. März, (tu.) Kurz vor 2 Uhr ist im Ministerium des Auswärtige« die Bestätigung der Revier-Depesche aus Washington über die Beschlagnahme der holländischen Schiffe in den Vereinigten Staaten eingetroffen. Das Aus wärtige Amt hatte kurz vorher der Presse mitgeteilt, daß irgendwelche amtliche Mitteilung über die Ablehnung der holländischen Note oder die Beschlagnahme der Schiffe noch nicht einge troffen ist. Die Beziehungen zwischen Rumänien und VMM: Lder Entente ausgehört. Rotterdam, 22. März, (tu.) Nach Pariser Meldungen teilte Lord Ceeil am Mittwoch im englischen Unterhapse mit» daß mit der Berusnng Marghilomans der diplomatische Verkehr mit der Entente und Rumänien offiziell anfgehört habe. Ueber den Heimtransport der alliierten Staatsangehörigen «ns de« nichtbesetzten Ru mänien schwebe« Verhandlungen. Sächsischer Landtag. Dresden, 20 März 1918. Zweite Kammer. Auf der Tagesordnung steht die allgemeine Vorberatung über den Gesetzentwurf über die Reform der l. Kammer. Abg. NitzsiHke (Natt ): Der Regierungsentwurf bedeute in einem Lande von der politischen und nnnschaftlichen Entwickelung Sachsens eine Enttäuschung. Es widerspreche der Gerechtigkeit, wenn man einem Berufsstande, wie der Landwirtschaft, dis im Laufe der Jahre von anderen Be rufen an Bedeutung weit überholt wurde, einen so großen Einfluß weiterhin gestatten wolle. Seine Freunde würden an dem Zweikammersystem festhalten und verlangten wnrer nichts, als eine volkstümliche Politik. D:e Regierung treffe der Vorwurf-, daß sie während des Weltkrieges eine Re gierung der verpaßten Gelegenheiten gewesen sei, wenn sie nicht beizeiten einlenke. Eine Herrschaft der Aristokratie sei eben so zu verwerfen, wie eine solche der Plutokratie und der reinen Demokratie. Wünschenswert sei die Milwirkung aller Tüchtigen im Staate aus allen Kreisen, denen es um das Staatswohl zu tun sei. Er verlange nicht nur eine Reihe neuer Sitze in der 1. Kammer, sondern auch Weg fall der überlebten Sitze, wie der des Hochstistes Meißen, des Kollegialstiftes Wurzen und der Standesherrschaften. Die Berufsstände, die die Werte schafften, würden in dem Entwürfe vernachlässigt. Seine Freunde wollten keine rein berufsständische Vertretung, sie hielten an ihrer Forderung fest, daß Handel und Industrie ein gesichertes Recht auf Vertretung in der 1. Kammer erhalten müßten. Die Ent wickelung lasse sich nicht aufhalten und die Regierung werde klugerweise darauf Bedacht nehmen müssen, daß sie nicht über sie hinweggehe. Er beantrage die Ueberweisung des Dekrets an die außerordentliche Deputation für die Neu ordnungsfragen. Abg. Roth (Fortschr. Vp.) stimmt in der Verurteilung des Dekrets mit dem Vorredner überein. Das Zweikammer system lehnten seine Freunde ab. Redner wünscht insbe sondere eine verfassungsmäßige Vertretung der Stadt Plauen in der 1. Kammer. Abg. Fräßdorf (Soz.): Die Regierungsvorlage rufe in weiten Kreisen des Volkes den größten Unwillen hervor. Der Entwurf sei für die Sozialdemokratie, die das Ein kammersystem verlange, nicht annehmbar. Wenn seine Freunde trotzdem für eine Deputationsberatung eintreten, so gingen sie von diesem grundsätzlichen Standpunks nicht ab. Die Ernennung von Arbeitern durch den König müsse er ablehnen. Das Verhältnis der Regierung zum Volke sei durch diese Vorlage nicht verbessert worden. Abg. Schmidt-Freiberg (Konserv): Seine Freunde könnten der scharfen Verurteilung des Dekrets nicht zu stimmen. Die 1. Kammer scheine auch allen Abänderungs anträgen gegenüber nicht unzugänglich zu sein. Jedenfalls dürften die Rechte der 1. Kammer nicht geschmälert werden. Seine Freunde wollten keine grundlegende Umgestaltung, sondern nur eine Abänderung entsprechend der Zusammen setzung des sächsischen Volkes. Immerhin seien auch seine Freunde von dem Reglerungsentwurfe einigermaßen ent täuscht, denn es hätten sich leicht die Forderungen verwirk lichen lassen, die die Konservativen in der Neuordnungs deputation aufstsllten. An den bescheidenen Wünschen für Handel, Industrie und Gewerbe müßten seine Freunde un bedingt festhalten. Sie würden eine schwere Verantwortung auf sich nehmen, wenn sie nicht mit aller Kraft für die Wünsche derer einsetzten, die schon lange mit Recht eine Vertretung in der 1. Kammer forderten. Die Wünsche der konservativen Partei könnten sowohl die Regierung wie auch die 1. Kammer erfüllen. Abg. Fleißner (Unabh. Soz ): Die Verweisung an den Neuordnungsausschuß habe keinen Zweck, da dieser sich be reits auf eine bestimmte Reform festgelegt habe. Es werde nichts anderes übrig bleiben, als daß das Volk die Initiative ergreife, wenn es sich den gegenwärtigen Zustand nicht ge fallen lassen wolle. (Ordnungsruf des Präsidenten.) Staatsminister Graf Vitzthum v. Eckstädt: Die Re gierung müsse der ihren Vortagen das Wohl des Staats- ganzen im Auge behalten. Eine Liberalisierung der 1. Kam mer könne nicht ihr Ziel sein. Der gegenwärtige Entwurf gehe weiter als der von 1905. Wenn jetzt keine Einigung zwischen der Regierung und den Ständen erfolge, so müsse die Lösung der Frage wieder auf Jahre hinausgeschoben werden. Wenn aber die 2. Kammer den guten Willen zeige, sich der 1. Kammer zu nähern, so muffe eine Ver ständigung möglich sein. Die Regierung sei in der Frage zu einem Verständiguugsfrirden bereit und hoffe bei der 2. Kammer ein gleiches Abg. Seyfert (Natl.): Das sächsische Volk verdiene Vertrauen und deshalb sine freiheitliche Gestaltung des Verfassungwesens. Jetzt könne die 1. Kammer die Ver wirklichung jedes Zieles der 2. Kammer unmöglich machen. Abg. Nitzsche (Soz.): Das Hauptgewicht müsse auf die Einschränkung der Befugnisse des Oberhauses gelegt werden. Abg. Böhme (Kons.): Eine Einigung über die Reform der 1. Kammer sei durchaus möglich, wenn die Mitte des Hauses mit der Rechten zusammenarbeite. Dazu sei es aber nötig, daß die Nationattiberalen sich in ihren Ansprüchen mäßigten. Abg. Zöphel (Natl.) erklärt als Vorsitzender des Neu ordnungsausschusses, daß die Konservativen heute einge schwenkt seien und dadurch hoffentlich eine Verständigung mit der Rechten möglich sein werde. Nach persönlichen Bemerkungen der Abg. Schmidt (Kons.) und Nitzschke (Natl.), sowie des Ministers des Innern schließt die Aussprache. Der Gesetzentwurf geht an den Neuordnungsausschuß. Nächste Sitzung Donnerstag mittag 12 Uhr. Aenderung des Gemeinde-, Kirchen- und Schulsteuergesetzes. Schluß nach 6 Uhr. Aus Gta-1 und Land. Mitteilungen für diele Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, am 22. März Merkblatt für den SS März. Sonnenaufgang 6°° I! Monduntergang 4" D. Sonnenuntergang 6" (I Mondaufgang 2" N. — Falsch angebrachtes Mitleid. In einer säch sischen Stadt hatte ein Kriegsbeschädigter am Laden seines Papier- und Schreibwarengeschäfts ein Schild mit der Aufschrift angebracht: „Wer hier kauft, unterstützt einen Kriegsbeschädigten". Diese Art der Geschäftsreklame ist dem Kriegsbeschädigten dann in seinem eigensten und im öffentlichen Interesse untersagt worden. Das dankenswerte Vorgehen der Behörde verdient zur Kenntnis der Allge meinheit gebracht zu werden: Kriegsbeschädigte, die sich bei Ausübung eines Gewerbes ausdrücklich auf ihre Krisgs- bsschädigung berufen und so durch Erregung von Mitleid den Verkauf ihrer Waren oder die entgeltliche Inanspruch nahme ihrer Dienste zu fördern suchen, schaden sich selbst