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Ost- und Westpreußen und Pommern. Interessant ist be- knderS ein Vergleich der unbebauten Flächen in beiden Gebieten. Während in den preußischen Provinzen etwa z°L Unland sind, sind eS in den baltischen Provinzen 13"/«. Venn man bedenkt, daß die russischen Methoden des Land- mbaueS außerordentlich verbesserungsbedürftig sind, läßt sich leicht ermessen, welcher Steigerung der Bodenertrag im Baltikum noch fähig ist. Verbessere NahrungsmLiielversorglmg Heranziehung von Landwirtschaft und Handel. Der Staatssekretär des Kriegs-Ernährungsamtes hat, wie wir erfahren, in einem Rundschreiben die Bundes regierungen angewiesen, für die Ablieferung der ratio» vierten Nahrungsmittel die praktische Mitarbeit der Landwirtschaft, ihrer genossenschaftlichen Organisationen und den Handel mehr heranzuziehen, als dies bisher geschehen ist. Sachverständige Geschäftsabteilungen. Aus den Kreisen der Landwirtschaft und des Handels sollen bei jedem Kommunalverband sachverständige Kräfte zur Bildung von Geschäftsabteilungen verwendet werden, um die Behörden durch die Übernahme der kauf männischen Angelegenheiten bei der Erfassung zu entlasten, und um mehr als bisher alles Erfaßbare wirklich heraus zuziehen. Die Geschäftsabteilungen sollen die Organe bilden, die alle kaufmännischen Geschäfte des Kommunal verbandes (den Ankauf und Abtransport der Waren) abzuwickeln haben, der dabei als Behörde wie bisher für die vollständige und rechtzeitige Erfüllung der Umlage verantwortlich bleibt. Die Geschäftsabteilungen, die am zweckmäßigsten in der Form der G. m. b. H. zu wählen sind, sollen behördlich in Bezug auf Einhaltung der Preise auf die Verdienstspannungen, auf die Listenführung zur tatsächlichen Erfassung aller Vorräte, sowie auf die Weiterleitung des Erfaßten überwacht werden. Zur Erfassung der Bestünde sollen sich die Geschäfts abteilungen einen breiten Unterbau durch den frei willigen Zusammenschluß der Erzeuger zu Erzeuger- Vereinigungen nach Gemeinden und Guts - bezirken schaffen. Den Geschäftsstellen kann die Erfassung des Getreides, der Futtermittel, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, der Fette, Milch, Eier, des Geflügels, des Obstes und Gemüses übertragen werden. Hierbei wird es sich unter Umständen empfehlen, für die einzelnen Waren verschiedene Geschäftsstellen zu errichten, d. h. für Getreide- und Futtermittel andere als für die leicht verderblichen Waren. In der Provinz Pommern soll mit der Durchführung dieser Organisation bereits begonnen worden sein. Der Ostfrie-en im Haupiausschuß. Weitere Verhandlungen. Berlin, 21. März. Zunächst beschäftigte sich der Hauplausschuß des Reichs- tages heute mit den Eingaben zu den Kriegsteuerungs- zulagen für Reichsbeamte. Sämtliche Eingaben werde» der Regierung als Material überwiesen. Im Namen aller Parteien des Reichstags gab der nationalliberale Abgeordnete Men er-Herford als Berichterstatter eine Erklärung ab, dah nach Ansicht der Parteien die am 1. April in Kraft tretende Verordnung über die Zulagen angesichts der wirtschaftliche» Bedrängnis der unteren und mittleren Beamten nicht aus reiche. Auch die Scheidung in besonders,teure und weniger teure Orte wird lebhaft bedauert. Ferner wurde der Haushaltplan für die Schutz gebiete unverändert genehmigt und in der Beratung der Friedensverträge mit Rußland und Finnland fortgefahren. Bei den gestrigen Verhandlungen hatte Ver waltungschef o. Gabler erklärt, die durch den Friedensvertrag vorgesehenen Grenzen seien praktisch unmöglich. Herr v. Goßler sagte, Kurland würde in diesem Umfang kein lebensfähiges Gebilde sein, und noch weniger klar ist, was aus Riga werden soll. Den Völkern jenseit der Linie müssen wir es überlassen, wie sie sich entscheiden wollen: losgelöst von Rußland sind sie. Auch vom lettischen Standpunkt aus ist die gezogene Linie unhaltbar, denn die Letten wollen nicht auseinandergerissen werden. Die Legitimation der jetzigen Landesvertretung in Kurland kann rechtlich und praktisch nicht bestritten werden. Nur das Herzogtum oder die Personal union kommen in Frage. Die Landesvertretung hat sich für die Personalunion entschieden. Ein Druck ist nicht ausgeübt worden. Die Letten wünschen eine unparteiische starke Staats gewalt. die die Gegensätze auszugleichen vermag. Ähnlich liegen die Verhältnisse für Litauen. Bei Artikel IV des Friedensvertrages mit Rußland ersuchte Abg. Naumann iVp.j um Mitteilung, was bisher-in der armenische Fragen geschehen sei. Im Auslande beständen hierüber Legenden, die zurückgewiesen werden müßten. Abg. Erzberger (Ztr.) schloß sich dem Vorredner an. Vielleicht biete sich jetzt beim Friedens- Verträge Gelegenheit, fin die Armenier einzutreten. Wie sieht es überhaupt im Kaukasus aus, wie sichern wir dort di« deutschen Interessen? Die Abgg. Frhr. v. Rechenberg (Ztr.! und Dr. David <Soz.) schlossen sich den Wünschen nach Auf klärung über Armenien und dem Kaukasus an. Schon wieder machten sich Anzeichen von Unruhen in Armenien bemerkbar. Die weiteren Verhandlungen über diese Frage wurden zunächst für vertraulich erklärt. Nachdem die vertraulichen Besprechungen über Armenien beendet waren, wies Abg, Frhr. v. Rechenberg (Zentr.) auf die zwischen Rußland unL der Ukraine bestehenden Meinungsverschiedenheiten über di« russisch-ukrainische Grenze hin. Die Schaffung von Landes, Vertretungen in Estland und Livland sollte beschleunigt uni für baldige Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung in diesen Gebieten gesorgt werden. Auch für Finnland müffer wir wünschen, daß keine Besetzung des Landes unsererseits stattfindet. Die vorübergehende Besetzung der Alandsinseln als Etappenstation war nicht zu umgehen, eine längere Be setzung aber würde Schweden nicht ertragen. Eine Entschlie ßung Haase-Ledebour (U. Sz.) ersucht den Reichskanzler, di, Alandsinseln zu räumen und sich nicht in die inneren An gelegenheiten Finnlands zu mischen und zwar weder durch Truppensendungen, noch durch Waffenlieferungen. Wg. Nau mann (Vp.) fragt, ob der ukrainisch-russische Frieden ab geschloffen sei. Gehen wir in der Ukraine nur als Polizeimacht vor? Gilt das Gleiche für Finnland? Was wird aus Estland und Livland? Abg. Haase (U. Eoz.) warnt vor abenteuerlichen Unter« nehmungen in der Ukraine, die dortigen Bauern hätten sich bereit- zur Wehr gesetzt. Abg. David (Soz.) sagt, wir hätten keinen Grund mehr, in Finnland mit bewaffneter Hand ein, zugreifen. Es sollen ja auch schon Verhandlungen zwischen den Deutschen und den Roten Garden im Gange sein. Finnland und die Ukraine. Unterstaatssekretär v. d. Bussche gab über die staatS» rechtliche Stellung von Estland und Livland eine längere Eri klärung ab, des Inhalts, daß sich die Krongüter augenblicklich in den Händen der Okkupationsmächte befänden. Estland unis Livland gelten zunächst als russische Gebietstelle und ihr« spätere staatsrechtliche Stellung ist Sache einer verträgst mäßigen Abmachung zwischen ihnen und Rußland. Voü Kämpfen mit ukrainischen Bauern ist hier nichts bekannt. Dif Grenzen der Ukraine sind festgelegt mtt Ausnahme der neue« bings erhobenen Ansprüche. Es besteht nicht die Absicht, di« Expedition nach Finnland länger auszudehnen, als unbedingt notwendig ist. Für die Erreichung unserer wirtschaftlichen Ziel« in der Ukraine werden landeskundige Mische Händler oer» wendet. front unä Heimat. Die vierte Sachsenreise. xv. (in. Den andern Tag befanden wir uns in einer Etappenstation, die uns die Kleinarbeit des Krieges kennen lehrte. Wir begannen zuerst mit der Besichtigung eines Proviantamtes und staunten über die Fülle ,der Vorräte die wir dort ausgespeichert sanden. Aber wir staunten noch mehr, als wir Härten, daß diese Vorräte sich im Zeiträume von (0 Tagen verbrauchen und jeweils alle (0 Tage neu herangeschaft werden müssen. Wir bekamen einen Begriff, was es heißt, eine Arme« zu beköstigen, denn für den Bedarf eines solchen Proviantamtes sorgen eine eigene Fleischerei von ungeheurer Ausdehnung, eine ganze Feldbäckerei, und je eine Empfangs- und Ausgabestalion, in der ziemlich viel Leute beschäftigt find. Dort draußen gabs Aartoffeln, Mehl in Säcken, Butter und Marmelade, je nachdem in Stapeln von Säcken, Fässern oder Aisten. Einige Räume, die dem Proviantamte als „Markelenderei" dienten, die wie in Friedenszeilen nach geräucherten Fleischwaren dursteten, wissen Speck und geräucherte Salamiwurst auf. Aisten voll Wein und Zigarren, Seife, Branntwein, Aognak, Keks und Aase vervollständigten die Sammlung von Glücksgütern, mit denen wir in der Heimat leider recht kärglich bedacht find. Unsere Lebensgeister erwachten, da wir die Speckseiten sahen, an denen wir mit Bedauern keinen Teil haben durften, aber wir Haden sie mit ebenso lieblichen Bllcksn umfangen, wie die Wurst, an der sich andere erquicken sollten. Manches Scherzwort flog da von Mund zu Mund. Aber kaum einer von uns Hal den Unterschied vergessen zwischen uns, die wir in der gesicherten Heimat bald wieder mit Zigarre oder pfeife auf dem Sosa fitzen durften, und jenen, denen zwar Wurst und Butter und Fleisch zukammen, die aber im Unterstände und in feuchten Löchern kampieren müssen und über deren Häuptern stündlich Granaten dahinsausen oder gar in ge fährlicher Nähe krepieren Die Umsatzzahlen eines solchen Proviantamtes gehen ins Unermeßliche, bezieht man den Verbrauch der Marketen derei noch in diese Zahlen ein, so kann man sagen, ins Unglaubliche. Die Marketenderei als Teil des Proviant amtes kauft selbständig ein, wo sie Waren erlangen kann, also Speck und Wurst, Seife, Aeks, Schuhsenkel, Bürsten, Aäse und alle solche Waren, die Privatleute ebenfalls auf erlaubtem Wege zu erlangen vermögen. Darunter stammen Speck und Wurst aus Belgien, und bei dem geringen Vorräte, der bei diesen Waren ja leider nur vorhanden ist, hat man es so eingerichtet, daß jeder Truppenteil für seine Marketenderei und Proviantamt unterscheiden: das Pro viantamt ist lediglich die Stelle, an der pro Aopfzahl der Armee oder des Armeeteils die dem einzelnen Soldaten zu gewährende und zukommende Ration ausgegeben wird. Zn der Marketenderei hingegen kann jeder, der Geld hat freihändig kaufen, was er mag. Eine Unmenge von Leuten sind hierbei beschäftigt, unter der Leitung eines Intendanten stehen die einzelnen Beamten, und ganze Fuhrparks mit Wagen, Pferden und Bedienungsmann schaften. Wir lernten auch eine Sammelstelle kennen. Davon hatten wir eigentlich nur eine unklare Auffassung und wußten nicht so recht, was sich unter diesem Worte Sammel stelle wie ein Veilchen verbirgt. Umsomehr waren wir denn erstaunt, zu erfahren, daß selbst im Felde hinter der Front, fast noch im Bereich der feindlichen Angriffe, jeden falls noch in der Reichweite der feindlichen Geschütze ge sammelt wird, was zu sammeln die Not uns daheim im Lande heißt: Draht, Eisen, Aonservenbüchsen, Papier,, Lumpen, Bindfaden usw. Man sammelt also nicht nur die Aartuschen von Geschossen oder die Geschoßteile und Munitionsstücke, wie man wohl zuerst annimmt, (andern tatsächlich alles, was unserer Kriegsindustrie durch Um arbeitung als Rohmaterial wieder zugeführt werden kann. Die Sammelstelle war einem Pionierparke angeschloffen, dessen gewaltige Läger an Holz, Bohlen, Kanteln, Schwellen, Ersatzteilen, usw. kaum beschrieben werden können. Wir fanden selbst Schlitten in großer Anzahl vorrätig, denn die Jahreszeit und das Gelände erheischen immerhin die Vor sicht, auch die geeignetsten Beförderungsmittel bei der Hand zu haben, um den Soldaten Munition und Lebensmittel zuzuführen, wenn die wenigen Zufahrtstraßen ungangbar werden. Der Leiter der Sammelstelle und auffichtsführende Offizier des Pionierparks war im Zivilberuf Lehrer einer landwirtschaftlichen Schule. Wie gut sich das mit der Uniform eines Pionieroffiziers vereinigte, bewies uns der Inhalt seines Vortrags, als er uns dicht anliegend auf ein eben in Düngung begriffenes Gelände von 200 Morgen Größe aufmerksam machte, auf dem er wie im Vorjahre den großen Bedarf an Weißkraut heranzüchten wird. Daß er überhaupt Grüngemüse als abwechselnde Aost für die Truppen für ebenso zweckmäßig als angenehm hielt und große Flachen mit allen sonstigen Arautgemüsen und Ge würzkräutern (Zwiebeln, Porree, Sellerie usw.) bebaute, war uns ein Beweis, wie äußerst vielseitig die Fürsorge für unsere Soldaten im Felde ist, wenn nur die rechten Leute am rechten Platze stehen. Uber gerade hier an dieser Stelle bekamen wir doch einen inner» Respekt vor der Kleinarbeit der Etappe, über die oft so sehr abfällig ge urteilt wird. Hieran schloß sich die Besichtigung einer Artillerie-In standsetzungs-Werkstatt, großer Räumlichkeiten, m denen unter Leitung verschiedener Waffenmeister gebrauchsunfähige Geschütze aller Art wieder hergestelll werden. Dort walten Handwerkskunst und Heeresnotwendigkeit Hand in Hand, um Räder und Lafetten wieder zurecht zu machen und das zerschossene Rohr mit einem anderen auszuwechseln, dessen Lafette unbrauchbar geworden ist. Wir beobachteten mit Interesse besonders die Arbeit >m Innern eines Langrohres, dessen Züge.verquetscht worden waren und mit mühseligem Feilen und Schaben wieder justiert werden sollten. Der Die Fran mit de« Karfunkel- steinen. Roman von E. MaEttl 16j Er fuhr herum. „Wer ist denn da?" „Die Grete." „Was — das Kind aus dem Hause? — Um Got tes willen, Kleine, wie kommst du denn hierher?" Sie antwortete nicht und griff nur mit tasten der .Hand nach seiner Rechten, die er ausstreckte, um ihr aufzuhelfen: aber das ging absolut nicht, und so nahm er sie ohne weiteres auf den Arm und trua sre in die tiefe Torwülbung hinein. 6. Da drinnen war es stockdunkel. Herr Lenz tapMj mit seiner Last vorwärts und schlug endlich eine Türj linker Hand geräuschvoll zurück. , „Ernst?!" rief eine Frauenstimme angstvoll fra-- gend herunter. „Ja, ich bin's mit Haut und Haar, heil uzrd gesund, Hannchen! Guten Abend auch, liebster Schatz-." „Nun, Gott sei Lob und Dank, daß du da bist! Aber, liebster, bester Mann, wo hast du denn gesteckt?" „Verlaufen hatte ich mich!" sagte er im lang samen .Hinaufsteigen. „Dieser verflixt schöne Thüringer Wald lockt wie ein Irrlicht. Da läuft man weiter und weiter und denkt nicht an den Nachhauseweg. — Ja, gelt, was ich da mitbringe, Hannchen? I nun«, das habe ich drunten im Torweg aufgelesen," sagte er, aus der obersten Stufe stehen bleibend, mit halb lächelndem, halb besorgtem Gesichtsausdruck. Er ver suchte, den Kopf zu wenden, um das Kind auf seinem Arme bei Licht zu besehen: allein es hatte die Arme krampfhaft fest um seinen Hals geschlungen; und das Gesichtchen, von dem wirr herabfallenden Haar fast verdeckt, drückte sich an seine Wange. Frau Lenz stellte die Lampe schleunigst auf den Borsaaltisch. „Gib mir das Kind, Ernst!" sagte sie mit ängstlicher Hast und langte nach dem klemen Mäd chen. „Mit deinen armen müden Beinen darfst du keinen Schritt mehr tun — Gretchen aber muß auf der Stelle fort! Man sucht sie seit vielen Stunden. Gott, ist das ein Aufruhr drüben im Vorderhause! Komm her. Engelchen!" lockte sie mit sanfter, zärt licher Stimme. „Ich trage dich hinüber!" „Nein, nein!" wehrte die Kleine angstvoll ab und klammerte sich noch fester an ihren Träger. Wenn drüben alles durcheinander rannte, da war auch die Großmama da. „Tante Sophie soll kommen!" „Auch recht, Herzchen! Dann holen wir die Tante Sophie," beschwichtigte Herr Lenz. „Ganz wie das Kindchen will," bestätigte seine Frau, die besorgt auf die heisere, nach Atem ringend« Kindersiimme horchte und mit rascher Hand und prü fendem Blick den Haarwust aus dem entstellten Ge sichtchen strich. Schweigend nahm sie die Lampe und öffnete die Stubentür. , Hier, in dem stillen, trauten Heim der Maler familie, überließ sich das Kind willig der sanften, freundlichen Frau, die es auf den Schoß nahm, wäh rend Herr Lenz Hut, Reisedecke und Reisetasche ab legte. „Blanka ist draußen auf dem Gange," sagte dis Frau als Antwort auf den suchenden Blick, den iHv Mann durch das Zimmer gleiten ließ. „Sie war dabei, ihr Haar für die Nacht zu ordnen, als der Kutscher aus dem Vorderhause bei uns nach Gret chen fragte. Seit der da gewesen ist, sitzt unser Kind draußen aus dem dunklen Gange und ist nicht herein zubringen — das liebe, Keine Ding da ist ihr Auss apsel, wenn sie es auch nur vom Sehen kennt aber, um Gott, Kind, was ist denn mit deinen Füßen?" unterbrach sie sich; das Lampenlicht fiel auf M schlammüberzogenen Stiefelchen, die über ihrem Helle» Kleide herabüinaen. „Das Kind ist im Wasser gewesen," sagte sis halblaut und erregt zu ihrem Mann; „es muß so schnell wk möglich in trockene Kleider. Geh', rufe Blanka!" Auf den Ruf des Vaters trat die schöne Blankh aus dem tiefen Dunkel auf die Türschwekle im Mei sten, spitzenbesetzten Frisiermantel, mit blassem Gesicht und schlaff n. verhängenden Armen, und das aufgelöst« Dam wogte goldglitzernd um sie her. „Bist du end-, lich gekommen, Vater?" fragte sie vibrierenden Tones.« Mit scheuer Haltung und niedergeschlagenen Augen! blieb sie stehen — es sah aus, als sei ihr das Lampen^ licht, das sw so plötzlich und grell überflutete, uner träglich . und sie habe den einzigen Wunsch, in das Dunkel zurückzuflüchten. t „Was — das ist der ganze WiMommensgruß mei ner Kleinen?" rief Herr Lenz launig. „Weder Kußj noch Handschlag? Und ich habe doch ein verlorenes Schäfchen mitgebracht! Siehst du denn nichts? Werf sitzt denn dort auf dem Schoß der Mutter?" Mit einem Ausruf der Ueberraschung fuhr das) junge Mät.strn empor und flog auf das Kind zu. , „Sieh, sieh!" sagte Frau Lenz halb belustigt, abeA doch auch ein wenig verletzt. „Vater könnte wohl; eifersüchtig werden! Du hast dich ja wirklich mehr! um das fremde Kind geängstigt, als um sein Aus-? bleiben! Jetzt hilf mir aber, deinen Liebling zu säu-' bern und ins Trockne zu bringen. Dort im unteren) Fach der Kommode müssen noch Röckchen und Strümpfe) aus deiner Kinderzeit liegen, die suche hervor!" Sie setzt» die Kleine auf das Sofa und holte! Waschwasser und ein Handtuch herbei, während dass junge Mädchen auf den Dielen niederkniete und mit; fliegenden Händen den Inhalt des Schubfaches durch-' einander warf. ! „Wo bist du nur gewesen, Kindchen?" sagte Frau? Lenz beim Lösen ber Schleifen und Knöpfe am Anzugs des kleinen Mädchens — der Körper unter ihren Hän-j den war in Schweiß gebadet. (Fonsetzung folgt.)