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Meinungsverschiedenheiten gekommen, so hab Japan «unach? auf seine hochfliegeuLen Pläne verzichtet. Vor dem Frieden mii Rumänien. Allseitiger Wunsch nach Beschleunigung Bukarest, 9. März. Gestern fand im Schloß Cotreceni eine Vollsitzung der Friedenskonferenz statt unter dem Vorsitz des bul» garischen ersten Delegierten Herrn Tontscheff. Herr Tontscheff gab dem Wunsche Ausdruck, die Ver handlungen nach Möglichkeit z« beschleunigen. — Der rumänische erste Delegierte schloß sich diesem Wunsche an« Um diesem allseitigen Begehren Rechnung tragen zu können, schlug Herr Argetcianu vor, es möge ihm möglichst sofort «ine zusammenfassende Aufstellung sämtlicher einzelner Forderungen der verbündeten Mächte schriftlich mitgeteilt werden, damit er dieselben persönlich seiner Regierung vor tragen könne. Entsprechende Mitteilungen sind Herr« Argetcianu gestern gemacht worden. Gr wird heute nach Jass», abreisen. Seine Rückkehr wird für nächsten Donnerstag erwartet. Inzwischen sollen unverbindliche Besprechungen auf technischem Gebiet mit den übrigen vollzählig hier zurück gebliebenen Mitgliedern der rumänijchen Delegation fort gesetzt werden. * Die neue rumänische Regierung Von unterrichteter Seite wird mitgeteilt, daß General AoereScu, der Oberbeiehlshaber und jetzige rumänische Ministerpräsident, nach Unterzeichnung- des Friedens- Vertrages von seinem Posten zurücktreten wird. An sein« Stelle wird Marghiloman treten, dessen Kabinett dem neuen Rumänien die Wege ebnen soll. Marghiloman Hal sich seinerzeit gegen den Anschluß an Rußland und gegen den Angriff auf die Mittelmächte erklärt. Aller Wahr scheinlichkeit nach wird in dem von Marghiloman gebildeter» Kabinett Peter Carp Minister des Auswärtigen werden. Beßarabien und die Dobrudscha. Die verschiedenen Völkerschaften. Bei dem FriedenSschluß mit Rumänien wird eim N -adl von Bevölkerungsmoblemcn aufgeworfen, die sei J^bczehnten zu schweren Streitigkeiten auf dem Ba! ai geführt haben. In der Lat findet man sowohl in de: Dobrudscha wie in Beßarabien ein eigenartiges Völker- aemisch. In der Dobrudscha stellt die bulgarische Be ¬ völkerung die Hauptzahl der Bevölkerung, daneben leben Rumänen und Türken. In Beßarabien finden wir Rumänen, Bulgaren, Ruthenen und Deutsche. Es wirs also beim Friedensschluß darauf ankommen, insbesondere in Beßarabien geeignete Maßnahmen zum Schutze der nationalen Minderheiten zu treffen. Daimler. Aus dem Hauptausschutz des Reichstages. Berlin, 9. März. Der Hauptausschuß des Reichstags hat sich heute uni gestern mit einer Frage beschäftigt, die mit jedem Tage des Krieges brennender geworden ist: mit den Kriegs- gewinnen gewisser für den Heeresbedarf liefernder Firmen Dabei handelte es sich in erster Linie um die Automobil Industrie, deren Gewinne sich in jedem Krtegsmonat un verhältnismäßig gesteigert und schließlich dazu gsführ! haben, daß es zu ernsten Meinungsverschiedenheiter mit der Heeresverwaltung kam, in deren Verlauf, wie in Hauytausschuß mitgeteilt wurde, der Leitung der Daimler- Motoren-Gesellschaft in Stuttgart-Untertürkheim eine mili tärische Aufsicht beigeordnet wurde. Daß die Dinge sich so entwickeln konnten, entsprich: einer zwingenden Logik der Tatsachen. Bei Ausbruch des Krieges, als von allen Seiten auf uns Kriegserklärungen niederhagelten, sah fick die Heeresleitung vor die Not wendigkeit gestellt, mi die Industrie die denkbar größter Anforderungen zu richten. Dementsprechend mußten von vornherein ziemlich hohe Preise gezahlt werden und wenn ne auch sofort kalkulationsweife ermittelt und festgesetzt wurden, so blieb angesichts des schwankenden Marktpreises der Rohmaterialen, der stetig sich steigernden Löhn« Und der wachsenden Schwierigkeit der Beschaffung aller Rohstoffe der kaufmännischen Berechnungskunst der Industrie doch ein weiter Spielraum. Dazu kam, daß der Kontrolle der Militärbehörde wirksam entgegengearbeitet wurde, indem'große wie mittlere und kleine Betriebe die Vorlegung der Bücher systematisch verweigerten und einem etwaigen Zwange mit Stillegung der Betriebe ent- Legenzutreteu drohten. So war im allgemeinen die Lage -wischen der für das Heer liefernden Industrie und der Heeresverwaltung. Was nun die Firma Daimler anlangt, so nahm sie von vornherein innerhalb der Industrie, auf die das Heer besonders angewiesen war, eine besondere Stellung ein. Die- Daimler-Motoren-Gesellschaft, die seit 1890 besteht, betreibt die Ausbeutung der weltberühmten von G. Daimler in Cannstatt stammenden Petroleum- und Gas motorenerfindung. Sie stellt Kraftfahrzeuge, Last- und Krankenwagen. Luftschiff- und Fliegermotoren her. Natur gemäß war die Heeresverwaltung auf ihre Mithilft bei Ausbrucy des Krieges ganz besonders an gewiesen. In welchem Umfange die Daimler- Motoren-Gesellschaft für die Heereslieferung tätig ist, geht aus der Darstellung des Berichterstatters im Haupt ausschutz hervor, wonach die Daimler-Werke allein bei einer Erzeugung von 500 Motoren monatlich an diesem Artikel jährlich 48 Millionen Mark verdienen. Wenn man das allgemeine Gewinnkonto der Gesellschaft Isieht, wird ersichtlich, daß die Aktien des Unternehmens, die 1911 228 standen, jetzt dis über 1000 gestiegen sind. Dieses gewaltige Unternehmen legte erst 1916 eine genaue Kalkulation vor und es ergab sich, daß Daimler bei ausgezeichneter Fabrikation der billigste Lieferant war. Wenn jetzt zur militärischen Kontrolle des Betriebes ge schritten worden ist, so sind alle Maßnahme» getroffen, uw die Heeresverwaltung aus ihrer Zwangslage zu be freien. Ob damit das Problem gelöst ist, mag dahin gestellt blegben, es wird doch notwendig sein, auf den im Hauptausschuß erörterten Antrag zurückzukommen, der eine Bundrsratsverordnung, betreffend die Über wachung aller für den Heeresbedarf arbeitenden Betriebe verlangt. Alle Redner im Hauptaus schuß, von der äußersten Linken biS zur äußersten Reckten, waren in der Verurteilung der Ge schäftspraktiken der Industrie einig, die die Not deS Vaterlandes benutzt, um ungeheure Gewinne zu machen, ne der Allgemeinheit nicht zugute kommen. Man wird ilso wohl oder übel — dahin zielten die Ausführungen stlw Redner — nicht nur ÜberwachungS» und Preis- ^rüsungsstellen einrichten, sondern sine allgemeine mili tärische Kontrolle der Rüstungsbetriebe einrichten müssen. Dann ist oer «Fall Daimler" Ler letzte seiner Act ge wesen. Neueste Meldungen B > lin, 10. März. Eines unserer Unterseebo«tE Kvmn Want Kapitäuleutnanr Spieß, hat unsere« Geg, «rrn urch Vernichtung von 35 000 Br.-Neg.-To. Schiffs raum hweren Schaden zugefügt. In glänzend durchgc führte. Angriffe« wurden in der Einfahrt zur Irische« Se« unter erheblicher Gegenwirkung ein schwer beladener amcrü kanischer Frachidampscr von etwa 10 000 Br.-Reg.-To., ei« Tankdampfcr von etwa 5000 Br.-Reg.-To. und aus einem stark gesicherten Gclcitzug das Schlußschisf von etwa AM Br.-Ncg.°To. abgesckosscn. Am Abend des 1. März torpF dicrte das Bvot den von mehreren Zerstörern begleitete« englischen Hiliskreuzer „Calgarian" von 17 515 Br.-Reg.- To. Ta der Hilfskreuzer nicht sofort sank und von Bewaft- nungssahrzcngcn in Schlepp genommen wurde, griff cs ihn ungeachtet der von allen Seiten zur Bergung des wertvollen Schiffes herbcieilendkn Zerstörer und BewachungSfahrzeugr -rnent an und versinkst ihn durch einen zweiten Torved«. London, 9. März. (Reuter.) Die Daily Mail berichte! aus Petersburg vom 7., daß durch den Einfluß Lenins du Kampflust der BoNchswiki sich vermindert hat. Di« Blätter von heute lehen die Unmöglichkeit, den Krieg fort zusetzen .ein. Daß die Kriegsbegeisterung im Abnehmer begriffen ist, kann man daraus ersehen, daß Moskau nm ungefähr 2700 Freiwillige lür die Rote Armee aufbrachte anstatt 60 000 wie man ursprünglich erwartet hatte. Di« Ergebnisse der Werbung in Petersburg wurden nicht be kamst gemacht, waren aber wahrscheinlich noch geringer. Die Räumung Petersburgs macht rasche Fortschritte. Die Be völkerung ist noch immer fest überzeugt, daß die Deutsche« in die Stadt einrücken werden. Genf, 10. März. Nach einer amtlichen Meldung aus Paris dauerte dei deut'chs Fliegerangriff von 10 Uhr abends bis 15 Minuten nach Mitternacht. „Es gelang", so heißt es in dem Bericht, „mehreren feindlichen Geschwa dern, unsere Linien zu überfliegen und nach und nach die Pariser Zone zu erreichen. Auf Alarm wurde Sperrfeuer durch unsere Artillerie gegeben. Eine größere Anzahl fran zösischer Verteidigunasflieger stieg auf. Die Zahl der Opfer ist bisher noch nicht bekannt, sie soll aber weniger beträcht lich sein, als die beim vorigen Angrif. Die Schutzmaß nahmen waren wirksam". Ein Kandidat für den rumänischen Thron. Sofia, S. März. Wie hier verlautet, käme im Falle der "b des Königs Ferdinand non Rumänien als p ui» üiüat mr den rumänischen Thron auch der Fürst von Wied Letzte Orahtberichte de« „Wilsdruffer Tageblatt«»". 1V 000 Brutto-Registertonnen versenkt. Berlin, 10. März. (tv. Amtlich.) Unsere Unterseeboote haben im Sperrgebiet «m Eng land 10 VV« Brntto-Registertounem Schiffsraum vernichtet. Unter de« versenkten Schiffen waren 3 Engländer, nämlich der bewaffnete Dampfer Dalewoov, 2420 Brutto-Registertonuen, mit 3000 Tonne« Kohle« für die englische Flotte im Soape Flow bestimmt, und der bewaffnete Dampfer Largo, 1769 Brutto-Registertonnen mit 240V Tonnen Kohle» für Belfast. 2 weitere Dampfer, darunter einer von 4000 Brutto-Registertonnen, hatten als Ladnng Masnt und Oel an Bord. Der Ehef des Admiralstabes der Marine. Zurückziehung der schwedischen Truppen von den Aalandsinseln. Stockholm, 11. März, (tu.) Sozialdemokraten und Stockholms Tidmingev geben zu verstehen, daß Schweden seine Truppe» von de« Aalands inseln zurückziehen werde, da Schwedens Friedens arbeit dort beendet sei. Petersburg wird als Freihasen erklärt. Gens, 11. März, (tu.) Die Petersburger Regierung wird nach Meldungen sranzösischer Blätter die Derlegnng der Hauptstadt nach ArM mit den Karfunkel steinen. Roman von E. Markttt. 6! In diesem Augenblick trat Tante Sophie aus dem Hause. Sie brachte den Kaffee und stellte einen großen, zuckervestreüten Napfkuchen auf den Tisch. „Kind, Gretel, du siehst ja aus wie ein streitlustiges Kickel- hähnchen! Was hat's denn wieder einmal gegeben?" fragte sie. ,„Es war jemand dort in der Stube!', antwortet« die Kleine kurz und knapp und zeigte nach dem Fenster Tante Sophie, die eben den Kuchen anschnitt hielt inne. „Da oben?" fragte sie mit halbem Lachen ,„Du träumst am Hellen Tage, Kind!" Den Schlüsse! hat der Papa, und die Großmama ist eben bei ihm, --- da will ich nicht stören." ,„Bärbe sagt, die Frau, die im roten Salon häng« hätte herausgesehen — die läuft im Hause herum Taute, und will alle Menschen erschrecken", klagte Reim hold in weinerlich ängstlichem Ton. „Ach so!" sagte Tante Sophie. Sie legte dal Messer hin und sah über die Schulter nach der alte» Köchin, die aus Leibeskräften an ihrem riesigen Knäuck wickelte. „Bist ja ein lieber Schatz, Barbe — di» richtige Jammerbase und Totenunke! . . ." „Die Sonne war's aber nicht — das steht bomben fest: — Ich will's schon herauskriegen, wer imm« durch den Gang huscht und in die Stube schleicht? murmelte die kleine Skeptikerin am Kaffeetisch do» MH hin und brockte stch die Obertasse voll Kuchen 3. „Auf ein Wort, Balduin!" hatte die Frau Amt», cätin gebeten, und seit Herr Lamprecht die Ehre hatte, ihr Schwiegersohn zu sein, waren ihre Bitten stets wie Befehle seinerseits respektiert worden. So auch heute. Er hatte zwar eine tiefe Falte des Mißmut« auf der Stirn, allein davon wurde der Frau Amtsi- rätin nicht das aerinaste bemerkliL. So ging das zarte, schmächtige Frauchen ahnungs los und graziös neben dem Schwiegersohn her. Un mut und Besorgnis sprachen deutlich genug aus ihre« Zügen. Herrn Lamprechts Privatwohnung bildete, Hari an der Treppe gelegen, den Schluß der langen Zimmer- reihe in dem mittleren Stockwerk. Hinter diesen Räu men, dem Hofe zu,, lag der Korridor oder Flursaal in seiner Länge und gewaltigen Breite so recht der Raumv erschwendung der alten Zeiten entsprechend. Er endete erst hinter dem letzten Zimmer, dem sogenannte« roten Salon; dort bog er um die Ecke des angebautev östlichen Seitenflügels und verengte sich zu dem däm mernden Gang hinter Frau Dorotheens Sterbezimmer in den nur an ^?m entgegengesetzten äußersten Winkel da, wo ein paar kleine^ Stufen seitwärts in das Pack haus hinunterführten, das karge Tageslicht durch ei« hochgelegenes Fensterchen hereinfiel. In dem Flursaal standen altertümliche Kredenze« von wundervoller Schnitzarbeit. Hier war manches Menuett ausgeführt, mancher Festschmaus abgehaltei worden, und es ließen sich auch heute noch die häßlich« Frau Judith in der Spitzendormeure und das ver führerische junge Weib mit den Karfunkelsteinen in, Haar als Herrinnen in die altfränkische Ausstattung unschwer hineindenken. Aber vor der Wohnung des Hausherrn macht« die Pietät halt, und der moderne Luxus übernahn die Herrschaft. Es war mehr das Boudoir einer Dame, als er« Herrenzimmer, rn das Herr Lamprecht seine Schwieger mutter eintreten ließ — und hier hatte in der Ta- Herrn Lamprechts verstorbene Frau gewohnt. „Ach, wie reizend!" rief die alte Dame und blie! wie angefesselt vor hem Schreibtisch stehen, neben den sie sich eben niedersetzen wollte. Sie war auch reizend die Malerei in Wasserfarben da aus dem Medailloi einer Briefmappe. „.Eine originelle Idee, und wi« sauber ausgeführt!" setzte die Frau Amtsrätin Hinz, und nahm die Lorgnette zu Hilfe. „Wirklich gan, a Iler liebst: . . . Eine Arbeit von schöner Damenhans Balduin? — Hab' ich recht?" „Möglich!" meinte er achselzuckend mit einem flüch tigen Seitenblick nach der Mappe, während er sich be mühte, ein fchieMttgendes Bild an der Wand geradi zu rücken. „Die Industrie nimmt ja heutzutage ein« ganze Armee helfender Kräfte auch aus der Fraueu Welt —" „Also nicht speziell für dich ausgedacht?" „Für mich?!" — Der kleine Nagel, der das BiA seitwärts in gerader Linie festhatten sollte, war hev ausgefallen — der große, stattliche Mann bog sis tief nieder, um den Flüchtling auf dem Teppich z» suchen, und als er sich wieder aufrrchtete, da hatte ihn das Bücken das ganze Blut nach dem Kopfe getrieben „Liebe Mama, sollten Sie wirklich von dem allermäch tigsten Faktor in unserem modernen Leben, dem Egois mus, nichts wissen, und könnten Sie in der Tat glauben daß man heutzutage irgend etwas ganz umsonst, ohw die geringste Hoffnung aus Erfolg tue? Nehmen wfi doch einmal alle die schönen Damenhände unsere« Kreise durch, und sagen Sie mir, welche von ihnei Wohl imstande sein würde, eine solch künstlerische, di- größte Geduld erfordernde Aufgabe auszuführen füi einen Mann, der — nicht mehr zu haben ist!" j Er trat auf das andere Fenster zu, während siä die alte Dame in ihrem kleinen, weichen Lehnstug zusammenschmiegte. „Nun ja, darin magst du woh recht haben!" sagte sie lächelnd und in dem gleich mütigen Tone, wie man längst Feststehendes, Unaw sechtbares und sattsam Bekanntes zugibt. „Es if allerdings stadtkundig, daß unsere arme, teure Fann, dein Gelöbnis der Treue für Zeit und Ewigkeit mil in das Grab genommen hat. Erst vorgestern abeni wieder war bei Hofe die Rede davon. Die Herzogi» sprach von der Zeit, als meine arme Tochter noch an Leben und eine vielbeneidete Frau gewesen sei, uni der Herzog meinte, man solle doch ja die sogenannt, gute alte Zeit mit ihrem Biedersinn im Gegensaj zu der heutigen nicht immer herausstreichen; der hoch angesehene, wegen seiner Strenge fast gefürchtete alt» Justus Lamprecht zum Beispiel habe in seiner Jugend- Zeit einen Treuschwur in eklantester Weise gebrochen« während ihn sein Urenkel durch edle Festigkeit b» schäme." -