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Einstmals hieß eS: »Wirwerdensieschonkriegen^- bie Deutschen nämlich, di« sich auf Frankreichs heiligem Boden eingenistet hatten und gar keine Anstalten machten das schöne Land aus bloßer Ehrfurcht vor der heiße« Vaterlandsliebe seiner Bewohner freiwillig zu räumen War es nicht schon 1915 so, im Sommer, als das edle Italien offen zu unseren Feinden überging und Franzosen und Engländer damit das Spiel gewonnen glaubten? Damals hieß unsere Parole: Sie kommen nicht Lurch. Wir be schränkten uns auf die Verteidigung, mußten uns aus sie beschränken, da es zunächst an der Ostfront dringlicher« Aufgaben zu lösen galt. Wir machten nicht viel Wesens davon, daß unsere Feldgrauen der gesamten Streitkraft der beiden Westmächte standhielten, obwohl unsere Opera tionen gegen Rußland und nachher gegen Serbien und noch später gegen Rumänien ganz gewaltige Truppen- massen in Anspruch nahmen. Ein über Las andere Mal prahlten die Franzosen: „Wir werden sie schon kriegen!' Aber es blieb alles beim alten. Hindenburg nahm, alS er es für richtig hielt, seine Linien ein Stück zurück, um die Verteidigung dann um so hart näckiger und um so verlustreicher für den Angreifer zu führen; das war alles. Die Franzosen versuchten immer wieder ihr Glück im Frühling wie im Herbst 1916 und 1917 Indessen sie kriegten uns nicht; alle ihre tapferen Anläufe vor unseren befestigten Stellungen brachen blutig zusammen, und wie sie sich auch umgruppierten und um organisierten, mit und ohne Versailler Kriegsrat, sie kamen nicht vorwärts. Gegen Ende des letzten Jahres traf sie sogar noch das Unglück der italienischen Katastrophe, und heute stehen sie am Grabe aller ihrer russischen Hoffnungen. Das ist schier eine unerträgliche Kette schwerster Heim suchungen, Was kann da das Jahr 1918 der Entente noch Lutes bringen? Und siehe da: selbst Clemenceau, wohl die heißblütigste Kämpfernatur unter den augenblicklich führenden Männern Frankreichs, sieht sich genötigt, dem ganzen Wandel der Feiten Rechnung zu tragen. Als er sich kürzlich in Parrs bei einer öffentlichen Veranstaltung zeigen mußte, wäre er am liebsten wieder davon gegangen, ohne den Mund auf- zutun. Aber die Menge zwang ihn, den einst so Red seligen, nachdem andere Minister gesprochen hatten, auch seinerseits noch ein paar Worte hinzuzufügen, und er berichtete gepreßten Herzens von der Frontbesichti gung, dir er gerade vorgenommen hatte, und wie ihm dort überall der Trostspruch zugerufen worden sei: „Sie kommen nicht durch!" Blitzartig erhellt diese kleine Anrede den völligen Umschwung der strategischen Lage im Westen. Jetzt haben die Franzosen unsere Parole übernommen, denn sie wissen, daß wir ihnen gegenüber nun nicht länger auf die bloße Verteidigung angewiesen sind. Im englischen Unterhause machte soeben Bonar Law bei Einbringung des neuen Milliarden kredits eine Berechnung auf, wonach die Entente an der Westfront immer noch eine kleine ziffernmäßige Überlegenheit besitze — trotz der Amerikaner! — daß aber die Kampffähige leit der Deutschen gar keinen Vergleich mit den besten Truppen der Welt aushalte, über die selbstverständlich die Alliierten verfügen. Trotzdem scheint man an der französischen Front zum mindesten an keine Offensive mehr zu denken. Dort lebt man in Erwartung unseres Angriffs Und begrenzt seine eigene Aufgabe dahin, ihn erfolgreich abzuwehren. DaS bedeutet zugleich einen Stimmungs umschlag, für den wir volles Verständnis besitzen. Es ist heute vorbei mit allen Durchbruchshoffnungen unserer Legner, denn st« stehen uns jetzt einigermaßen gleich zu gleich gegenüber. Was daS heißen will, haben ihnen die Ereignisse dieser drei Kriegsjahre zur Genüge bewiesen. Sie sind endlich bescheiden geworden — wenigstens ein Anfang zur Besserung. Und wir? Wie lautet jetzt unsere Parole? Herr Bonar Law scheint nicht ganz frei von Sorgen zu sein: «r meinte, er hätte doch seine Zweifel, ob die deutsche Offensive kommen würde. Im Hauptquartier erwarte Man sie, aber die Kommandobehörden, die in täglicher Fühlung mit dem Feinde sind, glauben nicht, daß die Deutschen angreifen würden — so überzeugt wären sie, diese Behörden nämlich, von ihrer eigenen Überlegenheit. DaS ist gewiß eine Beweisführung, die sich sehen lassen, kann; da kann man nix machen, wie der Berliner in solchen Fällen zu sagen pflegt. Wir wollen auch diese über» teugung ehren, solange sie da ist. Nm dafür möchten wir leine Bürgschaft übernehmen, daß sie nicht plötzlich in alle Winde zerflattert, noch ungleich rascher als die gläubige Luoerficht der Franzosen, daß sie unS kriegen würden, l Mücktritt Bonar LawS? Wie Schweizer Blätter aus englischer Quelle erfahren, will Bonar Law, Schatzkanzler und bprechmintster, dem nächst aus dem Amte scheiden, um sich ganz seinen Arbeiten im Kriegskabinett zu widmen. In Wahrheit iss wohl die Unzufriedenheit der Großkaufleut« mit seiner Finanzmaßnahmen der Grund zum Rücktritt des zungen gewandten Bonar Law. * Der „uneigennützige" Asquith. Auf etwas anderen Wegen alS der Schatzsekretäl Bonar Law suchte der frühere Premierminister und jetzig« Führer der englischen Liberalen Asquith mit den Sorger fertig zu werden, welche die augenblickliche Kriegslage der britischen Politikern bereitet. Daß ASquith sich in eine« Rede in seinem schottischen Wahlkreise recht unzufrieder über den Frieden im Osten äußerte, ist selbstverständlich Aber während Bonar Law betonte, Ägypten werde nie mals gutwillig von England herausgegeben, meind Asquith, es gebe keine territoriale Erwerbung, die Groß dritannien im Verlaufe des Krieges gemacht habe, bei der man nicht bereit sei, sie der Prüfung einer internationaler Konferenz zu unterbreiten, die nach dem Kriege der Völkerbund aufbauen solle. Dieser scheinbare Widerspruch zwischen Bonar Law und Asquith klärt sich vielleicht ganz einfach dadurch auf, daß Asquith Ägypten nicht zu den im Verlauf de? Krieges eroberten Gebieten rechnet. Tatsächlich hatten su sich ja auch längst zu Herren des Landes gemacht und di« ' nach außen hin bis zum Kriege aufrechterhaltene „Selbst siändigkeit* des Landes unter einem von den Engländer! ernannten Puppensultan war nur eine leere Farce. Unk somit zögen Bonar Law und Asquith trotz der an scheinenden Abweichung an einem Strange. Der Luftangriff auf London. Meuter meldet, war der Luftangriff auf London nn Marz der erste Flugzeugangriff, der bei mondloser ^bt ausgefuhrt wurde. Anscheinend sind sieben oder -cht Flugzeuge beteiligt gewesen. Nach den Polizeiberichten md 11 Personen getötet und 46 verwundet worden. Aus >er Anmerkung: man fürchtet, daß außerdem nach sechs Kwgen unter Len Trümmern der Häuser begraben sind, oird ersichtlich, wie schwere Schäden der Luftangriff an- erichtet hat. Clemenceau drängt zur Offensive. - -.^8 »Berner Tagblatt" erfährt von gut unterrichteter Veite aus Paris, Laß zwischen Clemenceau und General Betain ein beständiger Kampf in der Frage der Offen- ve an der Westfront besteht. Clemenceau will daß die Offensive von den Franzosen ergriffen werde, bevor die deutschen die von ihnen angekündigte Offensive auslösen -ährend General Petain die deutsche Offensive abwarten oill, um bann zum Gegenangriff überzugehen. WährenL Clemenceau sich gleichsam zum Sprachrohr der allge- aeinen Nervosität und Unruhe macht, vertritt Petain den Standpunkt der militärischen Kreise, die sich von einer Offensive keinen Erfolg versprechen. - . , * - > Deutscher Einspruch in Petersburg. Entgegen den Abmachungen im FriedenSvertrage hat die russische Regierung bisher weder die Verschleppten auS Estland und Livland freigegeben, noch macht sie Anstalten dazu. Die deutsche Negierung hat nun auf dem Wege eikeS nach Petersburg gerichteten FunksprucheS energische Ver wahrung gegen die weitere Verschleppung der Deutschen, Esten und Letten eingelegt und gleichzeitig darauf hin gewiesen, das; die Handlungsweise der russischen Regierung den mit ihr geschlossenen vertraglichen Abmachungen i» völlig unzulässiger Weise zuwiderläuft« Es ist anzunehmen, daß die deutsche Regierung, falls dieser Protest wirkungslos bleiben sollte, es an «in?» deutlicheren nicht mißzuoerstehenden Krage nicht kehlen- lassen wird. Rückinti Trotzkis. Sieg Lenins und der griedensparter. Petersburg, 9. März. Nach einer Neutcrmcldung ist Trotzki von seinem Poste« als BoikSdeaustragter für auswärtige Angelegenheiten zuruckgetreten. Nack Miliukow und Kerenski ist nun auch der dritte Stern am russischen Reovlutionshimmel plötzlich erloschen/ Ms die russische Revolution ausbrach — im März 1917 -< 'lebte Trotzki verbannt und fast unbekannt in New-Bork, Mit geliehenem Gelde gelangte er nach Rußland und schlol sich dort der Partei Lenins an. Als dann der Ruf des Volkes nach Frieden immer lauter wurde und alH Kerenskis Stern im Erbleichen war, schlug die Stund« Lenins und Trotzkis. Die Verbannten von einst, die ist Hunger und Not ein Menschenalter zugebracht hattenj wurden die fast unumschränkten Gebieter von 170 Millionen Meuichen. Der temperamentvollere von beiden, Trotzki, genotz den Machtrausch in vollen Zügen und übersqh dabei Matz und Ziel, wie das Mögliche und Erreichbare. So hat er in vier Monaten seine Volkstümlichkeit verscherzt. Der Hriedensschluß von Brest-Litowsk, der ihn in scharfen Gegensatz zu Lenin und der Friedenspartei brachte, hat seinen Sturz besiegelt. Nach wenigen Monaten, wenn der Sieg der Friedenspartei erst vollkommen sein wird, wird Trotzkis Name vergessen sein, dem Dunkel anheimgefallen, deni er meteorgleich entstieg. Wie von anderer Seile gemeldet wird, soll sich auck Lenin zum Rücktritt entschlossen haben. Als Nach folger Lenins soll der frühere Minister Kischkin, der ow einigen Tagen aus der Peter Pauls-Festung entlasse» worden ist, m Aussicht genommen jein. Rußland zahlt nicht mehr. Der »berste WirtschnftSrat veröffentlicht einen Beschluß, der die sofortige Ausführung des Dekret» betreffend di, Nichtigkeitserklärung der russischen Staatsanleihen anordnet, Ein weiterer Beschluß des Wirtschaftsrates setzt Ver> koufsmonopole für Streichhölzer, Kerzen, Reis, Kaffe« uni andere nach Rußland eingeführte Spezereiwaren fest. Die Kosaken erkennen den Frieden nicht an. In Nowotschcrkask, das sich wiederum in der Hand der Kosaken befindet, wurde ein Kongreß abgehalten, in dem. folgende Beschlüsse gefaßt wurden: 1. Die Peters burger Lenin-Regierung weiterhin nicht anzuerkennen. 2. Den unterzeichneten Friedensvertrag mit den Zentral mächten für null und nichtig zu erklären. Der Friedens vertrag mit Rußland kann nur mit den Vertretern aller in Rußland wohnenden Nationen abgeschlossen werdens 3. Die Kosaken werden mit den Großrussen so lang« kämpfen, bis die Rote Garde den Boden der Kojate« verläßt. KrylenkoS Nachfolger, Zum Nachfolger des Oberbefehlshabers der Truppen^ Krylenko, ist der frühere Kommandant der Nordfronk General Tscheremissow, ausersehen. Tscheremissow scheim sich der Gunst der Bolschewiki-Regierung zu erfreuen, den» er beteiligt sich an allen Sitzungen im Smolny-Jnstitut. Oer Krieg zur Gee. Unsere tägliche U-Boot-Strecke. Berlin. 9. Mär». Amtlich wird gemeldet: Auf dem nördlichen Kriegs schauplatz fügten unsere U-Boote den Gegnern eine« Verlust von SO SOO Br.-Reg.-To. HandelSschtffsraumeS zu. Die Erfolge wurden größtenteils an der Westküste Frankreichs und im Westausgange des Ärmelkanals erzielt Der Ches des Admiralstabes Ler Marine. Neu-Seeland und die Samoafrage. In einer Rede erklärte der Premierminister von Neu- Seeland: .Was die Samoafrage anbelangt, so liegt unser Interesse nickt in der Fruchtbarkeit und Produktivität dieser Insel, sondern wir find besorgt, weil Samoa Lei Schlüssel zum südlichen Stillen Ozean ist. Wenn es ar Deutschland zurückerstattet wird, wird es den Hauptstütz punkt der deutschen Flotte und den Mittelpunkt der deutscher Operationen im Stillen Ozean bilden. Die britisch Flagge wurde 1889 aus Samoa fortgebracht und Neu Seelands Söhne brachten sie 1914 zurück. Meine Meinuni and Hoffnung ist, daß sie zurückgetragen wurde, um Lor' zu bleiben. Japan wartet ab. Die japanische Botschaft in Washington erklärte, Japan? werde sein Vorgehen in Sibirien vorläufig vertagen Die weiteren Maßnahmen Japans hingen ausschließlick von England ab. Zu gleicher Zeit wird bekannt, das China seine Maßnahmen auf den Schutz der mandschurischer Grenze beschränkt. Allem Anschein nach ist es also zwischen den Vev kündeten wegen der Maßnahmen in Sibirien zu ernster