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Wilsdruffer Tageblatt : 14.03.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-191803147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19180314
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19180314
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-03
- Tag 1918-03-14
-
Monat
1918-03
-
Jahr
1918
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 14.03.1918
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Avg. Li. «ladn-cuer (Soz.) weist auf die ttefetnichneivendej Bedeutung dieser Vorlage hin, die möglicherweise eine Ver^ schiebung unseres Parteilebens einleiten könne. Aber so! günstig, wie der Vorredner, beurteilen wir, sagt der Redner,/ Lie Vorlage nicht. Statt einer großzügigen Reform oe-j kommen wir nur eine Teilreforin. Die Versprechungen! Dr. Helfferichs sind nicht erfüllt morden. Man hat sich an»! scheinend vor einer gründlichen Änderung gefürchtet. Wir ver« langen die völlige Gleichstellung aller Bürger des Reiches,! vorläufig scheint dazu noch der gute Wille zu fehlen. Abg. Dr. Müller-Meiningen (Vp.): Wir machen uns nicht die ablehnende Haltung des Vorredners zu eigen. Dieses Not gesetz beseitigt wenigstens die schlimmsten Üdelstände des bis herigen territorialen Pluralwahtrechts. Natürlich läge auch dann noch eine Willkür vor. wenn man statt der 44 neuen Abgeordneten deren 100 genommen hätte. Abg. Jumt (natl.) bestreitet, daß die Vorlage ärbeiter- feindlich sei. in Leipzig würden z. B. nach ihr ein Sozial demokrat und ein Bürgerlicher oemäklt Abg, v. Bett (konib Wcr hatten eine nermeorung von L0 diS 30 Mandate nicht erwartet, aber 44. Leider kommen von den neuen Sitzen nur fünf auf Süddeutschland. Wir halten nach ivte vor daran fest, daß Land und Leute berücksichtigt werden müssen. Gegen die Verhältniswahl baden wir Be denken. Sie beseitigt zwar unmoralische Wahlbündnisse, züchtet aber Berufsparlamentarier. In der Begründung Ler Vorlage wird eine allgemeine Fortführung der Ver hältniswahl abgelehnt. Herr v. Payer bat aber in seinen Erklärungen die Vorlage eine Probe auf die Durchs 'fübrbarkeit der Verhältniswahl im groben genannt. (Stur» Alisch. Hört! Hört! rechts.) Wir behalten uns unsere Stellung nahme nach dem Ergebnis der Ausschubberatung vor. . . Abg. Dr. Erdmann (N.-Soz.). WaS den Arbeitern letzh gegeben werden soll, wird ihnen zu einem Zweck gegeben, mü dem wir nicht- zu tun haben wollen, nämlich zur Er reichung Stresemannscher KriegSziele. Es wäre besser gewesen, wenn die deutsche Arbeiterschaft die Hunderttausende, die ne jetzt im Kriege opfern muß, schon im Frieden freiwillig »m Erkämpfung gröberer Freiheiten geopfert hätte. Abg. Graf v. PoladawSky (D. Fr.): Das Wohl des Lande- hängt nicht allein vom Wahlrecht, sondern auch von den Männern ab. die die Wahlkreise vertreten. Die Zahl der Abgeordneten ist schon setzt grob genug. Die Bevölkerung-Verschiebung macht weiter den Reichstag immer mehr zu einer Vertretung lediglich der Grohstädte. Die Einwohnerzahl allein wird auf die Dauer nicht maßgebend sein dürfen. (Beifall rechts. Widerspruch links.) Nach weiterer Aussprache wird die Vorlage an den Ver- fassungSauStchnß überwiesen. Es folgen die Bera!>n,,-n über die Vostschecknovrile, H-- die üherweisungsgeaü van S Pfennig abschaffen und da- Porto dem Absender aufi rügen will. ' Auch diese Vorlage wird an einen Ausschuß üderwi^en. Hieraus Vertagung auf morgen. politische Rundschau. Deutsches Neich. * Der frühere NrichSkanzler Dr. Michaelis, der ai» Stelle des erkrankten Herrn o. Ziller zum Oberprasidenteir der Provinz Pommern ausersehen ist, tritt damit nach oiermonatigem Ruhestand wieder in den Staatsdienst zu rück. Es wird allgemein begrüßt werden, daß er, der sich in den verschiedensten Stellungen als ein ausgezeichneter Verwaltungsbeamter bewährt hat, wieder im aktiven Dienst Verwendung findet. In seinen neuen Posten als Leiter der Verwaltung der Provinz Pommern begleitet ihn das Vertrauen, das er sich durch seine tatkräftige und nach jeder Seite hin unabhängige Amtsführung als preußischer Staatskommissar für Ernährung erworben hat. Seine! neue Stellung wird ihm Gelegenheit bieten, in Anknüpfung «m seine frühere Tätigkeit über seinen Wirkungskreis hin aus segensreich zu wirken. * Über die Aufrechterhaltung unserer Geld- w'rtfchaft als Mittel zum Sieg-bsprach Reichsbank. Präsident Havenstein m einer Münchener Versammlung. Notwendig sei dazu die Ausdehnung des bargeldlose Zahlungsverkehr vermehrte Sparsamkeit unb Unter- bwdung der Borgwirtschaft. Deutschlands Finanzkratt kann Nicht geschwächt werden, wenn das Vater- land nicht zerschmettert wird. Über dem Tor -er deutsche»! t). Hilst muffen die Worte stehen: Doppelt arbeiten und dv.-p-lt sparen. Auch die 8. Kriegsanleihe mutz und wird Deutschlands ungebrochene Fiaanzkraft zeigey. * Die Art der Verteilung der aus der Ukraine zu! erwartenden Gctreidevorrate zwischen Deutschland und Osterreich-Ungarn ist nunmehr dahingehend festgesetzt worden, daß bis zum 31. Juli Deutschland und Österreichs Ungarn gleich viel erhalten, und zwar wird in der ersten! Hälfte dieses Abschnittes Osterreich-Ungarn doppelt so viel beziehen wie Deutschland, während danach bis zum 31. Juli die Verteilung umgekehrt erfolgt, so daß also dann Deutschland die dovvelte Menae erbält — Es beißt. ; die Ukraine habe sich verpflichtet, bis Ende Skull an die t Zentralmächte ein Quantum von 6000000 Zentner Brot- und Futtergetreide, 400000 Zentner Gefrierfleisch und 200000 Zentner Dörrobst zu liefern. Im Austausch erhält sie landwirtschaftliche Maschinen, chemische und medizinische ßörodukte und Eisen. . s Mit Rücksicht auf die Ergebnisse der Verhandlungen im Hauptausschuß des Reichstages wird jetzt eine «Er klärung der Daimlerwerke oeröffentULt, in der es u. a. heißt, die im Hauptausschuß gemachten Angaben über /Kalkulation und Gewinn der Gesellschaft seien auf An gaben eines ehemaligen Beamten zurückzuführen, der wegen Untreue entlassen worden sei. Die Drohung einer Ein stellung des Betriebes ist von der Firma niemals ausge sprochen worden. — Da die Angelegenheit demnächst auch im Reichstage zur Sprache kommen wird, darf man hoffen, -aß siw dort eine weitere Klärung wird erzielen lassen. Schweiz. x Die veränderte Neutralitätserklärung der Entente gegenüber der Schweiz wurde im Nationalrat verhandelt. Der Vorsitzende der Neutralitätskommission erklärte, daß -ie Kommission eine rückhaltlose Anerkennung der schweize-, rischen Neutralität fordere. Der Bundespräsident Calonder wies darauf hin, daß der Bundesrat den von den jüngsten Erklärungen der Ententemächte abweichenden Schweizer Standpunkt zur Kenntnis gegeben habe. Besonders inter essant an den Äußerungen des Bundespräsidenten ist die Bemerkung, daß die Schweiz sich durchaus nicht etwa unter das Protektorat einer Mächtegruppe zu stellen gedenke, wenn ihre Neutralität von einer andern Gruppe serletzl werde. Die Schweiz wehre sich vielmehr durch die Souveränität ihres Entschlusses, rechne nicht auf den freiwilligen Schutz, der ihr geboten würde, sondern wolle ich gegebenenfalls als vollberechtigter Bundesgenosse ,n die Seite der Macht stellen, die ihre Neutralität M Gegensatz zu einer andern respektiert hat. Frankreich. X Die Gemeinsamkeit der englischen and fran» Mische» Politik wird am besten dadurch gekennzeichnet, mß einem Baseler Blatt zufolge, das Kabinett Clemenceau ür den Fall des Sturzes des britischen Kabinetts Lloyd Leorges seinerseits mit seinem Rücktritt gedroht hat. In- olgedessen kann das Kabinett Lloyd Georges trotz der tacken Gegnerschaft, die es besitzt, vorläufig nicht fallen, da sonst ein Regierungswechsel in England auch einen solchen in Frankreich nach sich ziehen würde, was für di« Entente eine allzu große politische Schwierigkeit bedeute. DaS Blatt bemerkt hierzu: Diese Verkuppelung der Politik der beiden Länder, wo eine nicht mehr feststehende Regie rung die andere stürzt, sei das Unheilvollste an der! ganzen Lage. Hus In- unä Austancl ... Denf, 12. März. In den letzten Tagen sind tn ver schiedenen Pariser Arbeiterversammlungen Entschließungen angenommen worden, die einen sofortigen FriedensschluG verlangen. ' I Wien, 18. März. Das ukrainische Ministerium und di« Rada befinden sich be^eils wieder in Kiew. Nächster Tage findet die Radasitzung zur Ratifizierung des Brester FriedenS- vertrage« statt. _, Rotterdam, 12. März. Der englische Ministerpräsident Lloyd George beabsichtigt, sich nach Amerika zu begeben, um mit Wilson direkt in Verkehr zu treten. Besonder- di« Frage des japanischen Einschreitens in Sibirien habe diese persönliche Fühlungnahme notwendig gemacht Oer Kampf gegen den Schleichhandel Von einem Volkswirt. < Der Verfasser dieses Aufsatzes zählt zu den, bestunterrichteten Mitarbeitern. Man wird seine Ausführungen beachten müssen, auch wo man ihnen nicht zustimmen kann. Das am 15. d. Mts. in Kraft tretende Gesetz gegen den Schleichhandel sieht hohe Strafen vor: Geldstrafen bis zu einer halben Million: Gefängnis-, ja Zuchthaus strafen sowie Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte.? Wer aber die gegenwärtige Wirtschaftslage nicht nur mit den Augen des Staatsanwaltes betrachtet, und, auch die Lehren aus .der französischen Nevo-, lution von 1789 sich vergegenwärtigt (bekanntlich' war damals auf Lebensmittelwucher die Todesstrafe gesetzt), der muß bezweifeln, ob auch diese Maßnahmen die von der Behörde erwarteten Wirkungen zeitigen können. Der Schleichhandel befördert im wesentlichen diejenigen Waren, die von der öffentlichen Bewirtschaftung nicht er faßt werden, und auch niemals erfaßt werden können. Wenn man den Schleichhandel wirksam unterbinden will,' dann mutz man ihn darum volkswirtschaftlich überflüssig machen. Bisher aber verrichtete er dadurch eine volks wirtschaftliche Funktion, daß er Nahrungsmittel, die von Unserer Kriegswirtschaft nicht erfaßt werden, und ohne ihn Richt an die Verbraucher gelangen würden, auf den Markts ibrachte. Freilich ist dies kein an der Oberflächei befindlicher, für alle Beteiligten überschaubarer und: allen zugänglicher Markt, auf dem jeder Wucher? verbannt wird, sondern er ist durch den Zwang: in die Niederungen des Wirtschaftslebens verlegt, über es ist doch ein Markt und eins hat sich auch hier igezeigt: die Preisbildung kann nicht unterbunden werden: M es ihr versagt sich an der Oberfläche zu vollziehen, so entwickelt sie sich eben unter der Oberfläche. Oder ist den lKriegswirtsckaftsbehörden etwa unbekannt, daß auf diesem Markte, der sich von den Lagerjpeichern der Großspediteure bis in die verschwiegensten Räume der Barbiergeschäfte '-erstreckt, es genau so eine wechselnde Preisbildung gibt, wie auf dem offenm Markt der Friedenszeit, auf dem die Preise der Waren durch die Menge des Angebots und die Höhe des Transportrisikos bestimmt werden? Jetzt sind die Gefahren der Heranfchaffung wieder außerordentlich gewachsen und die Folge davon wird ein — — erneutes Steigen der Schleichhandelspreise sein. Diese Folge ist bereits teilweise eingetreten. Wer das Wirtschaftsleben genau beobachtet, konnte feststellen, daß die im Schleich handel angebotenen Waren schon nach der Ankündigung dieses Gesetzes bedeutend in die Höhe gegangen waren. Das Gesetz kann nun zwei Wirkungen haben. Ent weder die Unterdrückung des Schleichhandels gelingt, und dann wird die Bevölkerung namentlich der größeren Städte auch der letzten Zuschüsse zu ihren amtlichen Rationen beraubt und dadurch in bedenkliche Lage versetzt. Gelingt aber die Unterdrückung, wie anzunehmen ist, nur unvollständig, so wird infolge des größeren Risikos der Schleichhandel noch höhere Preise wie bisher fordern. Das bedeutet eine erneute Verteuerung der Lebenshaltung. Denn bezahlt werden die Schleichhandelspreise doch, weil sie eben zur Befriedigung eines nicht unterdrückbaren Bedürfnisses bezahlt werden müssen. Wo aber trotzdem die Schleichhandelspreise über das Einkommen gewisser kreise hinausgehen sollten, da werden Diebstahl und Raub die natürlichen Folgen sein. Von gut informierter Sette erfahren wir, daß den Landwirten von der Ernte schon der zehnte bis siebente Teil gestohlen wird, ehe etwas hereingebracht ist. Hinterher wird bei allen Aufbewahrungs- und Verarbeitungsstellen mindestens noch zweimal soviel gestohlen. Wo bleibt das Gestohlene? Alles im Schleichhandel. Das ist der Kanal, der die ent wendeten Mengen ableitet. Wenn man diesen Kanal nun oerstopft, wo bleibt die Ware dann? Wird etwa nicht mehr gestohlen? Erst recht. Denn die Angst.vor der un zureichenden öffentlichen Versorgung wächst ja folgerichtig, und wo ein Dieb ist, ist auch ein Hehler. Wo aber nicht zestoblen wird- da wird auf andere Weise getauscht und zeschoben. Es ist kein Geheimnis mehr, daß Landwirte, die in der Stadt etwas kaufen wollen, diese Waren viel fach nur dann erhalten, wenn sie rationierte Lebensmittel neben der Bezahlung abgeben. Je höher die Strafen sind, die aus den Schleichhandel gesetzt sind, desto größer und lllgemeiner werden die Mißstände. Wenn inan einen ^anal verstopft, der durch ein versumpftes Gelände führt, o wird die Versumpfung nur noch größer. Das neue Gesetz über den Schleichhandel enthält »wischen den Zeilen aber auch eine sehr bemerkenswerte -ehre. Dadurch, daß es nur den gewerbsmäßigen Schleichhandel treffen, nicht aber die vielen Beziehungen unterbinden will, die Stadtbewohner mit chren ländlichen Verwandten verbinden, gibt es stillschweigend zu, daß durch ne öffentliche Bewirtschaftung ein großer Teil der Lebeus- utttel nicht erfaßt wird, fondern anderweitig ähnlich wie m Frieden, den Weg zum Verbraucher findet. Dies Zu- zeständnis, das, rein formal genommen, eine Lücke in dem Gesetz darstellt, bedeutet aber auch die schwerste Kritik an dem ganzen System der bisherigen Ernährungspolitik. ES wird sozusagen zwischen den Zeilen festgestellt, daß da» jetzige Ernährungsfystem Schiffbruch gelitten hat. Mit der Aufhebung der Zwangswirtschaft würde auch die Plage des Schleichhandels von selbst verschwinden. Das jetzige -Verfahren erweckt den Eindruck, als ob man die wirrluchen Ursachen des Schleichhandels unerörtert ließe und sich) dafür einseitig cm die äußeren Ersehelammte, die doch nur eme unvermeidlich« Folg« des ganze», Systems -ttiü. Dl« Fra« mit de« Karfunkel steine«. Roman von E. Markttt. 8s wieder schlugen die Flammen de, nes ge- setgerr empor; aber er zwang sie nieder. „Bah, regen pir uns nicht auf, Mamafi" sagte er ruhiger und zuckte «erächtlich die Achseln. „Die Geschichte ist zu jungen-, jvft dumm'. Mit Sem unreifen Bürschchen, das geradej dtzt ausschließlich womöglich bis über beide Ohren«' »n Griechisch und Latein stecken müßte, wird man Loch pohl noch fertig werden — meinen Sie nicht?"" „Nun sieh, da stehen wir ja ganz auf gleichem Soden, wenn du auch allzu hart in deinen Ausdrücken bist!"' ries sie sichtlich erleichtert. „Das ist's ja gerade, »eshalb ich dich um eine Besprechung bat . . . Denke der ja nicht, daß ich bei dieser Liebelei etwa gar eine Befürchtung für Herberts Zukunft hege — so wert würde r sich nie vergessen —" „Eine Porzellanmalerstochter zu heiraten? — öuter Gott! Seine Exzellenz, unser zukünftiger Staats- Minister!"" lachte Herr Lamprecht auf. .Herberts Karriere reizt dich ;a heute ganz be- Rkders zum Spott — immerhin! Was geschehen soll, eschieht trotz alledem", sagte sie spitz. „Aber das ganz «fette: Ich habe jetzt nur sein bevorstehendes Examen B Ange. ES ist unsere heilige Pflicht, alles zu be- kittgen, was ihn irgendwie abzieht, und das wäre »M Kn erster Linie diese unglückselige Flamme drüben -r Mpckbauie." crc war, wahrend sie sprach» von ihr weggetreten Und ging wieder aus und ab. Und jetzt langte er «ach einem der aus einem Bücherbrett stehenden Miniatur» bändchen, schlug es aus und schien den Inhalt zu mustern. ' Die alte Dame zitterte vor Aerger. Eben noch Ahne einen eigentlichen Grund bis zur Tollheit aus» ,ern, eine geradezu herausfordernde Gleichgültigkeit! Aber sie kannte ihn ja — er konnte zuweilen auch .recht launenhaft und wunderlich sein . . . Nun, dies- 'mar mußte er stillhalten, bis ihr Zweck erreicht war. „Ich verstehe übrigens nicht, was das Mädchen so lange tn Thüringen zu suchen hat"", fuhr sie fort „Es hieß anfänglich, sie gehe nach England zurüä und ser nur auf vier Wochen'zu ihrer Erholung bei den Eltern. Nun sind bereits sechs Wochen ins Lanl gegangen . . . Solche Eltern sind, fast hätte ich gesagt, „Prügel wert"! Das Mädchen liegt buchstäblich auf der faulen Bärenhaut. Sie singt und liest, tänzev hin und her und steckt sich Blumen in die roten Haare, und die Mutter sieht ihr verzückt zu und plättet aus dem Gange im Schweiß ihres Angesichts Tag für Tag die Hellen Sommerfähnchen, damit das Prinzeßchen na immer recht kokett und verführerisch aussieht .. !Und um dieses Irrlicht flattern alle Gedanken meines, armen Jungen! — Das Mädchen muß fort, Balduin fi^ „Als ich Lenz vor einem Jahre engagierte, da stellte er die Bedingung, in der Stadt wohnen zu dürfen, weil seine Frau an einem körperlichen Uebel leidet, das oft plötzlich die rascheste ärztliche Hilfe nötig macht/ „Ach so!"" — Sie schwieg einen Moment, dann sagte sie kurz entschlossen: „Nun gut, dagegen läßt sich ja nichts einwenden, und es soll mir auch schon genügen, Wenn die Stimme nicht mehr über den Hof schallt, und das Hin- und Herschweben der kleinen Kokette auf dem Gange ein Ende hat. Es gibt ja genug Mietwoh nungen für kleine Leute in der Stadt." ,„Sie meinen, ich soll den Mann Knall und Fall aus seinem stillen Asyl vertreiben, weil — nun weil er so unglücklich ist, eine schöne Tochter zu haben?" — Seine Augen blitzten die alte Dame an — ein düsteres Feuer glomm in ihnen aus. — „Würden nicht alle meine Leute glauben, Lenz habe sich etwas zu schulden kommen lassen? Wie dürfte ich ihm das antuu? — Das schlagen Sie sich nur aus Lern Sinn, Mama, das kann ich nicht!" p „Aber, mein Gott, etwas muß doch geschehen! Das kann und darf nicht so fortgehen!" rief sie in yawer Verzwecstung. „La bleibt mir nichts anderes übrig, als selbst zu den Leuten zu gehen und dahin ju wirken, daß das Mädchen abreist. Aus ein Geld- >pfer, und ser es noch so bedeutend, soll es mir dabei .richt ankommen." „Das wollten Sie in der Tat?" — Etwas wie ein jehermes Erschrecken klang in seiner tonlosen Stimme nit. „Wollen Sie sich lächerlich machen?"" „Es ist mir stets eine Freude und Genugtuung gewesen, meine Schwiegereltern im Hause zu haben"", etzte er beherrschter hinzu, „und das Gefühl der unum- chränkten Herrschaft in Ihrem Heim ist Ihnen gewiß ciemals beeinträchtigt worden. Dafür verlange ich iber auch Laß kein Uebergriff in meinen Wirkungs- ceis staUfindst. Verzeihen Sie, liebe Mama, aber >arin verstehe ich keinen Spaß." > „Birrs, lieber EvW, Lu steigerst dich in ganz unbegründeter Weise!" fiel die Frau Amtsrätin kühl, mit einer vornehm abwehrenoen Handbewegung ein- „Und im Grunde ist es ja doch nichts als eine Laune, die du so hartnäckig verstehst — ein andermal wird es dir vollkommen gleichgültig sein. Vorläufig werde ich freilich gezwungen sein, fortwährend auf Wachtposten zu stehen, und keine ruhige Stunde mehr haben —" , „Da seien Sie ganz ruhig, Mama! Sie haben a« Mir den besten Verbündeten!" sagte er unter einem sar donischen Auflachen. „Mit oen nächtlichen Promenaden und schwülstigen Sonetten hat es ein Ende — mein Wort darauf! Wie ein Büttel werde ich dem ver liebten Jungen aus den Fersen sein; darauf können Sie sich verlassen."" Draußen wurde die Flurtüre geräuschvoll geöffnet und trippelnde Schritte kamen über den Saal. „Dürfen wir hereinkommen, Papa?" rief Marga retens Stimmchen, während ihre kleinen Finger kräftig janklopften. Herr Lamprecht öffnete selbst die Tür und ließ die beiden Kleinen eintreten. „Na, was gibt's? — Das Dietendörfer Gebäck habt Ihr gestern aufgegessen, Mr Leckermäuler, und das Naschkästchen ist leer — (Fortsetzung folgt.)
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