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MMufferÄMM Amts-! für -ie Königliche Amishaupimannschast Meißen, für -as Königliche Amtsgericht und -en Gtadtrat zu Wilsdruff sowie für das Königliche Korstrentamt zu Tharandt Postscheck-Konto: Leipzig Ae. 2SSI4. Dienstag den t. Oktober 1918 77. Ji-Hk, Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. N?H"I -r Wochenblatt steWilsdruff und Umgegend. Erscheint seit dem Jahre 4844. Insert>on-Pr-I« pfg. fö- die k-gefpalt-ne Korpuszeile »der deren Raum, Lolaiprcis pfg., R-Nam-n pfg., alles mir o°/. Teuerungszuschlaa. Zellraub und tabellarischer Satz mit Sv°^ Aufschlag. Bei Wiederboiunq und ZahrosumfStzen entsprechender Rack-Up. Belannimachungen im amtiichen Teil (nur »»n BebSrdenf die Spalt,eile bü Pfg. bez. pfg. , Nachweisung«. und Offerten«,bühr „ bez. 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Bringt es jetzt den inneren Parteistrett nicht endlich zur Ruhe, dann muh es auch in seinen« Lager auf schlimme Erfahrungen gefaßt sen. Und wenn unsere Parteien auch jetzt noch nicht aus eigener Kraft den Ent schluß finden sollten, zu tun, was zur Rettung des Vater landes aus schwerster Bedrohung unt.-r allen Umständen getan werden mutz, dann sollte Mächtiger aufstehen in unserem Volke und ihnen ^tund verschließen, so lange er Haß und ZwE-ckN -gen w'll statt Einigkeit und Geschlossenheit. Wir Haven keinen Tag, -'ne Stunde mehr sn verlieren! ' Das bulgarische Schulbeispiel. Es ist, als ob dem deutschen Volke noch einmal, in allerletzter Stunde, ein warnender Zuruf des Schicksals erklänge, einzuhalten auf der abschüssigen Bahn, die es be schritten hat. Bulgarien steht auf dem Sprung, aus unserem Vierbund auszubrechen, weil sich seine militärische Lage plötzlich, über Nacht könnte man sagen, von Grund aus verschlechtert hat, und dieser Wandel in den Verhält nissen ist etngetreten, weil ein Teil seiner Divisionen an der macedonischen Front unter der Einwirkung der innerpolitischen Parteistreitigkeiten die Wider standskraft ringebüßt hat, auf die ihre Führer sich bisher auch in den schwierigsten Lagen des Krieges stets un bedingt verlassen konnten. Hier ist also einmal der unlös bare Zusammenhang zwischen Front und Heimat, zwischen Heer und Politik wie an einem Schulfall förmlich mit Händen zu greifen. Und doch können die bulgarischen Parteien zu ihrer Entschuldigung immer noch anführen, daß sie den Burgfrieden gehalten hatten, so lange daS Vaterland in Gefahr, ja so lange daS eigentliche Ziel dieses Krieges nicht restlos erreicht war und dauernd gesichert schien. Seit Jahr und Tag war die Befreiung Macedoniens, seine Vereinigung mit dem Mutterlande zur Tatsache geworden, die Dobrudscha zurückerobert und Rumänien, der ewig« Störenfried im Norden, elend zusammengebrochen, und zum Friedrnsschluß gezwungen. Die Bedrohung aller dieser überwältigenden Erfolge durch die Ententearmee im Süden wurde nirgends mehr ernst genommen; von dem bunten Völkergemisch, das da unten um Saloniki herum sein Standquartier hatte, den Serben und Griechen, Franzosen und Italienern mitsamt ihrem üblichen farbigen Gefolge auS aller Herren Länder, glaubte kein Bulgare ein Wiederanfachen des Krieges auf dem Balkan besorgen zu müssen, nach der jahrelangen Untätigkeit, in der es wider Willen hatte verharren müssen. Und so erhob kec alte Parteistreit im Lande von neuem sein Haupt. Daß im Bukarester Frieden nicht sofort auch die nördliche Dobrudscha für Bulgarien gesichert, sondern sie zunächst in den gemeinschaftlichen Besitz aller Vierbundsgenossen übergeleitel wurde, bot den Gegnern des damaligen Minister präsidenten Radoslawow die willkommene Gelegenheit zi r Abschüttelung der Burgfriedens. Natürlich hatte sich auch sonst in den drei Jahren deS Krieges mancherlei Zündstoff angesammelt, zu den politischen mögen persönliche Beweg gründe hinzugekommen sein, Unreinlichkeiten verschiedener Art, die wir ja in allen kriegführenden Ländern, und nicht nur in diesen, am Werke sehen. Kurz, es dauerte nicht lange, und Radoslawow sah sich, angewidert durch dieses Treiben, genötigt, seine Entlassung zu nehmen und seiueu Gegnern das Feld zu räumen. Auch er wird damals von Ler Überzeugung durchdrungen gewesen sein, daß die Früchte der mit den Verbündeten gemeinsam erfochtenen Siege seinem Vaterland« nicht mehr entrissen werden könnten — und so nahm das Unheil des ParteiftreiteS seinen Lauf. Und an der Front müssen die Vorgänge in der Heimat naturgemäß den Irrglauben grobgezogen haben, daß man seine Gedanken und seine Wünsche sckon s«n» nach rückwärts wenden dürfe, daß vom Feinde ruckt- m-dr zu befürchten sei. Sorglosigkeit und Verbitterung werden in die Herzen der Krieger eingezogen sein, und als piötz- lich die Stunde der Prüfung gekommen war, trotz alledem wirklich und wahrhaftig gekommen war, da versagte die vorher in schweren Kämpfen oft bewährte Moral der Truppen und wie aus allen Himmeln gerissen steht das Land vor einer Katastrophe, deren Tragweite noch gar nicht zu übersehen ist. Herr Malinow sucht auf seine Weise zu retten, was zu retten ist, wobei es ihm aus einen Wort- und Vertragsbruch mehr oder weniger yicw'rt verschweigt und das Ganze ein „kleines Unterneh men" nennt. Nack diesem Maßstabe muffen wir feindliche Beriete U ihrer Glaubhaftigkeit messen. Trotzdem muff natürlich an ert-nint werben, baff in Mazedonien der Entente ein Erfolz bvsckieden war. Zwischen Lerna nnd Mardar gelang ihr eir i„ t-iv bick^rsscknm Stellungen, während an der 9lntckcknffsronü-n die Abwehr üeate. Dieser Einbruch bei Dobrovolse Hot aber taktische Maßnahmen in eines Trontverleoung nach Norden zur Folge gehabt, der sich anck die Anscklußfrcmtcn zivilck-en O chr l da-S-e und bis Eick von Doiran anpaffen mufften. Eine sofortige G--ge.noktior verbot tick wegen der widrigen G^lanbeverossktnssse und dei schlechten Verbindungen. Troff assebmo bat dt« Entente ib» Ziel — die Unterbrechung der Berbindnnq VerNn-Ronstan tinopel — nicht erreicht; eine Anzahl Kilometer nördlich bei bisherigen Front, also wahrscheinlich hinter der Ost-Eern« und hinter dem Wardar, werden neue, gestärkte Fronten dei Feind fcsthalten, der seine Offensive wohl noch fortzusetzei gedenkt. In Pa I ä stina hat der Engländer seine Offensiv« rn noch größerem Maßstabe als damals bei Gaze wiederhol! Zwischen der Küste und dem Jordan griff er mit großer Uber legenhcit an Hahl und Kampfmitteln an und hat anscheinem die türkischen Verbände in diesem Abschnitt durchstoßen Starker Einsatz seiner Kavallerie wird in dem vcrbindnngs armen Gelände dazu beigetragen haben, verhältnismäßig vie Deute an Gefangenen und auch Material zu macken, zuma von der Ostflanke her Rebellen die türkischen Rückzugsliniei bedrohten und anscheinend stellenuvise sckstidigteu. Dislam scheint der Engländer bis zur Linie See Genezareth-Nazareth Küste vorgedrungen zu sein, so daß die Türken unter Nachhut gefechten ein erhebliches Stück kleinasiatischcn Vadens aufge geben Haden. Noch ist der Verlauf der Operation nicht kl« zu übersehen; jedoch sicht zu hoffen, daß auf gekürzter Fronten unter günstigen Nachschubvechältniffeu der Wider stand unseres Bundesgenossen d«L Feinde einen neuen Nie gel vorlegen wird, um die englische Zange Palästina-Mesopo tamien festzuklenimen. Sa scheu wir uns augenblicklich eins gewaltigen Kraftanstrengung der Entente gegenüber. Gerad, in dieser Lage, die überwunden werden wird, wie schon fi manche Krise in diesem Kriege, gilt es, den Kleinmut und d« Flaumachsrei hsnwe<Mräumen, der wahren Lage mit Ernst aber mit unerschütterlichem Vertrauen ins Auge zu sehen Sonst hat der fHünd, was er will, erreicht. — Auf denn zun .Kampf, der allen Fronten, auch der Heimatfront Kampf an allen Fronten. . (Von unserem militärischen Mitarbeiter.) 8m. Wenn auch die Westfront unser HauptiMrefsi fesselt, so verdienen augenblicklich auch die Nebenkriegsschau platze besondere Beachtung. Überall hat sich die Offensive de« Entente unter erheblichem Kraftaufwand geäußert und zeig« damit das deutliche Destreben, nicht nur militärische, sonderr vor allem politische Erfolge noch schnell in diesem Herbste ein zubringen. Die Entwicklung dieses Kraftaufgebots der En tente stellt uns zweifellos vor ernste Fragen, stellt uns voi die Wahl, entweder mit versammelter Kraft nach außer hin der Lage Herr zu bleiben, oder uns unter Gefährdum unserer Existenz in kleinlichen inneren Hader zu verlieren Wohin jedes Deutschen Weg zu führen hat — einerlei, wel cher Parteirichtung er angehört, — ist daher klar vorgezeich» net. Die Stunde ist ernst, es gilt! Mag sein, daß diese Worte vielleicht ein bischen zr schwarz gefärbt; aber besser, jetzt in dieser Zeit etwas zu erns urteilen, als umgekehrt. Wir müssen uns alle nochmal zusammenreißen, müssen alle Kraft auf das eine Zie, verwenden, diesen Krieg zu gewinnen. Was versammelt Krost und äußerste Entschlossenheit des Deutschen, — sofer« er einig ist — vermag, haben wir nicht nur in diesem Kriege sondern schon aus der Geschichte gelernt. Taten draußen müssen ergänzt werden durch d i« Taten der Heimat, durch ihren Opfcrsinn, durci ihr Bekunden des unerschütterl. Willens zum Durchhalteu Die neunte Kriegsanleihe ist für die Heimat die beste Gelegen heit zu solcher Bekundung; sie stärkt durch ihr Ergebnis äuck unseren wackeren Kämpfern das Rückgrat, wirkt moralisch ari den Feind und dessen Kriegswillen. j Verlieren wir diesen Krieg, so haben wir aller « verloren, gleichgültig, ob arm oder reich. Auf denn, zeiger ! wir alle, daß wir der Großtaten unseres Heeres würdig sind Es kämpft im Westen gegen die drei Großmächte Frankreich ! England und Amerika, die ohne Rücksicht auf Verlust ar ! Menschen und Material gegen unser seit 1916 ausgebautes tiefgceli'dertes Stellungssystem anrennen. Die in beweg j licker Mwehr geführten Kämpfe spielten sich fast durchweg > auch vor der vordersten Linie dieses Stellungssystems ab ! die letzten Tage brachten uns gegen die Enaländer zroischei j Lambrai und St. Quentin schöne Abwehrerfolge. Wir dürfen uns natürlich nicht in dem Gedanken wiegen ! daß damit die feindliche Offensive abaeflaut ist; ganz im G- aenteil. Die Entente bat noch Kräfte genug, um sogar ein-, - Steigerung ihrer Anoriffe vorzunehmen, um vielleick « bis in den späten Herbst hinein Schlachten zu entfesseln > di« an Wucht nnd Gewalt ibresgleichen nicht kenne«. Daran.! ! müssen wir gefaßt sein, müssen damit rechnen, daß an de; s Sieafriedfront, nördlich der Seor;rs, in der Champagne, bei , Verdun und zwischen Maas und Mosel jähe, stoßweise vor, ! brechende Gewaltstreiche Fochs erfolgen, die den Zweck haben, ; hier und da unter Stellungssystem einzudrücken und allmäh > tick zu zem-eiffen. Ks aitt. dieser Lage mit der nötigen Zu- , versickt. aber anck mit allem Ernss ins Auge zu sehen. Bana« ; brauchen wir deshalb nicht werden, unser Heer und unser« i HeereefeUnvg hoben Hieber schon jede Ausgabe bemältiotz ! — auck diese wird hewältiat werden. Aber wir müssen uni i klar über den Ernss des Ringens um unsere Existenz sein, i Die au"enhtickticken Erfolge auf den Nebenkrieasschau > platzen in Mazedoni e n und Palästina wird du Entente selbstverständlich zu gehörig übertriebener politische; « Propaganda und Stimmunasmacke ausnuffen. Man muj ! den feindlichen Berichten, die wir wörtlick veröffentlichen ; nach wie vor skentisck gegenüberstehen. Als Beispiel uni § Beweis sc! die Tatsache aukaenihrt, daß der englische Abend ! bericht des 21. Sentember unseren großen Abwehrsieg, di« ! völlige englische Niederlage zwstcken Gouzeaucourt und Zar nicht anzukommen scheint. Ader das bulgarische Volk hat sich den Ausgang des Krieges sicherlich ganz gedacht, als dieser ehrgeizige Politiker ihn jetzt zuführen sucht, und in seinem wahren und reinen Zn ernster Stunde. Vor einem Kanz lerw ecki el? -ck/. Berlin, 28. September. Es ist nur natürlich, daß in dieser Stunde, die unS aor tolgenschwere Entscheidungen stellen und vielleicht Entschlüsse von unübersehbarer Bedeutung verlangen kann, immer stärker der Ruf nach dem Manne laut wird, der mit energischer Sand die Zügel der Regierung ergreift, die Kräfte des Volkes sammelt und, unbekümmert um die Stürme, die uns brechen wollen, das deutsche Volk aus der Enge sübrt, in die es unleugbar augenblicklich geraten ist. In parlamentarischen Kreisen hat sich, wie von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, seit gestern der Eindruck verstärkt, daß Graf Hertling, trotz sr'ner unleugbaren staats männischen Eigenschaften nicht jene glückliche und energische Hand führt, in der allein heute das Schicksal des deutschen Volkes wohlgeborgen wäre. Die Dinge liegen heute so, daß nicht mehr davon die Rede sein kann, daß nur wenige Kanzlerstürzler in Berlin einen Wechsel der Regierung wünschen, sondern daß auch einflußreiche Kreise Süd deutschlands einen Kanzlerwechsel für unbedingt notwendig halten. So kommen aus München, Stuttgart und Dresden übereinstimmende Nachrichten, denen zufolge man in den dortigen politischen Kreisen überzeugt ist, daß Graf Hertling der steigenden Arbeitslast nicht mehr gewachsen sei. Die Vorgänge in Bulgarien baden einen Mangel politischer Vorbereitung gezeigt, daß man in Reichstagskreisen peinlich berührt ist. Die Parteien scheinen entschlossen, den Kauzlerwechsel als eine dringende Aufgabe des Tages zu betrachten. Die Sozialdemokraten haben erneut erklärt, daß sie in eine Regierung Hertling unter keinen Umständen eintreten würden, die Fortschrittler verlangen einen politi schen Kurs- und Systemwechsel und selbst in Zentrums kreisen, in denen mau noch vor zwei Tagen unter allen Um ständen Graf Hertling stützen wollte, ist man angesichts des Ernstes der Lage der Ansicht, daß das Geschick des Reiches nicht vom Verbleiben eines Kanzlers abhängig gemacht werden dürfe. Die Entwicklung der Dinge, die durch die Ereignisse in Bulgarien blitzartig erbellt worden ist, bat auch die Neichstagsrnehrheit überzeugt, daß die innere Krise so