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MsdmfferTageblatt Amts Blatt für die Königliche Amishaupimannschast Meißen, für das Königliche Amtsgericht und den Sta-trat zu Wilsdruff sowie für das Königliche Forstrentamt zu Tharandt Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 2S614. Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend. Erscheint seit dem Lahre ^541. D« .Wilsdruffer Tageblatt" erschein« löblich, mij Ausnahme bcr Sonn- und Festtage, abends b Uhr für den folgenden Tag. / Bezugspreis bei Selbstabholung von der Druckerei wöchentlich 20 Pfg., monatlich 70 Pfg., vierteljährlich 2,10 IN.; durch unsere Austräger zugetragen monatlich so pfg., vierteljährlich 2,so Ml.; bei den deutschen Pofianstalten vierteljährlich 2,40 M. ohne Zustellüngsgebühr. 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Mittwoch den 6. März 1918 Der amtliche Teil befindet sich aus der 4. Seite. 77. Jahrg. Der Friedens-Vertrag mit Rußland. Der Friede von Brest. Sonntag abend meldete der Draht kurz und inhaltrcich: „Der Friede mit Rußland ist heute nachmittags 5 Uhr unterzeichnet worden." Zwei Stunden später traf eine weitere amtliche Mit teilung ein: „Infolge der Unterzeichnung des Friedenspertrages mit Rußland find die mili- torischen Bewegungen in Großrnßland ein gestellt." Wie am Schnürchen ist es diesmal gegangen, und die Rußen waren es, die es jetzt gar nicht eilig genug haben konnten mit der Unterzeichnung des Friedensvertrages, den sie am 10. Februar schnöde im Stich ließen. Er hat mittlerweile sein Gesicht etwas verändert, und das nicht zu unseren Ungunsten. Aber trotzdem ist alles nach Wunsch gegangen. Von der Ostsee bis zum Schwarzen Meere können die Waffen wieder ruhen. Die Rumänen haben sich auch bereits zu Verhandlungen gestellt, und da sie sich mit den Grundlagen unserer Friedensbedingungen einverstanden erklärt haben, wird man auch mit ihnen wohl binnen wenigen Tagen im reinen sein. Dann können wir frohen Herzens ein Dankgebet zum Himmel schicken, denn wahrlich: Großes ist von uns er reicht worden. Unsere Ostfront wird frei, wir können uns wieder über unsere Grenzen hinaus regen und be wegen, und sind wir auch vom allgemeinen Frieden noch weit entfernt, der Anfang ist gemacht, und es ist ein guter Anfang. „Lobet den Herren, . Den mächtigen König Ler Ehren!* Vergegenwärtigen wir uns noch einmal, in welcher Gefahr wir geschwebt haben, und wie wir nun in Zukunft nach dem Osten hin dastehen werden. Während unsere Hauptkräfte gegen Frankreich gefesselt waren, sollte die russische Dampfwalze in Ostpreußen einbrechen, durch Westpreußen auf die Reichshauptstadt vorstoßen und zu gleich Galizien zerstampfen, um dann nach Wien weiter zugreifen, und dort den Frieden zu diktieren. Gar zu weit ist sie nicht gekommen, weder im Norden noch im Süden, wenn sie auch uns sowohl wie unsere Bundes genossen in ernste Schwierigkeiten brachte. Wer dann jagte sie Hindenburg hinaus, und als die Zeit er füllet war, setzte er ihr nach über Weichsel und Narew, über San und Bug und schob seinen ehernen Grenzwall weit nach Osten vor, bis er annehmen konnte, daß den Ruffen die Lust zu neuen Waffengängen mit unseren Feldgrauen gründlich verleidet war. Die Re volutionen lösten den Zarismus ab, der Ruf nach Frieden übertönte bald alle anderen Forderungen; aber ehe es gelang, die Steine aus dem Weg zu räumen, die das fürsorgliche England jedem seiner Bundesgenossen vor die Füße getürmt hatte, um zu verhindern, daß er sich jemals von dem Gängelband der Asquith und Grey befreien könnte, mußte das russische Volk die schrecklichsten Qualen durchmachen, die unseligsten Verwirrungen überstehen, mußte düs Reich völliger Auflösung verfallen. Zuletzt blieb nur noch die abenteuerliche Verwegenheit eines Trotzki übrig, von der man sich einige Rettung versprach. Als auch sie versagte, kam es zur bedingungslosen Kapitulation und damit zum offenen Eingeständnis der Niederlage. Rußland ist und bleibt auch fernerhin ein europäischer Staat, aber es büßt nahezu eine Million Quadratkilometer seines besten Landes und rund 50 Millionen Einwohner ein, es wird von der Ostsee verdrängt und durch einen Gürtel von Pufferstaaten von keinem bisherigen Nachbarn im Westen getrennt. Es muß die Ukraine freigeben und verliert damit auch die un mittelbare Grenzberühruna mit Osterreich-Ungarn. Es steht jeden Einfluß aus der Balkanhalbinsel entgleiten and kann der Türkei fortan nichts mehr anhaben — kurz es erlebt einen so vollkommenen Zusammenbruch, daß von dem gewaltigen Koloß wirklich nicht viel mehr als ein Trümmerhaufen übrig bleibt. Die Weltgeschichte hat hier rinmal Fraktur geredet — zur Warnung für alle diejenigen, die sich auf ähnlichen Wegen betreten lassen. Ob das Werk der Zerstörung in Rußland mit der Unterzeichnung desFFriedens von Brest-Litowsk als ab- zeichloffen gelten kann, wer vermag das heute zu sagen? Die Bolschewisten werden sich der Hoffnung hingeben, daß ie sich nun eher vor ihrem Volke wieder sehen lasten önnen, und werdenDvielleicht versuchen, vom Niederreißen tlles Bestehenden zum Aufbau des neuen Gemeinwesens lberzugehen, mit dem sie ihre Mitmenschen durchaus be- stüäen wollen. Aber andere Fragen stehen uns näher, stör allen Dingen muß an die Arbeit gegangen werden, Mi in den vom bisherigen russischen Reich losgelösten kebieten besseren Begriffen von Recht und Ordnung staum zu geben. Eine Fülle schwerer und schwerster kragen harrt hier der Lösung, es wird noch viel und «ft von ihnen zu reden sein. Vorläufig freuen wir uns «essen, was im Osten erreicht ist. * Oer Friedensverirag. Der Inhalt des Friedensvertrages entspricht im wesentlichen dem Ultimatum vom 23. Februar, zu dessen Annahme sich Rußland verpflichtet hatte. Die neue Grenzlinie wird von einer deutsch russischen Kommission festgestellt werden auf Grund einer Karte, die von den Vertragschließenden als wesentlicher Bestandteil des Friedensvertrages anerkannt worden ist. Räumung der besetzten Gebiete. Deutschland ist bereit, sobald der allgemeine Friede geschlossen und die russische Demobilmachung vollkommen durchgeführt ist, das Gebiet östlich der neuen Grenzlinie zu räumen. Rußland wird alles in seinen Kräften Stehende tun, um die alsbaldige Räumung der ostana- tolischen Provinzen und ihre ordnungsmäßige Rückgabe an die Türkei sicherzustellen. Die Bezirke Erdehan, Kars und Datum werden gleichfalls ohne Verzug von den russischen Truppen geräumt. Russische Demobilisierung. Rußland wird die völlige Demobilmachung seines Heeres einschließlich der von der jetzigen Regierung neu gebildeten Heeresteile unverzüglich durchführen. Ferner wird Rußland seine Kriegsschiffe entweder in russische Häfen überführen und dort bis zum allgemeinen Friedens schluß belassen, oder sofort desarmieren. Das Sperrgebiet im Eismeer bleibt bis zum allgemeinen Friedensschluß bestehen. In der Ostsee und, soweit die russische Macht reicht, im Schwarzen Meer wird sofort mit der Weg räumung der Minen begonnen. Die Handelsschiffahrt in diesen Seegebieten ist frei und wird sofort wieder aus genommen. . » Rußland und die Randvölker. Rußland verpflichtet sich, unverzüglich mit der Ukraine Frieden zu schließen und sofort die russischen Truppen und die Rote Garde aus diesem Staate zurückzuziehen. Estland und Livland werden gleichfalls ohne Ver zug von den russischen Truppen und der russischen Roten Garde geräumt. Die Ostgrenze von Estland läuft im allgemeinen dem Narwa-Flusse entlang, die Ostgrenze von Livland verläuft im allgemeinen durch den Peipus- See und Pskowschen See bis zu dessen Südwestecke, dann über den Lubanschen See in Richtung Livenhof an der Düna. Estland und Livlano werde» von einer deutschen Poli zeimacht beseht, bis dort die Sicherheit durch eigene Landes einrichtungen gewährleistet und die staatliche Ordnung her gestellt ist. Rußland wird alle verhafteten oder verschleppten Be wohner Estlands und Livlands sofort freilassen und ge währleistet die sichere Rücksendung aller verschleppten Estia 'der und Livländer. Auch Finnland und die Aalandsinseln werden alsbald von den russischen Truppen und der russischen Roten Garde, die finnischen Häfen von der russischen Flotte und den russischen Seestreitkräften geräumt. Die Ver tragschließenden erkennen die Unabhängigkeit und Freiheit Persiens und Afghanistans an. Austausch, der Kriegsgefangenen. Die beiderseitigen Kriegsgefangenen werden in ihre Heimat entlasten. Die Regelung der hiermit zusammen hängenden Fragen erfolgt durch Einzelverträge. Die vertragschließenden Teile verzichten gegenseitig auf den Ersatz ihrer Kriegskosten, d. h. der staatlichen Aufwendungen für die Kriegführung sowie auf den Ersatz der Kriegsschäden, o. h. derjenigen Schäden, die ihnen und ihren Angehörigen in den Kriegsgebieten durch mili tärische Maßnahmen mit Einschluß aller in Feindesland vorgenommenen Requisitionen entstanden find. Schlufibestimmuugen. Die diplomatischen und konsularischen Beziehungen zwischen den Vertrügschließsndru werden unmittelbar nach R ftsizierung des Friedenspertrages wieder ausgenommen. H ichtlich der wirtschaftlichen Beziehungen werden Einzel- v- wäge geschlossen. Ebenso über die Herstellung der öftmtlichen und privaten Rcchtsbeziehungen. (Die hanbels- p ft scheu Fragen sind entsprechend dem Vertrage mit der U me geordnet.) Die Verträge sollen tunlichst bald roftüfiert und die Schlußurkunden schnellstens ausgetausch! werden. Oie Unterzeichnung des KriedensvertrageS. Berlin, 4. März. In der Nordd. Mg Ztg. wird halbamtlich mitgeieilt: Bon russischer Seite wird bebauvtet. daß die russischen Unter händler in Brest-Litowsk genötigt gewesen seien, den Friedens« vertrag zu unterzeichnen, ohne von seinem Inhalt die er forderliche Kenntnis genommen zu haben. Diese Behauptung ist völlig unzutreffend. War die rechtlichen Bestimmungen des Vertrages betrifft, so stimmen sie völlig mit denen überein, die in den wochenlangen Verbandlungen »wischen den Delegattonen in Brest-Litowsk schon vor der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten festgelegt worden^ waren. Die politischen Bestimmungen der jetzigen Vertrage» sind nach der Wiederaufnahme der Verhandlungen zwischen den russischen Delegierten und dem Gesandten von Rosenberg eingehend erörtert worden. Besondere Kommissionen einzu setzen, haben die Rusten selber abgelebnt Sie haben also in voller Kenntnis und nach einer Prüfung, die sie selber als au»reichend betrachtet haben, drnBertraa gezeichnet. Die Ostfront beim FriederrsWrch. Von Narwa bis Kiew. Am 18. Februar, unmittelbar nach dem Ablauf des Waffenstillstandes hatten die deutschen Truppen auf der ganzen Ostfront den Vormarsch ausgenommen. In 14 Tagen haben sie das strategische Ziel des Vormarsches erreicht, Le Ukraine befreit und zugleich die Ostseeprovinzen hinter unsere Front gelegt. Die Ostfront erstreckt sich jetzt von Narwa in fast gerade nordsudlich verlaufender Linie nach lliew. Die Karte zeigt die räumlichen Ergebnisse des nerzehntägigen Vormarsches. Mit Unterzeichnung des Friedensschlusses sind die Operationen eingestellt worden md die erreichte Linie wird nur durch geringe Kräfte lesichert werden. Rußlands Werden und Vergehen. Zum Friedensschlub von Brest-Litowsk. Rußlands Schicksal hat sich nach tausendjähriger Ge schichte vollendet. Zwischen dem Ultimatum vom 30. Juli 1914, das Rußland ablehnte und dem Ultimatum vom 24. Februar 1918, das es annahm, liegt die Entwicklung, die den Zusammenbruch eines der größten Reiche, da» die Weltgeschichte kennt, im Gefolge hatte. Denn neben dem Reiche, das mit Rurik l. 864 n. Chr. aus dem Dunkel geschichtlicher Sage auf den Schauplatz der Weltgeschichte erschien, verschwinden selbst die Staatengebilde eines Ruamsis, Alexanders des Großen, Dschingis Chans und anderer, nur das weite China mit seinen 330 Millionen Einwohnern übertraf das Ruffenreich, das feit Peter dem Großen.fast Jahr für Jahr an Ausdehnung gewann.