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'Es nie ör-o.ckno Wien, 14. Frbr. Die ukrainische Rada hat die s o s o rti g « Demobilisierung der Armee verkündet und me Räu mung des ukrainischen Gebiets von den russischen Truvpen ,»geordnet. Amsterdam, 14. Febr. In Mürz wird Großbritannien eine neue grobe Kriegsanleihe ausschreiben, Und zwar handelt' es sich diesmäl um 40 Milliarden Schilling.' England lst genötigt, den Geldbedarf auch von zwei anderen alliierten Staaten auf sich zu nehmen. Rotterdam, 14. Fehr. In London fanden in den letzten acht Tagen täglich große > Kundgebungen zugunsten de» Friedens statt. Auch abends finden Versammlungen statt, die von Tausenden von Arbeitern besucht werden. Die kom menden Ärbeiterkongreffe werden sich zweifellos mit einem starken Drana nach Frieden »u befassen haben. Oie Nan-völker Nußlands, ^)er Zusammenbruch des Zarenreiche- uyd der damit begonnene Zerfall des bisherigen Riesenstaates Rußland in seine aus den verschiedensten Völkerschaften bestehenden Bestandteile bat eine Reihe von schwierigen politischen und völkerrechtlichen Fragen aufgeworfen. Unserm Interesse 0 s s l u n g3 rn -SM SN '' L2. /«SW- LU /S/s-w-r-/- ÜIZ LÄVS- LZ LZ /Kev cur steben die an der deutsch-österreichischen Ostgrenze liegenden Gebiete am nächsten. Der Friedensschluß mit der neuen . Volksrepublik der Ukraine/ das werdende selbständige Finnland, die polnische Krise, die Gestaltung der - Dinge in Kurland, Livland, Estland, Litauen nehmen einen breiten Raum im öffent lichen Meinungsaustausch ein. Dje Diplomatie steht vbr schwierigen und weittragenden Shlfgaben mancher Art, während im sich zersetzenden Rußland wilde Gärung herrscht und kaum zu übersehen- ist, welche endgültige Gestaltung aus den Wirrnissen heroorgeherr wird. Unsere Karte zeigt das Verhältnis der westlichen Randvoller Rußlands in bezug auf Bodenverteilung und Stammes zugehörigkeit. Dem »Tag' zuftnge drängt die Lage der von Deutsch land ihre Rettung erhoffenden Deutschen und Esten in Livland und Estland der Katastrophe zu, wenn nicht Rettung in letzter Stunde kommt. In Reval sind von den Marima- . maßregeln, nichts gefruchtet.. Der größte Teil der Togo- . neger ist nach wie vor von dem Wunsche beseelt, däß möglichst bald wieder an Stelle der englischen Regierung die deutsche treten möge. Italien X Die Kriegsrede des Ministerpräsidenten Orlando, Ser nun auch auf die letzten Reden des Grafen Czernin and des Grafen Hertling geantwortet hat, enthält nichts wesentlich 'neues. Sie stellt die alten Kriegsziele auf, be zeichnet.den Anspruch auf alle Kriegshäfen Österreich- rls Idealismus und Vaterlandsverteidigung und weist darauf hin, daß die Ziele des Verbandes sicher mit Hilf« Amerikas erreicht werhen. Infolge eines Zwischenfalls mit den Sozialisten kam es zu stürmischen Szenen, so daß sie Sitzung ciufgehoben werden mußte und die Red« Orlandos völlig verpuffte. Rumänien. X Einer Abschwenkung Rumänien- von der Politik »es Verbandes will eine Warnung Vorbeugen, die die Gesandten der Entente in Jassy der rumänischen Regierung . überreicht haben. Die neue rumänische Regierung hat die Mitteilung der Gesandten zur Kenntnis genommen, ein« Gegenerklärung aber nicht abgegeben. — Mit anderen Worten, man läßt die Sache auf sich beruhen. Aus Zn- unS Ausland. Berlin, 14. Febr. Am 15. und 1S. sind die Vertreter bei verschiedenen Parteien zum .Vizekanzler v. Payer, zu Be sprechungen geladen. Berlin, 14. Febr. Abg. Gröber, der von mehrmonatige« Krankheit genesen ist. kehrt nach Berlin zurück, um dü Führung der Zentrumsfraktion zu übernehmen. Berlin, 14-. Febr. Generalfeldmarschall o. Hinden burg hat das Ehrenpräsidium der Nationalstiftung für di« Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen übernommen. Berlin, 14. Febr. Sicherem Vernehmen nach beginne« heute n '«mittag im Auswärtigen Amte Verhandlungen zwischen den Vertretern Osterreich-Ungarns und des Deutsche« Reiches über die Regelung der durch den Friedensoerträg an geknüpften wirtschaftlichen Beziehungen zwiiche« den Mittelmächten und der Ukraine. front unä Heimat. Die vierte Sachsenreise. iv. cin. Weiter ging die Fahrt.. Frühlingssonne strahlte warm dnd blen-end vom Himmel hernieder und in ihrem Lichte sahen wir buntfarbig überall um uns herum die Höhen -es Lothringischen Hochgeländes freundlich und hell sich erheben. Fern her lugten die Betge der Vogesen herüber, über ihnen vor allem der Davon, das wie ein Sarg geartete Ungetüm, über -essen Scheite! in -cn immer fort hin und her wogenden Kämpfen soviel edles Blut manches deutschen Soldaten geflossen ist. Links der Straße liegt ein Großbauernhof, der zu einem Hauptverbandsplätze ausgebaui ist. Sein.Besitzer ist ein Rheinländer. An., den äußern Mauern sind in möglichster Größe rote Kreuze auf weißem Felde angemalt. Auf 'dem.Mutterboden dicht beim Gehöft liegt eine mäch tige Planke, d'ie in Riesengroße ein rotes Ki^euz zuin Himmel zeigt. Das sind Schutzzeichen, dis feindliche Ar tillerie und feindliche Flieget- von der Beschießung des Verbandsplatzes abhalten — sollen. Daß man in solch geringer Tnlseryuna vom Feinde dennoch auch auf Gegen sätzlichkeiten gefaßt ist, zeigten uns die Vorbereitungen, einen bombensicher» Verbandsplatz unter -er Erde anzu legen, zu -em wohl 50 Stufen hinuntersührren. --- Der Führer -er Sanitätskompagnie erwartete uns mit seinen Aerzten am Wege und geleitete uns durch aste Räume. Sauberkeit» herrschte überall, trotzdem im Großen un- Ganzen alles nur aus Brettern hergestellt war. , Ein solcher Verbandsplatz ist nur Gelsgenhestsstätte, die ver wundeten von den Kampfstättrn unterzubringen und zu verbinden.- Nur Schwerverwundete oder Transportunfähige werden allenfalls hisr-einige Tage fsstgehaltrn, alle übrigen kommen nach Anlegung des ersten Verbandes in das nächstgAegene Feldlazarett. Daß für a,lle Notfälle, z. B. plötzliche Operationen, alles Zubehör vorhanden ist, ver steht sich von selbst. Wir sahen es an den Operations tischen und Sauerstoff-Atmungsapparaten, mit deren Hilfe Ehren -Tafel der in den Kämpfen um Deutschlands Ruhm und Fortbestehen gefallenen Helden aus Wilsdruff, und den Orlen der Umgebung. ' Albert Emil Völkel aus Wilsdruff. Otto Hille aus Wilsdruff. - Ernst Bruno Mußbach aus Wilsdruff. Carl Domann aus Kaufbach. Johannes Günther aus Limbach. Willy Bormann aus Helbigsdorf. Rudolf Queck aus Braunsdorf. Martin Hommel aus Taubenheim. Eduard Scholze aus Taubenheim. Hermann Baude aus Neukirchen. Fritz Zappe aus Riesa. Ehre den Tapferen! An Helden-ist das deutsche Land Gottlobmoch immer reich! Ob in den Bergen, ob am Strand: An Mut sind alte gleicht Drum, wo man Ruhmeskränze flicht,, Dergeßr die toten Helden nicht! i listen 3000 Deutsche und Esten verhaftet rporden. Di« Frauen befinden sich getrennt von ihren Kindern; in Dorpat wurden etwa 280 Männer verhaftet. Weiter« Verhaftungen sind auS Fellin gemeldet. Der gesamte deutsche Adel ist für vogelfrei erklärt. Währenddessen agitiert England weiter und.bedingt sich die militärische Verfügung über die Häfen des Lande- als Gegen leistung auS. apolitische Rundschau. > Deutsches Reich. Der Fortbestand der Reichstagsmehrheit scheint entgegen anders lautenden Meldungen gesichert zu'sein. Am Mittwoch fand eine interfraktionelle Besprechung im Reichstage statt, an -er wiederum die nationalliberal« Fraktion nicht teilnahm, weil die Beschlußfassung über die weitere Stellung der Nationalliberalen erst am 19. d. Mts. stattsindet. Daaeaen waren Vertreter des Zentrums, der Sozialdemokranschen Fraktion und, der Fortschrittlichen Volkspartei anwesend. Die Besprechungen sollen fortgesetzt werden. In politischen Kreisen nimmt man an, daß, wie immer die nattonaluberale Fraktion sich zur Reichstag-- Mehrheit wird stellen wollen, diese drei Parteien an ihrer bisherigen geisteinsamen parlamentarischen Taktik festhalten wollen. Man wird nicht fehlgehen in der Annahme, daß sich die heutige interfraktionelle Besprechung mit der Wilson» scheu Rede und mit den letzten Ereignissen in Brest-Litowlk befaßt hat. * Wie zurückgekehrte deutsche Missionare berichten, wurden Mitte Les JahreS 1916 di« Negerstämme der deutschen Kolonie Togo von der englischen Regierung aufgefordert, entweder englisch zu werden oder eine Er klärung abzugeben, daß sie auch künftig deutsch bleiben, wollen. Die, welche sich für das Deutschbleiben erklärten, wurden ausnahmslos mit Zwangsarbeit bestraft. Diese wohlverbürgte, Tatsache ist ein Beweis dafür,/wie di« englische Regierung das Selbstbestimmungsrecht der Ein- gebärest en in den Kolonien auffaßt. Nach den Beobachtungen der, Missionare haben übrigens die englischen Zwangs- O äu mein Veutscbianä! Roman aus großer Zeil von Elsbeth Borcharr. 47) ' „Ja, Matya." Der Glanz in seinen Augen vertiefte sich. Rens beachtete es nicht, sie wollte nur wissen, wer ihm zur Flucht oerholfen habe. „Niemand", antwortete Heinz, »man hat mir di« Freiheit wiedergegeben." Da schlug die Mutter die Hände zusammen n freudigem Staunen: „Henry, du weißt nicht, was ich gelitten habe vor diesen Barbaren — die mir alles nahmen, was mir teuer war! — Nun habe ich doch dich noch." Er drückte ihr gerührt die Hand, aber sie fuhr eifrig leidenschaftlich fort: „Nun mußt du mich rächen, nun wirst du mit unseren Heere kämpfen, mit unserem König siegreich in Brüsss einziehen. Dann wird die Tyrannei ein Ende haben dann werben diese verdammten Deutschen, die uns bi! aufs Blut peinigen, hinausgejagt werden." Ein Schatten huschte über Heinz' Gesicht: „Aber Mama, womit peinigen sie euch denn? Ha die deutsche Verwaltung nicht das Menschenmöglichste ge tan, wieder Ordnung und erträgliche Verhältnisse in Ml- gien herbeizuführen, hat sie nicht der Arbeitslosigkeit uni Hungersnot nach Kräften gesteuert, hat sie nicht Hande und Industrie, gehoben und das Land dem neue« ÄuH blühen erschloßen?" Der Mutter Züge verzerrten sich höhnisch: „Hat man dir das in Deutschland weißmachen wollen armer Henry? Nun, ich sage dir, sie arbeiten nur in ihn sigsne Tasche, sie quälen die Bevölkerung, wo sie können halten uns hier wie Gefangene. Wir dürfen nicht hinaus aus der Stadt, und alle acht Tage muß sich jeder auf dein Gouvernement melden, sogar ich kranke Frau, muß di« Strapaze und die Gemütsbewegung durchmachen und mick den Barbaren stellen. Ist das nicht empörend?" In Heinz' Adern kochte es; aber er zwang sich zm äußeren Rube. „Mama, das ist Kriegsbrauch und Kriegsrecht,' du darfst dich darüber nicht beklagen, wenn es dir auch harr erscheinen mag." „So?" Ren« fuhr empor, in ihren Augen glomm es wild und -hatzsüchtig auf, und zwei dunkelrote Fleck« brannten auf ihren Wangen. „Beklagen soll ich mich also nicht darüber? Auch nicht, daß man mir meinen Bruder meine einzige Stütze, mordete und mich damit todkranl und elend machte?" Heinz ergriff jetzt beruhigend die Hand seiner Mutte« und streichelte sie sanft: „Mama, wie sehr begreife ich deinen Schmerz, unk das herbe Geschick -es Onkels. berührt mich wie dich — aber, sage mir — ich verstehe ja das alles noch nicht, dr hast mir nie etwas näheres über seinen Tod geschrieben - wo und wie fiel er? Er war doch nicht Soldat und stanj nicht im Kampfe — ick stehe vor einem Rätsel — „Ermordet hat man ihn —ermordet", schrie Ren« gellend auf. „Ermordet?" fragte Heinz erstaunt und erschrocken „Wer — wer könnte das getan haben — Da lachte Rene wie wahnwitzig auf. In ihren Auger sprühte ein fanatischer Haß: „Dein Vater — hat es getan", schrie sie brutal heraus „Mein — mein Vater?" Leichenblaß war Heinz geworden, und seine Lipper bebten, Dann umklamMerK er, der Mutter Hände: - „Mama ,— was sagst du da -- gib mir Aufklärung — sei barmherzig — sage mir alles — die ganze Wahrheit-- verhehle mir nichts In fliegender Erregung kam es von Heinz' Lippen beschwörend, gebieterisch. „Dein Vater ist sein Mörder", beharrte sie. „Das ist nicht wahr!" Mn einem Satz war Heinz aus den Füßen. In seinen Augen brannte es. So stani er vor seiner Mutier, drohend fast „Girier' Sohn — daß ich dir einen solchen Bate: gehen mußte!" sagte sie mitleidig. Ein Beben ging durch Heinz' Körper: leine Glieder flogen. ' ' - „Mutter — ich wrdere, von dir die Wahrheitriej - er mit versagender, halberstickter Stimme. „Was willst du? Das ist die Wahrheit." „Neiu, das ist sie nicht — du verhehlst mir die Haupt sache", schrie er heiser. Ein verächtliches Lächeln flog über ii-re Mundwinkel, Und sie zögerte sekundenlang,' dann sacttr- ne kurz: „In Rollebeks war es. wotziv - «.ns, dein Onkel «md ich. geflüchtet hatten — da < sie vorbei — di« Kow - - nie, dis dein Vater M: m und —" drängt« / . mit fieberhafte, Spa: -ung. „D" hatten wir uns fub, sie kor» „Die Gutstore waren gu-hloffen worden Rar u ' , f die A-defteO herein und gab ihnen feine Befehl« und — Re Wemekrs —" „Was öle Gewehre?" schrie Heinz dazwischen. > „Jeder bekam sein Gewehr, natürlich — glaubst !>u, wir wollten den deutschen Horden wehrlos gegen- überstehen?" „Mama! Um Himmelswillen, Mama — ihr habt bock nicht etwa geschossen auf die deutsche Kompagnie?" „Wir haben geschossen." Wild und fanatisch flackerte es in ihren Augen auf — „und ich fage dir — wir trafen gut. Da drangen sie durch das Gutstor» das sie zer schmettert hatten, aus uns ein — ein mörderisches Feuer begann — unsere Leute warfen die Gewehre fort und flohen — die anderen wurden gebunden vor den Haupt« . mann geführt — vor deinen Vater — darunter auch Raoul, und — ich — Henry — ich habe mich ihm zu Füßen ge worfen, ich habe gefleht, mich vor ihm erniedrigt, jed« Schuld abgeleugnet — aber Raoul schleuderte ihm seine ganze Verachtung tnS Gesicht — La — da ließ er ihn —" ein krampfhaftes Weinen, mehr ein Schreien unterbrach ihre Worte — „erschießen — und — er würde auch mich haben erschießen kaffen, wenn — wenn ich nicht — deine Mutter gewesen wäre." Wie von einem Schlage getroffen, taumelte Heinz an einen Schrank. Es wurde ihm schwarz vor den Augen und blutige Flecke tanzten davor — sein Gesicht war kreide weiß und seine Stimme batte jeden Klang verloren.