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Rezept verfaßt waren, so erhält man zur Antwort, daß damit nur dem tatsächlichen Stande der Dinge Rechnung getragen wurde. Eine Behauptung, über die sich streite« läßt. Unbestritten aber ist und bleibt, daß von dieser Seit« jedenfalls nichts zur Beruhigung der Gemüter getaq wurde, was' namentlich nach der gründlichen Aussprach« zwischen Reichstagsausschub und Regierung wohl hätte gs schehen können. Deutlicher ist schon die Mitschuld der Un abhängigen an der Ausstandsbewegung in die Erschei nung getreten; ihre Reichstagsfraktion setzte einen Aufruf iv Umlauf, dessen Inhalt gar nicht mißzuverstehen war, unk nachdem man gehört hat, daß Herr Ledebour sich mil Händen und Füßen gegen die Zuziehung von Scheidemanr und Genossen in den Streikausschuß zur Wehr setzte, weiß jeder, der diese sehr unbrüderlichen Parteiverhältniffe auch nur von ferne kennt, genügend Bescheid. Und was noch weiter nach links steht, jenseits von Haase, und sich nm mit namenlosen Kundgebungen an die Öffentlichkeit wagt, darf ganz gewiß für den Ausbruch des Streiks erst recht mitverantwortlich gemacht werden. Die Arbeiter würden gut daran tun, sich die" bre Vorkämpfer in Zukunft doch etwas genauer anzuse n. Sie sind diesmal von ihnen s«! schlecht wie nur Mösl... geführt mordet«, und sie sollten ihnen nicht Gelegenheit geben, sich noch einmal vor ihre, Gefolgschaft in gleicher Weise blüßzustellen. , Wenn man lediglich auf die Lebensinterefsen dn deutschen Arbeiter sieht, muß man den Ausstand schlecht hin als unverständlich bezeichnen. Sollt« er aber wirklich «in Teil jener internationalen Aktion darstellen, von de» tzch gewisse Schwärmer einzig und allein die baldige Bei endigung des Krieges versprechen mögen, so wird sein kläglicher Verlauf hoffentlich dazu beitragen, diese Element«, wenigstens soweit sie guten Glaubens sind, von ihre» Überschätzung der Macht der Arbeiterklaffe zurückzubringen, In Deutschland sind ihr immer noch bestimmte Grenz ev gezogen, denn wir leben in einem Verfaffungsstaat, de» kein« einseitige Klassenherrschaft zuläßt, der eine Volks vertretung kennt, die sich. Lurch keine Massenbewegung bei, seiteschieben läßt, und der immer noch stark genug ist um jeden Bürger und jede Partei zur Befolgung seine» Gesetze zu zwingen. Darin unterscheiden wir unS vor manchem Nachbarstaate» und wer «S gut meint mit des deutschen Volke, kann nur wünschen, daß diese Besonder- heit des deutschen Staatswesens unS dauernd erhalte» chleibt. Gleoerallsnayme -er Arbeit m Verlm. , Die Streiklage in Berlin hat sich, wie von zuständig« Selt« mitgeteilt wird, Montag, wie zu erwarten war, ge bessert. ES dürften an hunderttausend Ausständige di» Arbeit wieder ausgenommen haben. Inzwischen mehre» sich di« Eindrücke, daß dieser Streik nicht nur an sick unseren Feinden von Nutzen, sondern direkt von der Entente, Rußland eingeschlossen, angezettelt ist. In Papier- ballen und Sardinenbüchsen, die auS dem Ausland ge kommen sind, hat man eine große Anzahl von Aufrufe» beschlagnahmt, di« an den systematischen Versuchen d« Gegner, die deutsche Arbeiterschaft zu revolutionieren; keinen Zweifel mehr lassen. Auch in MSnche« Friede«. Ginigungsverhandlungen, die nach Mitteilung vo» W.T.B. in München zwischen den von der unabhängige« sozialdemokratischen Partei geführten Ausständigen uni Ler sozialdemokratischen Partei angebahnt wurden, wäre« von Erfolg begleitet. In einer Sonnabend abend in, Gewerkschaftshause abgehaltenen Sitzung erklärten di« Streikführer unter dem Druck der Verhältnisse, sich de» Mion Ler sozialdemokratischen Partei anschließen zu »ollen. Damit war die Wiederaufnahme der Arbeit iv allen Münchener Betrieben am Montag früh gesichert Die Streikbewegung in München hat also nach vier- tüiiiger Dauer ihren Abschluß gefunden. Störungen de, öffentlichen Ruhe waren im Verlaufe der Bewegung nicht «u verzeichnen. Oer Kr'ieg. Verlust« i« Paris. Bet dem Luftangriff am 30. und 31, Januar wurde? «ach einer amtlichen französischen Meldung in Paris 83 Personen getötet, darunter 11 Frauen und » Kinder, und in der Bannme ile 16, darunter 3 Frauen und » Kinder Verletzt wurden in VartS 134 Personen, darunter 50 Frauen «Md 10 Kinder, r id in der Bannmeile 72, darunter 38 Krauen und 7 Kinder. O ä« mein OeulsMancU Roman aus großer Zeit von Elsbeth Borchart. „So Gott Wilt, Gelrevle, kehre NU wreoer-, ragie er, sanft über ihr Haar streichend. „Die Zeit ist ernst und hart, und wir wollen auch hart sein — hart und tapfer. Wir tragen unsere Liebe zueinander im Herzen, und die raubt uris kein Tod. — Die Zeit- drängt — die Trommel sch'ägt, die Trompete schallt — draußen steht mein Auto und wartet — ich mutz fort. Grütze mir Sieglinde, mein Töchterchen, und, sage ihr, daß ich ihr ein treuer Vater sein will. Und nun — lebe wohl, du einzig geliebte Frau meines Lebens!" Noch einmal hielten sie sich umschlungen, innig und fest, dann ließ er sie los, blickte ihr zum letztenmal in die Augen und schritt zur Tür hinaus, sporenklirrend, stattlich, rin ganzer Mann. Werner!" Ein angsterstickter Ruf kam über ihre Lippen, st« machte eine Bewegung, als wollte sie ihm nacheilen, ihn zurückhalten, aber er hörte sie nicht mehr. Da sank sie aufschluchzend auf einen Stuhl und über ließ sich willenlos ihrem Abschiedsweh. Nach einer Weile stand sie auf, energisch und be herrscht: „Stark und hart und tapfer sein", hatte Werner gesagt, und sie war eine deutsche Frau, die ihr Liebstes dem Vaterlande opferte und stark und tapfer bleiben und ihre Pflichten erfüllen wollte, bis der Tag kam. der ihr das höchste Glück oder den tiefsten Schmerz brachte. Sü ging Herta von Waldegg wieder ihren Pflichten nach. - Henry ChamVrier saß auf dem Rande seines DetteS Er war »war genesen, aber noch zu schwach und cm- gegMen, um schon in Las Gefangenenlager übergeführt zu werden. Die anderen, die mit ihm hier gelegen hatten. Der Funkspruch Paris vom 2. Februar meldet; „In Ls vorletzten Nacht bewarfen französische Flieger LieStrandplätz der beim Angriff auf VariS beteiligten deutschen Flieger ml Bomben groben Kalibers. Es waren gute Resultate zr verzeichnen. . Alle französischen Apparate sind zurück gekehrt/ Diese Meldung ist glatt «logen. Der Bomben abwurf hat nicht stattgefunden. Die Opfer de» Londoner FrugangriffS. Die amtlichen Londoner Poltzeiberichte geben die Ge samtzahl der Unglücksfälle bei den Lustangriffen am 28. und 29, Januar in allen von den feindlichen Fliegern besuchten Bezirken auf insgesamt 58 Tote und 173 Verwundete an Die Wegräumung der Trümmer eines HauseS ist Weger der Einsturzgefahr noch unmöglich. Die Leichen find noch nicht gefunden. Der Angriff in der Nacht vom 30. fordert« 2 Lote und 10 Verwundet«. Wichtige Besprechungen in Berlin. Zusammenkunft hoher Diplomaten und Militärs Zur Teilnahme an einer Besprechung über politisch, and wirtschaftliche Fragen auS dem gemeinsamen Interessen, gebiete Deutschlands und Österreich - Ungarns find de, Staatssekretär d. Kühlmann, Minister Graf Czernin und Venera! Ludendorff in Berlin eingetroffen. Auch -e, deutsch« Botschafter tu Wien, Graf Wedel, hat sich zn de» Besprechung nach Berlin begeben. Wie aus maßgebenden Kreisen dazu berichtet wird, steh! diese Zusammenkunft zum Teil mit Ernährungsfragen d. b. mit Fragen des Nahrungsmittelaustausches zwischen den verbündeten Monarchien, vor allen Dingen aber mit den Verhandlungen mit unseren östlichen Gegnern, insbesonder, mit dem erhofften Abschluß milden Ukrainern, wo noch allerhand Dinge zu bereinigen sind, im Zusammen hang» Neben dem Leiter des österreichischen Außen- Ministeriums weilen seit einigen Tagen auch Vertreter de» österreichischen Ernährungszentralstellen wieder in Berlin. Hier dreht es sich um Verhandlungen über die rechtlich, Verteilung der rumänische« Bestände. * Die Antwort der Westmachte. ' Fortsetzung deS Krieses. Nach einer Londoner amtlichen Meldung ist de, Kriegsrat der Westmächte, der vom 30, Januar bis 2. Februar in Versailles tagte, zü der Überzeugung ge kommen, daß die Reden der Staatsmänner der Mittel mächte keine Annäherung an die Bedingungen des Ver bandes erkennen lassen. Dann heißt eS weiter: Unter diese», Umständen hat der Oberste KriegSrat de» Schluß gezogen» datz die einzige nnmtttelbare Aufgabe, dn ihm obliegt, t« der Fortsetzung de- Kriege- besteht, uni zwar in dessen Fortsetzung mit der äußersten Energie uni unter innigstem Zusammenwirken der militärischen A»> ftrengunge« der Verbündeten bis zu dem Zeitpunkte, w, der Druck ihrer Anstrengungen bei de» feindlichen Regte, rungeu und Staaten ein« andere Gesinnung hervorgcruser hüben wird. Die Antwort wird niemanden überraschen. Krieg bis zum Äußersten: Das ist die Losung unserer Feinde, Krieg bis wir auf die „gemäßigten" Bedingungen eingehen, di» unsere Feinde aufgestellt haben. Die Antwort der West« Mächte auf die entgegenkommende Rede des Staatsmannes der Mittelmächte ist — rund herausgesagt — «ine neu» Kriegserklärung. ' Trotzki im Lichie -er Wahrheit. Die staatsrechtlich« Stellung der Ukraine.! Berlin, 4. Februar. Die Vollsitzung der Friedens--Delegattonen vom S. Februar wurde für Herrn Trotzki zu einer schweren Niederlage. Der sonst so redegewandte, in Haarspaltereien und Winkelzügen wohlerfahrene Volksrat mußte sich von einem Mitglied der ukrainischen Delegation nicht nur bittere Wahrheiten über die Regierungsmethoden der Maximalisten sagen lassen, sondern sand auch zum ersten Male in Brest-Litowsk — nicht jene spitzfindigen ausfluchtsreichen Erwidemngen, die die Verhandlungen bisher so unfrucht bar zu machen versuchten. Der Volkskommissar, der so gern die Napoleon-Pose des Diktators annimmt, hatte er klärt, daß die Vereinbarungen der Kiewer Rada mit den Mittelmächten keine staatsrechtlich bindende Kratt haben könnten, solange nickt die in der waren längst abtransportiert worden, und die meisten Belten standen leer, bis auf einige wenige von Franzosen besetzte an dem entgegengesetzten Ende des Saales. Es sollten auch keine neuen Gefangenen mehr hierher kommen, hatte Schwester Hertha ihm erzählt, da die Bestimmung getroffen war, die Gefangenen vollständig von deutschen Verwun deten abzusondern. So sollten, nachdem mit ihm auch der letzte fort WM, Deutsche hier einziehen. Henry wußte, daß die Zeit für ihn nicht mehr fern lag und daß er es wohl hauptsächlich Schwester Hertas Fürsprache» die ihu §och nicht Mr transportsähig hielt und das vor dem L^ver» stabsarzt immer wieder betonte, verdankte. t Wie er diese Frau liebte! Diese Frau mit dem- großen, gütigen Herzen, zu der er mit einer der Jugend eigenen Schwärmerei für reife Frauen aufsah. Und bald sollte er sie für immer meiden. Ein Seufzer kam aus seiner Brust, und ein schmerzlicher Zug legte sich um seinen Mund. Er versank, wie so oft in letzter Zeit, in ein grübelndes Sinnen. Sein Leben zog an ihm vorüber, seine Kindheit, zuerst bei den Eltern gemeinsam, dann vom Vater getrennt bei der Mutter., Sorglos, ohne rrnstes Nachdenken hatte er alles hingenommen und sick eiten lassen ogn denen, die ihm zunächst standen, dei Nutter, dem Onkel. Den Vater sah er nur selten. Ei var ihm so selbstverständlich, den Weg zu gehen, den jene ihm vorschrieben, und so bequem. Da kam der große Krieg und trug die ersten Konflikte in sein Leben, bittere schwere Konflikte, die er mit finsterem Trotz zu besiegen dachte. Und nun war ein« Frau dazwischen getreten, ein« Frau, wie er sie bisher noch nickt gekannt hatte, die die .eiserne Kette, die er sick selbst geschmiedet hatte, mit fester und doch zarter Hand brach, die ihn einen Weg führte, auf dem er bisher noch nicht gewandelt war, unabsichtlich, unbewußt vielleicht, doch uni so sicherer. Langsam, mit tastender Hand faßte er in seine Rock tasche und zog ein Buch heraus, sein Notizbuch, das ihm der Vater einst geschenkt batte. Er klappte es auf, und eine kleine Liebhaberphotographie, die er selbst einst ver fertigte, sah ihn: entgegen, einen großen stattlichen Manr Mit einnehmenden Gestchtsrnoen darstellend. ruimchen Delegatton oerrretene Charkow« Abord nung der ukrainischen Arbeit«- und Soldatenrüte ihre Zustimmung erteilt hätten. Der an Stelle des HandelK- Ministers Holubowitsch den Vorsitz der ukrainischen Delv- gation führende Herr Sewojuk beantwortet Trotzkis Ma növer mit der Erklärung, daß. die ukrainische Zentralrada am 24. Januar den Beschluß gefaßt hat, den Gedanken, einem föderativen Bunde der neuen Republiken im ehemalige« Zentrum Rußlands anzugehören, angesichts der äuge» blicklichen Lage in Rußland aufgegeben und beschlossen habe, von nun ab einen unabhängigen souveränen und freie« Staat des ukrainischen Volkes zu bilden. Noch interessanter als diese Tatsache war die Begrün^ düng, die das Mitglied der ukrainischen Delegation Lu- binsjky für diese Wandlung gab. Mit starken Worten übte Ler Redner in längeren Ausführungen Kritik an der Lemn-Trotzkischen Ideenwelt, er nannte die Mittel, mit deren Hilfe sie die Völker Rußlands beglücken wollen, demagogisch und behauptete, die Volkskommissare führten in Rußland statt des Selbstbestimmungs- rechtes die Anarchie und die Zerrüttung ein, weil ße wüßten, eS sei leichter zu zerstören als anfzubauen. Im klaren Gegensatz zu ihrer Forderung, daß fremde Truppen auS besetzten Gebieten zurückgezogen werden sollen, seien auf ukrainischem Boden jetzt von russischen Truppen Arbeiter- und Soldatenräte gebildet worden und Trotzki verlange, daß diesen fremden Elementen die Regie- rungsgewalt auSgeliefert werde. Die Petersburger Volks kommissare haben in Charkow eine Gegenregierung ge gründet, die ihre Machkausübung mit Hilfe der Rate,' Garde durch Morden und Plündern begann. Die Char kow« Regierung hat keine Stütze im ukrainischen Volke Herr Trotzki war, verstummt und mit ihm der erst so beredte Herr Mjedwjcdjew, der Führ« der Char kow« Vertretung der Arbeiter- und Soldatenräte. Gras Czernin, der den Vorsitz führte, erklärte darauf, es sei kein Anlaß für die Mittelmächte, die Anerkennung der ukrainischen Delegation zurückznnehme« oder einzu schränken. Die ukrainische Volksrepublik solle vielmehr, . schon jetzt als unabhängiger freier und souveräner Staat anerkannt roerden, der in.der Lage ist, selbständig inter nationale Abmachungen zu treffen. Die Sitzung schloß mit einxr lahmen Erklär««« Trotzkis, die sein ganzes Wesen zeigt, wie es in Wahrheii ist: es werde den Verbündeten Mächten schwer fallen, die geographischen Grenzen der Ukraine anzugeben. Das ab« sei bei' Friedcnsverhandlungen die wichtigste Frage. — Wenn diese Ausführungen tatsächlich eine Stütze im Völkerrecht fänden, dann wäre ein Friedensschlutz mit Rußland in absehbarer Zeit schlechthin un möglich; denn es wird noch lange dauern, bis die neuen russischen Republiken über ihre Abgrenzung einig geworden sind. Herr Trotzki weiß das auch, aber er will --- ja, wüs will er eigentlich? - Je häufiger er das Wort in Brest-Litowsk ergreift, je unklarer wird sein Ziel. Es scheint aber, daß man ihn jetzt zwingen wird, ungeschminkt zu bekennen, ob er Frieden will oder nicht. Alles andere »nag er in Petersburg im Kreis« sein« Geistesverwandten erzählen. Vee Streit um Polen. Br«st-Litowsk, 4. Februar. Testern wandte sich die deutsch-österreichisch-ungarisch- russische Kommission zunächst der Besprechung der Frag« zu, ob Vertreter der westlichen Randstaaten zu den Ver handlungen eingeladen werden sollten. Wie im Falle der Ukraine, so machte Volkskommissar Trotzki auch jetzt wird« Zweifel an der völkerrechtlichen Staatlichkeit der Rand- gebiete gxltend. Rußland erkenne zwar die Selbständigkeit Polens an, dock sei diese Selbständigkeit nur eine schein bare, solange das Land unter dem Regime der Mittel mächte stehe. Trotzki erklärte weiter, daß er die Regierung des Herrn Kuckarczewski nicht als bevollmächtigte Re gierung hes polnischen Volkes ansehen könne, da sich diese Regierung nicht auf die breite Masse stüü«. «LraatSttttetärv.Kühlmannund MinisterLeS NutzernGraf Czernin stellten demgegenüber fest, daß Trotzki zwar Polen als selbständiges Land anerkenne, daß er aber diesem selb ständigen Staate seltsamerweise keine eigene Vertretung »ubillige. Die Rechtsstellung Finnlands. Auf eine Bemerkung des Staatssekretärs v. Kühlmann» baß russische Truppen sich in die inneren Kämpfe in Finn land gemischt hätten, erklärt Herr Trotzki, daß die russischen Truppen, die aus Finnland zurückgezogen werden sollen» seinen Einfluß auf die dortigen Kämpfe gehabt hätten. Im Anschluß an diese Erklärung kam Trotzki nochmals ruf die-polnische Frage zurück und wiederholte, daß «die gegenwärtige Regierung nickt anerkennen könne. Er vertiefte fick in den Anblick und vergaß dabei seine Umwelt, bis plötzlich Schwester Herta vor ihm stand. Erschreckt sprang' er auf, und Buch und Photographie sielen zur Erde ... . Henry merkte es nicht, er sah nur die Schwester, die sich mit freundlichen Worten nach seinem Befinden er kundigte. Da bemerkte Herta die Photograph!» und bückte sich danach. Nur einen flüchtigen Blick warf sie darauf, dann stieß sie einen Überraschungslaut aus: „Was — was ist das? Wie kommt dieses Bild hier her?" fragte sie ganz verdutzt. „Es gehört, mir", antwortete Henry verlegen und 'streckte die Hand danach aus. Doch Herta hielt es fest. ' „Ihnen?" fragte sic ungläubig und erstaunt. „Wie kommen Sie denn dazu-?" Diese Frage befremdete ihn einigermaßen, und, beklommen klang seine Antwort, zögernd gegeben, voll Widerstreben: „Es ist — mein Vater." „Ihr — Ihr Vater? Henry, was sagen Sie? — das . ist ja unmöglich!" stieß Herta jetzt aufs höchste betroffen hervor, „das ist doch Hauptmann Seeburg." „Sie kennen ihn — Sie kennen meinen Vater?" fuhr Henry jetzt in grenzenlosem Erstaunen dazwischen und starrte mit wett geöffneten, angstvoll forschenden Augen die .Schwester an. Herta glaubte zu träumen. „Ich kenne einen Hauptmann Seeburg, der einige Wochen hier im Lazarett lag und gestern geheilt zur Front abgegangen ist — und dieser sagte mir, daß er keinen Sohn besitze", antwortete sie, noch immer ver ständnislos. Ein weher Schmerzenslaut entrang sich des jungen Mannes Brust. „Oh, ich wußte es — ich wußte es!" stöhnte « auf, „und er hat hier im Lazarett gelegen, unter einem Dach mit mir, und ich habe es nicht geahnt —" Ein trockenes Schluchzen erschütterte seinen Körper. (Fortsetzung folgt.)