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versteht und spricht. Mein Name ist Gustav Holm, und brauche ich mich gewiß nicht als ihren Landsmann zu bezeichnen —" „Ich habe sie bereits als solchen anerkannt," antwortete Herr Erdmann, der es jetzt bereute, seinen Sohn zum Mit- fahren beredet zu haben. „Wir sind auf einer nothwendigen Reise durch Europa, wozu uns die Zeit nur sehr kurz zugemessen ist, und wolle» uns von hier nach Mailand begeben," fuhr der Fremde fort. „Vor einigen Stunden von Nizza angelangt, haben wir uns auf einem Spaziergange Mentone angesehen und uns dabei nach den Bewohnern der umliegenden reizenden Villen erkundigt. Das war auch mit dieser der Fall, die, von der Landstraße gesehen, so hübsch im Grün versteckt liegt und so erfuhren wir ihren Namen " „Es wird gewiß meinem Sohn sehr leid thun, Sie ver fehlt zu haben," entgegnete in leicht gemessenem Tone Herr Erdmann. „Wir haben uns in New-Jork gekannt," versetzte Herr Holm, welcher sich über die offenbar günstigen Lebensverhältnisse, in denen er seinen früheren Bekannten wiederfand, höchlichst verwunderte, „und hätte ich ihn gern einmal wiedergesehen, was aber wahrscheinlich nicht gut möglich ist, da unsere Abreise schon in der nächsten Stunde erfolgt!" „Mein Sohn kann leider erst gegen vier Uhr wieder hier sein, indem er und seine Frau " „Er ist also verheirathet?" fragte lebhaft Herr Holm. „Und gewiß mit der reizenden kleinen Johanna Bornhorst, in die wir Beide, zur Zeit, als wir bei ihrer Mutter wohnten, sterblich verliebt waren. Da sie aber Ihren Herrn Sohn mir vorzuziehen schien, trat ich rechtzeitig zurück — —" Friedrich Erdmann's Vater hätte diese Mittheilung gleich jeder anderen ausgenommen, denn sein Sohn hatte schließlich nicht mehr und nicht weniger, als andere junge Männer ge- than, doch ärgerte ihn der ebenso familiäre wie spottende Ton seines früheren Bekannten und förmlicher als noch vorher er widerte er: „Nein, Herr Holm, mein Sohn hat sich nicht in New- Jork verheirathet, sondern erst im verflossenen Herbst in Deutsch land, und er und seine Frau verlebten den Winter bei mir, der ich meiner Gesundheit wegen hier bin!" „Das überrascht mich einigermaßen," antwortete der Fremde, dessen Gesicht einen nachdenklichen Ausdruck annahm, „denn ich hätte Alles darauf gewettet, daß aus ihm und Johanna Born horst ein Paar werden würde!" „Es ist dennoch nicht geschehen, wie ich Ihnen auch be reits gesagt," entgegnete gemessen Herr Erdmann, dessen sich jedoch einige Unruhe und Aufregung zu bemächtigen begann, „und es thut mir leid, daß mein Sohn nicht hier ist, um Ihnen meine Worte zu bestätigen!" „Seine erste Frau könnte auch in New-Jork gestorben sein," sprach, Herrn Erdmann aufmerksam betrachtend, der Fremde. „Wenn ihnen daran liegt, genaue Kenntniß von der Sache zu erhalten, so will ich mich bei meinem Sohne darnach er kundigen und wenn Sie mir Ihre demnächstige Adresse angeben wollen, so kann er Ihnen ausführlich darüber berichten!" er widerte mit scharfer Betonung Herr Erdmann. „O, das ist durchaus nicht erforderlich," rief lachend der Amerikaner. „Ich habe jetzt die Absicht nicht mehr, Johanna Bornhorst zu ehelichen, da ich verheirathet und auch bereits Vater eines Sohnes bin. Sie sehen in mir den glücklichen Gatten der Schwester dieses Herrn, welche die Tochter eines der größten Grundbesitzer von Valparaiso ist. Ihr Herr Sohn hat gewiß in ähnliche günstige Verhältnisse geheirathet?" fügte er mit be zeichnendem Lächeln hinzu. „Sie haben offenbar meinem Sohne ein warmes Interesse bewahrt, Herr Holm," konnte Herr Erdmann sich nicht ent halten, in sehr förmlichem Tone zu sagen, „und daher will ich Ihnen mittheilen, daß er allerdings eine vermögende junge Dame geheirathet, durch mich aber ein sehr reicher Mann ist und wird!" „Das freut mich seinetwegen", antwortete Herr Holm langsam und wiederum mit nachdenklichem Gesicht, denn er wußte, daß Friedrich Erdmann in New-Jork angestrengt ge arbeitet, auch nie von einem reichem Vater gesprochen hatte. Nach seiner Uhr sehend, fügte er hinzu: „Aber die mir ver gönnte Zeit ist verflossen. Ich darf Sie wohl bitten, Ihrem Herrn Sohn meine Karte zu geben." — er nahm bei diesen Worten eine solche aus seiner Brusttasche hervor, schrieb einiges darauf und legte sie auf den Tisch — „und ihm auch meine besten Grüße und Glückwünsche zu seiner Vermählung zu sagen ", sich dann erhebend, folgte sein Schwager seinem Bei spiele und auch Herr Erdmann richtete sich langsam aus seinem Sessel auf. „Leben Sie wohl, Herr Holm, und wünsche ich Ihnen eine recht glückliche Reise," erwiderte dieser förmlich und stützte sich zugleich gegen den Tisch, denn die Aufregung, welche sich seiner während des Gesprächs bemächtigt, machte sich geltend. „Auf die hoffen auch wir," antwortete leichthin der Amerikaner „denn es hängt für uns sehr viel davon ab, da wir sobald nicht wieder nach Europa reisen können." „Nochmals leben Sie wohl, Herr Erdmann," und sich Beide verbeugend, was dieser erwiderte, verließen sie die Veranda und den Garten. Aufrecht dastehend, blickte er ihnen nach, bis sie seinen Augen entschwunden waren, dann aber sank er mit nachdenk lichem, umdüstertem Gesicht in seinen Sessel zurück, stützte das Haupt und starrte in's Weite, bis er endlich halblaut sagte: „Wäre doch nur dieser Holm nicht gekommen, der unser Aller Frieden und Glück stören und untergraben kann! — Wie aber soll ich handeln, was muß ich thun? — Friedrich nach dieser Johanna Bornhorst fragen? — Und wenn er mit ihr verheirathet gewesen, sie todt ist und ihm Kinder hinterlassen, deren gesetzliche Ansprüche an ihren Vater die etwaigen Ver wandten einmal geltend machen werden und die es auch können?" Seine Aufregung nahm bei diesen beängstigenden Gedanken zu, er fuhr mit der Hand nach der Brust und dem Herzen, das heftig zu pochen begonnen und strich sich dann über die feuchtkalte Stirn. Nach einigen Sekunden fuhr er fort: „Sollte es richtiger sein, Friedrich den Besuch dieses Holm zu verheimlichen, den außer mir Niemand im Hause gesprochen, vielleicht nicht einmal gesehen, und seine Karte zu vernichten ? — Ich fürchte jede Frage an ihn, denn welcher Antwort kann ich gewärtig sein, was aus seinem Munde erfahren? — Er hat lange gezögert, um Elfriede anzuhalten, empfindet auch keine große Liebe zu ihr, was sie nur zu gut weiß, aber zu klug zu beachten ist, sollte — sollte " Er konnte nicht fortfahren, die wachsende Aufregung drohte von Jenem erfahren haben, dessen Namen mich schon seit diesem evdnumm Uittweiäa A ») «»sedlis»- Inzells v - V A d) WsrkMststsr-Ss^Lls. « V — VesvLtsrrlsLt > kl ,, kk kk * Gärtnerisches aus Paris. Die Franzosen sind besondere Verehrer von Blumen und namentlich kommt diese Zuneigung Lebens, aber es ist ein abstoßendes Bild. Schänke reiht sich an Schänke, die rothe Laterne ladet den Nahenden schon von weitem verführerisch zur Einkehr, die Schankmamsell kredenzt ihm das berauschende Gifr, feile Dirnen, diese Lockvögel aller Schnapsspelunken, umdrängen den mit vollen Taschen eintre tenden Gast. Der Goldgimpel mag sich wehren, wie er will, er ist im Netz und bleibt darin gefangen, bis ihm das letzte Goldfederchen ausgerupft ist und er, ein Bettler, hinausgestoßen wird auf die Straße, oder — es kommt oft vor — die Lena eines Tages seinen Leichnam in verschwiegener Stunde der Nacht aufnimmt. Diese trüben Wellen der Lena, wie viel scheuß liche Verbrechen tragen sie spurlos mit sich fort in den Ozean. Dabei fällt mir eine Anzeige ein, die ich vor Kurzem in einem „Polizei-Anzeiger" las, in dessen Spalten solche „Verunglückte" nach ihrem Tode noch eine Weile wieder auftauchen, um dann für immer zu verschwinden. Diese Anzeige lautet : „Der Polizei chef des Distrikts .... bringt hiermit zur Kenntniß aller Ver wandten und Bekannten des Verunglückten, daß an dem (folgt das Datum) an dem Ufer des Flusses.... die Leiche eines Unbekannten gefunden worden, von unbestimmbarem Alter und Geschlechte. Besondere Merkmale finden sich nicht, da der Körper von wilden Thieren bis auf die Knochen abgenagt ist. Einziges Merkmal sind ein Paar schwarze Stiefel an den Füßen." Es dürfte wohl etwas schwer halten, ein Skelett an den Stiefeln allein zu kennen, besonders wenn diese zu den gewöhnlichen Ar beitsstiefeln gehören, wie sie zu Tausenden über denselben Leisten geschlagen werden." * In Kaluga in Rußland wurde das prächtige Militär- lazareth-Gebäude von einem furchtbaren Brande nachts bei starkem Winde vollständig eingeäschert. Gegen 20 Kranke, welche im zweiten Stockwerk lagen, verbrannten, die übrigen In sassen des Lazareths wurden mit Mühe gerettet. * Der Cichorienbau Deutschlands. Mehr als 11000 Morgen werden in Deutschland mit Cichorienwurzeln bebaut, all jährlich gegen 5 Millionen Centner Wurzeln geerntet und über 1 Million Centner Cichorienpulver als Kaffeesurrogat erzielt. Für ungefähr 8 Millionen Mark wird ausgeführt. Oesterreich, Belgien, Holland, England, Rußland bauen gleichfalls viel Ci chorienwurzeln. Die Cichorie als Kaffeesurrogat kam 1775 in Aufnahme. Knab.-Anzüge u. Paletots Einzelne Knaben-Hosen. Einzelne Westen. Leinen- und Lüster-Sachen zu Herstellungspreisen, so lange der Vorrath reicht. Grötztes und billigstes zlaufhaus für Herren« nnd Anaben« Garderobe, kropllst", Inhaber Fritz Feige. 2^,1« wits-ruffe r-S tratze 24, 1. vis-L-vis Hotel sie Trance. ihn zu ersticken, er wollte sich erheben, und seinen Diener durch die Glocke herbeizurufen, allein die Kräfte versagten ihm und auch seine letzten Worte fanden kaum hörbar den Weg übei die Lippen. Dann dunkelte eö ihm vor den Augen, er sank schwer gegen den Sessel zurück und das Bewußtsein, begann ihm zu schwinden. Etwa zehn Minuten später betrat Friedrich Erdmann de» Garten, und zwar von einer entgegengesetzten Seite, die sei» einstiger Bekannte eingeschlagen. Eines plötzlichen Unwohlseins des sehr schwächlichen Mr. Venthill's wegen hatte die Fahrt nicht stattfinden können, und während Frau Erdmann den Bitten seiner Gattin, ihnen noch einige Stunden Gesellschaft zu leisten, nachgegeben, kehrte Ersterer, von Besorgniß und Un ruhe um seinen Vater erfaßt, nach der Villa zurück. Sich der Veranda nähernd, sah er diesen in seinem Sessel liegen, uud überzeugt, daß er eingeschlummert, trat er leise ein. Sein erster Blick fiel auf die für ihn bestimmte auf dem Tisch liegende Karte, und sie ahnungsvoll ausnehmend, starrte er von Schrecken erfaßt auf den Namen. Er wandte sie darauf hastig um, sah die geschriebenen Zeilen und las: „Bedaure, Sie nicht erwarten zu können, da wir in der nächsten halben Stunde Weiterreisen müssen, um so bald wie möglich nach Valparaiso zurückzukehren." Sich dann langsam seinem Vater zuwendend, sah er, daß dieser unverändert schlief, sein Kommen also nicht gehört hatte, und blickte nochmals auf die Karte, die ihn in immer größere Aufregung versetzte, und über die er gewiß ihm Auskunft, — welche Auskunft aber, zu geben vermochte, und wieder legte er sie auf den Tisch zurück. Sich wundernd, daß sein Vater, der sonst meistens einen leisen Schlaf hatte, nicht erwachte, trat er dicht an ihn heran, beugte sich dann schnell zu ihm nieder, ergriff seine Hand und legte die andere auf die Stirn. Noch mals von Schrecken erfaßt, fühlte er, daß der Puls nicht mehr schlug, und die Hand schlaff in der seinigen ruhte, die Stirn feuchtkalt war, und er gewann die Ueberzeugung, daß er seinen Vater verloren, ein Herz- oder Lungenschlag seinem Leben ein Ende gemacht. Einige Sekunden stand er starr und regungs los bei der Leiche, seinen Kopf durchschwirrten Fragen und Ge danken, seine Pulse unv Schläfe klopften zum Zerspringen, sich jedoch gewaltsam fassend, steckte er die verhängnißvolle Karte in die Brusttasche und sagte halblaut: „Sein Tod ist ohne Zweifel in Folge einer heftigen Auf- in Paris zum größten Ausdruck. Es giebt dort nurUn 11 regung emgetreten, was aber glücklicher Weise nur ich weiß und Blumenmärkte, wo Topfpflanzen, abgeschnittene Blumen, Bou mein Geheimniß bleiben muß. Was aber, — was mag er guets u. s. w. zum Verkauf kommen. Größere Blumenläden Lxtra-Zug! Extra-Züge sinds vor Allen, Die uns in die Augen fallen In der Zeitung, mächtig groß, Denn jetzt geht das Reisen los! Extrazug zu bill'gen Preisen, Das erleichtert ja das Reisen, Mit der Eisenbahn fährt dann Fort nach jeder Richtung man! Extrazug ists auch zu nennen Sieht man zum ,,kl-o>>litzt,vtti> rennen Alle Leute, Groß und Klein, Wo man billigst stets kauft ein! Herren-Paletots fr. v. M. mag es gegen 300 geben, außerdem viel kleinere und zahlreiche Haussirer mit Blumen. Viele Reiche abonniren auf ein Jahr auf Blumen- und Pflanzenlieferungen und haben dafür 25000 Fres, zu zahlen. Unter den Tre'bpflanzen nimmt der Flieder (Syringa) die erste Stelle ein und gegen 2 Million Umsatz bringt die Fliedertreiberei mit sich. Ueberall in den Gärten steht man Fliederbäume und -Sträucher und in Vitry-sur-Seine stehen gegen 1000 Morgen zwecks der Treiberei mit Flieder bepflanzt. Rosen und Veilchen werden gleichfalls in großem Maßstabe angebaut und der Verbrauch von allerlei frischen Blumen ist ganz enorm, beläuft sich alljährlich auf viele Millionen, Alles kauft Blumen und Blumensträußchen, die Millionäre, wie die Arbeiterin, Alles schwärmt für sie, bringt ihnen sogar bisweilen eine bedenkliche Leidenschaft entgegen. * Rudolstadt, 20. August. Gestern Abend brannten hier 22 Scheunen und 4 Wohnhäuser ab. Bereits am vergangenen Sonntag waren 30 Scheunen in der Stadt niedergebrannt. * Billig und gut einzukaufen ist eine Kunst, welche großen Vortheil bringt. Namentlich ist durch directen Bezug von Tuch stoffen sehr viel Geld zu ersparen und hierbei kommt die Tuch ausstellung Augsburg dem Publikum sehr entgegen, indem sie auf Wunsch Jedem eine reichhaltige Musterauswahl franko sendet. Da die Preise sehr billig sind, sofft es sehr zu empfehlen, sich die Muster kommen zu lassen, umsomehr, als hierdurch keinerlei Verpflichtung zum Kaufen entsteht. Herren-Paletots Herren-Anzüge Herren-Anzüge Frack-u.Gesellsch. Anzüge „ Ulsters, Havelocks, Schuwaloffs mit u. ohne Pelerine „ Herren-Hosen „ „ Hrn.-Jaquets u. Joppen „ Jüngl.-Anzüge u. Paletots Morgen verfolgt hat? — Was es auch gewesen sein mag," fuhr er nach momentaner Pause fort, „er hat es mit in die Ewigkeit hinübergenommen, und Jener, der seit Jahren schon in Valparaiso lebt, weiß nicht, was sich in New-Jork zuge-! tragen! — Ich aber werde Hinfort Angst und Aufregung, wie^ die heute ausgestandenen, von mir fern zu halten wissen und! niemals die schützende Zurückgezogenheit von Haus Grönwohld verlassen, wohin wir uns schon in den nächsten Tagen mit der Leiche begeben müssen, und dessen Name als mein Besitz Niemand, wer es auch sein möge, von meinen amerikanischen Bekannten und Verbindungen kennt!" (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. * Einem Briefe der „St. Petersburger Ztg." aus Sibirien entnimmt die „Franks. Ztg." folgende Schilderung: „Nach ein genommenem Frühstücke brachen wir auf, um noch zwanzig Werft den Fluß hinaufzugehen, und gelangten, nachdem wir eine ganze Reihe alter Gruben und verlassener Wäschereien passtrt hatten, zu einer größeren Goldwäscherei, die im Thale eines Nebenflüß chens des großen Bogolannoch arbeitete und über 200 Arbeiter beschäftigte. Diese Leute waren per Solotnik bezahlte. Es war kein hübsches Bild, diese in Artels von 5—10 Mann arbeitenden Goldwäscher bei ihrer Beschäftigung zu sehen, lauter in bunten Hemdlumpen steckende abschreckende Gestalten, die wilden Gesichter von zottigen Bärten umrahmt, den Kopf zum Schutze gegen Staub und Schmutz mit einem Weibertuche umwunden, die Augen mit glühender Gier auf die Erdschollen gerichtet, welche Spaten und Hacke bearbeiteten. Es war, als ob ein großer Haufen Irrsinniger hier ihren Wuthanfall austobte. Geradeso wurde gekarrt und gewaschen, gestochen und gestoßen und auf die arme Erde losgehauen .... Wäre ich ein großer Maler des realistischen Lebens, wie unser Repin, ich malte das Bild solch einer Goldwäsche, wie es mich beim ersten Anblicke mit Schauder und Entsetzen erfüllte und meiner Erinnerung noch in brennenden Farben vorschwebt. Eö würde ein Bild menschlicher Thorheit, menschlicher Gier und menschlichen Elends, wie kein zweites. — Die meisten unter diesen Solotnik-Arbeitern gehören zu Ver brechern, welche ihre Strafzeit abgebüßt haben oder ihr entronnen sind. Auch hier trifft man, wie auf den großen Goldwäschereien der Lene, nur alle möglichen Nationalitäten: Zigeuner, Juden, Tscherkessen, Tartaren, Groß- und Kleinrussen, Polen, Deut sche rc. Der eigentliche Bauer ist hier selten vertreten, und wo er ist, da ist er ein verlorener Mann, wie all die anderen. Die schwere, nasse Arbeit, schlechte Wohnung und noch schlechtere Kost, die ewige Aufregung, der in Strömen fließende, sinnen- und gewissenbetäubende Branntwein — das alles richtet ihn in kürzester Zeit zu Grunde. Es ist eine häufig beobachtete Thatsache, daß ein Mensch, der das Goldwäscherleben durch einige Jahre ge kostet hat, zu jeder anderen Arbeit unfähig wird und über kurz und lang wieder in die Goldwäschcreien zurückkehrt um sie lebend nicht mehr zu verlassen. Geschieht dieses dennoch, so zieht er heim als geistiger und leiblicher Krüppel und bereichert das heimathliche Dorf um einen Bettler. Noch schrecklicher ist der Lebenslauf der „Solotnitscbiki" aus den Verbannten. Für diesen hat das Geld keinen Werth, so lange er es nicht in Schnaps umsetzt. Der Unglückliche hat keine Heimath, keine Zukunft mehr, der Branntwein aber öffnet ihm wenigstens für einige Stunden den Himmel, und ist der selige Rausch vorbei, so trinkt er sich einen neuen an, und so weiter und immer weiter, bis er, von Stufe zu Stufe sinkend, in dem Pfuhle angelangt ist, wo kein Sinken mehr möglich ist. Selbst diejenigen unter dieser Kategorie von Goldwäschern, welche noch so viel moralische Kraft in sich haben, einige 100 Rubelscheine beiseite zu legen, um damit nach beendigter Goldwäschesaison in irgend einen noch unver dorbenen Winkel des Lenathales ein neues Leben anzufangen, entrinnen nur höchst selten dem Untergange. Der Weg zum Ziele ist lang und die Versuchung zum Rück falle in das alte Laster gar zu groß. Während endlose Strecken Sibiriens todte Einöden sind, dem müden Reisenden nirgends ein freundliches Wohnhaus winkt, worin er auf Gastfreundschaft rechnen könnte, bietet der zu den Goldwäschereien führende Weg das Bild bunten 8,00, jetzt M. 6,50jan. 11,00, 9,00 „ 9,00, 7,00 „ 14,00, 11,50 „ 25,00, 20,00 „ 13,00, »k 10,50 „ 2,00, 1,50 „ 6,00, »k 4,75 „ 6.75, 5.25 „ 2,50, 2,00 „