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WchtMM K Mskuff Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen l Mk. 25 Pf. — Einzelne Nummem 10 Pf. Tharandt, Uoffen, Ätbealtha and die Umgkgrndkn. Imtsötnlt Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. für die Kgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. No. 64. Freitag, den 11. August 1893. Bekanntmachung. Das 10. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes vom Jahre 1893 enthält: Nr. 46. Verordnung, die Enteignung von Grundeigenthum zur Erbauung einer normalspurigen Eisenbahn vom Bahnhofe Reichenbach nach Mylau betr., vom 21. Juni 1893; Nr. 47. Verordnung, die Enteignung von Grundeigenthum für Herstellung einer Wagengruppirungsstelle oberhalb Krippen an der Eisenbahnlinie Bodenbach-Dresden betr., vom 22. Juni 1893; No. 48. Verordnung, die Aushebung des Untersuchungszwanges für die zur Eisenbahnbeförderung nach den Nordseehäfen bestimmten Wiederkäuer und Schweine betr., vom 23. Juni 1893; Nr. 49. Bekanntmachung, eine Anleihe der Stadtgemeinde Wurzen betr., vom 5. Juli 1893; Nr. 50. Verordnung, die Enteignung von Grundeigenthum für Erweiterung der Eisenbahnstationsanlagen in Radeberg betr., vom 6. Juli 1893; dir. 51. Verordnung, die Bekanntmachung der vom Landtagsausschusse zu Verwaltung der Staatsschulden unter dem 9. Juni 1893 erlassenen Prüfungsordnung betr., vom 20. Juli 1893; Eingangs bezeichnetes Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes liegt zur Einsichtnahme auf hiesiger Rathsexpedition aus. Wilsdruff, am 9. August 1893. Der Stadtrath. Ficker, Brgmstr. Auktion. Dienstag, den §5. August 18Y5 vsn vsru«. y Uhr ab gelangen in der weick»sl-'sck)en Wirtschaft in Lunbach b. Wilsdruff die volständige Ein richtung einer Dampfschmie-erverkstatt, darunter eine Drehbank mit Zubehör, 2 Bohrmaschinen, 2 Amboße, 1 Transmission, I Stauchmaschine, 2 Feilbänke, 5 Schraubstöcke, ver schiedene Schneidekluppen, Feilen, Hammer, Dorne, Meisel, eine größere Partie Roheisen, halbfertige Ackergeräte und Räder, ferner 1 Ziege, 1 Schreibsekcetär, 1 Sopha, 1 Wäschemangel, sowie andere Möbelstücke, Haus- und Küchengeräte meistbietend gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Dresden, am 7. August 1893. Der Konkursverwalter Rechtsanwalt Gustav Müller. Tagesgeschichte. Kaiser Wilhelm ist von seinem jüngsten Aufenthalte auf englischem Boden im besten Wohlsein wieder in Kiel ein-^ getroffen. Unterwegs stattete der Monarch der Insel Helgoland einen Besuch ab. Im Brennpunkte des politischen Tagesinteresses für Deutsch land steht bis auf Weiteres der seit Dienstag in Frankfurt a. M. versammelte Minister-Kongreß, der die Grundzüge einer Reform der Neichsfinanzen festsetzen soll. Nicht nur die größeren Bundesstaaten, sondern auch die mittleren und kleineren Staaten sind neben dem Reiche selbst durch die Leiter ihrer Finanzen auf der Konferenz vertreten, die somit eine ungemein stattliche Anzahl von Theilnehmern aufweist. Die Hauptaufgabe der Konferenz ist klar vorgezeichnct; es gilt einerseits, sozusagen da« Knochengerüst für die erstrebte Reform der Reichsfinanzen aufzustellen, also die geeigneten Grundlagen für die nothwendig geworbene Neugestaltung des Finanzwesens des Reiches aufzu finden, anderseits handelt es sich darum, eine Verständigung über die dem Reichstage zu diesem Behufe vorzuschlagenden neuen Stenern zu treffen, eine sehr schwierige Aufgabe. Zu nächstwerdenallgemeine Vorerörterungen über die hauptsächlichsten Punkte der geplanten Reform an der den Dclegirten der BundeS- slaaten vorgelegten Denkschrift des preußischen Finanzministers Dr. Miquel slattfinden, erst dann soll in speziellere Debatten eingetreten werden. Ort der Sitzungen der Ministcrkonferenzen ist das ehemalige Palais des Bundestages in der Eschenheimer Gasse, die Verhandlungen leitet der Staatssekretär des Reichs- schatzamteS, v. Maltzahn-Gültz. Die Dauer derselben läßt sich durchaus noch nicht bestimmt angeben, schwerlich aber trifft die Annahme zu, daß die Frankfurter Ministerberathungen wahr scheinlich schon am nächsten Sonnabend zuin Abschlusse kommen würden. Der Zusammentritt der Frankfurter Finanzminister- konfercnz hat eine wahre Hochfluih von Steuervorschlägen für die Zwecke der Konferenz gezeitigt. Alle möglichen Projekte neuer Steuern sind da aufgetoucht, die sich auf alle Arten von Lurussteuern, zu denen inan auch die von einem sächsischen Forstmann vorgcschlagene Steuer auf Jagdscheine rechnen könnte, auf eine Junggesellensteuer, eine Jnseratensteuer, eine Ouittungs- steuer, eine Wchrstcuer, eine indirekte Packetportosteuer durch Erböhung des einfachen PacketportoS u. s. w. beziehen Mit Recht warnt indessen die „Nordd. Allg. Ztg" davor diesen Gerüchten Glauben zu schenken, erst da« Resultat der Konferenz selbst werde volle Klarheit gewähren. Indessen geht die all gemeine Annahme doch dahin, daß bei den Frankfurter Minister- 'berathungen der Tabak seine Rolle als Hauptbesteuerungs- objeet spielen werde. Die Haltung Englands zum Zollkriege zwischen Deutsch land und Rußland charakterisirt der konservative „Standard« u. A. wie folgt: Die russische Regierung beabsichtigt deutschen Schiffen die in russische Häfen einlaufen, eine besondere Steuer anfzuerlegcn. Man kann sich keinen unfreundlicheren Akt einer großen Macht einer anderen gegenüber in Friedenszeiten denken. Der deutsche Grundbesitzer wird eine Zeitlang zweifelsohne Ursache zur Freude haben und wird sich sür die Unterstützung, die er dem Armeegesetze gab, reichlich belohnt fühlen. Im Laufe der Zeit jedoch werden die Vereinigten Staaten, Britisch- Judien und andere Staaten Getreide nach Deutschland senden, und es ist möglich, daß die Preise nicht permanent erhöht werden. Kann Deutschland ohne russisches Getreide fertig! werden, so kann Rußland ohne deutsche Fabrikate eristiren. Dieser Zollkrieg wird jedoch dazu beitragen, den nationalen Antagonismus und den Rassenhaß zu verstärken. Der Handel zwischen Rußland und Deutschland ist nicht so groß, als daß durch die jetzt herrschende Strömung eine bedeutende Störung im Welthandel verursacht werden wird. Das Interesse, welches der Tarifkrieg erregt, liegt in der Beleuchtung, in welcher der selbe die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Staaten erscheinen läßt. Wären dieselben wie früher, so würde der jetzige Zustand nicht denkbar sein. — Fürst Bismarck möchte seine Landsleute überreden, zu glauben, daß England sich Deutschlands zu seinen Zwecken bedienen möchte: es dürste ihm aber schwer werden, dieses zu beweisen. Wir haben keine Interessen, welche nicht auch die Interessen Deutschlands und die seiner Verbündeten sind, und obwohl unsere Konstitution uns nicht erlauben niag, in. Voraus formelle Verträge einzu gehen, die den Krieg und Frieven involviren, so zweifelt kein unterrichteter Mensch in Deutschland daran, daß, sollte die Ge legenheit sich darbicten, England seinen Theil in der Ver- theidigung der Interessen, die uns Allen gemein sind, über nehmen wird. Es ist in unserem Interesse, daß alle unsere Kunden sich wohl befinden: und sind unsere Kunden gleich zeitig auch unsere politischen Freunde, so ist unser Bedauern über das Unheil, das ihnen zugefügt wird, um so größer. Ist es die Absicht der russischen Regierung, durch die Handels barrieren, die sie aufrichtet, ihre Feindseligkeit gegen die deutsche Nation im Allgemeinen zu manifestiren, so weiß alle Welt, auf welcher Seite unsere Sympathien zu finden sein werden. Aus Berlin wird geschrieben: Die sozialdemokratische Beutelschneiderei wird nirgends auf der Welt so unverschämt und blutsaugerisch betrieben, als auf dem klassischen Boden des „Volkes der Denker.« Unter dem Vorwand der Erschöpfung der Parteikasse werden die sozialdemokratischen Parteisteuerzahler bis zur Blutleere geschröpft. Natürlich, die Agitatoren, die bei Dressel, Uhl und in sonstigen Restaurants 1. Classe zechen, die auf der Eisenbahn grundsätzlich nur 1. klaffe fahren, die sozialdemokratischen Radfahrerklubs, Ruderklubs und sonstige dem noblen Sport gewidmete Vereine ins Leben rufen, wobei sie ihrer eigenen werthen Person mit Vorliebe die Stelle des Präsidenten, des Cassenvcrwalters rc. reserviren, brauchen für ihre Passionen eine Unsumme Geld: „deshalb, Genossen, thue jeder seine Schuldigkeit« — das heißt er thue Geld in ihren Beutel. Für was die Genossen manchmal ihre „Schuldig keit« thun müssen, das ersehe man zum Beispiel aus der Nr. 32 des „Sozialisten". Da steht zu lesen: „Aus Elberfeld erhalten wir folgende Anfrage an den Parteivorstand: Der hiesige Vertrauensmann Wilh. Ullenbaum hat im vorigen Jahre, wie uns aus sicherer Quelle mitgetheilt wird, dem Weber Emil Müller zur Gründung eines Colonialwaaren-Geschäfts aus der Parteikasse 300 Mark überwiesen; einen Wechsel von nochmals 300 Mark, haben die Herren Harm, Stehr und Neumann mit ihrem Accept versehen, und als derselbe am Fälligkeitstermin nicht eingelöst wurde, hat Herr Ullenbaum abermals 150 Mark hergegeben, die übrigen 150 Mark Herr Stehr." Wir fragen nun, ist das der Zweck der dem darbenden Volke abgebettelten Hungergroschen, daß solche Größen sich einen faulen Tag da mit machen sollen? Das arbeitende Volk wird hieraus eine Lehre ziehen!! Bemerken wollen wir noch, daß uns öde Schimpfereien als Antwort nicht genügen werden. Mehrere Unabhängige." Danzig, 9. August. Gestern ging zwischen Langfuhr und Oliva nach starkem Gewitter ein heftiger Wolkenbruch, untermischt mit starkem Hagelschlag, nieder. Alles noch draußen stehende Getreide ist zerschlagen, die Eisenbahngleise hinter Langfuhr sind unterwaschen. In dieser Woche wird in Zürich wieder einmal ein internationaler Arbeiterkongreß abgehalten werden. Das Wort werden, wie auf den Kongressen in Paris und in Brüssel, natürlich nur die Nichtarbeiter führen, und was über die Bc- schickuug der Züricher Verhandlungen bekannt wird, läßt auch die Jnternationalität der Versammlung in einem zweifelhaften Lichte erscheinen. Jedenfalls wird sich aufs Neue zeigen, daß noch manches Jahr verrinnen wird, ehe das Weltverbrüderungö- fest, das diese Verhandlungen vvrbereiten sollen, gefeiert werden kann. In Brüssel haben die Verhandlungen zum Theil einen so gereizten Charakter getragen, daß eher auf ein Scheitern der Verbrüderungsversuche geschlossen werden konnte, und dieser Umstand ist vielleicht auch auf die seltsame Thatsache mit von Einfluß gewesen, daß der offizielle Bericht über jene denk würdigen Verhandlungen erst kurz vor dem Zusammentreten des neuen internationalen Arbeiterkongresses das Licht der Welt erblickt hat. Man muß auffällig viel Zeit gebraucht haben, um den Bericht für die Oeffentlichkeit in geeigneter Weise zu rechzustutzen. Für die Züricher Verhandlungen liegen zum Theil dieselben Anträge vor, die in Brüssel schon zu dem großen Streit zwischen den Holländern und Deutschen Veranlassung gegeben haben. Die fortgeschritteneren Genossen in Holland beantragen wieder den Militärstreik für den Fall eines Welt krieges, während die vorsichtigeren deutschen Genossen ihre Stellung zu der Kriegsfrage in einer Resolution „klargelegt« haben, zu deren Verständniß erst der in den Verhandlungen abzugebende Kommentar abgewartet werden muß. Es ist ein: Gewirr von Phrasen, wie sie die Sozialdemokratie bei unS liebt, seitdem sie Parlamentsmacht geworden ist. Etwas ein heizen werden den bequem gewordenen Alten auch die deutschen Anarchisten, die gleichfalls zwei Delegirte nach Zürich entsendet haben, vorausgesetzt, daß man sie zu den Verhandlungen zu läßt. Der Ausschluß kann in Zürich freilich nicht so ohne Weiteres erfolgen, wie auf den Tagen in Deutschland, wo die Herren unter sich sind. Das russische Justizministerium beabsichtigt nach der „Ssud. Gas." die Duellstrafen zu erhöhen. Tödtung desGegners im Duell soll Festungs- oder Gefängnißstrafe bis zu sechs Jahren nach sich ziehen, Zufügung einer mehr oder weniger schweren Wunde eine Haft bis zu 3 Jahren. Wegen Theil- nahme an einem Duell, das keine Verwundung zur Folge hatte, sollen die Gegner einem Arrest bis zu 6 Monaten unter liegen. Für Herausforderung zum Duell wird eine Festungs oder Gefängnißstrafe von sechs Wochen bis zu drei Monaten. oder eine Geldstrafe bis zu 100 Rubel festgesetzt werden. Der Entwurf sieht auch eine Bestrafung der Sekundanten vor. vaterländisches. Wilsdruff. Der allbekannte und bestrenommirteste Salon-Magier Mar Grundmann tritt nächiten Sonntag nach 3jähriger Pause wieder im Saale des „Hotels zum Adler« hier auf, um zu zeigen, daß man auch in dieser Kunst wesentliche Fortschritte machen kann. Hat derselbe schon bei seinem letzten Hiersein sich als guter Zauberkünstler und Anti spiritist vortheilhaft eingeführt, so ist Herr Grundmann jedoch jetzt nach einer längeren Reise von einem glänzenden Engagement im Etablissement Ronacher in Wien zurückgekehrt und bringt viel Neues und Interessantes mit, wie z. B. das Verschwinden eines Herrn aus dem Publikum u. s. w. So viel steht fest,