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Zweites Blatt Imtsblslt No. 7« 1893 Freitag, den 22. September »*»»»»»»(»)»»»***** Unglück gehabt oder wohl gar den Stock oder hingehen lassen, Eltern verwenden. In Anbetracht solcher Dinge erlauben wir uns folgende Sätze aufzustellen, mit denen gewiß Jeder einverstanden sein wird, dem daran liegt, daß es besser und Eltern der geschilderten Art gleichsam eine Handhabe zur weifen Erziehung ihrer Kinder gegeben werde. 1) Man lasse dem Kinde so viel Freiheit als möglich, das heißt, man erlaube ihm Alles, was nicht unsittlich, nicht bös, nicht gefährlich u. s. w. ist. 2) Der Gehorsam muß aber in der zartesten Jugend ausgebildet werden und zwar durch Strafen, indem das Kind! Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis ' vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne j Nummern 10 Pf. Blätter und Blüten. Brot und Branntwein oder was der Roggen sagt. Gegessen ernähr ich, getrunken zerstör ich. In der Scheuer gedroschen, bin ich nützlich der Welt, Destillirt und getrunken, raub Verstand ich und Geld. Zum Segen gereich ich, wenn in Mehl ich verwandelt, Zum Fluche dagegen, wenn im Maischfaß behandelt. Gebrauchst du als Brot mich, so bin ich dein Freund, Als Branntwein dagegen dein grimmigster Feind. Wer als Brot mich verzehrt, hat Arbeit und Muth, Doch Mühsal und Noth bringt des Branntweins Gluth. Brot giebt dir Freude, bringt Frieden und Glück, Branntwein zerstört es und bringt dich zurück. Machst du Brot aus mir, so nähr ich dein Haus, Doch hungre zu Tode als Branntwein es aus. Als Brot bau ich Häuser, vermehre die Habe, Als Schnaps trag ich Leben und Wohlstand zu Grabe. Als Brot geb ich Stärke für jedwede That, Als Schnaps mach ich reif dich für Galgen und Rad. Das Brot hält die Kinder dir brav und gesund, Am Schnapse verlumpen Weib, Kinder und Hund. Als Brot bin ich Diener dir jedweder Tag, Als Branntwein bin Herr ich und du bist mein Sklav. Merk wohl was ich sage, meine Stärke ist so: Als Brot geb ich Kraft dir, als Branntwein: Mordio! uuvtzlvltv» werven uno zwar vuru? ^»Usc», »>vcu> vuv oomo j die vielleicht in anderer Weise ausgefallen wäre. Er hatte dies hier noch gleichsam zu sehr Thier ist, als daß es durch Vernunft indeß kaum gesagt, und Paula den Kaffee zu serviren begonnen gelenkt werden könnte. als auch Magdalena und Max Raben ebenfalls in heiterster 3) Vom 3. bis 4. Jahre an ist das Princip der Milde Stimmung erschienen, die Jugend neben dem Alter sich nieder- dem der Strenge weit vorzuziehen. Man lasse 9 Fehler hin-- ließ und Frau Bornhorst zu ihrer Freude und Beruhigung be ¬ hause behandeln. Wenn man sieht, wie sie z. B. den noch kleinen zwei- bis vierjährigen, namentlich den letztgeborenen Kindern alle Fehler, Unverständigkeiten, Bosheiten hingehen lassen, ohne ein Wort darüber zu verlieren, ja wohl gar verzärteln, so ist dies eine verkehrte Erziehung, die sich früher oder später rächt. Schlimmer aber, wenn die Kinder älter geworden und solche wegen eines Versehens, weil sie vielleicht etwas vergessen, Etwas zerbrochen, ihr Kleid zerrissen oder sonst ein haben, gleich barbarisch strafen, sie schimpfen Flüche gegen sie ausstoßen. In solchen Fällen haben bethörte Eltern die Peitsche zur Hand, während sie es ruhig wenn ihr Junge erwachsene Leute neckt, seine Schulkameraden prügelt, alte gebrechliche Leute zum Narren hat oder wohl gar Betrügereien, selbst kleine Diebstähle ausübt. Wo solche Dinge wahrzunehmen sind, so möchte man den Stock, anstatt für diese armen, verwahrlosten Kinder, für den Rücken der schlechten Wahrheit und Dichtung. Original-Erzählung von Mary Dobson. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Es wäre sehr unrecht von Dir gehandelt, Magdalena, wolltest Du ihm das jetzt sagen," antwortete ernst und mit Nachdruck ihr Bruder, „und ich als einer der Vormünder müßte dagegen Einspruch erheben. Laß ihn vielmehr das be absichtigte Ziel zu erreichen suchen, was gewiß seiner sonst so kräftigen Gesundheit nicht schadet, über die auch Du Dich be ruhigen kannst und mußt, wenn Du den armen Jungen nicht die Ferien verderben willst. Er hat Dich ohnehin schon mehr fach forschend und aufmerksam angesehen, wie eres als Knabe that, wenn er Dein ernstes oder bekümmertes Gesicht bemerkte und keine Frage zu thun wagte! Frau Bornhorst hatte dieser verständigen Rede ihres Bruders ruhig zugehört, und erwiderte nach kurzem Schweigen: „Du hast gewiß Recht, Claus, und ich glaube, ich werde alt und schwach, daß mich Friedrichs blasses Gesicht so sehr geängstigt! — Nein, nein, er soll mich nicht wieder sorgenvoll sehen, sondern Freude an den Ferien haben, damit er frisch und fröhlich weiter arbeiten kann. Zu seiner Volljährigkeit aber muß er auf^einige Tage kommen —" „Das wird sich auch einrichten lassen," entgegnete Claus Schmidt, „obgleich es für ihn nicht eilt, sich auf Haus Grön wohld und seiner Stiefmutter zu zeigen. Das Geschäftliche haben wir Vormünder für ihn abzunehmen —" „Seine Stiefmutter, — ja, das ist wahr!" rief fast er schrocken Frau Bornhorst. „Wie wohl noch für alle Theile Alles werden und enden wird?" Sie ward hier durch Paula's Eintritt unterbrochen, welche in fröhlichster Stimmung und mit lebhaft erregten Gestchtszügen erschien, um den Kaffeetisch zu decken. Ihr folgte Friedrich mit einem großen Theebrett, auf dem sich alle zu diesem Zwecke erforderlichen Gegenstände befanden. Sie auf dem Tisch ordnend, sagte er, seine Großmutter mit lachendem Gesicht und freude strahlenden Augen anschend: „Nun, Großmutter, hab ich das nicht meisterhaft gemacht? Du stehst, daß, trotz Studium und Examen, ich nicht Alles vergessen, was Du mir beigebracht und ich gewiß einmal ge brauchen kann, wenn ich mich erst als mäßig besoldeter Be amter verheirathe." „Man kann im Leben nie zu viel lernen," bemerkte Claus Schmidt, um einer Antwort seiner Schwester zuvorzukommen, gehen und bestrafe erstIden zehnten. Man strafe höchst selten, aber empfindlich und eigentlich nur wo wirkliche Bosheit zu Grunde liech. 4) Hat man ein Kind gestraft, so lasse man es aus weinen und verlange nicht, daß es ruhig sein, oder gar Ab bitte thun, die Hand küssen soll und dergleichen Unsinn mehr, denn so erwas macht die Kinder falsch, anstatt demüthig, indem sie hier gezwungen werden, ihre wahren Gesinnungen zu unter drücken. Damit nun mindestens dies Wenige erzielt werde, dürfte es wohl an der Zeit sein, ein Gesetz für Behandlung der Kinder zu geben. Hat man nicht Gesetze für Behandlung der Thiere? Bestraft man nicht die Thierquälerei? — Anstatt des Kinderbuches mit dem Titel: „Kinder, habt die Thiere lieb!" sollte man ein Buch schreiben: „Eltern, habt die Kinder lieb!" so einen pädagogischen Katechismus, welcher an alle un bemittelte Eltern umsonst vertheilt werden könnte. Ein Buch, aus welchem sie die einfachsten Lehren der Pädagogik kennen lernen, damit sie sich, wenn sie einst wegen barbarischer Be handlung ihrer Kinder vor Gericht stehen sollten, sich nicht mit Unwissenheit entschuldigen können. Auf diese Weise würde der Staat nur so weit in das Familienleben eingreifen, als er eigentlich, als Rechtsinstitut, die Verpflichtung trägt. Oder wie? Sollte wirklich ein Vater das Recht haben, seine Kinder zu behandeln wie er will? nimmermehr! Der Mensch hat überhaupt nur ein Recht zu allen durch kein Gesetz der Moral verbotenen Handlungen. Ein Kind zu mißhandeln, ist aber offenbar eben so unmoralisch wie ein Thier zu quälen. — Darum hat der Staat hier sowohl das Recht, als die Pflicht, vorzugreifen und ein Gesetz für Behandlung dec Kinder zu geben. — Vor Allem aberbeherzige man die Worte eines mit der Erziehung wohl vertrauten Ge lehrten, indem er sagt: Wer ein Kind zur Erziehung vor sich hat, dem ist die Macht gegeben über Leben und Tod eines Menschen, der kann einen Edelstein schleifen oder ihn in den Schlamm werfen. ThmM, W», Fiebenlehn md die UWkMden — — Viv ulllvrrvlvdnsts Lxpeckitiov lallet kivr- durel» zu rvvkt raklrvleksm Hsn-^bonuvmkmt uuk ll»8 mit üsm 1. Oktober bvAmvvllä« 4. yll»rt»I MkeMsNllsFiküM für ülv L^l. ^mt8d»uptm»üu8eb»kt Nvi88vv, tür ä«8 Lxi. ^mt8Avrivb1 null llvn 8taätratb ru IVIIgäruL 80vis kür <i»8 L^i. k'or8trovtamt ru Iburuuät. Verbreit«« iu a«„ «rtsvbsttvn ^IttannsberA. kirstsnstain, Llanstonstsin, Lrauusdorf öurststardtswalds, OsutsonLnstora, Lroitsscst, 6rum- back. UslstiAsdorf, HsrxoAswalde, Hükndorf, Xaut- kack, Xossslsdorf, klippbuussn, XIsinscstönstsrA, Xamporsdorf. Ximbacst, k-otssn, Uostorn, ölun^A, Xsukircstsn, XsutannesterA, blisdsrwartsta, Xöstrsdorf Xoitrscst, XotkscstänbsrA mit kerne, Lacstsdorf, Lckmiodswalds, Lors, Llsiuback b. ölok., Ltoinbacst i>. Xessölsdocst faustsnsteim, klnstsrsdorf, V/sistropp, Wildster^ u. a. 0. m. ikestellmißk^^ werden von der unter^eicst- nstsn Expedition, von allen staissrl. kostämtsrn, den krisfträAsrn und unseren Llsscstäftsstsllsn in Kv888>8ll0i'f (kosta^snt Xostl) und iisxrogsvvsllls (Kaufmann )äknicken) jederzeit entAe^snAsnom- men. kür auswärts durcst dis kost beroAsn bs- träFt fier kreis 1 ölst. 25 ?f., für die Ltadt öVils- druff durcst unsere Expedition dsxoFsn I ölst. kür ^nstünäiZunASn aller c^rt ist unser Llatt »18 vett«U8 verbreitetste ii» xeriedtsbeLirb ^Viisiiruli von besonderer öVirstunA; wir bersclrnsn bei sorg fältigster ^usfübrung der uns überwiesenen Auf träge billigste Insertionspreise und gewäbrsn bei entsprecstenden öViederbolungsn stoben kabatt. ilv» ämt«- un6 Vovkenkls««» für die Rgl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. ForstrentamtzuTharandt. . O lern' entsagen! Ich möcht es prägen tief in jedes Herz, Ich möcht es rufen laut auf allen Wegen: O, stell dich kühn des Schicksals schweren Schlägen, O, biete deine Stirne jedem Schmerz, In Freud und Leid, in allen Lebenslagen O lern — entsagen! O, wag es doch, entsage nur einmal, Und wunderbar wird sich dein Herz erheben. Entsagung ist das halbe Menschenleben; Sie ist ein Talisman für jede Qual. Die Menschenbrust kann Alles, Alles tragen — Kann sie — entsagen!" Drum möcht ich grüßen euch mit diesem Gruß: O, betet, um Entsagung, wollt ihr beten; Drum möcht ich hin zu jeder Wiege treten Und leise sprechen mit dem ersten Kuß: Willst du dein Leben an das Leben wagen: „Kind — lern entsagen!" Ein verlaufenes Mnd. Motiv: Das Kind rechtschaffener Eltern zu sein, ist der Geburten edelste. Wenn der Glaube an Vater- und Mutterwort das eigent liche Wesen der Erziehung bildet, so kommen doch allzuoft Fälle vor, welche nicht mit diesen Worten in Einklang stehen und einen tiefen Contrast zu dieser Lehre bilden. So liest man nicht selten in öffentlichen Blättern, daß nach einem Kinde ge forscht wird, welches seine Eltern —- um einer Züchtigung zu entgehen — entlaufen sei. Entwichen dem elterlichen Hause aus Furcht vor einer zu erwartenden Strafe, welche vielleicht nicht die erste in dem jugendlichen Leben ist und in Folge ihrer Härte in dem Kinde aufkommen ließ. Es muß weit mit der Lieblosigkeit der Eltern gekommen sein, wenn ein Kind zu diesem Aeußersten greift. Ein solches Kind gleicht einem Volke, das sich gegen seine despotische Re gierung erhebt, einem Jagdhunde, der seinen barbarischen Herrn anfällt. Wir kommen hier zu der Frage: Giebt es denn gegen solche elterliche Nichtswürdigkeiten keine Abhülfe? Giebt man der Betrachtung einen Augenblick Raum, daß dieser Gegen stand äußerst wichtig ist, indem die Erziehung der Schule und Kirche nimmermehr jene Moralität, jene Herzensgüte und jenes Wohlwollen gegen andere Menschen im Herzen des Kindes hervorzurufen vermag, die eine gute Erziehung der Eltern mit Leichtigkeit bewerkstelligen kann; anderseits aber Schule und Kirche die durch eine schlechte Erziehung erzeugte Immoralität im Allgemeinen nicht mehr auszurotten vermögen, da die Schule auf den Verstand, die Kirche viel zu wenig aufs Herz, sondern auf die Phantasie wirkt, — giebt man dieser Betrachtung Raum, so dürfte es von Staatswegen — will man anders künftig moralische Staatsbürger haben — auch künftig eine größere Berücksichtigung verdienen, wie Eltern ihre Kinder im