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Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und Umgegenden : 19.09.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189309195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18930919
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18930919
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1893
-
Monat
1893-09
- Tag 1893-09-19
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Monat
1893-09
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Jahr
1893
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liche Bekämpfung der Cholera ein internationales Interesse ist, mithin des internationalen Zusammenwirkens nicht entrathen kann. Der „Nat. lib. Korr." schreibt: An dem Tod Emin Paschas ist jetzt wohl nicht mehr zu zweifeln, wenngleich die Einzelheiten der traurigen Katastrophe noch mancher Aufklärung bedürfen. Die zahlreichen Opfer, welche deutsche Forschung und deutscher Unternehmungsgeist bereits der Erschließung des schwarzen Welttheils dargebracht, werden damit um einen der aller hervor ragendsten Männer bereichert. Keiner der lebenden Afrikamänner ist ihm an Bedeutung an die Seite zu stellen. Die Verdienste dieses Leben« voll Mühe und Arbeit um die Wissenschaft und die menschliche Kultur ausführlich darzustellen, kann nicht die Aufgabe einer Zeitungsbetrachtung sein. Voll Bewunderung aber liest man in Darstellungen, die sich mit der Erforschung und Aufschließung Afrikas beschäftigen, mit welch rastloser Un ermüdlichkeit, selbstloser Aufopferung, unendlichem Wagemuth und glänzendem Erfolg ein einzelner fremder Mann, fast immer nur gestützt auf seine eigene Kraft und Energie, Jahrzehnte lang einer einzigen großen Aufgabe durch unendliche Schwierig keiten und Gefahren hindurch nachstrebte. Die Schilderungen, wie er in den tiefunterwühltcn ägyptischen Aequatorlandschaften die Ordnung und eine wohlthätige Verwaltung herstellte, wie er sich dann, in vollkommener Vereinsamung abgeschnitten von allen Stätten der Kultur, jahrelang gegen aufständische Sudanesen und Negerfürsten behauptete, so lange es irgend möglich war, wie er sich dann auch durch so manche Mißerfolge und schmerz liche Erfahrungen nicht abhalten ließ, in immer neuen kühnen Unternehmungen das Ziel seines Lebens zu verfolgen: die Schilderungen dieser Thätigkeit wirken geradezu ergreifend. Es lag etwas phantastisch Abenteuerliches in dem Wesen dieses Mannes, aber auf einem Wirkungsfeld, wie das von ihm er korene werden sich Männer ohne eine starke Zuthat dieser Eigen schaften von vornherein nicht versuchen wollen und können. Emin Pascha ist im Kampf gegen das Araberthum gefallen. Es ist die mächtigste und gefährlichste Gegnerschaft, welche von der europäischen Besitzergreifung in Afrika noch zu überwinden ist. Denn den Arabern ist eine gewisse Kultur eigen und eine starke Ueberlegenheit über die eingeborenen schwarzen Stämme, unter denen sie eine altbefestigte und schwer zu erschütternde Herrschaft aufgerichtet haben. Aber auf die Dauer werden auch sie den europäischen Siegeszug doch nicht aufhallen. Die europäische Kultur ist ihnen doch überlegen und muß sich in der weiteren Entwickelung durch alle Schwierigkeiten und Hindernisse hindurch Bahn brechen. Der ungleich besseren Bewaffnung der Europäer und den friedlicheren Mitteln eines in fortschreitender Entwickelung begriffenen Handels und Verkehrs vermag die Barbarei Afrikas doch nicht zu widerstehen. Und um dieser großen Ziele willen muß man auch so schmerzliche Opfer tragen, wie den Untergang des großen deutschen Afrikahelden. Der lange Geduldsfaden der österreichischen Regierung gezutüder dem provozirenven Auftreten des Jungczechenthumes in »ndued doch einmal gerissen. Dos Gesammtmmisterium ver lüde hmncbllich derStadtPrag, sowie Vororte und gleich- romigen Bezirkshaupimannschaften Weinberge, Kore Ittcn Idol und Smichow eine Anzahl Maßnahmen, wu e der Verhängung des kleinen Belagerungszustandes über e. buufff d.n städtischen und ländlichen Distrikte gleichkommen. D nl'.un Vo gehen ist die Folge der unerhörten Hetzereien, w d e Pro,,er Jungczechen in den letzten Wochen nicht nur ge^eii ihre deuttche» Mitbürger, sondern sogar gegen dieRegierungS- aiiivruät leibst IN Scene gesetzt haben und bei denen es z. B. au. letzten Geburtslage des Kaisers Franz Josef auch nicht an bedenklichen antitynastischen Kundgebungen fehlte. Es war Voder die höchste Zeit, daß die ötterreichlsche Regierung durch Auenahmemaßrcgeln endlich gegen dieses fast revolutionäre Treiben oer Prager Jungczechen einschcilt und bleibt es nur für die „Versöynungspoliuk" des Grafen Taaffe charakteristisch, daß er jetzt in solcher Weise gegen seine guten ehemaligen czechischen Freunde vorgeben muß. Inzwischen werden aus Prag weitere Ausnahmemaßregeln gemeldet. Die Behörde sus- pendirte die radikalen jungczechischen Wochenblätter und löste ferner die jungczechischen Vereine Prags und der Umgegend auf. Bemerkenswerther Weise kam es bei diesem Auflösungsäkte mehr fach zu Kundgebungen für Rußland und Frankreich. Der bevorstehende russische Flottenbesuch in Toulon hat eine augenscheinliche Gegendemonstration hervorgerufen, welche Franzosen und Russen doch etwas zu denken geben sollte. Ein englisches Geschwader unter Lord Seymour wird am 11. Oktober aus den griechischen Gewässern in Tarent in Unteritalien ein treffen und dann noch einige andere italienische Hafenstädte, unter ihnen auch Neapel, anlaufen. Da also der Besuch des englischen Geschwaders an der italienischen Küste ungefähr zum nämlichen Zeitpunkte stattfinden wird, zu welchem man in Toulon der Ankunft der russischen Kriegsschiffe entgegensieht, so ist der demonstrative Zweck dieser Fahrt des englischen Geschwaders wohl unverkennbar. In Italien hat die Nachricht von dem bevorstehenden Erscheinen einer englischen Flotte an den italienischen Gestaden große Befriedigung hervorgerufen, in Tarent, Neapel u. s. w. soll eine glänzende Begrüßung der englischen Gäste stattfinden. Vaterländisches. Wilsdruff. Nach dem Winterfahrplan der königlich sächsischen Staatseisenbahnen, welcher jetzt zur Ausgabe gelangt, erhalten auf der Linie Potschappel-Wilsdruff die Abendzüge, wie im Winterfahrplan seit Jahren üblich, wieder eine zeitigere Lage und verlassen darnach Wilsdruff bereits 7 Uhr bezw. in umgekehrter Richtung Potschappel bereits 8 Uhr 18 Min. und finden Anschluß an die Abends 8 Uhr 12 Min. von Potschappel nach Dresden bezw. Abends 8 Uhr 7 Min. nach Tharandt ab fahrenden Lokalzuge. — Der erste Tag unserer Kirmes ist bei dem gerade nicht so wunderschönen Wetter dennoch gut und ohne jeden Un glücksfall verlaufen. Führte uns unsere Bahn schon am Sonnabend Abend und Sonntag Morgen eine große Zahl von Gästen zu, so hatten sich, trotz des am Himmel stehenden Unwetters, doch noch so viele Ausflügler von Dresden und dem Plauenschen Grunde bestimmen lassen, unsere Kirmes zu besuchen, so daß Mittags zwei Züge von Potschappel nach hier abgelaffen werden mußten, um den Verkehr zu bewältigen, in folgedessen entwickelte sich auf unserer schönen Festwiese sehr bald ein malerisch buntes Bild. Auch am Abend desselben Tages sah sich die Bahnverwaltung veranlaßt einen zweiten Zug von hier nach Potschappel einzulegen. — Freiberg. Im vorigen Sommer kehrte Anton Kost aus Krummenhermersdorf nach jünfjährigem Aufenthalt auf der Insel Borneo, wo er als Leiter einer Goldgrube in Stellung ge wesen war, zur größten Freude seiner hochbetagten Mutter in ^>ne Heimath zurück und trat als Leiter des Kalkwerkes Groitzsch bei dem Rittergutsbesitzer Kippe ein. Durch einen Fehltritt stürzte Kost während des letzten Gewitters von einer Mauer, die er bestiegen, um zu sehen, ob der Blitz etwa Schaden angerichtet habe. Ein hierbei erlittener schwerer Beinbruch machte bald die Abnahme des Beines nothwendig, die schließlich den Tod des bedauernswerthen jungen Mannes herbeiführte. Unter großer Theilnahme wurde er in Neukirchen unter den ergreifenden Worten des Pastors Freiherr von Teubern hier dem Schoße der Erde anvertraut. — Der einige 20 Jahre alte Sohn des Gutsbesitzers und Ortsrichter Tautenhahn in Griesbach bei Schneeberg war Montag Abend mit einem Knechte auf das Kartoffelfeld gegangen, um zu wachen. Hier trafen sie drei Burschen beim Kartoffel stehlen an. Als Tautenhahn auf die Burschen zuging, schoß ihn einer derselben mit einer Pistole in die Brust. Der be- dauernswerthe junge Mann ist schwer verletzt worden. Die Kugel ist durch die Lunge gedrungen und hat nicht aus dem Körper entfernt werden können. Der brave junge Mann ist der einzige Sohn seiner Eltern. Die Bevölkerung ist über die Frevelthat sehr erregt. Dem genannten Gutsbesitzer waren in der letzten Zeit mehrfach Kartoffeln in größerer Menge gestoh len worden? Die drei Diebe, die am Montag auf dem Felde angetroffen wurden, hatten sich das Gesicht geschwärzt und wa ren, nachdem der Schuß gefallen, entflohen. — Ein im höchsten Grade beklagenswerther Unglücksfall hat sich vorigen Montag in Hauptmannsgrün bei Reichen bach i. V. ereignet. Man war beim Gutsbesitzer Seifert be schäftigt, im Gehöfte Getreide zu dreschen, und der Sohn des Genannten war auf dem Scheunenboden postirt, um das Ein füllen der Garben zu leiten. Der Vater kam hinzu und ließ sich mit dem Sohne in eine Unterhaltung ein. Unglücklicher weise verfehlte der Sohn bei der Wendung den Tritt der Maschine und gerieth in den sogenannten Wolf, der dem Aermsten den linken Fuß bis über die Knöchel abriß. Im Kreiskrankenstift zu Zwickau, wohin man den Verunglückten brachte, wurde ihm der Unterschenkel bis zum Knie abgenommen. Jedoch schwebt das Leben in großer Gefahr, da namentlich die Flechsen des Ober schenkels sehr gelitten haben. — Die vielverbreitete Ansicht, daß der Nachbar zum Pflücken des über die Grenze hängenden Obstes gesetzlich berechtigt sei, ist nach sächsischem Rechte falsch. Denn nach § 363 des bür gerlichen Gesetzbuches heißt es: „Auf das Grundstück des Nach bars überhängende Früchte gehören dem Eigenthümer des Stam mes, welcher jedoch zum Behufe ihrer Abbringung das Grund stück des Nachbars nicht wider dessen Willen betreten darf. Uebergefallene Früchte sind Eigenthum dessen, welchem Grund und Boden gehört, auf den sie gefallen sind. — Bei der Königl. Altersrentenbank in Dresden be trugen die Einlagen im Monat August d. I. 79 208 M., in den Monaten Januar bis mit August d. I. wurden eingezahlt 1303285 M., davon mit Kapitalvorbehalt 437 943 M., auf Altersrenten 1300574 M., auf Zeitrenten (nur mit Verzicht) 2 711 M., dagegen wurden im Laufe dieses Jahres ausgezahlt an Renten 706 470 M., an Kapitalien 33 979 M. — In Striegnitz bei Lommatzsch brannte in der Nacht zum L-onnabend das dem Drainirarbeiter Schuster gehörige Haus vollständig nieder. Nur durch Herabspringen durch ein Fenster konnte' sich Schusters Frau und der 12jährige Sohn derselben retten. Dem Brande sind 5 Schweine, 2 Ziegen und 8 Hühner zum Opfer gefallen. - Dem „Vogtl. Anz." wird aus Dresden geschrieben: Großes Aufsehen erregt eine Enthüllung, die dem aus Plauen i V. stammenden Pastor Blankmeister durch Ausfinden der Acten im Hauptstaatsarchiv gelungen ist. Als nämlich im Jahre 1732 die Salzburger Emigranten durch das jetzige Königreich Sachsen zogen, wurde im ganzen Lande mit Erlaubniß der Staatsregierung eine Collecte für dieselben gesammelt, welche allein in den Erblanden die große Summe von 28 336 Thalern einbrachte. Hierzu hat z. B. Leipzig 3398 Thaler, Zwickau 735 Thaler, Plauen 626 Thaler, Annaberg 981 Thaler, Oelsnitz 333 Thaler beigesteuert. Davon erhielten die Salzburger keinen Heller! Bis heute hat man nicht gewußt, wohin das Geld gekommen ist. Der berüchtigte Graf Brühl hat sie einfach verschwinden lassen! Wie das möglich war, erzählt Pastor Blank meister ausführlich in einem Schriftchen: „Eine Landes- collete und ihr Schicksal". Es berührt schmerzlich, zu er fahren, wie schnöde man unter jesuitischen Einflüssen im Zeitalter August des Starken die evangelische Kirche zu behandeln wagte, und doch giebt es noch immer Leute, welche „die unschuldigen Jesuiten am liebsten wieder nach Sachsen zurückholten!" Wahrheit uud Dichtung. Original-Erzählung von Mary Dobson. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Wie alles zusammenhängt, werden wir wohl später er fahren, hören Sie jetzt, was ich Ihnen vorzulesen habe," ant wortete der Beamte, der, seine Brille nehmend, begann: „Frau Magdalene Bornhorst, welche im Jahre 185— in New-Jork gelebt, möglicher Weise aber seitdem nach Deutsch land verzogen ist, wird hierdurch aufgefordert, sich wichtiger Nachrichten halber bei dem Rechtsanwalt Eichhoff in Westfalen zu melden. Sollte Frau Magdalene Bornhorst un- terdeß mit Tode abgegangen sein, so werden Diejenigen, welche über ihre Enkel, einen Knaben und ein Mädchen, Auskunft zu geben vermögen, ebenfalls aufgefordert, sich an obige Adresse zu wenden." Frau Bornhorst hatte ihm aufmerksam zugehört und sagte, als er das Zeitungsblatt auf den Tisch legte: „Es ist mir jedenfalls lieber, das lesen zu können, Herr Di rektor, als Frau Erdmann die Mittheilung machen zu müssen, daß ihre Kinder nicht die einzigen rechtmäßigen Erben von Friedrich Erdmann sind!" „Da haben Sie gewiß Recht," erwiderte ernst der Beamte, „und wird Ihnen dadurch die Sache, die doch erledigt werden muß, sehr erleichtert. Uebergeben Sie sie nun dem von Ihnen erwählten Anwalt, der ein ebenso gewandter wie tüchtiger Jurist ist, damit er die nächsten Schritte einleitet." Nach einem kurzen weiteren Gespräch über die Allen gleich wichtige Angelegenheit entfernte nach freundlichem Abschied sich der Gerichtsdirektor; Frau Bornhorst, Claus Schmidt und die ebenfalls hinzugekommene Christine aber setzten es noch eine Weile fort, und Bruder und Schwester beschlossen, am Nach mittag zu dem von ihnen ausersehenen Anwalt zu gehen und ihn mit dem Fall bekannt zu machen, denn sie seiner Führung anzuvertrauen gedachten. XVI. Zwölf Jahre waren dahin geschwunden, sie hatten große und wichtige Ereignisse gebracht, auch der französische Krieg hatte stattgefunden, ein einziges Deutschland war erstanden, und in den fernsten Weltgegenden begann die schwarz-weiß-rothe Fahne sich Geltung zu verschaffen. Aber auch unzählige Familien hatten Wandlungen erfahren; die Siege waren durch die Jugend und den Kern des deutschen Volkes erkämpft und erkauft worden und hatten diese hinweggerafft, und greise Eltern und hilfsbedürftig Wittwen und Waisen beklagten unersetzliche Verluste, und den Werken der Liebe und Mildthätigkeit war ein weites Feld er öffnet worden. Auch Frau Bornhorst und die Ihrigen hatten auf diesem Felde unermüdet gearbeitet, und thaten es auch noch, sobald sich ihnen die Gelegenheit darbot. Sie selbst hatten durch die ver schiedenen Kriege keinen ihnen nahe stehenden Verlust gehabt, wenngleich mancher ihnen bekannte junge Mann den Tod für's Vaterland erlitten. Die verflossenen Jahre aber waren für sie nicht spurlos dahingegangen, sie hatten ihnen herhalten müssen, wenngleich das Alter ihnen mit leisen Schritten gekommen war, als scheue es sich, in ihrem so thätigen, schaffensreichen Leben sie zu berühren. Für Friedrich und Magdalena Erdmann hatten die zwölf Jahre die größte und wichtigste Wandlung im Menschenleben ge bracht. Sie waren aus dem Kindes- in das Jünglings- und Jungfrauenalter hinübergetreten, und standen in derBlüthe der Jahre, und mit Recht blickten die Ihrigen, wie Alle, die sie kannten, voll Liebe und Freude auf sie. Ersterer, jetzt im ein- undzwanzigsten Jahre, war ein gar stattlicher, junger Mann und das vollkommene Ebenbild seines verstorbenen Vaters geworden. Er hatte, seinem frühesten Plan zu Folge, sich der Rechtswissen schaft gewidmet und stand demnächst vor dem Examen. Dies that auch sein Freund Max Raben, der gleichen Schritt mit ihm gehalten, und wie er schon als Knabe gewollt, Mediziner ward. Magdalena, im neunzehnten Jahre stehend, glich ihrer Mutter und war ein ebenso liebliches, wie durch Frau Bornhorst's vollständige Erziehung anspruchloses und tüchtiges Mädchen geworden. Gleich zeitig war sie gründlich unterrichtet, und hatte mit ihrer Freundin, Paula Hersfeld, während zweier Jahre eine Erziehungsanstalt der Hauptstadt besucht, wo auch ihr hübsches Talent für die Musik ausgebildet war, das den Ihrigen manche erheiternde Stunde gewährte, denn Claus Schmidt hatte seiner Großnichte ein so kostbares Instrument kommen lassen, wie es in der Stadt kein zweites gab. Ihre und Paula Hersfeld's Freundschaft, welche mit ihrer Mutter den in den Ruhestand getretenen Großvater pflegte, hatte sich unverändert erhalten. Paula, ebenfalls ein «hübsches, frisches Mädchen, mit lichtbraunem Haar und dunkel -blauen Augen, war täglich im Bornhorst'schen Hause, wo sie j Magdalena in der Besorgung der Haushaltung beistand, welche dieser bei zunehmendem Alter der Großmutter übertragen worden. Das war auch an einem prächtigen Nachmittag um die j Mitte Juli geschehen, und die hochgerötheten Wangen der jungen «Mädchen verriethen, daß sie eifrig beschäftigt gewesen. Als sie jetzt den Tisch für mehr Personen, als sonst, hübsch und sauber ! gedeckt, zur Feier des Tages ihn auch mit Wein, Gläsern und Obst versehen, und dabei stets angelegentlich, und in sichtlich freudiger Erregung gesprochen, trat Frau Bornhorst ein. Auch ihre Züge drückten Freude und zugleich Spannung aus. Sich dem Tisch nähernd, betrachtete sie ihn mit prüfendem Blick und sagte beifällig: „Das habt Ihr recht hübsch gemacht, Kinder, und wenn Ihr für die Küche auch so gut gesorgt, so wird unseren lieben Reisenden das Mittagessen gewiß vortrefflich schmecken!" „Das hoffen wir, Großmutter," entgegnete Magda lächelnd und mit leuchtenden Augen. „Meinst Du nicht auch, Paula?" „Gewiß," betheuerte diese und stellte noch ein Körbchen mit Brod auf den Tisch. „Großmutter", — sie hatte seit ihrer Kindheit das Recht, Frau Bornhorst also zu nennen — „wir haben Alle Deine Anordnungen genau befolgt und wenn nur erst die beiden Studenten hier sind, wird auch das Essen fertig sein!" In diesem Augenblick trat Frau Schmidt ein und die i blühenden Mädchengestalten und derer Werk mit einem wohlge fälligen Blick streifend, sagte sie, sich zu ihrer Schwägerin ! wendend: ! - „Claus ist vor einer Viertelstunde mit dem Hausknecht - nach dem Bahnhof gegangen. Der Zug wird wohl bald , kommen." „Das glaube ich auch," erwiderte diese, nach der Wanduhr fehend „Es ist bald drei " Ein langgezogener Pfiff der Locomotive verkündete deren Annäherung und Ankunft, und höher rötheten sich die Wangen der jungen Mädchen, und freudig strahlten die Augen der beicen Matronen. Mit unvernehmbarer Erregung sagte Frau Bornhorst: Sie werden während des Jahres, wo wir sie nicht ge sehen, gewiß verändert sein " „Sie sind nur so viel älter geworden, Magdalena," er widerte mit leisem Nachdruck ihre Schwägerin, „und das macht in ihrem Alter viel aus." „Es ist nur schade, daß Max seine Eltern nicht zu Hause findet " „Sie kommen aber schon übermorgen," antwortete Frau Bornhorst, „und so lange muß er sich mit seiner alten Tante und uns begnügen. Auch währen ja die Ferien ziemlich lange " „Sie werden während derselben gewiß wie im vergangenen Jahr eine Reise unternehmen," meinte Magda, welche mit ihrer Freundin an einem der mit schneeigen Vorhängen und blühenden Topfgewächsen versehenen Fenster stand, wo beide mit sichtlicher Spannung auf die Straße hinausblickten." „Es ist möglich, daß sie mit irgend einem solchen Plan Herausrücken werden, versetzte ihre Großmutter. Wohlweislich aber hat Friedrich bis jetzt nichts darüber geschrieben!" Lebhafte Stimmen und schnelle Fußtritte näherten sich dem Hause und die ebenfalls an's Fenster getretenen Frauen sahen mit den momentan noch höher erröthenden jungen Mädchen Claus Schmidt mit den beiden Studenten kommen, welche schon die Scheiben mit forschenden Blicken betrachtet hatten, und leb haft grüßten. Im nächsten Augenblick betraten sie das Zimmer, und nach langer Trennung fand eine allgemeine herzliche Begrüß ung statt, bei welcher unter den jungen Paaren eine allgemeine Befangenheit zu Tage trat, die indeß bald wieder schwand. Als die erste Aufregung überwunden, sagte Frau Bornhorst, welche mit ihrer Rührung am nächsten kämpfte, zu den beiden stattlichen jungen Männern: „Willkommen nun bei uns, Ihr Beide, nach so langer Zeit! — Es freut mich, Euch in diesem alten Hause gesund und wohl wieder zu sehen "
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