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UHM für WÄmff TharMt, Wn. Meukhn nnd die UmMÄtN Imtsölsll 4 für die Agl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt No. 55 Dienstag, den 11. Juli 1893 Jahn. Wilsdruff, am 10. Juli 1893. außerhalb des Hauses Anlaß gab, läßt sich denken. und Be- einstweilen noch den Deutschen Reichstag beherbergt, weht seit Dienstag früh die schwarz-weiß-rothe Flagge — aber welch merkwürdiger Zufall, die Flagge ging beim Aufziehen nicht bis zur höchsten Spitze empor, sie blieb fast „halbmast." D»k> Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Jnsertionspreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. Königliche Kreishauptmannschaft v. Bose. Donnerstag, den 13. dieses Monats, Nachmittags i» Uhr öffentliche Stadtgememderathsfitzung Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. sagt uns ja auch: Frankreich ist an die Grenze seiner Leistungs fähigkeit gekommen. Nun, dann braunen wir nach dieser Seite hin nicht weiter zu rüsten. Und gegen Rußland haben wir doch auch noch auf unsere Bundesgenossen zu rechnen. Wir können Rußland an Zahl der Soldaten doch nicht erreichen, sondern müssen uns auf die moralische Ueberlegenheit unserer Armee verlassen. Wunderbar ist nur, wie man einerseits Rußland als emen Feind ansieht und andererseits mit ihm Handelsver träge schließen will. Wir erwarten auch hierüber eine Aus kunft vom Herrn Reichskanzler." Hierauf erwiderte der Reichs kanzler Graf v. Caprivi in folgenden Worten: „Der Herr Vorredner hat eine so große Menge von Fragen an mich ge richtet, daß es die Arbeit von Hunderten von Beamten auf lange Zeit erfordern würde, eingehend darauf zu antworten. Der Geist und die Phantasie des Abgeordneten kann schnell über die Dinge hinfliegen, aber eine Regierung, welche die Verantwortlichkeit trägt, muß sich in die Sachen vertiefen; zum mindesten müßte ich mich erst orientiren. Was die Frage der Deckung anbelangt, so würoe ich glauben, den Vorwurf des Herrn Gröber, daß die Regierung unehrlich verfahre, zu ver dienen, wenn ich irgend etwas anderes antwortete, als was ich gestern gesagt habe. Ich glaube aber auch, der Herr Ab geordnete kann sich mit dem gestern Gesagten begnügen. Ich habe gesagt, was zu sagen ist Wenn der Herr Abgeordnete wünscht, daß die Reichen herangezogen werden, so könnte ich antworten: das will ich auch. Aber wir würden uns vermuth- lich über den Begriff „reich" in Differenz befinden; es würde die Frage entstehen: wer ist im Sinne der Regierung ein Reicher? Daß Schuldenmachen im Reiche vom Uebel ist, kann ich dem Herrn Abgeordneten auch zugeben; ob wir damit auf hören können, ist fraglich, wir werden aber zunächst in's Auge zu fassen haben, die Schulden, die das Reich gemacht hat, all mählich zu amortisiren. Daß die Matrikularbeiträge erhöht werden müssen ist ein Uebelstand; wir werden Mittel und Wege finden «nüssen, ihn abzustellen. Aber es fragt sich eben: wie die Sache machen ? Ich kann dem Herrn Abgeordneten gegen über nur die Bitte wiederholen, die ich gestern an das Haus gerichtet habe: zur Regierung das Vertrauen zu haben, daß sie in dem gestern bezeichneten Sinne das Mögliche leisten wird, die Deckungsfrage einer gedeihlichen Lösung zuzuführen." — Die nächste Sitzung findet Donnerstag, den 13. d. M. statt. Auf dem „grauen Hause" in der Leipziger Straße, das , Bekanntmachung. Großenhain vertreten Meißen ist vom 15. Juli bis 12.Mugust dss. Js. beurlaubt und wird während dieser Zeit von Herrn Bezirksarzt vr Gruner in Dresden, den 19. Juni 1893. Erscheint wöchentlich zweimal u. zwar Dienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. - Einzelne s Nummern 10 Pf. Holzverftetgerung. Von den auf dem Tharandter Revier in den Schlägen der Abth. 5 und 12 und im Einzelnen in den Abth. 1—12, 16—24, 26, 27 32—34 49—51 56 57 62 63, 66—69, 72, 74 und 75 aufbereiteten Hvlzsortimenten sollen im Gasthause zur Tauue in Tharandt Donnerstag, den 20. Juli d. I. von Vormittag 10 Uhr an 3694 w. Stämme, 40 h. u. 456 w. Klötzer, 23 w. Stangenklötzer, 2941 w. Stangen, 34 Rm. h. und 423 Rm. w. Brennhölzer, 754 Nm. w. Stöcke versteigert werden. Näheres enthalten die in Schankstätten und bei den Ortsbehörden ver umliegenden Orte aushängenden Plakate. Königl. Jorstrevierverwaltang und Köuigl. Forstrentamt Tharandt, am 8. Juli 18Y3. find. In Folge dessen ist die Freisinnige Vereinigung und die Deutsche Reformpartei von den Kommissionssttzungen aus- geschieden worden. Die Mitglieder der Süddeutschen Volks- Partei zählen in Folge besonderen Abkommens der Freisinnigen Volkspartei zu, so daß die letztere einschließlich einiger Wilden mit 36 Stimmen bei der Vertheilung der Kommissionsplätze in Rechnung kommt. Die Fraktionen des Reichstages sind allmählich immer juden ärmer geworden. Wenigstens die ungetauften Juden verschwinden immer mehr, während Anfang der siebziger Jahre noch die nationalliberale Partei mehrfach mit solchen durchsetzt war, und auch die konservative Partei sich der Mit gliedschaft des Barons Rothschild zu erfreuen hatte. Im neuen Reichstage wird, dem „Volk" zufolge, die sozialdemokratische Fraktion den alten Bestand an Juden aufzuweisen haben, nämlich den Millionär und Mäntelfabrikanten a. D. Singer, den Rechtsanwalt a. D. Stadthagen und den Chemiker a. D. Wurm. Der nationalliberalen Partei wird der allerdings ge taufte Professor Friedeberg angehören. Aus der Reichstagssitzung vom Sonnabend berichtet die „Staatsb.-Ztg". Für den Anführer der Judenschutztruppc, Herrn Heinrich Rickert aus Putzig, ist der heutige Tag jeden falls einer der schönsten seines Lebens. Als der Reichskanzler den Sitzungssaal betrat, eilte Herr Rickert, der sich schon längere Zeit in der Nähe aufaehalten hatte, auf ihn zu, wurde vom Reichskanzler mit warmem Händedruck empfangen und in ein längeres Gespräch gezogen. Mehrere hohe Militärs gesellten sich zu der Gruppe, so daß Herr Rickert sich bald vollständig unter militärischer Bedeckung fand. Glückstrahlend schaute er um sich, und über sein Gesicht legte sich ein Zug der Ver klärung, als der Reichskanzler ihn wiederholt auf die Schulter klopfte. „Ach, er hat ihn ja nur auf die Schulter geklopft", lautete die Variante, die man mehrfach im Foyer Horen konnte. Leider konnte Herr Rickert zu dem Augenblick nicht sagen „Verweile doch, Du bist so schön", er ging nur zu schnell zu Ende; der Reichskanzler begab sich auf seinen Platz und auch Herr Rickert nahm seinen Sitz wieder ein. Im Wahlkreise Alsfeld-Lauterbach, wo infolge der Dop pelwahl des Abgeordneten Zimmermann eine Nachwahl statt finden muß, hat die Deutsche Reformpartei im Einverständniß mit dem antisemitischen Wahl-Komitee des Kreises dem Maler Bindewald aufgestellt. Der Haß gegen den Antisemitismus macht sich auf jede Weise Luft in den Blättern, welche jüdisch sind oder jüdischen * Interessen dienen. Kann man die Sache nicht mit Gründen .Daß bMmpfen, so reibt man sich an den Personen. Anläßlich der dies Omen natürlich zu zahllosen Bemerkungen innerhalb und, Reichstagseröffnung schreibt das berüchtigte „Kleine Journal" s 'Berlin in einem Bericht: „So mußte man sich denn mit Der .Senioren - Konvent des Reichstages hat beschlossen, dem erhebenden Anblick begnügen, Herrn Ahlwardt im Frack Tagesgeschichte. Die Fraktionen des Reichstages hielten am Donnerstag sämmtlich Sitzungen, um sich über die Haltung zur Militär vorlage schlüssig zu machen und die Redner für die erste Be- rathung zu bestimmen. Es besteht die Absicht, von jeder Partei nur einem Redner das Wort zu geben. Von zuverlässiger Seite wird versichert, daß die Polen für die Militärvorlage stimmen werden. Die Deutsche Neformpartei (Böckel) wird der „Staaisb.-Ztg." zufolge bei der ersten Berathung eine Anfrage einbringen' in welcher Weise die Negierung die Mehrkosten aufzubringen gedenkt. Die bisher gemachten Vorschläge ge nügten der Partei nicht, und sie sei entschlossen, die Vorlage abzulehnen, wenn die Auskunft der 'Regierung unzulänglich sei. Auf denselben Standpunkt steht auch, wie es heißt, em Theil der Konservativen, unter ihnen die ncugewählten Kompromiß- Kandidaten. An dec nun am 8. d. M. stattgefundenen 4. Plenarsitzung des Reichstages hat sich derAbg. Böckel (Antis.) folgendermaßen ausgelassen: „Unsere Stellung hat sich seil der vorigen Session etwas zu Gunsten der Vorlage geändert, weil man die Steuervorlagen hat fallen lassen, aber wir müssen, bevor wir die Vorlage bewilligen, Garantien dafür haben, daß nicht wieder Konsumartikel, die die breiten Schichten des Volkes belasten, besteuert werden sollen. Wir verlangen d,e Bestätigung unserer Wahlparole, daß das Geld von den reichen Leuten ge nommen wird. Um eine bejahende Stellung emzunehmen, müssen wir namentlich auch Klarheit über die Borsensteuer haben. Wir wollen aber auch keine neuen Schulden machen und sind also gegen eine Anleihe. Unsere Schulden sind auf 2 Milliarden angewachsen und belasten jeden einzelnen unter- thanen. Wir wollen nicht in die Lage überschuldeter Staaten kommen, wie Serbien und Portugal. Auch eine Vermehrung der Matrikularbeiträge wollen wir nicht, sondern verlangen eine wirksame Besteuerung der Börse. Dabei haben wir haupt sächlich im Auge die Besteuerung ausländischer Werthe, eine Emissionssteuer, eine Reform der Börsensteuer, die auch wirklich etwas einbringt, eine Lurussteuer, eine Wehrsteuer und eine progressive Reichseinkommensteuer. Ich kenne wohl die ver fassungsmäßigen Bedenken gegen die letztere, aber wir werden nie zu einer gerechten Einkommensteuer kommen, wenn sie nicht von, Reich ausgeht. Die großen Vermögen eines Bleichröder und Rothschild 'wünsche ich mehr zu treffen, sie bilden eine soziale Gefahr im Volke. Der Aufstauung so großer Vermögen muß man entgegentreten. Dabei möchte ich dec Regierung noch einige auf die Militärverwaltung bezügliche Wünsche vor tragen: nämlich daß sie auf den Bezug von Bedürfnissen für das Heer direkt vom Produzenten Bedacht nehme und die kleinen Slädte nicht von Garnisonen entblöße. Dann habe ich schließ- 'ich noch den Wunsch, daß diese Vorlage die letzte ihres Charakters sein möge (Heiterkeit links) und daß es nicht bald wieder heißt:, — —— — 7— — 7— Vivat ssqusns. Bei der herrschenden Nothlaqe können wir daß Parteien, welche nicht wenigstens 15 Mitglieder zählen, zu sehen. Die anderen Antisemiten hielten sich abseits von ein weiteres Anspannen der Wehrkraft nicht ertragen. Man'bei der Vertheilung der Kommifsionsplätze nicht zu berücksichtigen ihm und die anderen Abgeordneten hielten sich wieder abseits s l Ain§d^"dasigen"G^^ Monats, 2 Uhr Nachmittags gelangen in dem Dorfe Blankenstein 2 Kühe und 3 Kalben zur öffentlichen Versteigerung. Bieter- Wilsdruff, den 10. Juli 1893. Sek. Busch, Ger.-Vollz. Dieses Msnats, V, sO Uhr vormittags gelangen an hiesiger Gerichtsstelle 1 Kleiderschrank, 1 Hobelbank, 1 Zeugrahmen, 5 Stück Sägen, m. 600 Stuck Bretter undversch,ebene Tsichlerhandwerkszeuge gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Wilsdruff, den 8. Juli 1893. Sek. Busch, Ger.-Vollz.